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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Jan. 9, 1913)
" 7 V i i. p I , . ... lt I, v- - An Dunkel gehüllt. Nomc i von (11. Fortsetzung.) ' Manfred Cchkuttr strebte munter öarwärts. wie c'n Mann, der kin rei MS Gewissen besitzt, (it pfiff sich kin munteres Stückchen, während er an htt Haltestelle auf die Elektrische war. tetk. Zu diesem gesellte sich jemand. . redclustiz aufzclczt war. Er knüpfte sofort ein Gespräch mit dem jungen Manne an. welches sich in den aller harmlosesten Bahnen bewegte. TaZ Wetter, die ssahrgelegenheiten. endlich der Hörner Mord, der in den ersten. Tagen nach dem Geschehnis das Tagesgespräch gebildet hatte und namentlich auf dieser Strecke bis zur Erschöpfung erörtert worden war. Jetzt allerdings fingen die Wogen der Erregung bereits an, abzuebben. daS Jnterzsse verlor sich, andere Ereignisse traten in den Vordergrund. ' , ' Immerhin war der Mord noch nicht in Vergessenheit geraten; es wa tön doch erst gut acht Tage seit jener Katastrophe verstrichen. ' Manfred Scheurer hatte durchaus keine Veranlassung, sich in Schweigen zu hüllen; er erzählte, daß er in der Nachbarschaft der Hunnfchen Villa bedienftet sei und welchen großen An teil das tragische Schicksal der hoch, geschätzten armen Ermordeten überall fände. An der Ecke des Burftab und Nö dingsmarkieS verlieh der Diener den Wagen, und nachdem er flüchtig zum Abschied an seine Mütze gegriffen, kümmerte er sich um seine neue Ve kanntschast nicht weiter. Er eilte den Zkajen zu und bog in den unwirtli - chen, düsteren Gang ein. ' ,Hallo. Manne!" rief der alte Herr, der um diese Stunde noch nicht sein Lager aufgesucht. .,ich habe Dich so kzalbwegs erwartet. Sieh, mein Junge, dort auf dem Petroleumkocher , brodelt das Wasser und hier'' er schnalzte mit der Zunge, indem er eine Flasche, halb mit Rum gefüllt, ' gegen das Licht hielt hier ist ein guter Tropfen. Zu Abend gegessen wirst Tu wohl haben?' Nicht gerade zu Aüend, Vater, aber doch zu Mittag. Wir essen um halb sieben." Ja, immer nobel. Hier in mei ner stillen Klause vergesse ich natür kich, daß es draußen eine Welt voll Glanz und Pracht gibt. Auch für mich gab es einmal bessere Zeiten. Nun, reden loir nicht davon enpi Der Alle seufzte, dann strich er zärtlich über die Flasche mit dem lockenden Inhalt. -r Manfred hatte sich gesetzt, nachdem tt seinen Mantel an dem Nagel auf gehängt; den Filzhuk legte er vorsich ti$ auf die Kommode. 'Philtop Schwer, der Vater, hatte ?wei Gläser von zweifelhafter Sau lerkeik aus den Tisch stellt; als aber . der Grog in denselben duftete, fah wem nichts mehr von der Unsauber seit. Manfred ergriff sein s'las. Prost. Vater." Prost, mein Cöhnchen, auf ein gutes Gelingen Deiner geheimsten Wünsche." Er leerte sein Glas auf einen L"g. Siehst Du, wie ich es ehrlich meine."., Mit mir. gewiß, dessen bin ich sicher erwiderte Manfred. Bei Euch da draußen sind ja haarsträubende Dinge passiert." hob der Alte an, nachdem er sich seinem Sohne gegenüber mit Behagen nie dergelasscn. Damals, als Du mir , das Dings es steht noch wohlbe ballen in der dunklen Luke zur Verwahrung brachtest, hatte ich ja keinen blassen Schimmer davon. Und ' Du sagtest auch nichts." Die Geschichte ging mich ja im Grunde nichts an, erstens und zweitens hatte ich ein furchtbar unbe haglickes Gefühl. Gib mal den Ka sten heraus, Vater." Mit einer jünglingsartigen Vehen digkeit sprang der Alte hinter die Betlstcttt und holte des Gewünschte hervor. Manfred durchschnitt mit dem Ta schenmesser das Band, nahm die Hülle