Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 08, 1913, Image 5

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'0& ftlfrUiiL a p s aa !
K. .v.'M? rtTmrt . A .
Mr unsere Zugend
'K'''o. fc. "...t
Wgcl vor der Scheuer.
.Im Felds draulzcn da gibt's nicht)
. mecht,
Ter Schnee deckt alles weit mu
tier. Da t)5rcn wir euren Drescher
schlag
Und ziehen dem lieben Klänge
nach. -
Manch Körnlein springt wohl auZ
der Tennen,
JTas konnt ihr unö urmcit Vöglein
gönnen."
Krötensage.
5Dc3 Berge? alte Wangen sind
Von Maiensonne beschienen:
Sie lächclil unter Onellenglanz,
Tie Schilfe, die Farren ergriinen.
Tie Kröte springt 'ans dem Kiesel'
stein,
Ein Hirt hat ihn zerschlagen:
kie, schaut verorosien die chcrven
. an
kV .-t- t-:. i ... f .
i.A .UW ,X!ÜKlWl-bH fliyfll .
: W '
tei taiiieno ayre vm Ich all
ftjsarnt diesem Futterale!
sCS (sinli inm finfimi C?nTcTnfiir,r
l v wni yv.jki ()ntlk..-.tj
Allmabiich mit mir zu ale.
Snize im
Kätzchen,, waö liebft du die Pfotchen
auf.
Siehst gar so ängstlich daraus.
Sinkst in den Schr.ee bis zum Halse
bald:
Nicht wahr, da geht sich'Z gar zu
kalt?
Besser war' es wohl getan,
Hättest du gute Stiefel an."
Zwei gnnde.
.Der kleine Hund:
2ac mir einmal, was du verstehst:
: du auch auf zwei Beinen gehst.
' Kannst hübsch aufwarten, tanzen,
. springen,
Ami Herrn leine Pantoffeln brin
C- gen?"
Der gr o ß Hund:
Nein, nichts von dem allen; doch
, - , geb ii acht,
Dasz .niemand einbricht in der
- ' Nacht."
Ich denke, sie sind t.'ohl beide gut.
Wem. jeder nur recht das Seine tut.
Der kleine kann euch viel Freude
'? . ' machen
Mit seinen Künsten, dasz ihr miisjt
lacken;
T'öch sollt ich wählen von den bei
den,
möcht ich noch lieber den großen
" leiden.
Die gerettete Mutter.
; Eine arme Mutter ging mit ihren
zwei Kindern, einem Knaben und ei
nen Mädchen, auf einen Berg, der
nickt weit von ibrem Torte laa
und eine Burgruine trug, um dort
Kräuter für die Avotbefe nu mm.
weln. Seht," sagte sie zu. den
iUnöern, als sie ooeil waren, hier
an diesem Felsen herum ist's ganz
rot von - Erdbeeren. Pflücket und
eßt nach Herzenslust! Ich will in-
oes zwiichen umen alten Mauern
Krciuter suchen."
Sie atna. Allein kaum kiatt kie
Einige Kräuter abgepflückt, sa fing
o is, Tochterchen taut an zu schreien
Tie Mnttn lief erschrocken hin
das Mädchen stand mit Augen voll
Tranen da und sagte: O Mutter!
.Ein böses, giftiges Tier wollte mich
beifzcn." Allein der Knabe lackt?
'V Cs war nichts als eine
M' VS'VRI!'
Die Trcschcr drin schlugen nach dem
Takt,
Ranch Scheffel !orn ward ausgc
sackt:
ins gab wohl il'ror rnug fürs
HauS.
Manch Kontiern sprang auf den Hos
hinaus,
Taö liefen die Vögel auch nicht lie
ge". ic holten cS schnell mit Hüpfen
lind Fliegen.
Toch maiichnial in der Wasser Sturz
Sind wir gewaltig gesprungen:
Tann hat'S nm meine dunkle Klau
sur
Gesungen und geklungen.
Und wie mir ist ich weis; es nicht,
?!och. was ich getrieben indessen:
J'ckj hab im mindesten nichts gelernt
Und hatte nicht viel zu vergessen.
Ein warmer Regen, ein griinc?Kraut
Nur konnten mir behagen?
Sie liegen mir fort und fort im
Sinn
Ans fernen Iugendtagen.
Schnee.
Freilich, an Stiefeln war sie nicht
r 'ch.
