Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 08, 1913, Image 2

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    Berliner Plauderei.
Wemgarlntt in FiZrs'.knwalde. (ff)
Hingen für den Dirigenten. Frau
Züüm will zur englisckM Bühne
tittrgchei. TaS Londoner Cr
chchcr in Berlin.
' Berlin. 1. Dezember 1912.
Am letzten Dienstag um sechs Uhr
Shchtmlug zogen wir zum vierten
11 iio Icfcffn Male nach Fürstenwald'
hinaus iiieinoartner bracht: dort sei
rien kurzen Zyklus von neuen Bectho,
vea'säcn Snnithonier, mit :er achten
urid neunten zum Abschluß. Bald sehen
" mrt fr der P!f!bksckf!igte. der in
dieser nsten Äittttrhz,fte zwischen
Wien, Hamburg, und Fiirfienrccilde
mkeikeisen dürfte, nach Boston auf
drecken. Am Tage, da er in Fürsten
walte ,2cl.luft machen" woll:e, reg
jiete es 'n Berlin indfaden. Heute
Wird der Weingartner doch ein leereS
Haus haben". sag! ich zn meiner lie
bei, Frau, als ich den Schirm auf.
spannte und wir uns auf den Weg
zum adnhof machten. Die .Coupes'
im Eisenbvchnmaen rennen überfüllt
trokvkm Kieiesmal vier statt dici
Jrirazü; liefen und ti entwickelte
i& eine Atmosphäre. der Teutsche
duldet ein offene. Fenster wegen sei
r fanatischen .ug"Furcht kaum
km Sommer die man unwisscn
Mftlich aber desto treffender alz
..Ausforderuna zum (Einschlafen" be-
zeichnen kann. Thatsächlich mumen
wir drei Mitreisende aufwecken, als
sich unt ;jug in den Äavnyos von
Fürs!knwa!de einschlich. Natürlich ver
liefen wir das tloup- mit geöffnetem
Regenschirm, aber siehe da. es blink
icn sogar einige verschämte Tterne
vom Äoendhimmel hernieder. 'Wein.
gar!ner-Wet:cr, meinten ganz fröhlich!
die Neiiendcn. die sonst, wenn näm
lich der Negen sie von Berlin nach
Fllrsicnwzldc begleitet hätte, auf den
Anreger zu dieser Nachtfahrt weniger
gut zu sprechen gewesen sein würden.
. Von dem . Konzert selbst will ich
nun weiter nichts sagen, als daß Nie
mand bei der Aufführung oer achten
und neunten Symphonie eingeschlafen
ist, und daß nachher ein ubel lo!-
rraaz. ver aue vorzeingrn
mützen im Weichbilde Fürstenwalde
aus den Letten getrieben haben muß.
Was Weingartner mit dm letzten
Satz der Neunten" anstellt, nenne ich
im vollen Bewußtsein der Wcrtbedcu
tung .beispiellos". Ich erinnere, mich
noch aus meiner frühen Jugend einer
Aufführung der Neunten unier Anton
Seid! und mit dem Leipziger Nicdel
Terein: und nachdem habe ich sie viel
leicht zu oft. und zwar unter den
berühmtesten Dirigenten. Nikisch.
Strauß usw. gehört. Aber keine dieser
Aufführungen gab auch nu? einen
Vorgeschmack von dieser hin- und um
reißenden Wirkung, die Weingartner
in der Hand hat, einerlei wie die Hilfs
Mittel beschaffen sind. Aber er hat ja
such bei Ihnen in Amerika bewiesen,
daß er der Neunten mehr entlockt, als
irgend ein Anderer, und wer damals
der Aufführung in Carnegie Hall in
New For! beiwohnte, die Weingartner
dirigirte, wird den Eindruck noch nicht
völlig aus feiner Erinnerung los
geworden fein.
. Also übcrfüllter Saal, wundervolle
Aufführung, beispiellose Ovationen.
Auf der Heimfahrt wandelte Nieman
den der Schlaf an. trotzdem die Ueber
füllung. wenigstens im ersten Zuge.
noch viel größer war. Ich z. B. habe
während . der anderthalbstündigen
Rückfahrt zwischen Skylla und Cha-
rybdis. oder vielmehr zwischen zwei
begeisterten alten Damen, stehen müs-
seil, bin aber weder rechts oder links
hinabgesunken.
Ter Beweis war geliefert worden,
fcnfc es ein zablreickes Publikum in
Kerlin giebt, das nicht cuf den Diri
: genten Weingartner verzichten möch
te. Wäre bloß das erste Konzert rn
Fürstenwalde voll besucht gewesen und
dkgeistert aufgenommen worden, h,u'e
man sagen können: Seht ihr w jhl, es
. war nur die Neugierde, die Seniati.
enslust. was die Leute hinauslrieb:
; das Ganze ist lso eine Aber
da die vier Konzerte in jeder Bezie
bung eine Steigerung bedeuteick:, da
sich sogar Leute berei: erklärt haben,
die schwere Konventionalstrafe von
achttausend Mark für jeces Konzert zu
bezahlen, wenn Weingärtner sich ent-
schließt, im nächsten Wirter wenigsten?
vier Konzerte in Berlin zu geben, so
Zönnm auch seine wüthendstn Feinde
nicht wohl die M'iht aufrecht erhilt-n,
fcä Weingartner - Begeisterung sei ck
,aNschte" Sache. EZ ist v'.el,nehr
t ine Sache tiefgefühlten Beoiir!nise.i.
