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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (March 4, 1913)
n gliche Cmf.fi Tribüne. Tlenöta, de 4. Min, 1013. ftam 8tiSigUiiiaaiia Die Ist Gen 0011 ttrlmlnafroincm von mvnsMtsm$Mgü&tyn (24. Fortsdung.) XXVI. Untersuchungsrichter Dr. Waimut kehrte von seinem Bureau heim. Obwohl GerichtLferien warm, hat U tt seinen Urlaub doch für dm Herbst verschoben, einfach weil er den tfall EiSler" nicht au der Hand ge ben wollte. Je länger er sich damit beschäftigte, desto komplizierter erschien er ihm ziemlich, trotz all der schönen Jndi zienbeweise. die ihn anfangs so ent zückt hatten. Sein Kollegen hänselten ihn be teitJ, der Staatöanwalt hatte vor Antritt seine! Urlaube sich verwun. dert darüber geäußert, daß man der Staatsanwaltschaft das Untersu rbungSmaterial noch immer nicht vor gelegt habe, und selbst die Diener deS Landgerichts lächelten, so oft da ton die Nede war. Ein so klarer, einfacher. Fall! Und Itx Untersuchungsrichter zog ihn in die Länge wie inen Strudeltcig! Worauf wartete er denn noch ei gentlich? , Wasmut selbst legte sich die Frage zum hundertsten Male vor. als er jetzt langsam, in Gedanken bersun ken. durch die abendlichen Straßen schritt. Und er fand wie immer lei ne Antwort darauf. Die Sache war die: Er war bis her keinen Schritt iiber das Ergebn! der ersten Tage hinausgekommen. Wohl aber hatte er beeinflußt durch HempelS damalige Behauptun gen und den Eindruck, den Eisler selbst in zahllosen Verhören auf ihn gemacht angefangen, ernstlich an der Schuld dieses Untersuchungsge' fangenen zu zweifeln. Mehr noch: Auch er witterte ein Geheimnis in dem Fall. Er hatte sich alle Mühe gegeben, es aufzuklären, aber vergebens. DaS Vorleben der Rabl, Eislers und sei ntt Mutter schien so banal durch sichtig und ereignislos, daß die Wor ie in Mutter Rabls Testament völlig unverständlich wirkten. Nur die beiden Mordversuche an vieler wenn sie nicht ein Gebilde feiner Phantasie waren? und die B,zichnung der Ohrgehänge als sein Eigentum, sur oie er selbst keine Er kläruna wußte. deutte an, daß doch irgend etwas Geheimnisvolles in sein . Leben hineinspielen mußte. . Wakmut hatte seine in einer kleinen Villa gelegene Wohnung er nicht und Überlegte eben, ob er den Abend daheim verbringen oder zu tr gend einem Gartenkonzert gehen soll ie, alS sein Wirtschafterin ihm mel dete, daß ein Herr aus ihn warke. Es war SilaS Hempel. kDich führt mein guter Genius $er! rief Wasmut ehrlich erfreut und schüttelt wieder und wieder des ffreundes Hand. Wie oft habe ich Dich in den letzten zwei Monaten derbeigesehnt, wenn ich glaubte, der Köpf ginge mir entzwei über dieser pertrackten Geschichte 1" ' ,Du meinst den Fall Eisler?" Welchen denn sonst? Du hast ihn wir ja über dn Kopf geworfen wie ein Joch . . .Ich?" : Ja! Mit Deinen Behauptungen cn seiner Unschuld . . .von Geheim Nissen ..." .An die Du ja nicht glauben woll lest!- Oder hast Du inzwischen einen Faden gefunden?" . .Nicht die Faser eines Fadens! Aber ich 'glaube trotzdem. Du hattest nicht ganz unrecht . . . übrigens hast denn ' Du etwas gefunden?" ' 0 ja! Ich glaube wohl . . . ei niges, das Dich interessieren wird. Abr 'ehe wir damit beginnen: Was hast Du für den heutigen Abend vor?" - .Nichts! Ich tue, was Du willst." .Dann schlage ich vor, wir blei den hier. Du gibst mir einen Bissen zu essen, und wir plaudern dann ganz gemütlich über die Sache bei einem Schluck Bier und ein paar . Zigarren. , Ich muß Dich nämlich darauf vorbereiten: Mein Garn ist Q ziemlich lang." ns.ft I i?Z.U. TS KZlUat . wjyci nn; iius. Ich will nur Frau Therefe die nöti gen Anweisungen geben." Eine halbe Stunde später hatten beide zu Abend