Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 07, 1913, Image 7

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    '
. ' ,
tifllidle OmaSa Triiiiie.
s.
ÄNS der FMuenWelS
l
K
SluS dem Reich der Mode
und Gesellschaft.
New Iork. 17. Januar.
Man vergibt beinahe, oau man
mitten iin Winter ist, twirn man die
vielen duftig zarten Gewebe sieht, die
m den großen Geschälten ans dener
kausktilchen auSevrn.rt tmo. vyu
Modebrief der letzten Wudie vurden
die -märchenhaften Dekorationen Der
elcgmiten Läden cm Broadway und
der Fünften Arcnue ernannt. Du!
. Woche ist noch viel mehr über neues
Material und Garnituren zu vcnch
ten. Tie Mode hat ihre Wanderung
nach dem Süden angetreten, und al
leö watz jct hier offerirt wird, steht
in engster V!ehung zu südlichen
ldlirorten und ihren klimatischen Vor
zügen. Alles, vom Promenaden-Ko
stüm biS zur Abeird.Robe ist für süd
liche Tracht bestimmt, waS natürlich
nicht ausschließt, daß diese Moden
später auch in unseren nördlicheren
Regionen getragen werden.
te TailorKosiüme werden meist
in hellen Farben gearbeitet, in wei
chem. wohlthuendem Grau und sehr
reichem Alt-ttelb. Auch Blau Lohfar.
be und Lila komnit viel zur Verwen
dung, aber Grau ist entschieden. Mo
defarbe. Taupe macht helleren Tönen
Platz, aber dieVerwandtschaft ist nicht
2it verkennen. Kombinationen wie
Grau mit Grau, Grau mit Schwarz
lind Grau mit Braun sind äuszerst
dnc. Am besten kommen sie in ge
streiften Effekte,, zur Geltung und
selbst wo drei oder vier verschiedene
Streifen zusammengruppirt sind, hat
nur einer derselben einen durchaus
entschiedenen ffarbenton, und taS ist
der mittlere Streifen.
Krau in einem siarbenton wird
nur vonWeiß iibertroffen, welches für
das Serge Tailok'Kostüm die arbe
par ercellence ist. Mehr und mehr
befestigt sich die Mode, diese Anzüge
ohne Garnitur zu haben abgefe
lhen von einigenBlenden und Knöpfen
vom eigenen Material, aber mtfir
und mehr wird e-3 auch zu einem un
FürKurgäste
erläßlichen Gebot, diese Anzüge von
tadellosen Linien und perfekt sitzend
zu haben.
Die Jackets dieser neuen Kostüme
fallen bis unter die Hüften hinab, und
viele derselben haben doppclbrüsti
gen Effekt. , Oder es wäre vielleicht
besser, zu sagen, daß sie auf der er
trcm linken Seite geschlossen werden,
denn in fast allen Fällen wird gar
nicht der Versuch eines Schlusses
oberhalb der Taillenlinie geinacht.
er overue mwps sitzt rtiva einen
Zoll unterhalb derselben, und dann
folgen drei oder vier nvitere Knöpfe
don Borte, Sammet oder Tuch, dicht
an einandergesetzt.
Gestreifte Effekte bieten die beste
Eclegenlieit für wirkungsvolle Gar
nitur. dadurch, daß die S reifen ne
schi-kt geandha't werden. ?n vielen
Fällen nierden die gestreiften packet?
direkt vorn in der Mitte geschlossen,
um daS Anbringen einer sveziell für
den fZweck geformten Blende über den
Hüften zu ermöglichen, oder oben an
den Vorderthcilen. Manchmal sieht
man dos gestreifte Material ge
schnittm und arrangirt. dab dieStrei
seit in drei oder vier verschiedenen
giichtuiigen lausen, nämlich an einem
einzigen .U leide.
Z den obigen Aubsuhrmigen sin
den die Leserinnen eine anschaulich
Illustration in den beiden Modcllm
unserer ersten Abbildung. Das erste
ist ein weisteZ Kostüm. auSgesiihrt in
Bhipcord. einem der modisch clegan
testen Stoffe für wärmere Zonen,No,
und Jacket sind vollkommen einfach,
letzteres um mehrere Zoll unterhalb
der Hüften liinabaebend. l?5 wird
unteriialb der Taillenlinie mit fiin
grofienÄNöpfen vom eigenenMatcria
auf der linken eeite geschlossen.
