Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 09, 1913, Image 2

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    Die M,bc.
Wenn sich in diesem Winter unter
rv.tm Katmntn Sonnen fkrshk daß
Jackett oder der Mantel einer segnn
ten Frau öffnet, so bittet dies schein.
lr lklanqlos Geste dem Bewunderer
einen Blick fiuf versteckte Cchönheiten
Yar, lU in der neuen Mode eine gieße
Rolle spielen: auf die Cleg.inz teS
FutterZ. Dieser Teil der Toilette, der
bisher als unscheinbares Veilchen im
Verborgenen blühte, ist jetzt zu einem
Lurusgegenftand ersten Ranges ge
worden, und nicht selten verschlingt
die Fütterung eines Jacketts heute
diel größer Summen, als das ganze
übrige Jackett kostet. Man verwendet
dazu schwere Seiden, deren Musier
die Ornomn!i! alter Stoffe wieder
holt; diese Futterstoffe sind so schon,
daß sie wirklich an kostbare Brokate
erinnern, und die Dame kann es sich
Iaht nicht versagen, diese Eleganz
der Kehrseite wenigstens in einiaen
Tönen sichtbar anklingen zu lassen.
Derselbe Stoff wird für die Auf
schlage des Jacketts, zum Vefatz des
Kragens und der Manschetten benutzt.
Jit die Fütterung einfarbig gehalten,
dann erfordert die Wahl des Farben
tcncS größte Sorgfalt und eingehende
Uebt Regung, rbei sind die Zeiten,
ra ein weißes Seidenfutter immer für
hchsi elegant galt. Die koloristische
Sij.oTice der Jnnenfeite muß heute da
zu fc'ctten, den Farbenton der Außen
jene zu verstärken; man legt Wert
ruf eine vollkommene Harmonie zwi
siden Stoff und Futter? ja. Jackett
un). Mantelfutter sollen sogar auf die
Nobe selbst Rücksicht nehmen und ihre
F'ibunq auf die Toilette einstimmen,
die sie bedecken. So wird z. B. ein
langes Jackett, das zu einem schwär
z'nSammekrock getragen werden soll,
e'ü-e elegante Fütterung in Cerise
haben, das auch in der Garnierung
dks Rockes, auftaucht. Das Jackett
rir.es bellgrauen Schneiderkostüms
Ia?-,! eine türkisblaue Seideniutteruna
f-ben. die sich in einer Bluse von d?r
fetten Farbe wiederholt.
Die Pelzstolen, die fo außerordent
lich kleidsam die Trägerin umhüllen
und deren, persönlicher Eigenart, in
der Form diesen Pelzschmnck um sich
pi schlingen, so charakteristischen A:,s--r,ick
geben, haben an Länge und
Breite derart zugenommen, daß ein
r.citms Wachstum eigentlich kaum
nnch möglich ist. Stolen von drei
?1cird Länge nnd einer Mrd Breite,
w!.' sie. seht in den Handel gebracht
::nfr getragen werden, stellen' hoffen!
s;cj' einen Neksrd dar. der nicht sobald
f'kl'rochen wird, denn ihre Schwere
nd Unhandlichkeit". abgesehen von
hm'Prei. dürfte doch wohl einer
s'ärkkren Verbreitung und Verbreite
?,'ng im Wege sieben. Eilt Mittel
Map i wischen Mantel Und Niesenstola
Vitrn übrigens kapeartige Pclzum
kr dmn V-otttti und Rnckbahn
it-:4i Druckknöpfe zusantMin-
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s,h?itfzen kann, ss daß dadurch der
U'rhang wie ein langer 2Zantel wirkt.
Den breiten Ciolen entsprechend
laben sich euch die Muffen in ö!ie
snf.cfte entwickelt, so das? der Aul
niif .Mufstunnel" durch., ange
kracht erscheint. Die kurzhaariaen
PeUlorten werden auch hier möglichst
f.V.ff. und schmiegsam verarbeite!.
Nahend die langhaarigen Füchse na
turgemäß der Muss, einen grösseren
'a?chmesser verleihen, besonders da
mön diese oft au drei ganzen Tieren
der.'?bei!,t. deren Leiber nebeneinan,
der geordnet sind, und von denen
außen die drei flösse, innen die drei
Schweife einträchtialich herabhangen.
