V 1 An Dunkel 0 13. Fortsetzung. ! Der geizige Zustand M ranken Wie durchchS keinen Fortschritt ous. Geora Ollenschlager gab durch kein ; u f II . 01 , . - II j Nomc ; voit ?u " ! Zeichen ,u a kennen, daß die Vor, änge um ihn her zu seinem Bewußt, sein drangen. Man muh! daher der 'Befürchtung Raum aeben, das; der Arme für den Rest seiner Tage geistig , uninachtet bleiben würde. " Indes wußte dieS nur der Regie rungörat. Den Tomen hatte man die trostlose Aussicht vorenthalten, da ja auch von ärztlicher Seite noch kein endgültiges Urteil gefällt war. .Mit Papa scheint es sich doch tu siz in die Länge zu ziehen, bemerkte ffräu Leonie. als beide Damen im kleinen Ecksalon sich eines Morgens gegenüber saßen. .Mir sind diese tröstlosen Besuche eine Pein. Ueder. Haupt so eine Krankenhausatmo schäre, der Karbolgeruch, wie schlägt sich einem das auf die Nerven." Liselotte wollte etwas erwidern, als ihr eine Karte überreicht wurde. .Baron Vinzenz Lnderitz. Ritter utsbesitzer." Das junge Mädchen wechselte die Farbe. . . .Melden Sie dem Herrn, ich wurde sofort erscheinen." gab sie Bescheid. .Mama." wandte sie sich ihrer Mutter zu. .es ist der Herr, der das Gesuch im .Daheim" hatte. Wie- mir das Herz klopft, nun ich vor der öntschei dung stehe. So ein Hasenfuß! Laß uns allein. Mama!" .0 gewiß, mein Kind." beeilte sich Frau Leonie zu versichern. .Pein lickem aebe ich so wie so gern aus dem Wege, und dieses Engagement schließt etwas wirklich Deprimierendes in sich." Liselotte begab sich in das Emp fangszimmer. Sin 5,err erhob sich bei ihrem Ein tritt aus einem Sessel und trat, leb Hasses Interesse in Miene und Blick. auf die Eintretende zu. Er verbeugte sich, sich nochmals vorstellend. bin Liselotte Ollenschläger. saat das junge Mädchen einfach, mit ,inn merklichen Vibrieren in der Stimme: .Bitte. Herr Baron, behal ten Sie Vlatz!" Baron Lüderitz setzte sich, nachdem sich Liselotte in, einem Fauteuil nie . Angelassen. Ihr Blick glitt prüfend über seine Gestalt hin. Er hatte eine große, fast über schlanke Figur. Seine Haltung war schlecht, etwas gebeugt. Es war. als fürchte er. wenn er sich zu voller föf)e aufreckte, überall anzustoßen. Seine Manieren waren die eines feinen ManneS. sein ganzes Auftreten verriet den gewesenen Offizier. Soweit unterschied sich dieser nicht von den Herren ihres Kreises, es war dasselbe Genre. Was ihn indessen der näheren Beachtung wert machte, war der Kopf mit den markanten Zügen. Die hohe Stirn verriet den Denker; eine kühne, etwas gebogene Nase trat aus einem schmalen, von der Luft leicht gebräunten Gesicht her vor; wunderbare- tiefe Augen von träumerischem Glanz ruhten voll und offen, fast ehrfurchtsvoll auf dem jungen Mädchen mit der maßvollen Haltung und dem stillen, abgeklärten Vstesen. Um seinen Mund, der von , einem Schnurr- und Spitzbart um ' rahmt war. lag ein halb verlegener, halb schmerzvoller Zug. .Ich bekam viele Adressen auf mein Gesuch ließ sich der Baron verneh men. und ein leichtes Lächeln glitt über seine Züge. .Ihr Schreiben ge fiel mir am bester.. Es war kurz und schlicht gehalten. Und gerade aus dieser lakonischen Kürze las ich: .Komm und überzeuge Dich, wer ich bin!" , Liselotte mußte unwillkürlich lachen. Es war ein leises, beherrsch tes, sehr hübsches Lachen. .Ich fürchte, mein Schreiben ist recht ungeschickt ausgefallen erklärte sie. Mit Zeugnissen konnte ich nicht aufwarten; überhaupt, wenn ich auch den besten Willen habe, kann es leicht vorkommen, daß ich, zu Anfang wenigstens, bevor ich mich ingelebt, manchen Fehler begehe. Ihre werte Frau Gemahlin wird die Liebenswür digkeit haben müssen, etwas Nachsicht zu