Half sich doch, wie fie'S konnte,
gleich,
Lief durch den Schnee in die Scheuer
hinein,
Schüttelt, leckte die Pfotchen rein.
Hatte dann nieder gar frohen Lauf,
?tieg zu den höchsten Balken hinauf.
Suchen und Krot.
K u ch e ti :
Komm, liebes Kind, ich bin der
Kuchen,
Ich schmecke gar gut: mich muht du
versuchen,
las schwarze dort, das ist nur Brot.
Das iszt man kaum in großer Not."
Brot:
Geh. nimm ikn nur! ich bin ohne
orgcn:
Tr. kommst wohl zu mir noch heut
oder morgen,"
TaZ Kind war lange hernmgelau
sei ;
hatte kein Eeld, sich Kuchen zu
kaufen;
?or Hunger litt es große Not:
Ta kam es nach Hans, nahm schnell
das 33nt.
(?i, wie schmeckt einem daZ so gut.
Wenn man erst weift, wie der Hun
ger tut.
Eidechse!" Nun", sprach die
Mutter, da hättest du nicht erschrek
ken sollen: das schöne goldgrüne
Tierchen ist nicht giftig und tut
keinen! Menschen rtwaS zuleide."
Als die Mutter noch so redete,
entstand plötzlich ein furchtbare? Ge
töse, als donnerte cS, und der Berg
ward so erschüttert wie bei einem
Erdbeben. Alle blickten erschrocken
umher. Tie dicke, hohe Mauer, an
welcher die Mutter Kräuter gesam
mclt hatte, war eingefallen. O
Kinder." sprach die Mutter., ..labt
uns GotteS gütige Vorsehung anbe
ten. Durch eine Eidechse wer
sollte es glauben! rettete mir
Gott das Leben. Hätte die. Eidechse
nicht eben Ji den: rechten Augen
blicke dich, 'mein Kind, so erschreckt,
daß du laut aufschriest, so loge ich
jetzt unter jenen Steinen begraben."
Sri bescheiden.
Zur Zeit der Teuerung, lies; ein
reicher Mann die zwanu'g ärmsten
Kinder der Stadt in sein Hau? foiii
men und sagte zu ihnen: Jn die
scm Korbe ist für jedes von euch ein
Brot. Nehmt es und kommt alle
Tage zu derselben Stunde wieder,
biöGott bessere Zeiten scbickt!"
Tie Kinder sielen iil'er den Korb
her, stritten ,id Linkten um daZ
Brot, weil jedes das schönste und
größte baben wollte, und gingen
fort ohne auch mir zu danken.
Nur oraiHk-fiT, ein ärmlich, aber
reinlich gekleidetes Mädchen, blieb
bescheiden an der Tiir stehen, nahm
da kleinste Brätle, da? im Korbe
war. küsste dem Minne dankbar die
Hand und ging dann still und sitt
sam nach Hause.
Am anderen Tage waren die Kilt
ätfcl- und
Nätskl
i.
Vj richte ttill lind sorgctiluZ
it silier schvncii i'liiinc abcS;;
Tt xaubU mich ein Keiner Tiod
Und baut ans mir fein kleines Schloß.
ToS) ei verkappter Zauber hat
XU'3 SrtilÜHclifi auch r'wrt,
llns sännet und Iauievl mich so lang,
i'i3 mich die wlut verzehrt.
Hinter bem Menschen alle Tast
ian still im finstern nch ich her.
Zuweilen mich der Nase nach,
Tann schnaubt sie gleich als wie ein
Vür.
Tie Arbeit, der ich mich muft fiiqen,
Macht zeilig r,zlich mich l,d alt:
"7och wenn ich in ein gestiegen,
Erschein ich glatt und jung alsbald.
?in weiszer Boael kainint geflogen,
lileflusien über Mcc" tnid Land;
Bei Tag und ?,'acht it er nezogett.
Xsl greif ich ihit n meiner Hand :
Nun heb mir an de... Lied zti singen I
barrte lange schon daraus."
Er schweigt; da brech ich, ihn zu ztvin
gen.
hin seinen roten Schnabel auf.
' bin sin zierlich Tier,
Wrrr furchisain. klein und schlvach,
Und dennoch stellst du mir
!Nit Gift und Eisen ach;
Hältst einen Wiitrich gar.
?lnf day er mich ferschlinge,
Der weit inrbr fri stt i,n Ja kr,
AIS ich bir Schaden bringe,
6.
