H t StrffETWP TöaNckje Cmafia trtBün. Montag, 10. März 1913. ! v ! tii -!'."f. Deutsche! Treue l " r t Von C. Löelltt.LIonhart. I llliflll f "" bitten. Ctäfift!" ... Dr Card tu Corpi -Datei her Däne, d! Koch ou' npo.conrh dtJ WierekZUgk ' hi f-flnS in tmh Kalk tost f beleibten Damk. teren ' profefS, Gesicht lebhaft InS Blaurote hr rTf.f.t Üllafc ÖUf tSUel Wr Rennbahn von üijotict iri firt:nter. Vfc -'.n '"T " ? w r ßlepcnte Herren, meist flott jung ÜtlUtttn arntiitn' ' s.irf- iflti htn des Weitrenn. 'rniiufiufff fierunt tU Itxit bäuchige ttapp spi itjttn Inhalt an lunnen tbatllithtnbtti AristokkatlNNkN fir W:e ivnft MS. Ein mWtt Viererzug brauste in diesem Augenblick heran, und eine . .wädckenbakt lcklanke. dunkeläugige . t .,. AI Tibnm tnatt muu, in tun i"" rVv...... . - 1 che Regenrock von Nopf fo ,u Fuß i, eingeknöpft, ein kleine, Filzhutchen auf dem Köpfchen, nickte in linder altdt Fröhlichlel! ver jungen, um' ' - . m , T t ..1 NgttN Gesellschaft levyaji rnigrgr,'. f. ßtirnobl. ein schlanker Drago ftetf: noch salutierend an die Mütze reiken kann. ES ist ein Paar , von so ungewöhnlicher Jugendlich j i,n hat, i lckon dadurch die Aus merksamkeit auf sich lenken rllrde. ' wenn sie in der Gesellschaft durch Rang und per Snliche LievenSwllrliig' keit Nicht so wie so schon eine er Kull svielien. Nun steht die schlanke. kleine Gräfin auch unter der Gruvpe eliaiiZerender. und der l it(wfli Debattierender, uno i D - ... .,. I,!. erntn ?ruvv 1 Hfli aurnaoiiu in den offenen Pavillon hinauf, der den Damen des Unionklutt reserviert in .Geben Sie schon?" fragt s,e. Un r-fsntifm als rückwärts die gend. alS der Garde du CorpS mit .in,, fUnr.nien Nerbeuauna sich an hn 7?,nk?nstiisen emvsehlen will. Muß wohl so nach und nach, od fnn irf, erst beim iroeiRn ..'"iimtii I '7 , V iftfmtr!." fflut 9TVidmar.r.5kit also! Glück hatt man ?llnen wohl Nicht wiin trf,n Wnrnn" lackte sie. und die Grübchen spielten reizend in dem ziel kicken Eesickt. ' JlörtnU 9 gebrauchen .-sagte er kläglich. Dame Fortuna kehrt mtt seit einiger Zeit sehr entschieoen oen NückkN. ntworteie nichts, sah aber I schr ausdrucksvoll und schelmisch an 1 fint Botiikr. mit. ihrem konzentrier Tirt ir fnahc.Tltn Trt l l-lltll . V-A k ' ... ...o .i t.:fvt::f. t. nin nnn 11er an ein viiuuuv' tckez Mädchen mit nicht minder gro ßcm Interesse zu der nristokratlschen Gesellschaft herüberblickte. Oder galt ,sknntk Aufmerksamkeit nur der jungen Gräfin oder dent Kavalier in km rotverzierten weißen Waffen tock? .Ware ein Radikalmittel-, flog S leicht andeutend von der Gräfin Ho henfelds Munde. gnädigste, ich habe mich immer gegen ein Arcanum gewehrt, bei dem meinen Gegnern meine wirkliche Na tur vielleicht in Frage käme. Fände ich ein solches; unserer Hausapotheke, würde man es fa untet unS" für zweifelsohne halten; so fürchte ich Mich davok.' für einen modernen Spt kulanten zü gelten, der die goldenen Früchte ohne Skrupel von der Straße auflieft." .Bei so viel Schönheit! Sie sind überängstlich, lieber Westap von der Straße! Unsinn! Wagen Sie tS : dreist draufhin. Die Tochter ei ner geachteten Bankfirma wird man unmöglich als die erste Beste ansehen können, und ich werde Ihr Anwalt werden, verlassen Sie stch daraus, Gerade so zuversichtlich können Sie darauf baucwie auf Ihre Miuka und Ihre Reiterkunst. Mein letztes Taschengeld habe ich darauf gesetzt, behalten Sie daS im Gedächtnis und retten Sie meine Kasse", neckte sie röhlich. indem sie mit rhm in engli cher Manier ein kräftiges Hände chütteln wechselte. (Bin prächtiger Mensch, so durch nd durch ehrenhaft", wandte sie sich alZ er gegangen war, voll Liebesei I Ut an die blasiert auLschcnde