' Und am Abend nach dem Konzert
irzfen wir uns nun bei einem Bankett
im Esplanad - Ho-el, das zu Ehren
Weingartner's veranstaltet wuroe.
Ss wurde da gemunkelt, daß einige
Leute, sogar Herren vom einladenden
Kommitte: im letzten Augenblicke ab-
r,esch!venkt und weggeblieben seien, weil
sie fürchteten, bei der hochmögenden
Intendanz anzustoßen. Daß diese
Vermuthung zutrifft, glaub? ich nicht.
aber daß xt überhaupt ausge,lem wer
den konnte, kennzeichnet die Situation
Natürlich fehlten in der Tafelrunde
die Redakteure des Lckalanzeigers .
aber da andere Bläter hinreichend ver-
Ueitn waren, das .Berliner Tage
' Hart" znm Beispiel mit seinem Chef'
r-!!rat Tkwdor Wolf, und seinem
.?Ikkriti!er Dr." Leopold' Schmidt.
! d,t XarMU . Lyali,aak rer ijq
' 'AI doch nicht verborgen ge&lie
ben. Man war bei diesem Bauket!
guter Dinger, keine Epur von Ge
kklztheit zeigte sich, im k,ientheil.
eine Art von Sroßmuth klang auck den
Tischreden heraus, wie sich für 1
te schickt, die in einem har:en stampf
endlich Sieger geblieben sind. Hemj
HanS lfm nannte die Fiirstemoai.
der onzerte .Weinchntner's Hust,
nnritt". überhaupt fehlte ei nicht ' m
launigen Bemerkungen, aber hämische
kamen überhaupt nicht vor. Wein
ffürtner selbst behauptete, r sei auf dk
Novität stolz, die in diesen Konzerten
enthalten sei. Längst fei man daran
gewöhnt, daß di Dirigenten, dah die
gesmmten Orchester auf Konzertreisen
i.rfon nitft das! auch das Publikum
lt) aus Konzertreisen beiäbe. sei rock) i
' ' . . ,-rt k. . I
w!K etwas NeueZ. Uns dann er
schrack er. meinte, er müsse sich erst be.
sinnen, ob es ihm nicht auch verboten
sei. in Berlin eine Rede zu halten,
aber glücklicherweise seien seine Reden
ja keine Kunstwerke und dabei
rrdet er thatsächlich auzgeze'chnet!
Usbalb könnten sie auch nicht unter
die verdatn .Ausübung seiner
Kunst" fallen. Unter solch'n Harm
losen, leicht satnrischen scherze-, !
blieb man bis zum frühei, Mrz?n zu
szmmkn. und da kick in der Gesellichafi
i und Musiker. Dichter und ÜUr
leger. Schauspieler und Kritiker,
Kaufleute und Nichtschuer befanden,
da die Tischgesellschaft höchst glücklich
.gemischt" war. hielt der Frohsinn
und die animir! Stimmung bis zum
rfiku& an. Wären die Musiker in
y,., Majorität wefen wurde das
Bankett schwerlich so harmonisch"
verlaufen sein. Ich warne uberlxiupt
jede Berufsklasse, ein seitliche! Aben?-
cssen unter Verussgenoen auern ao
zuhalten.
An dem j'slnfctt nahm auch
ton
Durieur theil, zweifellos zur Zeit die
intirr'anti'ste idiniiUMClrrm U-cr
lins (oslgoro sann das biwifctt.)
Tsl-3 aab mir imllkomiu.mc' clMPii
lH'it Mniiitcsion. ban rtwas Satins
oi, iliror Absicht in, sich früher clvr
spötfr der cnglischi'ii Bühne zu irid
inen. Bio Sie dil's? TarsiM'rin ii'o
dernen Stils in Amerika ,icbi-ciuchi,'n
können! lind schm, jcKt svi'icht iie
Enilisch nicht schlnht. FriÜ'lini
so vertraute sie nur an wird n.
mik rnpfirfrc Monate nach London gc
Ken lüid jeden Abend in einem Lon
dner Tdeater erbringen. Ich bin
iiberzeuat. sie kommt von dort als
frrtiae Engländerin" zurück. Aber
viel sciiwienaer ut o,e 'nevenoiresra
gk, Was fitem Auiteur zu ipiticn
iminsckt. wird ieu, englilmen wie Dem
amerikanischen Piiblttiiin noch nicht so
leickt eingehen. Ich rietl, ifir als An
sanstssnick zu Dailtlxmdev's Svie
l'.'reien einer Kai'erin". Aber freilich,
der keniige RealiZmuZ müßte in man
chen Plinkten doch ..adaptirt" werden,
und dabei mag viel verloren gehen.
Immerbin, auch das Repertoire toird
sich finden lassen, und tvenn dann al
les fix und ferttsl vorbereitet vt,
können Sie sich auf einem eigenatti
,'en lenuß ae?aßt machen. Auch Frai
Turieuz' Gatte, der bekannte Kunst
lxindler Paul Easnrer. ist von der
Idee seiner Frau qanz eingenommc?.,.
Und da muß ich Ihnen doch gleich er
zählen, wa? Paul Ea'sirer selbst über
seine Erwahlung zum Präsidenten der
..Sezession" zu sagen hatte.