Sin Ting ist'S mit fünf Beinen,
Regt zwei davon gar schnell,
Und dennoch will mirs scheinen.
Kommt cS nicht von der Stell'.
Noch bängt ihm an dein Leibe
TaS (li. ans denis entstand;
L nimmt znni Zeitvertreibe
TaS Mädchen cS zur Hand.
fl.
;id) flaue viel fincker,
doch feine von Bein,
Tie beiden gar wacker
jn die 5! -lochen binei.
Tie Knochen die wachsen
sin finsteren Wald
In Schivaben und Sachsen
nun rate mich halt!
Rost als Eisciiblihn-Feind.
Jn der Haushaltung oder in klei-
nen Geschäften wird der Verlust durch
Rost gewöhnlich wenig beachtet, ob
wohl es in vielen Fällen gut wäre,
ihm mehr Aufmerksamkeit zu schcn-
ken, aus dem Lande und in der
Stadt!
Eine unserer großen Eisenbahn-
Gesellschaften aber hat festgestellt,
daß sie täglich über 18 Tonnen Me
tall einzig und allein durch Rost ver-
liert! Sie hat das natürlich auf
Grund des leicht ermittelten Verlustes
pro Jahr ausgerechnet.
Bis ufer vat man nur e l n Mittel
hiergegen: nämlich die metallische
Oberfläche stets mit einer geeigneten
Farbe überzogen zu halten. Aber es
geht mit diesem Metall wie m,t der
angeblichen Verhütung von Krieg
durch, Knegsrustungen. es kommt
selber sehr teuer. Die Kosten des
Anstreichen? einer einzigen großen
Eijenoayn-Brucke sind aus ' etwa
der ebenso ungezogen und die arme
Zranzicka bekam dieses mal ein
Brötchen. daS kaum balb so grofz
war als die übrigen Brote. Als sie
aber nach Hause kam und ihre krern
ke Mutter daS Brot anschnitt, da
fiel eine Menge neuer Goldstücke
heraus.
Tie Mutter erschrak und sagte:
Trage daS Geld den Augenblick
wieder zurück! b'S ist gewisz nuS Ver
sehen iil daS Brot gekommen."
FranziSka trug es zurück. Allein
der wohltätige Mann sprach:
..Nein. nein, eö ivar kein Versehen.
Jch habe das Geld in das kleinste
Brot hineinbacken lassen, um dich,
du gutes Kind, zu belohnen, weil du
so bescheiden, genüg'am und dank
bar bist. Bleibe immer so, mein
Kind, dann ivird dir GotieZ Segen
niemals fehlen!"
SpieleckeTI
(lin ttilockchen ist mir Ivoblbckannr.
LZ schimmert bell im ganzen Üanb;
?lu? Silber scheint eZ dir gegossen.
Xoch iü es an der Erd entsprossen.
il'Cit einem Hlövvel ist's verscbn.
2och borte niemand fein Getön;
Auch in ans keinem Turm gehangen,
LZ kann nur in der Tiefe prangen.
"ä
EZ sibt ans bober Stange
Ein kleines rnndeS Hans;
Hinein führt keine Türe.
Kein Fenster fchant heruiS.
Toch ivobnen in den Stübchen,
Tie eng und dunkel find.'
!j!iel kleine braune Bübchen
Nun raiet e? geschwind!
9.
ialb läufst dn auf mir, als wär ich
von Stein,
Bald lauf ich selber, als wär ich ganz
Bein:
Bald ruh ich gar friedlich und dehne
mich breit.
Bald tob ich. als wie mit mir selber im
. Streit;
Bald flieg ich Im auf in daZ luftige
Blau.
Ärld fall ich herab auf die blumige Au;
Bald seh ich au wie der niedlichste
Ball.
Bald schein ich ein Bild vom unendli
chen All.
10.
vlcfi schwimme stets im Wasser frisch.
Ilnd bin doch weder drosch noch isch;
Ich bin kein Vogel, und doch geschwind
ehn ich die Aliigel im flatternden
!'8ind;
Sin Bote bin ich zit jeder Stund
lind lauf mir doch keine ?viis;e wund;
Und willst du alles wissen auch:
Hab Mucker und Äaffee im Bauch.
Lösungen der ätsel in voriger
Kummer.
1. ?'a?horn,
Es waren GrosMicr, Vater und
?oln.
