Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 16, 1913, Image 3
Tägliche Cmalj Tribflae. loiiurrlfon, 1. Ju,x 1913 UM 'IVMckNA WiU. An VuuKel gehüllt. y - rt l!J ; I Nomk i von A. Willst. ; ' i ij jjT ' A,.r?7L' "I',, ' !7.1 ! r.T (17. Fortsetzung.) " Da schlug die volle Altstimme List lotteS auch schon an sein Ohr und überhob ihn der Peinlichkeit, die her. i beigksehnie und so kläglich in die Brück) gegangene Auösprack) sortzu setzen. Ich bin von dem Vorleben Ihrer ffrau Gemahlin unterrichtet." sagte Liselotte mit einem abweisenden Zug in dem stolzen Ckficht. .Bemühen Sie sich nicht. Herr Baron!" . .Sie Sie wissen von meiner Frau Borleben?" stammelte der Ba ron. .Und Sie kamen doch her?" AIS ich die Stelle annahm, wußt ich von nichts. Ich bin erst später davon unterrichtet worden. Und werden Sie nun gehen? fragte der Baron ganz fassungslos. Ihr Bleiben schien ihm eine Un Möglichkeit, ein Herz krampste jich schmerzhaft zusammen, wenn er daran dachte, dak er die es stolze. junge w schöpf nicht mehr um sich sehen sollte, daß der schöne Traum, den er so selbstlos und bescheiden in sein Inner stei zurückgedrängt, ausgeträumt sein sollte. Doch Liselotte blickte ihn groß, ver wundert an. .Weshalb gehen? Ich habe keinen rund, eine statte zu tlieven. an der man mir nur Liebes erwiesen." ' .Liselotte!" schrie der Baron, sich .in feinem Glücke vergessend. Der Gong, der nach alter Gewöhn heit eine Biertelstunde vor der Essens zeit die Bewohner von Rodenhorst zu Tisch rief, ertönte. Und unter den ohrenbetäubenden Schlägen ging der Freudenruf des Barons ungehört ver loten. Man hatte keine Zeit mehr mit Ne den zu verlieren. Was konnten auch alle Worte noch nützen, sie wären so armselig gewesen gegenüber dem gro ,feen Glück: Liselotte Ollenschlägcr wollte bleiben! Es war ein Jubeln und Klingen in Winzenz Lüderitz' Herzen. Herrgott, eine Seligkeit! - Der Baron verabschiedete sich mit einem warmen Händedruck. Er wollte nicht an der Seite von Fräulein OllenschZLger ins Haus zurückkehren. Lieselotte bemerkte die Absicht jinb lächelte. . Dem Baron aber war seit Jahren nicht mehr so leicht und froh umS Herz gewesen. - .Liselotte!" Der Name zitterte uf feinen Lippen. Wenn Du wüß lest. Du stolzes Kind, was Du mir bist! Der Andern galt einst meine Leidenschaft, Liebe aber fühle ich für Dich, Du Holde, füße. Einzige!" E war am folgenden Tage. ' Liselotte empfing den heißersehnten Brief von der Mutter. Zwar war sie beim Lesen der flüchtig hingeworfenen Zeilen recht enttäuscht; dieselben streiften nur ganz vorübergehend das tragische Geschick ihres Hauses. Leonie freute sich, daß es Liselotte an ihrem neuen Bestimmungsort gefalle, be dauerte den noch immer anhaltenden vpathischen Zustand des Gatten, um sodann zu ihren eigenen Angelegen heitert überzugehen. Diese erschienen ihr von hoher Wichtigkeit; es war ein abwechselungsreiches Leben, das sie führte; , Beschreibungen auserwählter Toiletten aus der Dresdener Gesell schaft alles dieses füllte leicht ei nige Seiten des Briefbogens auö. Alles in allem aber war Liselotte wegen der Mutter doch beruhigt. Sie fühlte sich wohl bei den Freunden, das mußte vorläufig genügen. " Ueber die Begegnung mit Guido von Bohstedt hatte Liselotte viel nach gedacht. ; Einmal aus dem Grunde, weil sie es der Baronin von Lüderitz gegenüber als Pflicht ansah. Kreise zu meiden, die dieser verschlossen wa n; andernteils war es aber auch notwendig, dem Bewerber so viel wie tunlich aus dem Wege zu gehen, um ihm nicht das zuzugestehen, seinen Antrag zu wiederholen. So schlimm konnte es doch nicht kommen, daß sie sich