Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 08, 1913, Image 6

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    ?igliche CmaU Xrt&ünr. Zumutn, km . SKÖn 1913.
äSte
-2t.JL. a.i
Die Erben von Scnltcnbcrg
sttimlnatromon von Erich Ebenstein.
wirklich bei sich,
Als er sich um
er die Hütte von
Während man
UWWI-PgMMI
, l28. Fortsetzung und Schluß).
Hempel kehrte zu Melitta zurück.
In wenigen Worten erklärte er ihr
'alle.
.Und nun gehn Sie zu Fräulein
Renate zurück und sagen Sie ihr:
Die Tage der Trübsal sind vorüber,
sie möge hinüber zu ihrem Bruder
gehen und ihren Neffen begrüßen!"
Er selbst ging hinab in die Halle.
Ei beunruhigte ihn. daß vom Stein
bruch keine Nachricht kam.
Sie könnten längst hier sein, dachte
er, wenn allej glatt abgegangen wär.
Der Schurke wird ihnen doch nicht
entwischt sein?"
" Endlich hörte er draußen im Dun
kel Schritte und daZ Murmeln von
Stimmen. Peter Mark lief den
Ankommenden mit einer Laterne ent
' Lkgen.
' .Habt ihr ihn? schrie Hempel aus
geregt.
.Ja!" tönil Detektiv Steins Stirn
me zurück, aber sie klang merkwürdig
kleinlaut.
Sie hatten ihn
aber als Leiche,
stellt gefehen. hatte
innen verrammelt.
noch beriet, wie man am besten ein
dringen könne, ohne Menschenleben
aufs Spiel zu setzen, denn sicher hatte
der vcrklelöete ruppel Wanen ri
tick und wurde lern Leben verteim
qen tonte von innen ein Schuß
KerauZ.
Gleichzeitig leckten an den Fenster
fcheiben kleine Flämmchen empor,
während Rauch aus allen Ritzen
drang.
Nun aab's kein Zaudern mehr.
Zwei Landqendarmen warfen sich
gegen die Brettertür, die krachend
brach, und schafften das aufgestapelte
Gerllmpel beiseite. Stein und Wink
ler zogen den sterbenden alten Lavan
dal heraus. Er atmete noch, kam
aber nicht mehr zum Bewußtsein.
Der Schuß in die Brust war gut ge
zielt gewesen.
Es gelang bald, das Feuer zu
löschen, und die beiden Detektivs
durchsuchten nun die Hütte nach den
Papieren.
Sie fanden sie hoch oben in den
Dachsparren, sorgsam mit Wachs
leinwand umwunden, verborgen. Um
sie zu erreichen, mußte man eine
künstliche Pyramide aus den paar
Möbelstücken errichten. Dazu hatte
lavandal offenbar die Zeit gefehlt,
und er wollte deshalb die ganze
Hütte in Brand setzen, um sie zu ver
richten. , .
.Und der junge? Wo ist er?" fragte
der Bezirksrichter neugierig. Hempel
führte ihn nach der Kammer, wo
man Lavandal eingesperrt hatte. Das
Fenster war vergittert, die Tür mit
(iisen beschlagen, ein Entkommen also
ausgeschlossen
Als man die Tür öffnete, fand
man den jungen Mann anscheinend
ruhig schlafend auf der Bank, die ne
den Tisch. Stuhl und einem- Schrank
die ganze Einrichtung bildete.
Sein Gesicht garte einen lagien
Ton. die Beine zitterten von Zeit zu
"Zeit krampfhaft.
Erschrocken stürzte Hempel h ,und
beugte sich über ihn. Als er sich
nach einer Weile wieder aufrichtete,
war er kaum weniger fahl als La
vandal. .Was ist?" fragte der Bezirksnch
ier. .Er scheint ja bewußtlos.'
.Er hat sich pergiftet!' stöhnte
Hempel dumpf. .Ich Esel dachte
nicht daran, daß er das Flafchchen
mit Hyoscyamus noch bei sich haben
mußte!"
.Vielleicht könnte ein Arzt. . .
.Bis wir einen solchen zur Stelle
schaffen, ist alles vorüber. Seine
Glieder sind gelähmt, die Pupillen
furchtbar erweitert. . . er hat hoch
stenS noch eine Viertelstunde zu le
den! O, , warum dachte ich auch
nicht daran! Es lag so nahe er
steckte das Fläschchen ja vor meinen
Augen in die Brusttasche seines
Rockes! Ich habe gehandelt wie ein
Stümper."
. .Rassen Sie's gut sein. Herr Hem
pkl beruhigte ihn der Vczirksrichter.
