TSMe Cmasia ttMnt, Tienötag, bett 21, Jnuar l'Jl Än Dunkel gehüllt. D Neman von (21. Fortsetzung.) Ich denke, Sie folgen im 5 gut willig." bemerkte einer der beiden. . .sonst wären wir genötigt, Gewalt anzuwenden .Nein, dal war nicht nötig. Man fred Scheurer versprach, richfg mitzu gehen. Er dachte weder an Flucht noch an Gegenwehr, beides wäre ja völlig nuKIoj gewesen. Seine bösen Ahnungen hatten ihn also nicht betrogen, ti kam, wie es kommen muhte; allein er hoffte doch, seine Verhaftung würde nur vor kur jer Dauer sein. Er hatte sich aller oings vergangen, schwer vergangen, das würde er nicht leugnen können: aber für den Mord sollte man doch Beweise haben, und die hatte man Nicht. Am - folgenden Tage brachten die Zeitungen lange Artikel von der Wer Haftung deS Mörders. ,Zwar leugnete er, die Tat verübt zu haben. eS lagen jedoch so gravie. rende Beweise für seine Schuld vor, daß er so gut wie überführt war. Er war der Bräutigam deS Dienst madchens der Frau von Hunn gewe sen. Natürlich hatte er angenom men. daß die alte Dame in ihrem Testament deS Mädchens, daS ihr fünfzehn Jahre in Treue gedient, ge dacht haben würde. Dieses muhte als ein wichtiges Moment erachtet werden. ES motivierte die grausame Tat vollständig. Aber nicht allein dieser Beweg gründ hatte den Burschen geleitet, er hatte eS direkt auf einen Raub adge sehen gehabt, um auf alle Fälle nicht leer auszugehen. So hatte er einen Blechkasten an sich genommen, von dem er voraussehen konnte, daß sich Wertsachen. Gelder , oder Papiere darin befänden. Diesen. Diebstahl gab er zu, dah er dabei ertappt sei, wie er den stet sien in einen Fleet versenkte. Er behauptete nun freilich, der Kasten habe nur Briefe enthalten, die er ungelesen verbrannt habe. In ' wieweit diese Aussage auf Wahrheit beruhte, muhten die Untersuchungen ergeben.' DaS Mädchen schien keine Schuld zu treffen, so habe man von deren Verhaftung einstweilen Ad stand genommen. So weit vorläufig die Zcitungsbe richte. Während diese sich noch im Druck befanden, stand Manfred Scheurer bleich, mit schlotternden Knien, vor .dem Kriminalkommissär Penk. Und dieser sagte in ruhiger Weise: ' .Man hat Sie hier gestern eingelie fert, Manfred Scheurer. Bekennen Sie sich schuldig?" .Bei Gott im Himmel. Herr Kom missar," stotterte Manfred, .seien Sie barmherzig und glauben Sie mir, dah ich die volle Wahrheit sage: ich habe den Mord an Frau von Hunn nicht verübt!" W tat es denn?" v , .Ich weih ti nicht!" .WaS veranlahte Sie, in die Nach karvilla einzudringen? Muhten Sie nicht, daß Ihre Braut nicht zu Hause war?" .Ich wußte eS nicht bestimmt, konnte eS mir aber denken, da ich, so oft ich auch in die Hunnsche Villa hknllberspähte, DoriS nicht zu Gesicht bekam. Ich wunderte mich, denn ti war nicht ihr AuSgehtag; außerdem hatte Frau von Hunn doch Besuch." .Wer war dort?" .Ich sah nur einen Herrn von mittlerer Statur, mager, elegant; aber eS war noch mehr Besuch da, ich hörte verschiedene Stimmen." : .Können Sie den Herrn näher 6c .schreiben?" - .Nein, Herr Kommissar!, Ich sah ihn nur flüchtig, und zwar von hin ten. Wie gesagt, er war gut gelles det und machte einen seinen, vorneh men Eindruck." , .Weshalb machten Sie nicht frü her die Anzeige?" , .Ich fürchtete mich, weil ich nicht ganz frei von Schuld ,toar." .Erzählen Sie den Hergang." .l?S war um zehn Uhr. Ich wun bette mich, dah Doriö, meine Braut, den ganzen .Nachmittag über unsicht bar gewesen. Da wollte ich mal nachsehen, WaS der Irund davon sein könne; denn da sie keinen AuSgehetaz hatte, muhte sie nach meiner Mei nung jedenfalls wieder zurück fein. Ich sprang also über das Staker. . schlich mich nach dem Eingang der Villa; Nero, der Kettenhund, ein arg bissige Tier, kannte mich gut und leckte mir noch die Hand, als ich ihm Im Borübergehen streichelte. Das GaS auf dem Flur brannte hell, un ten in der Küche war alles dunkel. Ueberhaup! herrschte eine so atembe klemmende Stille in der Billa. dah ich von Neugier getrieoen vorwän drang. Die Stubentür nach dem Wohnzimmer stand offen, und schon vom Flur aus konnte ich einen Blick in daS Zimmer werfen. Auf dem Schreibtisch brannte eine Lampe, Frau von Hunn. saß davor, nicht streikend oder irgendwie beschäftigt, seciern in einer so eigentumlichen Stellung, dah mich ein Schauder tzilt. .Die ist tot," war, mein er sgagvir'-'u!'