Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 01, 1913, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    , ,
WaTiiT) Omaha Tribüne. Mittwoch, Jsu,r 1913.
!i
I
3 Ümikrl grijiillt.
D
Nomc ( von
Tiff
(4. Fortsetzung.)
' .Weiset Du wag. Liselotte." sagte
sie wichtig zu ihrer Tochter, .sobald
Papa tranöporisähig ist, gehen wir
mit ihm an die Niviera. Da wird
r völlig gesunden, und mir tut die
kleine Abwechslung auch gut, nach all
diesen furchtbaren Ausregungen. Wir
werden der Toilettenfrage noch ganz
besondere Aufmerksamkeit zuwenden
müssen, man ist doch in Trauer,
Gerade weil einem da nur enge Grew
, Zkn gezogen sind, ist ei schwierig.
I i f das Rechte zu finden. Man möchte
. doch auch in dieser Gewandung ein
f tischen vorteilhaft aussehen. Ich
. J , . ' . 1 r.
vrnir, 3ü)maii roiro mir gui lie
1 , hen. Du lächelst, Liselotte. Bon Dei
fw nem erhabenen Standpunkt aus
, kannst Du natürlich eine Frau nicht
verstehen, die um jeden Preis ge
j fallen will. Schon Papas wegen
( , muh ich mich schmücken. Und auch
Du hast die Pflicht, bei der Wahl
t xtxmt Toilette vornehmlich an un
s - fern lieben Kranken zu denken. ES
i , wurde ihn unangenehm berühren und
sein schönheitsdurstigeS Auge belei
eigen, gingen wir wie zwei Nonnen
um ihn herum." -
.Du irrst, mein Mutterchen." mein-
te Liselotte, noch immer mit dem
hübschen, nachsichtigen Lächeln um
den stolzen Mund, .wenn Du glaubst.
' ich nähme der Toilettenfrage gegen
über einen erhabenen Stadtpunkt ein.
Ich kümmere mich wohl nur deshalb
. weniger darum, weil ich weiß, daß
. Du auch für mich das Nichtige finden
, wirst. Mama."
Gewiß, mein Kind, Du kannst
) -. Dich ganz auf mich verlassen." er
I klärte Frau Ironie mit Genuatuuna.
.Denn das Itxin ick ia. Du armes
Hascherl hast augenblicklich den Kopf
zu voll von Wirtschafts' und Kran
kensorgen. Na, nun schick' mir die
Jungfer, ich muß ernstlich an meine
Toilette gehen."
Liselotte strich der Mutter zärtlich
über die von dem ausgestandenen
schrecken blassen Wangen.
Du gutes Kind." sagte Frau Le
onie gerührt. Und bevor ich gehe,
gucke ich noch einmal zu unserm lie
, den Kranken vt"
Liselotte nickte der Mutter freund
lich zu und verließ das Zimmer, um
oen Arzt zu empfangen, den sie je
t, den Augenblick erwartete.
Der Sanitä'tsrat schien von dem
Verlauf, den der Zustand des Groß,
kaufmanncs genommen, nicht befrie
digt. Zwar war etwas Leben in den
Korper gekommen, der Kranke beweg
te den Kopf und den linken Arm
heftig hin und her, indes ergab es
steh, Daß fite rechte Seite vollständig
gelahmt war. Die Augen waren ge
öffnet, blickten aber leer ins Weite,
Der Fall lag doch am Ende kom
plizicrier. als sich Dr. Mllnchhaufen
geoachk.
.Geduld. Ruhe!" Das war vor-
läufig alles, was der Arzt wieder
vetonte.
'. Dritte Kapitel.
' Wenn die Ereignisse der verqanqe
' ntn Nacht sich, auch mit Windeseile
verbreiteten, so herrschte doch vor
läufig in den beiden tiefbetroffenen
Häusern eine lautlose Stille.
, Die Villa in Horn lag wie aus
.' gestorben da.
Um zehn Uhr belebte sie sich; es
. fuhr in schnellem Tempo ein Wagen
vor. aus welchem vier Herrn stiegen.
t die sich ins Haus begaben.
! ES waren der die Staatsanwalt-
i schaft vertretende Landrichter Beben
jee, ein junger Referendar, der Kr,
minalkommissar Penk. und ein Pro
.,. okollführer mit einer umfangreichen
Mappe unter dem Arm.
Anwesend waren der Negierungsrat
a. B. ,Max Ollenschlager und der
Polizeiarzt Dr. Schäfer, der bereits
vor einer Viertelstunde eingetroffen
war.