Er finvet das Aufsehen, das seine
Erwählung erregt hat. ganz depla
cirt, vor allem findet er, daß die Te
fatte reichlich verspätet eingesetzt ha
be; man hätte sich darüber ereifern
können, als er vor zwott anren n
den Vontand der Sezession gewählt
worden sei, und zwar mit dem Neäzt
der ..Iurierung" der Bilder. Der
Präsident sei nämlich nur par inter
pares", sein einziges Vorrecht bestehe
darin, daß bei Stimmengleichheit
lerne stimme ooppclr zaqie uno oayer
entscheide. Ein solcher Fall, behaltet
er, sei innerhalb von zehn Jahren bloß
zweimal vorgekommen. Ealslrer giebt
. - . r cr "i . ..i'.. 'i
zu. Dein er als oiones onranosmil
alied iil der Sezession einen bemer
kenswerihen Einflug ausgeübt yar-
dieser Einilust aber sei eben nur der
Persönlichkeit, nicht aber den, Präsi
dentenanit zuzuschreiben. Darin hat
er. glaube ich. reckt. Und da die Mit
alieder der Sezeision, wie alle Heu
tigen .ünstlervereiniguiigen, der
Idee nicht mnerlich abhold smo, mit
ihrer Sftrnst so viel Geld wie möglich
zu verdienen, ist es zum mindesten
nickt unwalirscheinuch. daß die Mit
gliedersckast eines geschäftstüchtigen
Berathers diesem Zweck aünstick sein
wird. Eanirer kam dann .aus die
Technik" der Auöftellungen zu spr?
chen, von der er durch seine langmi,
riaon Erfahniiiaen nch eine gründ
sichere Kenntniß angeeignet habe, als
manche ausgezeichnete Maler sie je er
rerjen wurden ilnaiungig von oer
Iurn. behauptet? er. mißten, die Aus
itellttNge,, nach eine:' ganz bestimmten
!dee usaininenaeitll: werden, wenn
iie wirken sollten Zwischen Künstlern
d Auisielliinaktechnisel bestehe die
.'Möglichkeit eiiier idealen gegenfeiti
,;e Ergänzung, lK'br'i'enS meinte er
-.um Schluß d?t- langen ortrags. den
er il'ir hielt, ane er fein Vioitöimteu
imt nur al? eine lle!'lraangSstation
ins. Da Liebermann nicht mehr dazu
beivogen werden könne, müsse nifrn
liif einen jüngeren bedeutenden und
durchaus aecianeten Maler warten.
mb diesem kommenden Manne den
Veg zur Präsidentschaft zu ebnen, b
machte er als seine vornehmste Aus
i ,
1
a!'e
Cassirer ist ein kluger Mann, u.no
nenn er wirklich so gut präsidirt nnc
ce lm'ise spricht, dann darf man der
cnessu',1 foaar zu seiner virlsach lv
iiiiinflelten (Srun)l)liiiiz gratulieren.
In Vkini-risa würd? mm, walu schein
lich üiistiniiiiij stven: give him a
dianat"
(5in prächtiger musikalischer Genuß
ist mir vor ein pair Stunden, an, Heu.
tigen Abende, im Nonzrtsaale der
Hochschule zu theil geworden: da gab
Thomaj Veecham mit seinem Londoner
Orchester ein Tnmpboniekonzert. Da!
Orchester hatte ich schon durch sein ?,u
sammenwirken mit dcmNussischen Äal.
let einigermaßen kennen gelernt, aber
der iunae i&eiiam war mir nur dem
men nach bekannt. Taf, ich sehr
. ! , t- - - - f - F t.ll. 1 - .... W.
viel über ihn gelef'n hatte, trug gerade
dazu bei. mir eine ?anz unklare Lor
stellung von- seiner Dirigenten Kapa
zität zu machen. Und als er denDakt
stock hob. die Arme so weit wie mög'
lich ailZeinanraebreitet und mit
förmlich theatralischen ttesten zu diri.
giren begann, wurde mir um den (fr
fola banae. Wohl mußte man sich sa,
gen. dieleOstentcition könne rein äufzer
lich. könne eine schichte Angewobnit
sein, brauche also mit der eigentlichen
Musikerschaft deSDiriaenten gar nichts
zu thu haben. Indessen fiel die In.
terpretation der Anfangsnummer, tu
ver Mozart'schen Symphonie, auch
nickt so aus, um die einmal krachten
Bedenken zu zerstreuen. Beecham nahm
seinen Mozart gar zu 'nig von dr
naiven, srielfreudigen Seite, er über
trieb die Nüancirung durch allzu große
Mannigfaltigkeit, deigleichen brachte er
durch allerlei Temvo - Modifikationen
ein fremdes, halb modernes, halb sen
timentales Element linein. da? dem
Modell . Klassiker schlecht zu Gesicht
steht. Gleichwohl erntete dos ausge
zeichnete Orchester und der Dirigent
auch für diesen etwas verzeichneten
Mozart vielen laufen Beifall. Ein Sie,
war's aber noch lanoe nicht. Man ist
eben in B'rlin auch höflich, vor ?lllem.
wenn so viele Engländer im Saale
sind.
Aber dann kam das Programm mit
einer Anzahl Werkcn der jungen eng-lisch-n
Sckule. Delius. der geniale.
Percy Grainger und Williams kamen
d!efe?mal an die Reihe. Und stehe da.
der Tiriaent sckn wie umgewandelt
zu sein. Wohl ließ er uns roch manche
Gest'-n und Zuckungen sehen, d zum
mindesten nickt nothwendig sind, aber
wo vorher Absicht und Klügelei die
Herrschaft geführt zu haben schienen,
trat jetzt der unmittelbare Impuls, die
spontane Gefühlsäußerung hervor.
