t f ft Die ZNode. Besieht in diesem Winter eine Mode, der die Zeit ihre Prägung givti Xtm oberflächlichen Veobach. itt maa die neue Üoilkttekunst IS ein Potpourri erscheinen, zu dem sich bekannte Modemelodien lose verbin den. und doch durchzieht diese leichte Modemusik ein tieferer künstlerischer Klang, der freilich deutlich nur dem verwnnvicn Gefühl wahrnehmbar roiro. ES ist nicht zufällig, daß die Bor e7rsch7.st tti steifen ?!ackenkoNm und toiil rilleiniae Neaiment der Uni ZEtosse aufgehoben ward. Die Dra, VNttn. die dem An, vorn Zufall eingegeben und jeder Zlörperform 6e onver angepaßt zu sein scheinen, ind auf der Grundlage unserer 6e ten Trachtenvorbilder aufgebaut, in Anlehnung an die griechischen For wen. Da Walten einer lebhaften Phantasie gibt sich in Geweben und Farben kund, die on die prunkvol len Stoffe der italienischen Nenais sance erinnern. Und über alledem breitet sich ein neuer bunter Farben sinn mit unverkennbar orientalischem Ei''-Hlag aus. Diese Trachten-Re- n.,niszenzen wollen als Vorstufen zu den- Neugebilden eines modernen ,,; KünstlertumS in der Mode gedeutet sein. Die umwickelnden griechisch dra piertm Gewänder aus weichem CrSpe-Satin von hellen Farben, wie ?itron-gelb, Schnecken-grün oder Schildpatt-blond mit lang und schmal nachschleifenden Enden und nur von Schleierstoff verhüllten Schultern, kiner wehenden schwarzen Tüllschärpe und Perlengirlanden als Putz, der keist der moderne Künstler in die Festsäle und Theaterlogen. Für die intimeren Stimmungshintergründe des kleinen Salons schafft er hinge gen Kleider in lebhaftem Kolorit und verbindet Uni'Stoffe mit bunten Mu sterungen seidener Gewebe oder orien talischen Stickereien. Die Form des EewandeS ist leger, fast ohne Tail- H. . lenschweifung und doch mit sckjmül kendem Gürtel, das schmale Decollctö ergibt sich aus der kreuzweisen Be ileidung der Büste und der enge Rock Mri i oicioi iimu oorr MII iuii uu i c r . i r. . v ii iiuauu Schleppe. Als Empfangstoiletten Mögen sich als apart geltend machen: Tuniques aus Schleierstoffen über Ngen Röcken in japanischer Stickerei von bunten und doch diskreten Far ben, oder lebhaft gemusterte Seiden geweoe uver ronjaiicnocm ,cnacm Rock und all Haarschmuck weite far ' . , rr . . , . , . . , i ivrt- w : . Off. .i. ome üseuerneiicn. i wie vcn Mäntel sind die originellsten Zusam t! mensetzungen aufgespart. Bei Ki f mir. oder Dolman-AacanS ist die j obere Hälfte au dunklem Samt und , die untere rniS orientalischer bunter Stickerei oder da Gewand wird l oben durch pompösen Brokatstosf und weiter unten durch glänzenden Sei i denplüsch gebildet. ' Ein hübscher Mantel ' aus blauem ZQKetin, bei welchem Kleidsamkeit Jfj J I 3 in und Einfachheit in schönster Weise ge paart sind, ist der Gegenstand unserer ersten Skizze (Fig. 1). Der vor nehme Eindruck dieses GewandeS wird hauptsächlich erzielt durch den eigen artigen Schnitt, besonders des Kra genS und der Aermel. , Ersterer. ' an sich schon breit, tritt noch prominen ter hervor durch die ruschenartiae Einfassung aus eigenfarbiger Seide. Einen ebensolchen, aber noch breite ren Saum hat der untere Rand des Mantels, während bei den weiten Puffärmeln der untere Teil aus die ser Seide hergestellt wurde Ter tm nächsten Bilde (7?iq. 2) vorgeführte Hut ist für Damen im mittleren Alter bestimmt. Die Krone ist in reicher Fülle " mit braunem Samtbrokat überzogen und die ein wenig aufgerollte Krempe mit ein sachem Samt m dunklerer Schattie TV. rung, der leicht gekräuselt ist. Die einzige Garnierung besteht aus einer, auf der linken Seite angebrachten Straußenfeder in brauner Farbe. 