Man hatte die Leiche in ihrer Stel
lung gelassen, um für die gerichtliche
Untersuchung keine Spuren zu ver
wischen So saß Frau von Hunn
noch auf ihrem Sessel an dem
schreiötlsch, oen Kops vornüber ge
"i beugt, die Hände auf der Tischplatte,
?j Nach kurzer Vorstellung wandte
sich oer Landrichter an den Arzt.
.Es ist mir lieb, daß Sie bereits
zur Sie sind, Hm Doktor, da
rönnen wir sofort mit der Unter-
suchung beginnen.
Dr. Schäfer stellte fest, daß der
Tod bereits vor vielen Stunden er
folgt sein müsse, da die Starre an-
tij tn4it44tt sf2 trnr ttt -fiiif
I ü W04VHU ft tVUt Hll N-VM jj
von hinten abgegeben worden. Die
Kugel, die den unken Lungenflügel
durchbohrt, war direkt ins Herz ge
drungen und hatte sofort den Tod
herbei geführt.
Daraus, und aus der ruhevollen
i I f... fvm . l.
reuung ergao iicy, oag oer microer
sein Opfer unbemerkt beschlichen; je
denfalls war Frau von Hunn in
gänzlicher Ahnungslosigkeit angefallen
worden.
1 Man fahndete nach etwaigen Spu
rkn, denn wenn man auch nicht an-
r-men konnte, daß der Frevler seine
...tenkart an dem Tatorte zurück-
"'.ifitn, so wäre doch immerhin nicht
A. Bilden.
3.11";
33XygTOj;i.y
ausgeschlossen gewesen, daß sich ir
gend etwaö Werdächtiaei angefunden
welches, wenn auch nicht gerade den
ortöunkundigen Herren, so doch dem
oienilvaren Geiste ausfallen konnte.
Doris wurde daher bei der Unter
suchung sehr benötigt, zumal sie die
I i i. n i.
eilige wat, o,k uoeryaupl imianoe
war. etwa auszusagen. Weitere Per
sonen. an die man sich hätte wenden
können, waren nicht vorhanden. We
nigsienS vorläufig nicht, wo man noch
uvck nillZi oriemieil war.
Man bettete die Tote in dem Ne
benzimmer auf eine Chaiselongue und
etablierte sich im Mordzimmer.
Nachdem des Mädchen Perfona
lien festgestellt sie war aus Lands
itrg geburtig. hieß DoriS Gern, war
ünfunddreißig Jahre alt, und stand
m fünfzehnten Jahre bei Frau von
Hunn im Dienste sagte sie auS.
daß sie beim Nachhaufekommen alle
Zuren und Fenster an der Vorder
rite oer Villa oronunaSaemak ver
chlossen borgefunden habe. Sie miisi
allerdings erwähnen, daß die vinte
re Tür, die direkt nach dem aeräumi
gen Garten fübrte. den Tag über
unverschlossen fei, ja fogar, solange
oie Jahreszeit es erlaube, offenstehe.
um die frische Luft ungehindert in
oie Wohnung zu lassen.
Also war sie auch an dem gestri
gen Tage offen?" fragte der Land
richt.
.Ja."
.Ist es für einen Fremden mög
lich. den Hinteren Garten zu erreichen,
ohne bemerkt zu werden?"
.Ja. Seitwärts befindet sich ein
schmaler Gang, der direkt in den
Garten führt."
.So wäre es eine Kleinigkeit die
sen Gang zu benutzen?"
' .Dos wohl! Indes würde es einem
Einbrecher schwer fallen, ins Innere
des Hauses zu dringen, da an der
hinteren Ausgangstur der Ketten
Hund liegt.
.Ah. das ist von Wichtigkeit. Ei
ner fremden Person wäre also der
Eintritt in das Haus damit ver
wehrt?" .
Gewiß! Wenn auch der Hund ich:
imstande wäre, den Eindringling zu
fassen, so würde er doch durch lautes
Bellen die ganze Nachbarschaft alar
miert haben.
Wir werden später das Haus und
seme Umgebung in Augenschein neh-
men. Vorerst müssen wir noch Ihre
Aussagen hören, soweit der Vorfall
zu Ihrer Kenntnis kam. Sie fanden
bei Ihrem Eintritt die Tote in dieser
Stellung? Nichts verriet sonst, daß
etwas Ungewöhnliches hier vorgegan
gen?"
Gar nichts! Ich glaubte meine
Herrin schlafend, trat naher, sie auö
ihrer unbequemen Stellung zu wecken
und bemerkte zu meinem Schrecken,
daß sie tot war.
Um welche Zeit war das?"
So gegen zwölf."
.Pflegten Sie stets zu so später
Stunde nach Hau e zu kommen?
In dieser Beziehung machte mir
die gnädige Frau keine Vorschriften.
Ich bin nicht leichtsinnig, ja auch
nicht mehr jung. Meine einzigen
Wege sind zu meiner Schwester, die
sehr elend ,st.
