Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 24, 1913, Image 2

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    I
c ..-TTi
; 7. r;Ztte ter L'ede lichte ,
" 7 ekizz, ,n ß!s, rafft.
' Da Ka? gut. daß die Wintkrsaissn
f.. ihr Festen und Gesellschaften zu
Lzit war. Si hätte nicht auigehen
: t biksk Tan. nicW ackkn,
nicht scherzen, wie im Fieber flofe ihr
oa uui durch die Adern.
Jeden Morgen, wenn Rose Mari:
cn Zünsler trat und lächelnd sagte:
.Sie Mama. es wird Frühling
.x bißsie die Zähne aufeinander, um
Nicht laut aufzuschreien.
.. . . . Heute auch. Ihr blondes, sechzehn
jShrtgel Kind war aul der llonkir
mationsstund gekommen, etwas blaß
zwar und verwirrt, aber doch ein
glückselig Leuch.'en in den Augen.
Am inundzwanzigsten. Mama, ist
die Einsegnung. Frühlingsanfang
gerade! Da bleiben die Tage lange
hell. Ei ist doch sehr gut. daß wir zu
Hau! kein Feier haben werden.
Dann kann ich vielleicht noch vor
Abend bet Papa sein, wenn ich mit
dem Mittagszuge fahre.'...
Frau Liselotte blickte nicht auf. Sie
saß lesend im Erker in ihrem weißen
Morgenkleide und senkte nun den
dunklen Kops noch tief über den
Roman.
.Das wird sich alles noch finden, es
sind noch volle zwei Wochen bis da
hm.'
Rose Marie blich regungslos mit
Ihm Bibel im Arme in dem leganten
Zimmer stehen.
0. die vergehen schnell. Mama.' . .
Sie erschrak aber und schwieg mit
ten im Satz, weis die Mutler so heftig
ihr Buch zugeklappt hatte, daß der
Deckeleinriß.
. .Ich verstehe dich nicht, ich kenne
dich nicht wieder. Rose Marie! Tu
bist genau so ein unverständlicher
Mensch wie dein Vater. Einmal denke
ich, ihr seid der größten Leidenschaften
fähig, , der hingehendsten Liebe und
ypferwilligkeit, und... und dann
wieder muh ich erkennen, daß ihr nur
kalt und gefühllos seid, und' . , ,
. .Mama... aber Mama!' unter
krach daß Mädchen bestürzt der Mut
ter Worte.
Ueber daS junge Gesicht ging ein
leises Zucken, das s um Jahre älter
, machte.
.Das war doch schon in den ganzen
Jahren so bestimmt, das wissen wir
beide doch schon lange, daß ich von
meincr Einsegnung ab zu Papa ge
hör, Jedesmal regst du dich von
neuem auf, jedesmal' ...
Di schöne, schlanke Frau am Jen
j!et lachte hart auf.
,Zu Papa gehöre... wie du das
sagst! Wahnsinnig kannst du mich
rrjt deiner Ruch machen. Seit fünf
"""Ja?rn bist du mein Kind allein, seit
fürs Jahren leben wir wie Schwestern
das schönste, glänzendste Leben hier in
Berlin, während dein Vater in seiner
Weltabgeschiedenheit kaum einmal im
Jahre flach dir verlangt hat. Du aber
wartest auf deinen Einsegnungstag,
der' uns trennen soll, als wär's ein
Fest. als'... sie schüttelte leidenschaft
lich den Kopf, .ich hätte dich nicht ein
; segnen, ich hätte es darauf ankommen
lassen sollen, oh man dich auch ss
, zwingen würde, von mir zu gehen.'
Rose Marie stand mit gesenktem
Kopf. Die Mutter sah es nicht, fühlte
es nicht, wie ihr Kind zitterte.
Es wird mir ja auch sehr schwer.
Mama, ganz gewiß. Aber,... aber
ich habe mich schon so an den Gedan
ken gewöhnt, habe es von allen Leu
ten gehört seit Jahren: Wenn du in
gesegnet bist, wohnst du bei deinem
Vater... und kann doch auch nichts
dafür, daß daS Gericht damals bei
der . . der Scheidung es so bestimmte.'
, Frau Liselotte sprang heftig von
ihrem Stuhl auf.
.Erinnere mich doch nicht an das
Gericht! Ich will überhaupt von der
'ßanzen Sache nichts mehr hören. Gut,
fahre hin zu deinem Vater, gehöre ihm
&och, meinetwegen vergrabe dich mit
ihm da draußen in der Einsamkeit,
ich halte dich nicht! Nur. nur' ... im
nächsten Augenblick hielt sie ihr Kind
im Arm und dritte den , blonden
Kops mit den frommkL Augen heftig
m sich. ,, v 'kfl -
Rose Marie weinte. Ein Weilchen
lag sie regungslos, fest und süß an
der Mutter Herzen. Dann, im jähen
Entschluß, riß sie sich los. ihre Hand
glitt übe? der Mutter Antlitz. ' leise,
geradeso, als müßte sie um irgend et
waS' um Entschuldigung bitten
dann schritt sie stumm aus dem Zim
.., -r.tr. V i:
Die legante Frau sah ihr verstört
: f. 2. Sie richtet sich aus, ' ordnete
f ,5 r7.: panisch die Spitz an ihrem
!:'7.?leide und biß sich dabei vo?
