Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Jan. 6, 1913)
, h k "I n .,M,l!M m A um.j . An Dunkel gehüllt. 1 Nomf l voit twt: (. Fortefetzung.) Die Trostlosigkeit ihre ßlidci schnitt dem ernsten Wanne tief !n8 Herz. Da aber daS Schicksal seinen auf nehmen mußte, so war eS des l , .iselotte war von allem un:er richtet, bevor die TestamentSeröff nung stattfand. Wenn auch die Kenntnis von einem nänzlich leer.a ?luSgehn in der Erbschaftssache an sich hart war, so blieb doch der nu ,samste Schlag: der ganzliche lJluia des Hauses. Es war dem RegierungSrat zwar '! kleiner Trost, dem Ereignis nicht vNständig hilflos gegenüber zu sie hen. Wieviel seine Schwester ihm zugedacht, wußte er zwar nicht, im merhin würde er doch zugunsten sei neS -Bruders auf die Erbschaft ver zlchten. . Cafj uns vorerst zu Deinem Va Zer gehen, bat Max Ollenschläger, um noch etwas Zeit zu gewinnen. Hauptsächlich aber war es ihm dar lim zu -tun, daß seine Schwägerin .,. zuvor das Haus verlassen hatte. Eine ffrau wie Leonie stellte man am 6e ften einem fait accoinpli gegen Über, da sie in ihrem kindischen lin verstand vernünftigen Darlegungen und einleitenden Vorbereitungen doch nur unzulänglich blieb. , Mar Ollenschläger konnte sich, tose daZ bei allen, die mit ffrau Leo nie zusammenkamen, der Fall war, gleichfalls dein Zauber nicht verschlie- fzen, der von dem reizvollen Weibe ausging; allein in seinem Innern empörte sich doch etwas gegen die ffrau feines Bruders. Der Regie rungsrat liebte ein gleichmäkiqes ru higes Wesen, sanfte Weiblichkeit und ein Verständnis für alle Lebens lagen. Oberflächlichkeit und daS Aufgehen in alle Nichtigkeiten des LebenS waren ihm zuwider. ' Und dennoch, wie sehr konnte er seinem Bruder nachfühlen, wie sehr begreifen, daß er diesem glänzenden Falter ganz verfallen war. , Onkel und Nichte standen am Krankenbett. Friedlich lag Georg Ollenschläqer da. Kein Fieber, das ihm die Wangen rötete und Unruhe im Blute erzeugte. Und doch hätte der Regierungsrat seinen Bruder lie der sich in wilden Fieberphantaüen wälzen sehen mögen. Es wäre doch Naturkampf gewesen. Dieses stille Daliegen mit den leeren Augen, das war trostlos. Der gesunde Mann wandte sich mit einem Schauder ab. Komm. Liselotte, führe mich in Dein Zimmer." sagte er leise, seinen Arm in den des 'jungen Mädchens schiebend. Sie gingen schweigend hinaus. Soeben sehte sich die Masch-.ne draußen in Bewegung; die schöne Frau fuhr mit ihrer Jungfer in die Stadt, Einkäufe zu machen. Aus der Etage nach dem Hinteren Karten hinaus hatte Liselotte ihre beiden Zimmer. Der kleine Salon war ganz in hellblauer Seide gehal ten. die Möbel aus Satinholz. Tep piche und Fenstervorhänqe in den lich testen Farbentönen. Alles in der zierlichen Form Maria Antoinette. In der Gruppierung der Möbel herrschte eine kapriziöse Mannigfal tigkeit. die die .Eleganz des RaumeZ vorteilhaft hob. D Türen nach dem kleinen Bal ton standen weit geöffnet. Liselotte schloß dieselben, denn das Wetter war rauh und unfreundlich. 