Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 22, 1913, Image 3

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Allen großen Erobern ist eine
Cchrankk gefetzt. Alkxandkr. da er die
Unterwerfung Indien? plante, fand sie
am Jndu, Cäsar an der Themse und
am Rhein. Nnpoleoni Verhängnis
sollte Moskau werden. Seine uner.
sättliche Herrschsucht hatte den Kaiser
nach Rußland geführt. Er stand aus
der Hohe seiner Macht. Außer dem
..Ganzen linken Rheinuser waren Hol
land. Italien, ein Teil del nordwest
lichen Deutschland mit Bremen.
Hamburg und Lübeck französisch. Wei
te Gebiet diesseits deS Strom, im
Königreich Westfalen vereinigt, seufz
te unter gewalttätiger Jrcmdherr
schast. Gleich einem übel verwalteten,
bankerotten HauSwesen war vor Iah
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XüS Bölkerschlachtdenkmal bei Leipzig.
ren schon das alte römische Reich
deutscher Nation zusammengebrochen,
daß nichts übrigblieb als ein verlach
ter Name. Die deutschen Kronentra
ger allesamt waren nichts anderes
mehr alö Geschöpfe von Napoleons
Gnaden. Zwei Jahre nach dem Ent
schtidungskampf von Jena, wo das
damalige Preußen vernichtet wurde,
veranstaltete der korsische Machthaber
auf demselben Schlachtfeld eine große
Hasenjagd, zu der er auch den Prin
zen Wilhelm von Preußen einlud,
damit doch alle Welt merken sollte,
wer der Jäger . war und wer das
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Körners Tod.
Wild! DaS war 1803 gewesen, im
P'einmond. Inzwischen hatte der
Itorse seine Herrfchaft' noch weiter
befestigt;' nur Spanien im Verein
mit England trotzte ihm noch ihm,
Freiwillige von 1813 vor
der selbst unter den Pyramiden sieg
reich gewesen war. Da Napoleon den
Briten, ihrer starken Flotte ' wegen,
nicht beikommen konnte, suchte er sie
da zu, treffen, wo sie von jeher am
-nrsindlichsten waren nämlich am
Geldbeutel. Die Aufnahme englischer
.Waren durch Frankreich und die mit
'm in Verbindung stehenden Länder
urde strengstens untersagt. Auch
.uland mußte seine Haftn und
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Märkte der englischen Einfuhr ver
schließen, ward aber bald diese Druk
keS müde und zog, auf verschiedene
Weise durch Napoleon beleidigt, einen
Krieg der französischen Botmäfjlqkeit
vor. Der Korse rüstete, und schon
Im Frühjahr 1812 walzte ein Heer
ström, wie die Welt ihn noch niemals
gesehen, sich gen Norden:, alle nur
denkbaren Waffengattungen, blutjunge
Garden und eisgraue Waffenhelden,
unendlich lange Züge von Gepäck und
Krankenwagen, von LebenSmitteln
und KriegSgerät. Wie ein Augen
zeuge erzählt, hatte man nicht nur
an Winlerfchuhe gedacht, sondern auch
an grüne Brillen gegen die Blen
düngen de SchneeS. Ja (so setzt
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unser Gewährsmann launig hinzu),
wir sahen ein ganzes Geschwader
von jungen Nähterinnen auf kleinen
Pferden folgen, vielleicht um die,Sol
baten im rohen Rußland vor Wer
wilderung zu bewahren Und diese
Armee von nahezu 600,000 Mann
sprach fast in allen Zungen Europas.
Außer Holland und Italien leistete
auch Deutschland dem Zwingherrn
wieder Heeresfolge.
Schon sah Napoleon im Geiste den
russischen Baren vor sich gedemütigt.
Schon dachte er daran, alle Häfen der
Ostsee in Besitz zu nehmen und so
dem englischen Warenschmuggel ein
Ende zu machen, und bereits stellte er,
zunächst freilich nur in Gedanken,
französische Zollwächter in Petersburg
auf. Und wenn der russische Krieg
vollendet, gedachte er sich durch ei
nen kühnen Zug durch Pcrsien auf
Britisch Ostindien zu werfen. Der
Geist Alexanders schwebte ihm vor,
wie er an die Pforten des großen
Zauberreiches klopfte. Im Frühfom
mer 1811 hatte er zum bayrischen
General Wrede gesagt: .Noch drei
Jahre und ich bin Herr des Urnver
sums."