Nben diesen Muffen werden auch
i ilfach selche aus gezogenem Samt
oder Plüsch gefragen, die mit PeU
s r'isen verfielt sind und durch Mous
selinevolants einen duftigen Abschluß
crfclt;n.
Wir bewundern in unserem ersten
Wb 1) ein sebr geschmackvoll?
T'odell für ein Kleid aus gestreiftem
nvlwurffarbisiem Neldetin. D;ese
ein wenig düstere Farbe wird belebt
turch Verwendung einer Taille und
ftutel aus kleinen Stücken Seiden
Paffementerie in warmen orientali-
schen F.irben. Ein schmaler Kraqen
ins eiaenfarbigem Atlas schließt sich
ai eine Weste aus rabmfarbrne?
Spitze an. Atlasknöpse und Schleif
. M
chen verzieren die Taille und den Rock.
Eigenartig ist der Schnitt des Aer
mels. der gekräuselt in das Aermel
loch eingefetzt und am Ellbogen unter
l einem zollbreiten Punnreisen ge
i bauscht ist. Der untere Teil ist mit
einem Atlasban emgetaM. er
Atlasaürtel hat auf der rechten Seite
eine breite anliegende Schleife mit
lang herabfallenden Enden.
Der im nächsten Bilde (Fig. 2) ge
zeigte Turban aus braunem Samt
setzt eine jugendliche Trägerin voraus
und paßt vorzugsweise zu einem Tail
leurkleid. Er ist auf der rechten Seit
in koketter Weise abwärts geneigt und
auf der linken Seite der schmale
Rand in die Hohe gebogen. Die
flache Tam Q'Shanter - Krone hat
vollauf die Weite der Krempe und ist
am unteren Ende mit einem Streifen
'1 (Sable) eingefaßt. Eine rahm
farbige Straußenfeder lugt hinten
über die Krone hervor. Diefe pelz
verbrämten Hüte und Turbane kom
men noch besser zur Geltung, wenn sie
in Verbindung mit Pelz - Stola und
Mufr getragen werden.
Ein wenig auffallendes Dessin für
em Kleid aus dunkelbraunem Cheviot
tritt uns im nächsten Bilde (Fig. 3)
entgegen. Die langschdßige Jacke
mit cut-away-chnitt weist einen
breiten, hinten in einer Spitze verlau
finden Samtkragen auf, an den sich
lange, schmale Revers aus schottischer
Seide anschließen, aus der auch die
spitzen Aufschlage der langen, eng
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anlieaendcn Aermel gefertigt sind.
Kleine zugespitzte Schnallenbander
aus dunkelblauem Samt, welche aus
Einschnitten im Kleiostofs hervortrk'
ten. rmltieren den Schluß der ae
und des Rockes. Letzterer ist schlickt
rud eng nlie.iend, mit Schluß auf
der linken Seite.
Das Kinderkleidchen im nächsten
Bilde (Fig. 4). in einfachen Linien
gebolten. ist als Tanzkleid gedacht und
weißer Marquisette gefertigt. Der
obere Teil ist im Kimonzstil getchmt'
ten, mit einem kleinen, dreieckigen
och ans irii'cber ?v'ke. Dieser Teil
dcZ Kleidchens ist mit' dem Rock durch
e'nen Spitzen - Zwischensa. in zacki
ye? Anordnung verbunden, und so er-fcVnt-
das ttnnie wie au? einem K'iß
aef?rm!. Auch die Aermel sind mit
Spitze einaefaßk. Einen weiteren
Schmuck bilden oebäkelte Bällchen.
irelcke der Linie des Zwischensatzes
folaen.
Ein reiiend?? Abendkleid ist das
im nächsten Bilde iFig, 51 darge-
stellte, bei nxlchem die Taille in
hokxr Taillenl'nie sich an einen, etwas
gekräuselten Rock aus rabmsarbiem
Netzstoff anschließt. Ueber die Büste
spannt sich ein bre-teS Band aus
rahmfarbrgem Atlas, unter welckem
zwei Reihen zarter rosafarbiger Rosen
die Taillenlinie markiren. Der da-
zwischen liegende Nekstoff ist in senk-
rechte Falten geleat. Breite Falten
des Netzstofres ziehen sich fichuartig
über die Schultern, und die durchsich
tigen Aermel sind am Ellenbogen
unte? einem halben Kranz von Rosen
drapiert. Rosenguirlanden verzieren
auch den Rock mit kurzer Schleppe.
