Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 24, 1913, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Tägliche Cmolja Tribüne. Vornan: . Februar 1913.
;
I
7
i S
fefÄKSK.'
5
Die Eiöeil iioii kMm?r
ü
Kri,ninslron,an
m iisiT-jigiaira;
l17. Fortsetzung.)
, llle, war seinerzeit in den 3;
fungei, ausgezahlt gewesen, ber e
" hatt sich niemand darum gemeldet.
Irgend Inen neuen AnhallSpunkt.
der weile Nachsorschungen ermog.
jTl'4L Hütte, fand tmp:i auch n
nicht. x..i
Nobler, der lesen zwenen .og
hempel vorsprach, um Bericht iiber
errn v. Lavanca zu
. ' '..,.. s,isn iah von Bedeu
i y ytvMf 7'- -
. iung zu erzählen.
l Herrn v. Lavandall Leben flltö)
) einem offenen Buch. Er verkehrte
viel mit Fräulein Lichtender, brachte
ab und zu inen Abend mit Freunden
,u und schlug im übrigen den Tag
tot. so gut es eben ging.
' Bon einem Geheimnis war abso
lut keine Spur vorhanden. Briese
empfing er nie schrieb auch keine.
sowtit Nobler beobachten konnte, und
i ein hagerer, alter Herr mit oder ohne
t Bart gehörte bestimmt nicht ,u sn
nem Bekanntenkreis weder offen
noch heimlich.
svmtorf fina allmählich selbst an,
an seinem Verdacht zu zweifeln. Hatte
j sich nicht am Ende getausch
durck die merkwürdig Aehnlichkeit
!' zweier Augenpaare in eine Sack
I gasse verrannt? n v
, Wenn der Graubart e verstanden
t baite. anscheinend spurlos vom Ero
boden zu verschwinden warum
( konnte Richter ei nicht mit ihm getan
'haben? ,c ... n .
Vielleicht waren beide langst in
Amerika oder sonst wo.
i Wieder einmal sak SilaS Hm
pel daheim neben Murx am Divan.
nahm Prise auf Prife und zerbrach
, sich den Kopf über diese Fragen.
Nein! Sie konnten doch nicht
I fort sin. Di Laglr hatte ja ge
l hört, wie der Alt damals nach dem
t Mord am Ufer des DonauarmeS ge
Z fagt hatt: .Zwei find abgetan
l Wiktor tat seine Pflicht waS jetzt
I noch vor uns liegt, ist daS reine Jfin
Erspiel."
I Daraus war zu schließen, daß eS
I noch weitere Arbeit gab. ehe man die
I Früchte all dieser Verbrechen einheim
Jen konnte.
War noch jemand abzutun"?
öemvel würd in seinen Gedanken
urch den Eintritt Noblers gestört.
txt diesmal zu ungewoy.'licher &tun
t nämlich am Vormittag er
schien.
un 'gibt 3 etwas NeueS?
f fragte er, den Agenten gespannt an
sehend. .
) .Ja! Herr v. Lavandal hat soeben
sein Quartier im Hotel gekündigt und
seine Abreise für den Nachmittag k
I kanntgegeben."
.Fiel twaS vor H Hotel, das dir
sen Entschluß erkärt?"
.Nein! Nicht. daS mindeste. Ich
Würde es sonst von dem Stuben-
Mädchen, mit dem ich aus Geschäfts
. gründen zärtliche Anknüpfungen ge-
sucht habe, erfahren haben. Nur
, r erhielt diesen Morgen einen
, Brief
.Ah! Natürlich kennen Sie den
Inhalt nicht?"
.Nein! Er zerriß ihn nachher
gleich in kleine Stücke und Vervich
P . i m . tfl . flrt.sl,.
(tt öle e. Avcr er erzarnie scenr;
so beißt daS Stubenmädchen
aß lein Onkel, der im Böhmerwald
:tn Vchlog vengie IYN ooriyin ein
'geladen habe."
v.Sein Onkel!!" HempelZ Augen
- inleltcn plötzlich und sein Nasenlö
ai . m F t. 1 PH C - 1. '
cher weiteten sich wie bei eir.em guten
s Vorstehhund, wenn er Witterung
I bekommt. .So. so, er hat also einen
l Onkel. ,u dem r jetzt fährt! Das
iist ja sehr interessant! Wie heißt das
. Schloß?"
