Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 27, 1913, Image 3

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    V ';!! J"
.?-:
ÄN DullKel gehüllt.
I
Noman von
'i.:-:
(2C Fortsetzunz.)
Ltchjthnte Kapitel.
El moch'.tn bkn fünf Tage seit
dem ersten Lesuche Philipp Echeu
w! bei lern Kunstmaler Hugo
Lafrentz vergangen sein, ali der er
sie mit Betrübnis inne Word, daß
die zwanzig Mus bis auf ein weni
gei zusammengeschmolzen waren. Er
hatte nicht geschlemmt. ßcü bewahre,
dazu war er zu vernünftig, über
haupt auch nicht in der richtigen
Stimmung gewesen. Sein Miinne
saß da eingekerkert hinter den schreck,
lichtn vergitterten Fenstern, ach, Pb
lipp Schkurer konnte sich sehr wohl
ir. die Qual seines Sohnes hinein
versetzen, gerade weil ihn bereit ein
gleiches Schicksal getroffen hatte.
Nein, geschlemmt hatte er nicht.
Ei war dennoch kein Wunder, daß
dak elende Goldstück nicht länger ge
reicht. Da war die rückständige Mo
natsmiete zu bezahlen gewesen. Wa
ren eS auch nur lumpig zehn Mark,
die diese Miete ausmachte, sie ver
schlang doch schon die Hälfte deS kost
baren Gewinnes. Und Philipp
Scheinet sah bei aller Vernunft und
der Sorge um seinen Sohn nicht ein
warum er auf den Hungerpfoten
saugen und bei diesen greulichen
Stürmen da braunen auf der Bor
senbritcke den ganzen Tag stehen und
seine Ansichtskarten zum Berkau
anbieten sollte. Er mußte sich ent
schieden ein wenig schonen, er war
ein alter Mann, der nicht mehr die
Widerstandsfähigkeit der Jugend ve
ak.
Er hätte sich auch nicht mit einer
so kleinen Summe abspeisen lassen
sollen. Wie lange reichten denn
zwanzig Mark? Aber die besten Ge
danken kommen immer erst hinterher
Jetzt war Philipp Scheurer ein
wenig kliiger geworden. Zu seiner
Entschuldigung mag dienen, daß er
sich, wenn auch tn mancher! Situa
tioncn im Leben, so doch noch nich
in der Rolle eines Erpressers erprob
hatte. Und da der erste Versuch
einen günstigen Erfolg erzielt, so
mußte er zu einer zweiten Attacke
auf den Geldbeutel des Malers vor
geyen. uno zwar mutjte Hugo
Lafrentz es möglich zu machen su
chen, ihm mit einer anständigen
feumme unter die Arme zu greifen
Mit ein paar Hunderten ließ sich
etwas-anfanaen. . Mit einigen Bar
Mitteln könnte man ein profitableres
Geschäftchen machen, als mit leeren
Taschen. DaS wurde der Maler oe
greifen, und es lag natürlich in sei
nern eigenen Interesse, den Mahner
nicht so oft an der Tur zu haben
Zwanzig Mark für die Wahrung
eines fo eingreifenden Geheimnisses
es war geradezu lächerlich. Hugo
Lafrentz hatte auch wahrscheinlich
nach seinem Fortgang den genügst
men Alten ausgelacht.
Wenn sich aber heute so drei bis
vierhundert Mark herausschlagen Iie
ßen, dann würde er lachen, er, Phi
lipp Scheurer.
Also en avantl
Da stand er denn nun heute wit
der xinmal vor der Tür der Frau
Larnvert, die Glocke mit weit berech
tigterem Gefühl ziehend als das erste
Mal.
Und wieder, wie vor fünf Tagen,
öffnete die alte würdige Wirtm.
.Ich möchte Herrn Lafrentz spre
chen erklärte er ohne viel Um
schweife. Darf ich eintreten?"
.Herr Lafrentz ist nicht mehr da,"
sagte darauf Frau Lambert, wäh
rend aus ihren Augen die reine Scha
denfreude über das enttäuschte Ge
ficht deS schäbigen Alten leuchtete.
Nicht mehr da!" wiederholte sie mit
innerer Genugtuung.
.Wie ist das zu verstehen? Ist er
ouLgezogen?" fragte Scheurer.
,Ja, mein Herr! Er ist Knall und
Fall vor zwei Tagen abgereist.
.Abgereist? Wohin?"
.Weiß ich nicht! Geht mich auch
nichts an! Da er mir die Miete für
diesen und den kommenden Monat
bezahlte, konnte er gehen, wohin er
wollte."