.Der Gerechllgreir xt vxnugc gcw.
und indem die beiden sich selbst rich
teten, ersparten sie der Familie einen
ungeheuren Skandal."
. Als man in die Halle zurückkehrte,
hin die Leicke des alten Lavandal. so
aut es ging, des künstlichen Beiwer
? ... ( . e (V. a.
I8 enueolgr. aus ein iua
lag, fanden sie den alten Senkenberg
daneben stehen. . .
Stumm, ohne . Haß. aber voll
Grauen starrte et auf den Leichnam
seines Todfeindes nieder.
Ja das war er, der. ihm ein
Glück zertrümmert und Schande auf
feinen Namen gehäuft hatte!
.Unter Tausenden würde ich ihn
wiedererennen, und wären hundert
Jahre seitdem verflossen", murmelte
er, und wandte sich dann ab.
'.Mein Sohn und seine Braut las
sen Sie bitten, sich zu ihnen zu be
mühen, lieber Herr Hempel!" sagte
er ruhig. .Wir alle wollen Ihnen
noch einmal danken!" . y..
.Seine Braut? So wissen Sie,
schon?" lächelte Hempel. .Hoffentlich
haben Sie nichts dagegen, gleich auch
eine Schwiegertochter ins HauS zu
bekommen?"
Ueber SenkenbergZ eben noch tief
ernstes Antlitz flog ein warmer, fro
her SaV'n.
.Wie sollte ich? Sie hat ihn ge.
liebt, a.5 er arm war und tief unier
ihr stand. Solche Liebe ist die Ba.
sis wahren Glückes. Ich kann Me
litta nur bitten, mich alten Mann
ein wenig daran feilnehmen zu las
sen das habe ich soeben getan.
Wenn ich den Glauben an wahre,
selbstlose Frauenliebe auch verloren
hatte, so bin ich doch gerecht genug
geblieben, heute einzugestehen: Me
litta und Lisa haben ihn mir wieder
gegeben!"
Hempel druckte ihm stumm d;
Hand. Dann übergab er ihm die
beim alten Lavandal gefundenen Ba
piere.
.Hier sind die Beweise dessen, waZ
ich Ihnen mündlich darlegte: Zwei
Briefe Ihrer verstorbenen Gemahlin.!
die Aufzeichnungen Frau Eislers
und die Bestätigung der einstigen
Kammerfrau Anna Bardolf. Es wird
damit nicht die geringste Schwierig
keit machen. Ihrem Sohne auch ge
setzlich den ihm gebührenden Platz zu
verschaffen."
Major v. Brankow stapfte gela
den", wie immer in der letzten Zeit, im
Zimmer auf und nieder, während
seine Gemahlin still weinend in einem
Winkel saß.
Auf dem Tische lag ein Brief Me
littas, den der Major soeben in ei-
nem Fach des Wascheschrankes aufge
stöbert hatte.
.Ich hätte eS nie für möglich ge-
halten", sagt er grollend, .mit ihr
unter einer Decke zu stecken heim
lich Briefe zu wechseln während
ich doch ausdri'cklih jin Verkehr
mit der widkis?e7!st-aen Tochter unter-
sagte!"
Aber sie ist doch mein Kind. . .
eine Mutier. . schluchzte die Ma-
zorin. .kann Loch nicht. . .
.Du bist vor allem: meine
Frau! Als solch hast Du zu gehör-chen!"
.Wenn sie noch etwas Schiechtes
getan hätte! Aber sie liebt ja nur!
Treue ist. . ."
Diesen Raubmörder! Schandlich
ist es!"
Ich glaube ja aber gar nicht, daß
er ein Raubmörder ist!"
Der Major starrte seine Frau sai-
sungsles an.
Tu glaubst es Nicht?'
Nein!"
Wo i ch Dir sagte ich der-
stehst Du? Ich!"
Ja! Aber glauben kann man nicht
befehlen! Auch Du kannst Dich ein
mal irren. Eisler ist arm, aber er
war immer ein guter, braver Mensch
. und er hatte Melitta so lieb!
Sie würde mit ihm viel glücklicher
als mit "
Frau v. Brankow hielt erschrocken
inne. Sie begriff plötzlich gar nicht,
fö-cher sie die Kühnheit genommen
hatte, den strengen Gebieter zu op
ponieren. Ganz ängstlich duckte sie
sich.
Jetzt mußte gleich ein furchtbarer
Sturm losbrechen.
Aber es blieb still. Der Major
starrte seine . Frau nur immerzu
stumm an. als habe sich ihm in ihr
plötzlich das achte Weltwunder eni
hüllt.
Draußen klingelte es. Getuschel
entstand im Vorzimmer. Tann trat
die Magd ein und überbrachte dem
Major eine Karte.