Was taten Sie. als Sie die Ent
deckuna von dem Tode ihrer Herrin
machten?
Ich lief an das Telephon, welches
auf dem Fur draußen angebracht ist.
und telephonierte den Brüdern meiner
Herrin.
Es existiert noch ein zweiter Bru
der der Verstorbenen?" wandte sich
der Untersuchungsrichter an Max Ol-
lenschlager.
Dieser beiahte. und fugte hinzu.
daß derselbe leider verhindert sei, dem
heutigen Verhör beizuwohnen, da ihn
m der Nacht bei der Kunde von dem
Tode seiner Schwester eine Art
schiagansall betroffen.
Die Herren bedauerten.
Schon für den Gang der Unter
suchung mußte es störend 'empfunden
werden, wenn ein so nahes ffamillen
Mitglied dem Verhör entzogen wurde
Nachdem dem Negierungsrat der-
schieden Fragen vorgelegt, wcdte
sich oer untersuchungsricyler . aver
mals dem .Mädchen zu.
Wann verließen Sie das HauS?
.Ich ging um fünf Uhr nachmit
tags fort."
Wohin begaben Sie sich?"
Zu meiner Schwester, die auf
den Steinweg einen kleinen Laden
unterhält."
Wie heißt die Frau?"
Frau Ladebusch."
Hielten Sie sich den ganzen Nach.
mittag bei der Schwester auf?"
Ja. Ich half ihr im Geschäft,
da es ein Alltag war."
Hatten Sie häufig an Alllagen
o lange Ausgehzeit?"
Nein nicht immer. ' Es war auch
gar nicht mein Ausgehtag: allein die
gnädige Frau bot mir an, ldn Nach-
miiiag sur micy zu oenuven.
Wunderten Sie sich nicht über den
außergewöhnlichen Vorschlag?"
Ja. Herr Nichter. ich wunderte
mich. Dacht abcr die gnädige Frau
habe am Ende Besuch und wollte mich
los sein."
So. den Eindruck hatten Sie?"
Ja! Und ei ist auch Besuch da ge
Wesen."
.Woraui schliesien Sie dal?"
ES standen in der Küche drei
Llkörgläser, mehrere kleine Teller mit
den Siesten von genossenem Backwerk
und zwei Weingläser."
.Ah! Sie haben indes keine Ah
nung, wer die Besucher gewesen sein
können?"
Wicht die geringste."
Hatte Frau von Hunn Feinde?
Ich meine Leute, mit denen sie in
Uufrieden lebte?"
.Davon weiß ich nichts."
.Mar Ollenschläger behauptete, daß
das wohl gänzlich ausgeschlossen wäre.
Seine Schwester sei eine biedere, auf
richtige Natur gewesen. Energisch
und selbstbewußt. Da sie auch eine
kluge Frau war, so hätte eS schwer
halten müssen, sich mit ihr zu ver
feinden. Sie wäre allem Unangeneh
men auS dem Wege gegangen."
Nun wurde der Vermögensstand
der Dame in Erwägung gezogen.
Konnte ein Raubmord vorliegen?
Dies festzustellen war nicht so ein
fach. Es konnte erst nach genaur
Prüfung der vorhandenen Papiere
geschehen, vielleicht aber auch nicht,
wenn die Dame lein Ausgabenbuch
geführt hatte.
Da Frau von Hunn eine vermö
gende Frau gewesen, könne der Re-
gierungsrat vielleicht angeben, ob sie
ihr Vermögen bei einer hiesigen
Bank deponiert oöer sonstwie ange
legt habe.
Nein, darüber wußte War Ol
lenfchläger nichts. Seine Schwester
habe sich nicht gern in die Karten
sehen lassen. Und ,hm läge eS aänz
lich fern, sich um die Angelegenheiten
anoerer unausgesoroert zu kum
mein. Er wußte nur, daß sie mi
dem Justizrat Polderer und dessen
Familie besreunoet gewesen, so dan
wenn sie überhaupt einen Rat in
Geldangelegenheiten benötigte, dieser
Herr wohl ihr Beistand gewesen sein
ourste.
Man notierte den betreffenden Na
men.
Sämtliche Papiere wurden mit Be
schlag belegt, das Zimmer, in wel
chem sich der Schreibtisch, sowie ein
altvaterischer Sekretär befand, der
siegelt, die Obdukt'yn der Leiche au
den Nachmittag anberaumt, und dann
blieb nur die Besichtigung der Raum
llchkeiten.
Im Paterre befanden sich vier
Z'nmer.