'Setz Dich, Onkel," lud Liselotte in. Sie selber ließ sich auf einem zierlichen Sessel nieder. Max Ollenschläger schob seinen Sitz dicht neben den der Nichte. Er ergriff ihre Hand und er fühlte, daß sie zitterte. Jdj kann eigentlich nicht gut gro f,e Vorbereitungen vertragen, lieber Cnt " sagte Liselotte etwas ungc duldi Mach also, bitte, keine lan gen Umschweife. , Ich kann mir abso lut nicht denken, was für ein Unglück noch passiert sein könnte. Mich dünkt, daZ schwerste, 'was uns treffen konn te, ist PapaS gänzlicher Niederbruch." '' DaS ist daS schlimmste," stimmte der NegierungSrat in vollr Ueber zcugung zu. Und wäre nicht die kleine, liebe, verwöhnte Mama, es würde mir das, was ich Dir sagen muß, nicht so schwer gefallen. Du bist ein vernünftiges Frauenzimmer". .Nun gut. Onkel, also? Hast Du Dir je Gedanken da? über gemacht, oder hattest Du eine Ahnung, wie es mit euren Vcrmö riensverhältnissen stand?" ' DaS also ist's' dies Liselotte tief erbleichend auS. Nein, wie käme ich dazu, mir irgendwelche Gedanken iu machen. PapaS kräftige Hand leitete alles und führte uns." .Die Hand war kräftig. Und ihr konntet ihrer Führung natürlich shne Sorgen anvertrauen. Allein der Nensch kann irren. Dein lieber Papa hat sich da in eine Menge Unterneh mungen verstrickt, er wollte euch keine Ziüischrankungen auferlegen, handelt ) natrliÄ im besten Glauben." iJiCTBUüi: A. AllFe. txtiaris&grjvsixiii Natürlich, der arme, gute, Papa!" . .Und nun. Liselotte" Sind wir bankerott." liebe So ungefähr. DaS mochte Der nem Bater wohl schon stark im Kopfe herumgegangen sein. Neue Er . . . . roerosqukllen muntert gesunden wer den. folch gefährliches Spekulieren ist und bleibt doch nur ein Babanque Spiei. Der arme Papa! O und die er me. arme Mama." Dann aber schnellte sie lebhaft em' por. Sie legte ibre Sand auf den Arm des Regierungsrats. Aber. Onkel, mag es auch Pietät los klingen. eS ist doch Tatsache, durch den Tod der Tante stehen die Eltern ja nicht ganz mittellos da." .Meine kleine uneigennüdige Lott. immer nur die Eltern. Denkst Du denn gar nicht an Dich?" , .Ich komme doch erst in zweiter Linie in Betracht. Denn. Onkel, ich bin jung. Wenn es sein muß. kann ich arbeiten. Und dieser Luxus hier' ihre Blicke glitten Über die klc gante Einrichtung freilich, er hat mir Freude gemacht. Ich liebe Ele ganz, bin ja daran gewohnt. Nichts destoweniaer kann ick daS alles ent vehren. Um mich brauchst Du Dich nicht zu sorgen. Onkel. Und Papa. W . .. .. r - .. wenn er gesund wäre, käme wohl wieder hoch. Doch Mama, meine arme, arme Mama." Das ist es ja eben, was auch ich tief empfinde. Wie wird sie die veränderten Verhältnisse ertragen?" Schwer. Onkel, eö wird schrecklich fein. Aber sind denn nennenswerte Einschränkungen so unumgänglich nö- tig? Mit dem Erbteil' Sprich nicht weiter, mein gutes Kind. Wir haben mit nennenswer ten Einschränkungen zu rechnen; mei- ne Schwester hat ihr Geld auf Le bensrente gesetzt. Liselotte griff mit beiden Händen nach ibrem Herzen Nichts nichts ruiniert verarmt!" .Eine Kleinigkeit, liebes Kind, ist da nock an Kadital: natürlich soll es zu eurer Verfügung stehen. Ich brauche li nichts, fiaht meine aute Pension" Daß Du uns nicht verlaßt. On- kel. das ist m todsicher. Was sollten wir wohl ohne Dich anfangen? Glaubst Du nicht. Onkel Max. daß wenn Bater w eder völl a genesen ist. er sich mit seinem Erbteil wieder in die Löhe dringen könnte?" Mit seinem Erbteil. Liselotte, die Sache ist nämlich die. Justizrat Pol. derer sagte mir. Dein Vater habe sein Erbteil bereits vottveg erhalten." Liselotte sank in sich zusammen. 