üben. Der schmerzliche Zug um den Mund des Barons schwand und machte einem breiten Sarkasmus OT. , ; .Ich fürchte., gnädiges Fräulein, die Sache wird ein wenig umgekehrt sein. Ich bin überrascht, eine Dame ivie Sie sich um den Posten einer Ge fellschafterin bemühen zu sehen . .Ich hofft' Herr Baron, daß das kein Tadel fein soll. Die Not ist ein gebieterischer Wegweiser s .?ardon mem Fräulein, wenn ich ' r'i plumper Hand an eine'. wunde :Zt rührte. Man stumpft auf dem znit im steten Umgang mit hm allerlei Menschen ab. Ich nakür I' ) lrnde mich glücklich schätzen, wenn ; s4 entschließen, das Engagement ' x i anzunehmen. Werden S i i Landleben, gerade zur :, nickt störend empfin- l r.Lt: gehüllt. Ich habe ja meinen Pflichten kreis." sagte Liselotte. .Wenn iq I, Jhen Ansprüchen genüge " O. ausendfoch. anaviges rau lein! Ich kenne Sie ja freilich ss gar nicht, doch sagt mir ein dunkles Ge fühl, daß Sie der gute GcniuS meines Hauses fein werden." Liselotte errötete, und sie 1 ibre Auaen vor den Blicken deS Man neS. in dem ein Etwas flackerte, wel ches sie nicht zu entziffern vermochte. Es wollte sie bedunken. alS ti ti Be l - i-f A.1.X. I wunoerung, eine grrnzcilo,r yva) tunq. WaS es auch immer fein mochte. eS irritierte daS sehr an Bewunderung gewöhnte Mädchen ' doch in hohem Grade. Es wird mein größtes Bestreben sein", stammelte sie aus ihrer Verwlr i . . - I rung r,croor, ..jy gu muiiy i m ... ti-" I ieder Benehunq zu rechtfertigen, Der Baron anoerte den uon. ver einen meyr verirauiiazen v,yarsncr gehabt. Er sagte kurz, geschäftsmäßig: .Ihr Eintritt kann sofort erfolgen? Es würde mir und meiner Frau nur angenehm sein, so bald wie möglich ein belebendes Element unter uns zu haben. Die trüben Herbsttage stim men melancholisch." .Ich bin frei. Herr Baron. Mein Eintritt kann zu jeder Zeit erfolgen." Schließlich mußte die Honorarfrage noch in Erwaaunq gezogen weroen. Liselotte erklärte sich mit deS Barons Vorschlaaen durchaus einverstanden, Der Antritt sollte in etwa acht Tagen stattfinden. Mit Hilfe eines Kursbuches konnte ch bereits der Zug festgesetzt wer au den. der in zirka zwei Stunden das junge Mädchen an sein Ziel lxför dern sollte. .Auf dem Bahnhof werden Sie die Rodenhorster Equipage zu Ihrem f?mfr?ntM vorfinden. Also aus Wie htTfebfn mtn SZrnnU in itnh mit I Fahrt. ' ' 7!er Aaron war aanaen. Lise ,ntt, Unir hi fSslnh Auf ibr klovsen. des Herz. Der Sckritt war oetan. sie stand m Mdekünkt ibres Lebens. ?,i's? Pfkm hniir sie firfe selb er. wäblt. Es würd vielleicht ein dor "i -r r - i i r- i nenvoller Weg sein, den sie von nun an aina: sie hatte ein LvviaeS Wohl- leben dafür hingegeben. Sie hatte selbst e:ne umworbene Dame der ersten Gesellschaftsklasse sein können, statt dessen streckte sie ihre Fuße unter fremder Leute Tisch, aß fremdes Brot in einer abhängigen Stellung. Und dennoch dennoch sie fühlte sich frei hei alledem; freier, als sie sich je hätte an der Seite Baron Bohsiedts fühlen können. Sich um des schnöden Mammons willen verkaufen nein nie Daß im Grunde dieses Engage ment einen etwas seltsamen Charak ter hatte, daß von der Dame, der sie dienen sollte, gar keine Rede ge we?en, vesremveie Liieiotle vurcyauz nicht. Sie war ,m Grunde froy, daß alles perfekt, und sich, diese Fra- ge so einfach gelost hatte. Allerdings stand ihr die Trennung von ihrem Heim, ihrem leidenden Bater und der Mutter in diesem Au genblick quälender denn zuvor vor Äugen, und mit dem Gefühl eines großen Hermwehs begab sie sich in den kleinen Ecksalon hinüber, wo su Krau Leonie noch vorfand. Sie kniete vor der Mutter nieder, umschlang die geliebte Gestalt, die so diel