'tt stoss des nächsten Kleides (Fig. 3) ist schwarzer Samt, dessen Eleganz durch die einfachen Linien nur noch gehoben wird. Die schlichte Bluse wird auf der linken Seite durch klare Glasknöpfe geschlossen und der Rand ist mit einer schmalen Rüsche auS weißem Muslin besetzt. Der enganliegende, ebenfalls mit ei ner Rüsche verzierte Unterärmel reicht bis einen Zoll unterhalb des Ellbo gens, wo er mit dem etwas gepuff en, mit ver Biu e aus einem Stück geschnittenen Oberärmel . verbunden st. Um den HalS legt sich ein brei er Kragen aus weißer Seide, dessen Enden durch eine Krawatte aus dem elben Stoff verbunden sind. Der 1 , - J 4 ttr m 11 I iÄs-s. Li Y 41 Rock ist vorn und hinten in je zwei (juucii yucui. Amethyst arbiger Samt, garnier mit eigensarbigem Chiffon, wurde für das Kleid de nächsten Bildes (Fia 4) verwandt. Die rechte Seite der Tattie t st auf der linken Häl te dra piert und wird dort durch eine aol dene Knotenquaste festgehalten. Eine Ecke dieser Drapierung fällt bi un ter die Taillenlinie herab und ist mit einer ahnlichen Quaste verziert. Auf der rechten Seite bildet der Samt einen kurzen Aermel. unter welchem e,n Unterarmel aus Chiffon in hel lerer Schattierung hervortritt; auf der unken Seite jedoch ist der Samt am Aermelloch weggeschnitten und der ganze Aermel auS Chiffon gefertigt. Die Einfassung der linken Hälfte der 2aille bildet ein Streifen Goldsticke rei. Besetzt mit einer Chiffonrüsche Der Rock weist keinen Besatz auf. Das nächste Bild (Fig. 5) zeigt einen Kindermantel aus weißem Serge mit breiten Schulter und schmalem Halskragen. Beide, sowie die Ausschlage der etwas eingezogenen Aermel sind mit seidener Soutache Lide verziert, aus welcher in den m r YL Kragenecken kleine Schleifchen gebil det sind. Der Schnitt des Mantels ist geradlinig. Ein reizendes russisches Blusenko stüm für ein jugendliches Mädchen ist im letzten Bilde (Fig. 6) skizziert. Der Stoff ist dunkelgrüner Serge. Die Bluse wird auf der linken Seite durch einen einzigen Knopf geschlos sen und ein Gürtel aus in Falten ge legier Seide in kontrastierender Farbe umfaßt die Taillenlinie. Die- abge steppte Seitennaht geht bis über die Schultern; die Aermel sind am Hand gelenk etwas gepufft. Der untere Teil der geschweiften Seitennaht, so wie der mit Seide ausgefüllte Schlitz auf der linken Seite des RockeS sind mit kleinen seidenüberzogenen Knöp sen besetzt. Ein mit Doppelrüsche eingefaßter weißer Leinenkra'gkn mit Jabot erhöht den zugendlichen Ein druck des Anzugs. Vor kurzem wurde in Petersburg durch einen Zirkularbefehl der Verkauf von Tuchern mit der Abbildung von Mitgliedern des kai serlichen Hauses verboten. Durch ein neues, an alle Gouverneure und Stadthauptleute versandtes Zirkular wird ergänzend erklärt, daß nur der Verkauf von Schnupftüchern mit Ab blloung von Mitgliedern des Kaiser Hauses verboten wird, da die Verwen dung solcher Taschentücher eine Un- ehrerbietigkeit darstelle. Der Verkauf von anderen