Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 01, 1913, Image 3

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    L'.c (kttzUb.rta ihre Toulkittr
iibtk.
Bon Ada und Dudle Iamkl.
Ich verde cl 57liß Nancy sagen,
baß Sie hier sind. Sir," sagte
Smitherl mit einer gkwissen Nachlas
igkeit im Tone, denn ei war äugen
cheinlich nicht da erstemal, daß sie
diese Botschaft auszurichten hatte.
Eine momentane Verlegenheit bemäch
Nütk s.ch dki Hon. Bertie Lalle.
.Danke, nein. Miß Nancq wünsche
lch heut' morgen nicht zu sprechen;
eoenigsteni - er errölhete leicht
.jetzt noch nicht. Mein Besuch gilt
Ißr. BlessingtoN'Jone. Bitte der
wechseln Sie ti nicht, ei ist von groß
tec Wichtigkeit also Mrs. Lies,
sington Jone!."
Interesse leuchteten au! Smitherl
Lugen, endlich schien ti zu werden.
Leine offene Bewunderung für Nancv
vlessington'Jonei hatte natürlich
roße Beachtung und auch eine Menge
Betrachtungen in der Küche hervorge
rufen, und die allgemeinen Ansichten
waren laut geworden, ali die Köchin
vor versammelter Dienerschaft im
Leutezimmer erklärt hatte, daß ti
nun hohe Zeit sei. daß der Hon.
Bertie zu einem Entschluß käme.
.Jawohl. Sir." sagte sie ernsthast,
the sie die Thür hinter sich schloß.
Bertie Laslett war ein hübscher,
schlanker, dunkelhiariger Mann von
ungefähr dreißig Jahren, dessen tadel
lose, elegantes Aeußere im Allgemei
nen für die Bortrefflichkeit seine!
Kammerdieners sprach. AIS er allein
war, fielen seine Blicke auf ein
Exemplar deS .Smart Folks" und
er durchblätterte die Seilen, bis ihm
plötzlich fein eigner Name in die Au
gen fiel. Er al den Artikel mit
wachsendem Unbehagen.
Er lautete: Ein sehr erolgrei
eljeS Gartenfest wurde letzten Dienstag
von MrS. Blessington-JoneS im Gar
dinal Lodge ,u Ehren deS einund
zwanzigsten EeburtStageS ihrer Tech
ter Nancy veranstaltet. Erdbeeren
und andere Erfrischungen, wurden zu
den Klängen der Musik, der .Mauve
Bulgarian Land", gereicht. Unter
den Gästen bemerkte man den Hon.
Bertie LaLlett. Mi. George Pol
kington. Mrö. Brown Tomkinson..."
Er laö nicht weiter, sondern warf die
Zeitung in plötzlicher Aufwallung von
sich. SmitherS, welche eben wieder
eintrat, sah ihn erstaunt an.
Verzeihung Sir, eine Empfehlung
don Mrs. Blessington-JoneS, und sie
läfzt Sie bitten, gütigst einige Minu
ten zu warten, sie möchte nur noch die
Abrechnung der Suppenanstalt fertig
machen, da sie den Canon zum Früh
stück erwartet."
LaSlett fühlte sich zu gleier Zeit
erleichtert und beunruhigt. .O ge
vib selbstverständlich."
Obgleich er der bevorstehenden Un
terredung nicht ohne Unbehagen ent
gegengesehen hatte, wäre es ihm doch
lieber gewesen, sie hätte sofort statt
gefunden. ,
Nachdem er eine Weile unruhig
aus und abgegangen war, fiel ihm
plötzlich ein, ob wohl seine Krawatte
'gerade säße. Besorgt eilte er zum
Spiegel, betrachtete sich einige Minu
ten, sich überzeugend, daß seine un
würdigen Boraussetzungen nicht ge
rechtfertigt waren. Er war so der.
tieft in sein Spiegelbild, daß er nicht
, hörte, als sich die Thür öffnete und
ein hübsches, etwas langbeiniges Kind
von ungefähr zehn Jahren eintrat,
da? mit verdrossenem Gesichtchen
durch daö Zimmer auf das Klavier
' zuschritt. Mit niedergeschlagener
Miene schlug sie ein Notenheft auf
und begann mühsam eine Tonleiter
heruntcrzustolpern.
.La la la la la la la."
Gleich beim ersten Ton wendete sich
LaSlett um und sah erstaunt au sie.
. Auch Ethclberta stutzte und dtthte
sich geschwind mit dem Sessel um.
Sie kannte Laslett und begrüß' ihn
mit einem freundschaftlichen Lächeln.
.Laslett behandelte sie immer w:e eine
erwachsene Person, was ihr natürlich
sehr schmeichelte.
.Holla Mr. Laslett! Wo kommen
Sie denn her?"
.Wo ich her komme," erwiderte er
lächelnd, .das ist so gut, ich war hier,
ehe du herein kamst."
.Auf Ehre?" fragte Ethelberla.
nd das von goldenen Lotftn um
rahmte Gesichlchen blickte ihn ernsthaft
an.
Jawohl, auf Ehre," erwiderte er
' bestimmt.
, .Ich vermuthete Niemanden hier."
fuhr die Kleine vertraulich fort.