Philipp Scheurer mußte also mit
einer langen Nase wieder abziehen.
Im Hinuntersteigen der Treppe
dachte er darüber nach, ob daS ganze
wohl eine Finte sei. Die Frau hatte
gor zu vergnüglich ausgesehen. Frei
lich, Schaden war ihr nicht aus dem
Wegzuge ihres Mietsherrn erwachsen,
aber immerhin ist es doch kein plä
sierlicher Vorfall, wenn man aufs
Vermieten angewiesen ist.
Als er unten auf der Straße stand
uud seinen Blick über die Front dcZ
Haules schweifen ließ, sah er jedoch,
daß die Aussage der Frau auf Wahr
heit beruhte; denn an dem Fenster
ihrer Wohnung war bereits die Kar
te: Hiee ist ein Zimmer zu vermieten!
ausgehängt.
Donner und Dona! So wo? er
hinter? Licht geführt worden. So
hatte ihm die Mitwisserschoft eineZ
großen Geheimnisses nur zteanztj
Mark eingebracht. !
.Philipp, Philipp!" sagte er sich.
Jt ist Dir'ö miu tatsächlich immer
: ,!. 'JJ 23!HM!t l-iAU"
A. Würfen.
im Leben gegangen. Du wolltest
daS Fett von der Suppe abschöpfen,
allein der Löffel entfiel Deinen Han
den. Pechvogel!"
Er war in sehr ungemütlicher
k,mmung, ai er mit leeren Ta
schen seiner Behausung wieder zu
chritt.
Knall und Fall abgereist. Schon
seit zwei Tagen. Der Kerl hatte sich
in Sicherheit gebracht; nichts desto
weniger beschloß Philipp Scheurer.
das ekt wertlos gewordene Schrift
stück der Polizei in die Hände zu
Ipteien.
Anonym selbstverständlich. Mit
einigen erläuternden Worten in ver
stellte? Handschrift.
Sofort nach seiner Rückkehr setzte
er iq hin und schrieb:
Einem hochwohllöblichen Poli
zeinmt die Mitteilung, daß Itl
folgender Brief durch Zufall erst
heute in meine Hände gelangte.
Ich stelle denselben zu Ihrer Ver
fügung.
Einer, der nicht in den Fall
Hunn verwickelt werden
möchte."
So, daS genügte.
Nun mochte die Polizei ihre Fühl
fäden gefälligst nach einer anderen
Richtung ausstrecken. Dann hatte
die plötzliche Abreise dei Malerö doch
wenigstens das ute. daß sein Man
ne dadurch entlastet wurde.
Kriminalkommissar Venk laS ge
rade mit hochgezogenen Augenbrauen
den Brief mit der vielversprechenden
Einlage, alS ihm zwei Herren ge
meldet wurden. Er gab Befehl, sie
yereinzusuyren, trotzdem ihm die Un
terbrechung keineswegs angenehm
war.
Als er jedoch einen Blick auf die
Eintretenden geworfen, verschwand
die Unmutsfalte auf seiner Stirn so
fort; er hatte den Regierungsrat er
kannt.
Dieser stellte seinen Begleiter vor.
Herr Baron von Lüderik auf
Lindenhorst in Holstein."
Nanu!" dachte Penk. Er be
trachtete, während er sich verbeugte.
den Herrn scharf, der sich in Beglei
tung des Regierungsrates im Kri
minalkommissariat einstellte und je
denfalls mit dem Falle Hunn in
Verbindung zu bringen war.
Was verschafft mir die Ehre?"
fragte der Kriminalkommissar. Bit
te, nehmen die Herren gefälligst Platz.
Ich vermute, Ihr Kommen betrifft
den Horner Mordfall."
Das tut es," erwiderte der Re
gierungsrat. Und ich muß geste
hen, es ist mir ungeheuer peinlich.
daß diese traurige Angelegenheit noch
immer Nicht aufgeklart ist. Gott
mag wissen, was uns noch sur
Ueberraschungen bevorstehen. Der
Fall wird immer verwickelter."
.Da haben Sie recht, bestätigte
der Kommissar. .Ich meinte, ich
hatte mit der Verhaftung des Die
ncrs Scheurer einen so guten Griff
getan, und nun erhalte ich soeben
ein Schreiben, das mich wieder wan
kend macht. Aber davon spater. Erst
zu Ihrer Angelegenheit, meine Her
ren.
