Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 18, 1913, Image 6

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    TZküche Omaha Tribune. Csmkts, Itt 18. J,r ttl?
ull. jg - .!tj;;i -
Zn Dunkel gelzüllt.
Roman den
mW Wfrf ' , iTIflll
(IS. Fortsetzung.)
m sah tiefer, liebe Jutta. Sie
hatte ihre Bruder Ruin schon lang
t:ot Augen, ehe er sich selber der Ban
gen Tragweite seiner, oder dielmehr
seiner Frau VerschwendungSaesucht
IfTvH ward. Immer reue HilsSquel
len mußten ersonnen werden, um
Geld in die Kasse zu bekommen. Wie
Viag Georg litten haben."
.Und so schwach, so schwach."
' .Ja. die Liebe. Jutta. Wir len
den sie doch auch. Wie haben wir
siegen ein widrige! Geschick onge
kämpft, und Jutta. Hand auf Herz,
smd wir jemals völlig zur Ruhe ge
kommen? Ich nicht, mein Kind. Und
Sie?'
- Lassen wir die Vergangenheit tu
l)kn. lieber Max. Man war juni
und datte heches Blut, das läßt sich
uicht so leicht zur Nuhe bringen. Ich
bin aber doch nicht so aanz arm gewe.
sen alle diese Jahre. Dürfte ich mich
doch in Ihrer Freundschaft sonnen, in
einer so treuen Freundschaft, die so
selbstlos war."
.Wer eine Jutta Cchwerdtfegcr ge
lannt hat. muh selbstlos werden, und
was Sie Freundschaft nennen. Jutta,
ist nur eine große, wirklich uneigen
ützige Liebe. Tie Liebe ist geblieben,
trenn sie auch in ruhigere Bahnen ge
riet. Wer eine Jutta Echwerdtfeger
geliebt, ist ihr sürs ganze Leben ver
fallen."
Das ältliche Fräulein schüttelte mit
traurigem Lächeln den ergrauten
Scheitel.
.Sie beschämen mich in Ihrer gro
fcen, großen Güte, lieber Maj. Nur
wer so liebt wie Sie, so treu, so wahr,
so selbstlos, kann nicht vergessen.
Manch Anderer hätte sich wohl über
den Verlust der kleinen Lehrerin getrö
stet und wäre zur Tagesordnung über
gegangen." .Ja. es gibt solche Leute, aber
mein Bruder und ich gehören nicht zu
ihnen."
Wie geht es Georg?" lenkte Jutta
von dem Thema ab.
.Die Aerzte haben wenig Hoff
nung auf völlige Wiederherstellung"
.Wie traurig für ihn und für die
Angeyorigkn.
. .Fast möchte ich unter diesen Um
ständen wünschen, ein sanfter Tod
erlöste ihn. Wenn er lichte Augen
blicke hätte, stünde ihm Schweres be
vor." .Sie meinen, weil er so gänzlich
tor dem Nichts sieht, auch Leonie
ihm zu schaffen machen würde unter
den veränderten Verhältnissen?"
.Auch das. selbstverständlich. Es
ist jedoch noch ein weiterer Grund
zu recht ernster - Besorgnis vorhan
den." ; .Noch ein weiterer Grund?"
' Ja. liebe Jutta. Ihnen kann ich
mich wohl anvertrauen. Mein armer
nglücklicher Bruder soll am sechsten,
also am Todestage Willis, bei ihr ge
wesen sein."
. , .Und wenn was weiter?"
.Man sucht doch vorläufig den
Mörder unter den Besuchern, die am
Nachmittag draußen in der Villa in
Horn waren."
.Allmächtige: Gott, man glaubt
doch nicht!"
.Ich erhielt vor einigen Tagen eine
Vorladung auf das Kriminalkommis
sariat. Hier legte mir der Kommis
sar, der in unserer Sache tätig ist,
die, Frage vor, ob ich davon wüßte,
daß mein Bruder am sechsten bei sei
ner Schwester gewesen."
.Nun?"
.Ich konnte natürlich darüber
keine Auskunft geben. Allein es sind
zwei Partner oa, oie irrn geiannr va
ben und ihn beim Eintritt in die
Villa gegrüßt haben wollen. Ein
wandfreie Leute "
.Das sagt doch aber nichts."
.So meinte ich wirklich auch
und ich glaube, ich war ziemlich er
regt bei dem Gedanken, daß auf Ge
org der leiseste Verdacht fallen könne.