Ü, Tie Windmühle,
1. Ter Tor. is Tor.
f. Mensch. Treistuhl, Hund,
Ii. Tie iveder,
7. Tie linke Hand.
.'. Tie ungc der Wage.
$9000 pro Jcihr beziffert worden.
Das Wetter macht es bei den größten
Bauten dieser Art notwendig, ein
Ende frisch anzustreichen, ehe die Ar
beiter das andere Ende erreicht ha
ben. Das Beste würde die Herstellung
von rostlosem Stahl und Eisen sein,
aber das ist ein Geheimnis, hinter
welches man noch nicht gekommen ist.
trotzdem Experimente mit reinem Ei
sen die alte Annahme, daß dieses
durch den Sauerstoff der Luft rostig
werde, hinfällig gemacht haben.
Jn dem ganzen Bergbau
distrikt um Twin Bridges. Mont..
herrscht lebhafte Tätigkeit und den
gegenwärtigen Anzeichen nach wird
für den Bergbau dieses Jahr das
bcste feit zehn Jahren sein. So sind
zum , Beispiel Verhandlungen .im
Äange zur Eröffnung des Betriebes
von drei neuen Minen' und es sind
auch mehrere neue Minen entdeckt
worde ' " ,v'
Im, FraTgepjfeyQlsQ.
Zloch einmal
Ich sprach kürzlich über Kinder
arbeit und Kindcrschuh. und meine
Ansichten haben den Äeifall vieler Le
tertnnen gelunven.
Es kamen mir freundliche Briefe
zu. und ich glaube, es lohnt sich, noch
tinmal auf im Thema zurück zu
kommen.
Eine Mutter, die erst seit einigen
Jahren im Lande ist. brachte ihren
damals zwölfjährigen Jungen mit.
J,n Anfange war dem ltinde das
Leben in Amerika neu, es gab so viel
zu sehe und zu hören, uno wenn es
auch der Commerferien wegen nicht
'ur schule gehen konnte, so empfand
der gesunde und kräftige Knabe doch
leine Langeweile.
Tann kam die Schulzeit heran.
Tcr grosze Junge muhte, der eng
tischen Sprache wegen, die er erler
nen sollte, beim A. B. C. anfangen,
iickte aber, wie dies bei einem gei
stig so weit vorgeschrittenen Kinde
vorauszusehen war, rasch in ein
paar höhere Grade auf. Das machte
ihm Spaß, zumal seine Lehrerinnen
freundlich zu ihm waren. Dann
später ging es langsamer. Jn der
nächsten 5tlasse erlosch sein Eifer,
denn er hatte inzwischen englisch er
lernt, und er begann es als eine De
mütigung zu empfinden, daß er, der
starke, arbeitswillige Knabe, mitten
unter den kleinen Kindern sitzen soll,
te, untätig, als ob er eben auch noch
ein unbeholfenes Mädchen wäre.
Und er hatte doch so tüchtige Schul
kcnntnisse mitgebracht und fühlte
das heiße Verlangen, endlich sein
Teil zum Lebensunterhalte beitragen
zu dürfen, nachdem die Mutier so
lange für ihn hatte sorgen müssen.
Nach einigen mißlungenen Bersu
chen gelang ihm der Wurf. Er ftnd
als Laufjunge Stellung. Seine Jn
telligenz. seine gute Schulbildung
und seine Sprachkenntnisse verhalfen
ihm dazu. Der Mutter, die selbst
mit den Schwierigkeiten des Einge
wöhnens zu kämpfen hat. fiel ein
Stein vom Herzen. Und nicht des
Geldes wegen, sondern weil sie nun
ruhig ihrem Berufe nachgehen kann,
in der Ueberzeugung, daß ihr Kind
in guter Obhut ist. und weil sie
nicht mehr die quälende Angst zu
nähren braucht vor den Gefahren,
welche im Müßiggang lauern.
Und wie diese Mutter, so schreibt
auch eine andere: Um sie spielen die
Lieblinge in allen Altersstufen, und
den jüngsten Sprößling hält sie im
Schoße, während sie an mich schreibt.
Ä1-
Bengel. Schlingel. Gassenjunge!
Das sind so ziemlich überall die lie
bevollen Benennungen für 5lnaben
im Alter von 101,? Jahren, und
auch zumeist wohlverdiente. Es ist
ein schwieriges Alter, und dies nicht
nur für die Eltern und Erzieher,
sondern auch für die Inhaber der
happy-tens". wie die Engländer
diese Altersstufe bezeichnen.