Das Wohnzimmer, in welchem
Frau von Hunn ermordet worden
lag nach vorn. Ferner ein größerer
dalon mit der öaranschlleszenden Ve
randa. Nach hinten lag das Speise
zimmer und Schlafzimmer. Im Sou
terain befanden sich die Küchenräum
lichkeiten, fowie das Mädchenzimmer,
Oben, war alles zu Fremdenzimmern
hergerichtet, je ein Schlaszimmer im
einem Salon daneben.
Der kleine Vordergarten wies tä
nerlei Schlupfwinkel auf. Eine hufr
che Gartenanlage, mit einigen Strau
chern umsäumt, wies nichts Verdäch:
tiqes auf. Der Hintergarten, lang
und schmal, enthielt große, schattige
Baume, mehrere hübsche Lauben und
Grotten. Es war alles in muster
hafter Verfassung, die von dem Ord
nungssinn der Besitzerin, aber auch
von einem gewissen Wohlstand zeug
en.
Wir können der Nachbarschaft
nicht die Belästigung einer Nachfrage
ersparen, erklärte der Untersuchungs
richte?, zu dem Kriminalkommissar
gewandt. Es ist von großer Wichtig
keit. zu erfahren, ob und wen man
gestern Nachmittag hier aus und ein
gehen sah. Auch -die oberflächlichste
Beschreibung kann von Nuhen sein.
Kriminalkommissär Penk übernahm
diese Mission, und so verabschiedeten
ich die Herrn voneinander.
Vorläufig war man hier fertig mit
oer Untersuchung.
.Ich erwarte Sie in meinem Amts
zimmer zu näherer Besprechung," rief
der Landrichter Bebens dem Krimi
nalkommissär zu.
Kaum hatten sich die Herren ent
ernt, als es die Straße hcrauffauchte.
Frau Ollenschläger fuhr in ihrem
Automobil vor.
Sie erschien durch die ungewohnte
Situation angeregt, sah in den
chwarzen Gewändern und dem Trau-
erHute mit dem lang herabwallenden
Schleier sehr anmutig aus, da
Schwarz ihre blonde Schönheit reiz
voll hob.
(Fortsetzung folgt.); ,
Durch die stieget i
cken Ereignisse auf dem Balkan
wurde ein Teil der Magdeburger
Sparer derartig beunruhigt, daß sie in
den letzten Tagen in großer Zahl zur
isdtischen Sparkasse eilten, um ihre
Einlagen abzuheben. Es wurden in
urzer Jeit etwa 1700 Bücher mit
einem Sparkapital von ungefähr V
Million Mark zur Einlösung vor-
eleqt. Nur mit Muhe gelang es den
aufsichtsführenden Beamten, die
Ordnung im Kassenlokal aufrechtzu
erhalten. Die Auszahlungen wurden
glatt erledigt.
Vorn Brocke n aus überschaut
matt mehr als ein Zireihundertslel von
Europa ' .
fler Zeuge.
CrMlmig von Pm,l Giiiifly.
CS gibt wahre Begebenheiten, die
wie Romane anmuten.
An einem Septembermorgen del
Jahres v&y& brach an einer elegan
ten Nut che. als sie durch die trland
fche Stadt Tullamore fuhr, ein Nad,
Der Insasse de Wagen, ein feh
stattlicher Herr in militärischer Un
form, schien über die daraui entste
hende Verzögerung seiner Weitersahr
auszerst bestürzt zu ein.
Während der Kutscher die Pferde
ausspannte, holte der Diener Hilfe
herbei.
Der Stellmacher, der den Schaden
besah, schüttelte bedauernd den Nov
Der Diener gab seinem Herrn Be
cheid: .Herr Oberst, der Mann mein
ein Tag wird kaum genügen, um die
ache in Ordnung zu bringen!"
Der Teufel hole die schlechten We
ge!" sagte der Oberst, ich wollte
heute abend noch in Marlborough
sem. Jetzt sind alle meine Pläne zu
nicvle.
Er wandte sich an einen der Um
herstehenden: Gibt eS hier wenigens
eine anständige Herberge ,m Ort?
.Gewiß. Herr Oberst", sagte ein
kleiner dicker M.inn mit jovialem Ge
sicht, .ich kann daS mit bestem Ge
wissen behaupten, denn ich bin der
Schwiegervater deS größten Gastwirts
in Tullamore. Wenn der gnädige
Herr erlauben, werde ich ihn dort hm
führen. Ich bin sicher, dan der ana
oige Herr zufrieden sein werden.'
Der Oberst ergab sich in daS Un
vermeidliche.
In einer kleinen Stadt erregt alles
Aufsehen. AI der Oberst in den
Gasthos kam. war sein Unfall fchon
bekannt. Man bemühte sich um den
Offizier, der schnell etwas frühstücken
wollte.