Der Dirigent und fein Orchester schien
nun erst so recht con amorc dabei zu
ein. Mit ssrederick Delius' .Brigg
tau uno xan 'yaviooy nue,-
selien die englischen Musiker und ihr
Dirigent richtige Ovationen. Ich er-
innere mich noch der ersten Berliner
Brigg fair - Aufführung unter Nl-!
isch xn einem Philharmonischen Kon
zert: die damalige Novität wurde mit
vorsichtigem RespektZbeisall hlngenom-
men; die meisten Zuhörer hatten sie
eben gar nicht verstanden, begrifsen
aber doch, daß sie sehr schwierig zu
vielen sei. und daß Nikisch sei Sache
gut gemacht habe, mußten sie schon als
reue Abonnenten der Philharmoni
cken Konzerte aus Loyalitätsgründen
annehmen. Delius aber hatte durch
diese Aufführung m Berlin wohl kaum
einen einzigen Freund hinzugewonnen.
So, wie nun Beecham sie hören lielz.
war es unmöglich, ihrem Reiz zu wi
verstehen; das Publikum jauchzte
förmlich, wie wenn es eme Ofsenba
rung erhalten hitte. Also dieser Bee
cham. der feinen Eindruck mit einstu-
bitten, .in jeder Beziehung übertriebe-
nen Bewegungen machen zu wollen
schien, ist doch ein ganzer, ein warm
blutiger und verständnißvoller Musi
ker. Und m der That, je warmer er
wurde, je mehr innerlichen Antheil er
an seiner Arbeit nahm, desto mehr der
schwanden auch die übertriebenen osten
taiiven Armschwingungen: sie wurden
mit absorbirt von dem intensiven In
teresse. das der Dirigent auf seine Auf-
gäbe verwendete. j
Aehnlich so a,na s dann mit den
übrigen englischen Kompositionen. Das
Ware trotz aller Begeisterung des Tni
gcnien nicht möglich gewesen, wenn die
se Gaben des jungen Englands nicht
wirklich höchst bemerkenswerthe Musik
enthielten. Schon nach dieser kurzen
Erfahrung möchte ich behaupten, daß
die jungen englischen Komponisten auf-
geHort haben, ,hr Heil in einer Nach-
ahmung des ultramodernen Frankreich
zu sehen, daß sie sich selbst gesunden
han. Wie ich wünschte, ein Gleiches
erst einmal von den amerikanischen
Komponisten sagen zu können.
Nun bin lch gespannt aus die Ur-
theile der Berliner Presse, die wohl
durchgängig keine richtige Vorstellung
vom gegenwärtigen hohen Stande der
engliscken Musikkultur hatte. Und trotz
der grausamen Ueberfütterunz mit
Musik freue ich mich schon auf das
nächste Beecham - Konzert.
August Spanuth.
n
der Kneipe.
Gast: .Manchmal sieht man den
Schneider Dürr leben Abend hier,
manchmal kommt er auch wochenlang
nicht!"
Wirth: Ja. sehen Sie, das liegt
an der Witterung, den nieiien Weg
macht er nur. wem, er den Wind in.
Rücken hat!"'
ES kostet mehr, ein Laster als zwei
I Kinder zu erhalten.
Z),r Pomantiker.
Do.-, Hermann Horn.
Der Vorsitzende de Schwurzerichtj
blätterte in den Akten, daß man in der
dämmerigen Fahlheit de großen
Saal da harte Papier deangstigknÄ
keuschen hört.
.Angeklagter, stehen Sie auf." sagte
er dann, mehr gemüthlich gewöhn
heitsmäßig als barsch.
Dieser mittelgroß Mann mit blei,
chem Gesicht und dunklen, Haar stanö
nuchanisch auf und ließ seine ticslie
senden Augen müde und zerstreut über
die Richter und die Geschworenen
wandern.
.Sie haben." flik-r d,r Ri.btcr fort,
studiert, und sind doch ein gebildet
Mann, wenn Sie auch aus litcra'
ricken Neigungen, glaube ich nicht
n,v,hr? "
Da der Angeklagte nickt antwortete,
sckue der Vorsitzende be'tig.- So ant
werten Sie dock, wenn man Sie
fraatl"
Aber der Angeschriene raifle sich
resch zusammen und s:g:c kurz: .Das
aebört wobl richt zur Sacke!" Tann
blickte er wieder gleichmülhig vor sich
hin.
Der Nichter. der auf den Berthei.
diaer sah, bezwäng sick und sagte:
öic ersckwcren sich un? uns das B?r
fchren und verschlimmern Ihce An
gkleeenheik. wenn Sie so verstockt sind."
Darauf fuhr er fort: .Kurzum. Sie
h ben kein Examen gcmach: und sind
nachher Sekretär in einer Berstche
rui'gsansialt geworden. Sie müssen
als Ihre augenblickliche Laze so weit
übersehen können, denn zurechnungS
fähia sind Sie doch. Oder wollen Sie
das Gegentheil behaupten? Also sie
wellen nicht? Tann müssen Sie sich
dcch sagen, daß eS so ziemlich unmog
lich ist. Ihnen zu glauben, wenn ie
sagen. Sie haben jlm.-,na ermordet,
weil Ihnen sein Gesicht nicht ge
fallen hat. Zudem, wenn der Ge:ö!ete
ein angesehenes Mitglied der bürgcr
liefen Gesellschaft ist, der aus eigener
Kraft zu Vermögen gekommen ist und
durch das Vertrauen seiner Mitbürger
zum Stadtrath geioäbl: wurde."