X .Senkenberg! ES soll, glaube ich.
irgendwo um Prachatitz herum lie
gen. Wenigstens sagte er dem Stu
'benmädchen, daß dies seine Endfta
ktion wäre."
Hempel stand auf. öffnet eine La
le seines Schreibtisches und kramt
i in einem Pack Generalstabskarten her
um, die r hier aufbewahrte.
.So. das wird wohl die richtige
1 ffo sagt r dann, eine davon am
J4ch ausbreite.zd. .Senkenberg!
Aha. haben wir schon! Oh und
bai ist ist famoS! Es kann kaum ine
f'halb Stunde von Maurberg nt
fnnt sein. wo. . ."
Er brach ab und faltete di Kar!
.' wieder zusammen.
: .Da haben Sie mir wirklich eine
j" sftjr angenehm Nachricht gebracht.
,,stoblr! Heute nachmittag fährt er
schon, sagten Sie. nicht wahr?"
. . . Ja! Und ich wollte fragen, ob ich
i ihm nun auf daS Schloß seines On
' tels folgen soll oder nicht!"
VV Nein DaS muß ich selbst über
. V lehmcn. Und eö müßt wahrlich mit
' ' hem Teufel zugehen, wenn wir nun
ilcht bald klar sehen sollten! Auf die
n Onkel bin ich sehr gespannt.
Er lohnte Nobler ab und..,tließ
iDann begann er in Kleiderschrän
uno zaotn yerumzurramen. Bald
ein ziemlich abgetragener Anzug,
tnoeijen eine gewiHe schäbige Ele
, markieren sollte, nebst schreiend?.
J!
1 Ül!L rtrtiL l
" .
von Erich Cbeisiei.
In eine alte Handtasch wanderte
allerlei Material zu weiteren Tollet
tereränderungen.
Zuletzt begann der Detektiv sei
nen äußeren Menschen auf daS sorg,
fältigste inS Gegenteil umzuwan
hin.
DaS blonde Haar wurde mit ei,
nem persischen Färbemittel in Blau
schwan verwandelt, die arte Saut
färbe deS Gesichts. deS HalseS und
der Händ verschwand unter einem
dauerhaften Anstrich mit einer star
ken Lösung von übermangansaurem
Kali, so daß s! nun bronzefarbig
aussah, Lippen und Augenbrauen
wurden kräftig nachgeschminkt, und
während all dieser Veränderungen
nahmen auch die Bewegungen dS
Detektiv? twaS Lebhaftes. FährigeS
an.
.So", meinte er dann, sich zu
frieden im Spiegel betrachtend, ich
denke, ich kann mich ganz getrost
sur einen Romanen ausgeben, für
nen flldfranzösischen Weinreisenden
ooer ,o etwas. . . je nach Bedarf.
Man wirö ja seyen.
Er warf inen Blick in daS Kurs
buch und dann auf seine Ubr. Aus
gezeichnet! Wenn ich mich spute, kann
ich einen früheren Zug benutzen alS
er. UebrigenS. damit er nicht inmal
an den Augen einen Anhaltspunkt
hat, wollen wir noch einen Zwicker
autietzen.
Die Tür hinter ihm öffnete sich
und Kata, die aufräumen wollte, trat
ein. Sie brachte zwei weiche Eier
und Schinken mit zum zweiten Früh
stück.
Als sie den ihr fremden Menschen
erblickte, blieb sie einen Augenblick mit
offenem Mund stehen und brach dann
in eine Flut entrüsteter Schimpfworte
aus.
.Denn da sie kurz zuvor Teppiche
gereinigt und die Flurtür dabei nur
angelehnt gelassen hatte, glaubte sie,
ihr Herr, sei ausgegangen und ein
Fremder habe sich erkühnt hier m
zutreten.
Silas verbiß das Lachen, ließ sie
eine Weile toben und sagte dann in
leicht ausländischem Dialekt: .Ber
zeihen Sie. Madame, ich wollte bloß
fragen, ob. . .
Weiter kam er nicht. Das Wort
.Madame" stieß dem Faß den Ba
den aus. .Madame" sa nannte
man doch in Wien die Frauen, wel
che dem Storch ins Handwerk pfusch
ten. . .' '
.Unverschämte Kerl", polterte sie
zornig, .icy nli em eine waoamti
Ich mir daS verbieten! Ich lassen
Polizei holen, Sie sein einbrachen da
in fremdes Wohnung! kie einspern
Das Taschen mit stohlenes Sachen
werden dafür! Gleich! Auf die Stelle
dalassen!"