Es ist ein sehr betrübender Vor
all," nahm jetzt der Baron das
Work, der mich zu Ihnen führt und
mochte ich Sie dringend bitten, we
nigftenS vorläufig, meine Mitteilung
diskret zu behandeln soweit das
angängig ist."
Sprechen Sie ungeniert, Herr
Baron. Die Polizei ist diskret."
Es betrifft meine Frau, Herr
Kommi,sar "
Der Kommissar horchte auf. Snn
Erstaunen war so groß, daß es deut
ich auf feinem Gesicht ausgeprägt
war. obgleich der gewandte Jtnmi
nalist sich sehr in der Gewalt zu ha
den pflegte.
Ihre Frau Gemahlin, Herr Ba
ron?"
Wie ich sagte. Und zwar befand
sich in ihrem Besitz ein Briefbeschwe
rer von seltsamer Ausführung, der
der ermordeten Frau von Hunn ge
hört hat, nach Aussage des Regie
rungsrats und dessen Nichte, die sich
eit kurzem als üe eil evanenn m
meinem Hause befindet.
.Aber Herr Baron, unterbrach
der Kriminalkommissär den Spre
cher, .da wäre doch vorerst Ihre
Frau Gemahlin darüber zu verneh
men. auf welche Weise sie in den
Besiii deS Briefbeschwerers gekom
men."
DaS ist leider durch die plötzliche
Flucht meiner Frau unmöglich ge
worden."
Was? Die Baronin hat Sie der
lassen?! Darf ich fragen, ob der
Grund diefer Flucht in ehelichen
Zwistigkcitcn zu suchen ist?"
.KelneZwegS. Herr Kommissar. Ich
weide Ihnen den Hergang berichten."
Der Kriminalkommissär lauschte
mit ungeteiltem Interesse. Wahrlich,
der Hörner Fall lag kompliziert.
Diese - wild durcheinander laufenden
Fäden zu entwirren, lohnte sich. Al
lein, würde eZ möglich sein?
DaZ ist ja eir.e sehr merkwür
'M-jiZ"v:
bist Glschichte. Herr Baron, die Sie
mir da soeben erzählt haben," sagte
er. mqotm aron von vuder,, ge .Hast Du schon eine Amsel in Dur
endet. .Eehr mer würdig, in der !jmtn hen?" so schrieb mir einst
?utt"Z ist e, ja aller. .! ffund. Er fügte te,: .Ich mci
ding,, daß die Baronin einen Vor.' mffil, habe sie immer nur in jenem
sprung von mehreren Tagen hat ich traurigen Moll flöten gehört, als ob
werde dennoch sofort alle Hebel in jj, ,in Leid beklagen würde. Und
Bewegung setzen, der Flüchtigen hab. nun hte ich letzthin eine Amsel, die
HfLiUi.lD"btn,1 3u sem Zwecke putM in so ausgeprägtem Dur zu
möchte ich um e ne genaue Personal.. schmktiern anfing, daß ich erstaunt
beschreibung bitten. aufhorchte. Wa, hatte si? wohl?
Die wurde gegeben, der Kriminal. ' Vielleicht war eS ihr gelungen, dem
kommissar machte sich seine Notizen.
.Noch heule wird die StaatSan.
waltfchaft von der Wendung der,sten glücklichen Augenblick, während
Dinge in Kenntnis gefetzt werden,
sagte er. .Sie können unS morgen
im Lause dei Taget erwarten: ich
werde genötigt sein, in Ihrem Hause
Verhöre vorzunehmen."
.DaS habe ich vorausgesehen,"
entgegnete LInzenz von LUderitz ru
hig. .DaS Recht muß seinen Gang
gehen. Man muß da sein eigenes
Empfinden hintenan setzen."
.Wir werden so schonend wie mög
lich verfahren, Herr Baron," sagte
der Beamte höflich. .Doch verkenne
ich nicht daS Peinliche. daS einem
gerichtlichen Verhör Ihnen gegen
über anhaftet."
.Ich muß es ertragen," sagte der
Baron resigniert.
Befindet sich daS Fräulein noch
in Ihrem Haufe. Herr Baron?"
Ja. Noch ist sie anwesend, sie
gedenkt jedoch nach meiner Rückkehr
mein Haus zu verlassen.
.Sie darf nicht fort. Herr Baron.
bevor die Staatsanwaltschaft ihr
Verhör beendet. Wir bedürfen ihrer
Aussagen."
Sie wird natürlich zur Verfll
gung stehen," erklärte Lüderitz.