'.:-'2nz d Lipp wund.
mC:r.n ich nicht wüßte, ich liebt
t:A llcbi dich rasend. Rose Mari,,
teiuti ich meinen, ich haßte dich so
wie d.nen blonden Vater,' dachte sie
ers.' 'uernd, ,
Frühlingstage folgten. : . '
Die Fenster in Frau Liselottes
fraulichem,, von Veilchenduft füllten,
Ooudoir wäre geöffnet und ließen
, ändert einen ganzen Büschel
l' :;'cmt in dkg Raum hinein,
' nu Liselotte stand sinnend am
' r. Sie dachte immer nur das
Noch vier Tage, dann ist das
. ....d richt mehr daS
s i tzrx das Hausmädchen in'S
: t:! traute i?.en Lrief für
Liselotte wurde abwechselnd ilasj
und roth, als sie d Handschrist, dai
eschaslipapier sah.
.Von meinem Rechtianwalt dach
sie. , .Er erinnert mich an die Bedin
gilng der Scheidung, der Formen
mensch.
Si öffnet den Brief, las und las
zum zweiten, zum drittenmal. Jh
Athem begann zu fliegen, ihre Pulse
klopften, es kam wie eine einzige groh
Welle des Glücks über sie.
Im nächsten Augenblick lief sie durch
die Thür, über den langen Korridor
und in Ro Mariki Zimmer hinein.
rat Makmen kniete vor einem
Schränken und räumte Bücher aui
und ein. Es sah verweint aus und
lcickzelte doch der Mutter entgegen.
.Ich lasse dir das meiste hier,
Mama. Wenn ich dich besuche, ,
mir dann heimiscker in Berlin. Papa
hat ja auch die Bücher selber draußen
in feiner Bibliothek und wird'
Sie stockt, jäh.
Die Mutter hatte sie zu sich m
porgerissen und umklammert sie mi
einer Leidenschaft, die Rose Marie
beängstigte.
.Ader du weißt ja aar nicht, was
du da sagst. Mädel; denk doch nur,
hör doch nur. was mir eben Dr. S3Öae:
schreibt! Ich sprach ihm doch neulich
davon, wie schwer unö das Scheiden
fallt, wie grausam das von... von
deinem Vater wäre, dich von mir zu
nehmen, und nun, nun' ... Sie hob
den zerknitterten Brief empor und
drückte ihn in Rose Maries Hand.
.Da. lies selber... nein, hier oben,
da steht's noch nicht, die zweite Seite
...aber so lies doch.
Langsam neigten sich die junaen
Augen der die krausen Schriftzuq
Seltsam, es war gerade wie eine un-
geheur Angst, die m den dunklen
Blicken lag, und die Finger, die das
Papier hielten, begannen zu zittern.
. . . .AIs Antwort aus mein Schrei
ben vom 10. d. M. theilt mir Herr
von L.... soeben mit, daß r seine
Tochter in kemer Welze beeinflussen
möchte. Falls Fräulein Rose Marie
ieber bei der Mutter bleiben will, der
zichte er freiwillig auf die vom Gericht
estgesetzte Bestimmung und wurde
nur dann den dauernden Besitz seines
Kindes gerne sehen, wenn es unge
zwungen und frohen Herzens zu ihm
:ame." ...
.Rose Marie,' jauchzt Frau List
otte. indem sie das starre Gesichtchea
in beide Hände nahm, .Kind ... der-
tehe . . . begreif doch, daß du bet mn,
daß wir zusammenbleiben dürfen!'
Das Mädchen rührte sich kaum in
Liselottes Armen. Ein verworren
Leuchten in den Augen, ein heimlich
Zucken um den. Mund, sah es von dem
Brief auf die Mutter und von der
Mutter auf den Brief. Dann hob ein
:efer Athemzug Rose Maries Brust.
,D.. das ist aber mal schön und
edel von Papg.' sagte sie leise. .Wi:
ist er gut und groß!'
Die Frauenarme sanken nieder.
.Möglich ... ich verstehe nicht diel
von solchem Edelmuth. Aber . . . aber
du bist so still, so seltsam, . . . freust du
dich denn gar nicht?'
Rose Marie hob langsam den Kopf.
Worauf. Mama? Du weißt es
doch selber, daß .. . daß ich Papa
ebenso lieb habe wie dich, und' ... sie
teilt ein Weilchen, als sie der Mutter
Augen sah. und legte rasch die Arme
um den Hals der stillen Frau.
.Sieh mal, das konnte ich Papa
ja gar nicht anthun, nun doch fernzu
bleiben. Ich we:ß. er wartet die ganze
Zeit fieberhaft auf jene Stunde, die
mich ihm wiedergibt. Ich sehe es
förmlich vor mir, das weiße Haus,
das helle Gartenzimmer, in dem er
arbeitet, fchreibt, einsam immer
einsam wo seine Bücher entstehen.
eine wundervollen, geliebten Bucher,
und von wo seine Gedanken aus der
Abgeschiedenheit hierher wandern alle,
alle Tage: Ob sie wohl bald kommt,
ob sie wohl auch noch an mich denkt,
meine kleine Rose?'
Die junge Stimme wurde zum Flü-
stein; das Mädchen begann plötzlich zu
weinen und wußte nicht, ob sie Leid
oder Lust bedeuteten, diese Thränen.
