Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 16, 1913, Image 3

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    Tägliche Cmalj Tribflae. loiiurrlfon, 1. Ju,x 1913
UM 'IVMckNA WiU.
An VuuKel gehüllt.
y - rt l!J ;
I Nomk i von A. Willst. ;
' i ij jjT ' A,.r?7L' "I',, ' !7.1 ! r.T
(17. Fortsetzung.)
" Da schlug die volle Altstimme List
lotteS auch schon an sein Ohr und
überhob ihn der Peinlichkeit, die her.
i beigksehnie und so kläglich in die
Brück) gegangene Auösprack) sortzu
setzen.
Ich bin von dem Vorleben Ihrer
ffrau Gemahlin unterrichtet." sagte
Liselotte mit einem abweisenden Zug
in dem stolzen Ckficht. .Bemühen
Sie sich nicht. Herr Baron!"
. .Sie Sie wissen von meiner
Frau Borleben?" stammelte der Ba
ron. .Und Sie kamen doch her?"
AIS ich die Stelle annahm, wußt
ich von nichts. Ich bin erst später
davon unterrichtet worden.
Und werden Sie nun gehen?
fragte der Baron ganz fassungslos.
Ihr Bleiben schien ihm eine Un
Möglichkeit, ein Herz krampste jich
schmerzhaft zusammen, wenn er daran
dachte, dak er die es stolze. junge w
schöpf nicht mehr um sich sehen sollte,
daß der schöne Traum, den er so
selbstlos und bescheiden in sein Inner
stei zurückgedrängt, ausgeträumt sein
sollte.
Doch Liselotte blickte ihn groß, ver
wundert an.
.Weshalb gehen? Ich habe keinen
rund, eine statte zu tlieven. an
der man mir nur Liebes erwiesen."
' .Liselotte!" schrie der Baron, sich
.in feinem Glücke vergessend.
Der Gong, der nach alter Gewöhn
heit eine Biertelstunde vor der Essens
zeit die Bewohner von Rodenhorst zu
Tisch rief, ertönte. Und unter den
ohrenbetäubenden Schlägen ging der
Freudenruf des Barons ungehört ver
loten.
Man hatte keine Zeit mehr mit Ne
den zu verlieren. Was konnten auch
alle Worte noch nützen, sie wären so
armselig gewesen gegenüber dem gro
,feen Glück: Liselotte Ollenschlägcr
wollte bleiben!
Es war ein Jubeln und Klingen in
Winzenz Lüderitz' Herzen. Herrgott,
eine Seligkeit!
- Der Baron verabschiedete sich mit
einem warmen Händedruck. Er wollte
nicht an der Seite von Fräulein
OllenschZLger ins Haus zurückkehren.
Lieselotte bemerkte die Absicht jinb
lächelte. .
Dem Baron aber war seit Jahren
nicht mehr so leicht und froh umS
Herz gewesen. -
.Liselotte!" Der Name zitterte
uf feinen Lippen. Wenn Du wüß
lest. Du stolzes Kind, was Du mir
bist! Der Andern galt einst meine
Leidenschaft, Liebe aber fühle ich für
Dich, Du Holde, füße. Einzige!"
E war am folgenden Tage.
' Liselotte empfing den heißersehnten
Brief von der Mutter. Zwar war sie
beim Lesen der flüchtig hingeworfenen
Zeilen recht enttäuscht; dieselben
streiften nur ganz vorübergehend das
tragische Geschick ihres Hauses. Leonie
freute sich, daß es Liselotte an ihrem
neuen Bestimmungsort gefalle, be
dauerte den noch immer anhaltenden
vpathischen Zustand des Gatten, um
sodann zu ihren eigenen Angelegen
heitert überzugehen. Diese erschienen
ihr von hoher Wichtigkeit; es war ein
abwechselungsreiches Leben, das sie
führte; , Beschreibungen auserwählter
Toiletten aus der Dresdener Gesell
schaft alles dieses füllte leicht ei
nige Seiten des Briefbogens auö.
Alles in allem aber war Liselotte
wegen der Mutter doch beruhigt. Sie
fühlte sich wohl bei den Freunden, das
mußte vorläufig genügen.
" Ueber die Begegnung mit Guido
von Bohstedt hatte Liselotte viel nach
gedacht. ; Einmal aus dem Grunde,
weil sie es der Baronin von Lüderitz
gegenüber als Pflicht ansah. Kreise
zu meiden, die dieser verschlossen wa
n; andernteils war es aber auch
notwendig, dem Bewerber so viel wie
tunlich aus dem Wege zu gehen, um
ihm nicht das zuzugestehen, seinen
Antrag zu wiederholen.