Der Regierungsrat legte den
Briefbeschwerer vor dem Beamten
hin.
.Wir haben das Corpus delicti
gleich mitgebracht", sagte , er.
Das ist gut", rief der Kriminal
kommissär Penk aus, und griff nach
dem sonderbaren Ezemplar. Ein ei
genes Dmg. Ich sah nie so etwas.
Kein Wunder, daß dieser Briefbe
schwerer dem Fräulein fofort in die
Augen fiel. Um so mehr als er im
Nachlaß der Ermordeten bereits ver
mißt wurde. A propos," unter
brach sich Penk. da fällt mir ein, ha
den Sie zufällig den Brief hier, der
Ihre Frau so eilig zu ihrer Abreise
zwang?"
Allerdings, ich wollte ihn Ihnen
zur Verfügung stellen. Leider kenne
ich weder den Namen S Schreibers,
noch den Ort. aus welchem der Brief
kommt, da das Kuvert verloren gegan
gen und die Arbeiterfrau, durch deren
Hände der Briefwechsel ging, gleich
falls darüber keine Auskunft zu geben
vermag."
Veilleicht könnten wir das sofort
feststellen. Hier, dieser Brief ist mir
ben ubersandt worden. Da nach
Aussage der Jungfer die Baronin
eine Reise am sechsten Oktober un
ternommen hat, muß angenommen wer
den, daß sie sich hier am Orte be
funden. Aus welchen Gründen, tut
vorläufig nichts zur Sache. Daß sie
aber im Hause der Ermordeten gewe
sen, scheint gleichfalls Tatsache zu
sein, da sie im Besitz des der Dame
gehörenden Briefbeschwerers war.
Nun ist am sechsten Oktober, also an
dem Todestage der Frau von Hunn,
bei dieser ein Herr Namens Hugo
Lafrentz zum Besuch gewesen, wie aus
der Einlage, welche dem annonymen
Schreiben beilag, zu ersehen ist. Da
seine vollständige Adresse in seinem
Schreiben an Frau von Hunn anae
geben, ist es uns möglich, dieser Sache
näher zu treten. ' Gleichen sich die
Handschriften der beiden Briefe, ich
meine den an Frau von Hunn und
denjenigen an Ihre Frau Gemahlin
gerichteten, so liegt es aus der Hand.
daß wir eS h,er mit ein und derselben
Person zu tun haben, und somit nicht
nur der so lange in mysteriöses Dun
kel gehüllte und von uns so sehr ge
suchte Besuch in der Horner Villa sei
ne Ausklarung gesunden, sondern uns
noch weiter interessante Enthüllungen
bevorstehen."
Ein Ah entrang sich den Lippen des
RegierungSrats, während der Baron
düster vor sich hinstarrte.
Es wäre demnach anzunehmen,
daß auch Herr Lafrentz nicht mehr
hier am Orte anzutreffen ist", kx
merkte der Kriminalkommissar.
Er hielt die 'beiden Schriftstücke
nelxneinder. Die Aehnllchkeit der
Handschriften war so täuschend, daß
ein Irrtum gänzlich auszefchlossen
blieb nd man nicht erst einen
Sachverständigen zu Rate zu ziehen
brauchte.
Wir haben den Schuldigen!" rief
der Kriminalkommissar impulsiv aus.
Sehen Sie, meine Herren, uberzeu
gen Sie sich selber."
Die Herren nahmen daS ihnen
überreichte Schreiben in die Hand.
Es lautete: Sehr geehrte Freun
din! Ich werde von Ihrer gütigen Er
laubnis am sechsten Oktober um sechs
Uhr Gebrauch machen, und nur, wenn
UHI iyülUUUI uiuiqcii, unu um, n!iii i' . :. t.;t.i, ,,,
zz nd S,!md,N nich, xaff Ä?äi,V Ä' '.
spjMftiZMmi, ÄÄ
tief ergebener
Hugo Lafrentz."
' Dann folgte die Adress:.
Sortsetzung solg).
Tg?!che CmU ZtllÜML Montan, 27. Januar
?iujr.
lAÜkk.
Augenblick das Glück abzujagen und
, sie freut sich nun dessen bis zum nach
andere sich härmen und nach einer
großen Menge Glück Ausschau halten
das stunden, ja ein Leben lang greis
bar bei ihnen weilen sollte. Diese
Vogel aber betrachtete daö Glück nich
als eine feste, für ihn schon gezeichnete
Linie. Er stellt sie selber Stück für
Stück zusammen, indem er hier und
dort der Gelegenheit dai Gluck abzu
lauschen versteht. Und die Stucke der
bindet er erst dann zu einer zusam
menhängenden Linie, zu einem wenig
unterbrochenen Glück durch die frohe
Erinnerung an die vielen kleinen, er
lebten Glucke. Glücklicher Vogel!