VL
Einen gefälligen Knabenanzug im
ti'.l der russischen Bluse, aus brau
niTt Leinenstofs, verziert mit Stickerei
in Braun und Rot. Zeiat das lekte
Bild (Fig. 6). Die ein wenig bau
schigen Aermel po am Handgelenk
unter einer anschließenden Manschette
aus Stickerei gerafft, aus der auch
der spitze Halseinsatz gefertigt ist.
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iXT uniccyai wi jyu ich . ucyciiuc
freue urtel. tue i-chui:ernayl Uno
on? kleine Täschchen sind mit rotem
?öhrenbesatz eingefaßt.
Die R o st o ck e r L u w a r
ie, die von dein , Haupimann c. D.
Dr. Hildebrandt - Berlin im Früh
jähr ins Leben gkiufen worden ist
und unter der Leitung des Univer
sitätsprofessors Kümmell steht, wur
de kürzlich eröffnet, ncichdem im Lau
fe des Sommers die erforderlichen
Baulichkeiten ausgeführt - worden
sind. Der erste Aufstieg fand in
Gegenwart von Vertretern der staar
lichen und städtischen Behörden, der
iiniversität, von wissenschaftlichen
Bereinigungen und des Begründers
Dr. Hildebrandt smtk. Das Jnstl
tut ist dns erste, das sich vornehmlich
der Ausgabe widmet, Mit Hilfe von
Bauonen und Drachen llntersuchun
gen der Elektrizität in den höheren
Schichten der Ültmosphilr: anzustellen.
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TZBiche Omüha Tribüne.
Die ZZkisttasche..
Ctizz von FahrIs.
.Da haben wir's'.' sagte der Pro.
fessor Schwarz mit betrübler Miene
zu seiner Frau. Jetzt muß Ich doch
wahrhaftig nach diesem langweiligen
Mentone fahren."
.Du ernst! s?!ii teilte rete.
.Liebe Kind..."
.Bitte, sage nicht lieves .Kind" zu
mir."
.Wie Tu willst. liebeS Kind. Ich
meine nur, rillet im Leben ist doch
relativ. Andere Leute mögen sich i
freuen, wenn sie im Frühjabr .ich
dem Süden reisen kennen, hinwusen
von einem reichen Fürsten, der eine
Bille ausgemalt haben will. Aber für
mich ist da entsetzlich! Ich bin so
ungeschickt auf Reisen und leider ja
auch etwas zerstreut."
.Ihr Götter!" rief Grete. die
Augen zur Decke gewandt, jhvai
zerstreut nennt er das? Du bist zwar
ein Professor, aber da Du ein Maler
und nicht ein gelehrter Bücherirurm
bist, so hast Du gar keine Berechti
gung zu der traditionellen Zersteut
beit. So wie Tu ober nun einmal
bist, wirst Tu schon irgend ein Un
heil unterwegs enricklen. Du wirst
die Skizzen verlieren oder nach Ctock
Holm fahren anstatt nach Mentone.
Kurz wenn Du allein fährst, so gibt
es eine Katastrophe."
Alwin Schwarz blickte seine niedli.
chc Frau unsicher an.
.Tu meinst also . . ."
Ich fahre natürlich mit!" erklärte
sie. Ick bin. wie Du sebr wohl
weißt, niemals zerstreut: ich vergesse
nichts und kann Dir vielleicht n.'ch
mit Jd?en aushelfen, falls der Fürst
nicht zufrieden mit Deinen Skizzen
ist."
.Unsinn!" versetzte er etwas arger
lich. .Er hat doch die Skizzen schon
gesehen und mir daraufhin den Aus
trag gegeben."
