Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 26, 1912, Image 6

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    Fc.'ell?öe
Komi bot
(20. Fortsetzung.)
" Ta Bilv tcr Mutter, die er gt
opfert, stand trennend zwischen ihnen;
laiie et an sie, quoll furchtbare Bitter,
seit in ihm aus. Ach. olle, wo sie ge.
litten, wtte ihren einzigen, geliebten
Lohn nicht davor schützen können, daß
t'.n ??zm??losrr. Jett in der Veit
berumirrte.
Bii dieser Makel nicht von ihm Zt
Kommen war. konnte er nicht mit dem
Kater leben, nicht dessen ' ffrau in
Auge sehen. Was würde die Mutter,
nun sie alle! wußte, von ihm denken?
Brennende Scham trat in sein Ge
sich!, er verhüllte beide Augen und
stöhnt laut.
.Komme. Herr, ei will Abend wer
den." mahnte der Neger, der besorgt die
veränderte Miene de Herrn beobach
iete. Ich weiß ein Unterkommen in
der Stadt."
Willenlos folgte HanS seinem Füh
ter, er war aufz tiefste erschöpft. 2i
rum sah er sich in der Herberge, in die
ter Tiener ihn geführt, nicht weiter
um. sank auf da Lager und entschlief
süß und traumlvS bis zum Morgen.
Pin Anderer stand er am Morgen
vor dem Neger.
.Ich hab' mir'S überdacht." redete er
den Verblüfften an. Tu kannst nicht
mit mir gehen. Wenigstens nach mei
neZ Vaters Pflanzung nicht." lenkte er
ein, als er in daS bestürzte Gesicht deS
Wielgetreuen blickte. .ES geht nicht.
Cäsar, glaub eS mir.
HanS fflemming rieb sich ärgerlich
die yeige öhrn. Zu dumm, dak er ,ie
f-.ern daran nicht einmal gedacht. Er
konnte nicht in des Negers Begleitung
euf seiner Väter Erbe einziehen, die
Scham hätte ihn erdrückt, erführe man,
wer er sei.
Ein Heim und Namenloser wollte
er das weiße Haus scheuen, die heilige
Erd grüßen, in der die Mutter schlief.
um alsdann weiter zu ziehen. bis da
hin, wo ihn Niemand kannte.
Der arme Cäsar erholte sich schwer
von feinem Schrecken. Was war in
seinen sonst so gütigen Herrn gefahren?
Er hätte alles mit ihm theilen mögen.
Arbnt, Entbehrung, wenn es sein muß
te, obwohl der brave Bursche nicht ein
sah. wie so des reichen Mannes einziger
Sohn, erzogen im Ueberfluß, mit ei-
ntm Mal so heftig nach Arbeit ver
langte. Gestern, so schien ti, roar er
einverstanden, wollte mit ihm in seine
Hetmath ziehen und nun?
.Du schweigst. Alter?" Nervös
trommelten die Finger des Jünglings
auf die Fensterscheiben.
.Cäsar wartet, was Master mit ihm
thun will."
Gewaltsam schüttelte HanS die Rüh.
rung'ab, die ihn erfassen wollte. Er
durfte sich nicht rühren lassen, dürfte
nicht weich werden, er mußte allein mit
sich fein, nur so würde er vergessen
lernen, as auf ihn drückte, heute nach
dem schönen Tage von gestern mit dop.
pelter Gewalt.
.So erwarte mich hier," entschied er
Zurz.ich kehre zurück, in drei bis vier
Tagen vielleicht. ES ist Dir doch recht?"
Ein Blick antwortete dem Frager,
fcer alles sagte. , Der Schwarze würde
auf ihn warten, heute, morgen und
elle Tage.
Der junge Mann griff nach seinem
Zltinen Koffer, der bereits fertig stand
und wandte sich zum Gehen.
.Leb' wohl, alter treuer Bursche."
sagte er !n gezwungen leichtfertigem
Ton zu seinem Diener, aber die Augen
wurden ihm feucht, so sehr er sich auch
tvehrie.
, Cäsar erschrak. .Addis, Master
Hans, Sie kommen wieder?"
Angst und Zweifel wurden in ihm
' Nach. '
Der junge Mann nickte nur. - Noch
einmal strich er übn den krausen Kopf
,des Schwarzen, dann ging die Thür.