junge , Dame mit dem rotblenden Kraui scheiiel und dein Kneifer auf dem ge wölbten Nasenrücken, die etwas hoch . iiitisi da schöne Mädchen auf der l YMne beäugelie. ß Zu geputzt", krilisierte sie. ohne , darauf inzugehen. Tasz die Da xi,en der hinanzwelt immer mit ihren Toiletten ' U Augen siechen wol V I len. Sie "nuidjnt es uns sonst in al- x Dingen sofern nach; aber unsere ' i d. nehme S ' .jhtfjeit, die so schick ist. X die kopier'' ,.t nicht. Westap wird j ihr daZ, wringen müsse!,, wenn ' i fch sck '.ich dcch nvch in dem go'oe "Nen ?.etz von Fräulein Sydoo fangen ' las." ' .Ob da geschieht, ist doch noch stk,r die Frage." Mird ihm wühl nichts llkrig Blei seit, seine Verhältnisse sollen ein biß stark verfahren sein." Wodurch? Er hat doch eine !5k Zulage von seiner 'Mut' ':." -a. die reicht aber nur biö zölf M ta'OJi - r 7""- "rTrf:1 Uhr nachtS sagt. . . ." nachher Kurt .Kurt sollt sich schämen, aus der schule u plaudern . rief di kleine öiräsin entrüstet und war im Ve griff, der rotblonden Dame ärgerlich den Rücken ii wenden; dann ober be sann sich di kleine warmherzige Frau eines besseren und blickte mit ihren groben dunklen Kinderaugen, den lüken Augen der Siztinischen Ma donna, dem mokanten Fräulein bit tcnd in Gesicht. .Sprechen Sie'I nicht weiter, Kamilla; wenn es dem Vater zu Ohren kommt, ist dem Westap jede Ehan auf da Mädchen von vornherein genommen, so sehr sie auch für ihn zu schwärmen scheint. 5,hren Bruder werd' ich mir nachher in Gebet nehmen, der soll nicht so wie ein altes Weib mehr weiter schwatzen, was unter Kameraden vor sich geht. Die, die ihre wild-mil, wie der Engländer sagt, frühzeitig ausgestreut haben", schloss sie mit al l'kliebstek Altkugheit. .werden nach kr die allersolidtsten, und in dem Westap ist ein guter Kern. Wir fras Heini mein Arid und er sind zusammen aufgewachsen, ich kenne ihn durch und durw. und wein, wenn er ein biszchen flott lebt, so hat meistens das schlechte Beispiel und seine Ge ll chaft daran schuld, ffrid war euch nicht besser vor unserer Heirat und ist nun In Muster von Colidi lüt. Ich bürg für Westap. Wenn seine Ehrenhastiqkeit in Frage käme. weine Hand lege ich dafür ins ??euer. er sckwanlt. keinen Moments ,oo für ihn der rechte Weg liegt, uns ,i . . . . räb,- sein Ehr nicht preis um den Loh. seines Lebens." Welch inen warmen Anwalt der leichtsinniges Windbeutel an Ihnen bat. Gräfin!" mokierte sich mit höh' nisch.zuckenden Lippen daS alternde Fräulein in der jugendlich-kurzen Promenadentoilette. Den hat jeder gut Mensch an mir und besonders der. der furchtlos dem Otterngezücht Boshafter die Stirn bietet, ohne in seiner gradher zigen Redlichkeit zu ahnen, wie giftig die im Rücken zischen und siechen Ion nen. fertigt Gräfin Hohenfeld ner gisch die boshafte Saldern ab, ohne sich herbeizulassen, auf den versteckten Seitenhieb im geringsten einzugehen. Wem an meinein und meines Man nes Umgang etwas gelegen, der lasse uns den Westap in Frieden. Wir uögen ihn gern, haben ihn lieb und treten in jeder Weise für ihn ein. . . Still, da läutet es schon sie star ten. Der Blaue bat einen Borsprung der Grüngelbe überholt ihn da turzt der Rotweine nun. . . Sie bracht ihren Krimstecher immer dichter vor die Augen und rief immer aufgeregter, bis sich der Wettkampf entschied. Während der kurzen Pause begab ich die Gesellschaft wieder auf die wohlgepflegten. weit sich hinziehen den Promenadenwege. di von dem hübschen Landschaftsbilde der breit ich dehnenden Hügelkette und des Grunewalds weit im Hintergrunde umspannt werden. Die Herren bega ben sich nach dm Totalisator, um neu zu roetten, oder be ucyten oen Sattelplak. auf dem sich