So schlimm konnte es doch nicht
kommen, daß sie sich entschlösse, Baron
(3uido von BohstedtS Gattin zu wer
den.
Gisela hatte sich heute wieder
inet früheren Stunde erhoben;
L
fand sich schon zum zweiten ruy,lucr
ein.
Binzenz von Lüderitz war höchlichst
erstaunt, seine Gattin mit einem Male
wieder so zeitig austauchen zu sehen,
und so sehr er es auch gewünscht
hakte, dieselbe zu einer angemessenen
Zej im Haufe vorzufinden, fo unan
genehm empfand er doch heute ihre
ßjes-enttart.
Diese Frühstücksstunde zu Zweien
hatt? angefangen, ihn mit einem eige
nen Zauber zu umstricken; er. der
Vernachlässigte, fühlte die Wohltat
eirier zarten Umsorgung von lieben
Händen.
Gisela mt in guter Stimmung.
.Sagen Sie mir. meine Liebe, ken
nen Sie Baron Bohstedt. oder machte
der verliebte alte Don Juan sich nur
rein zufällig gestern so angelegent
lichst an Sie heran?" fragte sie ihre
Gesellschafterin, ihr mit Neugierde in
das ernste schöne Gesicht blickend.
Liselotte errötet leicht. , So hatte
VÄi'ssq',
iiiiy
man sie gestern beobachtet, als sie auf
Helmhauseiter Gebiet dem Baron be
gkgnet war.
Ja. ja," lachte Gisela, .man hat
Sie gesehen! Sie brauchen wirklich
nicht so rot zu werden.
Liselotte warf den Kopf stolz in
den Nacken. Ein halb verächtlicher
Blick streifte die rothaarige Frau.
.Baron Bohstedt ist ein alter Be
kannter aus meinem Eltcrnhause
erklärte sie kurz.
machte V, eia. won mir
ist er auch eine alte Bekanntschaft.
Oh, was war Baron Guido für ein
heißer Courmacher! Ja. mein liebeS
Fräulein, ich war einst eine viel um
worbene Person; S können mir
glauben, ich entbehre manches. Man
kann, wenn man inst von den besten
Kavalieren umschwärmt wurde, sich
nicht so leicht in ein ehrbare!, phili
sterhaftes Eheleben hineingewöhnen.
Doch, was erzähle ich Ihnen das, Sie
unerfahrenes Kind!"
Liselotte war aufs höchste betrok
fen über da! unzarte, taktlose Benetz
men in Gegenwart ihres Gatten. Sie
warf einen unsicheren Blick zu dem
Baron hinüber, welcher blaß, mit fest
geschlossenen Lippen und nervös
zuckenden Fingern dasaß. ,
.Ich wußte ja gar nicht, daß ihm
das Gut Helmhausen gehört und er
es nur in Pacht gegeben." plauderte
Gisela weiter. In den drei Jahren
war er nicht hier. Ich wunderte mich,
ihn vor ein paar Tagen, allerdings
nur aus der Ferne, zu sehen. Aber
wenn er ein Bekannter von Ihnen ist.
da werden Sie wohl der Magnet sein,
der den verliebten alten Gecken hierher
zieht. Eigentlich bildete ich mir etwas
auf sein plötzliches Erscheinen ein,"
fuhr die Baronin unbeirrt um die
Anwesenheit ihres Mannes fort.
Man kann bei den Männern auf
alles gefaßt sein, sie sind so unbe
rechenbar. Gott, aber wie ist der
Mann gealtert. Der reine Mummel
greis. Entsetzlich! Da ist alle Nach
Hilfe vergebens. Eine Schönheit war
er ja nie, aber tipptopp, kann ich
Ihnen sagen!"
Der Baron erhob sich.
.Ich habe noch zu arbeiten, Sie
verzeihen, meine Damen."
Er ging hinaus, und durch Lise
loitens Herz zog ein grenzenloses
Mitleid mit dem einsamen, Unglück
lichen Mann. Was war das für ein
Leben an der Seite dieser -- dieser
roten Gola! O Gott, wa? für ein
Leben!
Vielleicht um eine einzige, verliebt
Stunde ein ganzes Leben verpfuscht!
Gisela lachte laut hinter dem Gat
ten her.
DaS mag er natürlich nicht hören.