0 warum hat Papa niemals mit mir darüber gesprochen," rief sie aus. Es hätten sich mit sanfter Ueber redunq Einschränkungen machen las sen. sie Balten gemacht werden mlls t. lrr't"Ktiü , ich. -i,uu taut iu t umii iuiui.li s. . können. Jetzt steht das bittereMuß Zm rau von Hunn hatte v.el Gu vor der Tür. Gott, ach Gott. Onkel. r ... B. was soll daraus werden! Ich verlasse euch nicht. Liselotte. stotterte der Regierungsrat mitleidig. Guter, einziger Onkel. Wie danke ich Dir. Hand in Hand saßen Onkel und Nichte neben einander. Beide fchwie gen jetzt. Dann sagte der Regierungsrat Kopf hch. mein Mädel." Tii Tt(fiff fiifi PiftToH mit Dark ich jetzt bitten. Onkel, mich allein zu lassen?" Max Ollenschläqer erhob sich und ging. o;cTi.a ,,t;.. uviicb oiiu um im u;i iiuuta Reich mit l!,bkser,d,n Blicken. S! ging ins Schlaf immer und sah fast mit Rübruna auf ibr Bett unter der lichten, weißen Himmelsdraperie. ' ' ' 1 Wie sorglos hatte sie in den fei nen Leincnkissen schlafen können, Baterliebe hatte für sie gesorgt, für v' ii i .h vw, ' ge criafsr; areriieoe narre ihr rauhe Berührung der Außenwelt ferngehalten, hatte den Seinen e Hände unter die Füße gebreitet, da mit ihr Lebensweg heiter und sonnig sei. Und er hatte geirrt, Irren ist menschlich. Ä. Sf. 'Ix'5 E bst we bitterste Ar alles ertragen, sei nut. ,nn die L'be sie beherrscht 0 vie sie diesen Bn er hetjfe, vbzleich le sich sagen mußt!.', daß tr ft ncr grenzenlosen Schwäche gegen die Sei- nen ungerecht gehandelt hatte. Gab es keine Rettung aus diesem Labyrinth? a, es gav vielleicht eine. DaS junge Mädchen schloß schau- dernd die Augen vor diesem AuZ- weg. Allein wenn sie sie auch schloß, sie konnte doch nicht hindern, daß eine Menschenruine vor ihr stand. Ganz .., . . U deutlich say sie diese Jammergestalt, den alten Gecken mit dem wachsblei chen Gesicht, in welchem die erlosch' nen Augen tief in den Höhlen la gen; mit dem unsicheren Gang und der etwas gebeugten Haltung. Jener Wallte verlebte und verliebte Mann, der niit seinen fiebenundsünfzlg Jahren seine ano nncn oer Blume ausstreckte, die feinern Leben den letzten Schimmer von Freude. Sonnenschein und Sin nenrausch geben sollte. Sie hörte feine Stimme, die von verhaltener Leidenschaft vibrierte, fühlte einen zitterigen Arm sich um ihre Taille legen und welke Lippen lyre rnen inienen lucyen. Liselotte weinte. Sie weinte über die herrliche Ver gangenheit. die unwiderbringlich vor bei war: sie weinte über die trostlose Gegenwart; aber sie weihte auch über I 4.!. . et. 5 M M. ' o,r mmr, vor urnnrr. .Liselotte, also hier steckst Du!" Wie ein Sonnenstrahl huschte die graziöse Frau über die Schwelle. fett sah nicht die Tranen, die nocd an ihrer Tochter dunkeln Wimpern ijina.en, ornn ,ic offnere vereirs ein Vaachen. au welchem Kredo. ?let Perlen und allerlei Tändelkram zum Vorschein kam. der die Trauergewan dung der schönen Frau aufmuntern Moiirc. . Mit größter Wichtigkeit setzte sie ihrem Kinde die Bestimmung der einzelnen Gegenstände auseinander, Liselotte fand Gelegenheit, sich zu sammeln; es war ihr aber unmöglich ch nur ein Wort auf dieses leichte Geplauder zu erwidern. Diesem Tand, an welchem die ganze Seele C" leiaincoigcn ,rau ying. sou: vinrort ent agt werden, ach. weicv schwere Zeiten würden zu durchkosten sein, bis Leonie Ollenschläqer sich Zur Entsagung durchgerungen. u ingn ja gar nichrs. v,,eiot:e? Würden sich die Perlen auf diesem I .. ' . 