Der Kriminalkommissär erklärte mir
kurzerhand, daß natürlich von einem
Verdacht keine Rede sein, könne, aber
kein noch so geringes Moment dürfe
außtt . Acht gelassen werde. Aber
trotzdem der Beamte mir erklärte, daß
kein Verdacht gegen meinen Bruder
vorläge, ließ er doch durchblicken, daß
derselbe -vor , dem Konkurs gestan
den." , -
.Mein .Himmel, mein Himmel,"
klagte Jutta und rang die Hände.
Ist ei noch nicht LeideS genug?"
Ich nahm mich natürlich Georgs
mit großem Eifer an, sprach von dem
eukn Einvernehmen, das zwischen
uns drei Geschwistern stets geherrscht;
der . Kriminalkommissär , unterbrach
mich nicht.. Er versuchte die Erre
jung, in die, ich mich hineingeredet,
dädurch abzuschwächen, daß er mir
des langen und breiten cuseinander
kuit. leichsam wie sich selbst ent
s .huldigen.. daß es Pflicht der Si
c' critspölizei , sei. .den rätselhaften
'':d ':, der Dame 'aufzuklären. Es
' bch fest, man könne dem Mor
' ':n Standes , er auch sei,
: r-rmmerten' Genuß der
1 ja ihm, dadurch eine
l'JX - J1ir
A. .Wilden.
Wiederholung solch ruchloser Tat er
möglichen. Deshalb müsse sich jeder
einzelne, der. bei der Dame verkehrt
habe, die Unannehmlichkeit von Nach
forsckiungen gefallen lassen."
.Wir müssen hören und prüfen."
sagte der Beamte. .Und wenn wir
auch keinen Verdacht haben, so schlie
ßen wir doch auch niemand von ei
nem Verdacht aus."
.Tarin hat der Mann vollkommen
recht." schloß Maz Ollenschläzer sei
nen Bericht.
.Aber das ist ja alles schrecklich."
stieß da? Fräulein hervor. .Zu
schrecklich, um überhaupt nur nach
gedacht zu werden. Der arme Georg.
So viel brach schon über ihn herein,
und nun möchte man ja nur wün
schen. er verbliebe noch eine geraume
Zeit in seinem traurigen, gänzlich
apathiscben Zustand, nur um ihm
daS Schrecklichste zu ersparen, waZ
den schwergeprüften Mann treffen
kann der Verdacht, feine eigene
Schwester ermordet zu haben."
Das ist es, was auch mich schwer
trifft." erklärte der Regierungsrat.
.Obgleich ich nochmals wiederholen
muß, daß der Kriminalbeamte von
seinem Standpunkte aus recht hat.
Er erfüllt nur seine Pflicht, und diese
kennt keine Rücksichten auf den Ein
zelnen. Man kann sich doch der An
nähme nicht verschließen, daß der
Mörder unter den Personen zu suchen
ist. die an jenem Abend bei Milli
waren. ES muß auch schwer in die
Wagschale fallen, und liegt daber zu
ungunsten meines Bruders, daß wir
nichts von dem Vermögensstande un
serer Schwester gewußt, also immer
hin berechtigt waren, eine große Hin
terlassenschafi zu erwarten. Der Tod
der Schwester konnte somit dem in
zerrütteten Verhältnissen Lebenden
nur von Nutzen sein."
.Aber. Max '
.Ich stelle die Sache natürlich in
dem Sinne des Kriminalbeamten
dar." betonte der Regierungsrat.
.O meine arme Milli." jammerte
Jutta. .Das solltest Du wissen, die
Du so an den Deinen hingst, wie
man Deinem Bruder Georg mit
spielt. Daß der Aermste für seinen
Leichtsinn so bitter büßen muh. Was
auch immer ihm und den Seinen zu
gestoßen ist. dieses ist daS Härteste
von allem."
.Es ist ja leider so gar kein ande
rer , Anhaltspunkt zu gewinnen."
stellte der Regierungsrat fest. .Es
war allerdings noch mehr Besuch
da."
.Woraus schließen Sie das?"
Doris fand zwei benutzte Wein
gläser bei ihrem Nachhausekommen
vor, welche Milli und Georg genügt
haben dürften; ferner jedoch noch drei
benutzte Glasteller sowie drei Likör
gläser. Daraus muß man doch schlie-
ßen. daß ern weiterer Besuch dage
wesen, und zwar müssen es zwei
Menschen gewesen sein. An diesen
Tatbestand klammere ich mich mit
aller Macht. Allein wie diese Men
schen ausfindig machen, sofern sie sich
nicht selber melden?"