Er weiß ja. daß es wahr ist. Wer
von den Hamburger feinen Herren ist
da nicht in meinem Salon aus und
eingegangen, verheiratete und Un
verheiratete. Die ersteren treiben'?
meist noch toller als die jüngeren. Na,
Fräulein, kommen Sie mal mit in
meine Gemacher. Wir wollen noch
ein wenig über den verliebten Boh
stedt plaudern. Ich habe mir einige
einer Liebesbriefe aufgehoben; zu
chreiben verstand er wirklich. Sie
werden sich, da Sie ihn kennen, dafür
interessieren."
Liselotte wollte abwehren; sie
wollte sagen, daß des Barons Liebes
aventüren sie wirklich ganz kalt lie
ßen, aber weshalb der Frau ihr Ber
gnugen, in ihren Erinnerungen zu
schwelgen, stören? Außerdem war sie
ja da. sich nach den Wünschen ihrer
Herrin zu richten, zu deren Zeitver
treib zu ihrer Verfügung zu stehen
und nicht ihr eigenes Denken und
Empfinden in den Vordergrund zu
stellen.
So folgte sie der Baronin die
breite, teppichbelegte Treppe hinauf .n
hr spezielles Reich.
Gisela schob ihren Arm in den
Liselottens.
.Sehen Sie, liebes Fräulein," er
klärte sie mit einem Seufzer, die
Erinnerung an die Glanzzeit meines
Lebens ist nun das einzige, was mir
geblieben. Glauben Sie mir, es tut
niemals gut, aus der heimischen Erde
in ein fremdes Erdreich versetzt zu.
werden."
Die beiden Damen standen bor dem
kleinen eleganten Schreibtisch der
Baronin.
Diese öffnete verschiedene Fächer.
und, wie eS ihre Gewohnheit war,
streute sie alles in wirrem Chaos
durcheinander auf die Platte.
Und kurr da fiel ein harter Ge
genstand heraus.
Liselottens Augen weiten sich, eS
legte sich ein Alp auf ihr Brust, ihre
Rechte streckte sich mechanisch nach dem
Gegenstande aus. Doch schon hatte
die Baronin danach gegriffen; er ver
schwand sofort wieder.
Giselas Gesicht hatte sich unter rer
Schminke mit einer fahlen Bläffe
überzogen; hastig kramte sie einen
Brief nach dem andern hervor, die
Aufschrist lesend und tvieder beiseite
werfend.
Liselotte hatte in ihrer eigene Ber
wirrung das Erschrecken der Baronin
Übersehen.
Sie sagte, sich gleichsam zur Nuhe
zwingend: .Gnädige Frau, dürste ich
den seltsamen Briesbeschmercr noch
einmal sehend
.Gewiß, sofort, gnädige Frau
kein!" Hastig stieß Gisela die Worte
hervor, wahrend ihre Augen daZ
junge Mädcken unsicher streiften.
.Ah!" setzte sie ausatmend hinzu,
.hier lst der Brief, den ich Ihnen be
sonders gern zeigen wollte."
Sie zog Liselotte in das Nelenge
mach.
.Setzen wir uns," plauderte sie in
nervöser Hast weiter, wie jemand, der
um jeden Preis den andern etwas
vergkssen machen will. .Und nun
lesen Sie! Hier haben Cie daZ
Schreiben. Ich bin begierig, was
Sie dazu sagen werden."
Liselotte faltete denBricf auseinan
der; sie richtete ihre Anqe.i darauf.
lesen aber konnte sie nichts. Immer
wieder wanderten ihre Gedanken den
Weg zu dem Briefbeschwerer zurück.
ES war ein seltsames Exemplar.
Liselotte glaubte annehmen zu dürfen,
daß kaum ein zweites davon existierte.
Er bestand aus einer Onyzplatte. auf
welcher aus Silber ein grinsender
Schad! als Griff angebracht war.
Tiefer Briesbeschwerer hatte, so
lange Liselotte sich erinnerte, auf
Tante MilliS Schreibtisch gelegcn. Er
hatte ihr immer ein wenig Grauen
eingeflößt, als sie noch jünger war.
Woher die Tante diesen seltsamen Ä.
genstand hatte, wußte sie nicht; es
tonnt ja fein, daß er durch irgend
einen Scherz in ihren Besitz gelangt
war. Er konnte ja auch aus dem
Nachlaß ihres Gatten stammen.
Liselotte glaubte mit Recht anneh
men zu dürfen, daß wohl schwerlich
ein zweites Exemplar irgendwo exi
stierte, und daß es sich hier wirklich
um den Briefbeschw rer ihrer Tante
handelte.
Diese Annahme wurde durch das
seltsam verstörte Wesen der Baronin
in ihr noch bestärkt.
Wie aber sollte diese in den Besitz
des Briefbeschwerers gekommen fein?