Tuchern mit Abbildun- gen von Angehörigen des Kaiserhau ses ist nicht nur nicht verboten, son der erwünscht, wenn es ausgeschlos sen ist, daß die Tücher zum Schnäu zen verwendet werden. Daß es dem Zaren und den andern Mitgliedern seines Hauses nicht angenehm ist, von jedem beliebigen Untertan", wenn auch nur in tffigie angehaucht zu werden, ist begreiflich. Der älteste Arzt. Geh. Sanitätsrat Dr. Körte, beging dieser Tage in Berlin feinen 95. Geburtstag. Er gehört zu den geachtetsten und glücklichsten Aerzten, nicht nur Ber lins, sondern vielleicht der gesamten deutschen Aerzteschaft. Von seiner Ju gend an zählte er zu dem intimen Freundeskreise Rudolf Virchows, und mit den langst ahingeschieöenen Be rufsgenossen Klatsch, Wegscheider und WilmS bildete er gewissermaßen das Elitequartett unter den praktischen Aerzten Berlins wahrend des zweiten Drittels des abgelaufenen Jahrhun derts Als ein vom Schicksal unge wöhnlich Begünstigter ist er aber um feiner Söhne willen zu preisen, die allesamt in hervorragenden Lebens' stellunaen sich befinden. Zwer seiner Söhne sind Universitätsprofessoren, ein dritter ist der ausgezeichnete chirur gische Leiter am UrbankrankenhauS, der vierte ist der vielgenannte Königs berger Oberbürgermeister. M U i Mein gerr Felnd. Bon Paul Cchlesingrr. Ich gehe sehr in Träumen über den Boulevard Saint . Germain. Die schnurgeraden Häuserreiben geben mir die Gewißheit, daß Ich in den näch sten Minuten nichts Aufregende er, leben werde. Unbehelligt von allen äußeren Reihen, lasse ich meine Au, gen nach ihnen schauen. Da weckt mich ver laute Jurus: (,HHor, mnir!" cki tofnb rnirfi um und sehe auf der Bordschwelle deS Burgerlleiges einen !vtann stehen, der sich behaglich an einen kleinen mit Waren beladenen Handwaaen kennt. Der Mann lächelt und nickt mir zu, uno da Ich stehen geblieben bin. ohne seinen Gruk iu erwidern, löst er lick, langsam von seinem Handwagen. kommt mit der ausgestreckten Rechten auf mich zu und wiederholt sein herz liches Ilonjour. Ich lächle nun auch und schlage in seine treuherzige repu blikanische Hand ein. Der araue Krauskopf. daS schlechtrasierte Kinn. die runden, fröhlichen Augen, die ganze herzerquickende Liebenswürdig, keit daS war mir alles irgendwo begegnet. Doch wo? .Na. wie aebt's ?lbnen denn? be. ginnt er die Unterhaltung. Gut. aut. sehr gut. mein Alter na. und Ihnen?" .Ausgezeichnet. Wie Sie sehen, bin ich iekt Reisender. Oder, um mich genauer auszudrücken, die erste stutze, die rechte Hand eines Reisen den. Er macht die Besuche, und ich schiebe den Wagen. Wie sollte er ohne mich auskommen? Oder Kalten Sie es für eine Kleinigkeit, in Paris einen Handwagen zu schieben?" .Wie soll ick so etwas für eine Kleinigkeit halten?" .Sie haben recht, mein Herr, es st kein Kinderspiel. Dafür ist es auch gut bezahlt, und für mich ist sozusagen ausgesorgt. Wenigstens für die nächsten vierzehn Tage." .Da gratuliere ick ?lknen von aan zem Herzen, mein Freund. Aber sagen Sie mir eines wir kennen uns doch " , Er lachte froh und breit heraus. ,Und ob wir uns kennen! Wenn Sie mich freilich fragen, wober. so weik ich das nicht so ohne weiteres zu be antworten. Aber wir kennen uns so grt, so ausgezeichnet " Gewiß, gewiß nur möchte ich gern wissen, woher?" Er denkt ein Weilchen nach, dann