Sie werden sich hüten," fiel Jutta
eifrig ein. .Wer sich nicht in Gefahr
begibt, kommt nicht darin um. Denn
ob sie sich auch meldeten, von dem
unwürdigen Verdacht befreite es sie
nicht. Sie hätten eine Menge Sche
rereien davon und manche Verhöre
zu bestehen. So etwas vermeidet
man gern."
.Das ist's. Sie weiden sich sagen:
.Um Gotteswillen still. Nach Lage
der Dinge können wir dann in des
Teubels Küche kommen, also nicht
gemuckst." Und lassen lieber einen
Unschuldigen in falschen Verdacht
kommen."
.Traurig, gewiß. Wir würden
nicht so handeln. Aber es ist zu der
stehen, weil es allzu menschlich ist.
Was geht mich aber der Andere an,
wenn ich es doch schcn mal nicht ge
wesen bin? Es würce den Anderen
ja auch gar nicht einmal freisprechen.
Und schließlich könnte n der Täter
gewesen sein, da ich's nicht war."
.Wahr, wahr."
.Welch ein Glück, daß Frau und
Tochter geborgen sind. Hoffentlich
sickert nichts von dem unwürdigen
Verdacht in die Öffentlichkeit durch,
so sehen die Armen -doch wenigstens
nicht die dunklen Wolkenballen, die
sich an ihrem Lebenshorizont von
neuem auftürmen."
Der Regierungsrat erhob sich. Er
legte den Arm sanft um die kleine,
zitternde Gestalt.
Meine Jutta nimmt so innigen
Anteil an allem. Es sind für mich
glückliche Stunden, die ich hier bei
Ihnen zubringen kann, wo ich Ver
ständnis finde und mir so manches
von der Seele reden darf."
.Das ist doch natürlich. Max. Ihr
Schicksal ist doch eng mit dem mei
nigen verknüpft; was Sie trifft,
trifft mich mit, in Freud und Leid."
Es war wenig Freude in allen
diesen Jahren zu verzeichnen," meinte
der Regierungsrat bitter.
Jutta senkte wie : schuldbewußt
den Kopf. nd iöre Auaen finicn jub
mit Tra. Doch wurde sie schnell
wi, Hkrrin ihrer Gefühle. Sie
hatte in einem langen Leben Selbst
beherrschunz üben gelernt.
.Auf Wiedersehen. Jutta Ma?
Ollenschläzer drückte die Hand der
kleinen Dame, daß sie schmerzte.
.Auf Wiedersehen." sagte auch sie.
.Kommen Sie, lieber Mar, so oft
Ihr Her, Sie hertreibt. Ich bin
immer für Sie da. Immer. Ma?.'
All Jutta ins Wohnzimmer zu
rückkehrte. lugte dal hübsche Gesicht
det Bruder? durch den Spalt der an
deren Tür.
.Darf ich wieder hineinkommen mit
meiner Arbeit. Jutta?"
.Ja. komme nur. lieber Hanö. Du
hast einen so schönen Kaffee gekocht,
der unk prächtig schmeckte."
.DaS freut mich. Jutta. Ja. so
einen Besuchskaffce zu bereiten, will
verstanden sein."
DaS Kaffeegeschirr war schnell be
seitigt. Tann saß HanS wieder am ovalen
Sofatisch, und Jutta steckte die
Lampe an.
Zwölfte Kapitel.
Sauwetter!" flüstert: Pbilipp
Scheurer. als er seine unwirtliche,
kalte Bude betrat. .Nichts zu wol
len. Hat'S denn gelohnt beute?"
Er zog sein schmuyigeS Portemon
naie hervor und schüttete den Inhalt
auf den Tisch, wo er zwischen Brot
krumen. Wurstpellen und Kaffcelachen
herumrollte.
Ter würdige Herr haschte danach
und lachte.
.Wollt ihr wohl, ifcr lockeren Ge
sellen. Die paar Kröten gehen einem
gar zu gern auch noch in die Wicken.
Hundsgemein das ganze Leben. Na.
mal erst ein bißchen für die Gemüt
lichkeit sorgen. Wärme muß der
Mensch von außen und von innen ha
ben." Er begann mit dem Kleinmachen
von alten Holzschachteln.
Vor dem Ofen hackend, heizte er
ein. Dabei fetzte er, nach Art ein
samer Leute, sein Selbstgespräch
fort.
Wer als Pechvogel geboren ist,
bleibt ein Pechvogel sein Lebenlang.
Daran ist nun mal nicht zu rütteln.
Bin ich etwa nicht ein solcher Pech
vogel? Ich bin's. Männe, nun, er
ist noch jung, und die Idee mit der
Doris ist nicht ohne. Obgleich
na ja, so ganz rein ist er auch nicht
an den Gräten. Und natürlich auch
einer von denen, die Pech haben.