.1.1 5s. Wilcken. stcr Gedanke, und zwar glaubte ich, sie sei vom Schlage gerührt worden. Xenn eine Dame wie Frau von Hunn. tatkräftig und resolut, schiäst nicht so ohne weiteres am Schreib tisch ein, noch dazu um eine verhält nismahig frühe Stunde. ES war al so klar, eS muhte ihr etwa! zugesto hen sein. Wie gesagt. Herr ommis sar. dal war mein erster Gedanke. Und alS ich herzugeschlichen war, um mich zu Überzeugen, wa eigentlich mit der Dame loS war. sah ich, dah sie wirklich tot war. Und da kam mir ein zweiter Gedanke. Und dieser war so erbärmlich, dah ich mit Ruhe die mir gebührende Strafe entgegenneh me. Nämlich, ich sah einen Kasten auf dem Schreibtisch stehen. Lange Zeit zur Ueberlegung blieb mir nicht, ich raffte den Kasten in der Meinung an mich, er enthalte einen Teil bei Vermögens der Dame, und entfloh damit. Den Mord aber. Herr Kom missar, den habe ich nicht verübt, für den mochte ich auch nicht buhen. .Waö enthielt der Kasten?" Ich erbrach ihn. als ich ruhiger geworden war; es waren nur Briefe dar,n. .Welchen Inhalts waren diese?" .Ich habe sie nicht gelesen. Ich war sehr enttauscht: ich habe sie der brannt. Nun wuhte ich nicht, wo hin mit dem Kasten. Ich hielt ihn unter meinen Effekten versteckt. AIS DoriS mir erzählte, dah sie durch ihren Unverstand wahrscheinlich die Polizei auf meine Fahrte gelenkt, wurde ich ängstlich. Ich beschloß, den mich belastenden Kasten ins Was ser zu werfen. Besser wäre es schon gewesen, ich hätte ihn auf einsamer Landstrahe von mir getan." .Das f "de Ihnen nicht viel ge nützt habe Scheurer. Wir hatten schon lange 'un Auge aus Sie ge worfcn. Aber gleichviel. Es bleibt natürlich abzuwarten, ob sich heraus stellt, dah Sie die Wahrheit spra chen. Sie müssen sich auf eine län ge Haft gefaßt machen. Noch heute werden Sie dem Genchtsaefangnis zugeführt werden." Manfred Scheurer wurde abge führt. Zurück ging's in seine engt hähliche Zelle. Da hatte er Zeit. über sein trauriges Los nachzuden kcn. WaS würde sein Vater sagen, wenn er erführe, dah er verhaftet worden? v ' Gerade über Philipp Scheurer unterhielten sich der Kriminalkom missar Penk und der Geheimpolizist, der den Diener gestern abend feftge nommen hatte. Man wird bei dem alten Scheu rer eine Haussuchung vornehmen müssen. Witte." sagte Penk. .Naturlich." lautete die Antwort. Zumal der Mann bereits wegen Urkundenfälschung und Betrügereien vorbestraft ist." Wenn sich nichts Belastendes vor findet, können wir den Mann doch nicht für den Fehltritt des Sohnes verantwortlich machen. Es wäre trotz allem möglich, daß er keine Kenntnis davon gehabt hat. Die Haussuchung jedoch muh vorgenom men werden." Dreizehntes Kapitel. Diese Verhaftung war natürlich sehr drzu angetan, in den weitesten Kreisen lebhaftes Interesse zu er wecken. Der Horner Mordfall, der bereits der Vergangenheit anheim zu fallen drohte, wurde wieder lebendig, und man konnte, wo immer sich zwei Menschen trafen, sicher die Worte hören: .Wissen Sie schon?" Die Kunde von der Verhaftung deS angeblichen Mörders rief in der kleinen finsteren Wohnung auf den Kajcn großes Herzeleid hervor, sowie sie auch Doris Gern ganz danieder schmetterte. Die Ehrbare hätte, ja auf .ihren Schatz geschworen und hätte' trotz allem zu ihm gehalten und ihm die Treue bewahrt, doch die