entschlösse, Baron (3uido von BohstedtS Gattin zu wer den. Gisela hatte sich heute wieder inet früheren Stunde erhoben; L fand sich schon zum zweiten ruy,lucr ein. Binzenz von Lüderitz war höchlichst erstaunt, seine Gattin mit einem Male wieder so zeitig austauchen zu sehen, und so sehr er es auch gewünscht hakte, dieselbe zu einer angemessenen Zej im Haufe vorzufinden, fo unan genehm empfand er doch heute ihre ßjes-enttart. Diese Frühstücksstunde zu Zweien hatt? angefangen, ihn mit einem eige nen Zauber zu umstricken; er. der Vernachlässigte, fühlte die Wohltat eirier zarten Umsorgung von lieben Händen. Gisela mt in guter Stimmung. .Sagen Sie mir. meine Liebe, ken nen Sie Baron Bohstedt. oder machte der verliebte alte Don Juan sich nur rein zufällig gestern so angelegent lichst an Sie heran?" fragte sie ihre Gesellschafterin, ihr mit Neugierde in das ernste schöne Gesicht blickend. Liselotte errötet leicht. , So hatte VÄi'ssq', iiiiy man sie gestern beobachtet, als sie auf Helmhauseiter Gebiet dem Baron be gkgnet war. Ja. ja," lachte Gisela, .man hat Sie gesehen! Sie brauchen wirklich nicht so rot zu werden. Liselotte warf den Kopf stolz in den Nacken. Ein halb verächtlicher Blick streifte die rothaarige Frau. .Baron Bohstedt ist ein alter Be kannter aus meinem Eltcrnhause erklärte sie kurz. machte V, eia. won mir ist er auch eine alte Bekanntschaft. Oh, was war Baron Guido für ein heißer Courmacher! Ja. mein liebeS Fräulein, ich war einst eine viel um worbene Person; S können mir glauben, ich entbehre manches. Man kann, wenn man inst von den besten Kavalieren umschwärmt wurde, sich nicht so leicht in ein ehrbare!, phili sterhaftes Eheleben hineingewöhnen. Doch, was erzähle ich Ihnen das, Sie unerfahrenes Kind!" Liselotte war aufs höchste betrok fen über da! unzarte, taktlose Benetz men in Gegenwart ihres Gatten. Sie warf einen unsicheren Blick zu dem Baron hinüber, welcher blaß, mit fest geschlossenen Lippen und nervös zuckenden Fingern dasaß. , .Ich wußte ja gar nicht, daß ihm das Gut Helmhausen gehört und er es nur in Pacht gegeben." plauderte Gisela weiter. In den drei Jahren war er nicht hier. Ich wunderte mich, ihn vor ein paar Tagen, allerdings nur aus der Ferne, zu sehen. Aber wenn er ein Bekannter von Ihnen ist. da werden Sie wohl der Magnet sein, der den verliebten alten Gecken hierher zieht. Eigentlich bildete ich mir etwas auf sein plötzliches Erscheinen ein," fuhr die Baronin unbeirrt um die Anwesenheit ihres Mannes fort. Man kann bei den Männern auf alles gefaßt sein, sie sind so unbe rechenbar. Gott, aber wie ist der Mann gealtert. Der reine Mummel greis. Entsetzlich! Da ist alle Nach Hilfe vergebens. Eine Schönheit war er ja nie, aber tipptopp, kann ich Ihnen sagen!" Der Baron erhob sich. .Ich habe noch zu arbeiten, Sie verzeihen, meine Damen." Er ging hinaus, und durch Lise loitens Herz zog ein grenzenloses Mitleid mit dem einsamen, Unglück lichen Mann. Was war das für ein Leben an der Seite dieser -- dieser roten Gola! O Gott, wa? für ein Leben! Vielleicht um eine einzige, verliebt Stunde ein ganzes Leben verpfuscht! Gisela lachte laut hinter dem Gat ten her. DaS mag er natürlich nicht hören. Er weiß ja. daß es wahr ist. Wer von den Hamburger feinen Herren ist da nicht in meinem Salon aus und eingegangen, verheiratete und Un verheiratete. Die ersteren treiben'? meist noch toller als die jüngeren. Na, Fräulein, kommen Sie mal mit in meine Gemacher. Wir wollen noch ein wenig über den verliebten Boh stedt plaudern. Ich habe mir einige einer Liebesbriefe aufgehoben; zu chreiben verstand er wirklich. Sie werden