So. mein Freund. Ja. glücklicher
Äogei: Wir Menschen sind aber an
ders. Jeder von uns hat einen andern
Begriff vom Glück. Für unö x
Glück meist nicht etwas, das man am
Wege findet, sondern es steht unS eben
vorgezeichnet, ost in weiter Ferne, wie
ein Sternlein am Himmelszelt, wie
eine goldene Stadt am Ende einer
Wüste. Und wie viele brechen tot zu
sammen, bevor sie das Stadttor er
reicht haben, für wie viele erweist sich
die Stadt im Goldesalanze beim
Näherkommen als eine Faka Mor
gana! Sie haben während eines
Menschenlebens dieOede durchwander
um für die mühselige Wanderung mi
Enttäuschung belohnt zu werden. Ja,
glückliche Menschen, die sich jene Am
sel zum Vorbild nehmen können.
Aber dürfen wir das? Wohl nich
voll und ganz. Dieses einem jeden
vorgezeichnete Glück, suche er nun im
Kuß der Geliebten, im Schoße der
Familie, in einer schönen Stellung,
m der Achtung durch seine M'tmen
schen, in einer epochemachenden Erfin
duna, das Ringen, auch das unbe
lohnte Ringen jedes einzelnen nach sei
nem Gluck hat ja zust die Menschheit
im Lause der Jahrhunderte auf den
jetzigen hohen Kulturstand gebracht,
So tragt auch das vergebliche Kamp
fen des einzelnen um sein eigenes
Glück doch zum Glücke der Menschheit
bei. Glückliche Menschheit! So dllr
fen wir wohl sagen. Aber wo wäre
sie, wie wäre es mit ihr bestellt ohne
unser individuelles Streben nach
Glück? Und von ' diesem Glück der
Gesamtheit, das sich tagtäglich mehrt,
fallt ein Abglanz zurück auf jeden ein
zelnen.'
Freilich ist dieser Abglanz oft nicht
groß. Oft präsentiert er sich auch in
einer Form, die uns unempfindlich
läßt. So kommen wir gar oft in
Versuchung, dem Beispiel jener Amsel
zu folgen. Aber wenn wir den Ver
such machen, bleibt vielen eine größere
Enttäuschung nicht erspart. Wir
empfinden eben nicht die richtige Be
friedigung, in unserm Herzen bleibt
ein leerer, vom Glück uncl'sgefüllter
Raum zurück, der uns wieder zum
Bewußtsein bringt, welches Ziel für
uns eigentlich das Glück bedeutet, der
uns wieder auf den oden, unsicheren
Sandweg nach der goldenen Stadt
stößt. Und wenn wir uns umblik
ken nach denen, die den vorübergehen
den Moment des Glückes festgehalten
haben, die sich in dieser Oase befr
digt ausruhen, nichts tun als nach
einer andern, wenn möglich noch schö
neren Oase ausspähen, so finden wir,
daß dies nicht unsere großen Jdeali
stcn sind, keine großen Beglücker der
Menschheit. Es sind Leute, die dann
auch das wahre Glück nicht zu schätzen
wissen, wenn sie einst doch nach einer
Kette ununterbrochener Oasen in die
goldene Stadt einziehen. Die meisten
aber vergessen beim Verweilen in den
Oasen ihr eigentliches Ziel.
Glücklich aber jene, welche die
Oasen nicht abseits liegen lassen, die
sich aber bewußt sind, daß ein Oase
nur da ist, um von den Strapazen
auszuruhen und sich zu stärken für
die weitere Reife. Brechen sie dann
auch vor dem Ziel zusammen, ist die
golden Stadt auch nur eine Fata
Morgana, so werden sie sich doch nicht
unglücklich fühlen: Die Erinnerung
an die vielen Oasen, die vielen kleinen,
erlebten Glücke wird stets, sogar in
jener Stunde des Todes oder der
Enttäuschung, ein Lächeln des Glückes
aus die Lippen zaubern! Und würde
die Gesamtheit in diesem Sinne auf
ihr Glück lossteuern, könnte man viel
leicht sagen: Glückliche Menschheit
glückliche Menschen."