Sie wollte Hempel, der die Hand-
tasch ergriffen hatte, diese mit Ge-
walt entreißen.
Er aber lachte nun laut und sagte
mit seiner natürlichen Stimme: Es
scheint, daß die Maske gelungen ist,
da nicht einmal Du mich darin er-
kennst. Kata! Beruhige Dich nur
es .niemand sein einbrachen in frem
des Wohnung. . .
.Sie! Gospodar! O. . . Gospo-
dar!" stammelt die arme Kata der
wirrt und starrte ihren Herrn köpf
schüttelnd an. .Nein nix zu
kennen! Nix . . .aber. . .'
Adieu, Kata! Ich muß nun fort!
Es ist höchste Zeit!"
Er stülpte den schäbigen Zyllnoer
auf und wollte zur Tür, als sie ihm
den Weg vertrat.
.Nix fort! Erst essen!" sagte sie
diktatorisch.
.Unmöglich jetzt!"
.Müssen essen! Ich nix lassen eher
fort. . .!1
Aber sie hatte die Rechnung ohne
Hempel gemacht Mit einer elegan
ten Wendung, di einem Schlangen
menschen Ehre gemacht hätte, drückte
r sich an ihr vorüber und eilte
mit Siebenmeilenstiefeln die Treppe
hinab, ehe sie sich nur recht besinnen
konnte.
XlX.
In Mauerbcrg war selig Zeit. Lisa
schwamm in einem Meer von Glück,
und Prosper brachte jede freie Stun
de also so ziemlich den ganzen
Tag und einen großen Teil des
Abends bei ihr zu.
Weder das Brautpaar noch die Ba
ronin, die fast die ganz Zeit über in
der Wäschekammer zwischen der
Mamsell, zwei Näherinnen, Bergen
von Leinwand und Stößen von
Prospekten verbrachte, machten sich
viel Sorgen über deS grilliger alten
Senkenberg unfreundliche Haltung
gegen sie. .
Er hatte d! Verlobung Prosperö
mit eisiger Miene zur Kenntnis ge
nommen, eine Vorstellung der Braut
aber berläufig abgelehnt.
.Später vielleicht. Jetzt fühl ich
mich nicht wohl genug, neue Bekannt
schaften zu machen " sagt er.
; In der Tat sah r hagerer und lei
dender aus als je zuvor, und Peter
Mark steckt ti dem allen CrSusein
Renate kosschüttelnd. daß die Lichter
'n s??N5 Qlmrnirn ipSn ffl?rtrrtn i
j '. r -mm -im - !
II. lh imtMltfctfc LfcVWh UtV M t
ganz herabgebrannt seien ein Ve
weie. daß Herr v. Senkenberg kei
, Nacht schlief.
I .Er ist ein Ouerkopf und Weiber
' Hasser", sagte Prosper ärgerlich, .aber
.dafür können doch wir nicht? Ich
wett, wenn er Dich nur inmal sahe.
Lisa. r wäre bekehrt!"
.Inzwischen aber verlierst Du mei
n'twegen wahrscheinlich die Anwart,
schaft auf Senkenberg!" versetzt sie
kokett. .Wird S Dich nie reuen?
Werde ich Dir immer so diel wert
sein?"
.Süße klein Närrin! Nicht für
zehn Herrschaften wie Senkenberg
gäbe ich Dich her! Gottlob war ich
nie ein Erbschleicher! Und zu le
den haben wir ja genug, Erich und
ich!"
.Schließlich wirst Du dafür sa
auch Herr von Mauerberg". mischte
stch die Baronin, die ganz verliebt in
ihrn Schwiegersohn war, ein. .An
eurem Hochzeitstag m September
lasse ich alles auf euch überschreiben
und behalte mir nur eine kleine. Wit
wenwohnung im Seitenflügel vor. Ich
freue mich kindisch, all den Kram
von Verrechnungen mit dem Jnspek
tor dann loS zu sein!"
Fräulein Renate, die nun fast tag
lich nach Mauerberg zu ihrer jün
geren Freundin kam, schüttelte dazu
aber jedesmal bekümmert den Kopf.