Kurz vor der Ermordung ihrer
Tante hatte das junge Mädchen ihn
noch an der alten Stelle liegen sehen;
auch erinnert sie sich, daß Onkel Max
denselben in dem Nachlaß vermißte,
da er dieses Unikum gerne an sich ge
nommen hätte.
WaS ,n der Horner Villa vermißt
wurde, entdeckte sie nun in dem
Schreibtisch der Baronin. Es konnte
kaum ein Zweifel darüber bestehen.
Die eine Ecke war. vielleicht durch un
vorsichtige Behandlung, ein wenig ab
gestoßen. Auch dieses stimmte.
Liselotte gab den Bries der Baro-
nin zurück.
.In der Tat ". stammelte sie.
und wäre sicher in Verlegenheit gera
ten. welches Urteil sie über denselben
abgeben sollte, wenn ihr die Baronin
nicht in die Rede gefallen.
Nicht wahr, whend, poetisch,
originell! Aber fo war er. Na, Sie
kennen ihn ja. Und nun bekennen
Sie mal Farbe, Sie kleine Berschwie
genheit: Interessiert sich der Alte für
Sie? Es Ware nicht unmöglich, daß
er, übersättigt von den Lebensgenüs
fen, Ihnen den elenden Rest seines
Seins anzubieten wagte. Sehen Sie.
Sie werden schon wieder rot. Ich
bin verschwiegen, Fräulein Ollen
schlag, mir können Sie sich offen
anvertrauen."
Liselotte hörte kaum auf das Ge
rede.
Der Briefbeschwerer, der Vriefbe
schwerer!
Was hatte es für eine Bewandnis
mit dem?!
Frau Baronin, verzeihen Sie
meine Zerstreutheit." suchte sie sich zu
entschuldigen. Ich befinde mich mo
mentan in einer zu großen Aufregung.
Sie sind doch imstande, mir das
Rätsel aufzuklären: Woher haben Sie
den seltsamen Briesbeschwerer?"
Gisela stieß ein forciertes Lachen
aus.
.Der macht Ihnen Sorge? Wes
halb?"
Ich habe nur einmal einen solchen
gesehen, Frau Baronin; das war bei
meiner verstorbenen Tante, Frau von
Hunn."
Und nun glauben .Sie wohl, ich
hätte ihn ihr geraubt? Aber, bestes
Fräulein, ich kenne doch Ihre Tante
gar nicht, und war schon seit einem
Jahre nicht mehr in Hamburg, und
auch da nur vorübergehend mit mei
nem Manne. E5 gibt doch mehr
bunte Hunde."
Gewiß! Und Sie haben den
Briefbeschwerer schon lange? Er ist
im Nachlaß meiner Tante nicht gefun,
den worden, kurz vorher war er noch
da. Natürlich weiß ich, daß Sie ihn
nicht genommen haben, das ist doch
klar, Frau Baronin. Nur daß es
mich in Erstaunen setzt, hier ein glei
ches Exemplar vorzufinden. Und
zwar so täuschend ähnlich, daß auch
die abgestoßene Ecke nicht fehlt. Von
wem haben Sie das seltsame Ding?"
(Fortsetzung folgt).
Er kennt daS. Vereins
Präsident: Morgen tritt unser Mit
glied Herr Mayer aus unserm Jung
gesellen Verein. Bitte die Herrn
vorzuschlagen, was wir ihm als Ab
schiedsgeschenk verehren sollen.
Weinhä'ndler: Ich schlage einen
Korb Wein vor!
. Präsident: Nun, so fm.r wollen
tvir ihm den Abschied doch nicht ma
chen.
Die drel Warzen.
IijH vs
1fiuiifDl
München.
Schuster,
So wurden die drei Schwestern
von einem Vetter boshzfterweise ge
nannt. Zwar wollte er damit nicht
ihr Aeußere treffen, denn selbst der
Neid mußte zugeben, daß sie An
spruch auf das Prädikat schön erheben
konnten. Aber leider! Ja. es
muß gesagt werden, wenn es auch
schwer fällt aber alle drei
Tchwestern hatten künstlerische Adern
Uai das heißt und was das be
deutet, konnte nur allein der Vater
in feiner ganzen Tragweit ermessen
Tie Aelteste bemühte sich auf dem
lavier ihren ffingern die Gewandt
heit der Mäuse zu geben, die zweite
entdeckte in ihrer Kehle Gold und
versuchte dieses edle Metall in Form
von wohlgebildetenTönen ans Licht zu
zu soroern. Bor der Hand war aber
noch reichlich viel Schlacke dabei und
es war somit weniger als ein Genuß.
oieier (Znioeckung zuzuhören.
ie orlkie war noch nicht ganz
schlüssig, ob sie zum Pinsel oder' zur
Feder greifen sollte. Ta aber die
Malerei durch die Leinwand und
durch die Farben sich etwas verteu-
ert und sozusagen etwas Betriebska
pital verlangt, entschied sie sich für die
veoer.