Die Geschichte von neulich zeigte es
deutlich. Man sagt wohl, wovon der
Mensch nichts versteht, davon soll er
seine Finger lassen. Ja, das redet
sich so einfach daher. Man wird da
oftmals in Situationen hineinge
drängt, die dem geborenen Pechvogel
natürlich nicht bekömmlich sind."
Das Feuer flackerte lustig im Ofen.
Männe war dem alten eisernen Kum
pan letzthin mal energisch zu Leibe
gerückt; er rauchte wahrhaftig nicht
mehr. Vorläufig nicht.
Philipp Scheurer erhob sich, rieb
sich die Knie, die ihm beim langen
Sitzen vor dem Ofen steif geworden,
und murmelte: Ob Pechvogel oder
nicht, das ist nun Wurscht; wollen
mal sehen, wie sich die Sache anläßt.
Bringt's keinen Vorteil, Schaden
kann's auch nicht bringen."
Der Kessel im Ösen stimmte sein
melodisches Lied an.
Ja, freue Dich nur. alier Käme
rad." lachte Philipp, in gute Laune
versetzt. Vielleicht singe ich noch
heute abend mit Dir um die Wette.
Wollen sehen, wer's besser kann." '
Das auf den Tisch verstreute Geld
steckte er zählend ins Portemonnaie
zurück. .Zwei Mark fünfzig sind's.
Aber wann gibt's wieder was?"
Es wurde immer gemütlicher in
dem kleinen Raume; der Ofen spie
eine Glut von sich, als solle ein Ochse
darauf gebraten werden.
Philipp Scheurer tat die Wärme
wohl.
Nachdem er seinen Vorrat an mit
gebrachter Wurst und Brot verzehrt
und mehrere Glas Grog getrunken,
warf er sich aufs Bett, um sein Mit
tagsschläfchen zu halten.
Er schlief auch lange und fest. Es
war dämmerig, als er erwachte.
Da erhob er sich und machte sorg
fältig Toilette vor dem kleinen Spie
gel mit dem großen Riß. Als er
fertig war, musterte er feine Figur
noch einmal vom Kopf bis zu den
Füßen, fühlte nach der linken Brust
tasche seines Paletots, , und als er
sein Portefeuille sicher am gehörigen
Platze wußte, verließ er befriedigt
das Haus.
Er war genau orientiert. Um
halb sieben stand er vor der Tür des
Kunstmalers Hugo Lafrentz.
Um diese Zeit traf er den Mann
zu Hause, der , alsdann gleich ihm
nach dem Mittagessen, welches aller
dings etwas üppiger ausfiel als das
seinige, seine Siesta abhielt.
Hugo Lafrentz speiste in seinem
Stammlokal unter gleichgesinnt
Seelen um drei. Um vier pflegten
die Freunde ein Caf6 aufzusuchen;
um fünf wurde von den Strapazen
dieser Leistungen ausgeruht.
Ein Verdauungsstündchen mußte
man dem Manne entschieden lassen,
um eine einigermaßen zugängliche
Stimmung bei ihm vorauszusetzen.
(Ttcitfefcuna folat).
?erTlskrundtrSer.
Eine cllinrif&e Geschichte au Um
Tschung-l.
In Indien, wo eS so schön, so heiß,
ober auch so gefährlich ist. lebte sin
mal ein Ochse und ein Esel, die bei
de keinen eigentlichen Herren hatten,
jedermann betrachtete sie daher nach
seinem Gutdünken als sein Eigentum,
und wenn er Bedarf nach ArbeitS
kräften hatte, belud er die beiden Tie
re mit Steinen, mit Baumstämmen,
mit Säcken voll Getreide und ließ
OchS und Esel für sich Lasten tragen,
ohne ihnen ein anständicZ Futter i'i
geben oder sonst so für. sie zu sorgen,
wie ein vernünftiger Herr S mit
feinen Haustieren und Arbeitshelfern
tun soll. Da sagte eine TageS der
Ochse zum Esel:
.Hör' mal, Kamerad, ich kin wie
der einmal so hunarig. dß ich die
Geschichte satt habe. Jedermann
alaubt dai Recht zu haben. unS al
leg mögliche aufzuladen, und unsere
Rücken sind bereits ganz wund und
zerscheuert. Ich gehe lieber in den
Wald und will für mich alleine sor
gen. Ich denke. Du kommst mit."