Liebessignale. Freun
din (die mit einem Lokomotivführer
der durchs Dorf fahrenden Sekundär
bahn verlobt ist): ' Jeden Tag. wenn
mein Schatz mit dem Zügle vorbei
kommt, läßt er dreimal die Dampf
pscise ertönen. & erne njiai ganz
Diandl: und zuletzt so laut und- früh
lich! daß es durch das . ganze - Tal
hallt: Nächstes Jahr wird geheira
itetl" ,
flt3
Tik Brücke'
Die Entdeckung, nur als Brücke be
trachtet worden zu sein, gehört nicht
zu den angenehmsten Augenblicken dei
Lebens. Und doch wird sie den we
nigsten Menschen erspart. Denn un.
zählige selbstische Charaktere knüpfen
Beziehungen zu anderen nur um bei
eigenen Vorteils willen an, d. h. wenn
sie etwas dadurch zu erreichen hoffen.
Entweder wollen sie einflußreichen
Menschen, von denen sie eine tiefe
Kluft trennt, näher kommen und be
dürfen dazu der überbrückenden Mit
telsperson, oder sie können an irgend
eine vorteilversprechende Sache nur
heran auf dem Wege über diesen oder
jenen, den eS also nun sür sich zu
gewinnen gilt. Welcher Methode sie
sich dabei bedienen, ob persönliche
Schmeichelei angewandt wird oder ein
Sichbeliebtmachen durch allerlei kleine
Gefälligkeiten und Dienstleistungen
oder irgendein sonstwie geeignetes
Mittel, wird natürlich von den jewei
ligen Charakteren und ihrem Taktge
fühl abhängen. Letzteres ist gewöhn
lich da von außerordentlicher Treff
sicherheit, wo eS gilt, bei dem zu Um
garnenden den schwachen Punkt auS
findig zu machen, der Angriffsmög
lichkeiten bietet und Erfolg verspricht.
Immer aber bleibt die Hauptsache,
keinerlei Verdacht auf geheime Absich
ten aufkommen zu lassen und die An
Näherung auf der Basis ganz selbst
loser, höchst persönlicher Sympathie
gefühke anzubahnen.
Ist dann daS Opfer sichergemacht
und hat. oft unwissentlich, seinen
Zweck als Brücke erfüllt, so verläßt
man es einfach, ohne sich weiter da
rum zu, kummern. ob es vielleicht
durch die bittere Erfahrung m seinen
Grundfesten erschüttert wurde. Ja,
falls die Brücke aus einem schwanken
Brett bestand, das selbst nur mühsam
den Wellen standhielt, genügt ein
dankbarer" Fußtritt, um ihm den
Stützpunkt zu rauben und es den,
Untergang zu weihen ein unbe
quemer Mahner weniger!
Kann man sich gegen die Ausnut
zung als Brücke schützen? Doch nur.
wenn man die unlautere Absicht recht
zeitig erkennt. Und gerade darin
liegt die Schwierigkeit! Denn die
Gerissenen lassen sich schwer durch
schauen, und andererseits liegt es
nicht im Charakter edler Gesinnter,
bei jeder Annäherung freundlicher
Menschen sich innerlich zu fragen:
Was will er? Warum tut er das?
Immerhin bedeutet jedoch die Er
kenntnis, anderen Menschen, denen
wir lieb und wert zu sein glaubten,
nur als Brücke gedient zu haben, eine
schmerzliche Erfahrung, wenngleich
die niedrige Gesinnung jener Freun
de" uns ihren Verlust nicht allzu
schmerzlich beklagen lassen sollte!
Wie kntstkhen unsere Parfums?
Ganz besonders ist es Frankreich
und hier vornehmlich die Gegend von
Nizza. Cannes und Grasse. wo die
Industrie der Parfüms in großartig
stem Maße betrieben wird. Orangen
und Akazien, Rosen. Jasmin. Veil-
chen, Tuberosen und andere Duft
pflanzen werden dort auf großen
Landstrecken in Hunderttausend von
Eremvlaren gezogen, und zwar ledig-
lich zum Zwecke der Enfleurage", wie
der Franzose diesen Industriezweig
nennt. So nimmt beispielsweise um
Nizza der Anbau der Veilchen allein
viele Taufend Morgen in Anspruch.
Ein einziger Parfümeriefabrikant ver
braucht in Cannes jährlich 140,000
Pfund Orangenblüten. 12,000 Pfund
Akazienblllten. 140,000 Pfund Rosen
blätter. 32,000 Pfund Jasminblüten.