.Run gut, wenn der Fürst Dich
also nach Mentone einladet, so hast
Du ja gar keine Kosten von Teiler
Reise; und die Auslagen für mich
bringt es schon ein, daß ich Dich be
gleite und auf Dich aufpasse. Also,
mein lieber Alwin, wann fahren
wir?"
Der Professor pflegte gegen einmal
ausgesprochene Entschlüsse seiner
Frau nicht zu kämpfen. Schließlich
war er auch zufrieden, daß feine klei
ne Greie so rasch und praktisch die
Abreise inszenierte.
Greie hätti tanzen mögen vor Ver
gnügen. Nun kam sie auch nach dem Süden,
den sie nicht kannte. Nach Monte
Carlo würde sie gelangen: ihr weiß
bärtiger, vornehm aussehender Gatte,
der erst fünfzig war und weiße Haare
seit zehn Jahren besaß, würde mit
ihr die Spielsäle besuchen, sie würde
Berge von Gold gewinnen oh, es
war nicht abzusehen, wie erfolgreich
diese Reise werden wurde!
Die Fahrt verlief prächtig. Men
tone zeigte sein gewohntes, lachendes
Lenzgesicht, das Meer war so blau
wie Berliner Waschblau, das Hotel
Alerandra. wo der Fürst wohnte, na
türlich erstklassig; Grete kam sich vor
wie eine Marchenprmzenin.
Gleich in der ersten halben Stunde
begab sich der Professor zu seinem
hohen Auftroggeber, der für ihn
Logis in demselben Stockwerk bestellt
hatte, wo er selbst seine Amte
ments" inne hatte.
Am nächsten Tage sollte eine weite
re Konferenz stattfinden, für heute
Nachmittag und Abend aber war
Alwin frei.
Man nahm im berühmten Eaf5
Rumpelmeier eine Schale Eis, dann
fuhr man mit der Elektrischen hinauf
nach Monte Carlo, und hier nahm
der Professor eine Eintrittskarte für
feine Frau.
.Ich gehe nicht mit", erklärte er.
Ich kenne den Rummel: Haftenich
gesehen bist Tu Dein Geld los! Hier
hast Du das Portemonnaie, ich habe
nicht viel hineingetan, damit Du mir
keine leichtsinnigen Streiche machst."
Mit einem hoheiisvollen Blick
nahm Grete die Börse entgegen.
Ich gewinne schnell meine Reise
kosten", sagte sie. Du wirst ja
sehen, wie siz das geht, ich habe mei
ne besonderen Prinzipien. Dann neh
men wir ein Auto und fahren zurück
auf Wiedersehn."
Der Professor lächelte.
Grete ärgerte sich noch im Heim
gehen über dieses Lächeln; es hatte
genau so ausgesehen, wie es klang,
wenn er liebes Kind" zu ihr sagte.
Der gute Alwin ' hatte keine
Ahnung, daß man alles in der Welt
durch seinen Willen erzwingen kann,
auch das Spielglück. Und Willen
hatte sie reichlich wenigstens das.
was sie so nannte.
Mit Siegermiene gab sie ihren
Schirm bei den gallonierten Garde
robiers ab, betrot die Säle und man
derte wählend an den grünen Tischen
entlang.
Doch siehe da, es kam sehr anders
als sie annahm; iach zehn Minuten
war die Frau Professor wieder drau
ßen. wo ihr Gatte in friedlicher Hei
terkeit auf und abging.
Gewitterwolken lagen auf Grete's
Stirn. Und sie sprach die inhalts
schweren Worte: ,
So eine Gemeinheit!"
.Na natürlich!" erwiderte ihr
i 1T r
Mann gelassen. Nun bist Du um
eine Erfahrung reicher."
.Und um hundert Franken armer!"
stieß sie heraus. Komm bloß fort
hier. Alwin, dies kein Ort für an
ständige Leute."
Zivar nicht im Auto, sondern wie
derum Zn der Straßenbahn fuhren sie
zurück. Grete war sehr viel schwkigsa
wer o!4 auf der Hinfahrt; doch plötz
lich fuhr sie uf.
Alwin, wo hast Tu dieKaune
Ledertasche?"
Die Tasche? Ja wie denn, liebes
Kind, die hatte ich doch Dir gege
den."