Der Herr Papa sagte gar nichts zu
dieser Schicksalsaöttin. Da ihr Beruf
ziemlich friedlich verlief, sah er mit
gesagtem Mut den Dingen zu. die da
rommen sollten.
Vorläufig klingelte es nur öfters
am Tage. Das war der pflichtge
treue Briefträger, der tagtäglich die
Manuskripte wieder zurückbrachte. Die
?jrau Mama trug sie zu ihrer Toch
ter mit jener mitleidsvollen Miene.
mit der Mignon begrüßt wird
was bat man Dir. Tu armes Kind
getan!"
Aber als dann auch mal zur Ab-
wechslung die Geldpost kam. meinte
sie gerührt: .Weißt Du Kind, wir
sagen es jetzt keinem Menschen, daß
Du Schriftstellerin bist.. Später ist
immer noch Zeit dazu und dann
bist Du schon bekannt."
Toch als die gute Mutter wieder
Kränzchen hatte, war ihr das Herz so
vewegt, daß sie. eine Trane des Stol-
zcS in den Auqen verbergend, sagte:
Meine jüngste Tochter ist Schriftstel
lcrin geworden."
Eine Generalpause entstand. Et-
liehe Münder glaubten gebratene Tau
ben fangen zu müssen sie blieben
offen stehen. Während aus einigen
Augenpaaren gelbe Funken zu sprin
gen schienen. Und eine Tante begab
sich sofort nach Haus und schloß sich
in ihr Kämmerlein.' Als sie nach vier
Wochen wieder sichtbar wurde, hatte
sie einen tiefschwarzen Tintenfleck am
Mittelfinger der rechten Hand und
unter dem linken Arm trug sie ein
Bündel Papier geklemmt. Ihr geisti
ges Kind, das sie geboren.
Natürlich wurde die längste Toch-
ter von allen bekannten und unbe-
kannten Menschen mit der Fraae be-
grüßt, ob sie schon ein Buch heraus
gegeben hätte. Da sie mit der aner-
zogenen" Bescheidenheit, über die jede
yoyere Tochter verfugen muk. ver
neinte, bedauerte man es sehr und
machte dazu eine vielsagende Miene,
die in Worte' gesetzt lautete: Ich
hätte sonst in Buch von Ihnen ge
kauft!" Von unzähligen Seiten wurde ihr
aber zu gleicher Zeit 'versichert, daß
man Stoff zu einem Roman habe.
Oh, wenn ich Ihnen das erzählen
konnte, oh!" Man machte fürchterliche
Augengymnastik dabei. Der Schrift-
tellerin schlug schon in Erwartung
bänglich das Herz aber natürlich
vergeblich. Auf die Geschichten war-
en sie heute noch.
Da nun die singende und die spie
sende Schwester nicht daran ainqen.
den Familiennamen mit goldenen Lei-
ern an den Kunsthimmel zu schrei
ben, blieb der Jüngsten dieses erhe
bende Amt überlassen. Sie wurde
sozusagen, von allen Seiten dazu
getrieben" oder dichterisch gespro
chen man winkte ihr mit dem
Zaunpfahl.
So ging sie denn auf die Suche
nach einen Verleger. Und wirklich, sie
and auch einen so gutmütigen Men
chen, der ihren Roman drucken woll-
:e. mt feslcye nmgk la zwar UN
glaublich aber das Leben ist ja
manchmal so !
Und richtig, eines Tages bekam sie
einen schweren Ballen geschickt. Als
ik öffnete, fand sie ihr Ich. gedruckt
und gebunden. DaS war der größte
Augenblick ihres Lebens.
Frau Mama drückte die Tochter
reudig aufschluchzend an ihr Herz
und der Herr Papa fragte zögernd:
Nun bist Du wohl machtig reich?"
Aber Papa! Nichts verdiene
ch! Das ist doch selbstverständlich!
Was denk t Du! Ehren a
che!" . , ,
.Hm ja Ehrensache!"
räusperte er sich. Ja, ich vergaß,
die Kunst geht nicht nach Brot
ich merke es an Deinen andern Schwe
stern."