sich, da Sie ihn kennen, dafür interessieren." Liselotte wollte abwehren; sie wollte sagen, daß des Barons Liebes aventüren sie wirklich ganz kalt lie ßen, aber weshalb der Frau ihr Ber gnugen, in ihren Erinnerungen zu schwelgen, stören? Außerdem war sie ja da. sich nach den Wünschen ihrer Herrin zu richten, zu deren Zeitver treib zu ihrer Verfügung zu stehen und nicht ihr eigenes Denken und Empfinden in den Vordergrund zu stellen. So folgte sie der Baronin die breite, teppichbelegte Treppe hinauf .n hr spezielles Reich. Gisela schob ihren Arm in den Liselottens. .Sehen Sie, liebes Fräulein," er klärte sie mit einem Seufzer, die Erinnerung an die Glanzzeit meines Lebens ist nun das einzige, was mir geblieben. Glauben Sie mir, es tut niemals gut, aus der heimischen Erde in ein fremdes Erdreich versetzt zu. werden." Die beiden Damen standen bor dem kleinen eleganten Schreibtisch der Baronin. Diese öffnete verschiedene Fächer. und, wie eS ihre Gewohnheit war, streute sie alles in wirrem Chaos durcheinander auf die Platte. Und kurr da fiel ein harter Ge genstand heraus. Liselottens Augen weiten sich, eS legte sich ein Alp auf ihr Brust, ihre Rechte streckte sich mechanisch nach dem Gegenstande aus. Doch schon hatte die Baronin danach gegriffen; er ver schwand sofort wieder. Giselas Gesicht hatte sich unter rer Schminke mit einer fahlen Bläffe überzogen; hastig kramte sie einen Brief nach dem andern hervor, die Aufschrist lesend und tvieder beiseite werfend. Liselotte hatte in ihrer eigene Ber wirrung das Erschrecken der Baronin Übersehen. Sie sagte, sich gleichsam zur Nuhe zwingend: .Gnädige Frau, dürste ich den seltsamen Briesbeschmercr noch einmal sehend .Gewiß, sofort, gnädige Frau kein!" Hastig stieß Gisela die Worte hervor, wahrend ihre Augen daZ junge Mädcken unsicher streiften. .Ah!" setzte sie ausatmend hinzu, .hier lst der Brief, den ich Ihnen be sonders gern zeigen wollte." Sie zog Liselotte in das Nelenge mach. .Setzen wir uns," plauderte sie in nervöser Hast weiter, wie jemand, der um jeden Preis den andern etwas vergkssen machen will. .Und nun lesen Sie! Hier haben Cie daZ Schreiben. Ich bin begierig, was Sie dazu sagen werden." Liselotte faltete denBricf auseinan der; sie richtete ihre Anqe.i darauf. lesen aber konnte sie nichts. Immer wieder wanderten ihre Gedanken den Weg zu dem Briefbeschwerer zurück. ES war ein seltsames Exemplar. Liselotte glaubte annehmen zu dürfen, daß kaum ein zweites davon existierte. Er bestand aus einer Onyzplatte. auf welcher aus Silber ein grinsender Schad! als Griff angebracht war. Tiefer Briesbeschwerer hatte, so lange Liselotte sich erinnerte, auf Tante MilliS Schreibtisch gelegcn. Er hatte ihr immer ein wenig Grauen eingeflößt, als sie noch jünger war. Woher die Tante diesen seltsamen Ä. genstand hatte, wußte sie nicht; es tonnt ja fein, daß er durch irgend einen Scherz in ihren Besitz gelangt war. Er konnte ja auch aus dem Nachlaß ihres Gatten stammen. Liselotte glaubte mit Recht anneh men zu dürfen, daß wohl schwerlich ein zweites Exemplar irgendwo exi stierte, und daß es sich hier wirklich um den Briefbeschw rer ihrer Tante handelte. Diese Annahme wurde durch das seltsam verstörte Wesen der Baronin in ihr noch bestärkt. Wie aber sollte diese in den Besitz des Briefbeschwerers gekommen fein? Kurz vor der Ermordung ihrer Tante hatte das junge Mädchen ihn noch an der alten Stelle liegen sehen; auch erinnert sie sich, daß Onkel Max denselben in dem Nachlaß vermißte, da er dieses Unikum gerne an sich ge nommen hätte. WaS ,n der Horner Villa vermißt wurde, entdeckte sie nun in dem