.Bitter ist eS doch, daß Joachim so
starrköpfig ist! Ich weiß bestimmt,
er leidet selbst am meisten darun
ter, denn er hat Prosper sehr lieb
gewonnen, und wir gewöhnten unS
beide daran, ihn alS zukünftigen
Herrn von Senkenberg zu betrachten.
Gott weiß, wie eS jetzt werden soll!"
.Nun. vielleicht gefügt euch der
andere Neffe, dieser Lavandal. doch
noch besser all Du denkst!" beschwich
tigte die Baronin. .Schließlich hat
er alS älterer und, wie Du sagst,
mittelloser Mann doch eigentlich den
ersten Anspruch!"
Fräulein v. SenkenbtrgS Gesicht
versteinerte plötzlich zu ungewohnter
Härte.
.Mir wird er nie gefallen!" sagte sie
kurz, .es genügt, daß er ein Lavandal
ist! Sie taugten alle nichts!" Sie
erhob sich und griff nach ihrem Re
tiklll. .Wann kommt er denn?" fragte die
Baronin.
.Heute nacht! Und nun muß ich
wohl heimgehen."
Am Spätnachmittag, da dieses Ge
spräch stattgefunden hatte, saß Me
litta v. Brankow ollein auf einer
Bank in der Nähe des Parkeingan
ges.
Das Brautpaar spielte auf der
Terrasse ine Schachpartie, die Baro
nin war. nachdem Fräulein Renate
gegangen, wieder in ihrer geliebten
Wäschekammer verschwunden, um sich
mit der Mamsell über Lisas Aus
stattung zu beraten. . . in Thema,
das ihr unerschöpflich dünkte und
dem sie nie genug Zeit widmen konnte.
Im Park duftete es nach Ro-
sen und Jasmin, ein sanfter Wind
stnch durch di Lindenallee, in der
Melitta faß, und wehte zuweilen ei
nen Regen dürrer Bllltenblätter her
ab. Sie dachte an Felir. Der'"Arme!
Während hier deS Sommers Pracht
verrauschte, mußte er zwischen i:
sen Kerkcrmauern sitzen und sah viel-
leicht kaum em stuckchen blauen
Himmels! Ob er sich auch so sehr
nach ihr sehnte wie sie sich nach ihm?
Ein Gluck nur. öaß er wußte, st
hielt fest an ihm. . .
Sie hatte anfangs gedacht, daß es
so leicht sein müsse, seine Unschuld
zu beweisen. Aber jetzt, da Monat
um Monat verging, ohne daß man
auch nur einen Schritt weiterkam,
stiegen zuweilen düstere Gedanken in
Melitta auf.
Wenn es nun nicht gelang? Wenn
er verurteilt oder nur au mangeln
den Beweisgrllndn freigesprochen
würde?
Wie schrecklich! Sie erschauerte. Ach
es war ja nicht auszudenken! Und
von Silas Hempel. der sich seiner
anfangs doch mit so viel Eifer und
Zuversicht angenommen hatte, seit
Wochen kein Lebenszeichen!
Hatt er die Minte ins Korn gk
warfen? Mama schrieb auch kleinmü
tig in der letzten Zeit. , Erst gestern
wieder, wo sie sagt:
.Sie halten ihn alle ausnahmslos
ür schuldig. Ich glaube, ich bin die
einzige, die heimlich noch an seine Un-
chuld glaubt. Ganz insgeheim, denn
Papa würd mir ni gestatten, es auS-
r . ... nt t .' .
zui,preazen. cy mein armes ins,
ch furchte ,ch surchte so sehr. Du
wirft ihn Dir doch auS dem Kopf
chlagen müssen. . .
.Nie!" sagte Melitta in Gedanken
an diese Worte ihrer Mutter nun
aut und heftig.
(Fortsetzung folgt).
Im Sknfonitkonzert.
Witwe (sentimental): .Seitdem mein
Schorsch nicht mehr neben mir sitzt
und schnarcht, macht mir daS ganze
Konzert keine Freude mehr daS
war mir immer die schönste Musik !
I n S t ch r y e t t. Nanmba
le (der einen Europäer fing): .Ha
den Sie nur keine Angst vor dem
Gefressenwerden wir brauchen ja
einen dritten Mann zum Skat!
