Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Feb. 1, 1913)
WBkiL x k .... ' .I I j Iitl FrejQjtereiseT Selbstlose Ziebe. vwÄiii kw sr i v-nn rv oir i Mr unsere Mutter nnd Sind. Kind: Mutter, wenn ich erst so grosz bin, wie du. Trag ich dann auch viel größere Schuh? Manchmal auch eine Schleppe am Kleid? Dauert das wohl noch lange Zeit? Butter: Tas dauert noch etwa zehn Jährchcn Bloß! Kind : Mutter, ich wollte, ich wäre schon groß! Kann ich dann auch noch spielen im Frein? Kann ich dann (Äretchens Pferd noch sein? Kann ich noch einen Schneemann baun? Noch kriechen durch unsern Gartenzaun? Mutter: O nein, o nein, o nein! Kind : Mutter, dann bleibe ich lieber klein! Wenn ich grok wär, musst ich zur Schule nicht gehn. Könnte alles von selbst vcrstekn? Könnte das große Einmaleins? Hätt ein Klavier, gerade wie deiu?? Mutte r: TaZ wäre wohl ein herrliches Los? . Kind : Mutter, ich wollte, ich wäre schon grosz! - Aber wär ich dein kleines Mäuschen dann noch? Tu weißt, daZ ist mir das liebste doch! MüU ich dann denken vor dem Reden? Und eine Verbeugung machen für jeden? Mutter: Tu müßtest dann immer verständig sein! Kind : Mutter, ich bleibe doch lieber klein! Die Piejen nnd die Zwerge. 8 ging die Nieientochter, &u haben einen Span. Herab vom hohen Schlosse, Wo Vater Riese saß. a fand sie in dem Tale Die Ochsen nd den Pflug. Dahinter auch den Bauern;, Der schien ihr klein genug. Pflug, Ochsen und Bauer, ES war ihr nicht zu grosz. Sie fafzt's in ihre Schürze Und trägt's aufs JZiesenschloss. Eins bis Zehn. ,. li i n holdes Köpfchen, das hat unser Kind. " Schaut, ob ein anderes schöner sich find! Zwei klare Augen, die blicken zum Licht; ; ' Heller kauft Diamanten man nicht. Drei leichte Grübchen im Angesicht drin. Zwei auf den Wangenund eins am Kinn. Vier der Gespielen find auch mit dabei: Hündchen und Katze, und Puppen gar zwei. Fünf ros'ge Zehen, die winken zum Grus;, Wenn aus dem Strüinpfchen sich recket der Fuss, Sechs scharfe Knackerchen gucken hervor, - ; Elfenbeinweiß aus rubinrotem Tor. Sieben der Locken, so glänzend wie Gold. Mutwillig sind sie den Häubchen entrollt, A ch t weist der Zeiger da wendet im Nu Unser lieb Herzchen dem Bette sich zu. Neun blqnke Knöpschen näht Mama ans Kleid, Tann ist eS morgen zum Anziehn bereit. 'Zehn Finger finds, die das Kindchen sein nennt, Eine schönere Zierde sin Körper nicht kennt. Wie dns Flttklein das Kiinerlein im Schencrlein besucht. Bäuerlein, Baucrlein, tick, tick, tack. Haft 'neu großen Haberfack, Hast viel Weizen und diel Korn. Bäuerlein, hab', dich gar zu gern l Bäuerlein.' Bäuerlein. tick, tick, tack. Kommt' zu dir ,init , Sack ,und ; - ' Pack: Komm' zu dir , nur, daß ich lern'. Wie man auSdrifcht Korn und Kern Oauerlein, Bäuerlein, tick, tick, tack, Ci. wie ist denn, der Geschmack ' Zugend?? Ta fragte Vater Riese: Was hast du. Kind, gemacht." Sie sprach: Ein schönes Spielzeug Hab' ich nur mitgebracht." Ter Vater sah's und sagte: Tas ist nicht gut, mein Kind; Tu' es zusammen wieder An seinen Ort geschwind. Wenn nicht das Volk der Zwerge Schasst niitt dem Pflug im Tal, So darben auf dem Berge Tie Riesen allzumal." Von dem Korn und von dem Kern. Daß ich's unterscheiden lern'." Bäuerlein, Bäuerlein spricht und ; lacht: Fiicklcin, nimm dich nur