1 I tf ii . j oircpp niaji vorienyarr ausneymenf Gewiß. Mama: Doch verzeih. eS 1,1 wohl augenblicklich nicht die rechte Zeit, sich ausschließlich mit solchen nichtigen Aachen zu befassen." Ist mit Papa etwas passiert? Du bist so feierlich? O Gott. eS ist ihm doch nicht schlimmer geworden? Ich h"be soeben mit Frau von Bohstedt gesprochen, sie geht wahrscheinlich auch nach der miviera Mit ibrem Bruder. f.i finf Vrf itn3 nnt,4li&n k?...- W.V J.M. Ull UhUllll HUI )U UU',' en. Das wäre doch hübsch." Nein, war es wohl möglich, der Mutter beizukommen? Ihr ' den Ta- desstiß zu versetzen. Es hatte ja Zeit, bis kurz vor der Testamcntseröffnung. . Sechstes Kapitel um zwei Uhr olllen ffrau von Hunns irdische Neste der Gruft über geben werden. Es war ein großes Gefolge, prunk- voll gestaltete sich der Leichenzug. Der ganze weit ausgedehnte Bekannten kreis der beliebten Dame versammelte W fö früh auf dem Ohlsdorfer iieonofe. um ver o piorni aus dem Leben Gerafften das letzte Ge " u. C0Cn- Fernerstehende ließen es sich mcht nehmen, sich dem Trauergefolge 'Mschließen. und nach Tausenden ? tcnialionsiu,lerne Äcenge. welche die Neuqier hertrieb Llielotte stand mit dem Regie rungsrai in oer rieinen Ztaveue am Sarge der Dahingeschiedenen. Der Geistliche sprach segnende Worte; er '"" '.im. muneryasien .V.JU. iv.r.r n...t. n woensronnDew der Geschiedenen. luuitll IUIUIIC JJiUl IC UHU IC rührten den Kreis der Nahestehenden. zu deren Ohren sie drangen, zu Trä ncn. Liselotte fand keine Andacht. ' Sie horte offenbar die Worte gar nicht; denn wenn schon auch ihr Körper trauernd am Sarge der Verwandten stand, ihre Seele war daheim bei der Mutter. Noch hatte Liselotte nicht den Mut gesunoen. ihre Mutter aufzuklären Es mußte sofort nach ihrer Rückkehr geschehen. au Leonie hatte sich hartnäckig geweigert, der Beerdigung bkizuwoh- nen. Es war niemals Selbstbeherr r, , , , sch"Ng von ihr verlangt Worden, so 5.'.' uch heute nicht so viel Ue "n ",re . fefl)oaenn zur lnttt Mith 4it ATtt letzten Ruhe zu geleiten. Es war durchaus keine Abneigung GtCItYl hl (rhYnnrtfrtn hih m Spiel. Sie hatte gegen die Schwe- fin ibres MannS nimals hh I " r" .V" stV " 7 , 't unbequem gewesen jiciH, vas ronr es niaji; ne wurve sich ebenfalls geweigert haben. Mann oder Tochter auf ihrem letzten Wege zu begleiten. Ihr Gemüt war im ffinirtll Ynfiif fr Inürh inn k?. "rtig trostlosen Anblick, wie ihn eni Beerdigung gewährt, lange nicht ver gefjfn lÖnnfn DieErinnerung da: nn würde ihr den Schlaf einiger mcHt rmrt tnrmMm über den Eindruck llbertäuschen konn j.. Sie war ja auch durch Liselot'k vertreten. um sieben Uhr noch am heutigen Tage sollte die Testamentseroffnun: bei Justizrat Polderer stattfinden. Dieser Akt war der lebensfroher' Frau ungleich interessanter. Hier durste sie nicht fehlen, denn noch trübte nichts ihr Interesse an der großen Erbschaft, deren Höhe sie in ' """ 1 . t . P . t. . . einigen runoen errnyren jouie. Liselotte aber raubte der Gedanke an die bevorstehende Unterredung mit der Mutter jede Andacht. (Fortsetzung folgt). Cmosja Tribüne. Montag, 5. Za,r 1913 lt Slilldkn. Eine Ckizze von Herbert Eiegemmn. Morgen, sagt der Professor? '.'wirklich morgen? Schon so nütz. Schwester?" fragte der iunae Stu dcnt. ter nach einer bisher glücklich überstandenen Operation in der Klinik deS berühmten Professor! Brafenberg. deS tüchtigsten Auaenarz t,S der Hauptstadt, mit verbundenen tilgen dalag. .Wirklich schon mor gen?" Seine bebenden Hände suchten