.Silas Hempel. Privatdetektiv."
Im ersten Moment sagte der Ma
jor: -Kenne ich nicht!" Im zweiten
erinnerte er sich: .Aha der Mensch,
bei dem die Törin damals nach Eis
lers Verhaftung war.
.Abweisen! Bin nicht zu Hause!"
schrie er zornig.
Aber ehe die Magd den Befehl noch
ausführen konnte, öffnete sich die Tür
und Silas Hempel trat mit gemüt
lichem Lachen ein.
' So geht das nicht, lieber Herr
Major! Wenn man sich verleugnen
lassen will, öars ir.an nicht so schreien.
ueorigens
.Mensch, was unterstehen sie sich?"
.Uebrigens komme ich als Abge
fANdter Ihrer Tochter." fuhr Hempel
flihig fort, .und wenn Sie mich
nicht anhören wollen, werde ich meine
Neuigkeiten Ihrer Frau Gemahlin
allein sagen!"
.Unverschämt! Ich brauche keine
Neuigkeiten. . ."
.Gnädige Frau", wandte SilaS sich
an Frau v. Brankow. .ich soll Jh
ntn vor allem innige Gruße von
Jhrek Tochter bringen. Dann die
Nachricht, daß Sie sich gestern offi
ziell verlobte '
Frau v. Brankow war aufgefprun
gen. .Mit Feli? Eisler?" rief sie atem.
loL. .Ist er pn, ,st feine Unschuld
bewiesen?"
ak Man hat den wahren Täter
ermittelt, und er legte ein Geständnis
ab. E war der in Ihrem Hause
hier cl Dr. Richter wrhnende Feliz
v. Lavandal!"
.Mein Gott- Richter? Wirklich?
Und Melitta. . .?"
.Ihrer iverbindung mit Felix steht
nun nichts mehr im Wege. Sie wol
len, glaube ich, schon in vier Wochen
heiraten. . . und. . ."
.Oho!" mischte sich jetzt der Ma
jor wieder ein, puterrot vor Zorn.
.Das dulde ich nicht. Ich bin der
Bater. Dieser Habenichts. . . dieser
armselig Aolköschullehrer waS
glaubt er denn? Woeaushin will er
denn überhaupt Giraten? Anstehen
werden sie den ehemaligen Naubniör'
der ja doch nie mehr! Und wenn
auch! Ich habe auch mitzureden! Ich
gebe nicht nach! Melitta ist gottlob
noch lange nicht großjährig!"
Hempel betrachtete den allen Herrn
amüsiert.
.Wollen Sie mich nicht vielleicht
erst einmal ausreden lassen, Herr
Maior?"
.Meinetwegen! Obwchl Sie sch
Ihre Lunge ruhig sparen könnten!"
.Es ist allerdings richtig, daß der
Verlobte Ihrer Tochter nicht mehr in
die Lage kommen wird, seinen Lehr
beruf auszuüben. Seine Verhältnisse
haben sich nämlich sehr geändert. Er
besitzt heute die Anwartschaft auf ein
väterliches Gut. daS gut feine vier
ziqtausend Kronen Rente abwirft im
Jahr -"
.Herr! Wollen Sie mich zum Be
sten haben!?"
.Das würde ich mir nie erlau
ben! Außerdem ist Ihr Schwiege?
fhn -
Ich protestiere gegen diese Be
zcichnunz!" .Ist Ihr Sckwiegersohn der TrZ-
ger eines alten Namens viel älter
als der Name Brankow nämlich
ein Senkenberg!"
.Sen ken berg?"
.Ja! Ich scbe. Sie kennen den
Namen. Felir ist der einzig Sohn
des aeqenwartiqen Chefs der Fami-
lie. Er wurde allerdings von Frau
Eisler erzogen, doch stand er zu ihr
in keinem verwandtschaftlichen Ver
hältnis. Gegenwärtig lebt er auf Sen
kenberg bei seinem Vater, und Fräu
lein Melitta weilt als Gast auf dem
Nachbargut Mauerberg bei Baronin
Lauterbeck."
Und er machte den kraftlos auf
einen Stuhl gesunkenen Major mit
den Ereignissen bekannt, die diese
Umwälzung zustande gebracht hatten.
herum, mit krähender Stimme ein
kroatische! Volkslied singend.
Jlie war sie seliger gewesen als
bute. Hatte der .armel. Uebel
Gosoodar" doch soeben erklärt: Nun
koche und brate, rrcs Tu magst. Kata
ich bleibe vorläufig daheim und wi
mich aukruhen!"
(Ende.)
(in irbkökpfkr.
Gfn voll $in !!kil räch.