in acht, Tak ich, wenn ich dresch' und klopf', Tich nicht tresf' auf deinen Kopf! Komm herein und such' und lug'. Bis du satt hast und genug. Daß du nicht mehr hungrig bist, Wenn das Korn osdrnlcfu, W . Lugen - Lügen-Lieschen? Ist das ein gar stiger Name! Lieschen würde nicht so übel klingen, aber die häszliche Beifügung verunstaltet den Namen. Und doch war das Beiwort verdient. Hört nur. wie es kam: Als Klein Lieschen mit feinen Fiifedjeit kaum ein wenig vom Platz trippelte, konnte es schon ziemlich geläufig die kleine Zunge bewegen und stunden lang plappern. Wie alle Eltern, hatten auch Lieschens Eltern an dem Geplaudcr ihres Kindes eins groize Freude. Tas inerkte der kleine Schelm und erzählte bald Wahres, bald Erdichtetes bunt durch einander, wie es eben in seinem Köpfchen entstand. Tas währte so eine geraume Weile. Lieschen mur de grösser und machte bald wesent liche Fortschritte im Erfinden. Tas Kind log bald so schön, dasz es nicht niohr schön war. , Vater und Mutter niochten dem sich entwickelnden Hange des Mäd chens zur Lüge nicht kräftig genug entgegentreten, und so kam es, das; das Uebel immer grösser wurde. Lieschen ging noch nicht in die Schu le, aber lügen konnte es schon wie j gedruckt. i Ter erste Schuttag erschien. Mit pochendem Herzen ging Lieschen an der Hand der Mutter zur Schule Freudig eilte es nach der Schulzeit nach Hause und erzählte die Erleb nisse. So ging es ganz gut ein paar Tage. Begierig nahm das ge weckte Kind die frischen Eindrücke in sich auf und war ganz erfüllt von der neuen Aufgabe. Tas All tägliche kam unserem Lieschen aber bald zu langweilig vor, und es griff zur Lüge. Tie Erzählungen des Mädchens nahmen nach und nach eine Färbung an, die bald ans Unglaubliche grenzte. Als c? dem Vater endlich zu viel würd?, zog er Erkundigungen ein. Ta fand er dann feine Ahnung be stätigt. Lüge, nichts als Lüge! Tadurch wurde aber zugleich die Lügenhaftigkeit des Mädchens unter den Mitschülern bekannt, und als Lieschen am selben Tage in die Schule gina, da rief ein vorlauter Knabe das Wort: Liigen-LicSchcn!" Als Lieschen in die Klasse trat, da schallte es von allen Seiten, ein zcln und im Chor: Lügen-Lics chen!" Vor Schinerz und Scham übe? Zkatse!- nnd Spielecke. Riitsel. 1. Wer kann mir meinen Namen faficn? Bald bin ich blau, bald tot, bald grün; Wem ich zuteil aeworden bin. Ter darf mich in dem Knopfloch tragen. ?ch zicre ft,r,tiiches wroano, Doch tragt mich auch der Bauer nur dem Land. 2. Versteh mich Und dreh mich. So tanz ich und spinn uns cm Rock chen; Erst mir Und dann dir AuS silberig ichimmcrndcn gloststjen. 3. Sag mir frisch und frei. Wer sind die drei: Alle? seh ich, aber höre nichts ; Alles sjöc ich. abe" rede nichts: Alles red ich, dvch ich kann nichts sehn Und nichts hören. Wirst dus nun vcr ,tcbn? : ' 4. Ich , bin ein aus. ' Ter Welt zum GrauS. Cljn Keller, Kiich und stammet; Doch wer? bewohnt. Ter ist verschont Vor Kummer und or Jammer, 5. Zch hab ein helle? Wächterhorn, Tann einen Äamm und auch zwei Sporn; y,m Bauernhof, vom .Nirchentnrm ' Verkünd ich Sonnenschein und Sturm j M sprudle Wasser, Cd und Wein ku ms bior i wnkl mrtrt feint ' Licschctt. diesen Schimpf hätte Lieschen am liebsten in die Erde sinke,: mögen. Sie sak jetzt auf ihrem Platze und