.Sehen Sie. für gewöhnlich besuchen
unS die Leute nicht so zer.ig, und ich
muß hier eine Stunde liefe ekligen
' Uebungen spielen, ehe ich mitSpurdles
ln den Park darf."
.Ich hoffe, ich störe dich nicht."
.0. ganz und gar nicht, danke
sehr." sagte Ethelberta höslich. Es
ist bald gethan, wenn es Sie nicht
stört, mich stört es nicht." Sie drehte
sich wieder zum Klavier und begann
energisch Tonleitern zu spielen. Doch
bald ließen ihre Anstrengungen nach
und ihr la-la-la würd immer leiser,
bis es endlich ganz aufhörte.
Ich vermuthe. Sie warten auf
Naucy?" fragte sie.. Diese wieder
holte Borausseung war beunruhi
gend für Laslett. '
Nein, ich warte nicht auf sie."
sagte er kurz. Ich wünsche deine
Mutter zu sprechen."
c..,i.atiu b'.uut Uugen wurrel,
ordentlich rund vor Erstaunen. .Cie
wollen Mama sprechen? Aber um
alle in der Welt, warum?"
.Jawohl." sagte LaZlett. ärgerlich
Über sich selbst, daß er seine Verlegen,
beit nicht bkgieislern konnte, .et ist
Thatsache e, ist ich ich
wünsche ich habe etwa Wichtige!,
mit deiner Mutter zu besprechen."
.Wie spaßig." bemerkte Ethelberta
aufrichtig. .Ich weiß ja. daß Sie oft
genug kamen, um Nancy zu sehen,
dachte aber immer, Sie machten sich
nicht diel au Mama."
Die kam der Wahrheit so nahe,
daß Laklett Mühe hatte, den Ein
druck dieser Worte zu verbergen.
.0 nein." sagte er hastig, ganz
und gar nicht, im Gegentheil, ich ver
sichere dir, ich hege die größte Hoch
achtung für MrS. BlessinqtonJoneZ.
.N a." sagte Ethelberta mit
jugendlicher Offenheit, denn sie war
nicht für einen Augenblick zu täuschen,
.ich glaube doch, Sie können sie wirk,
lich nicht leiden." Zu Laklett's Er.
leichterung wechselte sie den Gegen
stand.
.Aber warum wollen Sie nur
Mama und nicht Nancy sprechen?"
.Nun denn," sagte Laslett, ich bin
so oft gekommen, um Nancy zu sehen,
daß ich jetzt einmal deiner Mutter
meine Aufwartung machen will." Er
drehte vergnügt seinen Cchnurrbart.
und schmeichelte sich, die Sache auf so
schnelle Art abgethan zu haben.
Ethelberta erschien die Geschichte
nicht ganz klar, und nach Kinderart
zog sie es vor, sich einem einsacheren
Thema zuzuwendeil. .Sie können
Mama nicht sprechen, sie hat zu
thun."
.Ja. ich weih eS. deine Mutter ist
mit der Abrechnung der Suxpenan
stalt beschäftigt."
.Wer hat denn daS gesagt?" fragte
s.k.
Nun. deine Mutter ließ mir den
Bescheid durch Smithers zukommen,"
war feine Erwiderung.
Ethelberta schüttelte sich förmli.';
vor Lachen. Himmel! Solcher
Blödsinn!"
Bitte entschuldige." sagte Laslett
steif,
Solcher Blödsinn." wiederholte
Ethelberta unter Lachen. Mama
kann aber fein flunkern. Wollen Sie
wissen, was sie eigentlich thut?"
Trotzdem Laslett den Wunsch der
neinte. war es vergeben?. Sie pro
birt nämlich einen neuen Rock an und
zankt mit Madame ZephineS Mäd
chen, weil er nicht zugehen will.
Sehen Sie, und daS kommt daher."
fuhr sie vertraulich kort, LaSlett! Un
behagen ganz übersehend, Mama hat
nämlich zum mindesten .zweiunddrei
ßig Zoll Taillenweite, aber sie läßt
sich ihre Kleider immer nur neunund
zwanzig und einhalb weit machen,
und daher natürlich, wenn sie sie pro
biert " Hier war die Vorsehung
barmherzig erfinderisch und gab
Ethelberta Anlaß, ihren Athem an
zuhalten. LaSlett benutzte diese Ge
legenheit.
Ja. ja. danke; ich habe eS schon
verstanden." sagte er ziemlich streng.
Wäre eS nicht besser, du übtest wei
ter?"
.Ach nein, danke; eS ist nicht
nothig. Sehen Sie, ich muß eine
Stunde üben, und da zählt das alles
mit. Aber Sie dürfen mich nicht
immer Ltheberta nennen." setzte sie
hinzu und sah ihn schüchtern an.
Sie dürfen eS wirklich nicht, kein
Mensch außer Mama und manchmal
auch Fräulein, wenn sie böse auf mich
ist, nennen mich so. Mein Stallname
ist Snooks."
Dein was?" fragte Laslett ganz
verwirrt.
Mein Stallname," wiederholte
Ethelberta. Berstehen sie daS nicht?
Ach!" Sie überlegte einen Augenblick,
dann hellte sich 'ihr Gesichtchen auf.