Zu mochtest aern wissen, n.irnm
ich nicht geheiratet habe? ilhintncl)
das will ich Dir heute er,zhlen. Die
fes Erlebnis liegt so liinge zurück
daß es mir fast scheint, als ob
mich persönlich nicht betrifft und in
mir nur die Wehmut auslost, di
man beim Anblick verwelkter Blumen
empfindet
Und während ich d3 Besntwor
tung der Frage zustimmend nickte und
flfn,mn fiiiM- fi.vwn 171? s'
;i..iiMin .uufa,l, tkiUiwl JJIU
Prasle. eine kiele Lerwimdte unseres
Hauses, die ich in der lebhasten
Phantasie meiner achtzehn Jahre ih
reS weißen H.iares weqen mit dem
Nimbus eines oeleimnisvollen Aren
teuers umgab, mit sanstcr und trau
riger stimme:
Ich war damals 20 Jahre alt,
licdie und wurde wieder geliert; un
sere Verlobung falte eben stnitgefim
den. als der Knq von 187')' aus
brach. Als Cffijier der Mobilzirde
mußte mein Verlobter mitziehen. Ich
woknte mit meinst Mutter, die be
reits Witwe war, in einer kleinen
Provinzstadt. die. obwohl von der
.Ich hoffe, Sie lehnen unter die-
sen Umständen den jungen Mann
nicht mehr als Schwiegersohn ab?"
schloß Hempel lächelnd.
Der Major fuhr sich verwirrt über
die Stirn.
Ja natürlich! Da? versteht
sich von selbst! Hm! Ein Senken
berg!. Sehr merkwürdig in der
Tat! Aber man kann sich wohl auch
mal irren in den Menschen. . .!"
stieß er abgerissen und verlegen her
aus. Er sprang auf und stapfte wieder
mit großen Schritten im Gemach hin
und her.
Werden ihm das sagen, Herr
Hempel. ja? Bedaure sebr. . .werde
gut machen. . . bin froh, daß das
Mädel einen fo richtigen Instinkt hat
te. . ."
Ich denke, es ist am besten. Sie
sagen ihm dies alles so bald als
möglich selbst, Herr Major! Er kann
vorläufig seinen Vater natürlich nicht
verlassen, aber die Baronin Lauter
deck beauftraate mich. Sie und Ihre
Gemahlin nach Schloß Mauerberg
einzuladen. Fräulein Melitta hofft,
Sie dort schon morgen umarmen zu
können."
Zu fremden Leuten
Unmöglich!
gehe ich nicht.
Aber ich!" erklärte Ik Majorin
plötzlich sehr bestimmt. Ich reise
morgen früh mit dem ersten Zug. Ich
will endlich mein Kind wieder in die
Arme schließen!"
Du willst ohne mich ge
gen meinen Willen V
Lieber Brankow!" unterbrach ihn
seine durch das Ausbleiben eines
Sturmes vorhin kühn gewordene
Gattin, es ist nicht meine Schuld,
daß ich zu fremden Leuten muß, um
mein Kind wieder zu haben. Hät
test Du sie durch Deine Heftigkeit
nicht aus dem Hause getrieben, fo. . .
aber ich will Dir keine Vorwürfe ma
chen. Jeder Mensch kann irren
auch Tu. wie Du heute zugeben
mußt. Uebrigns bist Du ja ein
viel zu guter Vater und kluger Mann,
als daß Du durch eigensinnige Recht-
haberei jetzt noch das Giuck Melit
tas trüben wolltest. Gewiß wirst Du
mich gern nach Mauerberg beglei
ten!"
Der Major verschluckte die bittere
Pille und klammert sich an die fühe
Umhüllung.
Natürlich werde ich Dich beglei
ten. Es war nur Rücksicht auf Dich
. . . ich kenne ja Deine Abneigung
gegen fremde Menschen. . . aber wenn
Du Dich entschlossen hast, kann mir
nichts willlommener sein, als so bald
als möglich zu reisen!"
Silas Hempel war wieder in sei
nen vier Wänden. Murx schnurrt
neben ihm am Diwan, im Zimmer
nebenan zwitscherten die jungen Vö
gcl in den Volieren, die Horndofe
stand auf dem Tisch vor ihm, und
draußen in der Küche rumorte Kata
Grenze entfernt aelkaen, keineswegs
vor feindlichen Einfällen sicher loar.