Sonnenschein in dem freilich ickt vereinsamten Sause verbreitet, mit beiden Armen und schmiegte ih ren Kopf zärtlich an die Mutter brüst. .Mein Mütterchen, mein allerb: sies. mein süßes, einziges Mütter chen! Ich habe die Stelle ongenom men. Und ich bin ja auch im Grun de froh. , Nur der Abschied von Euch, von Dir, Mama, wird mir recht schwer. O Mama, wie hast Du un sei Leben verschönt! Wie wird der Gedanke an meine behütete Kindheit, an meine sonnige Jugend, der Ge danke an Dich meine Zukunft erhel- len." . Frau Leonie standen Tränen der V. . . -w. Rührung in den Augen. (&te erwl- bette die Liebkosungen ihres Kindes, tii Krirfita kitns Wäbtl " IS. chelt sie glücklich. .Trug ich denn allein das Glück ins Haus? Haben wir alle drei uns nicht wunderbar ergänzt in einer ichonen Harmomeb .Ja. Mama, daS haben wir! Und ich hoffe zu Gott, die Zeit wird kom men. die uns alle wieder vereint." Frau Leonie fchob fanft ihr Kind und damit zugleich die weiche Stim mung zurück, die sie gefangen genom men. Wozu um Gotteswillen sich einer ".. ... . i m"r. unvernunttiaen. auneaenoen nuy rung hingehen? Die Würfel waren gefallen. Die drei Menschen, die emurn) zwanzig Fahre treu in Liebe zusarn mengehalten hatten, gmgen ausernan der, weil das Schicksal es ja wollte. Die fitere Sorzlofeit und Un-, Tägliche hesangenheit der Mutter gaben Lise lotte da Gleichgewicht tvicver. ' Neuntel Kapitel. In ihrem Boudoir saß Baronin Gisela von Lüderitz on dem Teilet tentisch und hantierte mit voller Hin gäbe unter allerlei Büchsen und Ouästchen herum. Das Haar hing gelc über den spitzenbesetzten Frisiermantel herab spärliche, rote Haar, da in seiner ckten Natürlichkeit da? Bor-'unoen sfjn der vielen kleinen Lockchen und Püffchen rechtfertigte, welche auf dem ebentisch herum lagen und ihrer Be stimmung harrten. Die Reihen der großen Zähne wiesen häßliche Xlua'n L,.i k,i denen oleickfulN die Kunst gchh,lfen mußte. zjnchen. die adrette Kammerzofe. erstand ihr Hanowerk ouS dem ss, 1 t . ck, war die Baronm icrjroer pirx den u stellen. Und wenn sie nicht so eine offene ftand genao: oai.e. Tinchen hät!e längst Rodenhorft den Rücken gekehrt. k.t konnte aus eine lanae Reihe erprobter tenuinn ...i,,, , hnüt nur Enaage LA 4, UU.W tu V r - - - W ' in hochadtligen Häusern ge. .-ii Huui - DaS bedachte sie. eS war a eine einträgliche Stelle, fo etwas fällt inS Gewickit, Tincken eiinq ein und nus. ven Befehlen ihrer Herrin nachkommeno. Die Baronin war ,n reiner ginn nden Laune; sie hatte sich mit der Zofe verzankt, die wirklich zeitweise ein impertinentes Wesen zur Schau triifl. .5ch kann den Spikenlchat Nicht finden gna' Frau." sagte , 2mchen geärgert. .... Dumme Vute. all rne aro nin außer sich, eine Kammerzofe muk olles finden können. Noch niemand vrauste -nncje aus. tit mir den Borwurs ver 'ca lässigkeit und Unordnung gemacht, H'r m, man olle 80 C. iUCll! ""( so außerordentlich wenig Ordnung sinn hätte l . MM I L IM .Unverschämte Peron. mir oas: .Na ia. ist gewiß wahr! Und tm wer mischen Sie sich in meine An- celeaenbeiien." .Meine Angelegenheiten sind's, Sie unverschämtes Frauenzimmer. Ich habe über meine Toiletten zu bestim men. Sie haben sich meinen Anord- nunaen zu fügen. Nichts können Sie. als den Mund voll nehmen. imp;r tinent sein. Sie dummes ordinäres ' Mädchen. Tinchen pflanzte sich lampsoeren vor ihrer Herrin auf. Die Hände in die Sekte gestemmt, ireizcyie zie mi bochrotem Gesicht: .Dummes, orvl näres Mädchen? DaS sagen Sie nicht noch einmal! Die Stellung, welche die Baronin jetzt einnahm, gab der ihrer Zofe wenig nach. Auch ihr Gesicht war stark gerötet, die Stirn war in dro hende Falten gelegt, der