bittere Er fahrung, daß er im Besitze eines Ka stens gewesen, den er ihrer Herrin gestohlen, löschte den letzten Rest von Zuneigung zu ihm aus. Der Mensch existierte ferner nicht mehr für sie. ja, dem Diebstahl, war es zuzuschrei ben. dah auch sie glaubte, er sei der Mörder ihrer Herrin. DaS Mädchen war so herunter in Herzeleid und Kummer, daß sie wirk lich ein bemitleidenswertes Bild bot. Sie umfahte den groben kräftigen Hund und weinte und klagte: .Ach, Nero, wie haben wir uns so täuschen lassen können. Wir beide, Du und ich. Er war ein so elender Kerl." Philipp Scheurer schritt aufgeregt in seiner Behausung hin und her; er raufte sich das Haar, zerzauste den schönen langen Vollbart. Berhaf tet. Männe verhaftet! Und er hatte eS doch, bei Gott, nicht getan. Den Mord nicht. Den nicht. Den Kasten gestohlen, allerdings; den elenden Kasten mit den lieben Erin ncrungen. Pfui Teuse und darum nun brummen müssen, darum deS 5" rdel angeklagt." -. Die Strafe war bitterhart. S Philipp Scheurer dachte erns...ch darüber nach. cl er etwa für seinen Sohn tun könne. Er hätte ihm so gern geyoi en; bann freilich mühte er r. - f.ii . ' ia) icioer vreiögkven. Und wenn er diese auch tun woll te in Wirklichkeit dachte er nicht ernstlich daran konnte er ihm uoeryaupl heisen? Der Brief? WaS besagte der Brief? Nichts. Und mit der Aus. lieferung jeneS Frieses lieferte er sich ni urprcijfr au. Nein. daS konnte bei aller Vater, liebe niemand von ihm verlangen. Wäre Männel Verhaftung nur vier undzwanzia Stunden früher erfolgt, hätte sich Über die Sache reden lassen. Nun waren die Würfel gefallen. Alles in allem, inwieweit der Ma ler Lafrentz mit dem Morde in Ver bindung stand, blieb dahingestellt. Natürlich würde er leugnen, bis auf Blut leugnen, und wer weih, ob ihm etwa nachzuweisen wäre. Etwaö Egoismus liegt nun mal in der menschlichen Natur. Philipp Scheurer sagte sich, eine Anzeige wür de niemals seinen Sohn von dem Verdachte befreien, da er keineswegs die völlig bewiesene Schuld eines anderen in Händen hielt. Mit der Auslieferung deS Briefes aber be raubte er sich einer Einnahme, die, wenn auch wenig einträglich, doch immerhin mitzunehmen war. ES dürfte sich,' nach seiner Meinung, empfehlen, vorläufig nicht überstürzt zu handeln. Seinen Sohn sollten sie schon wie der frei lassen. Wo waren die Be weise, daß er den Mord verübt? Alle diese Argumente schlössen al. lerdingS nicht aus. dah Philipp Scheurer wirklich unter dem Drucke der Verhältnisse litt. Dah er sich um seinen Sohn sorgte und ganz kopfhängerisch wurde. Zu gleicher Zeit sagte er sich, dah er durch die Verhaftung des Sohnes insofern m Mitleidenschaft gezogen werden würde, als man nicht um hin konnte, ihn in ein Verhör zu verwickeln. Natürlich wußte er von nichts. man konnte dreist eine Haussuchung bei ihm vornehmen. Das einzige, waS chrn Verhängnis voll werden konnte, war jener Brief. Der konnte natürlich nicht im Porte feuille stecken bleiben; ihn zu ver Nichten, wäre auch nicht ratsam ge Wesen. Philipp Scheurer sann angestrengt über ein passende! Versteck nach. Nir genbS wollte er ihm sicher aufgeho ben erscheinen. Es war doch schließ lich ein wichtiges Dokument. Ka pital. Plötzlich kam ihm eine Idee. Er stieß einen Pfiff aus, und der Brief verschwand hinter der bereits stark morschen Tapete des ZimmerS. Ganz anders als m der Behau sung Scheurers und bei Doris äu ßerte sich die Wirkung, die die Zei tungsnotizen über die Verhaftung auf den Regierungsrat hervorriefen. Max Ollenichlager atmete wie von einem Alp befreit auf. Gottlob . sagte er sich, .so ist die ser grauenvolle Verdacht von meinem armen Bruder genommen." Er eilte sofort auf das Pclizeiamt, um womöglich nähere Einzelheiten zu erfahren. Allerdings machte er emen Um weg; er muhte zuvor Doris fprechen, hatte er doch