Nachdem die- Große Armee den
Grenzfluß Niemen überschritten hat
te, gelangten nur abgerissene und un
verbürgte Nachrichten von ihr zum
hochgespannten Westen. Nun stellte es
sich im September 1812 als sicher
heraus, daß nach hartem Kampf mit
Feind und Wetter die Eroberer in der
russischen Hauptstadt eingezogen wa
ren. Es gab deutsche Kirchen, wo
man mit den Glocken läutete und
Dankgesänge aufführte zur Berherrli
chung der neuesten Waffensiege Napo
dem König in BreLlau.
leons. Dann wieder tiefe Stille, du
stere Beklemmung. Bis auf einmal
mit Eintritt des Winters dunkle Ge
rüchte vom Brande Moskaus, von
harten Bedrängnissen der Großen Ar
mee. von furchtbaren Entbehrungen
und qualvollem Rückmarsch zunächst
nach Deutschland gelangten. Dann
bestätigte e,n einziger Vorgang al
les: Napoleon erscheint ohne Heer,
ohne goldbetreßten Stab, . in einem
Bauernschlitten mitten in der Nacht
zu Dresden, das noch einige Monate
vorher seinen Namen in prasselnden
Feuerwerken an den Himmel gezaubert
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hatte. Und dann kamen von den
Schnee und Eiswüsten deS Ostens
lange Züge hohläugiger, notdürftig
gekleideter, von Hunger und anderem
Elend entstellter Menschen, manche
nichts weiter als wandelnde Skelette,
viele unterm Einfluß der Kälte taub
geworden oder erblindet, andere noch
im Geiste verwirrt von den Schrek
kensbildern des UebergangS über die
Beresina am 27. und 23. November.
Napoleon befand ich bereits in Paris,
als Murat, der König von Neapel,
der Sastwir'.Ssohn auS der Gironde
und anfängliche Theologiestudent, mit
zwanzigtausend Mann die russisch
preußische Grenze überschritt. DaS
war der Rest der Großen Armee
ein tiefgebeugter, mitleiderregender
Troß. Ein Gottesgericht ist gefche
hen, so hieß es allenthalben von dem
.unüberwindlichen" Heere, und bald
wurden die Strophen ArndtS nachge
sungen:
Mit Mann und Roß und Wagen
Hat sie der Herr geschlagen ...
Daß sich inzwischen inPreußen still
und stet eine Wandlung der Ver
Hältnisse vollzogen hatte, verdanken
wir dem Weitblick und Willen, der
beharrlichen Vaterlandsliebe einzelner
Männer, in denen noch etwas vom
Geiste des Alten Fritz lebte. Der
wackere Scharnhorst hatte bald nach
der Niederlage des preißifchen Heeres
bei Jena begonnen, das gesamte
Kriegswesen dcs Staates zeitgemäß
umzugestalten. Treu Ausharrende
wie Gneisenau und Boyen waren mit
am Werke. So ohnmächtig war Preu
ßen im Sommer 1807, daß eS sich
durch den Frieden vonTilsit verpflich
ten mußte, nie mehr als vierzigtausend
Mann unter Waffen zu halten. Ganz
fein hat es nun Scharnhorst gemacht.
Die älteren Bestände entließ er und
brachte so die Heerstärke auf die be
dungene Zahl. Als ein Jahr herum
war, wurde der größere Teil dieser
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Feldmarschall Blücher an der Kahbach.
2. August 1313. ,
Truppen durch Neuausgehobcne der
Volksmund hieß sie scherzwciz nur
die Krümper ersetzt und nach deren
kurzer, aber strammer Ablichtung ka
men andere daran. Auf die einfachste
Weise entstand so ein neuer, geschulter
Hcerkörper, ohne daß das Späherauge
des Franzmanns etwas merkte.
