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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Jan. 22, 1913)
I Tätliche Omaha Tribüue.Mlttwoch. Jau,r V.n.i ) .. 7 : .r 5 ; mamemm! Än DuttKel gehüllt. Noman von (22. Fortsetzung.) .Wir krikgrn ihn schon mürbe. l!r int sich da ein kleine Märchen zu stimmen gedichtet, und mit seinem khrlichen Besicht versucht er möglich Clnoruck zu machen, allem oos kenn: man." Ja, da kennt man", meinte auch der NeglerungZrat mit Genugtuung. .Der Mensch i; ja so gut wie über führt, selbst seine Braut glaubt sest on seine Schuld." .Halten Sie das Mädchen noch für absolut einwandsrei?" .Totsicker. DoriS kann nicht der leiseste erdacht treffen. Zwar klagt sie sich an. sich an dem Tode ihrer Herrin mit schuldig zu luiuen, oa sie dem Attentäter sozusagen Tor und Tür geöffnet, doch daS sind tte splnnste eine überreizten Hirn. Sie wollte den Menschen heiraten, und meine Schwester wird sicherlich nichts gegen die Besuche einzuwenden ge habt haben. Und ob er dazu den Seiteneingang oder die hintere Tiir benutzte, war ja im Grunde gleichgül tig gewesen . .Da? wohl. Ich habe auch Ab stand aenommen. da Mädchen zu verhaften. Nun liegt mir allerdings viel daran, etwas Näheres über den Inhalt des NastenZ zu erfahren. Die Stelle ; wo der Diener denselben verfenkt hatte, ist noch an dem gestri aen Abend abgesucht und ist der fla jten natürlich gefunden worden. Er ist aber leer, und eS handelt sich vor erst darum, waren eS wirklich nur Briefe, die sich darin befanden? Dann hatte der Mörder allerdings ein schlechtes Geschäft gemacht, da er nach eigener Aussage Wertsachen da kin vermutete." Der Kriminalkommissar hatte daS Äorpusdelikti vor den RegicrungZrat hingesetzt. .Wissen Sie mir etwas darüber zu sagen?" Der Regierungsrat betrachtete den asten. Nein, darüber konnte er keine Auskunft geben, er hatte den Kasten niemals zuvor zu Gesicht be kommen. .Jedenfalls wird Doris darüber berichten können." meinte er. .Wenn aber nicht dann .nöglicherweife Fräu lein Schwerdtfeger. eine Jugend, freundin meiner Schwester, mit der sie sehr vertrrut war." Der Beamte dankte für diesen Wink und notierte sich die Adresse der Dame. Max Ollcnschläger hielt es für seine Pflicht. Jutta von der Mög. lichkcit einer Vorladung zu beneid) richtigen. Außerdem drängte eS ihn zu einer Aussprache, denn sein Herz war übervoll. Und an wen hatte r sich wohl wenden sollen, wenn nicht an die teuerste Freundin. Bei ihr fand er Verständnis, wie sie ja auch die einzige war, die so aus vol. Iem Herzen mit ihm um den Verlust der Schwester trauerte. GeorgS Geist war der Welt ent rückt, und Leonie. ja selbst Liselotte hatten der Tante und Schwägerin fern gestanden. Sie hatten nur die strenge Außenseite gekannt, niemals sich die Mühe gegeben, ihr warmpul sierendeZ Herz zu suchen. Liselotte war darin nicht zu ta ieln, sie war von der Mutter becin flußt worden, und Leonie hatte in der Schwagerin nur eine Feindin ge. wittert. Eine Feindin war M'lli ihrer Schwägerin nicht gewesen, aber eS konnte nach der Äerschiedenyeik ver Charaktere auch niemals von einer Freundschaft die Rede sein. So fanden sich der Regierungsrat und Jutta Schwerdtfeger gewisser, maßen zum zweiten Male in dem großen- herzzerreißenden Erlebnis, das sie beide traf, aufs innigste ver bunden. ' WaS Jutta an Milli von Hunn verlor, konnte außer ihr nur noch einer ermessen Ma? OllenMger. ES