Cäsar fuhr auf. .Er kommt nicht
wieder," jammerte er. .O Master
Hans, wie kannst Du armen Cäsar
Derlasien.
Ein Gedanke dämmerie ihm auf.
Die eben noch trüben Zuge hellen sich
aus, sein Bündel in die Hand nehmend,
verueß auch Cäsar das Lokal und sah
sich, draußen angelangt, nach allen
Seiten spähend um.
Von seinem Herrn keine Spur. Der
nutz es eilig haben.
Der Schwarze schlug den Weg zum
aftn ein. E,n Zarkenfuhrer ruderte
in an Bord der .Elbe".
Ist Capitän zu Hans?"
.Jawohl. Du schwarzes Ungeheuer."
s Merzte der Steuermann. Capitän ist
g-x Haus und scheint eigens auf Dich
spartet zu haben. Da kommt er
ccn, zum Ausgehen fertig, auf uns
zu."
Ein Blick deZ Herankommenden in
des Negers Gesicht sagte diesem mehr,
Sorte, daß seine Einmischung nö
i!g sei. : -:
Du möchtest mich sprechen, Cäsar,
s? komm."
' .;d verschwanden in der Cajüte
C cpilänä,. und kehrten erst geraume
; ,'iltx wieder zurück.
,r Schwarze bleibt an Bord, bis
'":.!,:, iMl beiläufig gesagt,
teern wird." wandte
, cn s :!.:n Steuermann.
' 1:3 tüti in
'inr j.,". "''''
Schuld
2JJ. Prigstk-Vr,!.
Ordnung bleibt. Ich jnufl fort."
Die Eisenbahn führte HanI Flem
ming seiner ihm noch unbekannten Hei
math entgegen. Die Schönheit der Na
tur hinterließ diesmal keinen Eindruck
bet ihm. er fuh'te sich wieder krank, ver
lassen, elend, wie an demTage, der ihm
olle nahm.
.Ja. alles." sprach sein blassen
Lippen den Gedanken nach. Ein ouä
lendcS Gefühl trieb ihn vorwärts, wo
hin, er wußte eS selber nicht. Zunächst
zu der Farm, aber dann ein lies
Mutlosigkeit bemächtigt sich des
Jünglings, er schlug die beiden Hände
vor fern Gesicht und weinte.
Niemand Kört ihn. in seinem AS
theil war außer ihm kein Mensch, und
der große starke Herr im Nebenraum
hatte nur mige Male vorsichtig hin
übergeguckt. ward aber von dem u sei
Leid Versunkenen nicht bemerkt.
Tr Zug hielt an der Endstation
Alles stieg aus.
Wie im Traum, folgte Hans der
Weisung dS ConducteurS, nahm sein
Gepäck zur Hand und schickte sich an,
welter zu gehen.
.Wohin deS WegeS. junger Herr?"
Die Laute der Muttersprache weckten
den Jüngling auf. Er sah einen ein
fach gekleideten Man vor sich, der
wohl auf Weisung des wohlbeleibten
Herrn hin ihn angesprochen hatte.
Erleichtert gab er Antwort. Er
wolle auf die Pflanzung des Herrn
Flemming. I
Dahin führe auch sein Weg ,'r
klärte der Mann freundlich, zum Ge
hen sei es indeß ,u weit. Man werde
fahren müssen.
Schon schwebte HanS eine ablehnen
de Antwort auf der Zunge, allein das
Gefühl der Rathlosiakeit kehrte der.
stärkt zurück, gern ging r daher an
den Vorschlag deS Manne? ein, mi:
ihm ein Stück Weges in der Teligenca
zurückzulegen. Dieselbe fahre dem
nächst ab.
Nach inet gemeinsam imzenonrmk
nenErfrischung, bei wlchrGelegknhit
Hans erfuhr, daß sein Begleiter in
deutscher Techniker sei. der an einer
auf der Pflanzung sich im Betrieb d
kindlichen Maschine ine Aenderung
vorzunehmen habe, fuhr die Deligenca
vor.
Mit einem Seufzer beftiez derJLng,
ling den holprigen Karren, und weiter
rollte er seinem Ziele zu.
Hinter ihm drein führte ein mit zwei
eleganten Pferden bespannter Wagen
den unbekannten Herrn desselben We
ges.