auch jetzt noch das groß te Zutrauen zu dem rechtschaffenen Mädchen. Er kannte den Diener des Sena tors nicht, hatte ihn vielleicht gese hen, indessen keine weitere Notiz von ihm genommen; jedenfalls mußte der Filou es verstanden haben, das sitt same Mädchen zu umgarnen und sie sich geneigt zu machen. Er fand, wie er eS erwartet, Do ris in sehr deprimiertem GemütSzu stand. Sie weinte und klagte sich an, mit Schuld an dem Tode der geliebten Herrin zu sein, da sie dem Hallun ken gestattet, sie zu besuchen. .So glauben auch Sie an seine Schuld? fragte der Reglerungsrat. Aber natürlich", schluchzte daS un glückliche Mädchen. Nur er kann'S gewesen sein. Gott mag wissen. waS der Mensch sich dabei für die Zukunft gedacht hat, jedenfalls ist er der Mörder, mag er leugnen- so viel er will." Der Regierungsrat lieh sich berich ten, wie sie dazu gekommen, sich mit dem Schurken zu verloben. Denken Sie nur nicht, daß ich in verliebter Laune gehandelt habe." beteuerte Doris. .Wie konnte der Mensch vernünftig reden, der Herr Regierungsrat hätten ihn nur mal hören sollen. Ich glaube, ich komme in meinem ganzen Leben nicht ül:? dieses Unglück herüber." Kriminalkommissär Penk empfing den Regierungsrat geradezu mit ei nem Hochgefühl. ,Na. was fagen Sie nun, Herr Regierungsrat? Nun haben wir ihn." .Ja, gottlob." stimmte Max Ol. lenschläger bei. Möchte er nur nicht so hartnäckig leugnen." Wir kriegen ihn schon mürbe. Er hat sich da ein kleines Märchen zu, Fortsetzung folgt). . Li tllchkS Erlebnis. . Ckizz von 21. St. El war nach Mitternacht. Die letzte elektrische Bahn fuhr schläfrig durch die öden Straßen, die unter den polternden Rädern unwillig er wachten. Der Strom summte leise in den glänzenden Drahten. Auf dem Hinterflur bei WagenS stand ein junger Mann. Die Ziga, rette, die er lässig mit den seinen Lippen Kielt, brannt nicht mehr. Er hatte beide Hände in die tiefen Ta schen seine dunkeln Mantels gesteckt und blickte ein wenig vornübergebeugt unverwandt in da? Innere der Bahn. Al, sie einstieg, hatte er sie nicht bemerkt, aber dann waren alle Leute außer ihr auSgestiegen, und nun sah sie dort hinten in der Ecke, ganz al, lein auf der kahlen, gelben Bank. Sie trug einen schwarz und weih gestreif ten Rock und ein schwarze Jackett. Um den bloßen Hali schmieate sich eine schwarze Perlenkette und fiel auf den schmalen Streifen der weihen Bluse. Auf ihrem Schoß (von ihren kleinen weihen Händen gehalten) lag ein Täschchen, au dem sie zuweilen ein winzige! Taschentuch hervorholte. 'Mit zitternden Fingern fuhrt: sie eS dann schnell an ihr Gesicht und über die Augen, die sie dann angstvoll umherschweifen lieh. alS fürchte sie. jemand habe sie beobachtet. Ein ent zückendes Gesicht war'S, daS unter dem großen schwarzen Hut h:rvor leuchtete wie au Marmor ge, hauen in prachtvoller Regelmäßigkeit. Er betrachtete sie mit jenem woh ligen Gefühle des Behagens, das ei nen alles andere vergessen läßt, und daS dem unruhigen Interesse voran geht, wie die Ouvertüre einer Oper das Motto zwar andeutet, aber nicht ausführt. Sie aber vermied eS offenbar, ihn anzublicken, sah starr an ihm vorbei aus den grauen, glatten Asphalt in die bläuliche Nacht. Unwillkürlich blickte auch er hin aber alles, waS er sah, waren die hohen, dünnen Bo genlampen. die ihr kaltes Licht wie Wasserfälle von feinen, weißen Strahlen zur Erde gössen. Erstaunt wandte er sich wieder um, denn er sah nichts, was ihm von Interesse dünkte. Aber immer noch waren ihre Augen fest ins Weite ge richtet. Dann sah sie weg. mit einer kleinen, zuckenden Bewegung, als er innerte sie sich plötzlich an etwas. Einen Moment begegneten sich ihre Blicke . . . Da sah sie schnell weg, wieder starrte sie mnaus aus einen Punkt, als suche sie etwas in der großen, dunkeln Leere. Danach träumte sie mit gesenkten