war heute zu einer ziemlich späten Abendstunde, als ,dcr Regie, rungsrat daS HauS Juttas betrat. Jutta wußte sofort, was der Grund seines Kommens war. hatte doch auch sie soeben von der Ergrei. fung' des Mörders gelesen. .Ich habe Sie erwartet. Max", begrüßte sie den Ankommenden herz lich. DaS konnte Sie nicht schla. sen ' lassen, ohne sich Erleichterung verschafft zu haben." .Wenn Sie mich erwarteten, JuN ta, brauche ich mich wegen meines späten KommenS ja nicht erst zu entschuldigen." sagte der Regierungs rat. Ich muß gestehen, mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich die Notiz laS. Dadurch, daß es den im ermüdlichen Recherchen der Krimi, nalpolizei gelungen, des Vagabunden habhaft zu werden, ist von uns gro. ßei Leid abgewendet worden. Mein armer Bruder wird dadurch natllr. lich gänzlich entlastet. An der Schuld bei Inhaftierten zweifelt niemand, sogar Dorii ist gegen den Verlob ten." " . .Sie waren schon auf dem Voll jeiamtZ" , - ms&wmzi'sk&x: ir.äüLUui- u 1 A. Wilcken. Ich komme direkt daher. Auch Ihnen, liebe Jutta, kann eine Bor ladung nicht erspart bleiben. Sie müssen über einen Kasten aussagen, sosern Ihnen etwa Nähere darü. ber bekannt ist. Der Diener Scheu rer behauptet, eS fei nur eine Pri vatkorrefpon'oenz darin gewesen. Ich selber habe den Kasten niemals bei meiner Schwester gesehen. Wenn eö der Blechkasten mit der Malerei ist, so kann ich die AuS sage deS Verhafteten nur bestätigen. Ich selbst habe Milli den Kasten in srüheren Jahren gestiftet, die Male ret ist von mir. Milli pflegte dort die Briefe ihre verstorbenen Gatten aus der Brautzeit aufzubewahren, gleichfalls Zeilen von Freunden, die ihr lieb und wert waren. So ist der Inhalt tatsächlich eine große Enttäuschung für de.i Dieb gewesen," wandte der Negierungrat ein. .Gewiß, da er keinerlei Interesse an den sremdki Briefen haben könn te, und hauptsächlich, weil er ihm den gehizfften Nutzen nicht gewährte. Es tut mir nur leid, daß die behüteten Liebeözeichen einer vergangenen schö nen Zeit von profanen Blicken ent weiht und von rohen Händen, viel leicht gar unter Hohngelächter, dem Verderben preisgegeben wurden." Der Regierungsrat mußte über das Zartgefühl der kleinen Dame lä. cheln. Das war ja alles so neben, sächlich, da die Augen, die über ihren Schatz liebevoll gewacht, sich für im mer geschlossen hatten. Der Nach, lak einer Verstorbenen bileat in der Regel in alle Winde verstreut zu werden, und es ist nicht zu erwarten, daß Fremde bei deren Erwerb eine besondere Pietät beobachten. Mit Bezug auf den Inhalt des Kastens hatte also Schcurer die Wabrbeit aelvrocken. Das konnte jedoch durchaus nicht ins Gewicht fallen. Gegen feine Schuld siel u der Einwand fort, da das Motiv zur Tat vollständig begründet war. Wohl eine halbe Stunde blieb Ma? Ollenschläger, dann empfahl er sich mit der Bemerkung, daß ihm seit dem Unalückstaae am sechsten Oktober zum ersten Male wieder et was leichter ums Herz sei. Kur, nock seinem ZVortaana kam HanS Schwerdtfeger nach Haufe. Er war mit guten greunoen zusammen gewesen und war stark angeheitert. Xüla sah es nicht gern, wenn er in diesem Zustande vor ihren Augen erschien; tm Grunoe war et nn nucy. lernet Mensch, dem Alioholteufel nickt verfallen. Er trank mäßig. konnte auch nicht viel vertragen. Im merhm kam es einmal vor, oatz er das ikm bekömmliche Maß überschritt. Er vsleate es dann so einiurichten. daß er