Westap und Noch in paar Mitreiter fiitö nächste Herttnreiten zurechtmachten. Als Westap eben derausgentten kam und sein fchneidig-elegante Ge statt in der gelockerten nxifzen um orm jetzt lässig im Sattel schaukeln iesz. fuhr ein Hotelwagen mir Diener eben vor. Er warf einen neugierigen Blick auf die einzig Insassin im Fond, det eine ältlich Person, eine weibliche Be dienung wayrlchemlicy, eyrervielig gegenllbersasz. Eine Fremd also, dirs blendeuo chöne Erscheinung! Eine Frau der iesigen Gesellschaft hatte sich nicht allein denn di Dienerin zahlte nicht an diesen Ort begeben "ie wurde sich keines Mietwagens be dient haben; am wenigsten aber hätt sie dieses höchft kleidsame, doch auf ällige Kostüm von enganschmiegtn dem, silberpelzverbramten, grünen Samt getragen, da sie allein war, um fo weniger twaZ so Apartes ge wählt. Auch würde line Dam der einheimischen Gesellschaft nicht ss icker in anung uno Gang our die staunenden, murmelnden Massen dahingcschritten sein mit der hoch mütigen Gleichgültigkeit einer Hul diauna a,e:?ohnten Fürstin, als sie jetzt den Wagen verließ, und langsam, in vornehmer Ruhe bis an das den Rennplatz trennende Staket schritt, wo sie, beid elegant bekleidete Hände eicht aufttstudt, den Oberkörper M atemloser Spannung vorgebeugt, mit bannendem Inieresse der Entwick una des WettkampftS mit den olän senden Augen folgte. Erst Westap voran auf seinem Goldfuchs, nun holt ihn Fürsteneck ein auf seinem Schimmel, da jageii sie den Berg hinauf, hinunter Kopf an Kpf, die anderen alle weit hinter sich, ffrer.tlisches Jubelgeschni emp fängt sie von den TriUine,,, wo al Ui in siedtihzfier Erirattung auf den tfufjspit "- ' it gereckten Halsen ittl, al tön,...,. it den Wettreitern 0 vorwärts hei en. Auch et schon Fremd hat sich I unbeschreiblicher Ausreauna weit - vorgclxuat. den Mund weit offen, di Auaen st roh lend groh aufgerissen, da beide Reiter nun kühn II Ix? di HUrden fortsetzen uns Sporen uns Pettsch braucheno voruixrsau en wi oi Windsbraut, Noch in lktzies Hindernis in Graben. Donner rüg bricht der Ju bel loö, als nun um eine Kopses länge nur ffiirsteneck den Borritt er zwingt. Da peitscht r wie wahnsin nig daraus kos der Ehrgeiz nt brannte In Westap. Vorwärts hetz er fein Pferd, wie die wilde Jagd Vorworts, vorwärts! Auf dem Anzeiger fällt eben die Nummer. Viktoria, sie sind am Ziel! Mstav ist S eaer! AIS er todmüde mit schlotternden Gli dern. abgerieben, abaehetzt nun seit wärtS an der Tribüne vorbeireitet ohne hinauf zu blicken, fällt ihm eine weiße Rose auf den Sattel und in paar Schritt weiter harrt seiner ein neuer SiegeZpreiS. Die Fremde sieh da aufgepflanzt, wie feiner in Er, tisnritmn knrrtnYf lntinSrfi4ftnlt ll'UIIUIIJj IUt.WIM. IVHIIWlMVIl. Aua bänat strahlend, bezaubert und dttaubernd an ihm. Es Hegt stau nende Bewunderung in diesem festen Anschauen und er schämt sich feiner nachlässigen Haltung und schnellt em por. Da umzitterte in eigentümll cheS Lächeln, ist eS Triumph, ge schmeichelte Eitelkeit, ist es ein tief reS. besseres Smpfinden? den schön geschwungenen Mund und macht sie berücken. AlS Westap bei einem dritten Ren nen . mitreitet, lehr ik am idtarer Kafav, wi erstarrt in angespannte stem Zuschauen, und alS er als Sie ger abermals an der Tribüne vor überzieht, steht sie wieder da auf ihrem Posten, und die Augen tauchen trunken .... t-- . .