DaS zweite Modell zeigt rinnt der
neuen gestreiften Efsekie in Braun
und Grau. Es kann in französischem.
Ratlne oder irgend einem der modd
schen Geux'be der Saison ausgeführ
Nvrden. tvennqleich graue und brau
ne Kombinationen die bevorzugte
der Saison sind.
Der Rock ist von äußerster Ein
fachhcit, die beiden Vordertheile, von
denen daö Eine über daS Andere ge
legt ist, zieren nur zwei Knöpfe mit
Knopflöchern.
Sehr wirkungsvoll ist das Arran
genient der Streifen an dem locket.
Diese laufen in drei verschiedenen
Richtungen. Von der Schulter biS
zur Büste oder etwas tiefer, ist daS
gestreifte Material schräg genommen.
An den beiden Jront-Paneelen laufen
die Streifen in grader Linie abwärts
Die Hüfteii dagegen sind garnirt mit
cmcr der Figur entsprechend geform
tm Blende mit horizontal laufenden
streifen. In der gleichen Weise
kommt daS Material für die Revers
zur Vernvndimg. Der .ragen von
braunem Moiree ist eingesetzt. DaS
Ganie nt überaus chic" aber nur ei
ne Meisterhand sollte sich daran wa
gen.
Separate Paletots von Seide und
Atlas, garnirt mit Revers von Tres
dcner Seide oder Cretonnc sollen un
ler den hocheleganten, unabhängigen
Moden eine bedeutende Rolle spielen
des Südens.
Gewöhnlich ist der AtlaS schwarz, oder
sehr dunkelblau. Die ReverS sind
stets sehr lang, bis unter die Taille
Iinie hinabgehend, wo ie m einer
Spitze auflaufen.
Unsere ziveite Illustration zeigt ein
Jacket dieses Genres. Als Material
kann schnxirzer Atlas, Moiree oder
gerippte Seide verwandt werden. Der
Schnitt ist enganliegend und für eine
schlanke, gute Figur nmzerst Vortheil
haft. Von Moiree, Tapisserie oder
Eretonne sind die langen Revers iind
die Manschet en. Sebr elegant wirk:
die schmale Weste, für die Seide oder
ane sehr geschmeidige Sainmet-Art
benutzt werden kann.
, Der Hut ist von schwarzer Seid.'
garnirt mit einem Blatt von Draht
gaze und einer Straußfeder.
Für VrmittagLkleidt-r sind ge
streifte Effekte sehr beliebt und zwar
sind diese Stoffe manchmal ziemlich
auffallend, weshalb sie auch fast ohne
alle Garnitur benutzt werden.
Ein ansprechendes Modell dieser
, - i
! (T
4
Der moderne separate
Paletot.
Art zeigt unsere dritte Abbildung.
AIS Material dient schitxirzer Atlas
mit weifzen Streifen. Rock und Tail
le sind überaus einfach gemacht. Gar
nirt ist, abegesehen von einigen Knöp
fen am Rock, nur die üaille mit etwas
hiibsckzer alter Spitze, die die Beste
umrandet. An Letztere schließt sich der
Kragen von derselben Spitze. Einige
Knöpfe von weißer Seide sind dein
Rock mlfaesetzt. Schmale Manschetten.
mit auf die Hand fallendem Spitzen
Volant schließen die Aermel ab.
Sebr viel Hort man von der russt
schen Blouse, und so manche Fra ha.
den Versuch gemacht, sie einzuführen,
aber ihr Status ist noch nicht festste
lx'nd.
Die elegante, russische Blouse ist
von Atlas, Sammet oder Brokat, und
ist nni den Hals garnirt mit irgend
einer Pelzart. Letztere kann später
durch eine Rüsche von Chiffon, Mali
ne. Tüll oder auch Marabout ersetzt
nvrden. Die besten Muster in ruf-
ischen Blousen sind die. deren Mate
rial von dem des Rockes verschieden
ist. Große Miopse, in der Regel von
Metall, werden benutzt, und dv neue
sten Modelle sind im Rücken sind an
den Seiten geschlitzt.