schluchzte bitterlich. Ter Lehrer erfuhr von dem Vor fall, entdeckte und bestrafte den Ur Heber deS Schimpfnamens und ver bot seine weitere Anwendung. So gleich erfuhr er aber auch die Ur fache, welcher der Schimpf seine Entstehung verdankte, und lies;, ins geheim Lieschens Pater nach dem Unterrichte zu sich bitten. Was da gesprochen und verhandelt wurde. lant ,,ch denken. Lügon-Lieschcn einmal wol lcn wir sie zur Strafe noch so nen nen war schon längst bei der Mutter. Sie hatte alle Tränenspu ren sorgfältig verwischt, war aber sonst recht kleinlaut. Ter Vater erschien und redete eine Weile von gleichgültigen Tingen; dann fragte er Plötzlich, zur Mutter gewandt: Weißt du denn auch schon. Mut ter. was für einen schönen Namen unser Lieschen erhalten hat?" Ta schrie das Mädchen laut auf. verhüllte sein Antlitz nid bat mit sct-luchzcnder Stimme: Nicht erzäh len, Vater!" Aber der Vater ' liess sich beute nicht erbitten. Haarklein berichtete er der Mut , ter, was vorgefallen. Tann ging er ernst und ruhig an eine für ihn recht schmerzliche aber notwendige Pflicht. Es lässt sich nicht verschwei gen, daß ein Birkcnzmeie dabei die Hauptrolle N'ieltc Ob die dreifache Strafe die Beschämung vor dem Lehrer, und vor allen Mitschülern, die 'darauf fol gende neuerliche Beschämung zu Hause und zuletzt noch die empfind liche Strafe von Seiten des Vaters nicht doch zu hart gewesen war? Nein, denn die Strafe war ver dient. Wenn sie nur geholfen hat. Hoffen wir es. Lieschen hat wenig stens reuig und aufrichtig Besserung versprochen. Vielleicht schreckt sie. wenn sie wie der die Lust zum Lügen anwandelt, der Schimpfname ab. den sie so leicht nicht vergessen kann. Vielleicht wird aus unserem LllgenLieschen ein Lieschen der Wahrheit, dem der Osterhase ebenso schöne bunte Eier und das Christkind ebenso schöne Gaben bescheren wird, wie sie nach uralter Gewohnheit den artigen Kindern bringen. Ein Tina, geht mit gespaltnem Huf Tahin auf glatten flachen: Tie Fährte, die eS hinterlästt, Macht manche! Kopfzerbrechen; Wenns durstig wird auf seinem Gang, Trcuilt mans an trüben Bächen. 7. Mi werd in freier Luft gebaren, Red ohne Mund, hör ohne Ohren, kr alle hiiret aerne mich. Nur lieb ich, inich zu wiederholen; Mut hab ich wenn ihr auf Pistolen Mich fordert, komm ich sicherlich. 8.' 3" einem Loch schlüpft man hinein, rfit dreien wieder heraus. Wer von euch man so pfiffig sein. Das; erZ aleich bringt heraus? Besinnt nicht lauji euch her und hin, Ihr steckt ja alle selber drin. 9. Bin bei der Kirche angestellt Und dien ihr Taa und Nacht; ?ch schaue weithin in die Welt Von meiner hohen Wacht. Zur Kirche ruft mein Her die From inen, Ich selber bin nie hinein gekommen. 10. O helft dem arme Manne dortl O seht, es läuft daS Haus ihm fort; Und er läuft drim,en um und um, Kann nicht heraus AuS seinem Haus Und auch nicht schrein, denn er ist stumm. it. WerS hat. der ist ein reicher Mann. HWmS fehlt, der ist. sehr wohl daran; WerS weis,, der ist als dumm bekannt. WerS tut. wird TauflenichtS genannt; WoS leer ist. weilt dies Unnliickskind, WerS hört, ist taub. iverS sieht, ist blind. ' 12. Vermag die nichts die Brust zu heben. cn in es Mieriieq; 8?arfi nisir; j.li friii kü; w4 5?!u. Von Zeit zu Zeit erscheinen in teil Blättern