Sie kennen doch den Spurdles, unse
ren Skye Terrier? Nun sehen sie.
als wir ihn zur Hundeausstellung deS
LadieS Kenne! Club schickten, ließen
wir ihn im Katalog Sir Lancelot of
the Lake" nennen, aber Spurdles ist
sein Stallname, gerade wie meiner
Snooks ist; haben Sie es nun ver
standen? Ich mag Snooks viel besser
leiden als Ethelberta Sie nicht
auch?"
Laslett lächelte. Ja, ich glaube,
ich vielleicht auch. So will ich dich
Snooks nennen, soll ich? Nun denn.
Snooks." seine Stimme wurde plötz
lich ernst, wie geht es Nancy? Ich
habe sie feit gestern, seit dem Balle
nicht gesehen."
Ach. eS geht ihr gut." sagte Ethel
berta sorglos. Sie kam zwar erst
gegen 4 Uhr nach Hause, aber ich
hörte sie und ließ mir erzählen, mit
wem sie alles getanzt hatte."
Laslett neigte sich interessirt näher
zu ihr. Hat sie, dir auch etwas von
mir erzählt?"
-nein," sagte Ethelberta nach
tei.ich; sie sagte nur. Sie wären
dagewesen das ist alles. Aber da
wir von Ihnen sprechen." fuhr sie
fcrt, Mama war heute Morgen beim
frühstück wüthend auf Nancy.".
Um alles in der Welt, warum
denn?" sargte Laslett ordentlich zor
mg.
Warum? Ihretwegen!"
LaNett fühlte sich erleichtert.
(L:as habe ich denn gethan?" fragte
er.
Es war nicht wegen etwas, waö
Sie gethan haben, sondern wegen
e.i,:a5, das Sie nicht gethan haben,
daß Mama so erbost gegen Nancy
war."
Wirklich? ich kann nicht der
flehen "
.ES war. weil Sie nur zweimal
mit ihr getanzt haben; Mama war
so böse darüber, und Nancy weinte,
und die Köchin kochte die Eier hart,
und dem armen SpurdleS ward es
schlecht unter dem Tisch, wir hatten
wirklich ein nettes Frühstück." Sie
machte eine kleine Pause, dann platzte
sie wieder los, .Mama wollte Spurd
les schlagen, daS war doch unrecht.
Man kann doch nichts dafür, wenn
man krank ist nicht wahr?" fragte
sie unwillig.
.Wie?" erwiderte LaSlett, feine
Gedanken waren ganz wo anders.
0. nein, natürlich, man kann nlitS
IIafür. Aber erzähle von Nancy."
a, igie lyeiveria, .nur mouen
von Nancy sprechen.' warum tanzten
Sie nur zweimal mit ihr?"
Laslett ärgerte sich unbeschreiblich.
Nun. ich wrllie sie so gern, aber ihre
Tankarte war schon ganz besetzt."
Mama kochte vor Wuth," bemerkte
Ethelberta, und sagte zu Nancy, sie
begriffe nicht, wie vie Mädchen von
heutzutage seien, die besten Gelegen
heilen ließen sie an sich vorübergehen."
Donnerwetter," brummte Laslett
leise.
Ich weiß nicht, waS Mama damit
mein!e,"fuhr sie ernsthaft fort, aber
Nancy weinte tüchtig darüber. Ber
stehen Sie eS. Mr. Laslett?" wendete
sie sich an diesen.
Laß das sein." fa!e er verdrieß
lich. wäre es nicht ru,:iger, du fui
rest mit lieben fort?"
Ethelberta setzte und drehte sich
mürrisch mit dem Sessel um und be
siann wieder mit den Tonleitern,
z la la," spielte sie mühsam, bi:
a::r einmal die Erinnerung an wclt.
liche Sachen wieder in i.;r aufstieg;
mit einem kühnen Cbtour.g weavcit
lie sich Laslett zu. Sagen Sie 'mal,
Mr. ilculctt!"
Nun. SnookS!"
;ch mcch;e wissen, cb es wahr ist."
sr.'.e sie cergniiyt, daß Sie cei
nächste sind. der einmal den Tite,
erbt. Ihren Bruder ausgenommen,
der so sehr fiä;;..ich ist?"
Laslett war bui,,:. ,N nein
ja, warum?"
.Mama wollte es gern wissen."
sagte Ethelberta immer ruch lustig;
aber sie wurde gräßlich wüthend aus
mich, als ich scg:e. ich würde Sie.
wenn ich Sie das nächste Mal fät,
danach fragen." Ihr ttrgniigtes Be
sicht verfinsterte sich pl.ich. .Ach
Gott!" rief sie reuesoll aus.
Gut. gut. Snooks!" sagte LaZsctt
ruhig.
Ach. sie hat mir ja verboten irgend
etwas darüber zu Ihnen zu sagen;
aber nun ist eö zu spät." erwiderte sie
ernst.
Thränen hingen an ihren langen
Wimpern, vielleicht ist es besser, ich
über weiter," und sich zum Klavier
drehend, begann sie tapser eö mit
einer anderen Tonleiter zu versuchen.
Laslett stand für einige Augenblicke
in düstere Gedanken versunken da.
dann sah er hinüber zu der kleinen
goldlockigen Gestalt, die so energisch
das Klavier bearbeitete. Etwas in
ihrer Haltung erinnerte ihn anNancy;
lächelnd schritt er zu ihr hinüber,
stellte sich an das Klavier und sah
freundlich zu der klcinen. jetzt ernst
Uebenden nieder.