ModerneSJnse.rat.Gu
fH 7',nskm?idn fnftt In, tinflVnn
Stellung. Seira mit Sobn deS
(knultt tt utl,ifi41rftst
i f " - ,
'UM tii ILllUfc UHlUt i IU IV 1 1 IM
KM ft$ft.
sen G u st a v S ch kU r.
ff?nti ba liebst, so l'.el', klar.
Calbe ttüt txr.uU tie ,,qe.
Ä'kmi ku balikik. hatte lixitir.
Viiai soll soiijt dein Jl(rn taugen l
ffrliie Lieb, muß so Iofi,
ttii Me Violen wandern, s,s,lanen.
Und dein flflft lifl liefst titA
AIS wkk Cisc: lUi'ibt, sich wanenk
Sacharin.
Eine ganz nwder ftiI1,iiM;Witc Bon
üiij iüiiiikr (liamiero).
Auf unseren Rädern rollten wir.
mein Freund Wohlwend und ich. die
Straßen ab, die von Zürich nord
wärtS gingen. Unternehmend blitzten
Radgestäng und Augen in den jungen
Tag. Di alt Jugendsehnsucht wachte
auf und zog uns an die Grenze. Die
war badisch. Dort unten schimmerte
sie schon der blanke Rlinstrom.
Und eine lange, holzged:ckte Brücke
führte drüberhin.
.Halt." rief Freund Wohlwend bei
einem braven Wirtshaus vor der
Grenze, .halt, ich will nicht hungrig
in das Deutsche Reich einfahren. Ein
Magen, welcher hungert, ist kein Will
kommengruß. Wir rasten l,ier ein
wenig."
Also ketteten rir unsere runden
Rößlein on die Ban vor dem Wirts
haus und traten ein. Ei war gemllt
lich drinnen, sehr gemütlich. Bald
saßen wir behaglich essend an einem
runden Tische, wo ein verwegen aus
sehender Mann die Tasclrunde unter
hielt. Er erzählte wild, Zollgeschichten.
Und von Zeit zu Zeit ,chli'c er gehö
rig mit der Faust auf unseren Tisch.
.Und überhaupt," sagt er, .oas
Schmuggeln liegt einem gesunden
Menfechn.im Blut.'
.Na. früher einmal vielleicht ,"
sagt! ich.
.Nein, gerade jetzt ;st es ein Zeichen
von innerer Gesundheit."
Wir lächelten.
Weich wie Butterteig sind die Wen
sehen jetzt geworden, sie blätterten sich,
ängstlich gehen sie Gefahren aus dem
Wege. Ueberhaupt Gefahren! Gibt
es noch Gefahren? Alles ist reguliert
und geschmiert. Vom Autc drunten
im Tal bis hinauf zum Berzlift mit
Musikbegleitung, eine Schand: ist es,
eine Affenschande! Nur an den
Grenzen, da ist noch Gefahr. Da
zeigt sich, ob noch unverdorbene Ge
sundheit und noch frischer Wagemut
im Menschen steckt."
.Und wie niuß er den ceweisen?"
sagte Freund Wohlwend.
.Dadurch, daß er schmuggelt!"
Wir lächelten wieder.
.In diesem Handwerk steckt noch
Poesie, meine Herren. Das ist noch
nicht reguliert. M:h: oder minder
sind wir ja alle Schmuggler. Schauen
Sie nur den Leute'! in die Augen,
wenn sie ihre Koffer öffnen müssen an
de: Grenze. Immer flackert was
darin "
Was denn?"
Das schlechte Gewissen. Wer ein
mal Zollbeamter war, der kennt das,
der"
.Waren Sie einmal Zollbeamter?"
.Allerdings. Aber es ist tanae her."
Und jetzt?"
.Jetzt? Hm, jetzt habe ich mich auf
die andere Seite geschlagen. Es ist
poetischer, wissen Sie na, na, Sie
brauchen gar nicht von nir abzu
rücken, ich bin kein gewöhnlicher
Schmuggler, ich gehe überhaupt nicht
über die Grenze, ich dirigie-e "
Jetzt mußten wir aber herzhaft
lachen. Jetzt rückten wir wieder zu
dem wilden Zollplauderer hin es
war ja gar kein Zweifel: der Mann
schnitt auf, der Mann war ein Spaß
vogel. Was dirigieren Sie denn jetzt?"
sagte Freund Wohlwend, lustig mit
den Augen zwinkernd.