Lidern lange still vor sich hm. Langsam schwoll das Interesse in ihm an. wie daS Crescendo einer So nate. Er konnte ihr merkwürdiges Benehmen nicht verstehen. Da My steriöse begann eine Gloriole um sie zu weben, und sie erschien 'hm mit jeder Minute blasser, zarter und ihr Geheimnis immer begehrenswerter. Und das Interesse begann sich zur Sympathie zu verklären. Er war eine jener Naturen, die nicht nur auf jede kleine Erschütterung in der Stim mung ihres Milieus erwidern, son dern die auch ihre eigene Stimmung in die Umwelt projizieren und sie mit ihren eigenen Gefühlen beleben. Und an diesem Abend fühlte er sich traurig, verlassen. Er war al lein im Theater gewesen. daS Stück hatte seine Seele ties erschüttert noch zitterte sie vor Mitleid, vor Ver langen, zu helfen und zu versöhnen. So sah er denn in ihr das Symbol der Hilflosigkeit, des lebenden Schmerzes, der zurückgehaltenen Trauer. Dieser zuckende, unruhige Blick, der immer etwas zu suchen schien, dieses ganz scheue, nervöse Wesen ließen seine Seele in tiefem Mitgefühl erzittern. Wie ein elektri scher Strom rann daS Verlangen durch ihn, mit ihr zu reden, ihr Ge heimnis zu erfahren aber wie ein elektrischer Strom paralysierte ihn dieser Drang, als er immer stärker wurde. Unwiderstehlich zog sie ihn an. Dah er' wiederum nach ihr-herllberblicken muhte. Scheu zuckte sie zusammen, und von neuem schien sie daS unbe stimmte Etwas weit draußen zu fes seln. Da hielt denn auch er seinen Blick von ihr ab. bis die Bahn mit einem Ruck an der Endstation hielt drauhen, im Vorort. - Sein Blut stockte, ein seiner Ge ruch von Veilchen benahm ihm fast den Atem, als sie an ihm vorbeiging rasch und ohne aufzublicken. Dann hatte er sie angesprochen. Seine Worte klangen ihm wie die eines fremden Menschen, hart und hohl. , Sie schreckte zusammen und blieb stehen. ES mag gegen die Geseke der Konvenienz sein, daß ich es wage, mit Ihnen zu reden ich weih nicht, wer Sie sind. Verzeihen Sie. ich glaubte in Ihren Blicken etwa zu lesen, waS ich auk eigener Erfahrung kenne. Das Mitleid läht mich die Schranken der Gesellschaft durchbre chen. Ich habe in Ihre Seele ge blickt " Mein Herr, ich kenne Sie nicht. Ich weih eS und doch Ihre Augen sagten mir, daß Sie leiden. Vielleicht haben Sie niemanden, dem sie Ihren Schmerz anvertrauen kon nen." .Meine Mutter wünscht nicht, dah ich mich von fremden Herren ouf der Straße ansprechen lasse." .Hundert Schritt vor Ihrer Woh nung will ich Sie verlassen und Kehrt machen. Aber bitte, sagen Sie mir, warum Sie traurig sind. Vlau, ben Sie nicht, daß eS Neugierde ist. die mich veranlaßt, mit Ihnen zu re den. Gibt e irgend etwas, dal ich für Sie tun kann, um Ihnen zu helfen?" Ich traurig? Mir wollen Sie helfen?" .Ja. denn Jhiien ist ein Lud ge. fchehen, daS Sie nicht sagen wollen, vielleicht keinem sagen können. Zwei, feln Sie, bitte, nicht an meiner gu ten Absicht." .Das tue ich ja auch nicht, aber Sie irren sich, mir ist kein Leid ge, schehen .Kein " .Und ich brauche auch keine Hilfe, Wenn Sie aber durchaus wissen wol, len, was mich bewegt, so will ich et Ihnen sagen. Kein Leid, aber eine große Freude ist mir heute abend widerfahren. Vielleicht ist' daS. waS Sie meinen. Ich habe mich vot einer Stunde verlobt." Eeiu lkhtes Wort. Skizze von Albrich Werde?. ES war an einem Sonntagnach mittag im Sommer. Julek sah vor seinem HauS und rauchte seine Pfeife, neben ihm war Janka, sein Weib, Janka, die Zigeunerin, die durch ihn. gestützt von seiner Liebe und seinem starken Arm. sich an ein geordnetes Leben gewöhnt hatte und eine tüch tige Bäuerin geworden war. Zu ihren Fühen spielte der kleine Michal. und mit stolzem Glück sahen die Eltern auf ihn herab. Da ertönt Pfcrdegetrampel. ein Wagen bog um die Eck?, gelenkt von einer jungen Dame. Es war Gra fin Anniella, die