Frau Litelotte stand hochaufqerich-
et da. Kein Finger rührte sich, um
das junge, aufgeregte Kind zu beru-
lgen.
.Du mußt das ja alles am besten
elber wissen.' meinte sie kalt. .Ich
habe mich eben in der eigenen Tochter
getäuscht ... ja. Nur,' ... sie lachte
heiser auf, . . . nur bin ich denn doch
neugierig, wie du verwöhnte Prinzes
sin dir eigentlich das Leben da drau
ßen aus dem Torf neben einem halb
begrabenen Einsiedler denkst. Schwär
m du nur, ich hab' vielleicht auch ein-
mal so geschwärmt als Siebzehniah'
rige, als ich Braut wurde. Du wirst
dich schon bald genug nach Berlin zu-
rucksehnen, wirst vor lauter Langweile
und Stumpfsinn bald nicht mehr wis
sen. wie es in der Welt zugeht. Du
wirst einfach wahnsinnig da draußen
bei deinem ' gelehrten Vater. Deine
Freundinnen, deine Kränzchen, deine
Theater- und Concertliebe, wo bleiben
sie? Ach. du wirst ja so bald wieder
kommen wollen, ... so bald! Aber
dann will ich... dich nicht mehr...
dann brauche ich dich nicht mehr..,
du . . . du' . . . Die Frauenstimme
brach schrill ab.
Rose Mark war an's Fenster getre
ten. damit die Mutter ihr Gesicht nicht
mehr sehen konnte. Sie schüttelte, wi
zu sich selber sprechend, den Kopf.
Daß,., du mir das anthun
kannst. dß du so zu mir spi:l,en
lcnnn, Mamal vitm ... ich komm
auch nicht wieder, wenn du et ich
willst. Ich habe ja diel, viel zu thun
Pova wieder jung und froh niacher
will ich! Morgen, ich weiß, r ha
das gkkN. stele Ich ganz genau so früh
auf wie er. ich schenke ihm den Nassee
ein, ich lege Ihm die Zeitung? zuieck:
Ich wandere mit ihm. wenn er ei will
durch den Garten, über die Fklder. den
halben Wald werden wir alle Tage
durchstreifen. Jeden Baum kknnt er
jeden Weg und ,eden Stein In der Hei
math. Ich will da auch alle kennen
lernen! Ich will wie r d?!en, wie
er werden, den die Welt beivundert un'z
anerkennt. Ich will Ihm all seine d!l:
Arbeit zur Hälfie abnehmen, damit es
leichter emhergeht, fröhlicher. O. ich
w,U o viel!'
Stand dcrt ein Kind am Fensier,
ein kam sechzehnjähriges, uberzarie
fund? Orer war das ein starkes.
stolzes Weib mit den halbgeloslen. he
len Flechten, die wie blasses Bold an
der weißen Haut herniedeluelen?...
Als sich der geneigte Kopf langsam
zur Seite wandte, war die Mutier
nickt mehr im Zimmer.
Auf dem Teppich neben dkm Such?
schränkchen lag halldurchgeriisen der
Brief des Rechtsanwalts.
Rose Marie hob ihn hastig auf.
glättete ihn. als ob daö dem Papier
wohlthun müßte, und schob ihn hastig
in die Tasche.
.Papa,' sagte sie dabei kindlich, ver
trauensvoll.
An Rose Maries Einseznungstaq.
war es seit Liselottes Trauung das
erste Mal, da die moderne Frau wie
der ein Gotteshaus betrat.
Sie verstand sich selber in diesen
ltzten Tagen nicht mehr. Sie hatte
keinen Besuch empfangen und war
auch nicht ausgegangen. Ein dunkle!
Angstgefühl war in ihr wach, wie sie
es. halb weh, halb süß. nie vorler ge
kannt. Leidensch.'.stslos. wundersam!
Gerad, als ob sie selber eine andere
geworden wäre.
Und sie fuhr mit in'S Gotteshaus.
Im Wagen, als sie neben ihrein ge-
chmückten Kinde saß, sprach sie kein
Wort. Nur einmal, als Rose Maries
Finger leise, zärtlich das goldene Herz
am Halse streiften, das am Morgen
der Vater mit seinem Bilde zu der
Tochter Ehrentage gesandt, durchzuckte
es die blasse Frau wie ein rasender
Schmerz.
Rose MarieS Finger waren von
dem Golde behutsam und weich gegen
der Mutter Hand gekommen. Es war
wie ein stummer Dank, diese strei-
chelnde Bewegung, daß sie nicht allein
ur Kirche hatt zu fahren brauchen.
Liselotte hielt die schlanken Finger
krampfhaft fest, und das dunkle Ge-
uhl, halb weh, halb suh in ihrem
Herzen wuchs.
In der Kirche neigte sie stumm das
Haupt bei der Begrüßung aller Freun
de und Bekannien-und saß regungs
los auf ihrem Platz, als der Prediger
prach.
Spielte die Orgel immer so wun
derbar schön? Streuten die Wachs
kerzen drüben am Altar immer so
märchenhaft bunte Lichter über das ge
afelte Gestein der Säulen, und sah
das Antlitz des Heilands unter der
Dornenkrone auf jedes Menschenkins
o wunderbar mild herab, so so
gerade so. als ob es im nächsten Au
gcnblick die Arme ausstrecken müßte
und wirklich die Worte sprechen, die
hm zu Häupten in die Mauer einge-
prägt waren?