beim Nachhausekommen sich sofort in sein Zimmer zurückzog, um oen vor wurfsvollen Blicken seiner Schwester zu entgehen. Heute fing ,hn Jutta aß, ais er gerade die Korridortür abschließen wollte. Nansens Zunae war schwer, als er die Schwester begrüßte. Diese war zu aufgeregt, um dem Zustand des Bruders besonderes Gewicht beizule n. ... . .. ..Guten Abend. Hanst". sagte t kbk,aft. -Du. den Mörder Mlllis haben sie sich doch richtig endlich er wischt." Ich weiß." entgegnete Hans, ich habe es lesen. Es war vorauszuse- hen, daß sie irgend einen erwischten, mag er nun der Schuldige sein oder nicht." Er ging sofort in sein Zimmer, Jutta folgte ihm. Sie machte Licht und setzte sich auf die Chaiselongue. .Irgend einen, sagtest Du. Hans?" knüpfte sie an des Bruders Aeußerung an. da klingt ja. als glaubtest Du nicht an des Dieners Schuld." : Hans Schwerdtfeger lachte belustigt auf. ..Aber Schwester, erinnere Dich, daß ich den Kerl gar nicht kenne. Hat er etwa gestanden?" .Er wird sich hüten und gleich Far be bekennen", eiferte Jutta. Er ist so gut wie überführt." .Zwischen der Verhaftung und dem Urteil liegt ein weiter Spielraum. Es bleibt abzuwarten." Aber der Kasten. Hans, der Ka skn!" Verzeih. Jutta, ich bin müde! Du kannst euch wirklich nicht ein so gro ßes Interesse an dieser Angelegenheit von mir erwarten, wie S bei dem Regierungsrat der Fall ist. Sprich Dich mit ihm aus. Mir ist es völ lig egal, ob Hinz oder Kunz der Mör der ist." Hans sagte das abweisend, wie je mand, der das Thema für erledigt hält. Und da eS sonst nicht seine Art war, sich seiner Schwester gegenüber unfreundlich zu benehmen, blickte sie ihren Bruder genauer an und sah. daß er betrunken war. Sie erhob sich. Gute Nacht. HanS. schlase aus." , .Du meinst, ich bin betrunken", zankte er. Zufällig bin ich e nicht. Aber wirklich. Jutta, diese der trackte Mordgeschichte kann einein ja ganz da Leben verleiden. Wird sie niemals der Vergessenheit anheimsal len?" Jutta erwiderte nicht. Mit einem Betrunkenen kann man nicht rechten. Aber bedauerlich war e doch, daß ;e jetzt öfter toxtax, daß Han mehr , trank, als ihm dienlich war. Sie hätt jihn in Ruhe lassen sollen, denn er l kks ttn flDiinS ntbnnU'tn hnsfiifnfi fjll.l, VWI VbMIIV men, sobald er nicht vollständig Herr seiner Sinne war. Und Jutta, der nach der Unter dung mit Max Ollenschlager. gleich diesem, leicht im Gemüt gewesen, legte sich sorgenvoll schlafen. Vierzehnte Kapitel. Auf Rodenhorst herrschte eine dumpfe Schwüle seit vierundzwanzig Stunden. Denn ein Tag war ge rad vergangen, seit nach der Ba ronin Meinung ihre Gesellschaf, terin folch große? Aufhebens von dem winzigen kleinen Gegenstände ge macht. .Und dieses Pech", jammerte Gisela im stillen. .Muß der vertrackte To tcnkopf auch just dem Mädchen vor die Nase rollen." ES war nicht daran zu zwei feln. daß sich Liselotte nicht beruhigen würde. .Selbst wenn ich noch so nachgi:. big wäre", stellte sie lxl sich sest. und ihr schmeichelte, denn sie ist eine Pedantin und wird es für ihr Pflicht halten, eine Anzeige zu erstat ten." Tinchen mußt wie ein Jagdhund aufpassen was das Fräulein unter nahm; ob sie Brief abschickte, und an wen? Wenn Tinchen auch den wahren Grund dieses Befehls nicht wußte, so glaubte sie ihn doch zu kennen, da sie 1a schon seit iNiger Zeit die Gesell schafterin wie ein Spion beobachten mußte. Eifersucht war's! Die leidige Ei fersucht. Die Baronin