gegessen und saßen nun wieder in Dr. WaSmutS Ar beitszimmer zwischen einer Zigarren kiste und einer Batterie Bierflaschen. Wor SilaS lag außerdem seine Horndose und eine schwarze Leder rnappe, die er eben lächelnd aufschlug. Er nahm eine Photographie heraus und legte sie vor den Untersuchung; kichter hin. .DieS ist Schloß Senkenkrg im Böhmerwald. GerichtSkreiS BudweiS. Bezirk Prachatitz. Haft Du mal davon gehört? .Im Leben nicht! WaS geht mich da alt Scklok an?" .Es wird Dich schon interessieren. Senkenberg ist eine sehr reiche Herr schaft mit kollossalem Grundbesitz i ?ech schätze das Erträgnis auf gut l 40,000 Kronen lm Jahr. Außerdem j muäm Srnßenliersj. Erich Ebenstei. iwvii ist d! Geschichte bei aegenwärttgen Besitzer von packender Romantik." .Zum Teufel mit Deiner Roman tikl Ich dachte, wir wollten Über den Fall Eiiler sprechen?" .Warte nur! Da kommt schon noch. Erst mußt Du unbedingt d! LbeS und Shegeschichte det alten Stnkenberg anhören. Also paß aus alter Knabe, und sei so gut: denke dabei an nicht! andere !" Und während WaSmut, etwa Un verständliche vor sich hinbrummend, sich ein Zigarre anzündete, erzählte Hempel in kurzen Worten die Ge schichte, welche Peter Mark ihm mit geteilt hatte, bi zur Flucht Frau v. SenkenbergS. Dann machte er ine kleine Pause und blickte Waömut an. .Hast Du die einzelnen Punkte be halten: 1. Sie floh mit einem Vetter ihreS tt.itten. 2. Dieser Better Eberhard v. Lavandal war ein notorischer Lump, der Schulden und falsche Wechsel auf Senkenbergs Namen hinter sich ließ. 3. Sie nahm da Kind mit, um bessre Scheidungsbedingungen, eine wahrscheinlich recht bedeutende Apa nage und die Gewähr, daß man sei ne gesetzlichen Schritt gegen daS flüchtig Paar einleite, zu erzwin gen. 4. Sie wandte sich zuerst nach Wien. 5. In ihrer Begleitung befand sich ine junge Magd, namens Trine Sedlaczek. Ist Dir all dieS gegenwärtig, lie her Wasmut?" .Natürlich! Ich bin doch kein Idiot! Aber der Kuckuck soll mich holen, wenn ich begreife, was mich diese ganze Geschichte angeht?" .Geduld!" Hempel blätterte in sei nen Papieren und legte dann mehre re Bogen vor den Untersuchungsrich ter hin. .DieS ist die Aussage der Trine Sedlaczek. die jekt in ihrer Heimat in'Dauba lebt und einen Tischler na mens Nowak geheiratet hat. Ich ließ sie notariell beglaubigen und Du kannst sie nachher selbst lesen. Ihr Inhalt ist kurz folgender: Frau v. Senkenberg stieg mit ihr und dem kleinen Felix in Wien im Hotel Nordstern damals sehr zweiten Ranges' ab. und trug sich in den Meldezettel als Flora Miller samt Kind und Dienerin aus Prag" ein. Sie gab dann Trine eine größere Geldsumme, ließ sie schwören, ihren Aufenthalt nicht zu verraten und riet ihr. ja nie mehr nach Senkenberg zu rückzukehren. Si selbst könne sie nicht länger behalten, da sie nach Deutschland reisen wolle. Am sei ben Tage noch trat eine durch den Hotelportier besorgt Kammerfrau in Flora MillerS" Dienste;Trine muß te ihr die Wartung des Kindes über geben und eine Stunde später das Hotel verlassen. Die neugemietete Kammerfrau hieß Anna Bardolf. Uebrigens wußte Trine nicht, daß Eberhard v. Lavandal aus dem Hintergrunde die Flucht leitete und sich in inem andern Hotel versteckt hielt. Dies erfuhr sie erst von ih rer Nachfolgerin, der Bardolf, viel später. Frau v. Senkenberg hatte ihr gesagt, sie verlasse ihren Mann nur darum, weil er sie .schlecht be handle", was Trine kritiklos glaub te. Trine verließ Wien nicht, sondern suchte sich zunächst dort einen andern Dienst. Eines Tages begegnete sie zufällig der Bardolf mit dem kleinen Senken berg. Sie war sehr erstaunt. Wie die gnädige Frau sei nicht nach Deutschland gereist? Nein. Die Bardolf erzählte, si wohne