Müde und bestaubt trafen die beiden
Reisegefährten, die den letztenTheil deZ
Weges zu Fuß zurücklegen mußten,
auf der Flemming'schenPflanzung ein.
Hans hatte seinem Genossen erzahlt,
daß er aus Deutschland komme, sich
nach Arbeit umsehe, die er hier zu fin
den hoffe.
Der Techniker sah ihn mitleidig an,
.So machen Sie ohne weiteres auf
gut Guck den weiten Weg," rief er ver
wundert aus, .das nenne ich Muth.
Um Arbeit suchen Sie am besten in
großen Städten nach, auf dem Lande
fehlt s nicht an Leuten, es soll mich
wundern, kämen Sie auf der Pflan
zunz zum Ziel."
Hans notiern eme Erwtderunz,
aus der der Andere nur entnahm, daß
er es versuchen wolle. Im schlimmsten
Falle kehre er nach Bahia zurück öder
gehe weiter ins Land hinein.
Er war überhaupt, je näher er dem
Ziel kam. desto schweigsamer gewor
den, denn ihn quälte der Gedanke, auf
welche Weise er sich einführen solle.
Ihm lag doch nur daran, der Mutter
Grab zu sehen, würde man indeß das
einem Fremden ohne weiteres zugeben?
Das weiße Haus erhob sich vor der
Wandrer Blicken, das große, in den
letzten Jahren bedeutend ausgedehnte
Anwesen breitete sich aus. Wie würde
zu anderer Zeit das Herz des jungen
Mannes aufgejubelt haben, im Anblick
dieser ihm völlig neuen Wundermeli?
Heute hatte er nur ein mattes Lächeln
für die begeisterten Ausrufe femes G:
fährten. Das große Thor, das zu den G:
bäuden führte, war schon geschlossen,
noch war es Tag. Ein Augenblick,
und die Sonne würde niedersinken, im
mittelbar folgte ihrem abendlichen
Scheiden in diesen füdlichen Breiten
die Nacht.
Der Fremde zog kräftig den Glocken
Zug. Hans fuhr zusammen.
Jetzt kam der große gefürchtet Au
genblick für ihn. .
Ein gelbgesichtiger Mulatte öffnete.
Mit kurzen Worten verständigte ihn
der Fremde von seinem Anliegen, dann
ruhte sein Blick fragend auf dem Jün
geren. Ich möchte den Verwalter spre.
ck,en", kam es stockend von des jungen
Mannes Lippen.
.Mister Baumann, o, das ist scha
de. Der ist nicht zu Haufe und kommt
erst in drei Tagen wieder. Wenn Sie
so lange warten wollten?"
Eine einladende Handbewegung for,
derte die Beiden zum Nähertreten auf.
HanS unterdrückte einen Freudenschrei.
Er war am Ziel und würde neugieri
oen Fragen entgehen, denn bis Herr
Laumann heimkehrte, war er längst
cu unddavon.
Ein mn.er in kem gklZUü".zen
Haul. tat t!xmal dem Jnsxtttcr zur
Wohnung gedient, nohm jet den l$i
Un der Besitzung auf.
Han ssß allein in seine Gedanken
verliest in demsell en. er haste dZiNäd.
chen, da zum Essen rief, ablehnend be.
schieden und wartete nun aus dielacht.
Bei Tagelanbruch. das stand bei ihm
fest, mußte er den Ort verlassen hab:n.
wenn eS ihm nur vorerst gelang, dat
Grad der Mutter aufzufinden, denn
ohne das mochte er nicht von dannen
lieben.
lFortfetzuna folgte
Truerbefuch.
Ckizze von JulluZ Knopf.
Die Beerdigung war vorüber. Die
übliche Trauerfeier. mit ihrer hoch,
gespannten, zum Tränenerguß ge
schraubten Aufregung für ie Äit!ve
und ihren sich endlos dehnenren Mi.
nuten für die lustlosen Leidtragen?':n,
die nur auS gesellschaftlichem Pflicht
gefühl dem Toten die Ichte Ehre er.
wiesen vatlcn. m
1?n sb .trrtii fiÜhfiinrh mist'"
- - i - u (j v'""n-"
in dem konventionellen Trauerwagen,
verhärmt, schluchzend, weinend.