Wenn sie nicht von einem Gurtel
eingehalten sind, ähneln diese neuen
Blousen den kleinen ckets mit gra
ben Vorder und Rückentbeilen, die
uns von oer letzten kcrnon Her ve-
kannt sind. TieS gilt namentlich von
denen, die von Matrone Borte oder
rgend einer schmeren, modernen
pitze gemacht sind.
Weiß wird so viel in den Läden ge
sehen, wie vielleicht noch nie zuvor
um diese Jahreszeit. In Corduron,
In gestreiftem Atlas
daö vie schii'eres Whipcord inid cotc
de cheval aussieht, sind weiße Kostn
ine wunderbar schön. Eö gibt wunder
volle Mlister von lueißem Bengaline
Brokat, ein Material dessen Hinter
grnnd Bengaline. und das mit leich
ten Saunn et Figuren lvde.kt ist. Tie
Fabrikanten versprechen Brokat von
gerippter Seide oder erhabenem At
las für später.
Reben Weiß sind alle hellen Stosse
niooern. ES scheint kann: ein Unter
schied zil'ischen Schwarz und intensiv
diinklen Zchattirungen zu sein.
Schwarz wird noch immer in aus
gedehntem Maße getragen, häusig im
Verein mit viel Weiß. Ma.resenbla
ist populär. Doch für formelle Vor
mittagszwccke, oder für Vormittags
Hochzeiten, die modischen Hochzci
ten fmden Mittags statt erscheint
nichts so hübsch, wie die weichen, hel
len zarbetönen. die jetzt so sehr en
vogue sind. Alle Schattirungen Cre
me, Gelb und die Farben, die einst
verschrien waren, als ein kränkliches
Aussehen verleihend, wie Kitt, Wachs
und Kreide gehören jetzt zu den wün
schensiverthcsten Dingen für die
Frau, die sich vorthcilhaft kleiden
möchte.
Eine neue Note wird angeschlagen
In der Substituirung von gedrucktem
Mustern in den entzückendsten Far
ben für Stickereien ans leichten, bellen
Stoffen. Muster in holländischem
Blau wird mm sehen. Blumenkränze
und andere Dessins, in denen die
verschiedenen französischen Perioden
zum Ausdruck kommen. Wo Sticke
rei gebraucht wird, wird man viel
Crewel und Gerniantown Woll-Ar-beit
zu sehen bekommen. Wenn die
Letztere sich auch waschen läßt, so ist
Trockenreinigung doch bisser für die
selbe. Ta so viele sogenannte Wasch
kleider jedoch viel besser sich cheinisch
reinigen als waschen lassen, ist dies
keinUebelitand in dcrGarnitur. Blen
den Besatz, in dem das Muster in
orieiüalischer Fadenarbeit markirt ist,,
ist eine weitere ftorm von Garnitur,
die Anklang finden dürste.
Eine neue, seor hübsche Idee in
Abend-Handschuhen findet lebhafte
Verbreitung Tie Handschuhe sind
über dein Ellbogen mehrere Male ge
schlitzt, und durch diese Schlitzen ist
breites Atlasband von der Farbe des
Kleides gezogen.
Wa n d a.
Die
Gelegenheit ist gün-
stig.
Kellnerin: ..Soll ich Herrn Wam-
perl von dem Weine oeben? Den l,at
vorhin ein Gast zurückgeschickt!"
Wirth: Trag n Sie ihn nur ruh g
hin; der Herr macht zur Zeit eine Zi
.ronenkur durch."
Gut p a r i r t.
Dame (hochfahrend): Wie, mein
.ftm, bei sechs Mille Gehalt wagen Tie
es, um Mine Hand zu bitten? So viel
brauche ich ja allein für Taschentücher!"
,,(-o, so dann zhe ich meinen
Antrag natürlich zurück; denn eine
Frau mit einem chronischen Schnupftn
mag ich nicht!
Vormittas tracht.
für
Der Kamilienkump.
Eine Wiener Geschite den Wolf
gang Burghauser.