statistische Ausweise, welche über das Leben und Treiben unseres Volkes Aufschluf, geben. Unter den markmtesten Taten steht das Verzeichnis der Ehescheidungen obenan. Laut diesem wurden im Jahre 1012 über 100,000 Ehe bündnisse allein in den Bereinigten Staaten gelöst: eine erschreckend hohe Zahl, welche tiefe Schatten auf die oberflächliche und lässige Moral wirft, um so bedenklichere Schatten aber, wenn man weiter hört, daß öadurch mehr als 70,000 Kinder, zumeist unter 9 Jahren. teilweise des Vaters, der Mutter beraubt wurden. Mag auch der grössere Teil sol cher Ehescheidungen as mchtiltOa ren iieventanoen resultieren, niag in den meisten Fällen ein unsriedli ches Familienleben dem einen oder dem andern der Gatten derart zur Oual geworden fein, da eine Treu nuiig als einzig möglicher AuSweg erschien, so sind namentlich in der Gegenwart doch allzuviel Zerwürf nisse auf leichtsinnig und unbedacht geschlossene Ehen zurückzuführen. Nirgend sonst in zivilisierten Staaten wird dem jungen Manne die Eheschließung so leicht gemacht, wie in Amerika, vielleicht von dem volkswirtschaftlichen Standpunkte ausgehend, freist, ein Land nach dem Masse feines Familienstandes er starkt, aber auch nirgends wird ein? in sozialer Hinsicht so hochwichtige Institution so mißbraucht und ge schädigt, wie in dem gepriesenen Lande der Freiheit. Wenn schon kinderlose Ehepaare das Band, das sie fürs Leben einen sollte, zerreiszen, weil ihnen der ge meinsame Lebensweg zu beschwerlich erscheint, da, wo dcni Bunde Kinder entsprossen find, sollte und müßte das Ehepaar vor dem (stritte der Trennung zuruckschrek ken, um der Kinder willen, die ihr Zerwürfnis zu Waisen macht. Gewiss, einer der beiden Gatten wird immer der Anklagende, der Leidende sein, und der andere ist der Schuldige. aber ob dieser nun der Mann oder die Frau ist,. Es gibt Sprachen, in denen das Wort Dankbarkeit" nicht enthalten ist. Mit dem Wort fehlt folglich auch der Sinn für das Gefühl selbst. Der (SrMufe. der sich aus diesem Umstand auf die moralische Stufe der Völker, welche diese Sprachen reden, ziehen läßt, ist nicht erbaulich; denn schon jeder einzelne, der nie oder nur selten in seinem Leben das Bedürfnis emp funden hat. zu danken, durch Wort, Tat oder Gesinnung, ist uns keine er- freuliche Erscheinung. Wir trauen ihm nicht viel Menschenliebe zu. wir glauben nicht an feine Hilfsbereit schaft. seine Rücksichtnahme auf an dere. Deshalb unterweist man das Kind fchon früh in der Pflicht, sich zu bedanken, danke fchön"! zu fa gen, wenn ihm ine Freundlichkeit zu teil wird. Das ist keineswegs nur Erziehung zur Höflichkeit, das hat einen tieferen Sinn. Auf diese Weise kämmt es schon der ersten Jugend zum Bewußtsein, daß das, was ihr an Liebe uns Gule zuieu wiro, ein freiwilliges Geschenk ist, für das man dankbar zu sein hat. An dem Wort, das zuerst nur nachgestammelt Ivird. entwickelt sich dann auch allmählich die Gesinnung. Wer dagegen früh gewöhnt wird, alles als selbstver ftHnMiA". als sein auies Recht" hin- zunehmen, drückt sich an dem Gefühl der Dankbarkeit vorbei, ein ourcy ine unverständige Umaebuna, geför derter Egoismus kann es gar nicht in sich aufkommen laen. Wer sich nickt entschließen kann. Menschen zu dankn, für erwiesene Guttaten dankbare Erinnerung zu be wahren, bei dem wird gegen die im Unsichtbaren waltendeBorsehuna wohl erst recht kein Dankgefühl aufsteigen; doch er wird keineswegs umermnen, s,e oder das Schicksal anzuklagen. wenn ihm etwas quer gegangen ist. Ein großer Teil der lagen uno 'An klagen in der Welt läßt sich zurück führen auf die Vernichtung der Dank barkeit, durch welche der Mensch erst seinen wahren Adel erhält, durch die er seiner Erdcnbestimmüng gerecht wird. Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt!" kider ein nur zu wahres Sprichwort. Für das, was uns abgeht, was wir nicht errei chen konnten, was uns das Leben schuldig geblieben ist, finden wir stets Doch holen mufzt du mich. ES holte gern mich mancher Mann. Ders aber leider nicht mehr kann. Lösungen der Rätsel in voriger Nummer. 1. Die chinesische Mauer. L. Die Zähne. 8. Die ,Taube. 4. SechSunddreißig. 5. Kaffee. Milch und Jucker. ß. Die Llurlökmia der Stattet daS Unrecht wird dadurch verschärft, daß der Unfriede die armen un schuldigen Kinder trifft, härter und tieseingreifcnder, als der Tod eS vrrnmg, denn während die Mutter die Kleinen lehre kann, die Hand: zu falten und liebevoll für den vro storbenen Vater zu beten, mus; sie den Kindern die Eristenz deS lc leiiden VatcrS verschweigen, will sie nicht in die reinen 5Underhcrzen denselben Hasz. dieselbe Abneigung verpflanzen, die in der eigenen Brust so hell lodert. Und wo gar die Mutter der pflichtvergessene Teil ist. wo sie eS ist. die im sträflichen Leichtsinn ihr Kind verlässt, welch schwere Schuld lädt nicht so eine Mutter auf sich, untilgbar durchZ ganze Leben! Und eS könnten doch so vielen Kindern Vater und Mut ter erhalten, so vielen Ehen Friede nnd Glück bewahrt bleiben, wenn beide Gatten jener Pflicht eingedenk wären, die ihnen der Lebensbund auferlegt: Liebet einander! Tie Liebe ist doch die größte!" Nur selten kommt eS einmal vor, das; nicht Hafz und Abnc!gung der Beweggrund einer Trennung bilden, sondern dasz gerade die echte, trene Liebe zum schwersten Ovfer: der Hingabe deS Geliebten bereit ist, wenn eS zu feinem Glücke notwen dig erscheint. Aber solche Fälle sind so selten, das; sie wie ein Mär chen klängen, wenn nicht ab und zu solche, übr der profanen Alltäglich keit stehenden heroischen Liebesopfer bekannt würden, freilich gegen den Willen der Beteiligten, denn wer grosz genug ist. die Liebe in so vol ler Selbstlosigkeit aufzufassen, ist auch bereit, das Opfer im stillen zu bringen, denn die Welt würde ihn ja doch nicht verstehen! Heute noch nicht, wenngleich der Geist der Liebe allein der Messias ist, der die Welt aus dem Banne der Selbstsucht befreien kann. Es ist noch nicht lange her. da gab ein Weib aus echter, treuer Liebe den Gatten frei, als sie ge wahr wurde, daß er sein Herz an ein anderes Wesen verloren hatte. Er war ehrlich genug, sich gegen, D nn kbnrlreit. hundert Worte des Bedauerns. Aber langsam und schwer fällt von der Lippe das Eingeständnis, daß wir ja doch für eine Fülle von Tingen zu danken haben, ohne die wir uns unser Dasein nicht gut mehr vorstellen können. Das trotzige Wort: Ich verdanke alles mir ganz allein, bin keinem et was schuldig!" beruht auf einer gro ßen Selbsttäuschung. Wenn in unser Leben auch kein Wohltäter, Beschützer, im Stil eines deus