.Saccharin, mein Lieber, Saccha
rin!" Hahaha Saccharin, von dem jetzt
alle Tage eine lustige Zollgeschichte in
der Zeitung steht?"
.Alle von mir dirigiert mein Lie
ber!" Donnerwetter, verstand der die edle
Aufschnkidekunsi.
.Also, Herr Saccharindirigent,"
sagte Freund Wohlwend. .wie kommt
es nur, daß Sie sich gerade auf Sac
charin geworfen haben?"
.Die Saccharinfabriken sind in
Deutschland amtlich geschlossen wor
den, und in der Schweiz, da blühen
sie. Der Zoll ist ungeheuer, was
wollen Sie, da ist es nur verständlich,
wenn ich einen Ausgleich "
.Dirigiere, hahaha," lachten wir
wieder, daß es dröhnte.
Und dann ging das Erzählen wei
ter. Es wurde festgestellt, daß längs
des Rheins von Lindau bis nach
Basel ein wahres Schmuggilfieber
ausgebrochen fei. Leute, von denen
muns nicht glauben sollte, Leute die
ein Leben lang honorig waren, hätten
sich vom Saccharin betören lassen
.Ja ja," sagte der Zollaufschneider
wir suchen Leute mit ehrlichen Ge
sichtern, die an der Grknz keine
Schwierigkeiten haben. Wir Wahlen
gut und lassen uns nicht lumpen. Je
nach dem Grad der Ehrlichkeit des
inzelnen Gesichtes zahlcn wir "
.Jetzt hören Sie aber ' auf mit
Ihrer Aufschneiderei." sagte mein
Freund und bog sich vor Lachen.
Für Ihr Gesicht, zum Beispiel,"
fuhr der Zollaufschneider fort, zu wei
nem Freund gewendct, .für Ihr Ge
sicht zahle ich pro Grenzgang na,
sagen wir. zehn Mark."
Wieder lachten alle, und wir bewer
teten inander di ehrlichen Gesichter
nach der Verwendbarkeit beim
Schmuggeln. Ich ward auf sieben
Mark taxiert, der Wirt blieb unter
einer Mark.
.Und Sie," sagte mein Freund zum
Oberschmuggler. .wissen Sie, auf Ihr
Gestcht geb' ich noch keinen '
.Bitte, ich bin außer Wettbewerb,
ich bin Dirigent."
.Sagen Sie einmal," bemerk! ich.
.wie dirigieren Sie eigentlich die
Sache?"
.Vor allem mache ich meine Leute
gegen daS Entoeck:wkrden immun."
.Wie?"
.Ganz einfach, sehen Sie so."
Er war aufgestanden und fuhr mir
und meinem Freunde nit den Händen
an unseren Schlafen hinab, bestrich
de- Rock, die Magengeger.d und hörte
unterhalb der Taschen auf. ES sah
feierlich aus, sehr feierlich.
.Der reinste Heilmagnetiseur,"
sagte jemand.
Dann war der Zclausschneider
hinausgegangen. Er käme uleich wie
der, sagte er.
.Ein juziger Mcnsch. nicht?" sagte
ich.
.Ja. er macht seine Sache so gut
daß man fast glauben möchte "
. daß er wirklich einer von den
Schmugglern sei, für welchen er sich
ausgibt."
Aber da war er schor wieder im
Zimmer. Wir standen auf. wir zahl
ten, wir sagten, daß wir noch selten
eine so fröhliche Stunde unterwegs
verlacht hätten, wir gaben einander
die Hand
Wupp. saßen wir schon wieder auf
den Rädern und winkten noch einmal.
Ein halbes Stündchen noch, da lag
da? grüne Rheinband da. Da fuhren
wir über die knatternde Holzbrücke bei
Säckingen, an den Grenzern vorbei.
.Nichts zu verzollen?" Nein, meine
Herren! Ein Wald begann. Schwel
gend fuhren wir nebeneinander.
.Halt!" rief da eine Stimme.
.Halt!" eine zweite, eine dritte, eine
vierte. .Abgestiegen!"
Wir stiegen zögernd ab.
Wir wollen nichts von euch, als
was euch nicht gehört," sagte einer
ruhig, .greift einmal in eure Taschen
so und gebt uns das, war vor
einer Stunde noch nicht drin war."
Mechanisch hatten wir in unsere
Taschen gegriffen. Mechanisch holten
wir dünne Rollen hervor, die wir nie
gesehen hatten. '
.Ja. die sind e," sagte der größte
von den Verlarvten ,.her damit."