Da erhob der Anek!aa:e lanzsam
seinen Kopf. -Es schien, daß ein ihm
Eigenthümliches in ihm lebendig war,
l denn sein Auge belet-ie sich unz er
sprach mit einer weiten Stimme, über
der ein Schleier zu liegen schien: Ja.
ich habe sein Gesicht gchaßt und seine
kalte, herzlose Stimme, sie haben mich
v:c!e Jahr verletzt"
.Nun." sagte der Richter. .Ihrer
Frau, die aus anerlenn.-nswerthkin
weiblichen Empfindcn die Aussage
verweigert hat. habin Sie doch auch
Kälte genug gezeigt, und sie hat des
wegen noch lange nickt daran gedacht. , sianät get it einem stillen, gesättiz
Sie umzubringen. Wir werden nach-, Lächeln dagesessen. Nun erhob er
her aus Zeugenaussagen erfahren, da
e be, Ihnen zu Hause bestige Aus
i.itte gegeben hat. daß sie die Aermste
eeschlagen haben und sich am liebsten
Ihren Pflichten als Familicnernährer
entzogen hätten. Auch Ihren Beruf
seilen Sie vernachlässigt haben!"
Meine Frau störte mich." erwiderte
der Mann.
.Störte Sie?"
.Hier," fuhr der Angeklagle fort,
und glitt unbestimmt mit der Hand
über feine Brust.
Der Richter flüsterte einem feiner
L'isitzer etwas zu. der mit der Achsel
guckte und. die Hände tief in die Hosen
toschen bohrend, den Angeklagten eif
rigst betrachtete.
.Ist sie Ihnen denn eine schlechte
Frau gewesen?" frug der Staatsan
walt. .Nein, ich glaube, sie war eine gute
Z7rau, aber sie fragte mich beständig,
wi.llte mich aufmuntern, mir Rath
schläge geben, ließ nichts unangetastet
in' mir. daß zuletzt ihr Gesicht schon mir
schmerzliche und unangenehme Em
pfindunaen verursachte."
Hätten Sie ihr deswegen wohl auch
neck dem Leben trachten können?" frug
der Vertheidiger.
.Nein ."
Kam Ihnen," frug der Staatsan
lt wieder, nie der Gedanke, daß
Jbre Pflicht vielleicht gewesen wäre,
sich mit Ihrer Frau durch ein Ein
geln auf ihre Absichten und Fragen
in ein gutes Einvernehmen zu setzen?"
Von !t"I'ckt schwatzte immer der
andere!"
.Welcher andere?"
Nun der, den ich von der Schule
her noch kannte, der der Ver
storbene!" sagte der Angeklagte mit
seiner weichen Stimme.
Da ließ der Staatsanwalt ein lang
gedehntes So vernehmen und durch
das anwesende Publikum ging ein
leise! Raunen.
Nun kam die mit lebhafter Spann
U'ia erwartete Zeugin, deren Liebhaber
der Angeklagte mit mehreren Messer-
s.cken getötet hatte.
Sie war eine untersetzte Frau, An
fang drer dreißig, von jener weichen
Ueppigkeit, die schon die Formen ein
wenig verquollen hat. Ihr Gesicht
war breit und von tiefschwarzen, glän
zenden Haaren umrahmt. Die Auaen
und der Mund beherrschten es. Der
Mund war groß und roth, und seine
starke Oberlippe bog sich in sanf!en
Schwung nach oben, der in eindrngli
cken. dunklen, schmerzlichen Winlew
der Wangen verlief; und die Augen
waren groß und braun über der glat-
ien und breiten Nase, und jeden Au
genblick schien ein Weinen oder Lachen
aus hnen hervorbrechen zu wollen.,
, Der Vorsitzende deS Schwurzertchts
hatt da Zeugin den Eid abgenommen
und stellte sein Barett wieder neben
sich auf den Tisch, gleichzeitig ein
Staubchen vom Arml seiner schwor
cn Robe mit dem Finger tvegknivsend.
.Run. Frau Jäger, wa wissen Sie
uns von der That zu erzählen?"
Die Frau sprach mit einer leisen g
drück!, Stimm: .Ich habe doch schon
gesagt, daß ich überhaupt von dem Un
glück rst am anderen Morgen erfahren
habe!"
.Schön, aber Sie hatten doch in
Verhältniß mit Herrn Stadtrath
Schlosser, trotzdem Sie verheirathet
sind."
.Ja!"
.Die Zeugin liegt infolgedessen mit
ihrem Mann inScheidung," richtet der
Vorsitzende das Wort an die Ge
fchworenen, die dazu mit dem Anzei
chen freundlicher Schonung nickten
.oder sind Sie schon geschieden?" .
Hier erwiderte die Zeugin wieder:
.Ja!" Aber nun schien sie freier zu
sein.
.Sie waren am Abend der That mit
dem Ermordeten in einem kleinen, ent
legenen Eafe in einem Extrazimmer,
trennten sich um 10 Uhr von ihm und
gingen nach Hause. Einige Minuten
darauf fiel der Angeklagt über den
ruhig seinei Weges gehenden Herrn
Schlosser her und stiß ihm dcn Dolch,
der dort auf dem Tische liegt, meuch
lings von hinten mel.rmalz mit oller
Wucht in den Rücken. Wir wissen nun,
daß Sie sof'i nach Haus, gingen, der
Ang.klagte ist ja auch bei der Leicht
r, ergriffen worden. Was wir von
Jnen wissen möchten, ist nur. ob Sie
vielleicht auch zu dem Angeklagten in
eirin Verhältnis, also in einem Lie
besrerhältnis. standen?"