Schreibtisch der Baronin. Es konnte kaum ein Zweifel darüber bestehen. Die eine Ecke war. vielleicht durch un vorsichtige Behandlung, ein wenig ab gestoßen. Auch dieses stimmte. Liselotte gab den Bries der Baro- nin zurück. .In der Tat ". stammelte sie. und wäre sicher in Verlegenheit gera ten. welches Urteil sie über denselben abgeben sollte, wenn ihr die Baronin nicht in die Rede gefallen. Nicht wahr, whend, poetisch, originell! Aber fo war er. Na, Sie kennen ihn ja. Und nun bekennen Sie mal Farbe, Sie kleine Berschwie genheit: Interessiert sich der Alte für Sie? Es Ware nicht unmöglich, daß er, übersättigt von den Lebensgenüs fen, Ihnen den elenden Rest seines Seins anzubieten wagte. Sehen Sie. Sie werden schon wieder rot. Ich bin verschwiegen, Fräulein Ollen schlag, mir können Sie sich offen anvertrauen." Liselotte hörte kaum auf das Ge rede. Der Briefbeschwerer, der Vriefbe schwerer! Was hatte es für eine Bewandnis mit dem?! Frau Baronin, verzeihen Sie meine Zerstreutheit." suchte sie sich zu entschuldigen. Ich befinde mich mo mentan in einer zu großen Aufregung. Sie sind doch imstande, mir das Rätsel aufzuklären: Woher haben Sie den seltsamen Briesbeschwerer?" Gisela stieß ein forciertes Lachen aus. .Der macht Ihnen Sorge? Wes halb?" Ich habe nur einmal einen solchen gesehen, Frau Baronin; das war bei meiner verstorbenen Tante, Frau von Hunn." Und nun glauben .Sie wohl, ich hätte ihn ihr geraubt? Aber, bestes Fräulein, ich kenne doch Ihre Tante gar nicht, und war schon seit einem Jahre nicht mehr in Hamburg, und auch da nur vorübergehend mit mei nem Manne. E5 gibt doch mehr bunte Hunde." Gewiß! Und Sie haben den Briefbeschwerer schon lange? Er ist im Nachlaß meiner Tante nicht gefun, den worden, kurz vorher war er noch da. Natürlich weiß ich, daß Sie ihn nicht genommen haben, das ist doch klar, Frau Baronin. Nur daß es mich in Erstaunen setzt, hier ein glei ches Exemplar vorzufinden. Und zwar so täuschend ähnlich, daß auch die abgestoßene Ecke nicht fehlt. Von wem haben Sie das seltsame Ding?" (Fortsetzung folgt). Er kennt daS. Vereins Präsident: Morgen tritt unser Mit glied Herr Mayer aus unserm Jung gesellen Verein. Bitte die Herrn vorzuschlagen, was wir ihm als Ab schiedsgeschenk verehren sollen. Weinhä'ndler: Ich schlage einen Korb Wein vor! . Präsident: Nun, so fm.r wollen tvir ihm den Abschied doch nicht ma chen. Die drel Warzen. IijH vs 1fiuiifDl München. Schuster, So wurden die drei Schwestern von einem Vetter boshzfterweise ge nannt. Zwar wollte er damit nicht ihr Aeußere treffen, denn selbst der Neid mußte zugeben, daß sie An spruch auf das Prädikat schön erheben konnten. Aber leider! Ja. es muß gesagt werden, wenn es auch schwer fällt aber alle drei Tchwestern hatten künstlerische Adern Uai das heißt und was das be deutet, konnte nur allein der Vater in feiner ganzen Tragweit ermessen Tie Aelteste bemühte sich auf dem lavier ihren ffingern die Gewandt heit der Mäuse zu geben, die zweite entdeckte in ihrer Kehle Gold und versuchte dieses edle Metall in Form von wohlgebildetenTönen ans Licht zu zu soroern. Bor der Hand war aber noch reichlich viel Schlacke dabei und es war somit weniger als ein Genuß. oieier (Znioeckung zuzuhören. ie orlkie war noch nicht ganz schlüssig, ob sie zum Pinsel oder' zur Feder greifen sollte. Ta aber die Malerei durch die Leinwand und durch die Farben sich etwas verteu- ert und sozusagen etwas Betriebska pital verlangt, entschied sie sich für die veoer. Der Herr Papa sagte gar nichts zu dieser Schicksalsaöttin. Da ihr Beruf ziemlich friedlich verlief, sah er mit gesagtem Mut den