Der Kinderstube entwachsen und
unter den Großen sich unbehaglich
fühlend, schweben die armen Jungen
sozusagen zwischen zwei Welten!
Ihrer überschäumenden Lebenslust
steht noch keine oder sehr wenig
Selbstbeherrschung und Erfahrung
gegenüber, und so geraten sie nur
allzuleicht auf allerlei Dummheiten
und Streiche. Wieviel wird da ge
redet, gemahnt, gestraft von der
einen, gesündigt, bereut und ver
gessen von der andern Seite! Man
che Mutter fragt sich oft in gelinder
Verzweiflung: Was soll ich tun, wie
halte ich den Jungen im Zügel? Er
muß doch seine Freiheit haben neben
der Schule, er muß sich mit den Ka
mcradcn tummeln können nach Her
zenslust und darf kein Duckmäuser
werden. Aber wie stelle ich es an,
daß es nicht zu viel wird des Herum
tollcns, wie kann ich den Gefahren,
die die Freiheit, das Gasscnleben mit
sich bringt, entgegenarbeiten?
Ich traue mir nicht zu, eine er
schöpfende Antwort auf diese Fragen
zu nennen, aber aus meiner eigenen
Erfahrung kann ich Müttern solcher
lieber Schlingel einen Rat geben, und
der heißt: Mütter, habt Zeit für
eure Buben!
Nun wird wohl Manche den Kopf
schütteln und sagen: woher nehmen
und nicht stehlen? Gewiß wird es
oft schwer halten oder gar unmöglich
sein, jede Woche wenigstens 2 Stiin
den, wie ich es vorschlagen möchte,
für den Jungen ganz allein zu erübri
gen,, aber oft braucht es auch nur
eine kleine Ueberwindung, und gewiß
läßt sich mit festem Willen und dem
Bewußtsein der Notwendigkeit vieles
erreichen. Man teile seine Zeit etwas
besser ein. verschiebe etwas nicht
durchaus Notwendiges, unterlasse
einen Besuch oder Ausgang, und
reichlich wird man sich für das Opfer
belohnt sehen.
Was ich den verehrl. Müttern vor
schlage, ist von mir mit den ersten
Frühlingstagen begonnen und seither
mit wenigen Unterbrechungen durch-.
ritt p:t!tr Ulorte itkrr
Auch ihre Kinder sind stark und
gesund, und die größeren sind stolz
darauf, daß sie. zum Teil wenigstens,
mit helfen dürfen an der Last zu tra
gen. die eine vielköpfige Familie den
Eltern auferlegt.
Freudig und im Bewußtsein red
!!ch erfüllter Pflicht lenken sie am
Feierabend die Schritte dn Bater
hause zu. draußen aber, an den
Straßenecken, vor den PoolroomS",
den Picture Shows", den Saloonö"
lungert eine Horde derber, aufge
schosscncr Bengel. roh, voll lölpel
baster Ungezogenheit und bübischer
Spottlust und lärmt und johlt, sa
daß es den weiblichen Passanten zur
Qual wird, an dieser Rotte vor
über zu gehen.
Im Sinne des projektierten Km
derschuhes" sind diese 12 16,'ährigen
Nangen ..arme schwache Kinder",
ihnen ist die Arbeit ein unbekannter
Begriff, und sie würden lieber steh
len und mogeln, als die zacien"
Kinderhände den Gefahren der Ar
beit auszusetzen.
Ob nicht die Fürsorge für das
Wohl des Kindes sich notwendiger
darauf richten müßte, die unrei
fe Jugend des Abends von den Wan
delbilder-Theatern, Spielhallen und
Tanzlokalen fern zu halten und ih
nen das späte Herumstreifen in den
Straßen zu untersagen?
freilich, nützen würden allr
Maßregeln wenig, denn wenn diese
Kinder auch angeblich zur Arbeit
noch nicht reif sind, zur Spitz
büberei sind sie's gar wohl und
sie wurden die Schlupfwinkel finden,
die wohl noch, schlimmer wären, als
die gegenwärtige Ungebundenheit.
Und ähnlich sprachen sich andere
Frauen aus.
Nun, wie immer man über die
Frage denken mag. die Erfahrungen
bestätigen, daß in der Kindererzie
hiing etwas faul ist.