d'e der Schwester, die sie ihm tröstend .IClIlCß, Sie nickte leise und antwortete mit ihrer guten Stimme: Ja. Herr erö. morgen. Ter Professor meint, es hat keine Gefahr mehr. Frank JeverS sank mit einem Eeufzer auf sein Lager zurück. Er wußt, : die schtverste Entscheidung sei nes LebenS stand ihm bevor, die g'ößte Sehnsucht seiner Seele folte verwirklicht werden: er sollte bis Licht sihen. von dem er in all den dui.llcn Iahten seines LeebnS e: war als Blinder geboren so viele herrliche Dinge gehört hatte: dies falsamische Licht, das er nickt lab. daS aber um ihn herumflutcte in lin den Wellen und das er ahnte vnd führte mit der ganzen Kraft srneS crzenS Äs e: er vermochte nickt dem großen Augent-lick der Befreiung mit leichter Seele entgegenzujauchzen. Nicht nur, daß er an dem Wunder zweifelte, das 'hm die Kunst des Arztes in Aussicht stellte: eine ungeheure Angst lebte in ihm vor einem schrecklichen, unsag baren Schicksal, das ihn hinter der Pforte des Lebens erwartete. Franz Ievers war von ielzer ein seltsamer Mensch gewesen. Die ange borene Blindheit hatte seine Sinne zu einer noch größeren Schärfe und 'sein- heit entwickelt, als sie den meisten Blinden ohnehin eigen ist. Er hatte c!s Sohn wohlhabender Eltern in großer Stille und Einsamkeit gelebt und sein seeliges Leben hatte sich auf wunderbare und entlegene Wege verirrt, tst konnte stundenlang rn dem weltverlorenen alten Garten seines Elternhauses tot sich hinträumen und vor seinen blinden Augen aau kelten ganze Farbensymphonien von Licht vorüber, die er mit schmerzli ckercr und innigerer Inbrunst genok, als er jemals ein Sehender häte hm können. Er erlernte die Blinden schrift. und die großen Wunde? de! menschlichen Geistes taten sich ihm auf: die Weisen aller Völker und Zei ten traten in den stillen Kreis des e'nsamen jungen Menschen, sein Geist weitete sich, seine ,Seele regte -bre Flügel und eine unendliche Sehnsuch nach großen und schönen Dingen er- füllte sein Herz. Zu dieser Zeit wurde das dem Hause seiner Eltern zunächst liegende Landhaus von einer Witwe bezogen, deren einzige Tochter gleich ihm b'ind war. Es bahnte sich, wie das kaum anders zu erwarten war, sehr bald ein freundschaftlicher Verkehr schen den beiden Familien an. Maria, die Tochter, ein blondes junges Mäd chen von lieblicher Zartheit, war erst vor wenigen Jahren erblindet. Alle Versuche der Aerzte, ihr Augenlicht zu erhalten, waren vergeblich gewe sen, und so hatte sich die Mutter mit ihrem Kinde, das in stiller klagloser Anmut sein schweres Schicksal tnia, in die Einsamkeit der kleinen Stadt zurückgezogen, wo das Gras auf den ltrafzen wuchs und die alten grauen Mauern der Gärten von Heckenrosen und Eseu uberrankt waren. Zwischen Maria und Franz bildete ich mit der Zeit ein tieferes Ber- dältnis heraus. Allmählich freilich, sehr allmählich, denn Franz war ein scheuer Mensch, und es war für ein weibliches Wesen nicht leicht, in die Abgeschlossenheit feines Herzens Lin- einzudringen. Aber Maria gelang es Sie war von allen Menschen abge schnitten, und das war ihr am lieb sten, denn sie war zu feinfühlig, um die abgestandenen Phrasen des Be dauerns und verlegener Schonung zu ertragen, mit der man ihr zu begeg nen pflegte. So war in ihr eine große nd Franz mit feinem uberle- fl'".. 