Better Fritz war der Jam l!e,l
lump. An dieser Thakiache w.ir trotz
alle Teutelnz und Trchciis mchU u
ändern. Richt nur, dah er bereits an
kaum den Mädc!n!ltidcrn e.,tw.ich
sener Bo!k-schülcr Eigrctttn rauch, c
und eine wirkliche Licdc" ha,t:, .i
er vom Eie.aufplatze immer nach
Haufe begleiüte und niit der er dann
noch imnier ein halbes S ü.,'bchcn
Hand in Hand unter cem d.,iu.e,l
usiiu ianuj iiiui nur uci;ii;ccii
allein, sage ich. tc.n d.r allge,,,e ne
t. . . wiL.. . : j. i . . . V . i . .a
Familirnrath halte diese Geschich k
v : . r . f k;x x
nach langein Hin- und He erwäge.,
schließ. ich als den Auswuchs v..derb
ter Verführung uns jgenl,chcn
Leichtsinns anzuse!,e,r geruht und lies.
Anwandlung allzu ruhen Donju,nis
muö dem Vetter tfrig gern, d.rziehen,
nicht nur 'da also allein, so.. lern auch,
ja, sondern auch, weil sich Ve..er
Fritz in äußerst beoenklicher Selbst
sländigkcit wc.ter. und vorwärisent
wickelte, was doch den gut,n Sitte,i
und der althergebrachten Familie,!
Überlieferung direkt entg genlief. An
der Mittelschule hatte er wcge , einiger
lustigen Streich einige Karze str fe
abzubüßen. Tante Iu.ia s g e da n
immer seuwa, da hat die silloichie Rauchwolken aus seiner Abend
liche Seite" eliienrrHs wegbekommen, pfeife. So erwartete er Tai.te Ju ias
Ter Junge ist aus ter Art ge chlagcn,,Rede.
Von wem das Fritz nur M? M.iij Aber es zuckte über Tanie Julias
lieber, guter Brud.r ist coch a ch nickt nur wie ein tiefer &merj
immer kein schlechter Schüler gewcstn,
nachgesessen ist er aber nie." Uno zu
alldem hatte Vttler Fritz noch oie
Frechheit, der zweitbeste Schüler ,eircr
Klasse zu sein, obwchl er zu Hause nie
über den Büaxrn saß und, wie Ta te
Julia, das Hausoratel,' immer sagte,
alles nur durch seine Schlechnz,. so
leicht lernte." Seufzend stellte das
Tan! Julia immer wieder und w'ede:
fest. Das ist kein gutes Zeichen. Wemt
der Körper und der Geist r.icht i n
Geichgewichte sind, so muß man bei
solchen immer an einen sitUchen D.
fekt denken. Ich will zwar nichts sag n.
nein, Gott bewahre, de.:n t ge t mich
gar nichts an. Aber daß de. F itz
immer vie guten coien nacv au e
bringt, das er,cheint mir im höhnen
Grade bedenklich. Man soll mir es nie
vorwerfen können, daß ich mich in Cu e
häuslichen Angelegenheiten gemischt
habe lieber Schwager aber! . . und
Tante Julia erhob den j.,ngfräuli .,en
Dulderblick starr und fest von d m un
bermcidlichen Strickstrumpf, aber ein
gutes Wort zur rech,en Zeit ,cha,ft ofi
Wunder."
Da nun aber Tante Juli.i je e
Zeit für die rechte anah, um ihre
Meinung wort- und sa.bunzsreich an
zubringen, entwickelte sie Tenn auch ge
wöhnlich in wohlgcsetzter Red. ih c
Erziehungsgrundsätze, die sie an dem
einzigen Objekt, das ihr der H,mmel
hierzu geschenkt hatte, einem dicken
Mcps, Pupst genannt, und als solcher
gencdt und verzogen, erprobt hat,e.
Fritz, der Lump, brachte c.ber dies n
Auseinandersetzungen nicht das so
nöthige Interesse entgegen, fand sie
im Gegencheil äußerst langweilig und
suchte den Redeschwall der Tante da
durch abzukürzen, daß er Pupst, ren
ahnungslosen Pupst!, in das zzrte
Stummelschivänzchen zwickte. Der
Redestrom Tante Julias wu.'te durch
einen fetten Klageton unterbrochen, der
irgendwo hinter dicken Fettpolslern
aus dem gequälten Innern Pupsis
kam.