ob und stellte den Blechkasten auf den Tisch- Mit diesem Kasten hat es seine eigens Bewandtnis", erklärte er, und ft'iiie 'Hand, die das Glas zum Munde führte, zitterte merklich. .Schließ mal die Außentür. damit wir ungestört sind. Dann will ich Dir das Geheimnis dieses Kastens erzahleri." : Geschäftig eilte Scheurer sen. an die Thür und horchte auf den Flur binaus, ob sich nicht etwa neugierige Lauscher dahinter befanden. Dann drehte ek den Schlüssel um, und hing vorsichtshalber ein Tuch über den Drücker. So. nun kannst Du losschießen", ermunterte er seinen Sohn. -Dieser befolgte den Rat, sprach aber im Flüsterton. : Die Stimme drang so schivach in des Alten Ohr. daß er Mühe .h:"k, alles ' zu verstehen, denn sein fepjr. "S-v A. 'Siiät. ,vtjgij.ar igjr j 7 Gehör litt schon unier der Last der Jahre. AIS Manfred schwieg, lies; der Va. ier nur ein leises Grunzen verneh. men. Und nun. Männe?" fragte er. Nun wölkn wir den Zlasten auf seinen Inhalt prüfen." Philipp Scheurer brauchte nur die Tischschieblade zu öffnen, da lag zw! schen einem Nest Schwarzbrot, etwas Leberwurst und einem Röllchen Kau. tabak Hammer und Brecheisen. Hast Du keinen Schlüssel?" fragte der Sohn. Nein", entgegnen der Bater. fcrtH k, n Lust, öi st be U reue dar an dem Kasten noch einmal, vor zunehmen, die er vor acht Tagen an wandt. Es kostete viele Mühe; das Schloß setzte den Kraftauzwendungen großen Widerstand entgegen; endlich aber gab es einen Knar. man konnte den Teckel öffnen. Briefe lagen darin. Nichts als Briefe einfache Briefe. Der ganze Kasten war vollgepfropft damit. Vater Scheurer stieß ein meckern des Lachen aus. Daß Dich der " Manfreds zitternde Hand war- sen den papiernen Inhalt in wüstem Durcheinander wieder in den Kasten zurück. ..Auch gut." Er trank sein Glas hastig aus. Bring' den Plunder auf die eile, Vater." Gewiß, mein Sohn." Ich will jetzt gehen, ich brauche Luft. Hier ersticke ich." Manfred zog sich seinen Paletot an. Ivährend der Alte den 5iasten in sein Versteck zurückbeförderte. 's ist vielleicht besser so," murmelte Männe. Ich heirate die Dor,s. Zwar ist sie zehn Jahre älter als ich und so gräßlich vernünftig. Aber man will doch vorwärts in der Welt und nicht ewig Diener bleiben. Do ris hat fünftausend Mark geerbt. Hätte ich so viel geerbt, was unter den gegebenen Verhaltnissen sehr wohl hätte sein können, dann nun ja. dann hatte ich Doris nicht genom men. Die kleine Mike bei Büttners, das verflixte schnippische Kammerkätz chen, ,hat mirs nun mal angetan." : Ja, mein Sohn", sagte der ehr würdige Alte und strich sich seinen schönen grauen Vollbart, man kann nicht alles haben." Stimmt, und darum heirate ich die Doris. Ich bin fürs Vorwärts kommen." Manfred fuhr direkt wieder nach Horn hinaus. Nachdem er seinen Anzug gewechselt, sich wieder in die Livree gesteckt, ging er in oen Hinrer garten. i kroch er in ein Gebüsch hin- ein und trat an das die Grenze bil dende Staket. Vom Herrenhause aus ungesehen ließ er einen kurzen Psiff erschallen. Nero, der Kettenhund, kroch aus feiner Hundehütte hervor und wedelte mit dem Schwänze. Er mußte seinen Pfiff nochZais wiederholen. Das Staket überspringen oursie er nicht, es wäre ihm ganz leicht ge wesen. Doris hatte eS ihm aber ver boten. Sie hielt mit altjüngferlicher Pedanterie auf Reputation, und wenn sie auch schon zu Lebzeiten ihrer ye liebten Herrin gegen einen zeitweili gen Besuch des jungen Mannes auf diesem nicht gerade ungewöhnlichen Wege nichts einzuwenden gehabt hat te. nun. da sie alleinige Bewohne rin der Villa, wenigstens vorläu sig noch war. glaubte