sagt er ein bißchen listig: .Lieber Herr, haben wir nickt einmal in der Rue Lafayette einen Schnaps zu summen getrunken? .Bestimmt nicht,' denn ich trinke in der Rue Lafayette sozusagen gründ südlich keinen Scknavs. Aber wenn Sie auf dem Boulevard St. Ger main emen mit mir trinken wol len Mit Veranüaen. mein öerr. mit Vergnügen!" Nun siken wir auf der Terrasse des kleinen Cafös und vassen auf. daß der Handwagen nicht gestohlen wno. rauchen Zigaretten und irrn ken Scknävse. Dabei treibt mick, nur das Vergnügen, zu wissen, woher ich meinen charmanten Gast kenne. Er will jedoch seinen Schnaps ehrlich verdient haben und denkt eifrig mit. ,Saaen Sie." beainnt er. sind. Sie nicht der Herr, der mir vor fünf wahren einen aan.n Waaen voll Blumenkohl abgekauft hat?" .Aber nein, mein Freund, wie wäre ich darauf verfallen?" ..Schade, dak Sie es -iickt sind, es war einer der bedeutendsten Augen blicke meiner Laufbahn, als ein Herr schworen hatte ich mögen, dan Sie es waren mitten in der Rue Blanche auf mich zutrat und mich fraate. was der aanze Waaen Blu menkohl koste. Das war ein Ge chast!" .Aber ich war's nicht." Wder verfiel er in eiiriaes Sin nen. Plötzlich leuchten seine Augen auf. .Ah, Sie sind der Maler aus der Rue d Assas Nummer neun, aber natürlich; wo hatte ich denn meine Äugen: via, yaven Kie Ihr Bild gut verkaust?" .Welches Bild?" Na. erinnern Sie sich denn nickt? Sie saaten. ich bä'tte so einen ausae zeichneten Judaskopf. Eigentlich war ix. clx.. ..:t.!i i. ijc io) ein uijjujui uciuuiyi, ornn ia) hätte viel lieber als Jesus Christus dosiert trok allem, wai man für die Trennung von Staat und Kirche sagen mag. Ich schmeichelte mir immer einer wenn auch nur entfern ten Aehnlichkeit mit dem Herrn. Aber Sie wollten durchaus .Judas Jschariot" unter das Bild setzen. Nun. daS war icklieklich ?ihrt Sacke. und ich hatte kein Recht, mich hinein zumischen, da Sie prompt zahlten. Sie müssen sich irren, denn ich habe niemals einen Pinsel anae rührt." .Aber das ist doch nickt möalicki. Sie stehen so deutlich vor meinen Augen, mit der Palette hinter der Staffelei. ?ka. eS war eine aroke Zeit in meinem Leben, als ich noch v.. st.n (m:......ii. IIHCI Ulk yiUlllI.U JVIUIIIICIUIIC war, die es je auf dem Montparnasse aab. Denken Sie. ick konnte dies Tätigkeit auf die Dauer nicht ver tragen, aq em ooer zwei istun den fiel ich einfach um. Zuerst dacht' .ch, öu mutzt dir Mit Schnaps aus helfen, aber da fiel ich erst recht um. Eine große Zeit war eS doch. Ueber Haupt finde ich, daß der Berkebr mit Künstlern außerordentlich bildend uno genußreich ist. .Ganz ohne Zweifcl. Schade nur. daß ich so wenig Künstler bin." Mein Gast trank den dritten Schnaps und zündete sich die vierte Zigarette an. Plötzlich ober blin zelte er fröhlich mit dem Au gen und sMte: Sie sind der Herr von dem kleinen Fräulein in der Rue Georges Bizet 25." Doch im selben Augenblick verfin sterte sich seine Miene. Sehr verle gen rückte er auf dem Stuhl hin und her. ab und zu sandte er mir einen scheuen Blick zu. und ich wußte durch. auS nicht, was ich dazu sagen sollte. Endlich entschloß er sich zu einigen Andeutungen. .Sie haben recht, ich habe mich damals nicht sehr schön gegen Sie benommen." Ich schwieg hartnäckig, weil ich hoffte, ihm irgend ein lustiges Ge