Was ist denn. Papa?" fragte ein
tretend die singende Schwester. Ah.
wenn man berühmt ist genügt es
ja " Sie betrachtete wohlgefällig
den rotscheckigen Einband des Bu
ches, den Mama schon mit Tränen
genetzt halte.' " .
Die andere Schwester spielte gerade
die bekannte Chernyetude. die so hin
auf und hinunter springt, daß man
glauben muß. ein Floh springe voran
und solle gehascht werden. Mutter
fand allerdings den Vergleich au?
dem Mund einer Schriftstellerin höchst
unästhetisch aber man konnte doch
nicht von dem Flohgesühl dabei loS
kommen. Die Schwester lik als
den Floh einmal sitzen und kam, um
das geistige Kind ter Familie zu be
wundern.
Tags darauf brachte der Vrieftr'
ger einen Stoß Vrst. Mutter
zitterte schon. Ci: hielt eS für Ne
zensionen und LobeSartikek. ES wa
ren aber nur Einladungen zu Kaf
feeS.
Unter dem Schutz der Mutter muß
te nun die Schriftstellerin ihren Ruh
mesweg mit Schlagsahne und Kuchen
essen beginnen. Dabei übernahm die
Frau Mama die Rolle eines Jmpre
sario. oder, wenn es nicht zu respekt
loS klingt, möchte man sagen, sie
war eine wandelnde Reklamesäule für
ihre Tochter. Da ihr die anerzogene
Bescheidenheit verbot zu sagen, daß
in ucysorm gedruckt sei na
tUrlich bildlich gesprockien mukte
es Frau Mutter sagen. Und sie tat
es neis zur rechten Zeit. Das muß
man sagen, Mama vergaß nie den
rechten Moment zu erhäschen und zu
sagen: Meine Tochter ist nun in
Buchform erschienen." Die Wirkung
war jedesmal schier überwältigend.
Wirklich, sie war verblüffend, zumal
die Folgen überstiegen selbst die kühn
ste Phantasie der Schriftstellerin. Sie
dachte ja noch immer daran, wie alle
die guten Freunde und Bekannten so
lebhaft bedauerten, daß sie kein Buch
von ihr kaufen konnten. Und nun?
Dutzende von Händen streckten, sich
ihr entgegen. Dutzend Augenpaare
flehten sie an, und von allen Seiten
schmeichelten und kosten die Damen.
..Leihen Sie uns das Buch! Ja
bitte leihen Sie es mir!"
Die liebe Mutter, unerfahren in
Lebensgebräuchen, versprach in nai
ver Treuherzigkeit allen Damen das
Buch zu leihen. Aber als sie sich
mit ihrer Tochter verabschiedete, zog
jede Dame die berühmte" Schrift-
stellerin beiseite und flüsterte zärtlich:
Nicht wahr, Sie schreiben mir auch
ine Widmung hinein?
Nun saß sie zuhaus und schrieb sich
die Finger wund. Nicht an einem
neuen Roman. O nein! Sie schrieb
Widmungen in alle Bücher, die
hre Mutter versprochen hatte zu bor-
gen.
Als sie endlich nach einem Jahr
damit fertig war, war auch ihre
Tinte alle. Radikal alle! Und da
kam die Erleuchtung über sie. Ma-
ma , sagte sie mit tonloser Stimme,
ich habe meinen Beruf verfehlt. Ich
sehe jetzt ein, daß ich berufen bin,
den Kochlöffel zu schwingen. Ich
glaube das bereitet mehr Genuß!"
Resigniert nickte die Mutter. Das
war heute schon das dritte Bekennt-
nis, das sie horte. Und als die
chriftstellerin in die Küche kam, fand
sie schon ihre singende und ihre spie
lende Schioester im Kampf um den
Kochlöffel.
Als der Herr Papa dieses neue
Trio hörte, verließ ihn fein heroi
sches Gleichgewicht, ganz verängstig:
schaut er feine Frau an und fragte
zagend: Die drei Mädels werden
mich doch nicht verhungern lassen? Ich
glaube es ist sicherer, wenn ich von
nun av ms Restaurant gehe, um zu
essen! Denn ihre Kunst geht ja nicht
nach Brot!"
Ter verlorene Tegen.
In einer Biographie des in Afri-
ka gefallenen französischen Leutnants
Jacques Ri.ze wird eine eigenartige
Episode erzahlt. Kurz nach dem
Tode des Offiziers kommt der Bru.
der des Berstoben:n Leutnant Etien
ne Roze zum General Lvauteu.
Herr General, im Namen meiner
Mutter und dem eigenen Namen
bitte ich um eine unschätzbare Gunst."
Sprechen Sie." Ich bitte
um den Degen meines gefallenen
Bruders, um den Decienden die
Beni Snassen in Besig bnben."