Nicht wahr, du liebst deine Schwe
sier sehr?" sagte er plötzlich.
Und wie." antwortete sie mitten
in der Tonleiter aufhörend und begei
stert in die Hände klatschend. Nancy
ist zu lieb, und wir sind dickeFrcunde;
nur das einzige Dumme ist. daß sie
so viel Angst vor Mama hat. und
wenn ich nicht wäre, würde es noch
viel schlimmer sein, aber so geht's,
wir nehmen immer füreinander Par
tei." Sie sprang auf und legte ver
traulich ihren Arm in den seinen.
Wissen Sie, sie hätte kein neues
Jileib zum gestrigen Ball bekommen,
wenn Mama nicht gehört hätte, daß
Sie dort sein würden. O." sagte sie
und kniff ihn in den Arm. sahNancy
nicht süß in dem blauen Kleid aus?"
Ja. Snooks." sagte Laslett ernst,
sie sah wundervoll aus."
War sie nicht die Allerschönste?
Ich begreife gar nicht, warum Sie
nicht ö'ter mit ihr tanzten; außerdem
hörte ich Mama zu Mrs. Eorrie
Smith sagen, als diese gestern bei
uns war. ihre älteste Tochter wäre so
gut als verlobt mit dem Honorable
Bertie LaLlett ist das wahr?"
Er erröthete ärgerlich. N ja
gewiß nein, nein!"
Und ich hörte auch noch, wie Ma
ma Mrs. Eorrie etwas anderes er
zählte." fuhr sie eifrig fort.
Laslett hatte genug gehört, und
beeilte sich, sie zu unterbrechen. Ja.
ich weiß schon; abcr denkst du nicht
auch, es wäre besser " Er deutete
auf das Klavier.
Ja, sofort in einer halben Se
künde, sowie ich Ihnen das erzählt
habe " sagte Ethelberta ungeduldig
vor Eifer.' Sie waren doch auf unse
rem Gartenfest letzte Woche? Diese
Woche hat nun ein ganzer Abschnitt
darüber im Smart Folks" gestanden.
Haben Sie ihn gelesen?"
Ja, ich las ihn." erwiderte er
lurz. mit einem feindseligen F'.:'stoß
nach der Richtung, wo das besagte
Papier am Boden lag.
Nun. denken Sie sich an. Mama
erzählte Mrs. Eorrie . Smith, sie
tönne gar nicht begreifen, wie solche
Lachen in die Zeitungen kämen; aber
daß ist auch so eine Flause von
Mama.
.Aber du darsfl wirklich nicht."
unierbrach sie Laölett hilflos.
.Denken Sie sich, se hat den Arti
kel selbst geschrieben ich habe ti
gkschen!"
LaSlett faßte sie sanft an den Ar
men und drehte sie rasch mit dem
Klaviersessel um. .Fahre mit Ueben
fort." soqte er.
.Mr. LaSlett." sagte Etherlberta
ernsthaft, .ich möchte wissen, wie ei
ist, wenn man verliebt ist?"
Laslett zögerte mit der Antwort.
,TaS kann ich dir leider nicht erklä
ren; siehst du, Snooks." fugte er
löckielnd hinzu, .dies ist einS von den
Dingen, die man selbst an sich erleben
muß."
.Heirathcn die Leute manchmal,
ch sich zu lieben?" kragte sie.
.Ja. Snooks. ich fürchte. daS ist
manchmal der Fall." Er sah sie
amüsirt an.
Sie athmete ordentlich erleichtert
aus und ihre gerunzelte Stirn glät
tete sich wieder. So. dann ist es
gut." und sich schnell zum Klavier
drehend, fuhr sie mit der unterbro
chenen Tonleiter fort, als ob eine
schwere Last von ihren Schultern ge
nommen wäre.
Er beobachtete sie einen Augenblick
und dachte über daZ eben Gehörte
nach. Plötzlich stutzte er und fli:
gende Nöthe breitete sich über seine
Züge. Warum ist es gut?" fragte
er argwöhnisch.
Ach nicht?," antwortete Ethelberta
ganz vertieft in ihre Tonleitern.
Er trat schnell zum 5ttavier, fasste
das Kind bei den Schultern und
drehte es um, so daß es ihn ansehen
mußte.
Sich mich an, Snooks, waS mein
test du?" fragte er eindringlich.
E.helberta sah ungemütlich drein
und ließ das 5,öpfcl,en hängen.
Ach. wissen Sie. es ist eigentli
weiter gar nichts; nur Mama quäl:.'
w.'y Heus Morgen so sehr, un:
s'gte. sie solle Sie h?iraihen. unt
j'ianct) sagte, sie liebe Sie nicht, v":
ca dachte ich, sie meinte, sie könne e
nicht heirathen; aber wenn Sie s'gen,
l.:ß es nichts thut, dünn ist es ja
gut." Sie sah zu ihm auf. als er
warte si: weitere Fragen; aber Las
l:!t ließ sie schnell los und ging lang
fern durch das Zimmer; aus seinem
Besicht war alle Farbe gewichen, und
er hielt sich übertrieben gerade.
Feinfühlend schien das Kind seinen
Kummer zu ahnen und eine unoe
fümmte Trauriaktti ergriff sie. Ach.
:jU. Laslett." sagte-sie sanft.