-.k r.jt . i... ... .fi. neinanoer uno qaucn 1101 UUIUC11 fest so lange er. im Sattel zurück wandt, das herrlich Frauenbild er blicken kann. Eine weiße Rose ist ihm nicht zum zweitenmal geworden. abr er vermiet sie nicht, er denkt ihrer nicht mehr Und nicht der Spenderin, da er sie achtlos jetzt zu Boden fallen läßt und fein Fuchs sie unter seinem Huf zertritt. Als er in fliegender Eile vom Sattelplatz zurückkehrt, ist die Frem de eben im Begriff, in den Hotelwa gen zu steigen, desgleichen schickten sich seine Freunde an. die Ommdusse. stage()acb.c und Biertrzügt zu füllen. Kennt einer jene Dame dort? fragte er ohne Besinnen aufgeregt zu diesem und jenem hin. Ueverall ant wortet amüsiertes Kopfschütteln, nur ein in einen lanaen. arokkarierten Gehrock geknöpfter, bartloser Herr ein Attache bei der russischen Ge sandtschaft kann endlich Bescheid ben: .E ne bekannt Schönheit am Petersburger Hof ist sie. und wurde auf Kronkosten im ffrauleMstlst er zogen, bis ein entfernter Verwandter, der General Fürst K.. sie in sein Laus nabm. wo sie. wenn ich nicht irre, noch lebt. Viel umfeiert, viel umworben aber ine Koriisieqie rin, wie es kein zweite gibt. Traf mit dr Familie in EmS neulich zu sammen. werden jetzt wohl auf der Durchreise nach Haus sein. Fürst lebt jetzt in Bulgarien, wie ich höre. Wollen mal Fremdenliste durchsehen. Bin gut eingeführt, soll ich Sie vor stellen?" Mit Feuereifer ging Westap dar auf ein. Die schönen Augen dr Fremden hatten e3 ihm zum ersten Male im Leben angetan, daß er lich terloh vom ersten Eindruck brannte. Nach dem Diner suchten die beiden jungen Kavaliere den General Fürst Karscikoff im Hotel Petersburg auf. Der Portier zuckt bedauernd die Achseln. Herrschaften seien soeben nach dem Zentralbahnhof abgefah ren. Nach dem Zentralbahnhof ging's in fliegender Eile. Den blasierten jungen Russen amüsierte der Feuerei fek txs Deutschen Und die ganze wilde Jagd. (Fortsetzung folgt.) Ter rme Schlucker. Es paßte Inge Hcigedorn ganz und gar nicht, daß sie in diesem Jahre Pfingsten auf einem pommer schen Dorfe verleben sollte. Die verwöhnte Geheimratstochter war ein echtes Großstadtkind. Wenn man sie vor di Wahl gestellt hätte, so wäre sie schon lieber in Berlin geblieben, die Pfingstfeiertage hindurch. Sie fand im stillen ihre Eltern herzlos", weil sie. ohne auf das Schmollen ih rer einzigen Tochter Rücksicht zu neh men, feelenruhig Anstalten trafen, daS Fest in der Sächsischen Schweiz zu derlebtN. Und Jngeborg sollte unwiderruflich zur Tante Pastorin nach Mellnow. Eigentlich hatte sie die sanfte Tante Jngeborg, deren Patenkind sie war. recht lieb. Die alte Dame war in ihren Ansichten allerdings ebenso altmodisch, wie ihre Wohnungsein richtung, sie lebte und webte auch ausschließlich in der Vergangenheit. Ja es war hart, daß Inge auf eine Fußtour im Gebirge mit ihrem Bater. auf die sie sich das ; ganze Frühjahr hindurch schon fo gefreut hiitie. verzichien muffte, nur dieser Zmlt zu Gefallen. . Aber im Grunde genommen war die kleine Inge herzensgut, und all Sl in Mellnow angelangt war. dai leer ihr feinen WillkommenSgruß zugcrauscht hatte, und sie Tante In geborgS Garten voll blühender Pfingströschen fand, da fühlte sie sich plötzlich ganz behaglich in der .Verbannung . Di letzten Worte der Mama au dem Stettiner Bahnhof in Berlin klangen ihr noch in den Ohren: .In ge, sei doch vernünftig! Habe dich nicht fo. du weißt doch, Tante Inge bcrgS Freundin. daS alte SttftSfräu lein, welches sonst ftetS zu Pfingsten In Mellnow weilte, ist im vorigen Winter gestorben, und Tante fällt S immer so schwer, gerade zu Pfingsten allein in ihrem einfamen Häuschen u sein. Wenn sie auch selten über ibren Schmerz redet, eö ist ihr eine Wohltat, dann, gerade dann ein lie bei Gesicht in ihrer Näh zu haben. diesmal hat sie dich eigens zu Pfing sien auSgebeten; S ging nicht, ihr diese Bitte abzuschlagen. Inge dachte noch fluchtig an den Pfingstausflug. den die Eltern ihrer besten