sie den An stand noch jeder Richtung hin wahren zu müssen. Manfred er wurde in der Se natorsvilla Friedrich genannt war ihr Schatz. Zwar kein stur Mischer, heißblütiger Liebhaber, aber jedenfalls ein Wann mit reellen Ab sichten. Doris verlangte keine stürmischen Liebeserklärungen, dazu war sie zu kühl veranlagt und zu praktisch. Ihr Verlöbnis war ja auch noch recht neu. Vor vierzehn Tagen hatte Friedrich die ersten Anspielungen ge macht. Dieses kam bei Gelegenheit eines GesvrächeI. welches die beiden Dienst, boten, unten in der Küche sitzend, mit einander führten. Sie hatten von ihren Ersparnissen gesprochen. ' Der Diener konnte zwar nicht groß mit den seinen renommieren, gab er doch seinem Alten von seinem Wer dienste ab. Philipp Scheurer machte zwar hin und wieder Geschäfte man cherlei Art, er war nicht gerade wäh lerisch. und eine Großstadt züchtet allerlei Existenzen. Seine Einnah men hielten ihn jedoch nur eben über Wasser." . Doris dagegen hatte , ihren Lohn zu Rate gehalten, und konnt!, stolz ein Sparkassenbuch .mit annähernd tau send Mark aufwcise?,',. Isuilitfi Tausend Mark", so Halle dcmatt der junge Dienet gedacht, man könnte etwa! damit anfangen, um wenn man eine Frau vom Schla ge Dori' an seiner Seite hätte. Die alte Hunn würde bei einer tventuellcil Heirat gewiß auch ein übrige tun. So war's gekommen, daß man sich, kurz entschlosten. einig ward. Doris sah nicht, wie dieses wohl bei andern Brauten der Fall, den Himmel voller Geigen; sie war uch nicht des Jubels voll, sondern hatte mit kühlem Blute und praktischen! Sinn nur ihr ferneres Fortkommen im Auge; sie war eine gute Köchin, er würde einen gewandten Wirt ab geben. Manfred Scheurer war ein Stre ber. Nur daß in ihm leider eine leichte Ader steckte; die hatte er vom Vater. Er war arg hinter den Weibern he? heiteren, jungen, lebenslustigen, leich te: Weibern. Davon wußte aber Doris nichts. die tn ihrer altiungserlichen Ehr karkeit ihren ebenen glatten ffl'tg ging. Nachdem Manfred den Pfiff meh rere Male wiederholt, erschien Doris auf der Bild lache. Sie hatte ihren mageren Körper in ein großes Wolltuch gewickelt, uns trat mit einem freundlichen Gu len Abend" zu ihrem Bräutigam her an. Darf ich nicht ein bißchen 'rü herkommen?" bat Manfred fchmei- cyeino. Nein, das geht nicht, ich kann hier keine Mannsleute empfangen , sagte Doris in brüsk abwehrender Weise, Ich bitte Dich. nach der Mordge schichte; wir könnten in einen falschen verdacht kommen. Dieser Borwand war ausschlaaae bend für den Diener; sonst hätte es ihm. zum Teufel, doch gelingen sollen. das lange hagere Madchen zum Nach geben zu bringen. Er. Manfred scheurer.' Die beiden Liebenden wisperten also über den Zaun hinweg. Es wird zum Lachen. Die Villa der Frau von Hunn war einem Makler zum Verkauf überqe- ben worden; die Möbel sollten verauk tioniert. kleine Andenken an gute Freuude verabreicht werden. Solan ge der Nachlaß der Verblichtncn noch nicht geordnet, hatte man Doris in der Villa gelassen. Man konnte ihr un- bedingt vertrauen, sie wurde über ,h ret geliebten Herrin Eigentum mit ArguSaugen wachen. Außerdem war jedes Stück notiert, sie war sich be wußi, eine große Verantwortung mit dem Hüten der Villa übernommen zu haben. Während dieses ungleiche Liebes paar am Zaune stand und Zukunfts bilder entrollte, wobei sich eine wun- derbare Harmonie in ihren Ansichten aussprach, faß der alte Scheurer vor dem Haufen Briefe, die er nach dem Fortgang seines Sohnes sofort wieder dem Kasten entnahm. Man konnte solche Reminiszenzen aus vergangenen Tagen nicht Pietät- los dem