mit ihr und dem Kind als Afterpartei bei einer Frau Eisler." .Eisler? Sagtest Du Eisler?" un terbrach WaSmut den Sprecher leb haft, denn die Geschichte fing plötz lich an, ihn zu interessieren. Jawohl. Margarete Eisler, die damals nach dem Konkurs ihres Mannes sich mit Zimmervermieten ein Nebeneinkommen schuf. Bei ihr wohnte Flora Miller samt Kind und Kammerfrau aus Praa." Trine verriet, da sie es mit ihrem Eid sehr genau nahm, der Bardolf den wahrenNamen ihrer Herrin nicht. Aber sie nahm sich vor, an ihrem freien Sonntag die - einstige Gebie terin bei Frau EiSler aufzusuchen. Inzwischen erkrankte ihr eigene Her rin, mußt nach dem Süden und nahm Trine dahin mit. Monate vergingen, eh sie nach Wien zurückkehrte. AIS sie dann viel später einmal Zeit fand, zu Frau Eisler zu gehen, war diese längst ausgezogen und in der großen Mietskaserne, .wo sie gewohnt hatte, kümmerte sich eins nicht um daS an dere. Man wußte nicht, wo sie ge genwärtig sei. ? Weitere Nachforschungen zu pfle c,en, war Trine zu indoknt. Viele Jahre lang hörte sie gar nichts mehr von Frau v. Senkenberg und dem Kinde, bis in Zufall sie wieder mit der Bardolf zusammenführt. Die Bardolf. die Witwe gewesen, hatte nämlich zum zweitenmal ge heiratet. Einen gewissen Hublak, det Steward auf Lloydschiffen war. Sie reiste einig Jahre mit ihm herum und würd dann zum zweiten mal Witwe. In ihr Heimat, wo sie kaum mebr Beziehungen besaß, wollt sie nicht gehen und war ziem lich ratloi in bezug auf ihren künf tigen Aufenthaltsort, als ein Bruder Ihr zweiten ManneS ihr schrieb, sie möge doch zu ihm als Wirtschas terin kommen. Er war Pfarrer einer kleinen Landgemeinde in Nordböh wen nahe bei Dauba. Sie ging auf den Borschlag in. So führte das Schicksal sie wieder mit Trine zu sammen, die ja in Taubi verheirat! war. Sie sahen sich nicht oft und die Hublack erfuhr auch jetzt den wah ren Namen ilzrer Herrin nicht, denn Trine hielt sich durch ihren Eid im mer noch gebunden. Immerhin spra chen sie zuweilen von Flora Miller" und hätten gern gewußt, waS auS ihr geworden war." .Wenn Trine Nowak sich eures) ih ren Eid gebunden fühlt'," warf hier WaSmut ein, .wie hast denn Du sie dann zum Sprechen gebracht?" .Sehr einfach. Ich wußte doch von Peter Mark, daß sie Frau v. , Senkenberg begleitet hat auf der Flucht. Und als ich ihr erst begreif ; lich machte, welche Unheil sie durch ihr Siveigen gestiftet habe, sagte sie mir ganz willig, was sie wußte." Bitte, erzähle weiter. Ich sehe ja schon, wohin der Hase läuft hoffentlich hast Du von der Hublak auch eine beglaubigte Aussage, die Bwe!slraft besitzt?" ?la Hier ist sie. Natürlich handelt es sich hier um die Flora I Mller". denn die Hublak kannte F:au v. Senkenberg nur unter diesem Namen. Da aber durch Trines Aus sage die Identität beider Namen fest gestellt ist. so -" Ja. Gewiß. Daran kann kein Zweifel besteh. Es handelt sich jetzt übrigens nur mehr um das Kind. Nahm e? die Mutter mit auf ihre Reise oder ließ sie es zu rück?" Sie ließ es bei der Eisler. Flüchtig und oberflächlich wie sie ge wesen sein muß nur bedacht auf ihre eigenen Interessen, wahrscheinlich auch beeinflußt durch Lavandal. han delte sie ebenso herz als gewissenlos an dem Kinde. Ihr Interesse er heischte, die Spuren ihrer Flucht möglichst zu verwischen und den Au fenthalt des Kindes so lange geheim zu halten, bis ihr Gatte auf ihre Bedingungen eingegangen war. Die Eisler und die Hublak kannten sie nur als Flora Miller". Als diese verschwand sie eines Tages spurlos. Sie ließ einen Brief zu rück, worin sie Frau Eisler beschwor, das Kind für die beigelegte Summe in Pflege zu behalten, bis sie wei tere Beifügungen darüber treffe. Sie selbst müsse eine weite Reise