Bei uns in der alten Heimat
komm das Kind mit 1214 Iah
ren aus der Schule, der Knabe wird
zu einem Handwerker in die Lehre
eetan, das Mädchen lernt nähen, stik
ten, Kleidermachen und absolviert
wenn es irgend angeht, einen Haus
baltungskurfus. oder es hilft der
Mutter im Hause und dringt unter
deren erfahrener Leitung in die Ge
Heimnisse der Kochkunst ein.
Nun ist das junge Mädchen prak
tisch ausgestattet und findet leicht
lohnende Stelle als tüchtiges Haus
mädchen, Köchin oder Stütze der
Schlingeljnhre.
geführt worden. Der Erfolg war ganz
überraschend. Und nicht nur mein
Junge hat davon profitiert für Leib
und Seele, auch für mich selber wa
ren diese 23 Stunden wöchentlich
ein Gewinn in gar mancher Bezie
hung und ein Genuß, aus den ich
nur schwer verzichte.
Wie horchte mein Junge auf. als
ich das erste Mal zu ihm sagte: Heute
machen wir zusammen einen Aus
marsch, mein Bub! Du bist der
Führer, und wir gehen wohin es Dich
freut. Es braucht auch nicht der
Straße nach zu gehen, sondern wir
wollen einmal lustig, wie zwei Käme
raden. durch Feld u.Wald wandern:
das wird schön sein, gelt? Und so
haben wir's seither oft und oft getan.
In gutem Schuhwerk und Toilette
zweiter Garnitur ziehen wir aus.
Mein Junge frisch voran, stolz auf
seine Führerschaft und gehoben durch
die Verantwortung, mich heil wieder
zurückzubringen.
Wir ziehen sofort bergwärts und
bald gehts durch Dick und Dünn nach
rechter Jungenart. Er stellt tüchtige
Anforderungen an mich, der Schlin
gel, schaut dabei aber doch alle Augen
blicke zurück, ob ich auch nachkomme,
und mehr als nötig leitet und stützt
er mich. Ich freue mich auch insge
heim über feine Aufmerksamkeit und
Sorgfalt. Tugenden, die erst durch
sein Gefühl, der Stärkere zu fein,
zur Entwicklung zu kommen scheinen.
Herrlich sind solche Streifzüge und
Wanderungen auf versteckten Fußwe
gen, die sich oft verlieren, durch stille
Tälchen an einsamen Gehöften vorbei.
Jetzt einen Hügel hinauf, wo wir
eine herrliche Aussicht genießen, dann
in eine kühle, schattige Schlucht hin
unter. Wieder über'sonncnglänzende
Wiesen oder unter dunklen, hochra
gendcn Tannen, manchmal auch über
Geröll und Felsblöcke. Das Herz
geht uns beiden auf ob dem fröhli
chen Wandern und mein Junge, der
sonst eher verschlossen und etwas reiz
barer Natur ist, wird dabei frisch
und fröhlich, voll Ucbermut und
strahlenden , Frohsinns. Ich habe
längst vergessen, daß ich eine mehr
fache Familicnmutter und dem
Schwabenalter bedenklich nahe bin!
Wir singen und scherzen und erleben
die köstlichsten Abenteuer, und dabei
gibt es Tausenderlei zu beobachten.
Wir treiben Naturgeschiö)te. ohne es
zu merken: Geographie und Geschichte
kommen wie von selber in unser Bej
Kindxrnrbkit.
Hausfrau". Ter Junge aber wird
ein braver, geschickter Geselle, wie je
der Bube, aber sie sind so harmlos
im Nahmen der Gesittung, weil hin
ter ihnen die Backpfeife aus Meisters
erhobener Hand droht. Und die
Mädchen, die haben nie gelernt, sri
vol zu fein.
Auch sie gehen, wenn eS nötig ist.
in Fabriken, aber zunächst sind eS
doch mehr Frauen, die sich der me
chanischen Fabrikarbeit unterziehen,
weil , sie nebenher ihr Heim versorgen
können, die meisten Mädchen ziehen
es vor, Hausarbeit zu tun, sie wis
sen. daß sie auf gute Behandlung in
den Familien, denen sie dienen, rech
nen dürfen, allerdings nur d a n n,
wenn sie ihrerseits rechtschaffen
sind und gute Dienste leisten.
Unwillkürlich sieigen vergleichende
Betrachtungen auf.