Mund haß ftch verzogen, daß die Mängel feines Inhalts deutlich zum Vorschein la- men. .Dumm, ordinär, ich wiederhole es!" schrie sie daS Maschen an. uns noch mehr sage ich: Sie werden den Spitzenschal genommen haben, lonzt müßte er da sein! Das Wort soll Ihnen teuer zu stehen kommen." fauchte Tincken. .Ich verklage Sie vor Gericht. Ich ver lasse sofort Ihr Haus. Jetzt gehe ich zum Herrn Baron und at mir meinen Lohn auszahln Die Baronin erhob drohend die zur Faust geballte Hand hinter der Davoneilenden her. Mnn vegann sie Schubfächer aufzureißen, den In halt in wüstem Chaos durcheinander auf den Fußboden werfend, und end lich hielt sie das Streitobjekt in ihren Handen. Kie warf es achtlos auf einen Sessel. XtaB sie sich ertt ausroven. vie wu de Katze." murmelte die Baronin Sie kannte solche aufgeregten Zu stände auS ihrer Jugend- und Glanz- zeit her. Jetzt brachte sie eigentlich nur die Jungfer noch av unv zu ,n Rage, ,onft niemand. Vini wie die Baronin ihren Gatten nannte war rm Grunoe eine Schlafmütze. Freilich, ferne Mucken hatte er schon, wie die vo? nehmen Herren nun mal sind. Gott. na. in der Ehe wird eben Mes anders, da erkennt man sich erst so recht. Das ist natürlich. Wie kann sich ei- Ehepaar vor einander t . . . r . . . I woyl loicqe mne auTencgcn, wu man es vorher getan. Absolut un möolick. Darüber muß man ver nünftig denken .Ein bißchen warten werde ich nun schon müssen, bevor ich an die Toi leite gehen kann dachte Gisela, ent zündete eine Zigarette und streckte sich behaglich auf die Ehaifelongue. Sie blies den Rauch in zierlichen Ringeln von sich, dehnte sich und gähnte herz haft. .Langweilig, so ein Landleben seufzte sie. zum L-twen langweilig Früher, ach früher. ich mag gar y, i:. rj;t:. o.:i. nimi an oir usuell oct"" aluu denken. Was war Bim für ein ver liebter Nurr." Es klopfte. Gisela tat, als höre sie nicht. Sie wußte, wer es war. ForMunz solt' Omaha Tribüne. SuMötag, ll.Zinu 9, Erbbegräbnis. Cini tZrimierimz. Der traurigste Sonntaz des ganzen Jahre zog wieder naher heran, uns doi, trübe neblige Novemberwettee stimmte trefflich zu der melancholi lmen Stimmung des TcigeS. der dem Gedenken der Toten geweiht ist. Nur wenige sind wohl In dem großen Ber in, die in diesen Tagen nicht rnnau1 zu den Friedhöfen wallen, die noch keinen der Lieben dort draunen in ewigem Schlummer liegen t,iUru Hin der Völkerwanderung zu ent gehen, die am Totensonntag ouiaqr :(t) jedem Wetter zum ?rotz hinaus flutet, hatte ich schon einige Tage zu vor den Gang hinaus angetreten. Wie sc diele liegen nun schon dort. Bei' wandte und freunde, die einst mit- ten in unserm Leben waren, und die Gedanken schweifen zurück zu oer Zeit, wo wir Kinder jenen uns jetzt woblvertrauten stillen Ort dks To deS nock, nickt kannten. Denn das war doch eigentlich undenkbar, daß auS unsern Kreise der Tod sich ein Opfer holen sollte. Zehn Häupter mit den Eltern saßen wir morgen. mittags und abends um den großen, alten Tisch herum, den noch der längst entschlafene Großvater gebaut hatte. Der Tisch war meist ausgkzogen an beiden Seiten: es lohnte ,a nicht, die Seitcnvlatten für die Zeiten zwischen den Mahlzeiten erst wieder einzuschie ben. Unbeschreiblich war da! entsetzte Staunen und dos schmerzliche Jam mern der sieben älteren, als eines Morgens die Eltern tränenden AugeZ verkündeten, daß daS jüngste Brüder chen. der allgemeine Liebling, in der Nacht verschieden sei. Er war ja ein wenig unpaß gewesen in den letzten Tagen; aber daS war ja gar nicht möglich, daß das liebe Kerlchen gestor ben sein sollte. DaS konnte vielleicht bei andern passieren; aber bei uns stirbt doch keiner! Und