Wir sahen uns an, mein Freund
und ich.
Ich habe keine Ahnung, wie dieZ
Zeug hineingekomme- ist." sagte mein
Freund, geben wirs in Teufelsnamen
her."
Nochmals hineingegriffen, ob waS
drin geblieben ist!" kommandierte der
Große wieoer.
Ich fand nichts mehr. Mein
Freund fischte noch eine Rolle heraus,
hielt sie an die Augen
Ich laß mich hängen, wenn das
nicht wenn das nicht Saccharin
ist!" rief er.
Erraten!" sagte der Große ge-
mutlich, so, zetzt noch die Rader.
Die anderen waren schon auf unsere
Räder zugesprungen, hatten an den
Sätteln hin und her gedreht, hatten
die Nader umgestürzt ja, Himmel
was war denn das?
Aus den dicken, hohlen Sattclröh
ren unserer Räder quollen dünne Rol
len, eine nach der anderen mehr
und mehr, es war ein ganze: Haufen.
Saccharin. Saccharin, lauter
Saccharin," fagt Freund Wohlwend
düster. Und unsere Gedanken liefen
parallel zurück ins Wirtshaus vor der
Grenze ...
.Teufel." sagte ich .daZ war
der "
.Ja ja. der Zollaufschneider." r
gänzte mein Freund melancholisch.
So, meine Herren," sagt der
Große und ließ unsere Räder wieder
geradestellen , .wir sind fertig wir
bitten noch die Störung zu ntschuldi
gen Widerstand hat keinen Sinn,
wir sind zu vier
Verärgert und verdruckt faßten wir
unsere Räder wieder an, prüften die
Pedale
.. und noch eines, meine Herren.
fuhr der Große fort und lezt die
Hand, Abschied nehmend, an die
Stirne ich mache Lsle voraus auf
merksam, daß auch eine Anzeigerei bei
der Zollbehörde keinen Sinn hat
Sie haben das Saccharin über, die
renze gebracht, i&te waren unsere
Mittelspersonen ob bewußte oder
unbewußte, das Zollgesetz macht kei.
nen Unterschied ich danke Ihnen,
meine Herren."
Innere GcseSschaft.
Goethe ist es, der dies Wort ge
prägt hat. Für die gleich Sache gibt
e die verschiedensten Bezeichnungen:
Menschen der stillen Tat, Freimaure
rei der Seelen, Gemeinschaft der Hei
ligen. Gemeinschaft aller guter Ge,
ster. die sich überall finden: im gold
gestickten Kleids im blauen Arbeitö
Ansm ZHllittmtjler - Wck.
f
s 3
" '
9411.
Sine nette nd ünschenswrrt Tamenschürze mit PrZnceß-Birdertcll.
TaS Tefsin ist aceinnct für Vcrcale. Lliwn, Ginaham oder Cambric. Der
Prekcllkteil. welcker an der ?Zalte befestigt ist, kann weggelassen werden. Die
Züvue i,'t vraklisck sowie sehr hübsch, Das Muster ist in 3 Grönen geschnitt:ne
klein, mittelgrosz und groß. Es benötigt
.elgrue chure.
Preis des Musters 10 Cents. ,
B e st e l l u n g s A n w e i s u n g n
Dteke Muster werden an iraend eine Adresse aeaen Einsendrna deS
Preise? gespickt. Man gebe Nummer und Gröhe und die volle Ldresse deut
lich n und schicke ten Coupon nebst dem oben erwähnten Preis an daS .
Pattern Department, Omaha Tribune,
1311 Hzward Lt.
Acr Smaßa Hriöün'' Faltern' ßoupon.
Ich wünsche Muster No.. ......
....Zoll, Brust oder TaiÄenweite
(Jahre .... bei Kindersachen.)
Name....
Ns.
Straße
kittel. im Hause deS Ueberfusses und
:n der Hütte der Armut.
Wunderschon er.ählt von diesen
Menschen Anna Schieber in ihrem
Roman .Alle guten Geister'.
Diese Innere Gesellschaft, diese
Menschen jener Gemeinschaft haben
dm .'ichtigen Standpunkt zum Leben
und feiner Arbeit, zu seinen Erfolgen
und Mißerfolgen eingenommen.