Nun Snooks," war die ernste Er
miderung.
Sind Sie ganz sicher, daß es
nichts thut? Da bin ich aber schreck
lich froh, denn ich habe Sie sehr gern
und hätte gar nichts dagegen, wenn
Sie Nancy heirathen würden. Ich
begreife gar nicht, weshalb sie Sie
nicht leiden mag; Sie haben ihr doch
eine solche Menge schöner Blumen ge
schickt, nur vergißt sie sie immer in's
Wasser zu stellen, und darüber ist
Mama schrecklich böse. Wissen Sie
noch die schönen großen Theerofen, die
Sie gestern schickten? Sie hat sie
alle verwelken lassen."
Aber sie trug sie doch auf dem
Balle ich sah es doch," rief er ver
zweifelt. Ach nein, nicht doch," sagte Ethcl
berta traurig. Die Sie gesehen
haben, hatte Mama gekauft, so ähn
liche als möglich hatte sie ausgesucht,
damit Sie sich nicht beleidigt fühlen
sollten; ud Nancy mußte sie an
stecken." Das Stillschweigen, das darauf
folgte, bedrückte Ethelberta. Sie
blickte, das Kinn in die Hand gestützt.
Laslett einen, Augenblick an. Ich
wünschte. Nancy hätte Sie gern."
fing sie wieder an. Es ist zu schade,
daß. sie es nicht thut, da Sie sie doch
heirathen wollen. Ich habe dunkle
Männer gern und fragte mal Nancy
darüber, aber sie mag sie nicht."
Sagte sie das?" fragte Laslett.
Ja. und dann sagte sie, sie liebe
große, hübsche, blonde Männer mit
blauen , Augen, blondem, lockigem
Haar und blondem, in die Höh' ge
drehtem Schnurrbart. Sie wissen
natürlich warum?"
Ich nein wirklich nicht."
Nicht?" Sie machte große er
staunte Augen. Ich weiß, es naillr
lich, denn genau so ' sieht Eaptain
Rolfe aus."
Laslett fuhr auf. .Was! Jack
Rol'e?"
Ja, kennen Sie ihn? Er kam eine
Zeitlang schrecklich oft zu uns viel
öfter als Sie. Ich glaube, er wollte
Nancy riesig gern heirathen." sagte
sie weise mit dem kleinen Kopfe
nickend. Aber Mama ließ ihn nicht,
weil er gar kein Geld hatte, und sagte
ihm, er solle niemals wiederkommen.
Jetzt ist er in Indien,, und Nancy
weint viel darüber, besonders wenn
er nicht schreibt: und er kann doch
nicht immer, wissen Sie, wenn er im
Krieg ist. Nicht wahr, oftmals wer
den die Leute in Indien getödtet. Mr.
Laslett.
Ja. Snooks," sagte er weich, lei
der." Ich glaube, deshalb ist Nancy oft.
mals so traurig." sagte sie kummer
ooll: .denn sie bittet mich immer, ihr
so schnell als möglich die Zeitung her
anzubring., wenn wieder ein Befecht
gewesen ist."
Sie seufzte und drehte sich wieder
zum Klavier. .La.la.la' spielte si
eine Molltonleitcr. jede Note mühsam
suchend, während LaSlett unverwandt
vor sich hin stierte.
.Arme, kleine Nancy," murmelte
er mit unsicherer Stimme. .Armer
alter Jack."
.Wissen Sie. Mr. Laklett." unter
brach ihn Ethelberta, .ich habe Sie
eigentlich viel lieber als Eaptain
Rolfe."
Er lächelte verzweifelt. .Danke,
Snooks!" dann nach einer Pause
sagte er plötzlich. .Gib acht SnookS,
willst du Mama sagen, ich könnte
nicht länger warten ich hätte gehen
müssen, und " er hielt wider für
einen Augenblick inne. dann fuhr er
mit krautigerer Stimme fort, .willst
du auch Nancy eine Botschaft brin
gen?"
Freilich will ich daS; waS ist'S?"
Er nahm daS schmale Gesichtchen
zwischen seine Hände und sah eS zärt
lich an. Ja, sie war der Schwester
ganz ähnlich. Sage Nancy, wenn
sie das nächste Mal an Jack Rolfe
schreibt, soll sie ihn grüßen und ihm
sagen, ich wünsche ihm viel Glück,
und daß ich hos. er werde bald zu
rückkehren." Er sah sich noch einmal
im Zimmer um und blickte zum letz
tenmal aus Ethelberta am Klavier
:nd auf Nancy's Bild an der Wand.
..Leb' wohl. SnookS. leb' wohl!"
,agte er fast fröhlich.
Adieu. Mr. Laslett." rief sie ihm
nach, dann wendete sie sich wieder
um Klavier und nahm ihre Tonlei
lern von neuem in Angriff, ernst und
'-eiter. ohne zu wissen, daß sie die Zu
.unft dreier Menschen in ihren Kin
erhänden gehalten und ahnungslos
it den Fäden des Schicksals gespielt
'-atte.
ie rschrik!ichkrit?rckhnnnz.
VililSrlnimores trn Tto von Tom.
Der Kommandant der Kadetten-'ch-,!e
hatte den Inhalt des Aller
ochsten Handschreibens, waches er
am Abend vorher durch Spezialku
rier empfangen, dem versammelten
ehrerko.egum soeben mitgetheilt.