.Machen wir", sagte der Esel, und
so zogen die beiden denn in die Wild
niS, wo sie nichts zu arbeiten hatten
und sich ihr Futter nach Herzenslust
ftchen konnlen. Das war ein? Herr
liche Zeit und die machte den Esel
übermütig.
Tu", sagte er eines Nachmittags,
als er sich besonders gut angefressen
h''tik. ich glaube, mein lieber Ochse,
ich muß heute etwas anstellen."
.Laß daS lieber fein." meinte der
bedächtige Ochse, ohne überhaupt zu
wissen. waS der Esel vorhabe.
Ich muß aber." sagte der Esel,
,.Und wenn ich schon nichts anderes
kann, so muß ich wenigstens singen,
denn ich bin wahrhaftig quitschoer
gnügt." .
Sei kein Esel", sagte der Ochse.
Tu hast wohl schon die Prügel rer
essen, die Du den den Bauern be
kcmmen hast, so daß Dein Rücken
ganz wundgcschlagen war? Weil es
Dir jetzt ein paar Tage gut geht,
willst Du schon singen? Du denkst
wohl nicht daran, daß wir hier im.
Dschungel sind und Dein Gesang
der Himmel behüte mich davor
nicht nur die Bauern, sondern einen
Tiger heranlocken könnte, der uns
dann beide auffrißt. Was dann?"
.Laß die Bauern kommen! Laß
L viele Tiger kommen, wie viele Lust
haben. Ich bin nun mal in der
Stimmung zu singen und ich singe
eben."
Ter Esel erhob tatsachlich seine
Stimme und begann zu iahen, daß
die Bäume erzitterten, und Affen und
Vögel mit lauten Gekreisch davcnsto
ben.
Ter Ochse aber sprach:
Na. mein lieber Esel, das nennst
Du also Gesang Ich sehe darin in
keiner Weise etivas Schönes, wirk
lieh und wahrhaftig nicht. Tagegen
finde ich es gefährlich, darum werde
ich mich empfehlen und in Zukunft
für mich allein sorgen. Mir - er
scheint der ruhige Genuß praktischer."
Damit empfahl sich der Ochse.
Aber er war kaum einige Schritt
gegangen, als ein halbverhungerter
4sci jcin yaupi zu iqutteln begann
und zu sich sagte: .Ich bin hungrig,
sehr hungrig sogar. Es ist also eine
Gabe des Himmels, die mir da in
Gestalt dieses lustigen Esels entgegen
kommt." Ich will kein' Ochse mehr sein,"
dachte der Ochse, .wenn nicht da was
Unangenehmes passieren wird.
Das passierte auch
Ich will mir erst mal den Ochsen
vornehmen und den Esel zum zwei
ten Gang aufsparen," knurrte der
Tiger, und mit einem Satz sprang er
auf den Ochsen los.
Der Esel hatte die Geschichte beob
achtet. Das Gefühl der Kamerad
schaft und vielleicht auch der Reue
über seinen unzeitgemäßen ' Gesana
bewog ihn. dem Ochsen zu Hilfe zu
eilen. Geschickt faßte er den, Tiger
mit den Zähnen , am Genick, so daß
dieser nicht beißen konnte, und bear
beitete dann den mörderischen Angrei
fer derart mit seinen Hufen, daß die
sem Hören und Sehen verging. Der
Ochse machte sich indes eilig aus
dem Staube und floh nach einem
sicheren Platze. ,''
In diesem Augenblick ging . ein
Bauer vorüber und sah die etwas er
staunliche Szene.
Was? Ein Esel überwältigt ei
nen Tiger? Das habe ich in meinem
Leben noch nicht gehört."
Sein Erstaunen wurde noch grö
ßer, als der Tiger, dieser bösartige
Menschenfresser, ihn sogar um Hilfe
zu bitten begann. ' ' -
.Oh. Bauer," flehte er, siehe mir
bei und befreie mich von diesem nie
derträchtigen Esel."
.Ich denke gar nicht dran." sagte
der Bauer, was Dir auch geschieht,
eö neschieht Dir recht."
Ich beschwöre Dich bei Gott und
bei seinem Propheten, ich bitte Dich
inständigst, befreie mich aus dem Ge
biß des Esels." '
Bewegt durch diese religiöse Be
schwörungsformel erhob der Bauer
seinen Stock und versuchte den Esel
fortzujagen. Der wurde aber durch
die Schläge noch wütender und ver
biß sich immer mehr in das Genick dei
latri.
.Schlag' ihn tot. o Bauer, schlag'
ihn tot. sonst bricht er mir noch den
Hall."