Untergänge weihen, dachte Philipp ScheUrer mit einem kausti- schen Lächeln. Und wenn ihn die alten Liebes- briese und Freundschaftsergüsse der unbekannten Dame im Grunde auch nichts angingen, so interessierten sie den älteren Mann doch. Das war die Sprache seiner Ju gend; so hatte auch er einmal ge schwärmt, gefühlt. Das war nun schon lange her, häßliche Erinnerun- rtin fiinfn ftrfi sVntsrftPtl fcfiR sPinff iwi i vv ii j gtv wf und Jetzt. So saß Philipp Scheurer lange, lange, beim trüben Schein der kleinen Petroleumlampe. Er hatte sorgfältig jeden einzelnen Brief durchstudiert, und sobald er ihn gelesen, hatte er ihn vor den kleinen eisernen Ösen geworfen. Er wollte alles sofort verbrennen, es war zwecklos, ja kompromittirend, solchen wertlosen Plunder aufzuheben. Einen Brief aber warf er nicht zu den andern; er möcht denselben wohl nicht zu dem wertlosen Plunder rech nen. Der war nur kurzen Inhalts und paßte so gar nicht in den Liebes und Freundschaftsbehälter hinein. Mochte auch wohl nur aus Wer sehen sich in die intimen Angelegen leiten der alten Dame verirrt haben. Diesen Brief legte er gedankenvoll zurück. Und als er mit seiner Lektüre fer tig tvar, holte er aus seinem Ausgeh rock ein Portefeuille von verblichener Eleganz hervor; in dieses legte er denBrief hinein; es war der einzige Inhalt. Nun wurde der Haufe Papier in den Ofen gesteckt, ein Streichholz flammte auf. Lustig und gierig leckten die Flam men an den lieben Erinnerungen ei ner schönen, reichen Vergangenheit herum, und Philipp Scheurer streckte seine welken Hände über die Glut und wärmte . seinen ausgemergelten Körper daran. (Fortsetzung folgt.) Schüttelte, m. Der Dieb sah um die Ecke Leutj biegen; Drum ließ er schleunigst seine Bcute liegen. Cnifilja Tribune. 1'cnnfr.ina, Tle ttlucksganö. Erzählung w,, Cl. Reiiner, , Ei klingelte. DaS kürzlich zuge. zogen Dienstmädchen öffnete, und brachte der Tochter des Hauses einen Brief. An Fräulein Louise Müller, Ber lin. Klkiststkiiße 100" lautete die Auf. schrift. Schnell, Marie, laufen Sie dem Postboten nach und geben Sie den Brief zurück. Erstens heiße ich Alice und zweitens kenne ich den Absender nicht. Der Brief ist gewiß wieder für Fräulein Müller. Kleiststraß 101. bestimmt. DaS Mädchen eilte mit dem Brief davon. Diese ewigen Verwechselungen! Das kommt davon, wenn man Mük ler heißt ni und daran läßt sich ja nichts ändern wenigstens fürS erste nicht, simulierte sie für sich schmunzelnd weiter. Aber ich habe eine Idee von Schiller, ich nenne mich jetzt Alice-Lotte. Lotte nennen sie mich ja doch schon alle und so bin ich unter den Müllerinnen vielleicht doch leichter herauszufinden." Hiermit war für den zwanzigjäh rigen kleinen, energischen Schelm die Angelegenheit erledigt. Lustig tral lerte sie ein Lied und ging zu ihrer Mutter in die Küche. Trotz der vor gerückten Jahreszeit war es ein hei ßer Tag und Mutter und Tochter be rieten, wie sie am praktischsten die vielen Fleischvorräie verwenden könn ten, deren Aufbewahrung bei den mangelhaften Wirtschaftsräumen ei ner Berliner Wohnung an und für sich ziemlich schwierig ist. Außer dem für die nächste Mahlzeit gekauften Fleisch hatte der billige Schlächter aus Schlesien unbestellt einen riesi gen Kalbsbraten geschickt imd ein Ver- wandter von Frau Muller glaubte seiner Cousine mit Uebersendung ei ner selbsterlcgten" Rehkeule eint Freude zu bereiten. Mutti, weißt Du." schmeichelte Alice, da wäre doch die beste Gele genheit, eine kleine Gesellschaft zil geben. Wir haben sowieso noch ei- niae Verpflichtungen, Marqa und Elfe müssen wir