.Ucbe.leacn Sie sich wohl Ihre
Aussagen." fuhr der Vorsitzende nach
einer kleinen Pause fort. Wenn Sie
sw etwa selbst belasten sollten, selbst
wenn der Angeklagte im Einverständ
nis mit Ihnen gehandelt haben sollte,
brauchen Sie nichts zu sagen; aber im
übrigen müssen Sie die reine Wahr
heit sagen, denn Si haben bei Gott
dem Allmächtigen geschworen."
.Ich habe kein Verhältnis mit dem
Angeklagten gehabt." sagte die Zeugin
leis? mit niederaeschlaqene:. Augen.
So ?' fragte der Richter. .Wir
norden aber nachher Zeugen bringen,
die das Gegentheil davon beweisen
werden!"
Da scklua die Frau verwirrt die
Augen auf und stammelte: Ick?"
Dann starrte sie die Richter mit
großen Augen an und die Thränen
rannen ihr" still die Wangen hinunter.
Das ist schon da war ich ja noch
ein ganz junges Mädchen! "
Der Angeklagte hatte, seit die Zeu-
j gin eingetreten war, unoerwanoi jcoc
,brer Beweaunqen verzollt und die
sich rasch und sagte: .Ich möchte das.
erklären!" !
Schweigen Sie," schrie ihn der
Nichter auf dieses an. .Sie wollen der
Zeuain eine Aussage in den Mund
legen!"
Aber der Angeklagte erwiderte da
rauf mit einer unsäglichem Verachtung:
Habeich einen Augenblick versucht,
mich zu verteidigen?"
Da geschah das Seltsame, daß Rich
ter. Staatsanwalt und Vertheidiger
betroffen ihre forensische Routine ver-
gaßen und sich vor dieser einfachen
Wickrheit beugten.
Gut," sagte der Vorsitzende nach
einer kleinen Pause, .wollen Sie eine
Mittheilung über die Motive Ihrer
That machen?"
.Ja "
'Dann können Sie sprechen!"
Ich weiß nicht." sagte der Ange
klagte, und maß die Richter hoch
wüthig, ob Sie das verstehen werden,
was ich vorzubringen habe, aber so ist
es. und es soll mir lieb sein, wenn es
Frau Jäger auch hört."
Es ist allerdings eine Thatsache,
daß ich ein Verhältnis mit Frau
Jäger hatte, aber das ist sehr lange
her. Ich war damals noch nicht
einmal Student, und sie war noch bei
ihrem Vater, der eine große Bäckerei
hatte."
Hier begannen die Augen des
Sprechenden inS Leere zu starren, und
bald huschte ein versonnenes Lächeln
um seinen Mund, bald schien er in sich
selbst zu versinken, wo dann ein tiefer
Gram aus feiner Stimm sprach.
.Nun." sagte er. .wir trennten uns,
Iveil wir meinten, es könne nicht
sein. So sagte man uns, und wir
glaubten es als Kinder, und unser
Schmerz war süß! Dann kam das
Leben" Hier schien dcn Mann
ein Schauer zu durchziehen .Ach.
man ergreift es im Vertrauen und
glaubt es gut und recht zu machen, und
plötzlich steht es gegen einem auf wie
eine furchtbare Macht. Man will der
Macht mit List und Angst entgehen
und plötzlich ist man schlecht; man fühlt
sich in den Händen eines Schicksals,
und die langsam wandelnde Zeit zer
bricht einem Tage und Stunden zu
einem trostlosen Einerlei. Man geht
dahin in Ketten und glaubt nicht
mehr, daß es Schlüssel der Befreiung
gebe."
.Da geh' ich eines Tages in einen
Laden nicht weit von meiner Wohnu7g.
um mir Brot zu kaufen. Und als te,
aufblickte, sah ich plötzlich in zwei
Augen, die ich kannte, und jemand
sagte: Kennen Sie mich noch?"
..Gusti ." fegte ich. .Gusti!" -und
wir faßten unö an den Händen
und die Thränen flössen uns du
Wangen hinab.
An jenem Abend, da weih ich. fiel
i
ie in die Schlingen diese! schwatzenden
ropsel, dieses Herrn Stodtrats.
dessen Worte sie für Stärke hielt in
ihrem Jammer; uns ver st doch nur
aultrank wie . ein Bampyr. weil er
blutlol geworden war in feiner
schwatzenden, papierenen Einsamkeit!
In mir aber waren ihr, Augen an
gezündet bei Nacht. Ich lag und
holte mir alles, was ich wußte, von
ihr. Ihren weißen Stacken, ihr Ärüb
chen am Kinn, ihre zarten Lippen. daS
Löckcken an der runden Stirn, das
stille Lachen, da Vertrauen und die
sanfte Treue dat alles drängt
wie eine gewaltige, wandelnde Mauer
alleS. was schwach und klein und er
bärmlich machte, in dunkle Winkel,
und ein stiller Tom war in mir. Der
war auS ihr gebaut und war wie ein
Dom und doch lebendig wie der Him
mel und fruchtbar wie ein Garten, in
dem S köstlich war. sich zu ergehen.