20,000 Pfund Veilchen. 8000 Pfund
Tuberosen und entsprechend grotze
Quantitäten von spanischen Flieder,
Rosmarin. Minze, Limonen. Zitro
nen, Thymian und zahlreichen anderen
wohlriechenden Pflanzen. Im ganzen
erzeuge Nizza und Cannes zusammen
etwa 50,000. Pfund Veilchen, die ge
rade dort am besten gedeihen, Nizza
allein an 40.000 Pfund Orangenblü
en. mit den umliegenden Dorfern
aber zusammen weit mehr als das
Doppelte. Akazienblüten werden vor
züglich in Cannes gewonnen, wo sie
am besten geraten und wo der Ertrag
jährlich das Quantum von etwa 35.
000 Pfund erreicht. Derselbe Ort
baut auch die meisten Rosen. Jasmin
nud Tuberosen. Um je 1000 Kilo
gramm Bluten zu erzeugen, werden
mindestens 30,000 Jasminpflanzen.
5000 Rosensträucher. 100 Orangen
bäume. 800 Geraniumpflanzen und
70.000 Tuberosenpflanzen gebraucht.
Die bekannteste und einfachste Me
hode der Enfleurage besteht dann,
daß man Glastafeln etwa einen Zen
imeter hoch mir einer Schicht aus rei
nein Schweinefett und Talg bedeckt,
ie in Holzrahmen legt und fnschge
flückte Blüten über die Fettschicht
ausbreitet. Solche Rahmen werden
in großer Menge an luftigen, schatt!
gen Orten übereinander gestellt. Sind
dann die Blumen gerucvios und weit
geworden, so wird die Fettschicht mit
Messern umgearbeitet, worauf man
neue Bluten auflegt. Dies wird eine
Zeitlang fortgesetzt, je nachdem man
kineii stärkeren oder schwächeren Ez
teilt erzielen wiu. Mll man nun d
Essenz aus dieser Pomade ziehen, so
wird diese zwei Wochen lang . mit
Weinacist vermischt, in den dann, das
ätherische Oel Ut Blüten,, übergeht,
Me SchliUmHer - Ueck
0413. ;
ifin neues Kleid für kleine Mädchen. .. i
Tiefes russische Meid besteht auS einem Coat, Bluse und eiucm geföllelte:
Rock. Brauner Wollestoff wurde für dieses Tcssin benudt. der Kraae ist aZ
rotem Broadclotb gemacht und mit Soutache-Litze rinnefakt. Famt, nöpfc im5
ein roter Gürtel und Manschetten, wie der Kragen besetzt, vcrvoUstöiidiiien fcnJ
Dessin. Dieses Meid dürfte für heranwachsende Mädchen srl,r steciwict sein. t
iit einfach und komfortabel. Der Rock ist an eine Untcrtaillc befestig, die nul
Fuitereug aemacht wird. DaS Muster ist in 4 Grützen geschnitten: 8. I. 12 un)
14 Jahre. Es benötigt 4 ?ards 3!M. Stoss für die 12jährige Ervne. .
Preis des Musters 10 Cents.
Bestellungs'Anweisutgen
Diese Muster werden an irgend eine A!r.sse gegen Einfendimg ttt
Preise? geschickt. Man aebe üummer und Gree und die volle Adreffe deut
lich r und schicke den Coupon nebst dem oben ettväbnten Preis an daS ',
Pattern Department, Omaha Tribüne.
1311 3hmrt St.
?cr Smaya Triöüns" Fattcrn ßoupoiu
Ich wünsche Muster Ns
.... Zoll, Brust oder TMenweite
(Jahre .... bei Kindersachen.)
Name
... ...
Straße
Für die Küche.
Aep selb alle. Man nimmt
kleine Aepfcl mit festem Fleisch,
schält sie, bohrt mit einem Ausboh
rer das Kernhaus heraus und kocht
sie vorsichtig in einer Zui5trlösung
gar, da sie zwar welch sein sollen,
aber nicht ; rfallen dürfen. Sie
müssen gut abtropfen, werden dann
in warmem Johannisbergelee ge
wendet, mit gehackten Mandeln ht--
streut und bergförmig angerichtet.
Ein Kranz von steifer Schlagfahne
wird um die Aepfel gelegt.
Soft Shell Crabs. Die
Krabben werden abgetrocknet, mit
Salz rmd Pfeffer gestäubt und zu
erst in Mehl, dann in Ei und nach
her in Wechmehl gewälzt. So wird
die Kruste halten. Beim Braten
kann man am besten des Erfolges
sicher sein, wenn man die Krabben in
einem Drahtkörbchen in das Fett
hangt, anstatt sre direkt hineinzule
gen. Ein anderes Verfahren ist:
Die, Krabben in Backteig zu wälzen
und dann wie oben zu verfahren.