Der Dauer ging nun ernstlich auf
den Esel lol. und a!S dieser merkte,
daß er ei nun mit zwei Gegnern zu
tun hatte, ließ er von dem Tiger ob
und entfloh nach dem gleichen ge
scbiitzlen Platz, wo er auch seinen
Freund, den Ochsen, wieder an
traf.
Der Tiger lag erschöpft, keuchend,
blutend am Boden, und die Gedan
ken. die ihm kamen, waren nicht geeig
net, seine Schmerzen zu lindern.
Wäre eS nicht besser gewesen, zu
sterben, als noch eine schmähliche
Niederlage von einem öesel zu er
dulden? Dieser Bauer wird eS dazu
noch überall erzählen und alle Tiger
werden eS erfahren. Ich glaube. eS
ist daS Beste, ich räume diesen unbe
cjuemen Zeugen ouS dem Wege.
Bauer, ich werde Dich jetzt um
bringen." sagte daher der Tiger, und
schickte sich zum Sprunge an.
Mich umbringen? Warum denn?'
.Ich muß Dich umbringen, weil
Tu Zeuge meiner Schmach warst. Tu
wirst überall erzählen, wie ein Tiger
von einem Esel besiegt wurde, und
olle anderen Tiger werden mich ver
achten. Tote Leute aber erzählen kei
ne Geschichten, und mit Dir wird zu
gleich auch meine Schmach aus der
Welt verschwinden."
.Tu undankbare Bestie." fchrie der
Bauer. daS ist die Belohnung da
für. daß ich Dich von dem Esel be
freit habe? Uebrigens, Tu kannst
beruhigt sein. Ich gebe Dir mein
Wort und schwöre es Tir zu, nicht
einen Ton darüber zu verlieren, und
verspreche Dir auf das feierliche ewi
ges Stillschweigen."
Taraufbin begab sich der Bauer
noch Hause, gefolgt von dem ganz
entmutigten Tiger.
Die Bäuerin kam ihnen auf der
Schwelle entgegen.
.Wo warst Du so lange." herrschte
sie den Mann an.
Ich habe die wunderbarste Ge
schichte von der Welt erlebt." sagt:
der Bauer, .aber ich will Tir nicht
erzählen, was es war."
. So. Du willst nicht? Ich aber
will! Und wenn Du nicht gleich alles
baarklein berichtest, verdresche ich
Dich, daß Tir die Seele weich wird."
Ja doch, ich will schon erzählen.
Aber das sag: ich Dir gleich, wenn
ich's ine, werde ich aufgefressen."
Du bist wohl verrückt was?
Auf der Stelle erzählst Du mir.
was Du g'seben best."
Da erzählte der Mann seinem Wei
be das Abenteuer, und der Tiger
konnte jedes Wort hören.
Na warie. Dich kriege ich noch!"
beulte er wütend, denn er wußte, nun
blieb seine Geschichte sicher nicht mehr
verborgen, denn am Abend werde es
bereits da? aan? Tor? wissen.
.Na siehst Du." sagte jetzt der
Bauer zu seiner Frau, wie der Ti
ger böse ist? Nun geht's mir an den
Kragen."
Ach was! Schlangen und Tiger
kommen nicht zweimal an denselben
Ort. Mach' daß Du weg kommst,
rnd geh' an Deine Arbeit."' Und als
er noch zögerte, ergriff sie einen Stock
und trieb den Mann aus dem Hause.
Besser in die Krallen eines Tigers
gefallen, als in die Hände eines bösen
Weibes. Besser von einem Tiger ge
fressen, als von einem Weibe gefchla
gen." seufzte der Bauer.
Der, Tiger ließ auch nicht auf sich
warten. Er kam hinter dem Hause
hervor und machte nun dem Bauer
die bittersten Vorwürfe über desse,:
Wortbruch. '
Du hast auf mich keine Rücksicht
genommen, so nehme ich auch keine
mehr auf Dich." schrie der Tiger, und
schickte sich an. den Bauer zu zer
reißen. Die Bäuerin hatte aber das laute
Gezänke gehört. Sie ergriff ein
brennendes Scheit und sprang au?
den Tiger zu, dem sie das glühende
Holz so krätig um die Ohren schlug,
daß diesem in doppelter Weife die
Funken vor den Augen sprühten. Das
wütende Gesicht der Bäuerin flößre
ihm dazu solchen Schreck ein, daß er
schleunigst Reißaus nahm und sich
nie mehr in dieser Gegend, in der
er so viel Schmach hatte erdulden
müssen, sehen ließ.