Diese Gemeinschaft ist größer, als
lie Pessimisten glauben, wenn sie
auch nicht so groß ist. wie die Ge
meinfchaft der Schwadroneure und
der Leute der lauten Tat. Diese Leu
te der lauten Tat wollen alle Not
und alles Elend au? der Welt schas
sen. Aber ihre Arbeit besteht mei
stens im Phrasendreschen oder in
emem Aufstellen von Hypothesen, die
wohl ehrlich gemeint, aber undurch
führbar sind, weil sie die Gesetze nicht
in Anrechnung stellen, die unserem
Weltgeschehen zugrunde liegen.
Diese möchten aus jedcm inen zum
mindesten wohlhabenden Mann ma
chcn. Sie haben sogar die Sumrie
ausgerechnet und festgestellt, die je
der haben müßte, um gut und Jü
lich zu sein. Nehmen wir als solche
Normalsumme $1000 an. Tau
send Dollars können sür einm Reich
rum bedeuten, für den anderen sind
sie nichts. Es liegr nicht nur in
der Erziehung sondern vor allen
Dingen in der Veranlagung, wie ei
r.er sein Leben gestaltet. Nicht von
cußen kommt uns das Glück, es
kommt aus uns selbst; eS ist nicht
abhängig von Nt und Elend, Eld
und Gut. Nicht alle gesunden Kraft
menschen sind glücklich, nicht alle
Krüppel unglücklich. Wie kommt das,
da doch von alters her Gesundheit
als das höchst, irdische Gut aeprie
sen und mit Rei?? gepries..:
ist! Ebenso ist es fraglos, daß Gut
Mut gibt und Neichtum dem Leben
einen goldene,' Glanz verleiht. Sa
gen wir lieber verleihen kann'',
'.'enn die Grundbedingung ;m Glück
ist ein fröhliches Herz, ein so fröhlt
cheS Herz, wie es der ' heilige Chri
iophorus hatte, der singend die
schwerste Last tni&
4 gardS Sözölligen Etoff für die mit
f.'Wi
Stadt .'.
.......
Das ist es: sich einfügen und d:ch
über sich und '.:.e Not hinauZwach
kcn. ,Nicht immer nur zwifchen den
Dingen stehen, sondern den Flug em
vor wagen. Unabhängig sein von
fcincm Rock, ohne d:n Rock zu ver
nachlässigen daZ Leben lieben und
den Tod nicht sch:uep un sich ' d's
Gerechtigkeit als Fundament der Welt
nicht wegdisputieren lassen. Auch daS
Zeitmaß so?cn wir korrigieren es
reicht weit hinaus über die Welt.
Wie weit? Wir können es nur ah
ren und fühlen. Aber es gibt auch
Gefüblsgcwißheiten. Diese wocn er
lebt sein. Dies Erleben kann ; kein
Mensch erzwingen, wohl dem, dem eS
kommt wie ein Stern in der Nocht.,'
Ein ejhrscherz oethes.
Die Geschichte eines amüsanten
Neujahrsscherzes Goethes hat uns der
Kanzler Müller in seinen Erinnerung
gen aufbewahrt, der ihn sich nach der
Erzählung aus des Dichters Munde
verzeichnete. .Ungefähr ums Jahr
1870", so berichtete ihm Goethe, be
fand ich mich einstmals im Winter
mit Seckendorff und Einsiede! zu
Thalbürgel auf der Jagd, wo sie sich
gar weidlich ergötzten. Der Neujahrs
tag nahte Hera?, und am Borabend
beschlossen wir, statt ihrer Person
lichen poetische Glückwünsche an die
vertrautesten Personen des Hofes und
der Stadt durch einen Eilboten abzu
senden, der sie am frühen Morgen
des ersten Januar austeilen sollte..
Sogleich machte man sich ans Werk -und
brachte die halbe Nacht damit
zu, bald sinnreich-galante, bald hu
moristische, mitunter auch ironisch
gewürzte Verse zu verfassen." Leider
sind diese launigen Denkblätter jener
harmlosen Zeit nicht mehr zusam
menzubringen; nur Goethe erinnert '
sich noch, dem Fräulein von Göch
hausen folgende .Verse adressiert zu '
haben: Der Kauz, der auf Min,
vens Schild sitzt. Kann Göttern
wohl und Menschen nützen; Die
Musen haben Dich so treu beschützt.
Nun magst Du . ihnen wieder
nützen."