Worauf der französische General
erwidert: Sie sollen ihn haben, ich
schwöre Ihnen Bei meinem Degen:
Sie sollen ihn haben."
Ein paar Monate später bitten die
Beni Snassen um Frieden. Sie
erhalten ihn; doch unter anderen Be
dingungen sollen sie auch das Eigen
tum des gefallenen Offiziers heraus-
geben. Man bringt Revolver, Sat
tcl und Burnus, doch nicht den De
gen. Aber Genaral Lyautey ,st un
erbittlich: ohne Rückgabe des Degens
keinen Frieden. Schließlich bringen
die Beni Snassen den Säbel: aber
an der Klinge fehlt die Spitze. Wo
ist die Spitze?" fragt der französ.'che
General, ich brauche sie." Sie
steckt in der Brust eines unserer
Brüder, der fern im Grabe ruht."
Ich brauche sie, wiederholt General
Lyautey und kehrt den Abgesandten
den Rücken. Eine Woche später
brachten die Araber die abgebrcchene
Spitze: und Frankrech hat den gan
zen Degen des Leutnants Roze .wie
der . . .
Die internationale Höflichkeit ver
bietet es. an der Wahrheit dieses echt
französischen Geschichtchens zu zwei,
fein. ' .
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Formelle Coat Umbänge haben Pclzverzierung. Graner Chinchilla ist immer
dcr bclicbteke Pelz gewesen, der mit persischem i'arnrn gebmucht wird, da die Im;
dien grauen chattierunMn besonders iit init dem kilänzend schwarzen Pelz 4,1
liarnwineren scheinen. Tiefer Nachmiltags-llnikianq aus persischem Paw einem
modernen Snbstikut für das sehr teuere persische Lamm -r hat cutawati" Linie
u,,d der ragen ai,S Chinchilla.Eichhörnchen i,'t sehr graziös über die Schultern
cramcrt und trifft mit den weiten Rcverö zusammen.
Bilder aus Manaos.
J,
manche,. Xinao;. scl. fortschrittliche
Ttadt, aber ein teures Pflaster.
Durch die Gummi - Industrie des
Amazonen - Stromes ist auch die
brasilische Stadt Manaos zu großer
Bedeutung gelangt. Sie wird in die
ser Beziehung noch nicht so häufig er
wähnt, wie Para; aber manche unpar-
te'teilsche Kenner, wie der amerikani
sche Konsul Kirk in Manaos. sind
entschieden der Meinung, daß dieses
schließlich Para als Gummi-Zentrum
überflügeln werde.
Vorerst nimmt es den zweiten
Rang in diesem Handel ein; aber es
wächst mit raschen Schritten. Poli
tisch ist, es die Hauptstadt des brasi
lischen Staates Amazonas, und es
hat heute schon etwa 60.000 Einwoh
ner (manche Nachschlage-Werke ziem
lich neuen Datums sprechen erst von
1 4,000!) Es ist schon von Natur aus
ein bedeutend gesunderer Platz, als
Para es jemals war, obwohl es nicht
vollkommen frei von Malaria und
Gelbfieber ist; und es besitzt in neue
rer Zeit gute Wasser-Versorgung.
Auch ist es dabei, sich ein sehr moder
res Kloaken-System zuzulegen, und
bat unlängst ein Elektrischlicht-System
eingerichtet. Obwohl nur 3 Grade
vom Aequator entfernt, hc t Manaos
keine schreckliche Hitze; die Tempera
tur schwankt stets zwischen 85 bis 90
Grad.
Manaos liegt von Para aus drei
oder vier Tagereisen landeinwärts
kann aber von Para aus nicht mit
der Eisenbahn erreicht werden. Viel
mehr muß man per Dampfer den
Amazonenstrom hinauffahren. Die
Schiffs - Verbindung ist aber eine
vortreffliche: auch über den Ojzean
reicht sie teilweise direkt, und die
Lokal-Patrioten tun sich nicht wenig
darauf zugute, daß man mit demsel
ben Dampfer z. B. New Aork verlas
scn und unmitetlbar an der Werfte
von Manaos anlegen könne, ja, daß
man, wenn man auf dem Schiff blei
ben wolle, noch weitere 2000 Meilen
stromaufwärts zu fahren vermöge!
Ein fo tiefes Eindringen des Ozean
Schiffsverkehrs in das Binnenland
kommt nur in Südamerika vor. Ma
noos wird als ein Platz zum Bauen
und zum Reparieren von Schiffen
von gar mancher Ozeankllsien-Stadt
nicht erreicht.