einladen und Nefe rendar Schneider und dann war ich U Ja, ja, mein Kind," stöhnt: Frau Müller. Du weißt doch, Vater will von Gesellschaften nichts hören, es ko- stet schon alles Geld genug." Ja. aber ehe das Fleisch um- kommt?" wagte Alice noch einzuwen- den. Im stillen hoffte sie ihren al- ten Herrn doch herumzukriegen und ihm sogar eine Bowle abzuluchsen. Was wußte sie von Geldverdienen und den Anforderungen des täglichen Lebens. Und wenn auch Herr Mül- ler seinem Mädel und seinen beiden Söhnen gern jedes Vergnügen ae- gönnt hätte, so verfügte er doch nur über ein nicht zu hohes Einkommen, das keine zu große Sprünge gestat tete. Während nun Alice schweigend die Preißelbeeren zum Einmachen sor- tierte. heiterte sich ihr Kesichtchen all mählich wieder aus. Tausend bunte Gedanken durchquerten den Kraus köpf. Ja, dieser Referendar Schneider! Es war doch gar zu ko misch, auf welche Weise sie ihn ken- nen gelernt hat. War doch wieder der verpönte Name Müller" daran schuld gewesen. Er war bei Frau Major Müller, Kleiststraße 99, ein geladen und wollte der Dame seine Aufwartung machen. Dabei geriet er aus Versehen in. das Haus Num- mer 100, in dem zufallig auch eine Familie Müller wohnte. Als er dann im Salon sitzend, seinen Irr tum erkannte, war Alice in ihr herz- erfrischendes helles Lachen ausgebro chen, das ihn aber gar nicht verletzte, sondern sofort sein Herz für dieses muntere Madel mit dem blonden Kraushaar und den großen blauen Kinderaugen einnahm. Mit Entschul- digungen verabschiedete er sich zwar von Mutter und Tochter, aber auch mit dem festen Vorsatz, daß dies nich! der einzige Besuch bleiben würde. Dann hatte er es so einzurichten ge- wußt, Alice auf ihren Wegen zur Klavierstunde, zum Tennis usw. zu reffen und schließlich machte er den Eltern feinen Besuch. Seitdem war er ein häufig und gern gesehener Gast. ' Alice, in ihre Gedanken vertieft. hatte ganz ihre Arbeit vergessen und suhlte plötzlich errötend den forschen den Blick der Mutter auf sich gerich tet. Da pochte es an der Hintertür und, glücklich über diese Ablenkung, sprang sie auf, um zu öffnen. Ein Bote brachte eine schöne fette Gans. Frau Müller hatte keine bestellt Und wollte sie nicht annehmen. Aber sie is schon bezahlt und ick nehme nu dct schwere Biest nich mehr mit. Meine Meesterin schickt mir und hier steht es ooch janz richtig druff." Die Adresse stimmte in der Tat und mitleidig meinte Frau Müller: Nun gut, ich habe die Gans nicht bestellt, könnte auch gar keine gebrau chen. Aber lassen Sie sie hier und erkundigen Sie sich nach der richtigen Adresse und holen Sie sie dann ab. Ich kann mir nicht denken, wer mir eine Gans schicken könnte, vielleicht ist eS doch eine Verwechselung durch den Namen Müller. Die rätselhafte Sans bot nun dem 3antnr 1 nirr übermütigen jungen Kleeblatt ! Alice und ihren Brüdern Anlaß zu den blutigsten Witzen. Man zer brach sich den Kopf, um den Spen der eine so eigenartigen (Geschenkes herauszufinden. Frau Müller glaubte in einer ihr befreundeten, sehr origi nellen alten Dame, der sie manchmal gefällig gewesen war, die Geberin tr kennen dürfen. Als sie sich jedoch am nächsten Tag bedankte, wollte die alte Dame nicht! davon wissen und versicherte hoch und teuer ihre Un schuld. Der techtdenkende Hausherr hatte streng angesagt, die GanS unberührt liegen zu lassen, bis nach vier Tagen der praktische Sinn von Frau Miller Einspruch erhob. Väterchen", meinte sie, die Gang muß jetzt gebraten werden, sonst kann man sie nicht mehr gebrauchen. Schließlich können wir doch nicht mehr tun, als bezahlen." So