Wahrend die Kämpfe sich in der Um
zegend abspielten, fertigten wir Bin
den an und zupften öharpie für das
Krankenhaus, in das man die Ver
mundeten unterbrachte. Ihre Z.chl
vermehrte sich derart, daß das Hospi
tal nicht mehr ausreichte und die Pri-
vatyauser auch Kraute aufnahmen
s0 kam es, daß nacheinander auch
in unserem Haus einige Patienten
untergebracht und nicht nur mit der
Hingebung, die Jrauenherzen eigen
ist, gepflegt wurden, sondern mit der
ganzen Leidenschaft, die mich in dem
Gedanken an meinen Verlobten be-
feelte. Denn ich sagte mir. der Ge
neoie ieiv,t konnte eines Zaaes ver
wundet werden, und ich pfleqte seine
Kameraden so. wie ich gewünscht
hatte, daß man i:ch seiner dann an
nehme.
Toch ich will mich hierbei richt
aufhalten, denn von diesen Verwunde-
ten gilt nur einem meine Erzählung
Es war ein junger Mensch, fast noch
ein Zinabe. Ihm war durch den
Splitter einer Granate eine Seite
aufgerissen worden, und dadurch, daß
eine Kugel in die Wunde gedrungen
war. hatte sich die Situation sehr
verschlimmert. Wir wußten.daß er
verloren war, und unsere traurige
Aufgabe konnte sich nur darauf be
schränken, seine letzten Lcidenstage zu
lindern.
Er stand ganz allein in der Welt
und besafz keine Anaeböriaen mebr.
aber ein merkwürdiger Zusall, der
für uns ein Grund mehr war, ihn
in unser Herz zu schließen, war die
Tatsache, daß er in der Heimat eine
Braut zurückgelassen hatte. Er zeigte
uns ihr Bild und einige Briefe, die
er wie ein Kleinod hütete und sprach
uns gegenüber seinen Kummer und
seine Verzweiflung aus. zu sterben,
ohne sie oorhcr noch gesehen zu ha-
Meine Mutter
ge Mädchen.
,lmei
schrieb an das jun-
.age verainacn.
ohne daß eine Antwort eintraf; dann
vergingen noch zwei Tage, nachdem
ein zweiter, dringlicherer Brief mei-
ner Mutter gefolgt war. Obwohl
wir selbst unruhig waren, bemühten
wir uns. den Kranken zu beruhigen,
indem wir als Grund anführten, daß
der Postdienft in diesen bewegten
Zeiten unregelmäßig und die Reise
mit Schwierigkeiten verbunden sei.
Aber sicherlich sei das junge Mädchen
bereits unterwegs und morgen um
diese Zeit würde sie zweifellos an sei-
ner ,eite sein.
Inzwischen stieg daS Fieber de
Kranken. Zuweilen, während der
Verwundete phantasierte, glaubte er,
die so sehnsüchtig Erwartete kommen
zu hören. Und seine Mutlosigkeit,
sobald er feinen Irrtum erkannte,
schnürte mir das Herz dermaßen zu
sammen, bah in mir der Gedanke
aufstieg, mich zu dem jungen Mäd
chen zu begeben, um es unserem
Schützling zuzuführen.
Der Arzt redete mir mein Vorha
ben aus; er sagte, wenn, die Erwar
tete kommt, so müsse sie heute nacht
erscheinen, morgen dürfte es bereits
zu spät fein.
In der darauffolgenden Nacht er
reichte das Fieber den Höhepunkt.
Kurz vor Tagesanbruch löste ich mei
ne vor Müdigkeit fast zusammenge
brochene Mutter am Krankenbette ab.
Der Kranke sah mich an und plötz
lich blieb fein matter Blick erstaunt
auf mir haften. Seine Lippen flü
sierten den Namen seiner Braut.
Offenbar war er von einer Sinnes
täuschung umfangen. Bei dem sah
len Scheine der Nachtlampe fah er
in dem jungen Mädchen, das soe
ben ins Zimmer trat und sich über
ihn neigte, um vielleicht seinen letz
ten Seufzer zu empfangen, nicht mich,
sondern die endlich Herbeigeeilt. Er
ergriff meine Hände, führte sie an
seine Lippen, indem er verworrene,
zärtliche Worte stammelte. Ihn in
jenem Augenblick zu enttäuschen und
,kn tn leine Berzweisluna zurück.u
stoßen, wäre mir ein Verbrechen er
schienen. Ich lieh meine Hand in
der seinen ruhen und sprach hoff
nungsvolle und ermutiiende Worte
zu ihm. indem ich ihm versicherte,
daß er am Leben erhalten bleiben
werde.