antreten, von der ihre künftige Existenz ab hänge. Sobald ihre Verhältnisse es gestatteten, würde sie das Kind durch eine Vertrauensperson abholen lassen. Die Kammerfrau fei zu entlassen. Der Lohn für ein halbes Jahr lag bei. Einige Tage später kam noch ein Brief aus Hamburg: Das Kind be sitze keine Verwandten mehr, niemand als sie, die Mutter, habe e Anrecht daran. Frau Eisler möge also kki nerlei Schritte bei der Polizei un ternehmen, sondern den kleinen Feliz ruhig bei sich behalten, bis die Mut ter weiter Verfügungen träfe, was längstens binnen einem halben Jahr geschehen würde. Das ziemlich reich lich für in volles Jahr lxrechnete Kostgeld habe sie ja ohnehin zurück gelassen. DieS war die letzte Nachricht von Flora Miller". Frau EiLler, die kurz vorher ihr eigenes einziges Kind durch den Tod verloren und vom ersten Augenblick an tiefeS Mitleid mit dem von der Mutter so nebensächlich behandelten Kleinen empfunden hatte, pflegte ihn wie ein leibliches Kind. Als Monat um Monat verstrich, ohne daß jemand danach, gefragt hät te. machte sie doch die Anzeige bei der Polizei. Man forschte nach Flo ra Miller", erließ zweimal Aufruf in den Zeitungen und meinte dann, da auch in Hamburg nichts von ei ner Flora Miller bekannt war. das Kind sei wohl einfach in Stich ge lassen worden und müsse nun eben ins Waisenhaus, falls Frau EiSler es nicht aus Barmherzigkeit behalten wolle. Die Eisler behielt es. Sie hatte es lieb gewonnen und es sollte gar nie erfahren, daß sie nicht seine mtU liche Mutter sei. Als ihr Mann ein paar Jahr später starb. Lbersidelt sie nach Graz, wo sie in Mutter Rabl ihre einzig noch lbend Verwandte be saß. Boshafte Antwort. A.: WaS haben Sie denn da für ine Bürste?" B. (kahlköpfig): Eine Stahlbiir. sie. danach ist man wie neugeboren." A,: .Ja, da merkt man. wenn man Ihren Kopf sieht." Z ns sillirrne üreul. CtltUt von Harrt, U Wlndt. Auf der Messe ,u Boulognesur Mer sah ich George Forefl ,u,n ersten Male. Ich war mit einigen Freun den au Langeweile in den Zirku Segangen, wo gerade eine Löwendres urnummer vorgeführt lourde. George sorest. genannt .Azrippa. der LL wenkönig", wie die bunten Plakate draußen an den Zellwänden verkün beten, arbeitete mit ein paar verdrieß lich aussehenden Löwen, die ganz den Eindruck machten, clj hätten sie die größte Lust, mit dem klapprig auSse henden Käsig und dem Bändiger kurzen Prozeß zu machen. Die klcine energische Gestalt del Bändiger er regt meine Bewunderung und Neu gier, und alS die Vorstellung zu Ende ging sandte ich ihm eine Einladung zum Abendessen. Hinter der Kathedrale von Dou logne liegt eine verräucherte See mannSkneipe, in der man aber unter lauter alten Kapitänen und Schissern vorzüglich aufgehoben ist. Dorthin gingen wir auch jetzt. .Agrippa" war etwa vierzig Jahrr alt. aber er sah viel jünger aus. Ali zweiter Sohn eineS englischen Bau ern hatte er früh daS Heimathau verlassen und sich einem reifenden Zirkus angeschlossen, jeden Tag unter Lebensgefahr sein schweres Brot ver dienend. Seinen Erfolg schrieb er einer gewissen hypnotischen Macht über die Bestien zu. die, wie er mem te, niemand erlernen könne. ES ist wie Klavierspielen." sagte er, .manche Leute können's von Na tur aus. andere lönnen'S nie!" und goß sich eine solche scharfe Mischung von Brandy und Pepermint zusam men. daß ich für seine Nerven am nächsten Tage fürchtete. Eigentlich hatte ich gedacht, daß mein Gast mir aufregende Abenteuer auS feinem Beruf erzählen würde, aber Agrippa lehnte es ab, zu fach simpeln. Nur stockend erzählte er. daß die am wildesten aussehenden Tiere oft die harmlosesten sind, und daß Tiger am schwersten zu behandeln sind. Fühlen Sie nie Furcht., wenn Sie in den