konnte auch wohl ei fersüchtig sein auf eine solche Riva lin. Nur daß die junge Dame so unendlich vornehm, so stolz, so unnah bar war. Sie. Tinchen, war doch auch just kein unebene Persönlichkeit, sie wär jederzeit bereit gewesen. dm Herrn ein wenig Ersatz zu bieten aber der! Blind und taub ging er daher, sah weder den schmachtenden Blick der Jungfer, noch deren lächelnden Mund. Ach der! Im übrigen war Tinchn voll bei der Sack. So ein bißchen In trigiercn, das war ihr Element. Lei. der gab es hier durchaus nichts zu erspähen. Da wurden kein Brife abge schickt, noch ereignete sich sonst et was. was der Mühe der Spionage ge lohnt hätte. Daß kein Bnf in den an dem Gutshaus angebrachten Kasten, den der Postbote jedesmal zu leeren hatte, wenn er des Morgens auf seiner Run de Rodenhorst passiert, von Liselotte geworfen wurde, daß das junge Mäd chen sich überhaupt nicht mit Schrei ben in diesen Tagen befaßte, lag ein fach an ihrer Ratlosigkeit. Sie rang heftig mit dem Pflichtgefühl und ei nem allerbarmenden Mitleid mit dem Gutsherrn. Ihre Pflicht war es. Onkel Max von txm Erlebnis in Kenntnis zu setzen. Er würde das weitere veran lassen. Worin bestand aber dieses Weitere? Onkel Max mußt der Kriminal Polizei eine Anzeige machen. Ja, das mußte er. Und es war ja auch notwendig, Liselotte sah es ein. Konnte nicht gerade dieser Briefbe schwerer auf die Spur des Mörders führen? Freilich hatte man bereits jemand als den mutmaßlichen Mörder der haftet. Wenn der nun aber, trotz aller Indizienbeweise, doch unschuldig wäre? Ja, das gequälte Mädchen erkannt seine Pflicht wohl. Weshalb zögerte sie da? Mußte nicht ihr tiefinnersteö Emp finden der Pflicht gegenüber fchwei gen? Dann sah sie wieder den trostlosen Blick in des Barons Augen, den sie einmal aufgefangen; der war so vol ler Weh, so voller Herzeleid gewesen, daß sie tatsächlich vor dem Gedanken zurückschreckte, seine Qual noch zu ver. größer, ihm gewissermaßen den To dcsstoß zu geben. Dieser Schlag mußte ihn furchtbar treffen. Handelte es sich doch um die Ehre seines Hau ses. Sein Name, der oen besten des Landes an die Seit gestellt zu werden verdiente, würde in den Schmutz gezerrt werden, und sie sollt daS veranlassen? War sie dazu her gekommen? Die Stimme der Pflicht aber wollte sich nicht zum Schweigen bringen las scn. Was geht Dich der Mann an?" rief es drohend in Liselottens In nern. .Tu' Deine Pflicht!" Liselotte wollte das ja auch. Ach. aber wie schwer ist manchmal die Pflicht. (Fortsetzung folgt). . , Der Keirtkntrag de, Fldkllnk.. Eine Skizze von Ma; Vittrich lFreiburg) In seinem Stübchen am Markt platz der Stadt Säckingen am Rhein richtete sich Meister Fideliu Bärlein vom Lager aus: .Wa, ist," fragte . Au mthreren Betten kam scharf anklagend oder träumerisch die Ant wort: .Ich kann nicht schlafen! Die Studenten singen so laut!" Da sprang Bärlein zum offenen Fnster. .Schlaft jetzt!" brüllte er über den Platz, drehte sich um. schrie über die fünf Kinderbetten aber mal: .Schlaf jetzt!" und wandte sich neuerding erregt dem Fenster zu. Er fühlte da Blut kochen. Einem der witnxten Vater mit sechs Kindern die Nachtruhe zu nehmen, das war und blieb ein offenkundiger Skandal. Und ausgerechnet fremde Gäste. Stu denten au Heidelberg, mußt die Ruhestörer sein! Konnten die nicht bequemer am Neckar das Lied vom Trompeter singen? Nein, nach Säk kingen mußten sie auöfliegen. um eine laue Sommernacht