wir Kinder glaubten es nicht eber, alS bis der uns wohlbekannte Wagen kam und da? Särglein mit dem toten Brüderchen ausnahm und auch uns. die größeren, mit hinaus' führte auf den 'Gottesacker. So kamen wir zum ersten Male hin zum Kirchhofe und in der Folge bäufiaer, wenn wir den kleinen blumi gen Hügel zu gießen gingen. Bald darauf starb ein reicher Kaufmann in der Gegend. Er hatte ein großes Ge- schäft im eigenen Hause gehabt. Reiche Erfolge hatten sein Leben begleitet Pomphast war das Begängnis, wel' ches die Hinterbliebene Witwe dem be deutend älteren Gatten bereitet hatte. ie Behörden hatten Vertreter in gol denen und silbernen Amtskctten ent- andt, denn er hatte viele Ehrenamter verwaltet. Schier endlos war die Reibe der Trauerkutschen. welche die ehrfürchtig staunende Menge zahlte, Solch ein Leichenzug war lange nicht durch die Hauptstraßen der nördlichen Vorstadt gezogen. Drei Kinder trau erten außer der jungen Frau um den Entschlafenen. Einer der Söhne hatte ich sogar manchmal herabgelassen, an unseren wilden Spielen teilzunehmen was ihm aber meist zerrissene Hosen und später empörte Vorwürfe seitens der Mama über den schlechten Umgang eingetragen hatte. Draußen an der Mauer, wo di Erbbegräbnisse all der reichen Leute lagen, entstand in der Folge ein fei erliches tempelartiges Haus, in wel chem der verstoßene Kaufmann seine cndgültige Ruhestand fano. llno nie verfehlten wir bei unsern Friedhofs gängen unsere Nasen an den Fenstern der Eingangstur in banger erwun derung breit zu drücken. Drinnen stand der Metallsarg, und zu seinen Häupten hielt ein Cherubim mit einem Palmenstengel Wacht. Durch die blauen Fenster des Oberlichtes quoll ein mildes, weihevolles Licht hinein, und Sarg und Engel und die mit gol denen Inschriften gezierten Marmor wände erschienen uns Kindern in überirdische Schönheit getaucht. Die freien Flächen rechts und links von der Grabstätte hatten stets den herr lichsten Blumenschmuck, den der Gärt- ner deS Fnedhofes besorgte. Da war oft eine Frau von etwa vierzig Jahren draußen, die hatte kurz vorher auch ihren Mann verloren uno pflegte fein Grab mit rührender Sorg- fält. Die erzählte dann von dem Reichtum des Verstorbenen und von der schönen jungen Frau, die aber nur so selten hinauskam. Auch unsere Besuche mußten mit der Zeit seltener werden; denn jeder kam mü der Zeit rn seinen Beruf. Lange Jahre vergingen, bis wieder einmal der Tod uns hinaus beschied zur Bestattung eines erwachsenen Bru ders, und von nun an ging es Iah: für Jahr fast ohne Unterbrechung. Vater. Mutter. Schwestern und Brüder, eins nach dem andern wurde draußen gebettet. Bald lag die Mehr heit von dem Kreis der Zehn beisam men ,n oer kühlen Eroe. llno immer wieder blieben wir stehen und sahen bei der Rückkehr von unseren traun gen Gängen hinein in das blaue Däm- meruchl. ann uno wann uaun wir auch icne Frau von damals. Sie war schon recht gebeugt von der Last ihrer Jahre. Aber treulich pflegte sie noch immer ihres Mannez Grab- bügkl, und mit ßtolz zeigte sie di; 1913 lachende Pracht seine! Blumen schmuckS. Ader da! Erbbegräbnis fad recht traurig aus; von Jahr zu Jahr der siel ei mehr. Die Frau erzählte, wie schnell sich die junge Frau getröstet tefce. Kurz nach dem Tode ihre er sien Manne habe sie geheiratet uno sei dann fortgezogen, ebenso die Kin der. Nur einer der Söhne soll noch in Berlin sein; doch auch der kümmere sich nicht um seine BaterS Ruhestatt. Er muß Geld auf Geld häufen und hat nicht Zeit, an solche Sachen zu denken. Immer mehr verfiel daS schöne HauS deS Tode. Von einem benach barten Neubau fiel einst ein schwerer Stein herab und durchschlug