Für ihn umfaßte diese Minute da
hochue LebenSgluck. Er glaubte zu
sterben, weil die Geliebte gekommen
und bei ihm war. und schon sah er
sich mit ihr im Himmel für immer
vereint. Ich duldete nicht nur die
zärtlichen Worte, sondern ich tat
mehr: ich gab sie zurück. Die Erin
nerung an meinen Verlobten flößte
mir für den armen Kranken in die
ser letzten strahlenden Illusion die
geeigneten Worte ein. Er sollte we
nigstenS ruhig, getröstet und glücklich
sterben. Kaum konnte ich in meiner
Gemütsbewegung die Tränen zurück
halten und ihm zulächeln und mit
ihm sprechen. Er schlang mit orck
ter Anstrengung ein.'n Arm um mich,
zog mich an sich, reichte mir seine
ii-
pcn und bat um einen Kuk. aleich'
sam alS Austausch unserer beiden
Seelen.
Nicht einen Auaenblick kam mir
der Gedanke, diesen Kuß zu verwei-
gern, iix konnte mir aar nicht kom
men angesichts deS tiefen MitaefüblS.
der Barmherzigkeit und deS Mitleids,
das mich erfüllte. Unsere Livven bat-
ten sich grade gefunden, als ich plötz
lich die Türe hinter mir öffnen hörte.
Ich war der Meinung, daß meine
Mutter ins Zimmer trat, ich rührte
mich nickt und machte ihr ein Zeichen
mit öer and. nicht ,u svreckn
ann losten sich unfcre Lippen von
einander, und sanft hauchte der &,r
ence einen letzten Eeufier auS.
wayreno sein noch blässeres Antlitz
das Lächeln eines schlafenden Kindes
umspielte. Und mit einem Schlage
wieder in die Wirklichkeit drs,kt.
ulziie io) mit einem Male die Geqen
wart eines anderen als meiner Mut-
ter. und eine erbitterte Stimme, deren
Jtinng ich niemals veraesscn werde.
rMnte spöttisch lächelnd:
Ach das ist gelungen! Das ist
wirklich gelungen!"
Ich wandte mich erschreckt um
uno vor mir stand, mich traurig und
ieinoieiig an ekeno. mein Ver obter,
Er hatte gesehen, daß ich den Ster
bcnden küßte, und vielleicht auch seine
legten Worte ausgefangen. Ich stieß
men schrei au!, und plötzlich drehte
ch olles um mich herum. Nach der
langen Nervenanspannung. in der ich
mich muh am aufrecht erhalten, und
nach den Anstrengungen der vorher
gehenden Tage, warf mich der ab-
cheuliche Verdacht, den ich gegen mich
uineizen say. zu ooen. Ich ward
hnmächtig.
Als ich wieder zum Bewußtsein
m. war mein Berlobter bereits ab-
gereist.
vergeblich hatte meine Mutier
versucht, ihm alles zu erklären. Uebri-
gciis wunie t selbst nicht, bis zu
weichem maot ext Sinnestäuschung
sich ces verstorbenen bemächtigt hatte.
Ä!S :e o,e Einzelheiten erfuhr, bil
ligie sie alles. Alsdann schrieb sie
n meinen Bräutigam, setzte ihm den
achveryalt auseinander und suchte
hm klar zu machen, welche Grausam-
keit darin gelegen hatte, dem Ster
benden jene fromme Lüge zu verwei-
ein, deren ' ich mich unterzogen
yatie.
Ich habe keine Ahnung, ob diefer
Brief skmals in die Hände meines
Verlobten gelangt ist. Einen Monat
später erfuhr ich. daß er bei Patey
gefallen sei.
Diese schreckliche Katastrophe
drängte meine Empörung über den
beleidigenden Verdacht zurück. Ich
fragte mich und frage mich zuweilen
noch, ob er nicht vielleicht freiwillig
oen Tod gesucht bat, uno ob seine
Augen sich mit einem Fluche geschlos
sen haben. Aber zuweilen denke ich
auch, daß wenn er den Brief erhalten
und olles begriffen und mir seine
Liebe bewahrt hat, er vielleicht we
niger verzweifelt gestorben ist, und
daß ihm ohne Zweifel keine andere
begegnet ist, die ihm die Illusion
meines letzten Kusses und meiner Ver-
zeibung vortauschte.
Nach dieser Erzählung schwieg
Mlle. Prasle nachdenklich. Ich ehrte
ihr Schweigen und fragte noch ei-
ncr Weile:
Und was ist eigentlich aus der
Braut des jungen Soldaten gewor
den?"
Sie ist weder gekommen, noch bat
sie jemals etwas von sich hören las
sen," antwortete Mlle. Prasle.
sinnen Firtnncs.
Stvtt, II tal triff Cil ,k,nnen
hk.
E Ist eine überraschende, aber
durch die Statistik festgestellte Tat
fache, daß Fortuna nicht wahllo ihre
avkn verstreut, und daft inöbefon
dere da große LoS fasi stetk feinen
Weg ,u den Bedürftigen gefunden
hat. So war es auch vor kurzem der
ma in Spanten und so ist ei jetzt
in Italien. Nach einer vorliegenden
französischen Statistik waren die
Hauptgewinner in Frankreich in den
letzten Jabren Straßenhändler. Bäk-
ker. Barbiere, Schienenleger. Huf
icymieoe. Bergleute usw.