Freundin nach Rheinsburg un ternehmen wollten, und auf dem sie den Leutnant aus Königsberg, der die Kriegsakademie besuchte, gewiß wiedergesehen hätte, dann aber lief sie hinunter zum Strand und sah voll intensivem Interesse zu. wie die ffischer, die eben von der See ge kommen waren, ihre Netze zum Trock nen ausbreiteten. Vergesse. war der schlanke, blonde Leutnant, der Inge aus vem Kolonmlfest so eisrig den Hof gemacht hatte, und in Tante In geborgs winzigem Fremdenstübchen schlief es sich ganz wundervoll. DaS Rauschen der See drang in die Träu me der Achtzehnjährigen. Vor Jahren hatte es einen furcht baren Gewittcrsturm in Mellnow ge geben. DeS Pastors einziger Sohn hatte mit ein' paar Fischern eine Se gelfahrt unternommen das Boot war gekentert f:n Insassen er trunken. Der Pastor überlebte den Tod seines einzigen KindeS nicht lange; ,eine Witwe raufte sich das kleine Häuschen, in dem Inge Hage dorn nun sich als Pfingstbesuch weil te. War dir das Opfer, das du mir gewiß durch dein Kommen gebracht hast, auch nicht allzu fchwer. Inge?", fragte die alte Dame, als sie einige Tage vor dem Pfingstsonntag mit oem jungen Madchen auf der von Klematis umrankten hölzernen Ve randa saß. Inge erroiete und erwiderte dann aufrichtig: .Ich wäre ja wohl lieber mit Papa in die Berge gewandert, aber nun bin ich doch froh, hier zu ein. Glaube es mir nur. Tante Jngeborg, und sei mir nicht böse, daß ich anfangs so egoistisch denken konnte." Egoismus ist ein schönes Vorrecht der Jugend," erwiderte die alte Da me lächelnd. .Wie war's denn im vorigen Jahr, wo verbrachtest du da mals das Pfingstfest?" Wir machten eine Fußtour ins Gebirge, und es war wunderschön; Papa und ich sind tagelang mar chiert. und ich wurde kaum müde." Und Inge begann von ihrer Reise ,u erzählen, bis sie plötzlich ausrief: .Beinahe hatte ich's vergessen: ich oute doch in oemem Auftrag an Doktor Wendelien schreiben?! Also was war s denn? Es atnae de? nem kranken Arm schon viel besser, nicht wahr? Aber der Doktor sollte trotzdem in diesen Tagen mal hier vorsprechen. Wie war denn die Adresse? Also einfach Doktorat bei Schloß Laudien! Schön, wird alles kleich besorgt! Doktor Wendelien hat ein rn- zende junge tyf sagte die alte Dame; mit der will ich dich bekannt Machen. Inge, damit du doch ein wenig Zerstreuung hier auf dem Dor hast." Am folgenden Tage kam der Dok or, begleitet von seiner Gattin, in das kleine Witwenhäuschen. Die junge blonde Frau Doktor lud Inge sofort zu sich ein: Morgen kommt mein Mann wieder durch Mellnow. nicht wahr, Frau Pastor, nn leihen Sie uns Ihr Pflegetoch terchen für einen Abend?" Aber gewiß! Ich fürchte so wie . daß das Großstadtkind sich hier bci uns langweilt, Und mache mir Vorwürfe, daß ich Inge um eine chone Pftnostreise mit ihren Eltern gebracht habe.? Ach wo." rief die junge Frau leb haft, zu Pfingsten ist es auf dem Lande doch immer am allerschönsten! Ich bin doch ein Landkind Und kann mitsprechen. Sie sollten mal tn meine frühe Heimat, nach Wesifa len, kommen, Fräulein Inge, da gibt gall zu schlagen. Inge Hagedorn ter dem Volk, Pfingstritie usw. Heut zutage denken die meisten Leute zü Pfingsten gewöhnlich bloß daran, sich in Saus und Braus zu amüsieren. Aber nein viel schöner ist es doch, in einen stillen Winkel einzu pinnen und dem zu lauschen, was der Mai unS erzählt . . . Nicht wahr, Fritz," wandte sie sich lächelnd an ih en Gatten, der sich lächelnd über iy re helle Begeisterung freute, unser choner Garten hier in Laudien mit einen lauschigen Gängen und Lau den. der ist solch ein stiller Winkel. Ter wird Fräulein Inge gefallen." Am nächsten Abend saß Inge denn auch wirklich in dem