Tochter des GutS Herrn. Wie gebannt blickte Julek nach ihr: er hatte sie seit ihrer Kinderzeit nicht mehr gesehen, sie war im AuS land gewesen zur Erziehung; welch' blendende Erscheinung war sie nun ge worden! Nach einer Stunde kam der Wagen urück, diesmal fuhr er langsamer. Anniella sah den kleinen Michal: das schöne Kind muhte sie angeiogen ha ben. denn sie hielt die Pferde an. warf dem Diener die Zügel zu und sprang vom Wagen. Sie nahm den Kleinen auf den Arm und küßte ihn; dann sprach sie ein vaar freundliche Worte mit seinen Eltern, die ibr ehrfurchtsvoll die Hand küßten. Ehe sie den Wagen wieder bestieg. ' warf sie dem Knaben noch eine Rose zu, die sie im Gürtel getragen. Julek starrte dem Wagen nach bis er seinen Blicken entschwunden, dann entriß er dem Kmde die Rose und ging ms Haus. Janka batte ihn beobachtet und ein düsterer Schatten legte sich auf ihr Züge. Julek war wie ausgewechselt. Weib und Kind ristiertcn kaum mehr für ihn. er verdingte sich als Taglöhner im Edelhof und überlieh den Betrieb seines Anwesens ganz und gar seiner Frau. Janka konnte ihre Aufgabe allein nicht gereckt werden, alles ging allmählich zurück, aber er merkte es nicht; eS gab nur eins für ihn: Com tesse Anniella sehen, ihr die Hand küssen, ein freundliches Wort von ihr erhäschen. Es wurde Herbst; die Arbeit auf dem Edelhof war zu Ende; nun trieb sich Julek müßig im Wald herum, auf den Wegen, die Anniella zu rei ten oder zu fahren pflegte. Eine na menlose Angst um sie quälte ihn, seit er gehört, dah sich ein Bär in den nahen Wäldern herumtrieb. Schwer und düster hängen die Ne bel über dem Wald. Julek sieht in der Lichtung und rafft mechanisch dürres Reisig zusammen. Da knackt es seitwärts im Buschwerk, das Laub schwankt hin und her von einem schweren Körper bewegt, ein braunes Fell wird sichtbar zwischen den gelben Blättern: der Bär! Im selben Au genblick taucht am andern Ende der Lichtung eine Reitergestalt aus dem Nebel auf. Anneilla. die im Galopp über den weichen Boden fliegt, geraoe in der Richtung auf das Gebüsch, aus dem der Bär heraustrottet. Ei nen Atemzug später stehen sie vorein ander, das Pferd bäumt sich und wirft die Reiterin gerade vor das Raubtier. Schon will der Bär die Tatzen in sein Opfer schlagen, da trifft ihn Juleks Messer ins Herz; röchelnd sinkt das Tier zusammen, aber noch hat S mit seinen Krallen den mutigen Retter zu Tode gctrof fen. Blutüberströmt liegt Julek auf dem Rasen? Anniella beugt sich über ihn. da schlägt er noch einmal die Augen auf. mit einem brennenden Blick sieht er die Gräfin an. .Du mein Engel, mein schöner Engel", haucht er. Dann gedenkt er plötzlich seines vergessenen Weibes, bittere Reue über kommt ihn. .Janka, meine, Janka". stöhnt er. dann ist er tot. Janka hat nicht geweint, als man ihr die Kunde gebracht. Finster weist sie auch jeden Trost, jede Unterstüt zung zurück. Sie will verhungern und der kleine Michal soll auch ster den er ajUYiJt. ZUM inchr. denn der Wann, der tn Izi Lebe gege den. hat sie nicht mehr geliebt, er ist gestorben für eine andere, die. ob mit oder ohne Absicht, ihr fein Herz ent wendet. Bleich und ernst tritt Anniella bei ihr ein, aber daS Weib hat keinen Gruß für die Gräfin und weist ihre goldgefüllt Börse zurück. .Janka", beginnt Anniella sanft, .ich bin gekommen. Dir noch einen Gruß Deine Manne zu Lberbrin gen. Sein tzteS Wort war: Tu mein Engel. Janka. meine Janka." Da geht ein Leuchten über die Züge der armen Frau; fo hat er doch ihrer gedacht im Tode. Nun kann sie ihm verzeihen und seinen Sohn wieder lieben. Ihre Starrheit ist gebrochen, endlich kann sie weinen. Schluchzend drückt sie den Knaben an sich, und jetzt nimmt sie auch daS Gold, denn nun will sie leben für fein Kind, mit feinem Kind. - Abkssinische Tischsittkn. DaS .wie" deS EssenS. so berichtet ein