Nchd.m der S;uz Orst d:n Brief
irrg.ich in seine Falten geknifft und
ihn eine bram.e L:dertasche einge
schlössen, setzte er sich. Die Militär
u:io Z'.vilpräzeptoren setzten sich
ebenfalls.
Der Herr Oberst wartete noch ei
nen Augenb.ick, bis das Stühleschar
!kn und die anderen Geräusche, welche
y.t innere und äußere Bewegung des
..ollcgiums zum Ausdruck brachten,
sich gelegt. Dan räufperte er leicht
in die hohle Hand und ließ sich also
vernehmen:
Meine Herren, die Allerhöchste
Willensmeinug ist h'er so klar aus
gesprochen, daß es sich erübrigt, noch
etwas hinzuzufügen. Bei der Treue
und Gewissenhaftigkeit, welche ich für
jeden Einzelnen von Ihnen voraus
setze, bedarf eS gewiß keiner befonde
ren Anregung, der gegebenen Richt
schnür zu folgen und das um fo
peinlicher und sorgfältiger, als diese
Richtschnur sich genau in Linie jener
Grundsäse bewegt, welcheJhnen schon
bei Aufnahme des Prinzen in die
Anstalt mitgetheilt worden sind. Es
dürfen keine Unterschiede gemacht
werden: weder in der Behandlung
öer Lehrfächer, noch in der Lebens
Haltung des Prinzen, soweit diese der
lnstaltsordnung unterworfen ist.
Iceine Herren, da uns das noch ein
mal eingeschärft wird, kann ich die
Befürchtung nicht von mir weisen,
?aß in dieser Hinsicht nicht ganz den
Allerhöchsten Wünschen entsprechend
Zerfahren worden ist. Ich muß also
aringend, seeeehr dringend bitten, daß
on Stund an nach keiner Richtung
zin differenziri wird ja, ich möch
e sogar vorschlagen, die Anforderun
ie an unsern hohen Zögling, ent
prechend seinen bedeutenden Anla
,e:i, lieber etwas zu erhöhen. Merklich
,u erhöhen. Ich lege Ihnen das um
so angelegentlicher ans Herz, als wir
'n Kürze den Besuch unseres Aller
höchsten Herrn zu gewärtigen haben,
vie Sie es soeben vernommen. Ich
zanke Ihnen bestens, meine Her
ren." Zu den Lehrern, welche sich den
iberzuckerten Rüffel ganz besonders
hinter die Ohren geschrieben, gehörte
Dr. Spiridius Plant, der Mathe
natiker. Eine etwas subalterne und
ängstliche Natur, hatte er es nicht
über sich gewinnen können, den prinz
lichen Zögling mit demselben Maße
;u messen wie die andern Kadetten
jene Bambufen, die aus Spiridius
,'inen alkoholischen Spitznamen ge
macht und sich ob seiner rosigen Wan
?en und seiner Fußballen erheiterten.
Zr hatte immer etwas minder kom
zlizirte mathematische Aufgaben ge
vählt und dann auch noch nachgchol
ren, wenn die Lösung einmalSchwie
cigkeiten zu machen schien.
Das hörte nun selbstverständlich
ms. Bei aller Gutherzigkeit war Dr.
plank nicht der Mann, eine Karriere
aufs Spiel zu setzen, die so glän
'end sich anließ, wie die seine. Mit
"icbenundzwanzig Jahren Prinzener
jieher! In seinem Stllbchen träumte
:r oft die Träume einer glänzenden
Zukunft und am jedem seiner
rtra großen Knopflöcher schrie ein
eißer Wunsch gen Himmel. . .
Nachdem er beobachtet, wie sein
Zrcund, der lvektionöoMiu ' und
Turnlehrer Oberleutnant von Ring
feld, eS sogar wagte, dem prinzliche
Bauchausschmung durch inen loyalen
Klapß ad inferiorem größere
Berve zu geben, und der Kühne die
serhalb nicht auf Festung geschickt
wurde, änderte Dr. Spiridiu Plank
seine Taktik vollständig. Der arme
Prinz bekam algebraische Nüsse zu
knacken, daß ihm der Kopf brummte
und wenn er dann hilfeflehend zu
seinem Lehrer aufsah, legte dieser
sein rosiges Antlitz in strenge Mor
chelfalten und wandte sich ad.
Für den Tag. an welchem der Al
lerhöchste Besuch stattfinden sollte,
hatte der MathematikuS eine Aufza
gäbe, eine Wahrscheinlichkeitsrechnung
auüg!tllftklt. die ihresgleichen suchte.
Sie war daS Spitzfindigste und
Schwierigste, was man sich denken
konnte außerdem von einem ern
sten. patriotischen Geiste getragen.
Die gegebenen Faktoren waren lau
ter siegreiche Panzerschiffe, und es
war herauszurechnen, wie oft sich der
Sieg an die deutsche Reichsmarine
hesten konnte, wenn die Abgeordneten
im Parlament eine bestimmte Zahl
dieser Schisse durch zehn Jahre all
jährlich über den Etat hinaus be
willigten. Dr. Spiridius Plank war sehr
glücklich, als er sah. daß der Prinz
sich mit dem knisflichen Ding vergeb
lich abmühte und dieses Glü,!
steigerte sich zu einem athembeklem
menden freudigen Schreck, als er er
fuhr, daß der Prinz die Aufgabe so
gar seinem Bater vorgelegt und der
hohe Herr mit einem ganz eigenen
Lächeln höchstselbst sich um die Lö
sung bemüht habe.