.Alwin! Um fünf Uhr bei Numptl
nie! hattest Tu sie i der Hand, und
ich machte Tich darauf aufmerksam,
daß die Kofferschlüssel und die Skiz
zen dar,in seien."
Ja, richtig, richtig, Grete. ich be
sinne mich war te mal
wo lmbe Ich doch ah! Jetzt weiß
ich es! Sie ist halt! Nein, jetzt
fällt es mir ganz bestimmt ein! Ich
war doch nach fünf noch einmal im
Salon des Fürsten, weil ich glaubte,
dort meine zweite Brille hingelegt zu
haben. Tie Brille war nicht da,
aber ich glaube, die Reisetasche habe
ich hei ihm auf den Schreibtisch stehen
lassen. Ich werde sofort nachsehen."
Grete schwieg, was sehr viel viel
sagender war als laute Vorwürfe.
Sie kannte ihren Gatten; ebenso
ant konnte er die Reisetasche bei
Rumpelmeier vergessen haben.
Ich werde in der Konditorei nach
sehen", sagte sie mit Grabesstimme.
Aber Kind", murmelte der Pro
fessor, eigentlich hatte ich Dich dach
mitgenommen, damit Du aufpassen
solltest."
Ich dachte." erwiderte sie kaustisch,
daß es genügen würde, wenn ich
Dich ohne Unfälle bis zu der Tür
schwelle des Fürsten bugsiere."
Während Grete in der Konditorei
nachfragte, stürmte der Professor die
Treppe des Hotels hinauf und klopfte
an Nummer 33, dem Salon des Für
sten. Da Niemand Herein rief,
trat er ein.
Irrte er sich, oder huschte jemand
durch das Zimmer?
Er drehte schnell das elektrische
Lickt an nein, er war allein.
Und da Suf dem Schreibtisch
stand die längliche, braune Neiseta
sche leibhaftig!
Freudig ergriff er sie und eilte
damit hinaus.
Er bemerkte nicht, daß ihm auf
dem Gange ein Mann folgte, der ihn
in Nummer 23 eintreten ließ, sich
dann an einen zweiten Herrn wandte
und ihm zuflüsterte:
Diesmal ist er es wahrhaftig!
Weißer. Bart. Brille, etwas wiegen
der Gang!"
Ja- flüsterte der Andere, aber
der Mensch ist so unheimlich schlau,
er hat sich doch noch nie auf frischer
Tat erwischen lassen. Seit drei Wo
chen sind wir ihm schon auf der
Spur . . ."
Jetzt aber haben wir ihn!" unter
brach ihn der erste. Er trug die
Tasche ganz dreist in der Hand.
Endlich, endlich haben wir den un
verfrorensten Hoteldieb der Riviera
erwischt! Ich will auf alle Fälle noch
einmal in den Gemächern des Für
sten nachsehen, ob etwa außer der
Tasche noch mehr fehlt."
Herr Falz, einer der berühmtesten
Detektivs der Gegenwart, öffnete den
Salon und stutzte. Bor zwei Wxnu
ten hatte doch das elektrische Licht
hier gebrannt, er hatte es beim Oeff
nen der Tür ganz deutlich gesehen.
Und jetzt war es dunkel. Rasch
drehte er das Licht an. Und noch
seltsamer dort auf dem Tisch
stand doch wieder die braune Tasche,
die soeben der weißbärtige Hoteldieb
in der Hand gehabt!"
Er nahm sie hoch und wollte sie auf
machen in demselben Moment ver
löschte das Licht von Neuem, die Tür
klappte, und gleich darauf ward sie
von außen zugeschlossen.
Kreuzelement!" donnerte der De
tektiv. während er blindlings nach der
Tür hinstürzte und an ihr rüttelte,
dann wieder Licht machte und enhal
iend klingelte. Das ist unerhört!"
Draußen aber eilte ein anderer
Herr mit einem weißen Barte und
einer Brille die Treppe hinunter.
Auch er murmelte Verwünschungen
vor sich hin, jedoch nur deshalb, weil
er heute ganz erfolglos gearbeitet; ja
selbst seine Reservetasche hatte er
dabei eingebüßt, anstatt sie gefüllt
mitzunehmen!