Aber nicht nur im Kriegswesen be
reitet sich der Umschwung vor. Dem
Staate lebte einer der Getreuesten im
Freiherrn vom Stein. Er war in
der Tat deS Landes Eckstein und
Edelstein. Trotz seiner kernhaft deut
schen Gesinnung hatte ihn der Hof
mehr als einmal aufs übelste behan
delt. Ueber die persönliche Lage aber
stellte er das Wohl des Ganzen. Von
Napoleon geächtet, hatte er im Dezem
ber 1803 aus Preußen fliehen müssen,
arbeitete aber auch in der Ferne an
der Neugestaltung der Dinge. Sozusa
gen aus der Verbannung kehrte der
treue Helfer aus einen einflußreichen
Posten zurück, erfüllte zum stillen
Aerger einer verzopften Junkerpartei
die innere Staatsverwaltung mit neu,
em Geist, gab dem Bauernstand wie
den Städten größere Freiheiten und
vermehrte die inneren Hilfsqellen. Und
wie fchon im Altertum die Prophe
ten unter bedrängte Völker traten,
durch Wort wie Beispiel für Läute
rung und Weiterbildung des Bewußt
seins wirkten, ermutigten und warn
ten. so auch in diesen tiefernsten Vor
bereitungsjahren. Mitten in dem
noch vom Feinde besetzten Berlin hielt
Fichte als aufrechter Mann feine Re
den an die deutsche Nation, und es
war ihm bei der Taufe nicht umsonst
der Name Johann Gottlieb gegeben.
Schleiermacher, des neunzehnten Jahr
hundert? größter deutscher Theolog,
redete durch seine Predigten den Ge
bildeten gewaltig ins Gewissen, und
an der Hebung sittlicher Volkökraft
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arbeitete Friedrich Ludwig Iahn, der
Turnvater.
So lagen die Dinge, als die Kunde
vom Untrgang der Kroßen Armee
sich allenthalben verbreitete. Der
Groll gegen den Unterdrücker hatte den
höchsten Grad erreicht; lange genug
aufgespeichert, drängte er nach Enlla
dung. DaS Volk war moralisch er
stärkt, eS war mit großen Gedanken
angefüllt und fühlte sich reif, mit be
waffneter Hand die Schmach von Jena
und Tilsit auszulösen. ES mußte et
waS geschehen jetzt oder nie
um vollends den Funken in die hoch
erregten Seelen zu werfen.
Da geschah daö Außerordentliche,
worauf viele Tausende gewartet hat
ten. am 30. Dezember 1812. In ei
ner kleinen Mühle bei Tauroggen, un
weit der preußisch russischen Grenze,
geschah eS. Johann Ludwig Fork, der
Preußengeneral (sein Name bleibe für
immer dem Gedächtnis der Deutschen
tief eingeprägt!) sagte sich von der
französischen Sache log, der er mit
zwanzigtausend Mann hatte dienen
müssen, und aus eigene Faust, nach
schwerem Kampf zwischen Soldaten
Pflicht und Gewissen, schloß er mit
den Russen einen Waffenstillstand.
.Ich lege mein Haupt Eurer Maje
stät zu Füßen und bin bereit, mein
ungesetzliches Verfahren auf dem
Sandberge zu büßen!" Also schrieb
Aorck an den König, tat unerschrocken,
was er tun mußte, und dem großen
Befreiungswerke war mit einemmale
die Bahn gebrochen.
Der kriegerische Geist des Alten
Fritz war dem Preußcnvolke wieder
gekehrt, während der deutsche Süden
in ängstlicher Spannung verharrte.
Fork und Dicbitsch in Taaroggen.-
Ein wildes Feuer hatte die Jugend
erfaßt und übertrug sich schnell auch
auf daS sonst bedächtigste Alter. In
die schwärmerische Aufregung dieses
Winters schmetterten Theodor Körner
und Max Schenkendorf, der Sachse
und der Ostpreuße, ihre Auferste
hungsbilder hinein. .Der Gott, der
Eisen wachsen ließ, der wollte keine
Knechte!" sang Arndt, ein vielverfolg
ter Patriot, im Zorn wie im Hoffen
gleich groß. Nur Friedrich Wilhelm
1 II., König von Preußen, Luisens
Gemahl, zauderte. Also bestimmte
das Schicksal, daß über Fllrstenbe
denklichkcit hinweg ein Volkskrieg sein
sollte. Schon strömten Scharen
Kampflustiger den Truppenplätzen zu.