Sie brach in Thränen aus, nahm
Pupsi. den Gequälten, , auf den Arm,
strich fürsorglich das gczwjckk 'Stum
melglied ihres Lieblings ' unÄ rauschte
aus dem Zimmer hinaus. Ein verttich
tender Blick streifte Fritz, den Lumpen
Vetter. Er war und blieb ebcydcr Lump
in der Familie. Nird das' bewies die
Reifeprüfung wieder auf's Neue. Wie
hatte sonst Vetter Fritz, der G.tl- und
Sittenlose, die Matura mit Auszeich
nung bestehen können?
Ich sage es imnier," bohrte Tante
Julia mit umflorter Stimme ihren
Redestrom in die eistarrle Lust ihrer
Umgebung, und Ihr wellt es immer
un'd immer nicht hören. Aber es
nimmt noch ein schlech es Ende."
Und sie sollte wah.haftig recht be al
ten. Denn Fritzens weiter: Laufbahn
nahm ein Ende mit Schrecken. Und
noch heute, wo das alles schon so weit
dahinten liegt, wird der Name Vetter
Fritzens in der Familie nur mit ängst
licher Scheu genannt. Vor Tan'e
Julia darf man ihn überhaupt nicht
aussprechen. Sonst stellen sich Ohn
machtsanfälle ein, die sich in einer Zun,
gcngcläufizkeit beme kbar machen, der
nicht Einhalt geboten werden kan i.
Tante Julia behauptet nach einem
solchen Anfalle immer, sie fühle sich
n sckwach und verliere die Gewalt
Iüber jene Muskeln, die den Redestrom
beenden könnten.
Was war se,bsiverstän'l cher, als
daß Fritz auf der Hcch chu e ein slot
v.x Student ward? Er jch!va,izte die
BorlesuNi'en, bummelte in der Au a,
schlug ein paar Sälelpartien u,.d
machte sein erste Prüfung mit Aus
Zeichnung. Fritzens Baier war noch der Ein
zige, der an seiiiein Sohne och nicht
g.uiz verzwe felte. XsZ ist die Ju
gend! Tie will sich austoben!"
Seine Frau sah ihn sprachlos an
und brach in Thronen aus.
Und oas muß ich erst jetzt lör n!
Das hast Tu mir bis jetz all s er.
borgen. Wenn Tu Fr,tz in Schutz
f-i f , . m
Niinmik, Ml.nr XU tMx einmal 0
j ein Taugenichts gewesen se'n! Gott, o
1 n , , . ,.. '
Gott, o Gctt! Ju'ia. Sä,w.sier. das
yar er mir verwiegen. Ich armes,
betrogenes Gc,chöpf. O, d,ß ich - as
hab' noch erleben muss n. Mem
HJicrnn einmal ein Wüstling! Oh!"
Tante Julia legte noch rchtzeiliz
ihren dürren Arm um die arme
Schwester, die sonst zusamm ngebro
chcn wäre. Helle, ehr.ich? Entrüstung
stand auf ihrer Hakennase ceschrieben
und die grünen Augen f,nk,ltea den
armen Schwager vernichtend an. Eine
schreckliche Pause folgte. FritzenS
Vater wünschte sich in seine Amts
stube hinter den größten Akünstoß.
Er duck.e sich, wie ein gescheucht.s Reh
hinter das Bierkrügel und qualmte
dem die richtigen Worte fehlen.
Komm', Schwester!" ein veracht
lich'r Blick streifte den in sich zufam
mengesunkenen Gatten. Komm, ge
hen wir hinaus. Du bist zu ch.rxich.
um das alles zu ertrzgen!" Ei,, zwei
ter Blitz der schwersten Anklage schoß
aus ihren Augen, daß der a.rn.'