Dies war der so lange vergeblich
gesuchte Hoteldieb, der die Riviera
unsicher machte! Und an unbeachteter
Stelle entledigte er sich jetzt seines
Bartes und der Brille und schlenderte
ungehindert zum Hotel hinaus.
Inzwischen war Grete, nachdem sie
bei Rumpelmeier umsonst nachfragt,
ebenfalls in das Hotel zurückgekehrt
und betrat Nummer 23, als gerade
ihr Alwin mit triumphierender Miene
die braune Tasche öffnete.
Doch noch bevor er den Inhalt un
tersuchen konnte, ging die Tür von
Neuem auf, und eine fremde Stimme
schrie ihn an:
.Halt! Rühren Sie die Tasche nicht
an! Sie sind erkannt, für diesmal
haben Sie ausgespielt! Diese Juwe
len gehören dem Fürsten ..."
Sind Sie wahnsinnig!" fuhr
Grete außer sich dazwischen.
Der hagere Herr, der ihrem Gatten
die Tasche entwinden wollte, zu'kte
tie Achseln, während Alwin stotterte:
.Was bedeutet denn dos? In die
ser Tasche sind meine Skizzen für
den Fürsten ich bin der Professor
Schwarz . . . ."
Kennen wir, kennen wir!" erwi
der!, der Mann. Er hatte jetzt die
Tasche an sich gebracht, öffnete sie,
und Alwin und Grete erblickten den
Inhalt. Er bestand aus Etuis mit
kostbaren Schmucksachen.
.Alwin", stieß Grete mit erster
bender Stimme hervor, .Du bist vcr,
loren! Und ich mit Dir!"
Liebes Kind", erwiderte der Pro
fessor mit männlicher Fassung, .das
ist ja Unsinn!" - Und sich zu sein:,,,
Angreifer wendend, fuhr er fort:
.Befragen Sie sofort den Fürsten,
ob meine Angaben richtig sind.
Durchlaucht ist im Hotel. Und vor
allem verlassen Sie sofort mein Zim
mer."
Noch niemals hatte Grete ihren
Gatten so ruhig und energisch gese
hen. Er imponierte ihr. Und sie brach
in echt weiblicher Hilflosigkeit in
Tränkn aus.
Da sie infolgedessen eines große
ren Taschentuches benötigte, rannte
sie zu dem Schrank, in welchem der
Schlüssel steckte. Sie schloß auf und
stieß einen Schrei cius.
Tort stand ihre eigene braune Ta
sche.
llnd in plötzlicher Erkenntnis fiel
ihr ein. daß sie selbst sie gegen Abend
dort hingestellt hatte.
Da ist unsere Tasche." rief sie. Tie
andere muß der Dieb im Salon des
Fürsten gelassen haben. , ich bin so
frob. daß wir die unsrige zurückha
ben!" Ja, und entschuldige nur. liebes
Kind, erwiderte er. daß ich ganz
veraessen habe, wo ich sie hinstellte."
Grete wollte etwas antworten,
wollte ehrlich den Sachverhalt einze
stehen.
Aber da erschien auch schon der
Fürst selbst, der sich in Entschu'ri
gunqen erschöpfte, daß seinem Pro
fessor hier eine solche Unannzhm'ich
keit passiert war. Und zum Schluß
lud er das Ehepaar zum Souper im
Speiscsaale ein.
Am nächsten Tage aber, als die
zweite Konferenz beendet war. trug
sie kein Verlangen mehr nach Monte
Carlo, noch nach weiterem Aufent
halte in Mentone.
Sie reiste mit ihrem Alwin beim,
etwas stiller und bedrückter, als sie
auf der verreise gewesen war. Denn
sie beschäftigte sich mit dem Problem.
ob sie dem Gatten nun die Wahrheit
gesteben sollte oder nicht.
Es ist nicht immer leicht Probleme
zu lösen.
Grete Schwarz denkt über das ihre
noch immer nach.
rrientierungssinn der Ziere.