1 "W "M '.eidkN- schaftlichen Schwünge seiner Seele war ganz dazu angetan, ihr Inneres auszufüllen. Er lehrte die neue Freundin die Schrift der Blinden, er las ihr aus den großen Denkern und Dichtern vor, und an manchen Som merabenden, wenn die Kelche der Blumen sich öffneten und die schwei genden Lüfte mit berauschendem Duft erfüllten, lösten sich die Seelen der beiden jungen Leute, die dicht neben einander auf der Rasenbank unter der schwarzschattenden Kastanie des Jevcrsschen Gartens saßen, in der Harmonie des Weltalls und in dem leisen Gefühl auf, das wir Menschen Liebe nennen. Aber Maria liebte Franz nicht so. wie er sie. Wohl bewunderte sie sei nen Geist, der sie aus der Dunkelkeit emportrug, wohl empfand sie seine Nähe als die des einzigen Freundes, den sie auf der Welt hatte, wohltuend l,id beruhigend aber sie kcmnte sein Antlitz nicht, und ihre Sinne entbehrten jener wunderbarenFeinfüh ligkeit des geborenen Blinden, der sich . durch eine leife Berührung mit der Hand, durch den Duft des Haares und durch ein seltssmes inneres vermögen ein lebendes Bild der Men Ichen um ihn in schaffen vermag, Sranz. der Blinde, sah Maria mU rfienen Augen, sah ihr reiche Blond haar, daS sie zum Kranze gewunden um den zierlichen Kopf trug, er sah ihren seinen Muno, der so lieblich lächeln und so schmerzlich Zucken konn te. er fühlte jede Regung, die , die Seele des jungen Mädchens durch zitterte. ES war gerade damals in die kleine Stadt die Kunde von einer neuen Operation gedrungen, durch die Pro fessor Grasender in hoffnungslosen Fallen von Erblindung Wunder ae wirkt hatte, und beide Familien hat ten nicht gezögert, ihre Kinder zur Vornahme der Operation in die Hauptstadt zu bringen. Nach kurzer Untersuchung hatte sich der Prof'ssor bet beiden Patienten für die Op'ra tion entschieden und diese unvenüg lich vorgenommen, nachdem er zuvor d,? beiden Mutter, die ihre Ander pegieiteten. aus der Klinik ins Hotel verwiesen hatte, wo sie den weiteren Verlauf dr Ding abzuwarten hatten. Nun lagen Franz und Maria, weit voneinander getrennt, mit verbünde nen Augen und harrten des Tages ?n dem die Binde von ibren Auaen fallen sollte. Maria tat es mit stiller Freudigkeit. Sie war eine heitere, ge lassene Natur, und die väterliche Güte des Professors hatte ihr ein grenzenloses Vertraue eingeflößt, sie glaubte femen ermutigenden Worten, sie wußte, daß alles gut werden würde, und hinter der Pforte des Lichtes, die sich ihr ietzt auftat. lag nichts als Freude, lag das rubige Glück der Mädchenjahre, daö ihr jetzt noch schöner und lieblicher als t zu vor erschien und es durchzuckte ihr Herz da war Franz, dessen Bild ihr jetzt immer deutlicher wurde und ihr in den glänzenden Farben einer mädchenhaften Schwärmerei ent- gegentrat. All seine guten, ernnen Worte klangen in ihrer Seele wieder ja er mußte schön sein und jung und stark, und sie wurden gewik sehr glücklich miteinander werden. Franz Jevers aber fühlte, wenn er seinen Körper auch nie mit Augen gesehen hatte, daß er haßlich war. traurig haklich: ein kleiner, kummer- llcher Mensch mit ungelenken lit dern und einem verwachsenen Rücken, Er fühlte das: und leise Reden der Dienstboten, die er als Knabe auf- fing, hatten ihn darüber aufgeklart u,,.. ,3 'ijLi r ,;,. 1, wenn es 'hm mch sein eigenes Emp- innen ge,llgi yane. una oicjc ÄNg,t war es. die sich mit seiner grenzenlo- sen Sebnsuckt nch htm Q'M mischte. ; . ' :.' 