Denn sie hatte ihren Mann gelicbt.
Wenn er auch beinahe zwanzig Jahre
älter gewesen war als sie der Un.
terschied der Jahre hatte vor dem
Herzen kapitulieren müssen. Wie
glücklich waren sie beide gewesen!
Und all die Lichtpunkte ihrer Ehe
schimmerten noch einmal hell und
freundlich, und stärker flössen Frau
Hildegards Tränen.
Tröstend legte ihr Bruder Oskar
den Arm um die arme Schwester und
streichelte liebkosend ihre zarten, von
der Krankenzimmerluft gebleichten
Wangen.
Das Paar. daS ihr gegenüber im
Wagen faß. Emil Blaschke. ein Bet.
ter des Verstorbenen, der mit seiner
korpulenten, vom Korsett eingezwäng.
ten Frau eigens zur Beerdigung uch
Berlin gekommen war, beobachtete
die Schmerzensausbrüche der jungen
Witwe mit ersichtlichem Unbehagen.
Emil Blaschke war kein Freund auf
regender Gefühlsergüsse. Mißmutig
fuhr er mit seiner derben, auöaear.
betteten Hand über den buschigen,
struppigen Schnauzbart. Unbegreif.
lich, dieses Geheule! Ter Mann war
doch nun tot, da war eben nichts
mehr zu machen. Tot ist tot! Diese
Weibsbilder sie jammern und stra.
pazieren die Tränendrüse, ob's einen
Zweck hat oder nicht!
Seine Frau besaß scheinbar in
weniger hartes Gemüt. Mit ihrer
fetten, zitternden Stimme, die immer
noch auf tiefstes Beileid getönt war.
sagte sie wohlwollend: .Weine nur,
liebe Hildegard, das erleichtert das
Herz und macht Appetit. 'Ja. ja,
Dein armer Mann! So einen Mann
kriegst Du nie wieder. Ich lasse es
mir nicht nehmen, er ist falsch de-
handelt worden. Unser Nachbar
Baumgart hatte dasselbe Leiden
auch Niere und er lebt heute noch.
Nicht wahr. Emil?"
Emil nickte iestatmend, worauf sie
fortfuhr: .Aber unser Doktor ist
auch ein ausgezeichneter Arzt, der
vraucht einen nur anzuseyen. um zu
erkennen, was einem fehlt. Der
kann was! Der versteht mehr, als
alle Professoren."
Em laher Ruck des Wagens, der
Frau Blaschke in die Ecke schleuderte,
machte ihrem Redeschwall vorläufig
ein End. Man war vor dem
Trauerhause angelangt.
Uno Oskar, der über dieses oos-
artige Geschwätz erbost war. das die
Schwester immer heftiger weinen
machte, atmete erleichtert auf. O,
diese Blaschkes! Das Taktgefühl
schien ihr persönlicher Feind zu sein.
Wenn es ginge, sie würden es mit
Rattengift töten.
Aber als man m dem gemütlichen
Eßzimmer am Kaffeetisch saß, und
Herr und Frau Blaschke gemütlich
ihren Kaffee schlürften Kuchen
gab's leider nicht da begann Emil
Blaschke aufs neue von dem seligen
Vetter zu sprechen. .Schade," meinte
er, .daß wir ihn nicht mehr vor s:i
nem Tode gesehen haben. Und wir
wollten doch immer mal wieder nach
Berlin kommen, nicht wahr, Klara?"
Klara blähte sich auf: das fchmam
mige Doppclkinn legte sich über die
gesteifte Halskrause, das festgeschnürte
Korsett knackte und die blaßblauen,
rommelndcn Augen sperrten sich groß
aus. .Gewiß, oas tt stets uner
Wunsch gewesen, liebe Hildegaro,"
bestätigte sie, .aber das teure Fahr.
geld! Denk' Dir nur. 14 Mark 50
dritter Klasse, zuschlagsfreier Eilzug.
DaS macht für uns beide hin und
zurück 58 Mark. Ja, liebe Hilde-
gard, wenn es uns nicht geradezu
Herzensbedürfnis gewesen wäre, dem
lieben Entschlafenen die letzte Ehre
zu erweisen, so hätten wir auch jetzt
noch nicht die teure Reise unternom-
men. Doch nun, wo das viele Geld
einmal dsfllr ausgegeben ist und wir
neunzehn Jahre nicht hier gewesen
ind, nun wollen wir die Gelegenheit
benutzen, um uns Eure Weltstadt ein
mal gründlich anzusehen."