da fchö ne Oberlicht. Man teilte dem Sohne den Schaden mit; aber er mel dete sich nicht. Nun konnten Wind und Wetter nach Belieben in dem verödeten Totenhause ihr Spiel trei ben. Mehr denn dreißig Jahre sind nun vergangen, und wieder stehe ich an derselben Stelle und will einen Blick wie einst hineinwerfen. Aber wie ist mir denn? Bin ,ch falsch gegangen? Wo ist denn der traurige Tempelbau? Ueberroscht sehe ich mich um? Er ist verschwunden! Ein ge brechlickes Mütterchen wankt heran und grüßt mich vertraut wie ein alter Bekannter. Nun weig ich auch, wer es ist. ES ist unsere alte Freundin. Dort drüben leuchten ja auch schon die schneeweißen Ältern von ihreS ManneS Hügel herüber. Auch diesmal hat sie viel, viel zu erzählen. Zu Anfang des JahreS hat man jenes. HauS des Todes meoerge legt. Mitteilungen an die Angehöri gen jenes Toten waren unbeantwortet geblieben. Da trat denn die Spitzhacke ,r Aktion. Weit hinten in einem mu sten Winkel, da liegen die Marmor tafeln mit den Sprüchen. Da liegt auch der verwitterte Cherubim; aber ihm fehlen die Arme, und der am mer eines Abbrucharbeiters hat ihm die Nase zerschmettert. Und an dem Platze, wo er einst in sanft gemilder tem blauen Lichte stans. oa iino oic Maurer wieder an der Arbeit zum Bau eines neuen Erbbegräbnisses. Auch von der Witwe des ManneS. der einst dort ruhte, wußte sie zu be richten. Einem eleganten Nichtstuer hatte sie damals die Hand gereicht, noch jünger als sie selbst. Mit den Kindern und den anderen Verwand- ten ihres ersten Mannes war sie zcr fallen. Da zog sie mit hrem jungen Manne und ihrem reichen Erbe weit weg nach dem Süden. Aber nur zehn Jahre dauerte die neue Ehe. Da war der größte Teil des Vermögens da hin. und der leichtfertige Mann fand Gefallen an anderen jugendlich schönen Frauen. Schließlich, als das Geld nahezu fort war. verließ er die al ternde und vergrämte Frau. Nur so viel blieb übrig, daß sie unter äußer fier Einschränkung noch dahinsiechen konnte. Zu stolz, ihren Kindern ihr Los zu klagen, starb sie fremd in der Fremde. Erst als sich ein schmuckloser Hügel über ihrer letzten Ruhestatt ge wölbt hatte, erfuhren die Kinder vom Tode ihrer Mutter. Wohl kamen sie auf die Aufforderung des Gerichtes zur Entgegennahme des Nachlasses. Aber der war so lächerlich gering, daß ti die Reise nicht verlohnte. Sie suh ren nach einem kurzen Besuch des Grabes wieder mißmutig davon, ein jeder an seinen Ort. und der armll cke Grabhügel sank bald in sich zu sammen und verfiel wie des ersten Gatten stolzes Erbbegräbnis Die müde Sonne sinkt hinter den Häusern, und leichter Nebel steigt aus dem wetten Graber elöe aus. Wir stehen an dem mit weißen Astern ge schmückten Grabhügel. Jetzt tönt die Friedhofsglocke. Wir müssen gehen. Draußen am Tor schüttelte 'ch oie welke .f,and der guten Alten. Ob wir uns wohl noch einmal wiedersehen? Wenn nicht. Du treues Mut tcrchen. wer wird Deinen . Huge: schmucken und pslegenk Ein Genie in Washington. D. C.. hat einen Weg gefunden, das , ern . st' .1 .. Beroor oer jüsaiijingicnci pium sen Licenz-Behörde zu umgehen. daß nach dem 1. Januar 1913 kein Bier mehr in Kesseln oder Bierkruken sondern nur in Originalverpackung kür den Lausverbrauch verkauft wer den darf. Der Weg besteht in der Anwendung von großen Conserven Glaskrukcn. welche einen anschraub baren Deckel haben. Anwälte welche die Frage studiert haben, sind der Ansicht, daß Bier in solchen Kruken als .Bier ,n Original Aerpaaung angesehen werden muß. Im Laufe des JahreS 1V11 sind achtundfunnig kleine Planete.? ent deckt worden, bei näherer Prüfung ergab sich aber, daß acht davo'l schon mit ftüher entdeckten Himmelskörpern identisch waren. Dreißig seit der Gesamtzahl waren in Heidelberg ent deckt worden. ' Derer st e Sekretär der russischen Botschaft in London ist in Petersburg eines trag'ichen Tod:s aestorben. Dem Fürsten gerieten drei künstliche Zähne in die Luftröhre und von dort durch die Bronchien in die Lungen. Eine Operation war un möglich, und der Unglückliche war Irrlicht m.'hr zu retten nnFi,i.H-. . 