Da schlug ich mein Weib, ihr
Herren, denn ich litte Angst um diesen
stillen Tom und Garten, den sie zer
stören wollt. Aber ich ward fröhlich
und heiter wie ein Kind
In dieser meiner heiteren Unschuld
traf ich sie daS zweitemal an jenem
Ort. wo sie zuletzt mit jenem zu
sammen war. Sie sah mich, aber sie
wandte den Blick von mir und duckte
sich wie geschlagen, und sah mich viel
leicht doch nicht.
Das war ein Schmerz, der mich zer
trümmerte! Ich ging vorbei und schlich zurück
über einen kleinen Garten, in dem die
Erde schwarz und feucht und locker
war.
Da sah ich sie durch? Fenster, an
einem Tisch den Kopf in die Arme ge
stützt, und sie weinie. Und vor ihr
aina der andere mit seinem ge-
schnitzten Holzpuppengesicht, seinen
kleinen Augen, die hin und her
gingen we die eines Vogels,
und rechnete an den Fingern, und sein
Mund schwatzte und schwatzte. Und
dann ging er hin und küßte ihren Na
cken, streichelt über ihre Haare und ich
sah, wie sie darüber weinte; weil sie
geglaubt hatte, er liebte sie, wie sie mich
wieder gesehen hatte. Und weil sie vol
ler Sehnsucht gewesen war und voll
Trauer, und nun trostlos war.
Da sank ich zurück in die weiche
Erde, und ich fühlte, wie sie gierig
meine Schmerzen trank. Ja, auch sie
hatt jenen heiligen Tom in ihrerBrust
errichtet, und r trampelte wie in fühl
loses Thier über all das keimende Le
ben. über ihres und über meines!
Und als ich aufstand und nichts von
ihr wußte und nichts von ihm. und
langsam Schritt vor Schritt vor mich
hinging, wie ein getroffenes Thier, da
sah ich ihn plötzlich vor mir gehen. An
seinem Nacken erkannte ich ihn, der
schon in der Schule gemein und wul
stig gewesen war. der voll Falten ge
worden und an dem die gelben Haare
borstig herunierhingen.
So selbstgefällig wiegte er sich, der
fZ.m
Da zog ich jenes Messer dort und
stieß und stieß
Und als dies Puppengesicht am Bo-
den lag, da war mir wieder frei und
leicht und ,ch weiß t auch. ,hr
auch ihr wurde es wieder frei und
leicht und ,ch lächelte
Bei dieser ganzen, langen Rede hatte
ihn die Zeugin Jäger mit weitaufge-
rissenen Äugen, voll Spannung und
Entsetzen angeschaut. Oben aus der
Galerie des Zuschauerraumes aber er
hob sich, als er versiegt ivar, wie eine
rasch aufgesprungen Quelle, plötzlich
laut hinausschluchzend eine schwarz
verschleierte Dame, in der jeder die
Frau des Angeklagten erkannte, und
drängte aus dem Menschengewühl nach
dem Ausgang. Wie blind streckte sie
die Arme vor sich.
Da schüttelte der Angeklagte die er
hoben Hand nach dieser Frau und
rief schmerzlich nach ihr hinauf: O
Du o Du!
Dann sank er in sich zusammen und
brach in ein heißes, leises Schluchzen
aus.
Es war lautlos im Saal, nur dieses
heiße Weinen stöhnte auf.
Und lange dauerte es, ehe daS
Leben wieder leise plätschernd in die
herkömmlich Form schlagen konnte.
In diesem Falle war es der Staats
anwalt. der von der mangelnden Zucht
und Selbstbeherrschung sprach, über
die ein romantische Veranlagung nicht
hinwegtäuschen könne, und die eine
Gefahr für daS öffentliche Leben be
deute.
M a l i t i ö s.
A. : Und über Sie enthalte ich
mich jeglichen Urtheils, aber Gedan
Ich sind zollfrei."
B. : Natürlich: aber was sollte an
Ihren Gedanken auch WcrthvolleS zu
verzollen fein?"
LeidenSgno fsen.
Ein Pantoffelheld (zum anderen, als
in der Menagcrie ine Klapperschlange
vorgeführt wird): Ach, komm doch, so
waS haben wir zuhaufe!"
Er weiß Bescheid.
Gauner: Der Vertheidiger wird
umsonst gestellt; na. ein bezahlter
würde sich halt auch umsonst" hin
stellen!"
Einem reichen ?k e i m e r,
Eins zu Herzen nimm
Und bedenk' es immer:
Dichten ist schon schlimm !
, . Drucken lassen schlimmer.
Bergwintrl in der Echweiz.
her 3-diinei.i wird geschrieben;
Aus den Höhen herrscht seit viele
?agen N'imdervolle Wetter. Da
ganze Alpengebiet itaW l'lc
Tat in, kierrkicksteil Sonncnalanze,
während im Tiesland und aus txt
schweizerischen Hochebene ein ockre
Nebclnieer lagert, aus dem die Höhe,:
1,1 fimn kiv) ir?rtent und darüber
wie Inseln hrrauoragen. Der Himmel
über dem Nebelmeer ist klar und wol
kenloS. und Nachttz genießt man
Sternengefunkel wie in bellen Früh
lingsnäckten. Dabei ist die Tenipera
tiir auf den Höhen viel milder als
unter dem Nebel im Thal; auf dein
Nigi und dem PilatuS, also auf Hö
bet, nni die 2000 Meter herum, steht
die Teiiiperatuc Icl Soimcnaufganz
nur ttvniz unter Null, und im Eckpt
ten während deS TageS sogar übe?
dt'in (Gefrierpunkt. Am S. bi. zeigte
das Thermometer Mittags t Uhr
auf Rigi-Kulii, 2 Grad, in St. Mriy
i Grad, auf dein (ottliardhospiz t
Grad, während zu glcickzer Zeit Zu
rich :! Grad und .'crn 4 Grad
auswiesen. Ueber Mangel an Schnee
hat man sich in diesem Frübwmtcr
in, Gegensatz zu den letzten Jahren
nicht zu beklagen. ES liegt auf den
ganzen Nordhan des Alpengebietes
eine tüchtige Schneedecke, die dem
Rodler und dem Skifahrer genügt.