Käfig gehen?" fragte ich ihn. Agrippe lachte: DaS ist eine ko mische Frage für unsereincn, lieber Herr." Ich meine ja nicht, daß Sie Angst haben," verbesserte ich mich, aber selbst bei den stärksten Naturen las sen doch die Nerven manchmal einen Augenblick nach." Ich möchte nicht direkt nein sa gen." sagte der Dompteur lanzsam, und seine scharfen Augen verloren ihren kühles Glanz, und ich will Ihnen auch zeigen, warum." Er griff in die Tasche und wyrf eine Handvoll Silber und Kupfermünzen auf den Tisch. Unter den Geldstücken lag ein kleines silbernes Kreuz von altertüm licher Arbeit, dessen Ecken vom Tra gen blank gescheuert waren. .Lesen Sie ras." sagte Agrippa und gab mir das Kreuz. Mühsam entzifferte ich den darauf gravierten mittelalterlichen Spruch: Twcemahlen am Meer eenmahl to Lande Hllde Di Fremder vor Unglücks hande. Luert de Tod all um Di her, Eenmal to Land treemahlen am Meer. Sehen Sie," sagte der Löwenbän diger, daran muß ich immer denken, wenn ich arbeite, ich wünschte, ich hätte das verdammte Ding nie gese hen!" Mer da steckt doch kein Sinn und Verstand drin." sagte ich, die Münze in den Händen drehend, Zweimal am Meeer und . . ." Ja," sagte er. aber eS klingt so seltsam. Seit zehn Jahre hab ch' schon." Nun, jedenfalls ist es ja nichts Schlimmes," sagte ich leichthin, wah rend er das silberne Kreuz wieder in die Tasche steckte, dieser Spruch ist doch vor vielleicht vierhundert Jahren gemacht und gegossen worden. waS sollte er Ihnen heute anhaben?" Mein Gefährte fchüttelte den Kopf, aber er schwieg, und bald darauf standen wir auf und gingen fort. Zwei Jahre vergingen, und ich hatte im Laufe wechselvoller Erleb nisse kaum mehr an Agrippa, den Löwenkönig". gedacht, alS ich plötzlich wieder auf ihn traf. ES war in Va ris, im Nouveau Cirque, wo ich ihn auftreten fäh. Als seine Nummer fer tig war. suchte ich ihn in seiner Garderobe auf. Er lud mich zum Abendessen ein. Ich nahm die Einladung an, und wir gingen zusammen in seine Weh nun, die klein, iber hübsch und komfortabel eingerichtet war. Nach dem Essen zündeten wir die Zigarren an, dann fragte ich ihn: .Nun. ist irgend etwa Passiert, seit wir un nicht geseyen haben?' .Nichts besondere, nur ein oder zwei Kratzer von einem widerfpensti aen Biest. Der eine iroße Löwe, der Nero, wird alt und eigensinnig. UebrigenS," fragte er plötzlich unver mittelt. .erinnern Sie sich noch an mein, silbernes Kreuz, das ich Ihnen damals zeigte?" Ich nickte. .Da habe ich in derselben Nacht noch verloren, e muß mir durch ein Loch in der Tasche entfallen sein, oll ich helmging. Und sehen Sie. von dem Tage an, wo ich diese Stückchen Silber verlor, hat sich mein Geschick gewendet, seitdem geht eZ bergauf mit mir, und heute bin ich mit zwanzig eigenen Tieren im größten Pariser Zirku, !" Wir unterhielten un noch lange, bi draußen der Morgen graute, oann nahm ich Abschied von ihm. Noch einmal sollte ich .Arlppa" wiedersehen. Fünf Jahre vergingen, da hatte ich geschäftlich in Libau, tm russischen Kurland, zu tun. AlS ich fertig war, konnte ich nicht abreisen, denn der letzte Zug de TageS war bereit kort, so entschloß ich mich, in den ZirkuS zu gehen. An der Mauer klebte ein große Plakat in schreien den ffarben. barunter ein Name in fußhohen Lettern. Agrippa, mein al ter ffreund. Ich trat ein. und suchte ihn in seiner Garderobe auf. Ich hätte ihn fast nicht erkannt, denn feine frü her so kräftige muskulöse Erschei nung schien auf die Hälfte zusam mengeschrumpft zu sein. Er ging wie der in einem schmutzigen Kostüm, vernachlässigt und verlottert von Kopf zu Fuß. hohlwangig und un gekämmt. Aber ein Kind hätte die Ursache dieses betrüblichen Nieder ganzes erraten können die Trunk