In Breslau, wo Friedrich Wilhelm
sich feit dem 22. Januar befand,
herrschte ein leidenschaftlich kricg?ri
sches Leben. An der dortigenHochschule
lehrte der Naturforscher Steffens.
Wie nun die Begeisterung immer hö
her anschwoll, führte er kurzerhand
seine Studenten aus dem Hörsaal
zum Regiment und nahm selber Was
fendienst. Berlin stellte binnen vier
zehn Tagen neuntausend Mann, dar
unter nahe an vierhundert Gymnasia
sten. Eines Tags kamen achtzig Wa
gen solcher Freiwilliger in der schlesi
schen Hauptstadt an. Da führte
scharnhorst den König ans Fenster
und fragte, ob Majestät sich nun
überzeuge? Und Friedrich Wilhelm
faßte endlich seine Entschließungen,
schrittweise, eine nach der andern. Am
23. Februar 1813 kam die preußisch
russische Kriegsgemeinschaft gegen
Frankreich zustande, am 17. März er
schien der Aufruf an das Volk, zehn
Tage darnach warfen die Verbündeten
dem Franzosenkaiser den Fehdehand
schuh hin. Der aber raffte sich noch
malS zu seiner vielbewundertenGröße
auf. Ein Heer von Hunderttausenden
zauberte er gleichsam aus dem Nichts
hervor.
Andere Kräfte als bei Jena standen
dem Korsen entgegen. Es begann
der Kampf des vaterländischen Stol
zes, der Selbstachtung und Mannes
würde gegen den Knechtsgedanken. Die
Volksbewaffnung in Preußen hatte
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ungeheure Fortschritte gemacht. Jung
linge, kaum dem Knabenalter entwach
sen, und weißbärtige Greise traten in
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die Schar der Freiwilligen. Alle
Städte zwischen Weichsel und Elbe
starrten von Waffen, widerhallten von
Trommeln und Hörnerruf. Beamte,
im Dienste ergraut, vertauschten die
Feder mit Degen oder Büchse. Der
Kaufmann verließ den Ladentisch,
der Bauer den Pflug. ES trennte sich
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Die Opferfreudigkeit im Jahre 1313.
der Schreiber von seinen Akten, von
denen er sonst so unzertrennlich ist
wie das Kind von seiner Puppe. Viele
Tausende folgten dem Beispiele Theo
dor Körners und rissen von Tages
rühm, von heiterem Genuß, von ge
liebten Herzen sich los, um dem hoch
sten Gebote zu folqen. Mehr als
ein Mädchen kleidete sich wie die Jo
hanna Eleonore Prochaska, in Män
nertracht, um Wunden und Tod mit
den Vaterlandsbefreiern zu teilen. Um
die Kriegskassen zu füllen, wurde teu
rer Hausrat, kostbarer Familien
schmuck zu Geld gemacht, und edelge
sinnte Frauen opferten die Zier des
Hauptes auf dem vaterländischen Al
tar.
So ward der Krieg für die Deut
schen ein heiliger. Als am 2. Mai
1813 bei Großgörschen unweit Merfe
bürg die Verbündeten erstmals mit
den unter Napoleon selbst vereinigten
Streitkräften zusammenstießen, konnte
selbst der schlachtengewohnte Kaiser
seine Bewunderung über den Helden
mut der Angreifer nicht unterdrücken.
Aber die launische Kriegsfortuna neig-
te sich zunächst keiner der Parteien mit
Bestimmtheit zu, weder bei Groß
görschen, noch einige Wochen später bei
Bautzen, nur daß Napoleons Verluste
stets um vieles größer waren als die
seiner Gegner. Oesterreich schloß sich
nach langem Schwanken den Verbün
beten an; Hauptträger aller Unter
nehmungen auf dieser Seite aber blie
ben Gneisenau und Blücher. Wenn
der Deutsche er braucht nicht gerade
ein Preuße zu sein den Namen
Blücher hört, geht ihm allemal ein
großes Freuen durch die Seele.