Wie, wenn unsere Mädchen auch
von der Schule ins HauS wanderten,
wenn sie zu gutwilligen, anständigen,
arbeitsfrohen und fleißigen Hilfs
kräften erzogen würden, wenn sie
nicht mit abstoßenden, selbstbewußten
Forderungen, sondern mit freund
licher. sympathischer Hingabe ihrer
Arbeit obliegen wollten, ob nicht da
mit die in Amerika so schwierige
Dicnstbotenfrage kurz gelöst und mit
einem Schlage dem angeblichen Elen
de der weißen Sklaverei" gesteuert
würde?
Wie viele Tausende von guten
Hausfrauen, die heute vor dem Ge
danken, ein modernes Mädchen" ins
.yuu zu neymrn. zllrlllliqreaen, rour
den ein braves, fleißiges und ar
tiges Hausmädchen freudig aufneh
men. die Zahl der Fabrikarbeiterin
nen würde vielleicht geringer, aber ge
rade darum deren Erwerb ein bes.
serer werden, und um wie viel zu
sichtlicher würde ein junger Mann an
die Gründung eines eigenen HauS
standes denken, wenn er gewiß wäre,
eine tüchtige, wohlgeschulte Hausfrau
als Lebensgefährtin heimführen zu '
können.
Soll schon das Kind vor Fabrik
arbeit behütet werden, so müßte ihm
dafür aber als Aequivalent die Mög
lichkeit offen stehen, sich für einen
tüchtigen Berf als Lehrling , vorzu
bereiten, ohne daß die Kinder darum
den l?liern kZ mii&m
. ..IMQ.V 0lVlkjU!l(t
Zur Last fallen und. wie dies sa ck
geschieht, aus Müßiggang, ins Wer
derben rennen. .
ü iuu .V u i v i i ii c. '
reich, und stolz ist mein Bub, n.enn
einmal die Mutter sich von ihm beleh
ren läßt. Ich aber wundere mich
manchmal, wie viel solch ein Schul
junge schon weiß, und wie lebendig eZ
ist in ihm.
Gelcgentliich halten wir Rast an
einem rauschenden Waldbache, den
mein Junge sofort zu einem Bade
benutzt, ein andermal liegen wir un
ter einem Baume im hohen Grase
und plaudern ruhig. Ich erzähle ihm
aus meiner eigenen glücklichen Kind
heit. von Groß- und Urgroßeltern
allerlei Lustiges und Trauriges. Auch
von der Zukunft sprechen wir manch
mal und ich strecke heimlich die FUH
lcr aus und finde so manches, das
mir einmal zur Wegleitung dienen
kann, wenn die Frage der Berufs
wähl näher rückt.
In solch traulicher Einsamkeit bie
tet sich der Mutter die beste Gelegen
heit, das Vertrauen des heranwach
senden Kindes zu gewinnen und ein
ernsthaftes Wort findet hier diel leich
ter Eingang in fein Gemüt, als da
heim die längste Predigt.
Eines Tages teilte mir mein Jun
ge vertraulich mit, daß ihn die Mit
schüler zuerst ausgelacht hätten, weil
er noch mit der Mutter spazieren
müsse. Ich habe ihnen dann aber
gesagt. Du seiest gar nicht wie eine
Frau", wenn wir zusammen aus
ziehen, fondern nur" wie ein Freund,
und man könne mit Dir reden, wie
mit einem Kameraden, und Du
trauest Dich überall durch. Wenns
noch so gefährlich oder schmutzig sei!"
Ist ein solches Zeugnis nicht mehr
wert, als die Komplimente, die uns
eine feine Handarbeit usw. einbringt,
und sind die Stunden, die wir unse
rem Schlingel" gewidmet, nicht un
endlich viel besser angewendet, als
diejenigen, die wir ebendieser mühe
vollen Stickerei geopfert haben?
Ich selber möchte unsere herrlichen
Streifzüge in Wald und Feld um
keinen Preis mehr missen, fühle ich
mich doch jedesmal, trotz einiger Er
mlldung, wie verjüngt. Wir lassen
uns deshalb auch von etwaS trüber
Witterung nicht abhalten, und ein
gelegentlicher Regenguß wird immer
mit Humor ertragen, "' -
: Macht's nach, ihr fchlingelgesegne
ten" Mütter, habt Zeit für eure Au
ben! - . " v.
' 2f. M. 61. '
j
i
.