Ja, das wollen wir, vettaligte
Emil Blaschke. .ist ja so diel Neues
hinzugekommen. Die Hochbahn, die
einen Restaurants mit Musik, ut
Kabaretts aus Theater machen
w:r uns nichts und dann c;c
herrliche Cieesallee, auf die Ihr
Zzfatx so f :.Ttft. Unser Nach-
bar. der Herr von Mzlzieik. sag, sie
wert einfach erhaben. Ein PlaLchea !
zum Schlafen, liebe t!dtaard, wirst
Tu für unl beide anspruchslose Leute
wohl hben. Sure Wohnung ist ja
so groß. Und zum Mittagessen wer
den wir unS immer pünktlich einsin
den. Mit dem Abendessen brauchst
Du aber nicht aus uns zu warten,
daS wird sich nicht immer so machen
lassen. Ja. liebe Hildegard, so'n
paar Tage wirst Tu un, schon
dulden müssen. 5tn unserem einsa
wen Landnest kriegen wir nichts zu
sehen. Wenn nicht daS bißchen Essen
und Trinken wäre, dann ltte man
gar nichts vom Leben. Also morgen
früh gcht'Z loS auf die Schen'wiir.
digkkiten von Berlin, liebe Hilde
gard."
Die junge Frau wehrte' ängstlich
ab. .Auf meine Geselllchast werdet
Ihr verzichten müssen. Denn in mei.
ner Gemütsverfassung "
.Aber, liebe Hildegard." fiel Emil
Blaschke beinahe entrüstet ein. .was
denkst Du denn von unS? Wir sind
doch keine rohen Naturen, daß wir
Dir zumuten, in Deinem geaenwärti.
Zustande den Bärenführer zu
machen. Wie würde daS auch auS.
sehen. Du mit Deinem langen Wit
wenschleier an den Stätten der
Lust " er unterbrach sich. .Aber
Oskar, der ist ein reicher, unabhängi.
ger Junggeselle, der muß natürlich
daran glauben. Nicht wahr, lieber
Oskar?"
' Der liebe Oskar war spachloS.
Netter Trauerbesuch, der gekommen
war, um sich in Berlin zu amüsie
ren. Es zuckte ihm in der Kehle, den
Biederleutchen die Wahrheit zu sagen
und ihnen daS Herzlose und Häßliche
ihres Gebarens zu Gemüte zu führen.
Aber würden sie ihn überhaupt ver
stehen? In ihrem ftlbstverständlichen
Egoismus, ihrem vergröberten, ver
härteten Empfinden würden sie es
vielleicht gar nicht einmal einsehen,
wie garstig die Motive dieses Han
deliis seien. Der Tranerfall hatte
ihnen den erwünschten Anlaß zu einer
Vergnügungsreise geboten, und sie
fanden dessen war er sicher
nichts dabei, daß sie der Schwester
und ihm zur Last lügen. Wenn er
ihnen die Wahrheit gezeigt hätte, so
würden sie ihn wahrscheinlich bei der
ganzen Verwandtschaft als krassen
Egoisten und ungefälligen Berliner
verklatscht haben.
So siegte die Konvention über daS
Gefühl, und in feiner eingcimpf:en
Höflichkeit erklärte er sich bereit, die
Verwandten natürlich mit Vergnü.
gen ins Verznügeir zu begleiten.
Am anderen Tage begann seine
Leidenszeit. Von den Berliner Se.
benswürdigkeiten ließen sich die
Blaschkes 'nichts abhandeln. Man
war von früh bis spät auf den Bei
nen. Die Mittagszeit bei Frau Hil
degard bildete die einzige Erholungs.
pause. Den Begriff der Müdigkeit
schienen diese zähen, auf Berliner
Amüsement ausgehungerten, nimmer
satten Kleinstädter nicht zu kennen.
Denn nachts würben Kaffeehausstu.
dien gemacht, die sich bis auf einige
der berüchtigtsten Lokale erstreckten.
Denn als Oskar schämig diese
bösartigen Etablissements aus dem
Programm sireichen wollte, schllttelie
Base Klara sehr energisch den Kopf.