ständnis ablocken zu können. .Sie haben mir damals ein sehr anständiges Trinkgeld gegeben. Drei Franken für einen Brief von der Etoile bis zur Rue Georges Bizet und zurück. Es war fürstlich. Und Sie einfach im Stich zu lassen! Ich habe mir die längste Zeit die heftig sten Vorwürfe gemacht." .Nun, lieber Freund, ,ich kann Sie beruhigen, ich bin nicht der Herr von der Dame aus der Rue Georges Bi zet." .Sind Sie es nicht?" Und er war schon wieder von der alten Fröhlich keit. .Na, da kann ich Ihnen ia überhaupt die ganze Geschichte erzäh len. Sie war aber auch zu komi ch. Denken Sie nur, ich sitze unter dem großen Triumphbogen und schaue auf Paris hinab. Es war ein wunder schöner Sommerabend, so weich und warm die Luft. Um mich Tausende von Droschken und Automobilen, al les war so lustig und schön. Die ver liebten Paare gingen so nahe an mir vorüber. Auf den Bänken um den Triumphbogen saßen sie, und alles kukte sich. Und die Herren m den Kutschen sagten ihren Damen unver schämte Dinge, und die Männer in den Droschken benahmen sich sehr un geniert, und die kleinen Mädchen wa ren ganz erhitzt. Mein Herr, ich bin Pariser, und es ist für einen Pariser keine Kleinigkeit, an so schönen Som merabenden derartige Sachen zu sehen. Trotz meiner fünfzig Jahre fühlte ich mich wunderbar bewegt, und nun denken Sie sich rn einer sol chen Situation auf der Etoile sitzen ohne einen Pfennig Geld, ohne ein Obdach, ohne eme Gewebte. Ich war wohl traurig, da sprach mich plötzlich ein Herr an; ein glattrasierter Aus länder. Ob ich wohl drei Franken verdienen wolle. Ich habe mir die Sache nicht weiter überlegt. Einen Brief zu einer Dame in der Rue Georges Bizet, und mit der Antwort auf die Etoile zurück. Die Sache war abgemacht. Ich begebe mich also auf den Weg. Nun müssen Sie be denken, mein Herr, daß hin und zu rück wohl eine gute Stunde in An spruch nehmen konnte, und daß ich Durst und Hunger hatte, wie alle anderen Leute an einem so schönen Sommerabend. War es mir übel zunehmen, daß ich beim nächsten Ausschank Station machte? Ich wollte ja gleich weitergehen, sofort. Aber ist es meine Schuld, daß man sich für drei Franken in Paris drei Stunden lang hintereinander verkö stigen kann? Paris ist eine wohlfeile Stadt, man muß nur die Quellen kennen, und ich kenne sie. Ich war in eine Quelle gefallen. Zuweilen dachte ich auch an meinen Auftrag geber. Nun, da fiel es mir ein, wie schön es für ein sehnsüchtiges Herz ist, an einem warmen Sommerabend auf eine Antwort zu warten. Diese schöne Sehnsucht, der große Schmerz! Wenn ich ein Vermögen hätte, ich würde es hingeben, um das einmal wieder zu empfinden! Und so ließ ich ihn warten. Nach zwei Stunden begab ich mich auf den Weg. Es wurde mir nicht ganz leicht, die Rue Georges Bizet zu fin den, aber ich fand sie und ich fand auch das Mädchen. Zuerst war ste ein bißchen böse. Sie selbst hatte auf eine Nachricht ihres Freundes gewar tet, und nun war ihr der ganze schöne Sommerabend verdorben. O, mein Herr, ich bin nicht schön und nicht elegant, aber ich weiß immer die Dinge zu wenden und zu drehen. .Mein schönes Fräulein," sagte ich, Sie warten auf einen Ausländer, Sie wollten mit ihm die Lust dieses Sommerabends genießen; aber ge stehen Sie offen, daß die Befried! gung Ihres Herzensbedürfnisses mit