in lauten Tag zu verwandeln! .Schlaft jetzt!" befahl Bärlein abermals. Die Studenten vernahmen nichts von feinem Zorn, aber die sechs Kinder krochen rasch unter die Decken, während Bärleins erregt zit ternde Hand von den grauen Schlä sen zum Ziegenbärtchen ging und daran nach rechter Schneiderart zupften Ihr sollet sechs Kinder haben und keine Frau!" redete er die Stu Student weiten an. da tätet Ihr nicht in der Finsternis vom Schien drian und vom Muskateller singen und so und so! Und jetzt schau ei ner: da steigt der lange Laban auf den Kneiptisch, bigott! Uno ourchs Neckartal will er reiten, singt er. Ja. Du und reiten! Jetzt so junge Leut'. Sorgen und Sieuerzahlen kennen die noch nicht und da schau eins her: da springt daS lange Gestell det Kellnerin auf den Hals. Man sollt's nicht meinen!" Weit reckte er sich aus dem Fen ster. der Stätt der nächtlichen Fröh lichkeit entgegen. Wahrhaftig, er hatt recht gesehen! Die vor dem Gasthaus zum Löwen den Riesen krug auf den Tisch stellte, war nicht die täglich in deS Schenken seinem Saus schaffende grobschlächtige Kell nerin. sondern daS Ameifele aus der Gasthausküche, ehemals Anne - Marie geheißen, nachher kurzwe? Amei ge nannt und endlich dank ihrer Fixigkeit zum Ameisele geworden. Hatten die buntbemützten und bc bänderten Heidelberger in den we nigen Stunden den Verstand dieses Mädchens auf den Kopf gestellt, um das in Fidelius Bärleins Herzen schon monatelang schwere Kämpfe zwischen Hoffen und Fürchten wog ten? Gesagt hatte er dem Ameisele noch nicht das letzte entscheidende Wort, doch dieses MädchcN war nicht dumm und wußte, was Barlein mit seiner vorsichtigen Andeutung ge meinsamcr Wege gemeint hatte. Und trotzdem stand sie nun nachts zwi schen den Studenten! Er maß das Mädchen vom Kopf bis zu den Füßen. Doch, doch: die würde ihm passen! Und kinderlieb war sie auch; das hatte er wieder holt beobachtet. Und wie sie fchaf fen konnte! Schon in seiner Eigen schaft als Bater hatt er also die Pflicht, sie nicht entwischen zu las sen. Er seufzte. Der gegenwärtige Zustand war unhaltbar. Er dachte an daS einzige Verslein, das in seinem Gedächtnis haftete, weil er in den letzten Monaten oft hatte davonlau fen mögen: In die Wüste will ich laufen, Wo die warmen Winde weh'n, Wo die Dromedare saufen Un die dreizehn Palmen sfeh'n. Aber wo wären die Kinder dabei geblieben! Nein, er mußte hier zugreifen, he sich fremde Hände an das Ameisele wagten! Schleunigst mußte er. . . Vater!" Schlaft!" . . .schleunigst mußte er auf das Ganze gehen beim Ameisele: Kannst und willst Du mir und meinen Kin- dern Helferin und Stütze sein? Oder ziehst Du das laute Volk aus Heidelberg vor? Freilich, frei lich: sie war jung! Aber wenn er weiter überlegte. konnte er ihr die Sehnsucht nach ungewissen Gebieten, eine Neigung zu so jungen Springern, nicht zutrauen. Sie hatte die Augen, unter deren Schutz er seine Kinder gern stellen würde: kluge, ernste Augen ohne Feuerfllnkchen und mit dein Strahl jener Güte, die seiner heimgegange nen Lene zu eigen gewesen war. Er und seine Kinder hatten sich dabei wohl befunden; und daß neben der Gutherzigkeit auch eine reichliche Pvr tion gesunder Festigkeit vorhanden sein darf, auch das hatte der Fidelius am eigenen Leibe gespürt. Nein, diese Lene. die liebe Seele mit den starken Armen daß er die hatte verlieren müssen in ihren Bemü hungen um sein Wohl! Ueber sein ernstes