Kommt her zu mir alle, die ihr
mühselig und beladen seid, ich will
euch erquicken.' -
Frau' Liselotte erzitterte. Woran
erinnerte sie doch diese tiefe, volle
Stimme des Predigers? Ter Mann
prach so schlicht, so ruhig und doch so
wunderbar schön.
Ihr Knaben, die ihr wild
hinausstürmt in's Leben, seid getreu
getreu bei der Arbeit, bei euer
Pflicht, und ihr werdet ernten, was
ihr an gutem Samen gesaet. Ihr
Mädchen, die ihr mit hellen Augen so
zuversichtlich goldenen Tagen entgegen-
eht. seid getreu rn guten und bösen
Stunden. Wo Gott euch hinstellt, da
'tehet m,t Muth und Vertrauen, und
was ihr thun müßt, das sei euch hei'
lig! Zwei schönere Worte kann ich
euch, meine lieben Kinder, gar nicht
mitgeben auf euern neuen Ledensweg,
als diese beiden: Seid getreu. ;
Frau Liselott sah sich wie aus tie-
en Träumen erwachend um. als der
Prediger nicht mehr sprach.
D Orgel hatte inge ctzt, und an
den Tisch des Herrn traten di Kon-
irmanden.
Knaben, Mädchen, Blumen in den
Händen, in jeden Blick so ein benci
denswerlh zuversichtliches Hoffen,
dacht Liselotte, so : ein felsenfeste:
Glaube an das, was nu kommen
mußte, gerade so, als würde ihnen al
len mit dem Segen Gottes am heuti
gen Tage ein Wunderland aufgeschlos-
en. in dem es nur Gluck gibt, nu:
goldenes Glück.
Und letzt, daS schlanke, fromm
Kind mit dem goldenen Flechtenkrön
chen über der Stirn, war das wohl
hres? Wie es das Haupt neigte wie
s tuedtrkniet drüben am Altar, tlkf.
ief. .. ad wie di jungen Schulter
heimlich erzitterten, als des Predigers
Hand das blonde Ha berührtes -.
lästüffjf Cmofia Trl&unf.
.lind wen Ich mlt'cnzelzungkn te
let und halte btt LkU nicht -
Frau Liselet! saß vliikl'.ch mit et
fill'ten Händen, als sie diese Wort
hll. Da . . . da war ja auch ihe
Einsegnungtspruch sewesen! Hatte sie
t;n schon so lange vergessen?
.Und hatt der Liebe nicht'
Wie mit Za Überschlag wanderten
ihre Gedanken Inen weilen Mg. Die
Liebe? War sie früher nicht neben
ihr gkiresen. alle Tage? Hatte nicht
in einem w'ißen Hau, umrankt von
Rosen und ltothdokn. ein blonder
Mann sie jahrelang gelehrt, was Lied
war, wie Lieb thut? Und war er
dann nicht still und stiller geworden
vor ihrem raschen Wort, vor ihrem
lesen Spott, hatt sich mehr und mehr
vor ihr verschlossen, weil sie nicht
koren, nichts sehen nollle als Freud,
Genuß. Bewunderung fader Schmeich
icr, fremd Menschen?
Sie war so leichten Herz'n damals
von ihm gegangen. In die Freude
hinein aus aller Einsamkeit. Sie batte
ja ihr Kind, sie nahm sich ja di Liebe
mit. glaubte sie damals. Und jene
heimlichen, dunklen Stunden, da si
schlaflos lag. immer nur dai eine
denkend, ob r wohl such keine Ruhe
finden kann in tiefer Stacht, wenn die
Erinnerungen wach werden, und drau
ßen der Frühling an's Fenster klopft.
dieweil dein Herz friert in unbestimm
ter Sehnsucht.... friert.'... waö be
deuten stei...
Die Feier war zu Ende. Aus dem
Gotteshaus, strömten die Menschen.
Wagen fuhren hin und her, und übe:
allem stand die Frühlingssonne.
Wahrend der Heimfahrt saßen
Mutter und Tochter mit heißen Wan
gen. Zuerst hatte Frau Liselotte ihr
Kind an's Hri aenommen. ganz
stumm und fest. Run hielt sie die frin-
ger in den ihren, die noch das Veih
ckenkreuz umspannten.
,ds . . . war sehr schon in der Kir
che. ytoe 2,'tarie.
Das Mädchen nickte.
Und auch mein Spruch. Mama.
der Anfa-ng steht hier auf deinem alten
Gesangbuch, weißt du's nicht?' .
.Ja.' nickte Frau Liselotte. .Und
hätte der Liebe nicht'
Einen Augenblick fckürk.'gkn beide.
Rose Marie fühlte der Mutter Fin-
ger leise zucken in den ihren. Heftig
preßte sie den Kopf aeen die Schulter
neben sich.
.Ich bin so froh und unglücklich zu
gleich. Mama! Ich habe za so ge
kämpft mit mir wochenlang. Ich
muß dir hal noch sagen, ehe ich fort
gehe. Ich ', ?, du bist ebenso gut
wie Papa, du kannst es nur nicht so
zeigen und vielleicht nicht so von dir
geben. Mama. Aber wirklich, ich darf
doch Papa nicht läNqör ollein lassen.