Schwager windelweich wurde. Es
kann ihr den Tod kosten." Fritzens
Vater berechnete schon im Geiste d e
Leichcnkosten und fand, a s er d.ren
Summe herausbekommen hatte, laß
seine Aeußerung diefalls wirklich
sehr unvorsich.ig gewesen wäre. Doch
gab ffritzens Mutter noch ganz be
ruhigende Lebenszeichen von sich. Ich
danke Gott." begann Tanic Julia
wieder mit erhobener Stimme, ja.
ich danke Gott j.den Tag und jeoe
Stunde, daß ich nicht ge!e rat et
habe. Was wäre mit mir gesch h n.
wenn ich einen solchen rücksicht..osen
Mann bekommen hätte? Ich läge gew ß
schon unter der Erde!"
Damit tankte sie, ihre Schwester im
Arme, steif und würdevoll aus dem
Zimmer.
Ihr Schwager konnte sich untcrdeß
ein wenig erholen. Und er wa.te so
gar nach einer Weile ohne Furcht zu
denken., daß es eher ein Glück für du
gcsammte Männerwelt gewesen sei,
daß Julia unvcrheirath.'t geblieben
sei. Als er aber sein Kriiiel getrun
ken hatte und die Pfeife kalt gewor
den war, gab er sich wi der den trüb
sten Gedanken hin, deren Enderqeb-
nisse die Ueberlegung war, sein St hn
ritz sei doch wirklich ein unve. besser
licher Lump.
Und es kam nach Kurzem die Be
siätigung in einem Telegramme.
Prüfung mit Auszeichnung be
standen. Fritz."
Mutter und Tanie Julia weinten.
Pupsi lculte.
Es ist kein Segen mit Deinem
Sohne, armer Schwager!" meinte
Tante Julia in einer Kunstpause,
nach welcher sie vollkommen g. tröstet
erschien. Wäre er nur etwas düm
mer. Aber so geht er rettui,gsloz zu
gründe!" Und Fritzens Vater überlegte. Ei
gcnllich habe Tante Julia nicht so
unrecht. Er konnte sich keines Fami
liengliedes erinnern, daö nicht
ohne schwere Noth und Muhen im Ler
nen weitergekommen wäre.
Er selber
war in der Serta sitzen aeb,t,ben,
Und dabei habe er doch bis tief in die
Nächte hinein studiert. Und Fritz,
d:m fliege alles nur fo zu, Tas gehe
sicher nicht mit rechten Dingen zu.
Und nun gab der Vater selber, w nn
auch mit schwerem Herzen, jede Htff
nung auf. daß fein Sohn sich jemals
bessern wert.
Fritz machte seinen Doktor, llx.d
nunmehr ist die Geschichte seines Un
tergangcs bald erzählt. Denn wenn
man einmal ins Gleiten kommt, geht
es dann immer schneller und eanz von
eiber. Er bummelte ein halbes Jahr
n Italien, schrieb Re'.seb, richte und
rank den heißen italienischen Wein.
Wie kann ein junger Mann so
herumreisen,?" meinte Tante Julia.
Wenn er einmal heirathet, kann er
sich Venedig anschauen. Und vas üb
rige Italien wimmelt doch nur v'N
Räubern." Und sie brachte Belege
hierfür aus der Opcrettenliteratur,
daß der Schwager seine Flagge restlos
streichen mußte.
Die Mutler ergab sich wortloserem,
! aber um so thränenrcicherem Schme Z.
Da kam endlich der Schlag, der
alle Hoffnungen vernichtete. Ein Brief
von Vetter Fritz.
Mit faltiger Stirn las rer Vater
die acht Seiten. Seine Pfe.fe qualmte
dichter und dichter.
Er will nicht Beamter tvcrden
sagte er endlich.
Tante Julia starrie entgeistert von
ihrem Stcickstrumpfe auf.
Will nicht Beamter wer
den?" Zum erstenmal in ihrem ati
giebigen Leben entrangen sich nur we
nige Worte und düse nur mühsam
ihren dünnen Lippen.
Tie Mutter war einer Oh macht
nahe.
Ja. was will er denn werden?"
Dem Vater standen die dick.
Schweißperlen auf der Stirn. "
Künstler!" Nur mühsam entrang
sich daS Wort feinen Lippen.
Einen Augenblick herrschte die aller
tiefste Stille im Zimmer. Nicht ein
mal Pupsi röch.lte seine stän izt
Athemnoth in den erstarrten Luft-
räum. .