,WaS würde mein Kaffeekränzchen
sagen, wenn wir nicht dagewesen wa
ren! Nein, um einige der Haupt
fehenswürdiqkeiten Berlins lasse ich
mich nicht bringen."
Vierzehn Tage dauerte diese Jagd
durch Berlin, Frau Hild'garrs
Tranerbeslich vergnügte sich prächtig.
Weniger Bruder Oskar, der übernäch
tig. müde, abgespannt aussah, und
dessen Geldbeutel zudem arg mitge
nommen war. Denn Vetter' Blaschke
überließ es ihm des öfteren, die Zeche
zu begleichen, und vergaß das Bezah
len der Schuld. Und Oskar war zu
bequem, um sich die Unannehmlichkei- i
ten des Mahnens aufzuerlegen.
Erleichtert atmete er auf, als hie
Blafckkes endlich zur Abreise rüsteten.
AIS sie im Zuge saßen, bedankte sich '
Vetter Emil nochmals in wohlgefüg.
ten Worten, und seine Frau fügte
hinzu: Wirklich, es war sehr nett
bei Euch. Nun wird's wohl wieder
eine Weile dauern, ehe wir Vercn
lassung haben, nach Berlin zu kom
men. Vielleicht, liebe Hilde, zu Dci
ner Hochzeit."
Bei einer unvermu
teten Kassenrcvisicn in der Allaemei-
nen Krankenkasse in Solingen wur
den Unregelmäßigkeiten fkstzestel't!No. 95 Morton Str., New York, ein
und infolgedessen die VerhJstung des junges Mädchen getroffen und so
Rendanten vorgenommen. Der Um-schwer aeczueischt. daß es wenige Minu-
sang der Veruntreuungen soll sehr,
veveuleno ,em. spater, m auch der! war die sechzehnjährige Gertrude
zweite Vorsitzende der Allgemeinen Thompson aus Vrooklyn. die in dem
Ortskrankenkasse. Buchbindermeister! Hause Arbeit gesucht hatte. Sie woll
Giesmann. verhaftet worden, da eriie im letzten Moment noch in den
,m Verdacht steht, an den Unterschla. Aufzug springen, der sich bereits in
gungen des Renwnten beteiligt zu, Bewegung befand, und dubei geriet sie
sein. Bl-her sind Veruntreuungen ',m,r tm nnfnmslfiM. Inr. hnä firf.
in CVnfi hrttt 9
1 1 1 y y w v i j
worden. Von
.( f . r
Kia ) v(iirt w. c ?, .
uuturfuiytnc viuuuic un Itlt.it l
als 100,000 Mark angegeben.
Entschuldigungszet.
t e l. Herr Lehrer! Bitte, zu ent
schuldigen daß mein Sohn das Ge-
dicht nicht auswendig gelernt hat.",Erj
vatte so arge elvichmerzen, Das? er
nichts behalten konnte. Es grüßt
Frau Lorenz Fsulhuber. '
o,uw wan rtmtvtui vertikaler Richtung
r n v . t . f i n
ano?rci mxo : im. w Mu,u , ,
Der Här ist IöZ
Aufregend S,ce i einem Wlknkk Ver
nllgungZl,fl.
In dem Wiener Etcblissemen
Nonachcr haben sich unlängst sün
SchreckenSszencn abgespielt, verur
sacht durch einen russischen Bären
htt tifi 1(trifif(in hrr TOi!(fmnn
. ' , . '
Kaf.g, ausgekommen war und
j eme im Keller beschäftigte Abwasch
frau und einen Schankburschen durch
Bisse schwer verletzte. Die Käfige
sind im Kellergeschoß. ,nd der Bär
kam. nachdem er sich befreit hatte, in
die Küche, wo zu fo früher Stunde
nur eine einzige Frau mit dem Je
schirrabwaschen zu tun hatte. Frau
Marie Pfeifer. Als sie leim Anblick
der Bestie aufschrie, fiel daS Tier sie
an, schlug ihr die Pranken inS Fleisch,
biß nach ihr und rang mit der vor
Schreck und Schmerz sich Windenden,
bis auf ,hre Hilferufe ein junger
Mann herbeikam, ein Schanlbursche,
Leop. Petuelli, der entsetzt vie Situa
tion sah, aber Geistesgegenwart genug
besaß, sich von rückwärts heranzu
schleichen und den Hals des TiereZ
mit festem Griff zu umklammern
Als er sich sicher wähnte - denn der
Bär machte Anstrengungen, sich zu
befreien, und der Bursche glaubte,
ihn fest zu haben da rief er eben-
falls um Hilfe, wurde aber nicht ge
hört und fühlte, daß ihm unter den
mächtigen Windungen des überlege
nen Tieres die Kräfte schwanden.