Der Gewinn deS großen Losei
birgt für jeden eine Ueberraschung.
der sich im ersten Augenblick nur die
wenigsten gewachsen zeigen. Da
kommt eS zu den seltsamsten Szenen.
JA es geschieht sogar, daß den Glück,
lichen vor Freude der Schlag rührt.
Ein Gewinner deS französischen
Hauptgewinnes, der Friseur Pontck.
yat versucht, spater seine Eindrücke
zu analysierM. Er erzählt, daß er
zunächst außerordentlich verwirrt war.
und vast allerlei widersprechende Ge
suhle m ihm um den Vorrang
lampsien. ÄesorgniZ. schrecken. Un
ruhe und Freude. .Alles in allem
war eS nicht sehr angenehm, aber für
daS nächste Mal, hoffe ich. bin ich
abgehärtet. DaS war sein Endur
teil.
anz oas vieaenieil bezeugt ein
anderer Glücklicher, ein kleiner An
gestellter in Marseille, dem eine hak
be Million zugefallen war. Mit der
größten Gelassenheit fügte er sich, wie
er sagte, in das unvermeidliche
Schicksal, und zu seinen Freunden,
die nunmehr wie Pilze auS der Erde
schössen, meinte er gleichmütig: Es
mußte kommen. Im Lotteriespiel
dabe ich immer Chancen gehabt,
Ihm nicht unähnlich on Gleichmut
war ein kleiner französischer Staats
beamier. Als ihm seine Kollegen,
nachdem ihm der Hauptgewinn zuge
fallen war. den Rat erteilten, sein
Beamtenhabit an den Nagel zu hän
gen, und sich von den Anstrengungen
zu erholen, da meinte er mit schöner
Offenheit: Ach Gott! Hier auf dem
Amte arbeitet man ja doch so wenig.
Da bleib ich schon lieber da." Zwei
Bergarbeiter in Lille ließen ihre Ka
medschaft an ihrem Glücke teilneh
men. Es gab einen regelrechten Fest
zug, die Teilnehmer 180 an der
Zahl zogen unter Führung der
beiden Glücklichen in geschlossenem
Aufmarsch unter den Klängen einer
Musikkapelle durch die Stadt. Dann
ging's in den größten Festsaal hin-
ein und dort gab es ein Bankett, aus
bem den Teilnehmern Genusse gebo
ten wurden, die, wie der eine Eewin-
ner sagte, .sie bisher nur dem Ge
ruche nach kannten".
Selten hat es wohl solch ein lusti-
geres Arbeitshaus gegeben.wie das zu
Evora in Portugal, nachdem die
Tausend Insassen das große Los
gewonnen hatten. Es braucht Wohl
nicht besonders hervorgehoben zu wer
den, daß alle Pensionäre bald aus
zogen, denn trotz der großen Zahl
entfielen auf jeden noch immer 5200
bis 5250. Als einem Herrn
Gazel im Jahre 130? der Hauptge
winn der französischen Lotterie in
den Schoß fiel, da soll er geäußert
haben: Gott sei Dank, daß ich das
habe! Jetzt werde ich wenigstens
meine Töchter los!" es war sein
sehnlichster Wunsch, und er ging
in Erfüllung.
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Jaffctfl gebraucht, mit oriiiurn Besatz.
Hin Sviveiiioch und Cdiben unter den
-rmeli, lieben den Eindruck ganz be
teIk,id. Ä'enn daS leid mit buhem
vii.Z und lanatn Aermeln gemacht wird.
nirde blauer Ccrae, mit ' oder owe
Vit?n, sehr empfehlenswert sei. TaZ
u'ker ist in 4 röficn geschnitten: 8.
1. 12 ,,d 14 stobre. 3 benätiat iM
?jarb3 27Miaen Stoff für den Tucker
und 43 ?nrb3 für da? Kleid für die
iIi,nTe osrene.
PrciZ des Musters 10 Cents.
Vkfleugs-Aeisze;
if, i'kufkcr werden cm iraent,
eine udreffe ea,n Sinsnd,m t,i
preise geschickt. Man gebe Nummer
imd ttiroke und bit als WhriT hui.
lieh an und schicke den Zmmon neb
dem zken erwäbntn, reil an da
Neuer Herbst und Winter-Kata.
log mit allen neueste Moden jetzt
fertig. Jeder Leserin der ..Oinaka
Tribüne" für 10 (Stnti zugesandt.