Dann aber sagte Tant: Julia mit
tiefster Grabesstimme:
Ich habe es immer gesagt. Ihm
fehlt der sittliche Halt. Aber es ist
ihm nur recht geschehen."
Seit dieser Zeit darf man den Na
men meines Vetters nicht mehr l.ut
aussprechen, sonst fängt Pupsi an zu
heulen und Tante Julia hört nie zu
reden auf.
Nervosität öei Kindern.
Was ein praktischer Arzt darüber zu .
sagen hat.
Das Wesen der Nervosität besteht
in einfm Wechsel zwischen gestriger, er
und herabgesetzter Reizbarkei. uno der,
minderte! Leistungsfähigkeit der Hirn
zcllen. Alle Kinder, die Abends nicht
einschlafen können, die morgens müde
und schläfrig sind und nicht aus dcm
Bett wollen, sind nervöse Kinder. Die
Aufmerksamkeit ist herabgesetzt, sie
sind träge und können in der Schule
nicht Schritt halten. Daneben giot es
notoriche Nelzerscyeinungen krampf
artiger und zwangsmaß,ger Natur wie
Nagelkauen. Haarausreilzen. Zupfen
an den Zipfeln der Jacke der Schürze,
Knopfabdrehen u. s. w. Appetit uad
Verdauung sind unzureichend. Auch die
, Schreckhaftigkeit vieler Kinder gehört
hierher. In schweren Fallen kommt es
zu Schrecksiummheit. Die Gesich s
färbe ist wechselnd, die Haut ist gegen
Schlag, Stoß, Insektenstiche u. s. w.
sehr empfindlich und schwillt leicht aus.
Manche Kinder neigen zu Nesselaus
schlag. Geringe seelische Aufredn tn
haben Ohnmachten oft schwerer Natur
zur Folge. Die K nder vertragen keine
Zimmer- oder Kellerluft, ke n Tanzen
und Schaukeln. Die genannten Vor
gänge können zu Herzklopfen, Nas.n
bluten oder Ohrensauien führen. Ner
böse Kinder sind leicht erregbar. Gehör,
Gesicht. Geruch un'd Geschmack können
überempfindlich sein. Auch sind sie
meist gesprächig. Abstrakte Urtheile
fallen stets schlecht aus. weil die Auf
merkfamkcit nicht konstant, daö Er
innerungsvermögen geschwächt ist und
die Jdeenassociation enweer zu
schnell oder zu langsam abläuft. Da
her die Ausfälle in der Mathematik
und im Rechnen. Die Phantasie ist
Uberwcrthig. Die Kinder führen ein
Traumleben. Glauben sie ihren Phan
tasiegebilden, so ist die Unwahrleit
fertig. Das sind in kurzen Umrissen
die nervösen Erscheinungen der Kittr,
die nur zu oft nicht als Krankheit er
kannt, sondern als Unart bestraft
werden.
Entfernung von Plmp
l e s". Vor allen Dingen fach man
nach der Ursache dieser unangenehmen
Gäste. Sehr oft sind sie blos Symp
tome eines organischen Leiden? und
schwinden erst mit dessen Beseitigung,
welch letztere natürlich dem Arzte über
lassen bleiben mutz. Sind sie aber
thatsächlich weiter nichts als entzün
dcte Mitesser, dann wendet man mög
lichst warme Waschungen mit Salicyl-,
seife an, deren Schaum man mehre
Minuten einwirken läßt. Abendö vor
dem Schlafengehen wäscht man oder
betupft man die Stellen mit halb
Arrat. halb Wasser und läßt die
Lösung darauf trocknen. In sehr vor
geschrittenen, oder sehr h.ir'näcki en
Fällen wird das Auflegen einer
Schwefelpaste empfohlen.
Zum Reinigen weißen PezeS gebe
ich Ihnen hier zwei Verfahren an,
trockene und .nasse. So lan-e die
trockene Reinigung genügt, würde ich
die vorziehen, versuchen Sie eS al,o
zuerst. Und müssen Sie naß reini
gen, so hilten Sie sich, sie nachher an
den Ofen zu hängen; Hitze ruinicrt die,
Häute, ieht sie ganz zusammen.
i