Eine französische Zeitschrift erzählt
eine interessante Katzengeschichte. Ein
Bürger von Angleur, Herr Warny
besaß zwei Katzen: die eine, einen
schön rot und weiß gefärbten Kater,
schenkte er einem Freunde, der in
Lüttich geschäftlich tätig ist. aber in
Trois-Ponts wohnt und jeden Sonn
abend nach Hause fährt. Der Ka
ter wurde in einen Taubenkorb gesetzt
und mit dem Abendzug nach Trois
Ponis mitgenommen. Vierzehn Ta
ge lang wurde das junge Tier im
Hause gehalten und sehr gut ge
pflegt; dann ließ man es frei um
herlaufen, aber es entfernte sich in
den folgenden zwei Monaten nur we
nig vom Hause und kehrte jeden
Alxnd an seine Schlafstelle zurück.
Eines Tages aber war der Kater
verschwunden. Wieder waren vier
zehn Tage vergangen, als er eines
schönen Nachmittags plötzlich in sei
nem alten Logis in Angleur auf
tauchte und sich durch freudiges
Miauen bemerkbar machte. Er
muß unterwegs gar nicht schleckt ge
lebt haben, denn er sah wohl aus und
sein Fell sah schöner und sauberer
aus als bei seiner Flucht von Trois
Ponts. Nur die Augen waren rot
und müde, was auf durchwachteNäch
ie schließen ließ. Man benachrich
tigte den Freund in Trois-Ponts
von der glücklichen Ankunft des Ka
tcrs, und der Herr kam. um ihn wie
dr abzuholen; aber das Tier empfing
ihn mit allen Zeichen eines großen
Zornes, fo daß er keine Luft der
spürte, die Hausgemeinschaft mit ihm
fnrtzufetzen. Man muß wissen, daß
Angleur und Trois-Ponts fast 60
Kilometer von einander entfernt sind,
und daß der Kater vorher den Weg
zwischen den beiden Orten nur einmal
und zwar im Eisenbahnzuge zurück
gelegt hatte.
SluS einer Warniso.
Leutnant Rauchinger will beim
neuen Oberst Besuch machen. Als
er zu dessen Haus kommt, bereitet er
eine Visitenkarte vor, biegt das ge
wisse Eck ein und erkundigt sich dann
bei dem gerade vor dem Tor stehen
den Hausbesorger: Wohnt hier der
Herr Oberst Schneider?" .Ja,
wohl. Herr Leutnant", entgeqnet Ur
Portier, der Herr Oberst 'ist soeben
nach Haus' gekommen." So, so."
brummt Rauchinger, ,no, di:,leicht
hab' ich nächstes Mal mehr Glück"
steckt seine Visitenkarte wieder
ein und ge'
I
le rf irbiRf Hzfn, , 8l8i
sr f einem CstmUmvUt.
Selten werden sich aus einer vier'
wöchigen Reise so viele Unglückisälle
zusammendrängen, wie aus der Reife
von San Francisco nach Hongkong
die der Dampfer .Korea" der Pacific
Mail Steamship Company vom 12.
Oktober bis zum 8. November ge
macht hzt. Wie Hongkonger Blättern
von Mitreisenden als unbedingt wah
re Tatsache mitgeteilt worden ist,
sprang am 13 Oktober während bei
TonntagsgottesdiensteS ein Chinese
über Bord, der vom Boot nicht aufge
funden werden konnte, obwohl dus
Schiff eine Stunde Aufenthalt hatte.
Ein paar Tage später schoß ein Chi
nese einen anderen tot. Ein Offizier
wollte sich des Revolvers bemächtigen,
dabei ging der Revolver los und der,
mundete den Schisfskoch am Daumen.
In der Nacht vor der Ankunft in
Honolulu sah der Steuermann, ls
er von der Wache kam, wie sich die
Sterne auf dem Wasser im Badetank
spiegelten, und ohne zu wissen, drift
das Wasser nur siebeneinhalb Zenti
meter tief war. sprang er hinein und'
verletzte sich die Wirbelsäule so schwer,
daß er fast völlig gelähmt in Hono
lulu inS Krankenhaus gebracht xotu
den mußte.