Dingen zu. die da rommen sollten. Vorläufig klingelte es nur öfters am Tage. Das war der pflichtge treue Briefträger, der tagtäglich die Manuskripte wieder zurückbrachte. Die ?jrau Mama trug sie zu ihrer Toch ter mit jener mitleidsvollen Miene. mit der Mignon begrüßt wird was bat man Dir. Tu armes Kind getan!" Aber als dann auch mal zur Ab- wechslung die Geldpost kam. meinte sie gerührt: .Weißt Du Kind, wir sagen es jetzt keinem Menschen, daß Du Schriftstellerin bist.. Später ist immer noch Zeit dazu und dann bist Du schon bekannt." Toch als die gute Mutter wieder Kränzchen hatte, war ihr das Herz so vewegt, daß sie. eine Trane des Stol- zcS in den Auqen verbergend, sagte: Meine jüngste Tochter ist Schriftstel lcrin geworden." Eine Generalpause entstand. Et- liehe Münder glaubten gebratene Tau ben fangen zu müssen sie blieben offen stehen. Während aus einigen Augenpaaren gelbe Funken zu sprin gen schienen. Und eine Tante begab sich sofort nach Haus und schloß sich in ihr Kämmerlein.' Als sie nach vier Wochen wieder sichtbar wurde, hatte sie einen tiefschwarzen Tintenfleck am Mittelfinger der rechten Hand und unter dem linken Arm trug sie ein Bündel Papier geklemmt. Ihr geisti ges Kind, das sie geboren. Natürlich wurde die längste Toch- ter von allen bekannten und unbe- kannten Menschen mit der Fraae be- grüßt, ob sie schon ein Buch heraus gegeben hätte. Da sie mit der aner- zogenen" Bescheidenheit, über die jede yoyere Tochter verfugen muk. ver neinte, bedauerte man es sehr und machte dazu eine vielsagende Miene, die in Worte' gesetzt lautete: Ich hätte sonst in Buch von Ihnen ge kauft!" Von unzähligen Seiten wurde ihr aber zu gleicher Zeit 'versichert, daß man Stoff zu einem Roman habe. Oh, wenn ich Ihnen das erzählen konnte, oh!" Man machte fürchterliche Augengymnastik dabei. Der Schrift- tellerin schlug schon in Erwartung bänglich das Herz aber natürlich vergeblich. Auf die Geschichten war- en sie heute noch. Da nun die singende und die spie sende Schwester nicht daran ainqen. den Familiennamen mit goldenen Lei- ern an den Kunsthimmel zu schrei ben, blieb der Jüngsten dieses erhe bende Amt überlassen. Sie wurde sozusagen, von allen Seiten dazu getrieben" oder dichterisch gespro chen man winkte ihr mit dem Zaunpfahl. So ging sie denn auf die Suche nach einen Verleger. Und wirklich, sie and auch einen so gutmütigen Men chen, der ihren Roman drucken woll- :e. mt feslcye nmgk la zwar UN glaublich aber das Leben ist ja manchmal so ! Und richtig, eines Tages bekam sie einen schweren Ballen geschickt. Als ik öffnete, fand sie ihr Ich. gedruckt und gebunden. DaS war der größte Augenblick ihres Lebens. Frau Mama drückte die Tochter reudig aufschluchzend an ihr Herz und der Herr Papa fragte zögernd: Nun bist Du wohl machtig reich?" Aber Papa! Nichts verdiene ch! Das ist doch selbstverständlich! Was denk t Du! Ehren a che!" . , , .Hm ja Ehrensache!" räusperte er sich. Ja, ich vergaß, die Kunst geht nicht nach Brot ich merke es an Deinen andern Schwe stern." Was ist denn. Papa?" fragte ein tretend die singende Schwester. Ah. wenn man berühmt ist genügt es ja " Sie betrachtete wohlgefällig den rotscheckigen Einband des Bu ches, den Mama schon mit Tränen genetzt halte.' " . Die andere Schwester spielte gerade die bekannte Chernyetude. die so hin auf und hinunter springt, daß man glauben muß. ein Floh springe voran und solle gehascht werden. Mutter fand allerdings den Vergleich au? dem Mund einer Schriftstellerin höchst unästhetisch aber man konnte doch nicht von dem Flohgesühl dabei loS kommen. Die Schwester lik als den Floh einmal