.Wie soll ich hier nur die 5!eit tot
schlagen?" sagte er zu seinem Wirt,
Wa gibt es in Ihrer Stadt zu fe
hen, die. ohne Ihnen zu nahe zu tre
ten, mir recht öde erscheint. Wenn
Sie wenigstens eine Garnison hier
hatten!"
.Leider haben wir keine, Herr
Oberst, aber vielleicht interessiert Sie
unsere Leinensabnlation?
Nein, danke bestens, ich bin kein
Kaufmann.
Der Herbergswirt klopste sich an
die Stirn, als wenn eine großartige
Idee seinem Hirn entsprungen wäre,
Etwas wüßte ich doch, wag den
gnädigen Herrn interessieren wurde,
Wir haben letzt Gerichtssitzungen
heute wird ein großer Verbrecher ver
urteilt!" Er senkte ein wenig die
Stimme und sagte mit leichtem Er
schauern: Einer von der Bande des
berühmten Kapitän Quilty."
Quilty? Von welchem Regiment?
Ein Regiment? Der Herr wollen
sich wohl über mich lustig machen? Es
ist doch unmöglich, daß der Herr noch
nichts von Quilty. diesem infamen
Schurken gehört hat, der schon so
lange unser Land unsicher macht und
nicht zu fassen ,st."
Meiner Treu, ich kenne den Namen
nicht einmal. Ich komme vom Kon
llp.ent."
Aber jetzt haben wir einen seiner
Komplicen, einen gewissen Kellis, und
er wird für die anderen büßen! Wur
de eS den, Herrn interessieren, der Ver
urteilung beizuwoyen?"
I was, ich bin nicht neugierig
darauf, und so einen ganzen Tag lang
still dazusitzen . . . Indessen .
Der Oberst schien sich eines besseren
zu besinnen, wenn es hier schließlich
keine andere Zerstreuung gibt, wird
mir wohl nichts anderes ubrigblei
den."
Der Herr Richter wird sich ge
wiß eine Ehre daraus machen, dem
Herrn Oberst einen guten Platz einzu
räumen. Ich werde ihn sofort be
nachrichtigen, die Sitzung hat bereits
begonnen!
Der liebenswürdige Wirt begleitete
den Oberst selbst zum Gericht. Er
chrieb aus einen Zettel, dafz Oberst
Lord Kinderney, der sich auf der
Durchreise durch Tullamore befand,
gern der Verhandlung beiwohnen
würde. Er gab den Zettel dem Ge
richtsdiener, der ihn dem Gerichts-
chreiber weitergab. Der Gerichts
chreiber wieder übergab ihn dem
Nichter, der geschmeichelt war, einen
Zuhörer von Bedeutung zu haben und
bereitwilligst dem Oberst in seiner
Nähe einen Platz anwies.
Der Angeklagte Kellis leugnete
hartnäckig seine Schuld. Immer wie
der versicherte er, daß er an dem Ta
ge, an dem das Verbrechen, dessen
man Ihn beschuldigte, begangen wur
de einen Passanten auf der Land
straße beraubt und getötet zu haben
gar nicht in Irland gewesen sei,
andern weit entfernt, in Douvres.
Er beteuerte seine Unschuld in bered-
testen Worten, er gab zu, daß der
Schein gegen ihn sprach, behauptete
aber, daß die Untersuchung, die mit
einer, ffestnahme endigte, parteiisch
geführt worden sei. Indessen die Ge-
i r . . r .ti ' ei.' ff-i..fLi
Hlvoienkn oeiayirn vie ll)Uioirage.
Angeklagter, haben Sie noch et-
was zu sagen?" fragte der Richter.
Ich wiederhole, daß ,ch unfchul-
big , bin." seufzte Kellis niedergeschla
gen. 'Plötzlich hob er den Kopf. , '
O mein Gott!" rief er. ist .cäi
möglich? Soll mir doch noch Gerech
tigkkit widerfahren."
Wa, soll da, heißen?" fragte der
ticyier er raunt.
Der Himmel selbst sendet mir seine
Hilse!" rief Kellis beglückt aus und
zeigte auf den Oberst Kinderney, der
erstaunt war, so plötzlich mit hinein
gezogen zu werden. .Dort", sagte
KelliS. ist ein Herr, der meine An
Wesenheit in Douvrei an dem Tage,
an dem daS Verbrechen begangen wor
den ist, bestätigen kann . . . Würden
Euer Gnaden hier erklären, daß ich
eS war, der fein Gepäck trug, als er
euS einem Schiff, das auS Frankreich
kam. ouLstieg?"
Oberst Kinderney blickte ihn er
staunt an.
Ich kenne den Menschen nicht,"
sagte er, unangenehm bcrüht.
Dessen bin ich sicher." sagte der
Richter höhnisch. ,WaS für eine Un.