Am ersten Sonntag nach dek As'
fahrt von Honolulu sprang wieder
während des Gottesdienstes ein Chi
nese über Bord. Ein Nettungsring,
den ihm einer der Mitreisenden zu
werfen wollte, fand sich erst nach
mehreren Minuten, und wieder konnte
der Unglückliche trotz einstündigen
Aufenthalts bei gefährlich schwerer
See nicht aufgefunden werden. Kurz?
vor Bokohama wurden zwei Chinesen
wahnsinnig und mußten eingesperrt
werden. Nachdem Fokohama verlas
sen worden war, versuchte abermalZ
ein Chinese einen anderen zu tifchie
ßen; doch konnte er rechtzeitig enk
waffnet werden. Gerüchte wollen
wissen, daß er aus der Haft tntkam
und über Bord gesprungen sei. Wäh-
rend in Nagasaki Kohlen genommen
wurden, ging ein Heißwasser-Hahn
auf und verbrühte sieben japanische
Kohlenträger, drei davon tödlich. AIS
Erklärung für alle die Zwischenfälle
unter den Chinesen wird angegeben,
daß sich zwei feindliche Stämme an
Bord befunden hätten. Die Passa
giere haben ein Schreiben aufgesetzt,
worin sie erklären, daß der Kapitän
und die Offiziere sich musterhaft bt
nommen und keine Schuld an den
Isk,'!!)!l m
U liyjiUU5UWt!l IJUilCll. lUUk
Missionare hätten .nicht mit unter
zeichnet und bebauvtet. daß den Ka
pitän allein die Schuld für alle Vo
falle treffe.
""i
Explosives von Ecuzdor.
Nicht von lateinisch-amerikanifchtr
Revoluzzerei sollen diese Zeilen han
deln und die Republik Ecuador
tut sich durch diese in den letzten
Jahren auch nicht besonders hervor
fondern einfach von der Einfuhr
von Dynamit und anderen Spreng
flössen.
In Ecuador werden alle bedurften
Sprengstoffe aus dem Auslande, mei
stens aus weiten Entfernungen, be
zogen. Dieser Import ist jedoch sehr
strengen Regulaiionen unterworfen.
Er ist unbedingt verboten, soweit kei
ne besondere Erlaubnis bei der Regie
rung erwirkt worden ist; und . nicht
Viele können eine solche Erlaubnis
je bekommen.
Die wichtigsten Verbraucher von
Dynamit in Ecuador sind die South
American Development Co.", welche
eine große Vergbau-Anlaze zu Zaru
ma betreibt, und die Guayaquil- &
Quito Eifenbahngcfellschaft. Diese
beiden Korporationen, die zu den be
deutendsten des Landes gehören, ha
ben eine ständige Erlaubnis von der
Regierung. Sprengstoffe für ihren
eigenen Gebrauch in das Land zu
bringen; und es ist ihnen nebenbei
auch, mit gewissen Einschränkungen,
gestattet. Anderen bescheidene Mengen
dieser Stoffe zu liefern, wobei sie für
deren Gebrauch oder Mißbrauch der
antwortlich sind. Ob diese Beflim
mungen immer so streng durchgeführt
werden, wie sie auf dem Papier stehen,
läßt sich freilich von weitem nicht mit
Bestimtheit sagen.
Im Kalender-Jahre 1010 wurden
Sprengstoffe lauter Dynamit
im Betrage von 00.33g Pfund, und
im Werte von $7523 in aiMrikani
schern Golde, aus den Ver. Staaten
nach Ecuador eingeführt. Für das
selbe Jahr betrugen die Importe don
Pulver nur 4255 Pfund, im Werte
von $647, und dieses Pulver kam
teils aus Deutschland, teils aus
Frankreich, teils aus unserem Lände.
In den ersten acht Monaten , des
Jahres 1911 weiter gehen die
amtlichen Berichte darüber nicht
wurden 72,962 Pfund Dynamit pach
Ecuador eingeführt, im Werte don
$8500; davon kam der allergrößte
Teil aus Deutschland trotz der
Gefahr des weiten Transportes
und das Uebrige. etwa ein Siebentel,
lieferten die Ver. Staaten. AuS letz
teren aber wurden in diesem Zeit
räum das ganze bedürfte Pulver be
zogen.
Wohlstand. W!e geht ti
Deinem Neffen, dem Studenten?" ,
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