DoktorSgarten, in einer Laube, an deren Gitterwerk weiße und rote Rosen mporklctter ten. Uebermorgcn war Pfingsten. Eine rege freudige Geschäftigkeit herrschte im Doktorhause. .In Pfing. sten muß alleS blitzen und blinken. daS letzte Körnchen Winterstaub muß hinauögefeqt werden," sagte die jun g Frau Doktor fröhlich. Sie soll ten daS nette Häuschen Ihrer Tante auch mit recht diel Laub schmücken. ES weht dort immer solch in leiser Hauch von Wehmut." .Tante Jngeborg mag zu Pfing sten keinen Schmuck im Hause haben," antwortete Inge leise und berichtete dann kurz von dem großen Unglück, dai sich damals hier just zu Pfing sten in Mellnow ereignet hatte. .Ach." sprach die junge Frau be weat, .daS habe ich gar nicht so recht gewußt! Wir sind ja auch rst seit einem halben Jahr hier in Pom mern. Ich bin auf der Fabrik mei neS BaterS aufgewnchsen, deren Di rektor jetzt schon seit ein paar Iah ren mein Bruder hier ist." In der Laube saß ein Dritter, ein schlanker, noch recht junger Mann mit ernsten, scharf geschnittenen Ge sichtszügen. Er trug inen Kneifer; wenn er den bisweilen abnahm, dann sah man erst, wie hübsch seine dunk len, ein wenig kurzsichtigen Augen waren. Er redete eigentlich nur daS Allerunumgänglickst. Um so leb dafter aber war seine blonde Schroe ster. Sie liebte S vor allem, den einzigen, älteren Bruder, an dem sie sehr hing, zu necken. .Sie musten nämlich wissen, Fräulein Inge." sag te sie unter anderem, daß mein Brw der der "''"rechnetste .ArbeitS me..f '!, den man sich überhaupt denken 11. Immer nur Arbeit, ArbeitX v- nochmals Arbeit. Nicht einmal z Weihnachten pflegt er sich eine Ai, mung zu gönnen. Seine Fabriklnteressen und seine drei Kin der i.ehmen ihn auch vollauf in An iprum. vim zu Psma ten macht er ab und zu eine Ausnahme und un ternlmmt eine kleine Reise. Dann macht' er es mit seiner beruflichen Arbeit ebenso, wie es die Leute in al ter Zeit mit einer Strohpuppe mach ten, die sie, als das Symbol des vergangenen Winters, zu Pfingsten verbrannten. Mein lieber Bruder verbrennt dann seine Schiffe ihnter sich, indem er ohne Hinterlassung jeq- licher Adresse sich auf Reisen begibt. Diesmal hat er uns die Ehre ae sckenkt. weil wir, wie er sagt, so hübsch weltabgeschieden" leben. Wa ren wir Großstadter, so wurden wir wohl auf dai Vergnügen, Bruder Wolf mal bei uns zu sehen, verzich ten müssen. Für die Großstadt und ihre Bewohner hat er nämlich nichts übrig. Was hast du denn da mit meinein Arbeitskorb, Wolf?" Doktor Wolf Hertling schob, bevor er antwortete, gelassen ein Blatt Pa pier, das r dem niedlichen Körbchen entnommen hatte, in die Brusttasche seines Rockes. Ich machte mir bloß eine Notiz, liebe Hede." erwiderte er und putzte angelegentlich die Gläser eines Kneifers. Nun war der Pfingstsonntag da. an dem Inge Hagedorn sich mehr als an den vorhergegangenen Tagen ver- p lichtet fühlte, ihrer Tante Gesell schaft zu leisten. Sie sagte sich srei lich. daß alles, womit sie die alte Dame unterhalten würde, doch an deren Ohren, ohne Interesse zu er wecken, verhallen müßte. Die Erln nerung an das erlittene Leid war durch nichts zu verwischen. Jnge hal te das Gefühl der Beschämung, wenn !ie daran dachte, wie wenig sie sich isher um das Leid anderer geküm mert hatte. Nur zu ihrem eigenen Vergnügen hatte si gelebt, verwöhnt, von Liebe umgeben. Sie saß, wie täglich, auch heute ih nr Tante auf der Veranda gegen über. Gestern war sie wiederum in Laudien gewesen. Und sogar der Bruder, der schweigsame Herr Di rektor, war aufgetaut. Eigentlich hatte r doch recht, recht hübsche Au gen. Beinahe hätte Inge diese Ue berzeugung laut ausgesprochen, so lebhaft dachte sie daran... Weißt