Billiger guter Kuchen.Ein
Eßlöffel Butter, eine Tasse Zucker,
ein Eigelb, das Weiße zu Schnee ge
schlagen. In zweieinhalb Tassen
Mehl werden zwei Teelöffel Backpul.
ver gesiebt, mit einer Tasse Milch
verrührt, das andere dazu und mit
Vanille gewürzt. Nach dem Backen
mit Guß überzogen.
Gehirn schnitten. DaS gut
geputzte Kalbsgehirn wird mit kochen
dem Wasser gebrüht, 10 Minuten
darin gelassen, fein geschnitten oder
gehackt und in Butter gar gedünstet.
Altbackenes Weißbrot wird in Scher
ben geschnitten, zum Durchziehen in
etwas Milch gelegt, die Schnitten
dürfen aber nicht durchweichen; dann
läßt man sie abtropfen. Diese Schnit
ten bestreicht man vorsichtig mit dem
Kalbshirn und deckt über jede bestri
chene Schnitte eine unbestrichene. so,
daß die Kalbshirnmasse in der Mitte
liegt, wendet die Schnitten in Ei.
wnn in trockenen Brotkrumen, und
bäckt sie in Butter gelbbraun.
Kochkäses Man preßt 12
Stücke guten Quark (Topfen oder
weißen Käse) recht trocken aus und
stellt ihn in einer ' tiefen Schussel in
einen warmen Raum, fo lange, bis er
.n - ch? mehr roh und weiß ist. In ei
ner Kasserolle, läßt, man ein großes
.
Stadt
Stück Butter zergehen, fügt einen
Cßlöffel gereinigten Kochkümmel un'Z
ten Käfe sowie etwas Salz dazu und
dllr.stet unter fortgesetztem Umrühren
mit einem Holzspachtel oder Holzlöffel
die Masse gut durch, füllt sie in eine
ttwas vertiefte Schüssel und läßt sie
erkalten. Man darf den Kase Nicht
in Stücke schneiden, weil er leicht
trocken wird; deshalb bereitet man nie
mehr, als für 12 Abend: gebraucht
wird. ..,,',,
Gugelhopf. Dreiviertel Pfund
Mehl. y4 Pfund Zucker. Pfund
Butter. 3 Eier, y2 Tasse lauwarme
Milch, etwas geriebene Zi'"onenfchal
und für I.Cent Hefe. Der Teig muß
sehr gut geschlagen werden, wird dar
nach in einer tiefen, gut ausgestriche
nen Form, in die man zum besseren
Geschmack auch noch geriebene Man
dein streut, zum Aufgehen hingestellt
und langsam, aber gründlich durchgc
bocken. ;. ' i . : .
.Gepickelte" Gurken mit
Rosinen. Man wähle 12 Gur
ken mittlerer Größe, etwa 7 Zoll lang,
lege sie über Nacht in Salzwasser
schäle sie am nächsten Morgen und
schabe das Innere teilweise heraus,
indem man an der Längsseite inen
Einschnitt macht, um ,hineinzugelan
gen. Diese Höhlung wird nun mit
sauber gewaschenen und wieder ge
trockneten Rosinen, die man entkernte,
ausgefüllt, soviel man nur davon hin
einbringen kann; einige Nelken steckt
man in die Gurken, d. h. in die
Außenfeite derselben, und umwickelt
die gefüllten Gurken mit starker Litze
(cord). um die Rosinen vor dem Her
ausfallen zu bewahren. Man ge
braucht ungefähr 3 oder 4 Pfund
Rosinen, je nach der Größe der Gur
ken berechnet. Nun kocht man den
Gewurz-Essig: 4 Pfund braunen
Zucker. 1 Quart starken Essig, einige
Zimtstangen und einige wenige Nel
ken (in ein Lappchen gebunden) eine
halbe Stunde lang, gießt diesen Essig-
sirup 4 Morgen hintereinander
kochend über die Gurken, die in einem
sauberen Steintopfe liegen können, bis
man sie am 5. Morgen in Glaskannen
füllt und luftdicht verschließt. ; Wenn
man sie serviert, schneidet mau sie in
dicke Scheiben.
Modernes Inserat. Gu
tes Dienstmädchen suchte eine passen
Stellung. Heirat mit Sohn fcci
Hauses nicht ausgeschlossen. '