71 " " " die Angst vor feiner eigenen Aengst- v:- Cir n . sm-!.a hu,-, vk rnju mi wauas icyroaenen uno enlsegien Äugen. 0 Witte er nur zögernd in die Opera- i,n gtwluigl: einJogern. as , -au Jevers sehr fälschlich als eine physi sche Furchtsamkeit deutete und bei ihrem Schn recht ungewohnt und be- sremollch fand. Am andern Morgen brachte die Schwester ihrem Lieblingspaiienten die Nachricht, daß Maria soeben die Binde von den Augen genommen und daß ihr Sehvermögen offenbar vow ständig wiederhergestellt wäre. Und nun wird es auch mit Ihnen gut werden. Herr Jevers." meinte sie be ruhigend. Der Professor wird gleich kommen. Franz klopfte das Herz zum Jer springen, und für einen Äugenblick trat der alles beherrschende Gedanke an Maria in ihm zurück. Licht sollte es werden, Licht um ihn her all die Dinge, die er bisher geträumt und gefühlt hatte, sollten nun mit einem Mal vor ihm stehen in ungeahntem miaust, nrugcoorcn, rmporgeiaull)i aus dämmernder Verschleierung, ,u herrlicher Klarheit. Der Professor war da. ehe Franz stille stehen und als er sich un ich dessen versah. Er löste die Binde, icher und erschrocken umwandte stand Ahig. sachlich und ein Chaos tat Maria vor ihm. sich vor dem Genesenden auf. Dit Formen der Dinge, die er fo oft Sein Blick umfaßte sie in aufleuchten ahnungsvoll vor sich gesehen hatie der Seligkeit. Alles, was er geträumt dehnten sich, wuchsen, verzerrten sich hnt ft r.finh r ZU. seltsamen Gebilden. Der Arzt mlW sani- !TF getrieben, mit ausgebreiteten Hl, ViTtHFI hinnnt it imnt fttl l . ' - NUN blickte er Hinunter auf einen stil len Hof mit schönen alten Bäumen, die in wohltuender Dämmerung dula- gen. Allmählich traten die umrisse und die Verhältnisse der Dinge kla rer hervor, seine Brust begann ruhi ger zu fchlagen und ein Gefühl von Kraft, von Genesung, von Hoffnung begann sein Inneres zu durchströ- men. Seine Bitte. Maria sehen zu dllr fen. hatte der Professor in seiner überlegenen Art, die keinen Wider- spruch zuließ, abschlägig beschicken, da vorläufig für beide Patienten alle Erregungen zu vermeiden wären, Aber je länger Franz auf das Wie- versehen wartete, desto mehr stieg eine Ungeduld, und der leidenschzft liche Wunsch, der Geliebten ins Auge zu blicken, überwog sogar 'die quälen de Befürchtung, ihr abstoßend zu er- cheinen. Die fformen, die ffarben oer Gegenstände, die sich ihm allmählich erschlossen, enttäuschten ihn beinahe. Es war ja alles nur, Vorbereitung Abglanz, Verheißung' das Leben war bei Maria, und er streckte feine leiden Hände dem Glucke entgegen, das vor ihm lag. Wenige Wochen nach dem ersten Sehversuche stieg Franz, auf den Arm seiner treuen Pflegerin gestützt, in den stillen Garten hinab. Die Schwester ließ ihn bald allein, und er I Me MAchrMck :i:"Iv41 j;.yV.Vii 1 ,1 11" 11 ' '111 ' jfl t 9151. Uin nett'S HausNeid. Ginnwm, Percake. dlaniieime. Lawn und andere waschöärZ Chanibra. ?wfse sind sehr zu diesem Dessin geeignet. Rock und Taille sind unter dem Zuviel iksamnngcsetzt, Tie Taille hat Gibson-Salten amd den povulären Coati Tct'Ii!. Tas Modell ist leicht maclicn und kann mit einem flachen runden I jtrci'icn gemacyr wrroen. u, 3 88!10 42 m Brustweitc ftrrt'ic gemacht werden. Tas Muster US die 3zöll,ge Groye. , w BeilettUNgS - I Diese Muster werden an irgendeine dsse gegen Einsendmg de Preise? geschickt. Man gebe Kummer lich fl-i und sch. den Coupon nevst -Dn4.n Tn.4- n"U m:i.