du. Tante Jngeborg,," begann sie, im Bestreben, die alte Dame auf an der Gedanken zu bringen, auf un serer Pfingsttcur im vorigen Jahre hatte, ich ein drolliges, kleines Erleb nis. Am ersten Pfinsttage war's, da kehrten Papa und ich in einem ein sam gelegenen Wirtshause ein. In der Gaststube war keine Menschenseele außer uns; in einer Ecke des Zim mers aber lagen auf einem Tisch ei nige Bücher und Hefte. Neugierig guckte ich in eins der Hefte hinein, lauter lateinisches Zeug stand darin, und überall Randbemerkungen und Korrekturen, als hätte "sich je mand hier über schwierigen mathe matischen Formeln gehörig den Kopf zerbrochen. Ein Bleistift lag zwi schen den Seiten des Diarimus. Da konnte ich der Versuchung nicht wi derstehen. ergriff daS Blei und schrieb in recht großer Schrift: .Ach. Sie armer Schlucker! ES ist Pfingsten, und alle Welt feiert den Mai und freut sich der herrlichen Natur, und Sie sitzen über Ihren Heften und Büchern!" V Darunter setzte ich dann ebenso breitspurig meine Unter sckrift: Eine mitleidiqe Seele." Da stand es nun zwischen den lateinischen ( ex ) :) i n 'tx 7 i j j - j ? &i S 9 ' st C"Kt t A , . 'Jkl4ti..xJLUti i Bkstkinr,t ist jkbt die lelicitefte Farbe. D!e blasse backstcinrvi Schattier nitin, die in Paris, nach dem drrüymien Maler gleichcn ?!amenö, BeSnard ge nannt wird, wcil dieser die emäh,ite Farbe sehr viel gebraucht, ist jetzt überall zu fcben. Sehr viel Bcsnar rot kann man nickit vertragen, aber ein wenig ans ge eijinc'te Weise angewandt, verleiht Wärme uno ist sehr hübsch und die Farbe ist ohne Frane chic. Das hier abgebildete Kostüm aus Besnard Lansdown ist schr graziös drapiert und nur mit Knopfrcihcn. die mit emselben Stoffe überzogen sind, und einer gefransten Sclirve garniert. Die Weste und der graziöse Kragen lind aus Satin in derselben Schattierung gemacht. Sätzen, und ich freute mich diebisch in Gedanken an das erstaunte Ge sicht, das der Herr Professor beim Anblick dieser Zeilen machen würde.' Kindskopf, du." sagte die Pasta rin mit leisem Lächeln. Aber sie war. das merkte Inge wohl, mit ihren Ge danken weit weg in der Vergangen heit. Da erhob sich das junge Mäh chen und schritt hinaus in das abend liche. pfingstgrllne Land. Inge schlug den Weg ein, der nach Schloß Lau- dn führte. Allerhand neue Stim men, die sie früher nie gekannt, wach ten in ihrer Seele auf. Ihr schien es, als habe sie in den wenigen Ta gen vier in Mellnow. fern vom Gron stadtgetriebe, innerlich unendlich diel gewonnen. In ihre junge oft so selbstsüchtige Seele war ein neuer, ein besserer Geist eingekehrt. Das. was sie früher so ausschließlich beschäftigt hatte: Tennispartien, Tanzgesellschaf tcn alles das war nun für sie in den Hintergrund getreten; sie konnte stundenlang der Sprache des Meeres lauschen und meinte, noch nie ein so schönes Pfingstfest erlebt zu haben, wie diese? im einsamen Stranddorf. Roter Abendschein stand über den Feldern, auf denen die junge Saat grünte. In den Gärten der Fischer kauern blühten die Obstbäume. Und nun begann im nahen Gebüsch, das die Landstraße einsäumte, eine Nach tigall zu schlagen. Inge Hagedorn blieb stehen und preßte die Hände gegen ihre Brust: Wie schön war doch das Leben! Das Pfingstfest predigte es in seinem maifrischen Schimmer... Jawohl lauter ar me Schlucker waren solche, die kein Verständnis dafür besaßen! Guten Abend, gnädiges Fräu lein!", erklang plötzlich neben Inge eine Stimme. Si wandte sich in leichtem Er- schrecken um: unter einer Baumgrup pe, wo ein aus weißen Birkenstäm men gezimmerte Bank stand, war oktor Wolf Hertling hervorgetreten. Darf ich mich Ihnen anschließen?". fragte er, Und als Inge