ex rnachina getreten sein mag, so gibt es doch in ihm kein Ereignis, keine Entschei dung, bei der wir nicht gewahren und empfinden konnten, wie abhängig wir von andern sind, wie sehr der Mensch des Menschen bedarf, wie er seiner nur scheinbar entraten kann. Und sogar die eigene Stärke und Kraft, auf die wir uns so viel zugute tun, die uns die Hilfe der andern ent- behrlich erscheinen läßt, ist sie wirklich ausschließlich unser Verdienst? Ha ben an ihrem Zustandekommen nicht Eltern, Pfleger, Erzieher gewirkt? Wie wohltuend berührt es doch, wenn Erwachsene, bereits in reiferen Jahren, sich dankbar derer erinnern, die einst ihre ersten Schritte geleitet haben! Die Begeisterung des Schll lers für den Lehrer was ist sie anderes als dankbares Glücksgefllhl für das, was ihm durch jenen gegeben wurde?! Wir können den Wert ei nes Menschen, die Schwungkraft sei ner Seele nach seiner Befähigung zur Dankbarkeit ermessen. Wer an seiner Dankesschuld herummäkelt, sie abzu tragen zögert, ist keine vornehme Na tur. Nun gibt es tatsächlich eine An zahl von Menschen, die so beschaffen sind, infolge mangelhafter Erziehung und vor allem infolge fehlender gu ter Vorbilder, daß Dankbarkeit sie geniert, daß sie gegen solche Personen, denen sie sich verpflichtet fühlen, eine gewisse Scheu emfinden, die geradezu in Unbehagen übergehen kann, wenn ihnen aus irgend einem wirlichen oder eingebildeten Grunde die Gemein schaft, der Verkehr mit i'enen nicht mehr so begehrenswert wie im An fang erscheint. Dann verwandelt sich der Empfänger plötzlich in einen Rich ter, einen sehr unnachsichtigen dazu, und holt alles Mögliche aus dem We sen, dem Betragen des anderen her bei, was den rücksichtslosen Bruch ent schuldigen oder doch wenigstens erklä ren soll. Das Verfahren ist meist nicht sehr redlich. Wer sich des Dankes will entschlagen, dem fehlt des Lügners freche Stirne nicht", läßt bei einer solchen Gelegenheit Schiller den Herzog von Burgund in der Jung frau von Orleans" sagen. Die Geschichte ist angefüllt mit Bei. spielen krasser Undankbarkeit, in ihr wiederholt sich, nur in größeren Di diese aufkeimende Neigung zu weh. ren, aber die Leidenschaft wart stärker, je mehr er dagegen an kämpfte, und sein Weib, da? ihn im gnalvallen Tilemma argm Liebe ' und Pflicht vergebens kämpfen sah, geh ihn frei, damit er die .Andere" zu seinem Weibe machen könne. Ja. ihre Liebe war so selbstlos und rein, daß sie auch daZ Mädchen, da? nun in ihre Rechte eintrat, in ihr Herz schlosz. In unserm Tagen deS krassen Egoismus ist solch eine Tat nahezu unglaublich, und doch ist sie kein Fabel. Frau Marion Craig-Wentworth. deren Ruf alS brillante, dramatische Künstlerin weit über die Grenzen ihrcZ Heimatlandes reicht, und die nun zurückgezogen in Cambridge lcbt, bat in aller Stille freiwillig die Scheidung ans friedlichem Wegs von Dr. Franklin H. Wentworth. dem wiblbekannten Schriftsteller und Publizisten, veranlaßt, damit dieser Mifz Chavman. zu welch er in Liebe entbrannte, als seine zweite Gattin heimführen könne. Und Frau Marion Craig-Went worth hat keinen Haß geworfen aus dl.S Weib, das nun deS ManneS Herz besitzt, sie hat auch nicht dis Liebe au? ihrem Herzen gerissen, sie liebt die beiden Manschen nur um so inniger, je mehr ihre Liebe nicht