einem Engländer oder einem Schwe den oder einem Deutschen nur sehr unvollkommen sein kann? Es ist wahr, mein schönes Fräulein, er ist jünger, er ist eleganter, er ist schöner als ich. Aber die Sprache Ihres kleinen Herzens,. dieses süße, zärtliche Geflüster, das verstehe nur ich. dar auf kann nur ich antworten. Oh, dieses Pariser Her., es ist kein Pri vileg der besitzenden Klassen, es ist kein Privileg des Aliers oder der Bildung. Es schlägt, es pocht, es hüpst. Geben Sie mir Ihre Hand, mein schönes Fräulein, fühlen Sie selbst, wie es sich regt!" So sprach ich, mein Herr und wir saßen langst lange an dem offenen Fenster, die Düsie auS den Gärten kamen zu unö. und sie machten mich so jung, so jung! Zuweilen dachte ich auch an den wartenden Herrn an der Etoile, und da sagte ich mir: Sind wir nicht beide glücklich, er und ich? Er hat den 'süßen Schmerz der Erwartung, ich die in meinem Alter immer etwas melancholische Freude der Erfüllung! Nun habe ich Ihnen auch diese Ge schichte erzählt, aber eS tut mir auf richtig leid, daß Sie nicht der Herr von damals waren; wie gern hatte t&j ihn wiedergesehen und meine An sichten mit ihm getauscht." Er trank seinen fünften Schnaps. und ich zahlte. DaS Problem unfe rer Bekanntschaft war nicht zu lösen. Wir schieden von einander unter der gegenseitigen Versicherung unserer völligen Hochachtung, in der Hoff nung auf baldiges Wiedersehen. Ich ging. Immer noch peinigte mich die Frage: Woher kenne ich den Kerl? Ich wußte, das einzige Mit tel, zum Ziel zu kommen, ist: Rasch an etwas anderes denken. Da sehe ich einen Möbelwagen vorbeifahren, und mit einem Male ist mir alles mit allen Einzelheiten klar. Es war der Tag, on dem mein Mobiliar in Paris angekommen war. Vor der Tür des Hauses, in dem sich meine Wohnung befand, stand der ansehnliche Möbelwagen, fest ge schlössen, umlungert von sechs höchst fragwürdigen Gestalten. Aus dem Kreis löst sich eine leicht schwankende Gestalt, mein Freund von vorhin. Er stet stch vor: .Mein Herr, ich bin der Chef der Mannschaft: bevor wir an die Arbeit gehen, gedenken wir ein kleines Frühstück einzunehmen. Wenn Sie die Absicht haben sollten. oie Arbeit durch eine gewisse finan zielle Beteiligung an dem Frühstück zu fördern, so wäre wohl jetzt der reazte Augenblick gekommen. Ich war sehr kühl und sagte: .Ich glaube zu bemerken, daß Sie bereits reichlich gefrühstückt haben; wenn Sie so freundlich sind, die Arbeit gleich zu beginnen, so wird eS am Ende an meiner Erkenntlichkeit nicht fehlen." Er verneigte sich lächelnd. Es ist wahr, mein Herr, daß wir schon ein oder zweimal gefrühstückt haben; aber das war gewissermaßen inoffi ziell. Jetzt ist die gesetzliche Früh stücksstunde. und ich kann als Chef der Mannschaft die Leute nicht zum Arbeiten zwingen." .Gut denn, so frühstücken Sie." .Und das Trinkgeld?" .Wenn Sie gearbeitet haben." Sie irren sich, mein Herr, wenn wir frühstücken müssen, um bei der Arbeit kräftig zu sein, müssen wir auch vorher das Geld bekommen, um das Frühstück bezahlen zu können." Ich gebe keinen Pfennig." Gut denn, so gehen wir nach Hause.". Sie werden nicht nach Hause ge hen, Sie werden arbeiten." So begann dieser wahrhaft schreck liche Tag. Der Chef gab feiner Mannschaft einen Wink, man nahm eine drohende Stellung ein. Die