1 f v t , rw h: H :.' l ' v- to J V ' v r. I " ', h ' ; , : " I ;H , pyit-:,j ' l l - P'.U f : i . .' , i . - ) ' s'-l'ilt !.J i, I hht" 1 7 ' j i . va I ... -1 ; i- 'f - I 1 fA': - A ! W ( " i - l A k '1 "M s V - .V . ' - 'II . . . I 'i ; ,- -'- -1 : .'. - A .l -; lf , t,- i , ' U ." j t .. -.'. .;,'.. t . i" . -! , I : '" . t h:': "' i : . ' V ' ' r : . ' . i .,'' ,.!'"; r - .. V ' . Vi.; ' ' " Jl- ' -i "', "I I I m ' i I I S ') I K ' j i JUi r yf : ' ' C. iYi''- ' ' ' ' ' , liii'rtHi-frfT'iiiii'iiiisil ' Mmti-mi( " ll'l ll ' ""'t I T1 ll ' ii nnnriiii wiih UtB ute Nkberzikhkk.Midell für fern kletnen Jungen. Oxford grauer Jibe.me. Ttoff in sehr schwerer Oualiiät wurde sür diesen .hübschen und praktischen Ucbtt' ,iel,kr benutzt, den irgend eine Mutter machen kann T,e Falten an den schul ttr bringen Zlbmechslimg in die Sacke und der Halbgurtrl halt ,cde etwa vor bnndene Bolligkeit im Rucken zusammen. Ter Ilcberziehcr hat .lap Taschen an den Ekiten und einen hübschen Kragen auS duü'lgraucm amt . razie Horn knöpfe schließen den doppelreihigen 'oat. Ter Junge., sollte mit 6ie,em u dungöstück schwarze Strümpfe tragen, sowie schwarze Änopf oder chnurschuhe. Vorgefaßte Meinnuge. Schnell fertig ist nicht nur die Ju gend. sondern der Mensch überhaupt mit seinem Wort, mit seinem Denken und Meinen über seinen Nebenmen chen. Aber wenn man auch ganz absieht von den leichtfertigen ' und nachgesprochenen Urteilen über an dere, geschieht eS doch oft genug, daß wir unS auS scheinbar triftigen Gründen Meinungen. Vorurteile im guten oder bösen Sinne bilden, die der Wahrheit mellenfern liegen. Wir sind allzusehr gewöhnt, einen Menschen nicht als ein .Ding an sich" u betrachten und ihn von seiner ei genen Art aus zu veuneilen. ion- dern wir suchen gleich nach Schubfa- chern, in die wir ihn stecken kon- nen. Wer snn Geld leicht ausgibt. st .leichtsinnig', wer mühsam Erwor- enes überängstlich Zusammenhalt, ist geizig", wer für seinen Stand unge- wohnlich gut gekleidet geht, ist .ver chwendensch." und wer im Dränge geistiger oder körperlicher Arbeit seine Kleidung vernachlässigt, ist .lieber- lich." An sich mögen diese Urteile völlig richtig sein, auf den einzelnen ange wendet, können sie aber geradezu Wahrheit in Lüge verkehren. Es kommt vor, daß eine gute, aufopfern de Mutter, die nur allzusehr das Wohl ihrer Kinder über das eigene Wohl setzte, in weiteren Kreisen gera dezu boykottiert wurde, weil der Schein gegen sie sprach. Frau N. hatte einen Hausstand, der aus gro- ßer Fülle, ohne ihre Schulo, fast zur Bedürftigkeit herabgesunken war. Mit unermüdlichem Fleiß, mit oft nächtelanger. schlecht bezahlter Arbeit tielt sie nickt nur die Not von den Ihrigen fern, sondern erhielt auch ih- rem kleinen Hauswesen einen schein von Vornehmheit, der ihren heran wachsenden Töchtern in ihrem Verkehr wohltätig war. Die Mädchen, waren zu achtbaren Stellungen gelangt, gin gen gut aber sehr einfach gekleidet. wahreno sie culier, oie sen vicien Jahren niemals dazu kam, von ih rem fchwer erworbenen Gelde sich Kleidung anzuschaffen, die Hilfe er griff, die eine reiche Verwandte ihr durch Ueberlassung noch gut erhaltener Garderobe bot. Der Unterschied nun. den die noch immer kostbare Kleidung der