Gesicht huschte ein Lächeln, während er sein Ziegen bärtchen neuerding strich. . .Wie d!e Lene noch acht Tage vor ihrem Tode da Rettungiwerk an ihm vollbracht hatte; e war zum Staunen! .Nein', gestand er sich laut, diese Lene!" Vaterl!" .Schlaft, sag ich! Ich rede mit der Mutter! .Mutterle!' echote ein Kind weich, al umarme e die ferne Freu. .Schlaft bigott!" .Mutterle!" .Schlaft! Ich denke, sie kommt wieder!" beruhigte er. Und für sich setzte er hinzu:.Nur wird sie künftig Ameisele heißen!" und damit legte er sich zu Bett. Schon am frühen Morgen, als die Spatzen noch ihren Hauptlärm voll führten, stand Fidelius vor der Haustür. Er wünschte dem Ameisele einen guten Morgen, als sie auf dem üblichen Weg zum Metzger begriffen war. und fragte, ob sie bereits mit sich inS reine gekommen fei iiber den Vorschlag, den er ihr kürzlich enge deutet habe. Ob denn daS sein Ernst gewesen sei? .Sell will ich meinen!" .Ha nu. den ersten Ver singt mancher und denkt nicht an den zwei ten!" .So will ich ihn grad' jetzt sin gen! Laufen Sie mit mir in Viertelstündle hinauf; es schwätzt sich besser " Also!" Und sie begaben sich in sein Schnei, derstübchen. Etwas Gut's kann man in einem Viertelstündle immer sagen, wenn kein Aber eingeflochten wird!" begründete sie ihre Bereitschaft. Droben tat er einen kurzen Blick in ihre verständigen, geheimnisvol len Braunaugen und war ganz Sache: Also; ich hab' mir schon längst gedenkt: Du heiratest wieder! Al lein woher nehmen und nicht sieh len! Wer sehnt sich nach einem Wit wer mit sechs Kindern! Wir sind unser sieben und brauchen eine Achte, die täglich sechsfach Mutter ist und einmal Frau." Das Ameisele guckte ernst in ihren Metzgerkorb hinein. Ameisele. . . willst?" Sechs Kinder zu bereinigen und zu versorgen, ist viel!" sagte sie. Aber im Löwen" wird mir die Sach' allmählich zuwider, seit ich tagsüber am Herd zu schaffen hab' und nachts Gäste bedienen soll, wenn Hilfe not tut!" Aha: sie 'war nicht gern bei den Studenten! .Und wie lange so junges Volk trinken kann! Noch jetzt liegen manche davon im Bett und schlafen!" fuhr sie fort. Da sollten sie möglichst bald eine Frau erwischen, wie ich eine beses fen hab'! Eine Frau, die das Gleich gewicht wieder herstellt, wenn der Herr vom Haus zu viel Weinproben abhält." So, so?" lochte das Ameisele. Das tat ich natürlich arg gern wis stn, ob die Kur auch Bestand haben wird. Ich hätt gewiß nicht die Kraft, sie zu wiederholen." .Ja was!" sagte er und befühlte Kopf und Arme. .So eine Kur hilft bis ans selige Ende. Ich fühl' die Medizin noch jetzt innen und außen, auch tvenn ein Jahr darüber vergan gen ist!" Schmeckte sie arg schön?" neckte sie. Ha, was soll man schwätzen! Mehr nützlich als schön! Ich mein' grad, keine Stunde sei vergangen seit der Bataille. Ich laufe in der stock, dunkeln Nacht mit meinem Hagels rausch über den vereisten Acker vom Dorfe aus, stolpere manchmal und falle und rappele mich wieder auf. Und als ich den Kreuzweg lostappe, wo die Hexen tanzen sollen am Schwurstein, da packte mich jählings genau an der Stelle, wo ich schon drei Tage vorher verdroschen worden bin wie das Korn auf der Tenne, wie der eine starke Hand hinten im Ge nick und ich brüllte wie der Marder in der Falle, aber der unsichtbare Geist haut zu wie auf kalt Eisen. Und wie ich endlich wieder aufrecht stehe, ist der Klopfgeist spurlos ver schwunden gewesen, genau wie beim ersten