Unterhaltung wurde immer heftiger, aber ich setzte meinen Willen durch. Nach acht Stunden der hef tigsten Streitereien, Verwünschungen und Bedrohungen waren die Trüm mer meiner Wohnungseinrichtung ge borgen. Auf die fast unkenntlichen Reste meines einstigen Küchenfchran kes, den ich im Salon fand, zählte ich das ortsübliche Trinkgeld. Kei nen Sou mehr. Wütend protestier ten die Männer. Und mein Feind sagte das schreckliche Wort: Wir werden es dem schmutzigen Deutschen noch besorgen." Das machen Sie, wie Sie wollen, aber jetzt hinaus!" Und allein war ich mit meiner wehklagenden Familie, meinen zer schundenen Möbeln, meinem zerbro chenen Porzellan, meinen durchlöcher ten Polstern. Monate sind vergangen. Mein Freund hatte es mir nicht besorgt. Er hatte es wohl vergessen. Und da wir uns wiedersahen, wußten wir beide nicht mehr, welch harte Worte zwischen uns lagen. Aber ich erachte die Vergeßlichkeit als eine der gütigsten Einrichtungen Gottes. Sie gab mir die Erkennt nis, daß die wenigsten Menschen ganz unliebenswürdig sind. Werden sie durch irgend welche Verhältnisse zu unseren Feinden, so ist keine Frage, daß sie unter .anderen Bedin gungen uns die freundlichsten Seiten ihres Wesens öffnen können. Von allen unseren Feinden, die wir wegen der politischen, künstlerischen, wirt schaftlichen oder sittlichen Anschauun gen haben, kennen wir nur die eine böse Front. Wie reich könnten wir an Freundschaften sein, wenn wir vergeßlicher wären und öfter die Menschen zum Lächeln bringen könn ten, die uns das erste Mal drohend und gefährlich erschienen. Und wie lieben wir das Lächeln! Wie bewah ren wir es in unserem Herzen, und ist es auch nur das Lächeln eines Schnapsbruders. Vielleicht ist auch dein nach einiger Zeit die Erinne rung gekommen, vielleicht hat er sich auch all das gesagt und sich am Schluß eingestanden, wie menschlich doch zuweilen die Deutschen sein kön nen, wenn man nicht gerade ihre Mö bel über die Treppe .schleppen muß. Spitzbergen tat Klima aus der Insel in der h de Nordpol. Durch die traurigen Nachrichten über daz Schicksal der deutschen Er pedition nach Spitzbergen hat sich die allgemeine Ausmerksamkeit dieser In selgruppe zugewandt, und eS ist des halb angezeigt, das Wichtigste über die klimatischen Verhältnisse daselbst zusammenzustellen. In diese? Be ziehung sind vor allem die Arbeiten von Prof. v. Hann lehrreich, weshalb vorzugsweise auf diee hier zurück gegriffen wird. Dre erste Ueberwin terung. von der meteorologische Beobachtungen vorliegen, war die von Nordenstjold, die in der Mos felbai (79 Grad 53 Min. n. Br., 16 Grad 4 Min. östl. L. von Gr.) 187273 sich vollzog. Dort brach der Winter schon im September plötzlich und mit größter Strenge herein, und der Temperaturgang war im Winterhalbjahr äußerst unregel mnhin Gleichzeitig mit der schwedischen n?rhfhHinTt iifrvntntrtfti fiihltA im Eissiord Walfischfanger, die aber gegen Ende des WinterS sämtlich dem Skorbut erlagen. Bon 1882 bis 1884 überwinterte die schwedische Po larerpedition unter Ekholm im Ei fjord (78 Grad 23 Min. n. Br.). Sie beobachtete im Dezember als niedrigste Temperatur 3o,5 Grad C.. als höchste im August 13.6 Grad. Die Sonne verschwand am 21. Oktober und erschien wieder am , 21. Februar, aber die lange Winter nacht blieb ohne