Kaum hatte sich der Bär seinen
Händen entwunden, drehte er sich, von
der, Frau ablassend, nach dem Bur
schen um und fiel ihn gereizt an.
Das Wchgeschrei der beiden hörte
man endlich auf der Straße, und es
drangen Leute ein. Ein Dienstmann
holte eine Eisenstanrze herbei und ver
setzte dem Bären einen mächtigen Hieb
über den Schädel. Eiiiiqcrmaßen be
täubt, mit Heulen und llnurren ließ
das Tier von seinen Opftrn ab und
trottete sich davon, worauf es einge
fangen werden konnte. Als das Tier
sich auS der Küche zurückgezogen hat
te, lief es knurrend und brüllend
durch das Haus, überall Schrecken
verbreitend, wo es sich zeigte, suchte
offenbar nach seinem Käfig als siche-
rem Unterschlupf und war dann plotz
lich verschwunden.
Indessen war Wache requiriert
worden, die unter Leitung eines Be
amten ankam, sich vorsichtig dem Kel
lerraume näherte und dort das Tier
entdeckte. Das Etablissement wurde
blockiert, ringsum stand auf der
Straße Sicherheitswache mit schuß
bereitem Revolver. Tatsächlich wollte
das Tier bei verschiedenen Ausgän
gen entkommen. Inspektor Gamon
gab zwei Schüsse ab und verletzte den
Bären. Dieser stieß ein wütendes
Gebrüll aus und verkroch sich wieder
,m Keller. Dann erschien er beim
Aufzugsschacht. Mehrere Kugeln
trafen ihn am Kopfe, und wieder ver
schwand das Tier in der Tiefe. Be
zirksinspektor Dr. Humpel kam mit
verstärkter Wachmannschaft, so daß
im ganzen 24 Wachleute ausgerückt
waren, und ließ in die verschiedenen
Türen Schießscharten machen. So
oft das, Tier sichtbar wurde, wurde
geschossen. Später wurde eine Tür
geöffnet, und im Beisein des Direk
tors drang Bczirksinspekior Humpel
mit Inspektor Gamon und der Wache
ein. Aus einem dunklen Winkel kam
das Brummen des vielfach verwun
deten Tieres. Man schoß wiederholt
in die Richtung, und schließlich ver
stummien die SchmerzenZlaute. Man
näherte sich vorsichtig der Stelle und
sand den Bären in dem Winkel ver-
endet auf.
Im ganzen waren mehr als hun
dert Revolverschüsse auf das Tier ab
gefeuert. Es war Eigentum der Al
tistin Jonia". die sich bei Ronacker
produzierte . und die auf dem Pro
gramm als preisaekrönte Schönheit",
gcuannt die Göttin der Illusion",
angekündigt ward. Es heißt, daß
das Tier sonst zahm und harmlos,
vorzüglich dressiert und folgsam"
war. Die beiden Verletzten, Frau
Pfeifer und der 18jährige Cchankbur
fche Pktuelli, haben sehr schwere
Wunden. Skalpierungen der Kovf
haut, Bisse am Ober- und Unterleib
und Muskclruvturen durch die Tatzen
des Bären erlitten.
Von einer schweren Fahr-
siuhltür wurde in dem Fabrikgebäude
jen darauf starb. Die Unglückliche
schließt, so-
iiltftfrt fiart !f nl
.ivu vh nui iM.M tnn n vnjuiiu
I v t v ' 'j
Nachtragliche Kon
trolle. Bekannter (zum Schrift
sieller): .Kann man sich auf den
Führer durch die st:yrjschkn Alpen
verlassen, den Sie vor einigen Jahren
heral,ögeeben haben?''
A'.er ceiiiß! Xi) bin bitten Som
mer selsi d.geesen und habe gefun
den. baß alles ganz genau stimmt."