Ueberfall." Man sollt's nicht meinen! Diese Lene!" lachte das Ameisele. Da leuchteten des Fidelius Augen stolz: Ja, die hat gewußt, was hilft und nach anfänglichen Schmer zen gut tut! Ja, wie ich so heim stolzierte mit meinem schmerzhaften Gestell. . . sei still, hab' ich mir ge dacht, und schluck den Aerger hinter! Erwischen tust du den Lausbuben doch nicht mehr, der bei nachtschlafender Zeit alte Leute verdrischt! Und wie ich heimkomme, hat meine Lene fried lich geschlafen und kein Wort gesagt. Aber vier Wochen später hat sie mich und die Kinder zu sich gerufen: Kin der, Eure Mutter kann heut nicht aufstehn und wird vielleicht immer liegen bleiben. Seid schor brav! sagt sie. Jetzt so. Kinde: wie meine, Erfahrungen haben sie noch keine, die haben noch einen rechten Sinn für so Sachen. Unsereinem freilich fallen alle Sünden ein, auch noch, wenn man nachts Kalender macht oder die Siernc zählt " "' K . - jri'A 'L ,W Sr - ' '' TT,'" - : '.- - ' " i . -4 . V"i 1 v i. - ! --' V ' ; . : "V: Vä1"-'--' ' ' f i ,,,?i,l, ' "."-'"''w , -,4 jr , ..( , . ' . ,:--r--i,-r li i,,,,'?'' '- '"" "" "' w-iva-ii i- ""' n""W"i ..Lange" Pelz SoatS otrbfit kürzer und kürzer. Man kann nicTit fancn, :va bet Pcl,jmatcl aufhören wird, nachdem er einmal begonnen hat. sich Über den lX'ckfaum zu erheben. Viele der neuen Modelle sind viel kürzer als die zivischen Knie-'Und-Riiökkiel-Länge". welche mit dem Winter begann, und manche Pelz Lieferanten bringen hüftenlange Coats und Hinhänge heraus. Dieser reizende Limousine-Umhang auä Caracul bat einen eigenartigen interessanten Schnitt unter dem Arm und die untere Kante fällt aerade unterhalb deS NnieS - und manchen Zoll bon dem Rocksaume entfernt. Ein Kragen und tiefe Manschetten von Fuchspelz garnieren den Coat. .Diese Lene!" wunderte sich das Ameisele wieder. Nachher ist der Dotor einigemal dagewesen, bei der Lene. Fide lius" ruft sie an einem Morgen. .Lne?" Adieu. Fidelius!" Was redest Du auch. Lene!" Mit mir geht's zu Ende. Vergiß die Kinder nicht. Und nicht wahr: Du wirst nie mehr die Nächte durch draußen auf dem Dorf sitzen uno einen Schoppen nach dem anderen trinken?" Ja! Ja", rufe ich. Denke zeitlebens an den Geist, der Dir den Heimweg versalzen hat?" Ja. Lene! Du weißt davon?" Ehe ich die Augen zumache", sagte sie, will ich Dir die Wahrheit sagen: der Geist, der war nämlich ich. Ich bin r gewesen für unsere Kinder, nachdem all mein Zureden bei Dir nicht mehr gefruchtet hat." Le ne!" Verzeihst Du mir?" Ja, Lene!" Schau, ich muh zu sehr in die Hitze gekommen sein drau ßen in der Kälte und zu rasch von Dir heimgelaufen sein, damit Du nicht erfährst, wer Dir draußen im Nacken gesessen hat. Schon am nach sten Tag hab' ich meinen Körper ge spürt, mehr vielleicht als Du, und ich hab' dem Doktor gleich angesehen, daß meine Mühle am Ablaufen war. Adku. Fidelius!" Adieu. Lene!" Du verargst mir's nicht?" Daß Du mir nicht Kränze win den würdest bei der Heimkehr, so viel hab' ich mir selber gedacht!" antwor tete ich ihr noch, und da ist sie ein geschlafen, die Lene." Bärlein hielt einen Augenblick still Gedenkfeier. Sie ist daran gestorben, aber ich bin kuriert." Das Ameisele strich ihm wie einem Kind über die Backen. Willst nicht?" fragte er. Was drückt Dich?" Mit den Kindern würd' ich wohl fertiq. die sind gesund " Aber?" Wenn der Geist doch wieder ver gessen würde?" Das gibt's nie!" Und er lief an die Kommode. Schau