PATIERN DEPARTMENT
OMAHA TRIBUNE,
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nur eine vollständig neue Kopfbedek
kung. die ihm fremd schien. Da er
nicht bloßen Hauptes nach Hause sah
ren wollte, nahm er schließlich den
fremden Hut und verließ die Wem
stube. Sehr üherrafcht war er. aU
am nächsten Morgen der Bediente
Schadows erschien, dem Minister den j )
vermißten alten Hut ilberbrachte und'
dafür den am Abend mifni'nnmm?' '
See eue Hut.
AufderSekundarbahn.
Ja zum Donnerwetter. Schaffner.
warum hält denn der Zug auf diefer
Station nichts
.Ja sckaun 8 der Lokcmoiivfübrer
ist dem BahnhofSwirt seit vierbn
agcn immer nocy Die Jech' schuldig.
D r u ck f e h I e r. Sie redete
sich bei der Gardinenpredigt derma'
ßen außer Atem, daß sie plötzlich zu
rücksank und ihre
.1.
stauchte.
Johann Gottfried Schadow. der
berühmte Berliner Bildhauer und
Direktor der Akademie der Künste
(1764 bis IHM), war in seiner au-
ßeren Erscheinung von größter
Schlichtheit und entschloß sich stets
nur nach längerem Schwanken zu
Neuanschaffungen und Ergänzungen
seiner Garderobe. Im Kreise seiner
Freunde war die Schonung, mit der
Schadow seine Kleidungsstücke be
handelte, allgemein bekannt. Biel
belacht wurde die absonderliche Art
und Weise, mit der der Kunstler ei
nen nagelneuen Hut vor dem Einreg
nen und somit tor drohender Wer
nichiung zu bewahren wußte. Swa
dow gehörte im Anfang der dreißiger
Jahre bcr literarischen Mittwochsge-
sellschast an. die eine große Anzahl
geistig hochbedeutender Männer zu
sammenführte. Einer der anaesehen
sten Stammgaste war der damalige
Minister des Innern Friedrich Frei
Herr von Schuckmann. der als ein
großer Zecher vor dem Herrn galt
und stets als letzter die Tafelrunde
verließ. Während jedoch die anderen
Teilnehmer vor allem der fchlichte
Akademiedirektor zu Fuß ihre
Wohnungen aufsuchten, ließ sich der
Herr Minister stets im verdeckten
Wagen abholen, der ihn dann nach
seinem Palais brachte. Eines Abends,
als es unmäßig regnete und alle
Mittwochsgäste sich schon entfernt
vatten. suhr der Wagen des Ministers
etwas später vor als gewöhnlich.
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als letzter Gast daö Lokal verließ. ! war. in etaatanfiatttn tut Qt
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iuuic nura einem anen sin, oen er k z ebuna klommen,
bei seinen abendlichen weinfrohen I wandten hatten sie auf
Fahrten zu tragen pflegte, fand aberverkren
neuen einforderte. Daö Rätsel fand
oaio seine Losung. 'n findige Aka
demiedirektor hatte absichtlich seinen
neuangeschassencn Hut. um ihn zu.
schonen, mit dem alten deö Ministers
vertauscht. Während so dessen ver
witterte, aller Filz, dem kein Regen
die nicht mehr vorhandene Schönit
rauben konnte, auf dem ' Kovk ', dei
Bildhauers gehörig .durchweichte 'ge
langte Schadows Sonntagsbut im
Ministerwagen trocken und unbescha
oignacy ause.
Den vereinten Bemü
hungen der deutschen,' und hollandi
sehen Kriminalpolizei gelang es. auf
Zeche Mathias Stinnes in Carnap.
Rheinprovinz, in der Person des dort
beschäftigten Platzarbeiters Tvmann
einen seit langem von der Hollands
schcn Behörde gesuchten schweren Ver
brecher zu verhaften, der kurz nach
Weihnachten in Teenekamp in Hol
land einen Raubmord an einer Wit
we verübt und das Anwesen der
Ermordeten in Brand gefetzt hatte.
Tymann, der unter dem Namen
Mayer in der Arbeiterliste stand, ist
bereits wegen schwerer Delikte mit
13 Jahren Zuchthaus vorbestraft.
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Eine Studentin der staat.
lichen Taubstummenschule in Raxi
bault. Minn.. Martha Nadtke mit
Namen.hat kürzlich erfahren, dak ihre
Schwester in Brainerd lebt und daö
zwei ihrer Brüder in Kanada an
sässia sind. Die Schwester, die erst
jetzt erfahren hat. wo sie sich
det. bat sie e,naclaöen. zu i?r 3
kommen. Frl. Nadtke war, nachm
hre Mutter bei ihrer Geburt gtiwi
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