Der Marfchall Vorwärts" hatte
große Macht über Hohe und Niedere,
daß sie ihm folgen mußten wie die
Wolken dem Wind. In Berlin lachte
mancher geschniegelte Hoffchranz über
den alten Haudegen, weil er des
Schreibens nicht sonderlich kundig
war. Die Franzosen lernten seine
Handschrift gründlicher kennen, als
ihnen lieb war. .Der erste französi
sche Marschall, der in Berlin einrückt,
ist König von Preußen", hatte Napo
leon bei seinem Weggang von Paris
gesagt. Aber der Blücher brannte
4te
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ihm jetzt an der Katzbach die Antwort
hin, und sie war vom 26. August
1813 datiert. Fast gleichzeitig bekam
der Franzosenmarschall Oudinot durch
Bülow bei Großbeeren sein Teil; bei
Kulm wurde die Heeresabteilung
Vandammes vernichtet. Blücher schrieb
an seine Frau: Napoleon sitzt in der
Tinte." Bei Dresden glänzte dessen
Feldherrnbegabung noch einmal auf
und dann Mitte Oktober saß
er wirklich drin. Die Kühnheit der
Freiheitsstreiter wuchs von Tag zu
Tag. D?e Hrnschlachtung des tapfe
ren Freischarenführers Llltzow wäh
rcnd eines kurzen Waffenstillstandes,
dann Körners Heldentod bei Wöbbe
lin entflammten .die Gemüter aufs
höchste. Eine ungeheure Völkerschlacht
sollte nun entscheiden. Sie tobte un
ter Beteiligung von nahezu fünfhun
derttausend Kämpfern an mehreren
Tagen auf den Feldern Leipzigs.
Na, Kinder," rief Blücher am
Morgen des 16. Oktober beim Sturm
auf die Höhen von Möckern seinen
Leuten zu, heute haut mal auf gut
preußisch drein." So ward auch ge
tan; sechsmal stürmten die Tapfern
das Dorf, verloren es wieder, behaup
teten es endlich. Indessen hatte Napo
leon bei Wachau alle Angriffe seiner
Gegner zurückgeschlagen; ein kühner
Vorstoß der französischen Streitmacht
bedrohte sogar den Hügel, auf dem
die verbündeten Monarchen hielten,
und der Korse ließ bereits in Leipzig
Sieg läuten. Die weitere Entwicklung
id blutigen Dinge machte ihm den
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'Echsniborg,
Erfolg wieder streitig, und dann
brach, den mörderischen Kampf en
digend. die Nacht. ein.
Der 17. Oktober war ein großes
Atemholen. Andern TagS erneuerte
sich daS Ringen um so furchtbarer.
Von Stunde zu Stunde wurde der
Kreis um Leipzig enger, die Lage
Napoleon? bedrohlicher, trotz tapfer
ster Gegenwehr der Seinen. Bei
Probstheida leitete der Sieger von
Austerlitz. Jena und Wagram der
sönlich die Verteidigung. Umsonst!
Die Verbündeten drangen bis zu den
Toren Leipzigs vor. Mit klingendem
Spiel gingen die Sachsen und Wärt
temberger zu ihren Landsleuten über.
Jetzt blieb dem Eroberer nur eines:
die Flucht, die Napoleon denn auch
am Morgen deS 19. Okober vollzog,
während die Stadt schon von den
Verbündeten erstürmt ward. Mit
kaum einem Fünftel der 440.000
Mann, die er den 480.000 der an
dern Kriegführenden entgegengestellt
hatte, gelangte Napoleon an den
Main und nach einem Gefechte bei
Hanau in völlige Sicherheit.
Die Leipziger Völkerschlacht hatte
vom deutschen Volke mit einem
Schlag den Druck 'anmaßendster
Fremdherrschaft genommen. Was
nach ihr geschah, wie die Verbündeten
den Krieg im Feindesland fortsetzten
und eine höhere Macht den Riesen
völlig zerbrach, dessen sie sich zum
Werkzeug oedient hatte, das sei
hier übergangen. Dem Leser
aber liegt die Frage auf der Zunge,
was von den neu -gekitteten Thronen
getan worden, um vieltausendfache
Volksopfer zu lohnen? Heut falle
kein Schatten ' auf die Erinnerung
des Befreiungsiahrs, dem wir die
Wiedergewinnung des deutschen We-
sens verdanken! Wir wollen wieder
einmal ohne bittere Nebenempfindung
ein Stück vaterländischer Ruhmesge-
schichte nachfühlen dürfen und uns
an den Männern erbauen, die in
schwerer, dunkler Zeit des Volkes
Leitsterne und Heil gewesen sind.