Verschämtheit von dem Angeklagten.
Schweigen Sie!"
.Noch einen Augenblick, erbarmen
Sie sich!" flehte Kellis. erlauben Sie
mir. dan ich an den Herrn emiae
Fragen stelle, von denen meine Frei
heit abhängt."
Lord Kinderney machte auS seiner
Unruhe kein Hehl.
Was , soll diese Komödie!" sagte
er aufgeregt.
Sie haben recht, stimmte ihm der
Richter bei, .es ist wirklich nur Ko-
modie!
Nur eine Frage", drängte Kellis.
ist eS nicht fünf Wochen und drei
Tage her. daß Sie, gnädiger Herr,
nach Douvres kamen?" I
Allerdings bin ich vor mehreren
Wochen dorthin gekommen, aber ich
habe natürlich daS genaue Datum
meiner Ruckkehr nach England nich
im Kopfe.
Erinnern Sie sich nicht, daß ein
Mann Ihnen damals, als Sie ans
ll er stiegen, bei Ihrem Gepäck half?
Wie soll ich mich noch heute an
meinen Gepäckträger erinnern!"
Sie erwiesen ihm damals d,e Ehre,
gnädiger Herr, einige Worte mit ihm
zu wechseln," fuhr Kellis in namenlo
ser Aufregung fort. Er erzählte Jh
nen, daß er Seemann sei und an
Bord eines Korsaren gegen Franks
reich gekampst habe . . ."
Ich habe dem sicherlich keine Wich
tigkeit beigelegt." antwortete der
Oberst ungehalten.
Kellis schien seine ganze Ueber
dungskunst aufbieten zu wollen, um
das Gedächtnis des Oberst aufzufn
schen. Seine Augen glühten, als er
ihm eindringlich sagte: Ich zeigte
dem Herrn damals eine große Narbe
am Schädel und hob dabei meine Pe
rucke aus."
Der Angeklagte machte dieselbe Be
wcgung und entblößte die Narbe,
Der Oberst stutzte. Sein bis dahin
teilnahmsloses Gesicht belebte sich
Es ist wahr", sagte er, dessen
erinnere ich mich.
O du mein Gott!" rief Kellis er
regt aus. Helfen Sie mir!
Helle Schweißtropfen standen auf
seinem angstvollen Gesicht. Wenn
Euer Gnaden das, genaue Datum
einer Ankunft rn Douvres feststellen
könnten, hätte der Gerichtshof keinen
Zweifel an meinen Worten mehr.
Der Oberst überlegte.
Ich weiß es nicht mehr, aber es
ht in meinem Notizbuch, das sich
noch in meinem Koffer befindet."
Grosse Aufregung durchlief die
Menge der Zuschauer.
Die Sitzung wurde unterbrochen,
wahrend man das Notizbuch herbei
holte.
Der Tag der Ankunft des Oberst
in Douvres deckte sich genau mit dem
Tage des .Verbrechens. Nach und nach
kamen dem Oberst Kinderney auch die
näheren Umstände wieder ins Gedacht
nis zurück, so daß er bestimmt be-
Häupten konnte, daß der und kein an
oerer ver vJiann war, oer iym in
Douvres sein Gepäck besorgt hatte.
Er legte einen Eid darauf ab. Die
Geschworenen zogen sich von, neuem
zur Beratung zurück und kamen dies
mal zu einem einstimmigen Freispruch
Kellis wurde in Freiheit gesetzt!
Eine Sammlung wurde zu seinen
Gunsten veranstaltet, um ihn für die
ausgestandene Angst zu entschädigen
Der Oberst selbst mußte einige Ova-
ivnen annehmen, zum Dank dafür,
aß durch seine Zeugenaussage die
Gerechtigkeit den Sieg davongetragen
hatte.
Die Postkutsche war am Abend
wieder in Stand gesetzt und der Oberst
konnte Weiterreisen.
Einige Meilen vor Tullamore hielt
der Wagen.
Ein Mann erwartete ihn dort und
leg ein.
Es war 'Kellis. "
Nun" sagte der Oberst"." habe
ch Dir nicht gesagt, daß ich Dir auS
der Patsche helfen werde, wenn Du
das Pech haben solltest, der Polizei
in die Hände zu fallen? Ich verlasse
die Meinigen nie! Uebrigens," fügte
er lächelnd hinzu, Du sowohl wie ,ch,
wir haben unsere Rollen famos durch-geführt.-
- '
Kapitän, ich will es , Ihnen ewig
danken!" i -
E i n r ussische r Geistlicher darf
nicht im Hause eines Andersgläubigen
Wien. ' ' ,
Romantische Laufbahn.
1!cbeelaus rliicl englisch? Wttitulbt
sitz.