Korrespondent auS AdiS Abeba, spielt bei dem überhaupt sehr zere moniellen Abessinier eine große Rolle, und eS gibt einen wohlauSgebildeten Komment, den jeder beachten muß, der der guten Gesellschaft angehören will. Man ißt an niedrigen, ungefähr 16 Zoll hohen, geflochtenen Tischchen an der Erde hockend und zwar nur mit den Händen. Die linke ist dabei verpönt. Bevor man zu Tisch gebe ten wird, reichen Sklaven Waschschlls sein herum, die sie nach den Anord nungen deS Zeremonienmeisters den Gästen in der Reihenfolge anbieten, in der sie dann zu Tifch gebeten werden sollen. Diese Ordnung entspricht streng der Rangordnung. Leute glei chen RangeS essen auS demselben Korb. Wer seinesgleichen nicht hat. der Kaiser also stets, ißt allein. Die Abstufung ist damit aber noch nicht erledigt. Es wird auch zu verschiede nen Malen gegessen, und zwar in der Weise, dah die einzelnen Gruppen von Rangstufen in der beschriebenen Weise, tafelnd sich einander ablösen bis herunter zu den Sklaven. Diese Einteilung beim Essen ist von beson derer Wichtigkeit für die Europäer. Bei Pferderennen z. B. bestimmt nämlich das Komitee jeweils,' dah ein Rennen offen sei für diejenigen, die beim Gibber des Kaisers nicht weiter entfernt als am fo und fo vielten Tisch sitzen." - Ich erinnere mich einer einzigen Ausnahme von der Regel, dah, der Kaiser allein essen muh. DaS war bei der Einweihung deS der Kaiserin gehörenden Hotel Jmprial". Da malS wurde ein diplomatisches Diner im Hotel veranstaltet, und der Kaiser Menelik ah mit an der Table d'Hote. Er sah übrigens nicht lange in west europäischer Manier auf seinem be quemen Sessel. Dann zog er ganz langsam, als er sich unbeobachtet glaubte, seine Beine herauf und fchlug sie unter. Es war dem lieben, alten Herrn bequemer so! Seine Frau nahm damals in einem Nebenzimmer hinter einem Vorhang an de: Tafe lung teil. Die Frauen essen niemals mit an der Tafel, sondern essen, was übrig bleibt. Es ist ein Genuh. eine gebildete Abessinierin essen zu sehen. Sehr graziös entnimmt sie mit spitzen Fingern kleine Bissen in Sauce ge taucht Jnchera und führt diese, ohne Materialverlust unterwegs, zum Munde, den sie nur so weit öffnet, wie nötig. Während der Europäer, der das nachzumachen sucht, sich ge wöhnlich bis zum Ellenbogen be schmiert, beschmutzt sich die Abessinie rin nicht einmal die Fingerspitzen. Selbst bei trockenen Speisen kommt es darauf an, wie man iht. Eine beliebte Speise sind geröstete Getreide körner. Diese werden auS kleinen Ton oder Holz-Schllsseln genossen. Wer aber viel davon auf einmal in den Mund schiebt, ist ein Bauer". Wer wenig, mit zierlicher Bewegung, aus nicht allzugroher Entfernung in den Mund wirft, ist ein Soldat (auch hier die vornehmere Kaste!) Allein zu essen, liebt der Abessinier gar nicht. Jeder sucht dazu Gesellschaft auf. Dem geehrten Gast schiebt der Hausherr gut zubereitete Bissen in den Mund. Alle fangen zu gleicher Zeit an und niemand darf vor dem Hausherrn aufhören. Ist man doch gekommen, um ihm Gesellschaft zu leisten. Aus demselben Grunde ist man auch verpflichtet, von zeder auf getragenen Speise zu genießen. Der Bauer fordert dazu auf mit Effen Sie!" Der Soldat, der Weltmann sagt Speisen Sie!" Man kostet also pflichtschuldigst seine ungefähr 20 Saucen durch, die aber alle vorgekostet werden, und zwar von der Magd, die sie zubereitet und aufgetragen hat Im Orient hat man stets Angst vor Gift. Sprechen während des Essens? ist erwünscht, man leistet ja Geselle schaft. Schwatzen ist nicht verpönt Während des Essens wird auS kleines Flaschen viel getrunken. Die ,Flasch wird mit der linken Hand zum Mun de geführt. ' Die Tafelfreuden sind recht schlech bestellt. Ein paar eintönige Geiger, die zu einem näselnden schlechten Ge sang noch erbärmlichere Musik ma chen. ein Narr, der