Ueber den Boden, den einst das Blut
vieler Tapfern tränkte, ragt heut, ge-
waltig anzusehen, das Volkerschlacht
denkmal. Dem Ehrenbau ist am, 13.
Mai 1912 der Schlußstein eingefügt
worden. Wenn künftig am ernsten
Oktobertag die Gedächtnisfeuer in die
Lande hinausleuchten, sollten wir
Deutschen strenge Einkehr halten und
uns jeweils fragen, ob die Gegen
wart würdig ist der Wunden und
Tränen des großen Bcfreiungsjahrs.
Mang odii jttüsipenfjö.
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Es. ist die , allerhöchste Zeit, daß
etwas durchgreifendes geschieht, um
den Guttapercha - Baum und ?ein
Produkt für bt Mit- und Nachwelt
zu retten. Schon ist dieser B?um
Bestand in seiner bisherigen Heimat
auf der Malayischen Inselgruppe, fast
völlig dahin, und nur infolge der
schandbarsten Raubwirtschast, die von
den Eingeborenen getrieben, aber von
der zivilisierten Welt und ihrer rück
sichtslosen Begehrlichkeit verschuldet
wurde.
Daß die Erhaltung natürl'-cher
Hilfsquellen" nicht blos als nationale
Arbeit angesehen werden sollte, Ion
dern auch ihre bedeutsamen interna
tionalen Seiten hat, dafür bilde der
Guttapercha - Baum eines der ein-
dringlichsten Beispiele, wenigstens in
der Pflanzenwelt. Das gänz'iche
Verschwinden dieses Baumes wär,
für die moderne Welt eine größere
Calamität. als z. B. die völlige Aus
rottung der Pelzrvbben.
Denn Guttapercha ist geradezu un
ersetzbar für die Bedürfnisse unserer
Zeit. Diese Substanz ist vor Allem
die einzige bisher entoeckie, welche den
elektrischen Strom vollkommen is-lie
ren kann; die einzige, welche wirksam
Auffangen deS abträufelnden Saftes.
verhindert, daß unsere über das Meer
gesandten Botschaften ihre Bahn der
lassen können! Guttapercha für Teie
graphen Kabel ist der einnge
Stoff, welcher sich durch Eintauchen
in Meereswasser nicht nur nicht ver
chlechtert. sondern sogar verbej
er t: und seine wundcrvolßc Ela
ktizität vermindert auch die Gefahr
des Brechens der Kabel. Deshalb
wird der Kupferdraht, welcher den
Kern des Kabels bildet, stets mit ihm
verkleidet.
Noch für viele andere Zwecke ist
Guttapercha unschätzbar. So gibt es
für allerlei Toilette Artikel und
für Golfspiel Bälle um nur
zwei ' fashionable Gebiete zu erwähn
nen kein Material, das sich euch
nur annährend mit Guttapercha ver
gleichen läßt. Die obige Bedeutung
für den Weltverkehr ist aber unzwei
felhaft die weitaus größte.
Aber dieser kostbare Gummi (Gut
tapercha ist aus der Sprache kt
Malaien verkaul'krwälscht und b'
beutet wörtlich .Gummi Brocken")
ist bisher sast nur auS wildwachsenden
Bäumen erlangt worden, welch iiS
in die neueste Zeit meisten rückschtl
loS zusammengehauen wurden, obwohl
man in vielen Fällen den Samen
nachpflanzte. DaS geschieht wenig
ri . . i. o -. ..Mw rr... jkft.. i .
irn in juvu uv vinijuyuit ,
letzten Jahren, scheint aber der
Unieraana der Gattuni nickit mtrlM,
aufgehalten zu haben. ' Jed'nfalls
herrscht eine förmliche auttattw'
Hungersnot auf den Weltmärkten.