geschah eS auch. Das Fett er gab eine große Schüssel Schmalz. dnF Gänseklein ein Mitlagsgericht und' die schöne zarte Leber sollte ein Leckerbissen für Herrn Müller zum Abend werden. Als er schmunzelnd mit Wohlbe Hagen die Leber verzehrte, glaubte Alice den Augenblick für geeignet, ihm ihre Bitte vorzutragen, wußte doch der kleine Schelm schon, daß die Herren der Schöpfung, wenn sie gut gegessen haben, am besten gelaunt sind. . Den Bitten seines Lieblings, von den Brüdern kräftig unterstützt, konnte der alte Herr doch nicht wi verstehen und er willigte, wenn auch brummig, ein. Da tiat Marie kichernd zur Tür herein. Gnädige Frau, der Bote ist wieder da und will die Gans abho len. Die war ja gar nicht für uns, sondern eine Frau Müller aus der Keithstraße 100 hat sie per Telephon bestellt und da haben die im Geschäft Kleiftstraße" verstanden. Die Dame mußte inzwischen verreisen und konnte sich deshalb bis letzt Nicht drum kum mern. Nun ist sie zurückgekommen und reklamiert die Gans. Familie Müller brach in ein schal, lendes Gelächter aus und als Frau Müller überlegte, was zu tun sei, klopfte ihr der Gatte gutmütig auf die Schulter: Na. Mutterchen, hier hast Du 3 Mark, mehr wird sie wohl Nicht !o sten, bezahle sie nur, und wenn wir das große Los gewinnen, lassen wir uns umtaufen, damit wir nicht mehr Müller heißen. Wir können den Braten nun ja gut zu unserer Gesell- schaft gebrauchen, nicht wahr, Alice?. Dankbar warf sie ihrem Vater eine Kußhand zu. Sofort wurde das Me nu beraten und die Einladungen ab geschickt. Alice schmückte die Tafel zu der kleinen Festlichkeit in reizendster Wei- se, ganz in Weiß mit Lila. Sie selbst zog ein einfaches weißes Kleid an, das durch einen Tuff lila Astern am Gürtel feinen einzigen Schmuck erhielt. Gerade in dieser Einfachheit sah sie entzückend aus und als nach oem vorzüglichen Abendessen und der Bowle die Jugend für ein Tänzchen plädierte, zu dem Papa Müller auf spielen mußte, glühten ihre Wangen und erhöhten den Glanz ihrer Augen. Kurt Schneider, hingerissen durch ihre Anmut, zog sie in einen geschütz ten Winkel des Nebenzimmers, um schlang sie voll Innigkeit und küßte stumm die heißen, roten Lippen, die sich den seinen auch nicht entzogen. Dann lachte der Kobold ganz leise sein bezauberndes Lachen: Nun bin ich doch glücklich, daß ich Müller heiße." Und doch", antwortete Kurt, wirst Du mir diesen Namen opfern müssen, sobald ich mein As sessorezamen bestanden habe." Zärtlich schmiegte sie sich an ihn: Und morgen sprechen Sie mit mei nem Papa?" Heiße Küsse waren die Antwort. Da erscholl es aus dem Musikzimmer: A li ce Schnei der. Ter Großvatkrtani. Der Großvater - Tanz ist seit lan gen Jahren bei Lustbarkeiten und Vclksfestcn als letzkr Tanz ge bräuchlich. Seit dem vorigen Iah: hundert wird er als Tourentanz ao gehalten, nach dem Liedertezt: Und als der Großvater die Großmutter nahm.- da war der Großvater ein Bräutigam und die Großmutter eine Braut." Bereits im 18. Jahrhun dert wurde er auf den Hofbällcn ge tanzt. Eine geschichtliche Mitteilung aus der Fastnachtszeit des Jahres 1792 besagt, daß zum Fastnachtsbcill am Dresdener Hofe die Tanzsolge wie gewöhnlich mit , dem sogenannten Großvatcrtanz beschlossen worden sei. Diesmal aber wurde der Tanz nach einer neuen, schicklichen" Musik auf geführt und dadurch, daß zwei Paa re zugleich abfallen mußten, merkl'ch ge'ürzt". Eine dieser, geschichtlichen Notiz hinzugefügte Anmerkung be sagt: Wahrscheinlich existiert dieser Tanz schrn so lange, als bei den Deutschen das Tanzen in Uebung ist Bei VollZsesten und