Eine romantische Laufbahn, die
auS kleinsten Anfängen auf die Ho
hen wirtschaftlicher Macht führte, ba
mit dem Tode deS großen englischen
ReedereibesitzerS Lord Furneß ihr
Ende gefunden. Sein Vater begann
al Landarbeiter, und als er 14
Schilling die Woche verdiente, heira
tete er. Der Sohn diese! Paares,
Ehristopher. war ein aufgeweckter
ursche. der bald seinem Vater in
seinem kleinen Getreidegeschäft, daS
er zu Hartlepool betrieb, half. Bald
war der Junge die Seele de Ge
fchäft und er verhandelte selbständig
mit anderen Firmen. WaS kann so
ein rieiner eri von Geschäften ver
stehen?" fragte ihn eines Tages gt
ringschätzig der Inhaber einer größe
ren irma. Probiert's!" war die
kurze Antwort, und bei der Unterre
dung erwies sich der Knabe als so
tüchtig, daß er einen großen Auftrag
eryieik.
Mit 18 Jahren ging der junge Ge
,asismann naq Schweden, um
festzustellen, ob man das Mebl dor
nicht billiger kaufen könne als in
Hamburg, von wo damals die Haupt
getreidelieferungen nach England ka
mrn. ms er in Golenourg an
kam hörte er. das? der Krieg zwischen
eulicyiand und ssrankreich ausge
brachen und Hamburg blockiert sei
Da offenbarte sich zum ersten Mal
sein Genie. Er erkannte, daß er so
ul.t cm.-r . - 7 '
v" jjicdi wie er nur ronnte, von
schwedischen und dänischen Häfin
nach England bringen müßte, da die
Sendungen auS Hamburg ausfielen.
Rasch kaufte er Proben der verschie
denen Sorten, ließ sie die ganze Nacht
hindurch von einem Bäcker zu Brot
backen, prüfte dann die Qualitäten
und kaufte vom besten Mehl bedeu
tenve Mengen. Der Gewinn, den
er mit diesem einzigen klugen Ein
fall machte, bclief sich auf das Sllmm
chen von einer Viertel Million Doll.
Der erste Schritt zur kommenden
Große war getan. Furneß blieb Ge,
treidehän V und nach weiteren si
bcn Jawä geschickter Geschäftsfllh
rung hatte er sein Kapital verdös
pelt.
Und nun brachte ein neuer Einfall
rine neue iöntwickiunq seiner Ge
schaftslaufbahn. Die Waren, die er
verkaufte, kamen hauptsächlich LberZ
Meer, vor allem aus den Ver. Staa
ten. Warum soll ich den Geschäfts-
rigeniumern die teuren Transportlo
Nen bezahlen?" fragte er sich. Das
kann ich auch selbst." Er baute eine
Anzahl Segelschiffe und dann große
Dampfer unv gründete die ffurnek.
Dampferlinie. Bald genügte es ihm
nicyr miyr, aus eigenen Schiffen ei
geneWaren nach England zu brin
gen und zu verhandeln. Er baute
Schiffe zum Verkauf und beteiligte
,ia) an oie,en großen geschäftlichen
Unternehmungen. Sieben Tiafizt
nacyoem er als Feeder begonnen hat
te. besaß er bereits, ohne vorher ir
gendwelche Erfahrungen auf diesem
Gebiete zu haben. 140 Schiffe. In
seiner langen Laufbahn hat Furneß
nur wenige Fehlschlüge zu verzeich
nen gehabt. Alles glückte ibm. und
für den vielfachen Millionär blieben
auch die Ehrungen nicht aus. Auch
als Politiker hatte er Erfolge und
1910 wurde er zum Dair aemacdk.
Als man ihn einmal nach dem Ge-
yeimnis seines Erfolges fragte, ant-
wortete er in seiner lakonischen Wer
se: Das Werk zweier Tage an ei
nem tun."
TITZ,
'ZT'
Heliographenderkehr
in
Teutsch
Ostafrika.
Der Heliograph oder Sonnentele-
graph ist die Bezeichnung für eine
von vem Engländer Henry Mance
vor 1875 erfundene, namentlich für
die Zwecke der Feldtelegraphie be
stimmte Vorrichtung. Es wird hier
bei ein mit der Hand drehbarer Spie
gel benukt. um durch Refler der
Sonnenstrahlen Lichteindrücke von
kürzerer oder längerer Dauer auf
große Entfernungen hin hervorzu
bringen. Durch Gruppierung der
durch einfache Aenderung der Nci
gung des Spiegels mittels eineS klei
nen Tasters und die dadurch bewirkte
Ablenkung des reflektierten Strah
les hervorgebrachten, zwischen den
Lichtblicken liegenden kurzen und lan
gen Verdunkelungen am Empfangs-
orte wird, ähnlich wie beim Morse
Apparat aus Punkten und Strichen,
ein Alphabet gebildet. Dieser opti-
che Telegraph kann bei sehr klarem
Wetter bis auf 160 Kilometer Ent.
crnung arbeiten.