blöde Sprünge ausführt, das ist wohl alles. , Der Abessinier ist aber 'darin seht an spruchslos. und er sieht c-n Geist und Körpzr erholt vom Tische' auk. Der Europäer dagegen erhebt sich mühsam, mit eingeschlafen Beinen, aus dem Hocksitz, fühlt sich angeödet, die Ein geweide von Pfeffer zrissen. von dem schweren Getränk benebelt und an Körper und Geist zerschlagen. Aber da nächste Mal macht mal doch ger ne wieder mit. da diese Täfelungen trotzdem einen eigenen Reiz haben. Besonder wenn man mit Land und Leuten erst mal ein wenig vertraut geworden ist. Für die Äuche. Blumenkohl mit Speck. Der gut geputzte Blumenkohl (je nach Größe 12 Stauden) wird mit ocn Blumen nach unten für 1 IM Stunden in kallk, mit etwaS Salz cder Essig gemischtes Wasser gelegj. damit die etwa in den kleinen Ver Lstelungen versteckten Würmer und Käfer herausfallen; dann setzt man 'hn mit Wasser und Salz auf und läßt ihn langsam fast gar kochen, worauf er auf einem Sieb abge tropft und wenn man ihn nicht im ganzen servieren will, in einzelne größere Rosen zerlegt wird. Vj bis j4 Pfund fetten Speck hat man in Würfel grschnitten zergehen und gelb werden lassen, lege den Kohl hinein, stäub! etwas Mehl dazu und läßt den Kohl langsam weich werden; dann gibt man ihm nebs. Speck und Speckfett in eine erwärmte Schüssel. Wenn der Speck zu sehr einbrät, muh man mit ein wenig zerlassener But ter nachhelfen. Mandelkaltfchale. Einige fllße und e'me bittere Mandel werden abgezogen i.nd gerieben oder fein ge stoßen. Dann gibt man sie in ko chendheiße Milch, läht sie gut aus ziehen, legiert die Suppe mit einigen Eidottern, rührt sie durch ein Sied und stellt sie kalt. Inzwischen hat man Eiweiß recht steif geschlagen und mit dem nötigen Zucker, Vanille oder Zimmt gemischt. Bon dieser Masse sticht man Klößchen ob, setzt sie zum Garwerden erst in kochende Milch und legt sie dann in die Kaltschale. Einfacher Nachtisch von gekochtem Reis. Man kocht den in kaltem Wasser mehrmals ab gewaschenen Reis in einem Doppel kessel mit etwas Salz gar. Am be sien ist es. wenn man Milch dazu ixrwenden kann, andernfalls nimmt man Wasser. Der Reis sollte sehr steif eingekocht und gut gar sein. Man nimmt eine recht flache Schüssel, oder eine Kuchenpfanne, bestreicht dieselbe mit Butter, streut Zwieback oder Brotkrumen darüber und streicht den : m ' r t -i - . i ... ncis in mäßig ounnjj vage in oie Pfanne. Ueber den Reis streut, man entkernte Rosinen, die man 10 Mi nuten in kochendem Wasser ziehen lieh, und dann abgegossen hat. Man rührt die Rosinen leicht in den Reis, gibt etwas zerlassene Butter darüber und bäckt den Reis im Backofen hell braun. .Mrnr streicht Marmelade darüber und reicht den Pudding mit süßem Rahm oder mit Milch kalt zu Tisch. Am besten schmeckt Orangen Marmelade dazu. Gefüllter Hammelschle g e l. Man spalte einen Hammel schlegel, löse die Knochen heraus, klopfe das Fleisch tüchtig, wasche es und reibe es mit Salz und Pfeffer ein und bereite nun folgendes Füll sel: Man wiegt Speck, ein in Milch eingeweichtes und dann ausgedrücktes Brötchen und Zitronenschalen klein; rührt Eier, das nötige Salz, ein w: r.ig gestoßene Nelken ; und Pfeffer daran und mengt alles gut unterein ander. Damit füllt man den S5e gel und bindet ihn ?u. Dann belege man eine Bratpfanne mit Sveck. Schmkenfchnihchen. Zitro:.:nsch.r,i. Zwiebeln, Lorbeerblättern und New ken, lege den Schlegel darauf, lasse ihn langsam dünsten. Wende ihn öf terS um, bis er ein wenig braun wird, 'ehe gute Fleischsuppe und --tti.r...'", M?pss: fr,.. ... vollMadeira dazu. Dleähe wttd" gerührt, bis der Brei ganz glatt und gleichartig ist, und wird dem Pa t,enten auf geröstete Brotschnitten , strichen, gereicht. Je nach , dem Kräfiezustand kann auch anstatt der Butter in gut geklärter Eidotter mit dem Brei verrühr werdez ,