Ä ' xaibciu ucpi Lilien i, uiuaua xixuunc, 1311 Lowart. St. Acr SmaYaHnölML" Fattcrn Eoupoit. Ich wünsch Muster No....., .... Zoll, Bruft oder ToMmsette (Jahre .... bei Kindsach) : ' vvuiu.... .. . 3lO, SrsltjC v' V . wrsn, n n,Kn yrHum.r;. sv, ?ink,n Miiftt.n unk, her esnm- merabend war voll berauschender und derwirrender Düfte. Mit einem Male rauschte ein Frauengcwand .. eine jähe Ahnung lieft Franzens Sbm fast Si, rnnr ,s su r,. ,s s,!n ttat , b0 einet unwiderstehlichen Armen entgegen Aber da sah er ihre Auaen: große. furchtsüme Augen, die mit einemAus- druck unendlichen Erstaunens, voll kommener Fremdheit auf ihm ruhten. Und er begriff: Maria ahnte nicht einmal, wer vor ihr stand. Sie sah nichts als einen fremden Mann und dieser Fremde war ihr abstoßend, flößte ihr nichts als Widerwillen ein. Er vermochte kein Wort hervorzu- bringen, die Kehle war ihm wie zu-, geschnürt. Aber er wußte es mit jener hellseherischen Klarheit, die ihm von jeher eigen gewesen war: eine unübersteigbare Mauer war zwischen ihm und demMcochen aufgerichtet, das Leben, das er sich so nahe geg'zubt hatte, war ihm für c.lle' Ewigkeit ent- glitten, und er war einsamer, als er es je zu den Zeiten seiner. Blindheit gewesen war. Maria wandte sich: sie mochte es wohl nicht glauben, daß es Franz war, der vor ihr stand. Sie floh, wie vor etwas Fremdem und Unheimli chem. Und auch Franz folgte ihr: mit schweren müden Schritten, nicht wie ein Genesender, sondern wie ein Sterbender. Er verfehlte den Weg und griet in das Zimmer eines der Aerzte. Und hier sah er. was ihm bisher ein glück licher Zufall oder zarte Fürsorge der borgen, hatte: im Spiegel sein eige- ist in Größen geschnitten: 32. 84. 36, venoligl 073 yarc3 zogiuen istosr zur Preis des Musters 10 CentZ. " " Y ,. .......... . . .. 'NwetlUNgeN und Grrke und die volle Adresse dem dem oben erwärmten re an da r -fttffntß, . MGOA,OGO StaA --t-- -t-T nV nes Bild. Da neigte er das Haupt und blieb stumm und rang mit sei nem Schicksal. Als Maria, der die ErschemunA des fremden Mannes nur wie ein döser Traum gewesen war. nach Herrn Jevers fragte, ergab 'es sich, daß er in aller Frühe bereits abge reist war. Das junge Mädchen war erstaunt, verwirrt, bekümmert. Aber das Leben begann von allen Seiten zu ihr zu sprechen, und so geriet der Freund bald in Vergessenheit. Franz Jevers kehrte nur auf ein paar Tage in die Heimat zurück. Er begrub dort seine alte Mutter, die gerade damals verschied, und siedelte dann nach der Hauptstadt über, wa er sich durch sei ne Studien einen Namen erwaro. ist ist später als ein bekannter Gelelzrter und als ein einsamer Mann gestor ben. .r j Nur! Mutter: .... Was? Ein fremder Herr ist auf dem Bahn Hof auf Dich zugekommen und hat behauptet, er sei Dein Better?! Wie ist denn das möglich?" Tochter: Ich glaubte es auch nicht recht, und gab ihm auch nur so oben hin einen Zluß!" Mit verstärkten Mit teln. Schwiegermutter (die sich bei dem Spektakel, welchen ihre 3 Enkel mit ihren Trompeten machen, entsetzt die Ohren zuhält): Aber Kinder, um Gotteswillen, daö ist ja zum Da vonlaufen!" Einer der Enkel: Das sollst Du ju auch! Und wenn eö nichts hilft, hat Papa gesagt, dann kauft er jedem von uns noch eine Trommel dazu!" Entschuldigung. HauS berr: Mit schiefen Hacken unter den Stiefeln kommen Sie, zu mir und werben um meine Tochter!? Bewerber: Die habe ich mir naÄ Ihrer ToHter bereits Melauk.,'