Das letztemal, als ich ein paar Tage
bei ,hm war im Herbst, denk dir, er
hat weißes Haar an den Schläfen be-
ommen. Und, und'... des Mäd-
chens Stimme sank zum Flüsterton
herab, .einmal nahm er mich ganz ver-
zweifelt in die Arme, gerade als ich
eben noch so harmlos über irgend et
was gelacht hatte, und sagte: .Wenn
ch schon dein Laclien höre, konnt ich
denken, Mama wäre wieder da...
gingst du doch nie mehr fort, Rose' ...
ober Mama, was hast du? Was thust
du denn?" setzte sie erschreckt hinzu. ,
Frau Liselotte war jäh von ihrem
Sitz emporgefahren, und es war halb
wie Lachen, halb wie Weinen, was si?
nun sagte:
Könnt' ich denken, Mama wär'
wieder da hat er das wirklich
gesagt. Rose Marie? Und
und ach. erzähle doch noch mehr.'
Wie sah er aus, als er das sagte, was
sprach er noch? Aber so sei doch nich:
so erschrocken, siehst du denn nicht, wie
ich glücklich bin. glücklich'
Ja. Rose Marie sah es. Aber sie
kennte nichts mehr sagen in diesem
Augenbiick. Auch hielt der Wagen,
und Mutter und Tochter schritten
durch die Sonne in das Haus, als
wär' ein Wunder über beide gekom
men. ;
.Ein Gotteswunder.". dacht Ros:
Marie, wenn sie daö verwandelte
Antlitz der Mutter sah. i
Oben in den großen. stillen Zim
mern stand ihr Reisegepäck. Wehmü
thig wanderten des Mädchens Blicke
von den gepackten Koffern , zu Frau
Liselotte.
Die lächelte, streifte sich die Hand
schuhe von den Fingern, öffnete einen
Reisekorb und legte in fliegender Hast
ein paar Wäschestücke, in helles Früh
jahrskleid. ja selbst den weißen Mor
genrock, in dem Mama so schön war,
obenauf.
W was- thust du?'
stammelte Nose Marie . mit heißen
Wangen.
.Du siehst ja, ich packe auch. Kind,
ich... ich gehe mit dir. glaubst
glaubst du, daß er sich srcuen wird,
der Vater daß ich es noch nachholen
könnte, woran ich früher nie gedacht,
daß wir es nicht gemeinsam thun
können, ihm sein Lieblingsseisen ko
cljen, mit ihm wandern, arbeiten, und
und leise, leis ihm das Haar
streichen, wie er es so gerne hat. das
arm, weiße Haar an seinen Schlä
sen?'... .Mama!' Ein einziger Jubelruf
kam von Ros Mariks Lippe. In
wunschlosem Glück hielt sie die Mutter
umfaßt, dieweil Frau Liselottis Au
ge den Spruch suchten der da in
Gold und schwarz auf dem Leder des
Gesangbuchs leuchtete: und
hätte der Lieb n!cht' -
-.JLMÜLIL
Von sskre Älkdkr.
Unregunge n . E,st vlin).
Q I schickt sich nicht.
Auf einer Bank sm Thiergarten sab
ein schon etwa ältliche trockene
Fräulein und neben ihm in frische
lvblichk Madckn. Vidk hatten Bü
cher vor der Rese, in denen sie eifrig
studirlen.
Da Mädchen hatte sich nach Ar
angehender Backfische lässig gegen d'.i
Seitenlehne geflegelt: aber die ou
vernant beobachtete ihren Schützling
trotz ihre spannenden französischen
Romans dich hin und wieder sehr auf
merksam.
.Mais Georgette.' sagte sie jetzt,
.wie sitzt du bloß wieder! Ja schick
sich doch nicht !'
Georgette ist. wi s schien. In g
horsame Kind; sie sucht ihr in Un-
ordnen gerathene Knochengerüst zu
sammen, gab sich einen Ruck und saß
nun In vorschrlstsmakiger Haltung.
steif wie ihre Mademoiselle da.
Um aber doch twa Bcqukmlichkei
auf der niedrigen Bon' zu haben,
schlagt sie bald darauf die Beine über-
einander.
Da fährt da Fräulein wieixr u
dem Häu!chen: .Georgette, mon Tieu
Tu schlägst d Beine übereinander?
DaS schickt sich doch nicht!'
Georgette verzichtet wiederum der
.Schicklichkcit' wegen auf ihre beque
nie Haltung: doch nun scheint ,hr di
onn in Gesicht und schnell ruckt si
en Hut twas nach links heruntkr.
Gleich fängt Mademoiselle wieder
mit ihrer spitzen Stimme an zu zetern:
O. Georgette, du wirst doch in deinem
Leben nicht Anstand lernen. Du siehst
ja aus wie eine Straßendirne! Sofort
sedt du den Hut aerad aus!
Aber die isonne blendet doch so,
Mademoiselle,' wagt Georgette fchuch
ern einzuwerfen.
.Mais, solch ein Kind!' ereifert sich
IvS JiUUlllll. UlS II. Will V Vwillll
.MS Yr ai(TM. fcn V I. LjAHHI
dein Herr Wäre. Sofort thust du. wo
ch dir sage!
Eeorget! rückt resignirt ihr Kops
?-deckung gerade und legt daS Buch
iciseiie: denn lesen kann sie so nicht
mehr.