Ter MathematikuS ließ sich so
fort das Heft geben und ver
sank in Tiefsinn. Unter der Auf
gäbe nämlich stand wörtlich Folgen
des: Nimmt man Panzer p, Reichs
marine r und Abgeordnete a,
so würde aus des Herrn Dr. Plank
Wahrscheinlichleitsrechnung als Re
sultat sich ergeben: ?ra 4. Darin
aber hat er sich verrechnet!
Nachdem der MathematikuS einige
Stund über dieser vomg unver
's"ndlichen Lösung gebrütet, beschloß
cr, bei fe'nen Freund, dem Ober
eutnant von ingfeld. sich Rath zu
hclen. Der Offizier hatte Aufgabe
und Lösung kaum überflogen, als er
sich auf sein Sopha warf und im
Uebermaß des Entzückens mit den
beiden lanaen Beinen in der Lust
herumangelte. Dabei rief, lachte und
stöhnte er ira 4" in allen Tonar
ten. Erst als der Andere mti seinem
Räthsel beleidigt abziehen wollte,
stand er auf und wischte sich die Lach
thränen aus den Augen.
Ich verstehe keine Silbe", begehrte
Spiridius Plank auf. .Wissen Sie
denn, waö pra 4 ist!?
Allerdings, pra 4 ist die übliche
amtliche Abkürzung im Militar-Wo
chcnblatt für Preußischer Rother
Adlerorden IV. Klasse."
SNUttlatterlich, Mete-rologi,.
In dem Buch der Natur" von
Konrad v .Megenberg. das um die
Mitte deS 14. Jahrhunderts entstand,
finden sich einige sehr interessante
Angaben über das Wissen der dama
ligen Zeit in wetterkundlichen Dingen.
Ueber den Regen heißt es da: Der
regen kömpt von wäzzrigem dunst, den
der sunnen hitz auf hat gezogen in
das mittelreich dS luftes, wann von
der ketten die da ist. entsleuzt sich der
dunst wieder in wazzer. als wir sehen
an dem dunst, der von dem wallenden
Hafen get ob dem feuer; wenn der
dunst die kalten hafendecken rüert. ss
entsleuzt er sich in wazzerS tropfen."
Interessant ist eS. daß wir auch
hier schon den Hinweis auf daS Sil
ben der Wassertropfen aus dem Was
serdampf am Deckel des KochtopfeS
(hafendecken") finden, den fast jedes
Physilbuch heute noch enthält. Ueber
die Entstehung der Wirbelwinde und
Stilrme sagt Konrad: Geschiht eS.
daz die widerwärtigen wind begegnet
ainander, als der sudner dem nord.
ner. oder der ostner dem westner.
welher denne sterker ist, der wirft den
andern zuo der erden, oder in ain
wazzer; ist aber daS sie gleich starck
sint. so ringent sie mit ainander s
fast, daz sie paid zuo der erden vallent.
und varnt in ainer snellen werbeln
weise, und zuckent oft mit amen gro
zen stain oder ainen menschen und
füerent daz mit auf in die LUft."
Daß eS auch damals schon Leute ge
geben hat. die sich über daS Wetter
prophezeien lustig machten, möge fol
endes Problem zeigen, daS aus dem
Buch Aller Practik Großmutter"
(1572) entnommen ist: Das Don
nein würd mehr gethümmels han alz
der plitz. Wann eS regnet würd es
wenig bestäubt fchuch geben. Wann
der Hagel als erschlahn hat, so ist daS
weiter läuten zu spath!" DaS er
innert bedenklich an daS moderne
Wort: Wenn der Hahn kräht auf
dem Mist, ändert sich das Wetter oder
bleibt wie es ist!"
Platzwechsel. Sekun
dant: Habe immer geglaubt, Graf,
daß Sie ein guter Schütze seien. Bor
dem Duell rühmten Sie sich, daß
Sie Ihren Gegner durch das Herz
schießen würden, aber Sie trafen ihn
nur in den Schenkel. Graf: Habe ein
fach angenommen, dem Kerl sei. Herz
ji Ik äfilea atf allen! .....
Vater nnö ilinU
Liebe erfordert Gegenliebe. Das?!
h,ben Kinder ein selten seine Gefuh
Sie lieben nur da. wo sie fühlen, daß
ihnen aufrichtige Herzlichkeit, wabr
haft selbstlose Liebe. aleichmäßiS
Freundlichkeit entgegengebracht totx
den.
In den meisten Fallen hängt dal
Kind mehr an der Mutter ali an der
Vater. Da ist natürlich. Die Mutte,
beschäftigt sich vom ersten Tage an mit
dem Kind, widmet sich ihm vollstä'
big. hat auch immer Zeit und Jnteress
für seine Anliegen, ja sie leitet eigent
lich. wenigstens in den ersten Jahren,
seine ganze Erziehung.