Der Bauer jedoch, der innerlich erst
so sehr über sein Weib gemurrt hatte,
dankte nun Gott, daß die Energie
dieser Frau ihm das Leben gerettet
hatte. ; '
5
Aber Ihr sollt dreierlei daraus
lernen, meine Freunde," schloß der
alte Inder seine Erzählung. Er
stens, daß Ihr nicht übermütig wer
det im Wohlleben und Euer Glück
laut ausposaunt, wie es der Esel ge
tan hat denn das lockt nur Eure
Feinde herbei. Daß Ihr den Schwä
cheren und scheinbar Dümmeren nicht
verachten sollt, denn es ist nicht gar
so selten, daß ein Esel einen Tiger
besiegt. Drittens aber nehmet hin
:n der Ehe, was Euch Gott gegeben
hat, und auch die schwere Hand des
Weibes kann zu etwas gut sein
doch was das Weib betrifft, meine
Freunde, so will ich Euch nichts wei
,er sagen. Mehr als sonst sind in
diesem Punkte Allays ege öunkei
und veiboraen.
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.hi-jt--i.--i
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In den Revers liegt der l?l,arakrr M .stümS. Nach 5'errenart nemachte
MeperS werden hctzutlip,e kellen bei grauem Uosmmen nemackt: der allgemeine
ttcsclninck srlikint sich viclmedr ornamentalen RcverS und exzcntriscken ffaconS zu
zuwenden. Icii hier nbaebilöcte Atuiiiini ist aus t'lau meliertem uiting in emem
diaaonalen ttcivcbe. mit Manschetten- mit .Vtraaenb-fatj con schwarzen Litzen.
T'laii-r Plüsch, der mit 5em Ainitiim (mmimiicrt, bildet die runden SteoerS und
den Bandteil der Manschetten- l!S ist dies ein Promenade-Ztoslüin und hat einige
falMen an der Seite des ÄockeZ. der fitrj genug ist. lim die Knöpfschuhe, sehe
jii lassen.
Ein Werk deutscher Technik.
Tie neue Brücke Lber den Hoauli in
China.
Durch die mittleren reichen Acker
bauprovinzen des Reiches der Mitte
fließt ein mächtiger Strom, den der
Volksmund die Sorge Chinas" ge
lauft hat. Nicht mit Unrecht, denn
kaum irgendwo auf Erden gibt es ei
nen tückischeren Gesellen als den
Hoangho. den gelben Fluß. Me,:
als einmal im Lauf der Jahrtausende
hat er seinen Lauf willkürlich verän
dert. das komplizierte Teichsystem
durchbrochen. Hunderttausende von
Menschenleben vernichtet und Not und
Elend Lber weite Gebiete gebracht.
Der gelbe Fluß führt in seinen
reißenden Fluten auS den Hochebenen
Tibets und den Wüstengebieten der
Gobi, die sein Oberlauf durchzieht,
unendliche Mengen in feinste Par
tikelchen aufgelöster Lösmassen mit
sich. Das gab ihm den Namen der
Gelbe". Diese Sinkstcffe lagern sich
ständig ab und erheben sein Bett
mehr und mehr, verändern es dau
ernd, so daß die Flußsohle oft hö
ber als die weiten angrenzenden
Ebenen liegt, riesige Deichbauten not
wendig sind und täglich neue Gefahr
droht. Diesen Strom, nächst dem
Jangtsekiang der gewaltigste Chinas,
mußte dicht vor der Hauptstadt der
Provinz Schantunq, Tsinansu, die
mit deutschem Gelde erbaute Tieni
sin Pukow-Bahn überschreiten, die
Tientsin und damit auch Peking, die
Hauptstadt des Nordens, mit Nan
king. der Hauptstadt deS Südens
verbindet. Deutschen Ingenieuren
war die schwere Arbeit des Brücken
baues zugefallen. Die Maschinen
fobrik Augsburg Nürnberg hat sich
dieser Aufgabe in glänzender Weise ge
wachsen gezeigt, und vor kurzem fand
an Ort und Stelle im Beisein der
deutschen und chinesischen Bertreier
aller Stände die feierliche Brücken
weihe statt.