sitzen und kam, um das geistige Kind ter Familie zu be wundern. Tags darauf brachte der Vrieftr' ger einen Stoß Vrst. Mutter zitterte schon. Ci: hielt eS für Ne zensionen und LobeSartikek. ES wa ren aber nur Einladungen zu Kaf feeS. Unter dem Schutz der Mutter muß te nun die Schriftstellerin ihren Ruh mesweg mit Schlagsahne und Kuchen essen beginnen. Dabei übernahm die Frau Mama die Rolle eines Jmpre sario. oder, wenn es nicht zu respekt loS klingt, möchte man sagen, sie war eine wandelnde Reklamesäule für ihre Tochter. Da ihr die anerzogene Bescheidenheit verbot zu sagen, daß in ucysorm gedruckt sei na tUrlich bildlich gesprockien mukte es Frau Mutter sagen. Und sie tat es neis zur rechten Zeit. Das muß man sagen, Mama vergaß nie den rechten Moment zu erhäschen und zu sagen: Meine Tochter ist nun in Buchform erschienen." Die Wirkung war jedesmal schier überwältigend. Wirklich, sie war verblüffend, zumal die Folgen überstiegen selbst die kühn ste Phantasie der Schriftstellerin. Sie dachte ja noch immer daran, wie alle die guten Freunde und Bekannten so lebhaft bedauerten, daß sie kein Buch von ihr kaufen konnten. Und nun? Dutzende von Händen streckten, sich ihr entgegen. Dutzend Augenpaare flehten sie an, und von allen Seiten schmeichelten und kosten die Damen. ..Leihen Sie uns das Buch! Ja bitte leihen Sie es mir!" Die liebe Mutter, unerfahren in Lebensgebräuchen, versprach in nai ver Treuherzigkeit allen Damen das Buch zu leihen. Aber als sie sich mit ihrer Tochter verabschiedete, zog jede Dame die berühmte" Schrift- stellerin beiseite und flüsterte zärtlich: Nicht wahr, Sie schreiben mir auch ine Widmung hinein? Nun saß sie zuhaus und schrieb sich die Finger wund. Nicht an einem neuen Roman. O nein! Sie schrieb Widmungen in alle Bücher, die hre Mutter versprochen hatte zu bor- gen. Als sie endlich nach einem Jahr damit fertig war, war auch ihre Tinte alle. Radikal alle! Und da kam die Erleuchtung über sie. Ma- ma , sagte sie mit tonloser Stimme, ich habe meinen Beruf verfehlt. Ich sehe jetzt ein, daß ich berufen bin, den Kochlöffel zu schwingen. Ich glaube das bereitet mehr Genuß!" Resigniert nickte die Mutter. Das war heute schon das dritte Bekennt- nis, das sie horte. Und als die chriftstellerin in die Küche kam, fand sie schon ihre singende und ihre spie lende Schioester im Kampf um den Kochlöffel. Als der Herr Papa dieses neue Trio hörte, verließ ihn fein heroi sches Gleichgewicht, ganz verängstig: schaut er feine Frau an und fragte zagend: Die drei Mädels werden mich doch nicht verhungern lassen? Ich glaube es ist sicherer, wenn ich von nun av ms Restaurant gehe, um zu essen! Denn ihre Kunst geht ja nicht nach Brot!" Ter verlorene Tegen. In einer Biographie des in Afri- ka gefallenen französischen Leutnants Jacques Ri.ze wird eine eigenartige Episode erzahlt. Kurz nach dem Tode des Offiziers kommt der Bru. der des Berstoben:n Leutnant Etien ne Roze zum General Lvauteu. Herr General, im Namen meiner Mutter und dem eigenen Namen bitte ich um eine unschätzbare Gunst." Sprechen Sie." Ich bitte um den Degen meines gefallenen Bruders, um den Decienden die Beni Snassen in Besig bnben." Worauf der französische General erwidert: Sie sollen ihn haben, ich schwöre Ihnen Bei meinem Degen: Sie sollen ihn haben." Ein paar Monate später bitten die Beni Snassen um Frieden. Sie erhalten ihn; doch unter anderen Be dingungen sollen sie auch das Eigen tum des gefallenen Offiziers heraus- geben. Man bringt Revolver, Sat tcl und Burnus, doch nicht den De gen. Aber Genaral Lyautey ,st un erbittlich: ohne Rückgabe des Degens keinen