Der Ri-gi meldet 10cm Schnee, Tavos
15, das Engadin 50 bis 00. Auch
auf den Höhen des Iuraö liegt
der Schnee einen halben Meter
hoch. Das Gotlhardgebiet ist be
sonders schneereich auS Andennatt
wird eine Schneehöhe von SO Cm. ge
meldet, und auf dem Gotthardhospiz
liegt der Schnee anderthalb Meter
hoch. Dagegen ist dies Jahr die Süd
flanke des Gotthard schlechter mit
Schnee bedeckt. Es ist sonst umge
kehrt Airold hat in der Regel mehr
Schnee als Göschenen, und daS tessi
nische Bedrettothal. das sich von Airo
lo westlich gegen den, Stufenpaß hin
zieht, gilt als fchnee und lawinen
reichste Thal der Schweiz. Es fallen
dort oft ganz unglaubliche Schneemas
sen. und die Bedrettodörfer Ossaco,
Fontana. Villa und Ronco sind oft
wochenlang von jedem Verkeher mit
Airolo und damit von der Außenwelt
abgesperrt. Außerordentliche Schnee
mässen werden auch vom großen St.
Bernhard gemeldet. Die Schneehöhe
betrage dort oben um das Hospiz her
um 385 Cm., und man habe diesen
Winter schon Temperaturen von 18
Grad unter Null gehabt. Trotzdem
haben im Laufe des Monats Novem
ker noch 204 italienisch Arbeiter den
Großen St. Bernlzard vassirt; einer
sei allerdings mit erfrorenen Hände
und Füßen angekommen. Trotz den
Eröffnung der Simplombahn , wird
der Groß St. Bernhard auch im Win
ter noch viel von italienischen Arbei
tern überschritten, die sich bei ihrer be
kannten Sparsamkeit 'das Geld für die
Eisenbahnfahrt ersparen wollen. Man.
cher bezahlts mit dem. Tode oder mit
erfrorenen Füßen. Auf dem Sän
tis. 2N0 M.. liegt der Schnee 249
Em. hoch. Die Frau des Wetterwartö,
die auch dort oben überwintert, war
letzthin schwer krank, und es war sei
ne leichte Sache, ihr in die winterliche
Einsamkeit hinauf ärztliche Hilfe
bringen. Aber ein tapferer Arzt hat
es hoch gewagt.
Mundwasser zum Gur.
g e l n : 1) Eine dreiprozeniige .Sa
lol" - Lösung (auf 07 Theile Waffer
3 Theile Salol); letzteres ein Salicyl
Präparat aus der Apotheke.
2) Gurgel und Mund
wa s se r gegen schlechten Geruch: 8
Theile Clorkalk -in 10 Th. (also
20mal soviel) Wasser aufgelöst, abge
klärt und geseiht, dann mit 50 Th.
feinstem Honig vermischt.
3) 1 Unze Quillayarinde wird iri
i Psd. Wasser und Pfd. Weingeist
ziehen lassen, dann filtrirt und eine
halbe Unze .Glycerin zugefetzt. Diese
Mischung wird mit Pscfferminzöl par
fümiert.
4) Absud von Salbeiblatiern, etwa
Borax und Myrrhen Tinktur.
5) In eine größere Flasche, die 1j
Pint Wasser enthält, thue man 2
Gramm Tannin und 2 Gr. Tymol;
in eine kleinere Flasche 1Z Unzen besteu
Spiritus und 2 Gr. Pfefferminzöl.
Beides läßt man drei Tage stehen.
Dann thut man den Inhalt der kleine
ren Flasche in die. größere die
natürlich noch ..nügend Platz dafür
haben muß, schüttelt alles gut
gut
der
ki
durcheinander und nimmt von
Mischung einen Theelöffel auf
Glas Wasser, 30 Gramm - 1 Unze. -Mittel
für weiche Hüh
n e r a u g . 1) Ein sehr gutes Mittel
soll das folgende sein: Man reib di
Hühneraugen tüchtig mit Salzwasser
ein. so sind sie in acht Tagen der
schwunden. Auch gegen Warzen soll
Salz mit fein geschabten weißen Rübe
gemischt, vorzüglich sein.
2) Man wasch des Abends den Fuß
mit lauwarmem Wasser; des Morgens
vor dem Anziehen lege man ein ganz
feines Läppchen alter, weicher Lein
wand (von alten Taschentüchern) zwi
schen die Zehe, wo das Hühnerauge ist.
Setzt man dies fort, so hört sehr bald
der Schmerz auf und das, Hühnerauge
fällt ab
3) Da di.se weichen Hühneraugen
von Feuchtigkeit herrühren, so muß
man alles thun, um diese zu vermei
den. Di: Füße werden täglich in
Boraxwasser gebadet, und am Morgen
le:t man zwischen alle Zehen , ttivcl
Seidenpapicr. DaS hilft.