Da kommen ein paar bekannte klei-
ne naven angelaufen: runaan,
pielst du mit? Wir haben Bälle mitge-
bracht?'
Darf ich, Mademoiselle?'
Fi donc!' erwidert die Gouver
nant: .du. eine bald große Dame,
möchtest mit so kleinen Jungen herum
ollen? Und wie gemein sie dich schon
anred.n! Hört mal, Siegbert und
Leonhard. das Fräulein heißt Geor
5tte. nicht Jettchen ! Fi donc!'
Ein biscken bloß. Mademolsell!'
ährt das Mädchen fort zu bitten.
Mais. nein. Georgette: aus keinen
Fall! Schämst du dich nicht? Du weißt
doch!'
Ja, Georgette weiß. Blutenden Her-
zens weiß sie, daß sich das auch nicht
schickt.
Jetzt kommt exc Kinderfrau aus dk
Villa neben dem elterlichen Haus mit
einem hochfein Kinderwagen ange-
ahren, und sofort springt Georgette
uf. um sich das kleine .furchtbar süße
Baby' anzusehen.
Ach, ist das ein ntzückndes Ge-
chöpf! Darf ich es mal auf den Arm
nehmen?' ruft sie mit glühendem Wer-
angen.
Gewiß, Fräulein! sagt di Km
derfrau; .Sie haben s ja schon öftl
gehabt.'
Erlauben Sie's. Mademoiselle?'
ragt Georgette scheu ihr Erzikhnin.
Mais. Georgette, du bist za nar
risch heute. Dazu ist doch die Kinder-
rau da. Was wurden die Lute sgen,
wenn sie dich mit einem kleinen Kind
auf dem Arm sehen. Schickt sich da
wohl? Du hast ja doch dein Puppn
zu Hause!'
.Wh. die alten kalten todten Pup.
pen!' schmollt Georgette.
.Nein, du darfst nicht!' entscheid!
Mademoiselle streng.
Vor iniger Zeit hatte sich in alter
weißhaariger Herr auf dm anderen
Ende der Bank niedergelassen. .Du
dummes Kind!' sagt er gütig zu dem
traurigen Mädchen; warum fragst du
denn erst? Nimm das Kindchen doch
einfach.
Da trifft ihn ein vernichtender Blitz
aus den schwarzen Augen der Gouver
ante, und als Georgette nun nicht
übel Lust zeigt, dem wohlgemeint
Rath des würdig alten Herrn nach
zukommen, schießt Je wie ine Schlan
g aus das erschreckend Mädchen lo:
,Un-tersteh dich!! Sofort gehst du mit
mir nach Hause! Ich werd I dinr
maman sagen, wie ungthorsam du
bist. O mon Dieu, mon Dieu. was
für ein schreckliches Kind!'
Mit einer unnachahmlichen berächt
llchenGeberde rosste sie der diesen Wor
ten ihre starren rauschenden Röcke, r
arisf Georgette bei der Hand und der
ließ stolz aufgerichtet den Schauplatz
der .Schande' ihres Schützlings. -
Der alte Herr brummte ihr etwas
in feinen dicken Bart nach, was sich so
anhörte, wie armes Kind' und Un,
Vernunft sonder gleichen!"
Und der bescheiden Bttichteistattn
d!fr ebenso wahren, wie lehrreich
Begebenheit weiß im Anschluß daran
auch nur in Paar rhetorisch Frage
an die Mitwelt zu richt, nämlich:
Ist eS wohl recht-,- wen Eltern ihr
Kider,.ihr bestes Gut, in die Hände
oa solchen Erzieherinnen' geben, die
kljl französisch .parlirea' und einige
u, '.' ... !,,.
.Plessen'ailf dem Klavier spiel kön
nen. aber ron Erziehung und von dem
mt und Weben einer Ktndeksee
kein tlass Ahnung haben? Und ist e
da in Wunder, wenn so rzogen
viatttn uno auch naven später a
ihr Thun und Lassen einzig nach dem
rundsatz: .Schickt, sich, oder schick
e sich nicht' inrichten. wenn sie nur
aus Aeußerlichkeiten Gewicht legend
Zierpuppen undMoassen werden, de
ren Herz hart und kalt wie Stein in
der Brust liegt?
O mo Dieu!
Ich schenk' dir mai!
Mein Freund, der jetzt ehrwürdiger
Pfarrer in einem Dorfe der Prlegnitz
ist, erzählte mir einmal, alt er noch
unbe stallter Eandidatu Theolog, ae
war, ine Geschichte, di für die Erzie
hungkmethode mancher Leute sehr be
zeichnend ist, und die er mit olgenden
oeryeikungivollen Worten anbub
.Weißt du wa Reue. Alter? Ich hab
mich heute um ein Hauklkhrerstell be
worden.
.Ja? Na hoffentlich hast du sie ke
kominen:'
.Davon rst spater, mein Jun
Laß dir zunächst mal die Vwrbung
erjagen. utnt oi qrn. vu gemei.
. r . " i k .
ner sterblicher, mortalit ommuniö,
und staune!'