Frieden. Schließlich bringen die Beni Snassen den Säbel: aber an der Klinge fehlt die Spitze. Wo ist die Spitze?" fragt der französ.'che General, ich brauche sie." Sie steckt in der Brust eines unserer Brüder, der fern im Grabe ruht." Ich brauche sie, wiederholt General Lyautey und kehrt den Abgesandten den Rücken. Eine Woche später brachten die Araber die abgebrcchene Spitze: und Frankrech hat den gan zen Degen des Leutnants Roze .wie der . . . Die internationale Höflichkeit ver bietet es. an der Wahrheit dieses echt französischen Geschichtchens zu zwei, fein. ' . ' " ni iiiiiria",.!'""" 'X mini 'iinMmii 'ni Y ,..." ( 5 i ... h X l ' V ' 1 n,v A i r r . , . ' ..k .JA ' i (V 4 -"V , i ; i i . - r . ;.. .u M .Wfc&nnrthsiAl nlllfa S ....... ,.5 . f Formelle Coat Umbänge haben Pclzverzierung. Graner Chinchilla ist immer dcr bclicbteke Pelz gewesen, der mit persischem i'arnrn gebmucht wird, da die Im; dien grauen chattierunMn besonders iit init dem kilänzend schwarzen Pelz 4,1 liarnwineren scheinen. Tiefer Nachmiltags-llnikianq aus persischem Paw einem modernen Snbstikut für das sehr teuere persische Lamm -r hat cutawati" Linie u,,d der ragen ai,S Chinchilla.Eichhörnchen i,'t sehr graziös über die Schultern cramcrt und trifft mit den weiten Rcverö zusammen. Bilder aus Manaos. J, manche,. Xinao;. scl. fortschrittliche Ttadt, aber ein teures Pflaster. Durch die Gummi - Industrie des Amazonen - Stromes ist auch die brasilische Stadt Manaos zu großer Bedeutung gelangt. Sie wird in die ser Beziehung noch nicht so häufig er wähnt, wie Para; aber manche unpar- te'teilsche Kenner, wie der amerikani sche Konsul Kirk in Manaos. sind entschieden der Meinung, daß dieses schließlich Para als Gummi-Zentrum überflügeln werde. Vorerst nimmt es den zweiten Rang in diesem Handel ein; aber es wächst mit raschen Schritten. Poli tisch ist, es die Hauptstadt des brasi lischen Staates Amazonas, und es hat heute schon etwa 60.000 Einwoh ner (manche Nachschlage-Werke ziem lich neuen Datums sprechen erst von 1 4,000!) Es ist schon von Natur aus ein bedeutend gesunderer Platz, als Para es jemals war, obwohl es nicht vollkommen frei von Malaria und Gelbfieber ist; und es besitzt in neue rer Zeit gute Wasser-Versorgung. Auch ist es dabei, sich ein sehr moder res Kloaken-System zuzulegen, und bat unlängst ein Elektrischlicht-System eingerichtet. Obwohl nur 3 Grade vom Aequator entfernt, hc t Manaos keine schreckliche Hitze; die Tempera tur schwankt stets zwischen 85 bis 90 Grad. Manaos liegt von Para aus drei oder vier Tagereisen landeinwärts kann aber von Para aus nicht mit der Eisenbahn erreicht werden. Viel mehr muß man per Dampfer den Amazonenstrom hinauffahren. Die Schiffs - Verbindung ist aber eine vortreffliche: auch über den Ojzean reicht sie teilweise direkt, und die Lokal-Patrioten tun sich nicht wenig darauf zugute, daß man mit demsel ben Dampfer z. B. New Aork verlas scn und unmitetlbar an der Werfte von Manaos anlegen könne, ja, daß man, wenn man auf dem Schiff blei ben wolle, noch weitere 2000 Meilen stromaufwärts zu fahren vermöge! Ein fo tiefes Eindringen des Ozean Schiffsverkehrs in das Binnenland kommt nur in Südamerika vor. Ma noos wird als ein Platz zum Bauen und zum Reparieren von Schiffen von gar mancher Ozeankllsien-Stadt nicht erreicht. Für die weitere Hebung des Gum miHandelsverkehrs Manaos wird auch von der neuen, unlängst fertig gestellten Madeira- und Mamore Bahn viel erwartet. Der Madeira ist nämlich einer der vielen Flüsse, von deren Ufern Kautschuk nach Ma naos für die Ausfuhr kommt; und es ist auch eine riesige Zahl Boote im Fluß - Handelsverkehr allein tätig. Manaos ist eine sehr weltbürgerli ch Stadt geworden. Amerikaner sind zwar außer dem genannten Konsul nur wenige ständig da die Käufer von Gummi abgerechnet, welche den Amazonenstrom hinauf fahren aber bedeutend mehr Deutsche und un gefähr ebenso viele Engländer, wäh rend die Lkaufleute meistens Portugie fen sind. Doch bilden die Eingebore nen die Mehrzahl. Es geht stets sehr lebhaft hier zu; und der fortschrittliche Geist ist sogar bezüglich der Frauen Moden jjn erstaunlichem Grade zu bemerlen; 5 i 5 . .V v V r V r ;.' ' i Ar j W ? " . rJ v M'' ( U ft i 'As V. . ,.'V.ta ,. !-v : ' V .j M ,k"'--A : VA vVW , -v, 1 vV'AjK . o.-v.si , i ssAr.r:, -rt ;m$ -f. l'k i . ' ; . t " . '.;".-:.. X,' Sv V"! w-t zi ;.. Y . v 15 -1. - - iAWJMfc,W .llM, Kriegen doch die Damen hier die r.euesten Pariser Muster meistens schon, ehe dieselben Gotham erreichen! Aber ein teures Pflaster ist Ma naos. Durstige" Seelen, die etwas Stärkeres verlangen, als Wasser, sind hier zu qrcßer Verschwendung aenö tigt. Kein Schluck Whiskey 'z. V. ist unter 45 Cents zu haben, und alles Andere in dieser Art muß entspre chcnd bezahlt werden! Uebrigens sind hier alle Sorten Getränke zu haben, die in irgend einem Teile der Welt beliebt sind, felbst alle gangbaren ausländischen Mineralwässer; nur muß man tief in die Tasche steigen, wenn man sie genießen will. Die sonstigen Dinge sind ebenfalls sehr hoch bewertet. Für das, was man hier als gewöhnlicher Bewohner ausgeben muß, könnte man in den feinsten Ho tels in irgend einer Großstadt unseres Landes behaglich leben! V,r der Zeit. Eine bekannte Schauspielerin nahm es sich sehr zu Herzen, daß daS Publi kum anfing, Bemerkungen über ihr Alter machen sie war in den besten Jahren, aber doch noch nicht so alt, daß es ihre Eitelkeit nicht verletzte, wenn man von dieser Tatsache sprach. Ein Kritiker befragte die Künstle rin um ihre Meinung über die Fort schritte der dramatischen Kunst, ein Thema, über das sie sich mit ersicht, lichem Unbehagen äußerte wegen der Vergleiche mit früher und der Erin nerungen aus der Vergangenheit. Aber, meine liebes Fräulein, warum reden Sie nicht offen mit mir. Gerade von Ihnen erwartete ich Of fenheit, denn man sagt doch, daß Da men mit grauen Augen ..." O, die sind vor der Zeit grau ge worden," fiel sie ihm eifrig in's Wort, Inder Wohnung deö kürzlich verstobenen Bildhauers Pro fessor Otto Lessing in Berlin wurden sämtliche Orden und Ehrenzeichen, deren Inhaber der Künstler war, auf noch nicht ermittelte Weise entwendete Die Orden befanden sich in einem Geldschrank, der am Tage nach dem Begräbnisse Lessings einen Augenblick lang offen stand. Als Täter kommt, ein Lumpensammler in Betracht, der in der kritischen Zeit in der Wohnung vorsprach. Eingeschmolzen werden all die Sterne und Kreuze immerhin schöne paar Mark wert sein. Eine andere Verwendung wird ja der Herr, Lumpensammler doch nicht für sie ha ben. Bei Plymouth Junction, Ja., fand man den Farmarlxitcr B.' A. Spores von Waterloo schwer ver letzt und von Kälte erstarrt neben dem Bahngeleise. Er hatte als blin der Passagier mitfahren wollen, war aber auf's Geleise gefallen l,nd da wurde ihm ein Bein abgefahren nd die Hüfte verrenkt. Beleidigt. Laufbursche: Hier sind die Eier, die Sie zum Ku chen bestellt haben, gnädige Frau! Hausfrau (ohne sich umzudrehen): Danke; legen Sie sie nur da auf den Tisch. Laufbursche: Sie irren, gnädige Frau! Ich bin 'nicht da Huhn, ich bin der Laufbursche 01 Kaufmann d drükeni 'tf V ' 1 : 1 1 (? f it z ' O H . V't li !, 1 f & X . ? I , ' 4; ,t r - i ' 1 i f - :;Jr'. . m-U t.HAJAW. " J