sucht stand mit schrecklichen Zeichen in sein Gesicht geschrieben. Ich sprach einige Worte mit ihm. Dann mußte er austreten. AlS ich ihn bald darauf in den eisernen Käsig treten sah. hatte ich ein Gefühl, als ob er ihn lebend nicht mehr verlas sen wurde. Er fing an, mit seinen Löwen zu arbeiten, abe.' ich sah so fort, daß es nicht mehr seine alte energische Art war, die mit einem Blick Gehorsam zwang. Im Käfig waren drei Löwen und zwei Löwinnen, die wie gewöhnlich unruhig fauchten und mit den Pran ken den Sand der Manege furchten. Und als die Tiere sich im Kreise aus kleinen Bänken rund um ihren Ban diger legen sollten, schienen sünf Paar glühende, blutunterlaufene Augen ihre Gelegenheit zu erwarten. Nero, der alte Günstling Agrippas, wollte wicdcrnicht gehorchen, aber der Bän diger, der immer behauptet hatte, Nero sei ein guter Charakter, brachte ihn endlich zum Hinlegen. Nun kam die Schlußpointe, und Agrippa hatte seinen Kopf in den Nachen des Lö wen zu legen. , Die Musik hörte auf zu spielen, und ringsum war ein hörbares Atem anhalten. Mir legte es sich wie ein eisernes Gewicht auf die Brust. Agrippa trat auf Nero zu und kniete vor ihm nieder, während die anderen Löwen ruhig auf ihren Plätzen lagen und nur die spielenden Schwanzspitzen ihre Aufmerksamkeit verrieten. Früher ließ Nero seine Kiefer so leicht wie ein kleiner Hund auseinanderbiegen, aber heute abend leistet er Widerstand. Ich sah. wie Agrippa blaß wurde und die Mus lein an seinen Armen sich spannten, dann hörte ich ein dumpfes Gurgeln, kurz und drohend, und ein, tiefes Ge brüll. Im nächsten Augenblick lag Agrippa auf der Erde, und Nero über ihm, wie gelbe Wolken huschten die anderen Bestien von ihren Bän ken, und einen schrecklichen Augenblick lang sah ich einen Knäuel von rasen den Löwen,' ein weißes, blutllber strömtes Gesicht, und hinzustürzende Wärter mit langen Stangen. Dann bahnte ich mir einen Weg durch eine schreiende, erregte Menge, die sich nach dem Käfig und nach den AuSgängen drängte, und eilte in die kalte, frische Winterluft. Am andern Morgen hörte ich, daß mein armer Freund noch in derselben Nacht gestorben war. Meine Anwe senheit in Libau konnte nun nichts mehr nützen, so ließ ich Geld da, da- mit er anständig begraben werden konnte, denn er hatte fast nichts hin terlassen, und fuhr ab. Vor ein paar Tagen kramie ich in alten Papieren, da fiel mir ein altes Notizbuch in grünem, verblaßtem Einband in die Hände. Auf der er sten Seite standen ein paar Zeilen: Tweemahlen am Meer eenmahl to Lande, Hübe Di Fremder vor Unglücks hande. Luert de Tod al! um Di her, Eenmahl to Land tweemahlen ein Meer. ES waren die Verse, die ich an jenem Abend abgeschrieben hatte, als ich mit Agrippa, dem Löwenkönig", zum erltenmal zusammensaß. Zweimal am Meer, einmal zu Lande." Dreimal batte ich Agrippa geiroffen, und jedesmal zufällig. Zweimcri am Meer, in Boulogne und in Libau einmal zu Lande, in Paris. Natürlich war das purer Zufall, das ganze Geheimnis deS silbernen Kreuzes ein Gebilde auS Aberglau ben, aber das Leben treibt eben doch mitunter seltsame Spiele. Unmöglich. Frau Müller: Nun, haben Sie Ihrem Schwiegerfohn tuchtm die Zahne gezeigt? Frau Lehmann: Nein, ich hatte sie zuhause veraessen. AS Malier WilhelmS-Land. . i , L Verichl von fcrr liiprt)illn de deut scheu Reich. K,l,Ialamtk. Von der Erpedition deS Reich. Kolonialamt, der königlichen Museen und der Deutschen Kolonialgesellschaft zur Erforschung deS KaiserinAugu sta fflusseS lSepik) in Kai er.Wil Helm Land liegen drei Berichte deS Ethnographen Dr. Behrmann vor, datiert vom 6. August. 