(
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I ci .,v,z
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PhUi 1, ,,,,,, ich, , r jVisirfl I" ck, in i,k ji'ftiii T i i" rmri
la Mädchen, da reitet. In den ParkZ kann man seht Tuheude von Zmifte.1
l?.i'i.riiitiii sehen ki, ihrem i'i hlinnftnminiln'n fiulüiiicil. Tas RciicN IM Pari
i fll'wökttlici, eine formellere Funktiui,
erlauf t itt. TaS Reiikoslüm ist ein gut
Worsicd Mclieruna m,t einem braunen, oaiu pancnoen Neiiyur uno io,iro-
(VniMrfiiififn und ."tifrin P-in neueS InlifiirliirtfS ÜeWt ist beim Nciten wunichenö
iwrl, da es keine Scl'weißflcckci, von dem
mit lincin feuchten Schwamm abgewischt
t gegebt.
Einen Neinfall Hat unlängst ine
Gesellschaft von Engländern erlebt,
die' die Pfaueninsel bei Potsdam
besuchte. Sie ließ sich von dem
dienfituenden BootsfllHrer übersetzen.
Bei der Rückfahrt besprachen sie nun.
wieviel Trinkgeld sie dem Ueber.
fahrer geben wollten. Einer der
Herren bat die anderen, ihm dieS zu
rberlassen. Er wurde dem BootS
uhrer einen halben Penny (nach
deutschem Gelde etwa 8 Pf.), geben,
d,es wäre seines ErachtenS genug,
und die Beteiligten freuten sich schon
aus daS enttäuschte Gesicht, das der
Boolsführer voraussichtlich machen
würde, wenn er sein Trinkgeld er.
hielt. Natürlich wurde über alleS
in englischer Sprache unterhandelt
i'kan hatte keine Ahnung, daß die
Booisführer königliche Beamte sind
und als alte gediente Matrosen die
engli'che Sprache hausig gut beHerr
chen: ruhig, als verstünde er kein
Wort Englisch, führte der Fährführer
das Boot seinem Ziele zu. Bei der
Ankunft stiegen die Herren auS. und
der letzte Herr wollte ihm großmütig
das Trinkgeld reichen. Die Mitgli;.
der de? Gesellschaft machten sehr ver
blüffte Gesichter als der Bootsführer
in reinstem Englisch erwiderte: Ich
danke den Herrschasten. Wir sind
Matrosen der kaiserlichen Marine und
sind so gestellt, daß wir nicht nötig
haben, Almosen von Engländern an.
zunehmen."
e, dtvrlau.
Bis in unsere Taae bat s,ck der
Glaube erhalten, dak man sick stick,.
hieb- und kugelfest machen könne, und
im letzten Französischen Krieg trugen
manche Soldaten einen Äettel mit
mcbr oder weniaer unverständlick,en
Beschwörungsformeln im Tornister.
Vereinzelt trat die Anfickt auf. da.
Entfernen der Blechmarke mit der
Nummer, die zeder Soldat im Kriege
tragen muß. schütze vor Verwundung
und Tod. Die Marke wurde gerade
zu ..das Totenalöckcken" nannt.
Weil hin und wieder unvollständig
gewordene Kartenspiele fortgeworfen
oder auch vollständige bei einem plötz
lichen Aufbruch zurückgelassen wur
den, entstand die Meinung, wer Kar
ten bei sich führe, werde getroffen.
Wahrscheinlich wurde diese Ansicht
aber von den Spielern selbst gar nicht
einmal geteilt, da sie die Karten sonst
kaum mitgenommen hätten. Es b,n.
delt sich hier also wohl um einen sa
genhaften Aberglauben. Ebenso ge
hört die alte Geschichte von der seid
nen Schnur, die der Hauptmann um
den Hals tragt, weil er den Bur
schen erstochen hat, in das Gebiet der
Sage. So bösartiae Sauvtleute sind
gewiß so selten, baß man sie für Geld
eyen lasten konnte.
Das menschliche Obr kann
in einer Sekunde neun Laute, also in
ein Neuntel Sekunde einen Laut ' deut-
ick vernehmen, kommt der zweite in
kürzerer Zeit an das Ohr, so ist der
selbe von dem ersten nickt deutlich zu
unterscheiden.
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