Lustbarkeiten der niederen Stände erhäü er ge wohnlich den Namen Kehraus". . Stoßseufzer. Sonn tagsrciter (auf einem störrischen Gaul): Weitn ich nur diesmal schon unten läe!" "; , Die lange Ms ner". ?.i,kk Htt die niif kschitakdsch ?ts,stlni. Durch den jetzigen Balkankrieg wird auch die große Mauer wieder in Erinnerung gebracht, die tot Mi zehn Jahrhunderten, nur wenige Stadien westlich von der heutigen Tschalaloscha Linie, errichtet wuroe, Diese große Landbefestigung. welche der byzantinische Kaiser AnastasioS l. gegen die zunehmende Bulgarengesahr in den Jahren 507 bis 512. etwa 65 Kilometer westlich der Hauptstadt. vom Marmara. bis zum Schwarzen Meere in einer Lange von 4.? Kilo metern hat anlegen lassen, ist durch ihre genaue Datierung auch em Fix Punkt für die Entwicklungsgeschichte dieser Besestigungsart geworden. llevcr ,yre Bauart ist früher sehr we nig bekannt gewesen, und so hat der bekannte deutsche Archaologe und Prähiflorikcr C. Schuchhardt (vom Berliner Völkermuseum) sie im Jahre 1898 untersucht und die Resultate seiner Forschungen in einem Aufsatze im Archäologischen Jahrbuch" 1901 niedergelegt. Die lange Mauer" wird von dem Volke ebenso wie die moderne Befe stigungen der nahen Tschataldfcha Linie Kaleh" genannt. Schuchhardt hat die Mauer von ihrem südlichen Anfang ganz in der Nähe von Si livri bis zum Schwarzen Meer, wo sie ganz nahe bei Kap Kaleondschik endigt, an allen Stellen, wo sie noch zu sehen ist. trotz Schwierigkeiten von Seiten der türkischen Behörden be sichtigen können. Er hat eine große Anzahl Türme, drei Lager und zwei Besesten (befestigte Schlösser oder Tordurchgänge), sowie den Zug der Mauer über Japadscha festgestellt. Ferner hat er den Verlauf der Ka, leh". aufsteigend auf 245 Meter und herunter an die Eisenbahnstation Kurfali, weiter über längere, ganz lich unbewohnte Strecken auf die Höhe des Kusch-Kaja (400 Meter) und in die Nähe von Karadscha Köi bis an das Schwarze Meer ver folgt, wo nach beiden Seiten hin auf weitere Strecken weder Dörfer, noch fonstige Wohnstättcn zu finden sind. Die Wahl, welche Anastasios für seine Linie getroffen hat, erklärt sich aus der langen, von Kurfal: bis zum Kusch-Kaja fast gradlinig ver laufenden Wasserscheide. Diese Strecke ist so hoch und unwirtlich, daß sie schon eine natürliche Land wehr bildet. Von diesem gegebenen festen Körper aus ließ sich auch nach Süden die Linie so fortsetzen, daß sie ziemlich grade und immer auf der Höhe lief und nur im Norden nach dem Abstieg vom Kusch-Kaja ein größeres Bachtal zu überqueren und damit eine stärkere künstliche Deckung zu schaffen war. Die beiden Besesten. das Klltschük - Besesten (das klein? Schloß) und das Böjllk - Besesten (großes Schloß), sind in der nächsten Nähe des Kusch-Kaja. Es sind Tor Befestigungen in Gestalt großer recht eckiger Höfe von etwa 30 mal 58 Me ter lichter Weite. Die Ecken der Höfe sind mit Türmen besetzt, von denen das kleine Schloß drei, das große fünf hat. Die Höfe dieser Tor besestigungen sind so stattlich, daß man diese eher als kleine Kastelle be- zeichnen kann. Die Anastasios - Linie wurde qe- mäß den Inschriften im zehnten Jahrhundert wiederholt ausgebessert. Die Mauer selbst hat durchweg 11. zuweilen bis 12y2 Fuß Dicke; außen ist sie aus Quadern, innen aus Guß mauerwerk gebaut, ohne Graben und Wall. Gerundete Türme sind bis 30 Fuß vorspringend vorgelegt. Hinter der Linie liegen im südli chen Teil an zwei Stellen schwach zu erkennen, im nördlichen an einer Stelle sehr deutlich bemerkbar grö ßere Lager,- welche die gefährdeten Partien decken und die