2. August und 29. August. Der letzte würbe abgesandt mit der .Kolonialgesell schast," die nach Fnednch'Wilhelms. Hafen lief, um für einen Nachschub von Polizeisolvoten zu sorgen. Schwierigkeiten aller Art verhindern die rhoffte Abwickelung der Arbeiten der Expedition. Dr. Behrmann be richtet, wie er in Malu drei Einaebo rene als Führer zu einem Vorstoß ins Gebirge verpflichtete, dann aber am verabredeten Tag allerlei Ent fchuldigungkn der Farbigen hören mußte. Den wahren Grund für diese Sinnesänderung habe ich licht ersah ren," schreibt er, .am wahrscheinlich sten erscheint mir heute der. daß sie ein damals bevorstehendes Tanzfest nicht versäumen wollten." So wurde der Vorstoß ohne Führer untcrnom men. Bald trafen die auf Eingebore ncnpfaden Vorwärtsdringenden auf einige Zwanzig Eingeborene, von denen einige bereits auS Malu be kannt waren. Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, daß daS gesuchte Dorf Kuome in der Nähe war. Durch allerlei kleine Hemmnisse suchten die Eingeborenen daS Vorwärtsdringen der Expedition zu verhindern, setzten jedoch keinen ernsten Widerstand ent gegen. Am nächsten Morgen war ein klci ner Gipfel zu übirschreiten, hinter dem auf einem freien Platze ein An zahl bewaffneter Männer die Ezpedi tion empfing. Nach einigem Hin und Herreden und gegenseitigen Friedens und Freundschaftsbeteuerungcn gingen die Eingeboren selber den Weg zum Dorf voran. DaS Zeichen deS Frie dens ist, wie in Malu, daS Berühren von Nabel und Nase. Bei unserer Annäherung an das Dorf hörten wir lautes, taktmaßiges Trommelfchlagen auf den großen Schlitztrommeln; dies verstärkte sich immer mehr, je näher wir dem Versammlungs oder Männerhause kamen. Dieses war ein großes Gebäude, acht Mete: breit, mit hochaufgeschlagenen Giebeln, deren Entfernung voneinander 28 Meter be trug. Die Deckenbalken waren reich bemalt. An den Giebelfciten war daS Haus offen, wahrend zu leiden Sei ten das Dach fast bis zum Erdboden reichte. Hier angelangt, mußten wir den einen Hauptpfeiler umfchreiten und wurden dann aufgefordert, uns zu setzen. Einer der älteren Leute schüttete Kokosmilch m einen Tontopt urd mit einem Bündel von Kräutern verspritzte er den Saft über uns und die ganze Versammlung, nachdem an dere Männer, zuvor noch in den Topf hineingcblasen hatten. Dabei wurde recht melodisch gesungen. Einzelne sangen halb sprechend oder rufend m schnellem Tempo vor, es mochten Wünsche oder Beteuerungen sein, den Eindruck machte es uns wenigstens; dann fiel der Chor der übrigen jedes- mal mit dem kurzen Refrain wuchtig ein. Das ganze war wohl eine Be-grllßungs- oder Friedenszeremonie, zu deren Schluß wir Mit ihnen von ihrer Sagospeise und einem Kraut stengcl abbeißen mußten. Später tanzten eine Anzahl Männer unter Gesang in der Mitte des Versamm lungshauses. Sie gingen hinterein ander im Kreise herum, sich wiegend und mit den Knien einknickend. Bei alledem herrschte unter den Leuten eine ungeheure Aufregung, alles rief und schrie durcheinander. Im Freien standen Frauen und Kinder; im gan zen mochten 150 bis 200 Personen um uns herum fein. Nach den letzten Nachrichten aus dem Schutzgebiet war beabsichtigt, daß die Kolonialgefell schaft" energischen Vorstoß Sepit auf wärts unternehmen sollte, der hoffent lich recht große Erfolge zeitigen wird. Wintcrfviele der Spechtvögel. Von einem Vogelbeobachter in Deutschland wird berichtet: Wie im letzten Jahrzehnt so viele Winter, hat auch der heurige bis jetzt fast gar keinen Schnee gebracht. Doch hat sich teilweise schon recht harter Frost ein gestellt, der der Flur ein winterliches Gepräge gibt. Das Murmeln der Quellen ist verstummt und wenn da zu dichte Nebel durch die kahlen Zwei- ge brauen, dann scheint alles Leben im Freien erstorben. Die meisten Vögel können starke Nebel gar nicht leiden, und