ein wenig befangen nickte, fuhr er fort: Ich danke dem Zufall, daß er mich auf Ihren Weg geführt hat, Fräulein Hagedorn, so kann ich doch endlich auch Ihnen meinen Dank ausspre- chen." Sie mir Ihren Dank?", ver- setzte Inge erstaunt. Soll man etwa nicht dankbar sein, wenn man auf warmes Mit- leid stößt im Leben? Die meisten Menschen gehen doch teilnahmlos an Fremden vorüber. Ihr Mitleid war ein Scherz und hat doch einen Blin den in gewisser Hinsicht geheilt. Ich bin nämlich ein einsamer Mensch, seit meme Schwester sich verheiratet hat. Ja aber Ihre Frau. Ihre drei Kinder," fuhr Inge dazwischen und suhlte plötzlich, daß sie wahnsinniges Herzklopfen bekam. Sie begriff nicht, wo das alles hinaus sollte. Ich bin ein armer Schlucker, fuhr Wolf Hertling, das letzte Wort stark betonend, fort und brach dann ab... .Aber 5bre Fabrik, öerr Direk irr," begann Inge zaghaft. Vaajr - 55"? Ja, meine Fabrik bedeutete bis vor kurzem meinen wichtigsten Le bensinhalt," antwortete er, .und waö meine drei Kinder betrifft, fo nennt meine Schwester meine drei Foxterriers so. Ich bin wohlha bend. ja, mehr als wohlhabend, aber doch bin ich ein ganz armer Schluk ler", war es wenigstens bis vor ei, nem Jahr. Hören Sie mich an, Fräulein Inge: Vor einem Jahre zu Pfingsten ging ich auf eine Tour ins Gebirge, wie gewöhnlich in Ae gleitung meiner besten Freundin, meiner Arbeit. Ich legte die letzte Feile an meine Doktorschrift damals. , Bis dahin war ich mir als ein sehr wohlsituierter Mann vorgekommen; doch als ich damals im Gebirge von einem kurzen Spaziergang am Pfingstsonntage in das Wirtshaus, in dem ich für ein paar Tage mein Quartier aufgeschlagen hatte, zurück gekehrt war, da fand ich in meinem Diarium etwas an mich Gerichtetes, das mit der mitleidigen Anrede Ach, Sie armer Schlucker", begann. AuS dem Folgenden konnte ich den Schluß ziehen, daß mein rastloses Arbeiten, sogar am Pfingstsonntag, das Mit leid einer Unbekannte!: erregt hatte. Es war nämlich eine Damenhand schrift, Fräulein Inge! Da begann ich einzusehen, wie unrecht es ist, über den toten Buchstaben das außer acht zu lassen, was die Natur mit lebensvollem Griffel so wunderbar schön zeichnet... An jenem ersten Pfingstsonntag begann meine inner liche Wiedergeburt; ich bin seitdem nicht mehr nur der Stubenhocker, dem sein Studium der Chemie bis dahin der Leitstern des Daseins war. Daher nehmen Sie heute meinen aufrichti- gen Dank für Ihr schönes Mitleid, Fräulein Inge!" Inge war in tätlicher Verwir rung. Ja aber woher wissen Si denn daß ich " stammelte sie. Der Brief, den Sie im Auftrage Ihrer Frau Tante vor ein paar Ta gen meinem Schwager schrieben, und den ich zufällig im Arbeitskörbchen meiner Schwester entdeckte und entwendete, um die Schriftzllg genau vergleichen zu können, denn ich trage das Blatt, auf dem ich als armer Schlucker" bezeichnet stehe, in meiner Brieftasche seit einem Jahr mit mir herum , Hai es mir verraten, wer jene Worte in mein Diarium geschrie ben hat. Zum Ucberfluß erzählten Sie gestern von Ihrer vorjährigen Pfingstrcise ins Gebirge und erwähn ten auch jenes einsame Wirtshaus, in dem sie zu kurzer Rast eingekehrt waren." Eine Woche später bat Inge ihre Eltern, die sich wunderten, daß ihre Tochter, noch Nachurlaub genommen hatte, in einer Depesche um die Ein willigung zu ihrer Verlobung mit Direktor Dr. Wolf Hertling. Hatte dieses Pfingstfest dich mit nicht geschenkt, meine Inge," sagte der glückliche Bräutigam, als man am Verlobungsabknd in der . Rosen? laube im Doktorsgarten bei einer Maibowle saß, so wäre ich trotz meiner großen, einträglichen Fabrik mein lebelang doch ein armer Schluk) kcr geblieben." ; - -