.Du machst mich neugierig,
.Ja. Also ein Bekannter hatte
mich in dm Haus eine Wirklichen
GeheimrathS al Lehrer für dessen
kletnsten Sprößling empfohlen, dem
die Anfangsgründe der Wissenschaften
beigebracht werden sollten. Ich schrieb
daraufhin an den Herrn und erhielt
von der Dame wohlgemerkt von der
Dame d Hause in Einladung,
mich den und den Tag um die und die
Stunde na. kurz und gut: beute um
6 Uhr vorzustellen. Der Herr Diener,
der mir öffnete, musterte mich auf
meine Frage nach der ssrau Geheim
rath von oben bi unten. War s nun
der etwas veraltete Schnitt meine
GehrockS, der ihm nicht gefiel, odr daß
ich noch keinen modernen Kladvstehkra.
gen, 8 Entimter hoch, trug, odr war
mein Eylinder nicht ganz aentleman
llke genug, da Erzebnik seiner
Betrachtung war: .Gnädige Frau sind
nicht zu sprechen.
.Bitte, ich habe hier ober eine Einla
dung dr Frau eheimrath.' worauf
o) lym einen rier zeig.
M, da ist etwa andere. Warten
Sie. bitte!'
Ich wartet, und nach einer Weil
erschien er wieder sehr stolz und sehr
te, : Bitte, folgt 6 mir. die ana
big Frau lassen bitten."
Ich folgte rhm, und er führte wich
hinter das Hau in den Garten, wo d
Herrschaften den .Fife-oclock-tea'
innahmen. Ich stellte mich vor und
wurde von allen, der Frau, dem Herrn
und zwei erwachsenen lehnen sehr l
benswllrdia empfangen. Nur bet dm.
der mich kiaentlich am liebenswürdig
ien empfangen tonte, war dte utwt
nicht dr Fall.'
.Bon dem kleinen Sohnchen?' fraa
e ich.
Ja. von dem Ralph eZ geht doch
nicht über inen vornehmen Namen!
Er sollte mir auf Bfehl seiner ana
digen Mama die Hand gebt. Wollte
der Schlingel aber nicht, fing an zu
chreien. versteckte sich hinter den R-
cken seiner Mutter, kurz, benahm sich,
wie ein zweljahrige Baby.
Und wie alt ist er?'
.Na, sechs oder sieben Jahre na
ürlich. Aber die Mutter wußt ein
östliche Mittkl.
Llebllngchen. sagte sie slotend.
komm, sei gut, mein Herzchen: du
darfst dir auch noch ein Stück Zucker
eymen.
.Nein, ich will nicht!'
Da nahm die Frau Geheimrath
höchst igknhändig in Stück, ftkckte
hm in den Mund, und nun. von sei-
ner Muttn geschoben, also der Noth
gehorchend, nicht dem eigenen Triebe,
reicht mir der kleine Prinz wirklich,
wenn auch widerstrebend seine bieder
Linke.
Aber du mußt doch die rechte Hand
geben. Lieblingchen!.'
AIs er dazu müder nicht zu beweg
war, sagte die Mutter: Sieh mal.
mein Herzchen, hier bekommst du auck
noch in Stück Kuchen, wenn, du dem
Herrn Doktor die rechte Hand gibst.'
Ralph besak sich den Kuchen seht
mißtrauisch. Aber die Prüfung, ob er
auch groß genug wär, schien zu seine;
Zufriedenheit ausgefallen zu fein,
denn er ließ sich jetzt in der That her
ab, mir seine rechte Patsch hinzuhal
en. ,
Na. die Sache war also erledigt
und ich wurde huldvollst gleich zu ei
nein GloS Thee eingeladen. Sebi
iebenSwürdig, nicht wahr?
Sehr liebenswürdig! echote ich
worauf wir beide rst mal anstieße
und inen gehörigen Schluck nähme.
Dann fuhr mein Freund fort: Bei
der Zheetrinkrei hatte ich denn Gele
genheit, noch weitere Proben der köstN'
chen Erziehungsweise der gnädigen
Frau zu beobachten.
Ralph spielt nachher cm Spring
brunnen. dai heißt, r manschte darin
herum, riß die Blumen am Rande ab,
warf diese und dazu Kiei vom Wege i
das Bassin und macht sich dabei un
glaublich schmutzig. Da wurde natür
JlX l.!. ' 1 V-. - L!
io) ot gnaplgr tyiau jcor. ungnaoig:
Hmm her, Likblmgchen: dai darf
(4 doch nicht!' ? - -
Warum denn nicht?' sraa
ifvitn:J3 , -
.Komm her, mein Herzchen, tlj
schenk' dir wo!' und schon hatte die
Mutter ihre goldene Bonbonnier tt
der Hand, die sie ihm von weit!
Zeig!,.
Jetzt kam Ralph, erhielt inen gro
.en Schokoladenbonbon, und die Mut
ter sagte: .Nun gehst du doch nicht
wieder zu dem alten häßlichen Spring
brunnen, nickt wahr? Suh, du hast dir
da solch hübsche Stöckchen mitge
bracht; damit kannst du nun hier auf
dem Platz spielen.'
Ralph blieb denn auch bei unk; aber
nun schien r plötzlich in leidenschaft
lich Lieb zu mir gkfaßt zu haben;
teiln r begann mit seinem SlüZchea
und mit großer Virtuosität' meint
Rockschöße zu bearbeiten. Vielleicht r
schienen sie ihm de Ausklopsen be
dürftig. Alle lachten. Ich auch, obgleich
mir verflizt wenig danach zu Muthe
war. Immer toller trieb er die inte
ressant Spiel, so daß ich mich gar
nicht zu retten wußte, weil meine Ar
me und Beine auch dabei etwa ab
kritgten.