es ist merkwürdig, wie wenig sie sich an solchen Tagen sehen lassen. Einige Arten aber scheuen Frost und Nebel nicht, sie sind in der strengsten Winterkälte auf den Beinen, richtiger auf der Streife, und besonders sind es die verschiedenen Spechtarten, welche durch ihr mun teres Leben und Treiben Abmechs lung in die Eintönigkeit des trüben Wintertages bringen. Da kann man beobachten, daß sich hauptsächlich die Spechtvögel die Zeit durch mancherlei Spiele und gegenseitige Neckereien zu vertreiben suchen. Der drolligste ist der kleine Buntspecht. Gewandt surrt er um den Baumstamm herum und klettert mit großer Geschicklichkeit bis Unsere Schllitlmtljlkr-Gstcrte '! V, 94G4. 9453. Ei klcginteö, saisongerechtes Kostüm Modell. Mädchen-Toatmuster No. 0104 und Mädchen Nockmusler 3lo. 0455 sind hier vereint. Brauner Tcr,ic mit seinen Nnöpfm und Steppstichen in der glei chen Farbe wurden beniiht. Broaö Stoff, Teide, Saint, Diagonal oder Wolle-Melicrnnlikn jind evento qut nc eignet. Tie Muster sind in fns Gro ken geschnitten: 14, 15, IG, 17 und 18 Jahre. Es benötigt 7 ?1ardS 44 zölligen Stoss für das ganze Kostüm für eine 17jährige Grökc. Diese Illustration macht zlvci sepa rate Muster nötig. wcläe gegen Ein sendung von 1 Cents für icocZ M ftcr an irgend eine Adresse grsandt werden. LeftellungS-Anweisnngen; . Dies zvcuner werden an irgend eine Adresse gegen Einsendung deS Preise geschickt. Man gebe Nummer und Größe und die volle Adresse deut lich an und schicke den Coupon nebst dem zben erwffbnten Preis cm daS Neuer Herbst nnd WintcrKata log mit alle neuesten Moden jetzt fertig. Üeder Leserin der Omaha Tribüne" für 10 Cents uqesandt. ?ATIERN DEPARTMENT OMAHA TRIBUNE, 1311 Howard St. . , istis die dünnsten Zweige h'u.iius. Unter allen Spechten machte mir immer der kleine Baumbacker. wie man ihn im Volksmund nennt, das meiste Bergnugen. , Er ist immer bei Humor und immer zum Spielen Qt neigt. Nicht nur mit seinesgleichen übt er sich im Versteckenspiel, sondern er macht das auch, und zwar mit Borliebe, mit den Menschen. Kürz lich sah ich drei der kleinen Kerle an einem dicken, alten Birnbaum beschäs tigt. Beim Nähertreten huschte die ganze Gesellschaft hinter den Stamm, von wo aus sechs neugierige Augen aufmerksam hervorlugten und jede meiner Bewegungen verfolgten. Ich schwenkte mein Taschentuch in der Meinung, daß die Spechtchen abflie gen würden. Nichts weniger als das. Gleichsam als vermeinten die kleinen Burschen,, dies sei ein Zeichen von Neckerei, huschten sie schnell mit lnu tem Gick, Gick hervor. Ein zweites Schwenken des Tuches, husch waren sie wieder hinter dem Stamm. Die kleine Bande hätte augenscheinlich das Spiel gern noch länger fortgesetzt, wenn ich Zeit gehabt hätte. Schließ lich .mußte ich dem Scherzen ein Ende machen. Ich sprang näher ge gen den Baum, und das schien den Tierchen doch zu gefährlich. Sie der dufteten mit lautem Gick Gick nach dem nahen Wald. Auch mit mittleren und großen Buntspechten habe ich dicse Spiele versucht. 'Zwar gingen auch diese Arten auf den Scherz ein. zeigten sich aber weit furchtsamer, als die Klein spechte. Der Grau und Grünspecht vollends wollten nichts davon wissen. Der sehr seltene Schwarzspccht kam oft auf das nachgeahmte Pieven des Rehes rasch herbei. Ahmte ' der Beobachter den Angstruf des Rehes nach, so flog der Vogel erschreckt mit lautem Dwnr Dwirr ob. Alles in allem sind die Spechte äußerst mun tere. lustige Vögel, die im Bild des WinterwaldeS unentbehrlich sind. s&m '(ifi I H jj - Kll 5 T : : 2 - -fa , jO 2 I . es 'S ': : r - ; rf , , ' b : : : 5 e o h : : : h : : : Ö S V3 . sL , 5" 3 A -L L ' Ctf S' 5s i 8 81. . g : . C3 I I L ; ! : 6 & s . : ö o : n : V S5 55 :