Für die weitere Hebung des Gum
miHandelsverkehrs Manaos wird
auch von der neuen, unlängst fertig
gestellten Madeira- und Mamore
Bahn viel erwartet. Der Madeira ist
nämlich einer der vielen Flüsse,
von deren Ufern Kautschuk nach Ma
naos für die Ausfuhr kommt; und es
ist auch eine riesige Zahl Boote im
Fluß - Handelsverkehr allein tätig.
Manaos ist eine sehr weltbürgerli
ch Stadt geworden. Amerikaner sind
zwar außer dem genannten Konsul
nur wenige ständig da die Käufer
von Gummi abgerechnet, welche den
Amazonenstrom hinauf fahren
aber bedeutend mehr Deutsche und un
gefähr ebenso viele Engländer, wäh
rend die Lkaufleute meistens Portugie
fen sind. Doch bilden die Eingebore
nen die Mehrzahl.
Es geht stets sehr lebhaft hier zu;
und der fortschrittliche Geist ist sogar
bezüglich der Frauen Moden
jjn erstaunlichem Grade zu bemerlen;
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Kriegen doch die Damen hier die
r.euesten Pariser Muster meistens
schon, ehe dieselben Gotham erreichen!
Aber ein teures Pflaster ist Ma
naos. Durstige" Seelen, die etwas
Stärkeres verlangen, als Wasser, sind
hier zu qrcßer Verschwendung aenö
tigt. Kein Schluck Whiskey 'z. V. ist
unter 45 Cents zu haben, und alles
Andere in dieser Art muß entspre
chcnd bezahlt werden! Uebrigens sind
hier alle Sorten Getränke zu haben,
die in irgend einem Teile der Welt
beliebt sind, felbst alle gangbaren
ausländischen Mineralwässer; nur
muß man tief in die Tasche steigen,
wenn man sie genießen will. Die
sonstigen Dinge sind ebenfalls sehr
hoch bewertet. Für das, was man hier
als gewöhnlicher Bewohner ausgeben
muß, könnte man in den feinsten Ho
tels in irgend einer Großstadt unseres
Landes behaglich leben!
V,r der Zeit.
Eine bekannte Schauspielerin nahm
es sich sehr zu Herzen, daß daS Publi
kum anfing, Bemerkungen über ihr
Alter machen sie war in den besten
Jahren, aber doch noch nicht so alt,
daß es ihre Eitelkeit nicht verletzte,
wenn man von dieser Tatsache sprach.
Ein Kritiker befragte die Künstle
rin um ihre Meinung über die Fort
schritte der dramatischen Kunst, ein
Thema, über das sie sich mit ersicht,
lichem Unbehagen äußerte wegen der
Vergleiche mit früher und der Erin
nerungen aus der Vergangenheit.
Aber, meine liebes Fräulein,
warum reden Sie nicht offen mit mir.
Gerade von Ihnen erwartete ich Of
fenheit, denn man sagt doch, daß Da
men mit grauen Augen ..."
O, die sind vor der Zeit grau ge
worden," fiel sie ihm eifrig in's Wort,
Inder Wohnung deö
kürzlich verstobenen Bildhauers Pro
fessor Otto Lessing in Berlin wurden
sämtliche Orden und Ehrenzeichen,
deren Inhaber der Künstler war, auf
noch nicht ermittelte Weise entwendete
Die Orden befanden sich in einem
Geldschrank, der am Tage nach dem
Begräbnisse Lessings einen Augenblick
lang offen stand. Als Täter kommt,
ein Lumpensammler in Betracht, der
in der kritischen Zeit in der Wohnung
vorsprach. Eingeschmolzen werden all
die Sterne und Kreuze immerhin
schöne paar Mark wert sein. Eine
andere Verwendung wird ja der Herr,
Lumpensammler doch nicht für sie ha
ben.
Bei Plymouth Junction,
Ja., fand man den Farmarlxitcr B.'
A. Spores von Waterloo schwer ver
letzt und von Kälte erstarrt neben
dem Bahngeleise. Er hatte als blin
der Passagier mitfahren wollen, war
aber auf's Geleise gefallen l,nd da
wurde ihm ein Bein abgefahren nd
die Hüfte verrenkt.
Beleidigt. Laufbursche:
Hier sind die Eier, die Sie zum Ku
chen bestellt haben, gnädige Frau!
Hausfrau (ohne sich umzudrehen):
Danke; legen Sie sie nur da auf den
Tisch. Laufbursche: Sie irren,
gnädige Frau! Ich bin 'nicht da
Huhn, ich bin der Laufbursche 01
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