auf Leidenschaft, sondern mif unvergänglicher Menschenliebe la siert. die lieber selbst sich opfert. al,Z das? sie den Nächsten leiden sieht. Fürwahr, ein solcher Begriff christlicher Liebe kommt der ?ehrs unseres Meister? am nächsten! Wenn alle Menschen so rein und selbstlos dächten und fühlten, wie' leicht müsste das Leben sich gestalt ten, wie müßte die Liebe die Macht besitzen, allen Unfrieden auZ der Welt zu schaffen, es wurden dann nicht in einem Jahre 100, 000 Ehepaare in unserem Lande allein auS Hasz und Zorn von ein ander gehen, und es würden nicht alljährlich 70,000 unglückliche Kin der zu armen, bedauernswerten Waisen werden. Frau Karoline. mensionen, doch unser Alltagsleben. I Wenn es nun aber eine so allbekannte Sache ist. daß Undank der Welt' Lohn" ist, warum ereifern wir uns über den Tatbestand, weil wir ihn doch kaum ändern können? Gewiß! Undankbare Gemüter wird es im mer geben. Ein nur dem Tage, der Stunde lebendes Publikum hat kein Organ für das. was gewesen ist, was einst eine Kraft und Macht im Leben bedeutet hat und als solche auch in unser Leben eingeströmt ist. Aber wir sollen uns ein bißchen anstrengen, hnfj tnir nnZ nri-ft ?n Qrfflfirn U ' - - v Vtlr ,yjV 1 Ul, .Y.l' I u.t:... V.& ..r. ijcu irciucicii, uug uiijtc vacuaajiiiia frisch bleibt. Das ist zugleich eineS der besten Mittel, sich die Jugend zu erhaltene. Der Körper nimmt weit mehr die Befehle des Geistes an als umge kehrt. Wer immer zu neuen Eindrücken , und neuen Bekanntschaften fortstürmt. l behält weder Zeit, noch Kaft, die alten zu pflegen, und gerat in eine Art von Undankbarkeit hinein, die gar nicht in seinem Willen, in seiner be wußten Absicht gelegen haben mag. Auf die Frage: Warum verkehrst du eigentlich nicht mehr mit diesem oder jenem? Ihr wart doch einst sa eng liiert?", kommt sehr oft du Antwort zurück: Ich weiß selbst nicht mehr, wie das gekommen ist; das haben wohl die Verhältnisse so mit sich ge- bracht." Geht man dann. aber diesen Verhältnissen etwas näher auf den Grund, so stellt sich gewöhnlich her aus. daß der Umgang, der einst Reiz gewährt hatte, nur deshalb vernach lässigt und schließlich aufgegeben Mur de. weil neue, anspruchsoollere und' im Augenblick interessantere Beziehung gen angeknüpft worden waren, denn oberflächlichen Naturen ist daö Neue auch stets das Interessantere. Ihre Undankbarkeit gegen die ilten Freun de rechtfertigen sie dann dadurch, daß sie sagen, sie war?n es sich und ihrer Weiterentwickelung, ja auch ihrem ma teriellen Fortkommen oder ihrer Stel lung in der Gesellschaft rchuldia. neue Menschen auf sich wirken zu lat,r und sich ihnen anzuschließen so lange, bis wieder ein noch neuerer Eindruck das Band lockert. Mancher sagt vielleicht auch: Ich nehme mei. nen alten Freunden nichtr dadurch, ich bleibe ihnen doch gut. auch wenn ich mir in jedem Jahr neue erwerbe." Das stimmt aber nicht! Denn der Mensch verfügt nur über ein begrenz tes Maß von Mitteilungsfähigkeit und Hingebungskraft. Wer fünfzig Menschen etwas fein will, kann dem einzelnen nur wenig fein. Wer diese Grenzen der menschlichen Seelenkrast außer acht läßt, der wird durch die vermeintliche Bereicherung seines 2t benS nur verlieren; da er selbst nickt Treue halten konnte, wird sie ihn? auch niemand halten.