.Aber, mein Lieblingchen.' kam mir
endlich die Frau Geheimrath zu Hilfe;
du darfst doch deinen Xlelzrer nicht
haucn!'
In dem Augenblick gerade versetzte
er mir inn Schlag ükxr di Waden,
daß ich entsetzt zur Seit sprang. .Ol
oh!' rief ich bloß; alxr am liebste
hätte ich dem Bengel ine Backpseise
verabfolgt.'
Hatte ihm auch gehört! sagt ich.
.Warte nur. e kommt ganz an
der.' rwidkrt mein Freund; .ich
könnte dir übrigens noch die Streifen
zeigen. Die Frau Geheimrath war. ja
wohl auch etwaö erschrocken, aber mit
ihrer gewöhnlichen flötenden Stimme
sagte sie zu mir gewendet: .Ein enfant
terrible', nicht wahr?' und zu dem,
Bengel: .Nun komm aber her, Lieb
lingchen; wenn du nicht kommst, scheu
ke ich dir nichts.'
Er kam aber gleich; denn sein Muth
chen schien gekühlt zu sein, und die
Mutter schenkte ihm ine halb Mark.
Dafür kaufst du dir nachher mit
Fräulein bei Schmidts Katzenzungen; ,
die ißt du doch so gern. Aber nun
muht du auch sofort Abbitte thun.'
Ralph zeigt sich sehr wenig geneigt,
diesem eine? Mannes ja auch sehr un
würdigen Ansinnen nachzukommen.
Schnell, mein Herzchen; hier hast
du noch in halbe Mark; nun mußt du
aber gleich Abbitte leistn. Sag dem
Herrn Lehrer, du willst es nicht wieder
hun.'
Er kam nun auch wirklich mit mür ,
rischer Miene auf mich zu: .Ich will
es nicht wieder thun, Herr Lährerl"
plärrte er.
Ich aber hatte nun da! Gefühl, dai
ch mein rstes Debüt als Erzieher mit
Slanz bestanden hatte, und mpfahl '
mich eiligst. Unterwegs rechnete ich
aus, wieviel BonbonS und Schokola
dentafeln ich wohl nöthig haben wär
de, wenn ich diese köstliche Erziehung?
Methode der gnädigen Frau fortsetzen
wollte: also für jeden zu lesenden
Buchstaben inen Bonbon, für jeden zu
schreibenden dito Katzenaugen und so
weiter. Da kam ich denn zu dem über
raschenden Resultat, daß mein Stun
denhonorar bei weitem nicht ausreichen
würde. Ich , schrieb also sofort inen
Brief an die Frau Geheimrath ich
log, aUt diese Nothlüge wird mich nie
gereuen . daß ich ein größre schrift
liche Arbeit übernommen habe und des
halb zu meinem größten Leidwesen"
nicht in der Lage sei.- ihren hoff
nungSvollen' Sprößling in die Wis '
enfchaft einzuführen. ,
Na. Alter, wa sarst du nun zu die.
r köstlichen Erziehungsweis?' . '
yr ko liich!" sagte ich, weiter
nichts. . -
Liebesbriefe der Pariserin.
ES gibt eine Novelle von Maupass
'ant, in der von dem tragischen Bruch
eines Liebesverhältnisses erzählt wird, "
und zwar wird der junge Herr, der
daS Mädchen zunächst .wirklich liebt,
durch d Briefe, dt sie ihm schreibt,
n Raserei versetzt. Anreden wie .Mein
allerliebster Gockel' Haufen sich in ge
imnnfi'frttsf lsl)nft tm
j ... .mv ytviiijv, u.tv l
deutlicher diese Kosenamen jbf Liebe
bei Mädchens anzeigen, um mehr
assn sie dt des Man?es entschwin
den. Jedoch ist daS i Feinfühlig
eit. wie si der durchschnittliche Iran
zose wohl nicht zu haben ' scheint.
Sonst wurden gar manche Liebesver
Hältnisse, anstatt durch Liebesbriefe
angefacht zu werden, sich diel hr ths
nm Ende zuneigen.
Wie eine Pariserin in einem ngli
chen Blatt plaudert, sind MauS.
Hühnchen, Katze usw. besondere Kose
namen, di man in weiblichen Liebes
iriefen sehr häufig findet. Ueberhaupt
eine überschwengliche Tonnt hier
vorherrschend und selbst in Briefen,
wie sie sich in französisch Zeitungen
finden, herrscht ine Leidknschaftlich
keit, die uf ein noch groß Maß de,
Empfindung in Privatbritfen schlie
ßen läßt. So lieft man z. B.: Ich
!nde zu sehr! Ich bete Dich an und
denke steti an Dich: ich bin wie' toll!
Ich werd Dich ewig lieben. Wenn Du
glücklich bist.vergiß mich,abr ich krrdi
immer Dein eigen sein, auch wen ich
Dich nie mehr wiedersehe. Ein ande
m solcher Liebesbrief lautet! Cine
einzig geliebte Taube, mein eöldc
Götterbild, mein alles! Dein C.'.Z
chweiaen macht mich ng!u". c 5
mir nur ein Zeichen, daß u
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