schädliche Folgen für die Gesundheit der Ueberwin ternden. Nach allen bisherigen Er fahrungen ist dort der Winter die heiterste Jahreszeit, der Sommer die trübste. Die größte Kälte wurde in . Beisund (77 Grad 42 Min. n. Br.) mit 45 Grad angetroffen, iin März. Die höchsten auf Spitzbergen beobachteten Temperaturen erreichten 12 bis 14 Grad und ausnahmsweise einmal 16 Grad, im Monat Juli in Widefiord. In allen Monaten des Jahres kommt es aber dort zu Schneefall, auch ist das Wetter dort von großer Unbeständigkeit. Auf Windstille folgen dort nicht selten heftige Windstöße und Nebel sind häufig, feucht und durchdringend kalt. Dennoch ist die Witterung zur Som, merszeit überaus gesund. Es gibt keine Erkältungen, obgleich man sich fortwährend Temperaturveränderun- gen ausgesetzt sieht. Während der drei Sommer, in welchen die schwe dischen Erpeditionen jene Gegenden besucht haben, ist kein Fall von Ka tarrh. Diarrhöe. Fieber oder einer anderen Krankheit aus den Schiffen der Erpedition vorgekommen. Das selbe wurde von anderen Spitzberg fahrern bestätigt, trotz der großen Temperaturwechfel, denen die Jäger sich aussetzen, und. trotz manchem un freiwilligen Bade in eiskaltem Was ser. ohne Gelegenheit, die Kleider zu wechseln. Den Grund für diese in hygieni scher Hinsicht beispiellos günstigen Verhältnisse sieht man in der Rein ? heit der Luft und dem Fehlen von ansteckenden Krankheitsstoffen. Zwi schen dem Klima des nördlichen und des südlichen Spitzbergen besteht ein merklicher Unterschied, im ' letzteren gibt es ziemlich große Täler, die frei von Gletschern sind, was nach To rell im nördlichen Spitzbergen nie der Fall ist. Ueber das Sommerklima bemerkt Kükenthal, daß, so wie der Sommer auf Spitzbergen beginnt, die Landschaft sich wunderbar schnell verändert; Moose. Gräser, die arkti sche Rose und manche bekannte Pflan ze der Alpen bedecken die Hal den, und selbst einige Weidenarten wachsen an geschützten Stellen einige Zoll hoch. Der Frühling und der kurze Sommer sind die goldene Zeit für daz Renntier, welches, bis da hin spindeldürr, nach acht Wochen unter seinem braunen Sommerkleiv eine zwei bis drei Finger dicke Speck schicht trägt. Bei einer gleichmäßi aen Temperatur von 6 bis 6 Grad C. und ausgezeichneter Reinheit (Keim- freiheit) der Luft sind Erkaltungen unmöglich, Gesundheit und Appetit vorzüglich, und es wird, wie Torell, Rordenskjold und Kukenthal oeto nen, wayrfcyemtlcy eme Mt iom men. m welcher die Aerzte Spitzber gen als Sommerkurort empfehlen. Italienische Blätter berichten ein amüsantes Vorkommnis, das sich gelegentlich des Neujahrs empfanges bei der Königinwitwe von Italien zutrug, die bekanntlich die meisten und schönsten Perlen besitzt. Während die Königin Cercle hielt, riß ihr Perlenkollier und die Perlen roll ten zu Boden. Natürlich beeilten sich die anwesenden Herren und Damen, Jagd auf die davonrollenden Schätze zu machen, trotzdem die Königin in ihrer liebenswürdigen Art bat, man möge sich doch nicht um eine solche Kleinigkeit" bemühen. In . kurzer Zeit konnten die Anwesenden der KL nigin ihren Schatz vollständig ein händigen. Aber sie bat. daß jeder seinen Fund behalten und als Neu jahrsgeschenk betrachten möge, eine Aufforderung, der allseitig gern nach gekommen wurde , .. , , - , . - - - . c v.