Ter Guttapercha Verbrauch hat
eine bezeichnende Geschichte, welch? in
wenigen Worten folgende ist:
Im Jahre 184? wurden im Ganzen
Frucht von Gutta Percha.
etwas über 25.000 Pfund d-'se?
Stoffes geliefert. Zwölf Jah?-e svä
ter wurden von dem Malaien-Jnscln
530,000 Pfund ausgeführt. Wie
dcrum zwölf Jahre später betrug di:
Ausfuhr aus Sumatra allein L00.
000 Pfund und aus Borneo i!be?
neunmal soviel, nämlich ' 2,864.000
Pfund. Und man schätzt, daß die
Eingeborenen mehr als 5 Millionen
Bäume niedergeschlagen Haben, um'
nur schnell diese Menge zu liefen!
Dabei kann der hochgeschätzte Saft
ebenso gut durch Anzapfen der Bäume .
erlangt werden.
Die Zukunft dieses Baumes hängt
einzig und allein von einem wissen
schaftlichen Anbau ab; und ein neu
erliches Unternehmen der amerikani
schen Regierung mag in dieser Hin
sicht wichtiger werden, als jedes an
dere, da es in sehr großem Maße
betrieben werden soll.
Onkel Sam trifft nämlich Vor
kehrungcn. auf denPhilippinen
Inseln massenhaft Guttapercha
Bäume zu ziehen. Er ist dabei von
dem glücklichen Umstände begünstigt,
daß man auch auf diesen Inseln etli
ch? wildwachsende Bäume dieser Art
gefunden hat, und zwar prächtige
Exemplare.
Es darf noch hinzugefügt werden,
daß auch nach dem Co n g o und an
deren mutmaßlich geeigneten Gegen,
den Sämlinge für den Anbau gesandt '
worden find. Dies und die stellen
weisen Erhaltungs Bemühungen
oder Verbesserung der Saft-Gewin-nung
auf Malaien Inseln selbst,
in der neuesten Zeit, kann man neben
Onkel Sams großzügigem Plane
ebenfalls als hoffnungsvolle Anzei
chen betrachten. Doch glaube man
nicht, daß das Guttapercha - Gebiet
jemals sehr bedeutend vergrößert
werden wird! Denn der Baum ist
äußerst empfindlich betreffs klima
tischer Anforderungen.
Will man Guttapercha-Samen zu
massenhafter Anpflanzung erlangen
und hat einen wünschenswerten wil
den Baum hierfür gefunden, so wird
zunächst das ganze Gestrüpp in seiner
unmittelbaren Umgebung weggehau
en um die A f f e n fernzuhalten; denn
diese haben eine große Vorliebe für
die pflaumenartigen Früchte, welche die
Samen enthalten. Außerdem wird
um den unteren Teil des Stammes
ein großes Stück Eisenblech in sol
cher Weise angelegt, daß die Affen
auf alle Fälle verhindert werden, den
Stamm hinaufzuklettern. Sind die :
Früchte reif geworden, so werden
malaische Jungen hinaufgesandt, um
sie zu holen.
Und das ist wahrlich keine Kleinig
kcit. Sind doch die untersten Aeste
mancher vollgewachsenen Bäume
wie sie freilich heute eine Seltenheit
bilden reichlich 140 Fuß über
dem Boden und die Stämme errei
chen einen Umfang von etwa 20
Fuß!
Das weiche schwammige Holz zeigt,
wenn frisch aufgeschnitten, schwar
ze Linien: lauter Kanäle, die den
Gummi enthalten. Sogar die Blät
ter zeigen, entzwei gerissen, zahlreiche
Guttapercha-Aederchen.
Wenn die Eingeborenen den Baum
niederschlugen, so wurde eine Reihe
Ringe um den Stamm geschnitten,
und der herausfließende Saft in Be
hältern aufgefangen. Die neue Me
thode aber besteht in einem ähnlichen
Anzapfen der lebenden Bäume, wie
m&&jm$m-s
l'fC ''XxcYr- A?ü'-Vf:V '
, .'. , V.'. "V
.. i ; . .. .v.&itipls;
Guttapercha-Samen in Töpfen . um
Auspflanzen.
es mit den Kautschuk Bäumen ge
schieht. Unten werden riesige Blätter
um den Stamm gelegt, welche de
Saft auffangen.
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