Unendliche Schwierigkeilen sind bei
dem drei Jahre währenden Ban zu
überwinden gewesen, der aus jedem
bergebrachtenSchema herausfiel. Noch
ist man in China nicht so weit, daß
man den Wert moderner VerkehrZmit
tel voll erkannt hat. Es würde
Bände füllen, wollte man all die
Jntrigen, hinterlistigen Spekulationen
und abergläubigen Boshaftigkeiten
der Chinesen aufführen, unter denen
die Bauleitung ständig zu leiden hat
ie. Der Ingenieur muß fast mehr
Diplomat als BerufZmensch sein, er
muß Nerven von Stahl haben, um
all den auf ihn einstllrmendenSchwie
rigkeiten stets gewachsen zu sein. Aber
nicht nur die Menschen versuchten,
den Bau. der doch nur ihnen selbst
nützlich sein sollte, aufzuhalten, auch
die Elemente taten ihr möglichstes
dazu. Der unergründliche Trieb
san des bösen Stromes erforderte
außerordentliche Vorsichtsmaßregeln.
Bei normalem Wasserstand ist der
Strom an der Brückenstelle be! Lo
kau etwa 500 Meter breit; steigt das
Wasser jedoch, dann wird die Wasser
fläche fast unübersehbar, und von
Ufer zu Ufer sind wohl mehr als
t'SW Met von den quirlenden tru
Utn Fluten bedeckt. So senkten die
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leitenden Ingenieure Borkowed Hirt
Preis Caissons in den Strom, die
noch tiefer als der Meeresspiegel, d.
b. über 20 Meter, zu liegen kamen.
Diese Caissons wurden ihrerseits ge
tragen von weiteren etwa 20 Meter
langen, je etwa 5 TonS wiegen
den Eisenbetonpfahlen, die !n den
seinen Lös hineingetrieben wurden.
So kamen auf jeden der Mittelstrom
Pfeiler etwa 250 solche Pfähle. Auf
diesen gewaltigen Untnbau wurden
dann die granitenen, außen sichtbaren
Oberpfeiler gesetzt. Im ganzen hat
die Brücke dreizehn Brückenpfeiler,
von denen vier in der Mitte deS
Stromes liegen, zwei sind Endpfei
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icr uno iieoen liegen im ucoeijairocni
mungsgebiet. Die Wassergeschwin
digkeit beträgt an der Baustelle 4
5 Meter pro Sekunde. Bei den Ar
beiten waren sehr große Schwierig
leiten zu überwinden. Es mußte
komprimierte Luft in die Caissons
bineingepumpt werden, um das da
rin befindliche Wasser herauszupres
sen. damit die darin befindlichen Ar
beiter im Trockenen den Boden 1ö
sen und herausschaffen konnten. So
mußte der Caisson allmählich sinken,
und im gleichen Maße, wie er sank,
wurde oben ausgemauert. Die Ar
beiter schafften so unter ständigem
starken, allmählich in größerer Tie
fe steigendem Luftdruck. Gerade als
die Pseiler im Bau waren, zeigte sich
der -Hoangho in seiner ganzen Tücke:
Während das Gerüst zur Aufhängung
und Absenkung der Caissons fertig
wurde, erreichte er sein größtes Hoch
wasser, und später, als die Arbeiten
an den Pfeilern begannen, trat ein
sehr heftiges Eisireiben ein. so daß
der Fluß bei strenger Kälte , sechs
Wochen fest zufror.
Die Gesamtlänge der Brücke be ,
träat 1255 Meter. Die Oeffnunaen
zwischen den Strompfeilern 123 Me
nr. die Mittelöffnung 164 Meter, die
der Flutpfeiler 91 Meter. Die
Brücke ist zurzeit eingleisig, kann je-"
drch jederzeit, wenn der steigende
Verkehr es erfordert, in eine zwei
gleisige umgeändert werden.
In Genf entwich auS
einem Zirkus, der auf der Genferl
wtt Schaustellungen veranstaltete,
bei der Vorführung eine Löwin aus
ihrem Käfig. Unter den Zuschauern
entstand eine Panik, und alle flüchte
ten entsetzt. Die Bestie konnte je
doch eingefangen werden, ehe sie Un
heil anrichtete.
Eine Angestellte einer
Firma in Barmen, die von einer
Bank 1340 Mark für die Lohnaus-
zahlung erhoben hatte, wurde : aus
einer Straßentreppe von zwei gutge,
kleideten Männern überfallen, die
versuchten, ihr den Geldbeutel zu ent
reißen. Auf das Hilfeschrei eilten
einige vorübergehende Personen her
bei, die aber von den Räubern mit
Revolverschüssen empfangen wurden.
Glücklicherweise verfehlten di? Schüsse
ihr Ziel. Die Täter entflohen, konn
ten aber von den Verfolgern ftftge
nominen werden, obgleich sie auch nf
der Flucht noch verschieben Schüsse
abgaben. Ueber ihre Persönlichil
lifrnifrnrnt die Vernrtff-tvn Ai
futlft. ,