Im Jahre 1308 errichtete die Kai-
Gliche Schutztruppe in Deutsch-Ost-
frika sUr militärische Zwecke eme
25 Kilometer lange Heliographen-
inie von Lindi nach Massassi mit
drei Zwischenstationen. Da zwischen
den betreffenden Orten eine Draht
telegraphenverbindung nicht bestand,
wurde zwischen dem Gouvernement
und dem Postamt in Daressalam die
Mitbenutzung der Heliographenlinie
ur den Privattelegraphenverkehr der
einbart. Im August 1909 ging die
Heliographenverbindung indessen ein,
weil, Personal, und. ZMarate an an-
Unsere
Schnilinchr-Sstllk
1
C' ' Ü
N4!.'9.
tarnen Cnt im MackimTtil.
Es ist sehr gut nreifliirt für Clieoiot.
crgc. Tiiiaoiml, Twccd. Wizllekäliclie-
rungen. !-amt. orvuroi?. Piuch uno
antat derartige Stoffe. ES xit ein sehr
komfortables lcidungsstiick für Motor
fahre, Reisen und allgemeinen Ge
brauch. Die vordere Teile können dicht
bis zum Halse hinauf geschlossen oder
auch in Ncvers-Art offen getragen wer
den. Das Muster ist in 5 Gröken ae
schnitten: 34. 3, 33, 40 und 42 Zoll
Vriislwcite. Es bciiötigt 4 ?)ardS 54jüll.
Stoff für die 38Mige Grofze.
Preis ües Mu,lcrs iu kems.
Neuer Herbst nnd WinterKata
log mit allen nenesteu Moden jetzt
fertig, eder Leserin der Omahii
Tribüne" für 10 Cents zugesandt.
LeftellungS-Anweisukze;
Dies Vcuner werden an kaenk
eine Adresse aeaen Einsendung de
Preise? geschickt. Man gebe Nummer
uno Groke uno oie voue orene dem
lich an und schicke den Coupon nebst
dem Sven erwähnten Preis an da
PATTERN DEPARTMENT
OMAHA TRIBUNE,
1311 Howard St. .
I
l
'
:
!
I
Z
rf
L
ff
T2
!:
ID
f:
tat
r t
Ä l
tr t
3. i &
H
Ut
I
v
i
Ä
2
g?
3
L
CL
na
5
U)
t
E
U
2
U
&
K
I
B
O
deren Stellen des Schutzgebiets ge
braucht wurden. Nach der vor kur-
zem erfolgten Wiedereröffnung und.
Ausdehnung der Hcliographenstation
ist nunmehr unter Zustimmung des
Gouverneurs mit dem Kommando der
Schutztruppe über die Behandlung der
Privattelegramme eine besondere Ver
einbarung getroffen worden. Eine
Gewähr für die richtige und rechte
zeitige Beförderung auf den Helio
graphenlinien wird jedoch weder vom
Kommando der Schutztruppe, noch
von , der Reichstelegraphenverwaltung
übernommen. Diese Beschränkungen
sind durch die besonderen Verhältnisse
geboten. Die Beförderung auf den
Heliographenlinien geschieht vorläufig
kostenfrei.
in
Eine schreckliche Ehe,
iragodi: hat sich in Savona (in der
italienischen Provinz Genua) , abge
spielt. Der 41jährige Agosto Se
labrino, der feit vier Jahren infolge
einer Ezplosion das Augenlicht voll
ständig verloren hatte, ist mit einem
langen , Küchenmesser über seine 35
jährige Frau, eine Schönheit Savo
nas, hergefallen und hat ihr fünf töt
liche Stiche in den Rücken versetzt.
Der Blinde hat sich bei feiner Untat
selber zlvei Finger der linken Hand,
wahrscheinlich beim Halten seines
Opfers, fast abgeschnitten. Der Mör
der brachte nach dem Mord sich selber
einen tötliche Schnitt bei. Als Ur
fache der Untai wird Eifersucht ange
geben.
Mit verstärkten Mit
teln. Schwiegermutter (die sich bei
dem Spektakel, welchen ihre 3 Enkel
mit ihren Trompeten machen, entsetzt
die Ohren zuhält): Aber Kinder,
um Gotteswillen, das ist ja zum Da
vonlaufen !"
Einer der Enkel: Das sollst Du
jk: auch! Und wenn es nichts hilft,
hat Papa gesagt, dann kauft er jedem
von uns noö ;ine Trommel ttxl"