her das Bchel. Darauf stehen an die tau send Mark bei der Sparkasse. Jetzt will ich nur eine Frage tun: meine Kinder werden eine rechte neue Mutter haben?" Das ist ausgemacht und sicher!" bekräftigte das Ameisele. Da warf er ihr das Büchkin in den Korb: Das nimmst Du jetzt mit; es gehört Dir als Pfand dafür, daß ich den Klopfgeist nicht vergesse!" , Und bleibt den Kino:rn sicher unsern Kindern!" Ganz recht! Willst mich jetzt?" Ich will Dich! Jetzt muß ich aber eilen; sonst wird im Löwen" zum ersten Male das Mittagessen nicht fertig!" Da sauste sic davon. . . .Er riß das Fenster auf. Drunten raschelte alsbald das blitzblanke Waschkleid und ein Mädchengksichi lachte son nig. Ameisele!" Ich muß jetzt eilen!" Wir machen bald Hochzeit, weißt?" Ha nu: ich mein', im Winter ge nügt uns ein Ofen!" 's wär mir recht!" Husch, husch verschwor sie im Metzgerladen und kaufte mit Ken nerblick das beste Kälbern unö Schweinerene. Fidelius zupfte daS Bärtchen: Das Ding hätten wir gepackt !" Und an die Wüste mit den Dromedar ren und den dreizehn Palmen dachte er hinfort nicht mehr. Eeltsamer Brauch Von einem seltsamen Brauch aus der Zeit der deutschen Kleinstaaterei wird berichtet: Nicht selten kam s bei den kleinen deutschen Staaten und besonders bei der Ritterschaft in' früheren Jahrhunderten vor, daß Sträfling aus ihren Territorien auf die französischen Galeeren ge rracht wurden. Der Brauch brachte es mit sich, daß sie nur am 1. März eines jeden Jahres von den franzö fischen Behörden angenommen wur den. Unbedingte Voraussetzung für die Annahme war ein guter Gesund heitszustand der Leute. War dieser vorbanden, so wurden sie bis zum dritten Joche der Kehler Brücke ge führt, um dort von Frankreich über nommen zu werden. Für jeden Sträfling wurden deutscherseits an die Krone Frankreichs zehn Reichs taler bezahlt. Die Verbrecher wur den dann im Turme zu Straßburg untergebracht und später nach dem Seehafen Brest auf die Galeeren ab geführt. Wurde ein Verbrecher vor ?bschluß seiner Strafzeit begnadigt, so mußte das dem französischen Ma- rineministerium mitgeteilt werden. Dieses beauftragte dann die ständige Kommission zu Brest mit der Freiga be des Gefangenen. Bevor ihm je doch die goldene Freiheit zuteil wur de. mußte er einen Eid schwören, nie mehr französischen Boden zu beire ten. Erst die französische Revolu ticn machte dieser merkwürdigen Ein richtung ein Ende. Tie feine Zigarre. Herr Smith hat die Angewohnheit, rn?ch Tisch eine Zigarre anzuzünden und nach einigen Zügen auf den Aschbecher zu legen. Nach einiger Zeit nahm er dann die erloschene Zi garre. setzte sie wieder in Brand und legte sie nach einigen Zügen abermals weg. , So kam es, daß oft drei, vier Stummel herumlagen, die Herr Smith aber alle nach und nach aufrauchte. Sein Söhnchen sah ihm eines Ta ges bei dieser Prozedur zu und frag te, nachdem der Papa einen bestimm ten Zigarrenstummel aufgeraucht hat te: Wie schmeckte Dir die Zigarre, Papa?" Sehr gut! Ganz außergewöhnlich gut!" Das dachte ich mir gleich . . ich habe sie von der Straße aufge lesen." In der 'Küche. Soldat (als die rotwangige, saubere Köchin die knusperig gebratene Gans aus der Pfanne nimmt, zu sich selbst): .Eine so appetitlich wie die andere!" Am Morgen nach deö K i r ch w e i h. Bäuerin (beim Klei derausbürstcn): Na, ihr müßt ge stern wieder schön gerauft haben . . . Da hast Du ja noch ein Ohr Im Rockärmel hängen! '