Mutter gegen die schlichte Klei dung der jungen Mädchen bot, be wirkte, daß man allgemein zu dem Trugschluß kam. die Putzsucht der Mutter benachteilige ihre Töchter. Frau N. hätte gern statt eines reiche ren, ihr wenig zusagenden Gewandes ein einfacheres nach eigenem Geschmack getragen, wenn "der Erlös für das erstere die Kosten für das letztere ge tragen hätte. Die vorgefaßte Mei nung aber, die man gegen sie hatte, häufte zu den Lasten, die sie ihr Le ben lang tragen mußte, eine neue, schwer empfundene Bürde. , Und auch im Guten kann der Schein trügen! Nickt immer sind es edle Beweggründe, die den Menschen zu achtbaren Leistungen nach außen hin bestimmen. Mancher versteht es. seinem Egoismus und seiner Profit sucht ein liebenswürdiges Mäntelchen umzuhängen. ES wird manchem das Beiwort einer noblen Ninur ge schenkt, der ,mt Blumensträußen ieyr --jfniflejij xh wahrend kr viclleiHi t ner bedürftigen Mutter die Pfennige für Unterhalt zuzahlt. ' , Darum hüte man sich vor borge faßten Meinungen und wenn man urteilen will und muß so tue man eZ nur nach eigener und reiflicher Prüfung des ganzen Menscchn. ' Mache Kleider Leute? Bis zu einem gewissen Grade muß man die Frage bejahen. Es kommt für die äußere Erscheinung deS Men 1 fcken allerdings darauf an, wie er sich kleidet. Aber mit dem gleichen Recht könnt man auch sagen: Leute machen Kleider, denn wenn genau dasselbe Gewand von zwei verschiede nen Menschen getragen wird, kann es grundverschieden wirken. Der eine ' . r m-ffi. jt f:flri trägt es wie leiDUvetuaiDiicr, jum s rtckitifl aus. suhlt sich wohl darin und bringt eS gut zur Geltung. Dem anderen hängt es w;e etwas Vevorg tes um die Schultern. Also liegt doch wohl das Geheim niS für den günstigen Eindruck, den eine gut und richtig gelle'. :ete Per sönlichkeit macht, weit weniger in Farbe. Stoff und Art der Kleidung als in jenem feinen Sinn sür Har monie. der das zu wählen weiß, waZ der eigenen Erscheinung und Gestalt, am besten entspricht, ihre Vorzüge zu unterstreichen, ihre Schatterseiten zu verhüllen versteht. In diesem Sinne also machen Kleider Leute, weil sie sie gut herausbringen. Nimmermehr jedoch wird das kost barste Gewand einen unsauberen Körper, ungepflegtes Haar, unsau bere Nagel oder sonstige Anzeichen von Kulturqrad wettzumachen vermö gen. Irgendwie und irgendwo wird sich stets die wahre Persönlichkeit verraten, sobald die eben nicht mit den äußeren Umhüllungen überein stimmt. . Es wird also immer der vollendet ste Geschmack' bleiben, sich seinem Stande, seiner Erscheinung, seinen Verhältnissen gemäß harmonisch zu kleiden, ohne zu versuchen, die ongeb liche Kraft der Kleider. Leute zu ma-. chen. zu falschen Vorspiegelungen zu b.nutzen. . a m m , ff) . r ist m r li Jl 1 fc V V V V V w Schauspieler (der gerade dazu kommt, , i ! . V. Iv.flnii i ! r S irten . (DlC VI t y11, luui&itu Brief zerreißt): Was gibt'S denn? Direktor: Was soll's geben? Sie spielen so mirabel, daß mir der erl vroyi, micu zu veriiagcn, wen,. ich ihm noch ein einziges Mai em Freibillet schicke!" Naheliegend. A.: 'cc hen Sie mal Meier an, der laust jetzt immer umher wie ein begossener -Pudel." B.:. Kein Wunder, der ist ja auch in der letzten Zeit ganz auf den Hund gekommen." Anders genommen. Dienstvermittlerin: Hier die Josepha Kämmerer kann ich Ihnen als tu benmädchen warm empfehlen: sie ist ein feiten anständiges Mädchen. ' Frau: Dann tut mir's leid: ich k.:nn ' nur ein immer anständiges Mädcken ' brauchen! ' Nettes Brüderchen. , Fritzchen: .Mutterchen. . gib mal . r JC . . . T I I .5. ' Ojiitu inicc uuy u) uuvp mit Müllcr's Willy getauscht er gibt mir s,inen TiiiifT!. J 0