Der Bater hat seinen Beruf, er der
bringt meist nur seine Mußestunden
im Familienkreise. Er sieht den Kin
dein dadurch serner und ist ihnen
fremder, als die Mutter, die stündlich
mit ihnen verkehrt. Die Mutter pflegt
rücksichtsvoll dafür zu sorgen, daß die
Kinder in Gegenwart deS BaterS be
sonderS ruhig und artig sind. Den
Kindern ist also von vornherein ein
kleiner Dämpfer aufgesetzt, der wohl
seinen guten Zweck hat, aber sie hin
dert, sich natürlich zu geben. Kommt
der Bater gar verstimmt oder verär
gert nach Hause, so fühlen die Kinder
fcfort den Druck, vorsichtig ziehen sie
sich zurück oder halten sich still. Bar
scheS Wesen, ein rauheS Wort verscheu
chen daS Kind, ersticken sofort jeden
vertraulichen Annäherungsversuch.
Vertraulicher Umgang, zärtliches
Anschmiegen auch an den Vater wird
nur möglich sein, wenn der Bater trotz
seiner Strenge, entgegen seiner Auto
rhät, zuweilen mit den Kindern wie
der zum Kinde wird. Nimmt er theil
an den ruhigen oder lärmenden Spie
len, ja läßt er sich zeitweilig gar zum
Pferde, Kamel oder Esel degradiren,
so verlieren die Kinder alle Scheu,
werden zutraulich und erwarten unge
duldig sein Erscheinen. Jubelnd stllr
men sie ihm entgegen und hangen sich
zärtlich an ihn. Freundliches Eingehen
auf ihre kleinen Interessen, öfteres
Entgegenkommen in ihren kindlichen
Nöthen sichern auch dem Vater da?
Vertrauen seiner Kinder. Strenge
muß jede Kindererziehung begleiten,
ist aber nur am Platze, wo Ungehor
scm, Faulheit, wirkliche Fehler und
Vergehen sie nöthig machen.
Der Vater ist die oberste Instanz
auch beim Strafen. Muß er strafen
oder schelten, so müssen die Kinder dal
Bewußtsein haben, daß er e3 nur ge
zwungen, zu ihrem Besten thut. Si
müssen fühlen, daß die Strafe, die der
Vater ausübt, ihn selbst am meisten
schmerzt, ihm Ueberwindung kostet.
Sehen die Kinder ein, daß sie den Ba
ter gekränkt haben, so wird ein mildes
Wort mehr bessern als harte Strafe.
Wo Strenge und Milde Hand in
Hand gehen, der Vater nicht nur ein
strenger Sittenrichter, sondern auch
ern lieber Freund und Helfer, ein guter
Kamerad ist, da fliegen ihm die Herzen
seiner Kinder von selber zu. Herzlicher
Jubel, stürmische Zärtlichkeit, vertrau
liches Anschmiegen, eine warme Zunei
gung werden ohne besonderes Zuthun
sein süßer Lohn sein.
m m m . . 1
Wie man in ffkt i Manuskript
turükschikt.
Wohl die höflichste Form der Rück
gäbe von Manuskripten, die zu der
Ausnahme in ein Blatt nicht geeignet
erscheinen, wenden die Chinesen an.
Im Nachfolgenden der Wortlaut eine
solchen Begleitschreibens aus der Feder
eines bezopften Redakteurs:
Wir lasen Dein unk eingesandteß
Manuskript mit unendlicher Wonne.
Wir schwören Dir bei der geweihten
Asche unserer Borfahren, daß wir noch
niemals ein solches Meisterwerk der
Feder gelesen haben. Würden wir 3
dem Drucke übergeben, so würde Se.
Majestät der Kaiser, unser erhabener
und mächtiger Herr, uns den Befelzk
senden, dieses Meisterwerk zum bau
ernden Vorbilde zu nehmen und nichts
zu drucken, was jenem an geistigem
Werthe nachstünde. Da aber nur sei
ten solch 'Hervorragendes geschrieben
wird, so würde unsere Zeitung die
nächsten zehntausend Jahre nur als
weißeS Papier erscheinen. Deshalb
senden wir Dir mit Zittern und Zagen
Dein göttliches Manuskript retour und
erflehen Deine Verzeihung mit vieler,
Taufenden von Gebeten."
Höflicher kann man nicht mehr sein.
Der Gaulois". dem dies entnommen
ist, hat die Probe darauf gemacht und
einem Einsender ein Manuskript mit
diesem Text als Begleitschreiben retour
gesandt. Am anderen Tage fanden sich
zwei Herren auf der Redaktion ein
die Zeugen des gekränkten Einsenders!
Doppelsinnig. A.: .MSch
.test Du mir nicht mit zehn Mark un
ter die Arme greifen?" A.: Du, daS
ist eine kitzlige Sache!"
Unmöglich. Direktor: .Sie
wollen den Lohengrin" singen?...
Nein, mein Lieber, das geht nicht! Bei
Ihrem Schwäbeln glaubt man's ja
gar nicht, daß Sie aus einem unbe
kannten Lande kommen!"
Höchster RealiSmuö.
Herr (im Theater): .Was war den
vorhin auf der Gallerie los?" Logen
schließ: .Ach, wie der Schauspieler
Schmirl auf der Bühne starb, da lft
oben eine Wäscherin in Ohnmacht ge
fallen. . . die arme alte Frau hatt
nämlich noch zwölf Mark von ihm n
lliwfttj' ' V ,