Besatzung für die Türme liesern. Der Telcphonhclm der Flieger. Der Flieger kann sich mit seinem Fluggast mit Hilfe gewöhnlicher Sprache nicht verständigen, da das Geräusch des Motors jedes Wort unverstandlica macht, und für die beiden Insassen der Flugmaschine bleibt daher, obwohl sie dicht beiein ander sitzen, keine andere Möglichkeit der, Unterhaltung, als durch das Te- lcphon. Ein französischer Erfinder hat nun jüngst eine Verbindung von Telephon und Sicherheitshelm ange geben, die die Billigung des franzö- fischen Kriegsm'lnisteriums gefunden hat. Der Fliegerhelm ist mit zwei Hörern versehen, die sich dem Flie gcr an die Ohren legen, und mit ei- na Sprcchöffnung, die unmittelbar vor den Mund zu liegen kommt.! i"ie Verbindung ist jedoch nicht dauernd, sondern wird durch Stöp selkontakte beliebig hergestellt odcr unterbrochen. Nach dem Landen! uiuuucii ,ti uic u-'b lllu iucucv C - sWi- l . - 1 . . . fc.rf" HA S!ä Tlrt' mC4U UM den Apparat zu bekümmern, denn wenn sie aufstehen, ziehen sie den Stöpsee aus der Anschlußdose mit heraus. - Im Kalenderjahr 1911 wurden in Canada 339 Schiffe ge baut, mit Znsgesamt 27,733 Tonnen. gehalt. Ihre Kosten betrugen ?1. 148,000, Unsere Schliiltmoslkr-Vfflck i')! & 1 ' ' l'l I .w hS't 'W'lin.. ! Wl L SL k A-xV tfiiH ' BS-'iP .ufil&'' G uBj'h 9134. Prakiikchks Modell für Unten,. Äiii? einem Ttiick aemnkkit. 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Einen neuen Rekord forensischer Beredsamkeit hat der gegenwärtige englische Solicitor General, Sir John Simon, in der Gerichtsverhand lung aufgestellt, in der die Entschä digungsanfprllche der Telephougefcll schaft. die bisher alleinige Inhaberin des gesamten Fernsprechnetzes von England war, an die englisch: Post Verwaltung, die das Fernsprechwcsen vor kurzem unter ihre Obhut ge bracht hat, geregelt werden ' sollen. Zehn Tage hing hat er in, der Ber Handlung allein das Wort gehabt; allerdings hat er während dieser zehn Tage nur wenig mehr als insgesamt 46 Stunden gesprochen. ' Aber im-, merhin ist das selbst für England, töo Dauerreden bei Gerichtsverhandlung gen durchaus nichts Ungewöhnliches, sind, ein Rekord. Die letzten Rekord träger gerichtlicher Beredsamkeit wa-" ren der bekannte Führer der engli- schen Konservativen Sir Edward Carfon, der acht Tage lang während eines Prozesses das Wort hatte, und. der englische Attorney General Sir Rufus Jsaacs, der sogar noch ein wenig länger sprach. Daß die Poli zei als rnerbettener Gast bei einer Hoch zeiisfeier erschien und den Bräutigam, seltener die Braut, kurz vor oder nach der Trauung verhaftete, ist fchon öfttt dagewesen. Aber eine Verlobungsfeicr auf Grund gesetzlicher Bestimmungen als unerlaubte Versammlung zu er, klären, blieb der Weisheit eines russi schen Pristaws (Polizeikommissais) vorbehalten. Im Dorfe Belogasowka des Atkarsker Kreises gab ein Bauer seinen Verlobunqsschmaus. Plötzlich erschien der Pristaw mit dem Uriadnik (Wachtmeister, und Landwächtern, da je r ... rrn. r - r jt . tn.t .... üuiy icinct tcinung lüitc Ksziiamm u. . m. ' ii., langen nach den Bestimmungen über den verstärkten Schutz ungesetzlich wa ren. Als die Gäste in ihrem beschränk ten Untertanenverstand und im . Ge fühl ihres Rechtes der Aufforderung, auseinanderzugehen, nicht nachkamen, liiß der schlagfertige Pristaw . die Nagaika (Kosakenpeitsche) spielen. Am besten kam das Brautpaar weg, da 9 ' 1 1 ! W I i ki 1 1 ' i $ & : : v . : rf : : : . . . f , t : : : w f I : : : : ä : 5" g . ä -ö : 5 : e 2 - W : Hfg.: 1 : i I 1 g j : e o o ... ; : 2 ss : .kurzerhand eingesperrt wurdj. r