Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 26, 1912, Image 5

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Ceu Siiiiec Vbeiidlvolken feine Datz
Gie. fvWiiiaf.ti ,,d sie taufen ebne Ende
auf c ?erl?'Zlo,de sich tmtot.
linb dort reicht ihnen fflott die Batek'
bände,
LdeZ de letzte Schimmer sich verlor.
'- Lie-l.
'HumoreiK von Paul Aullmann.
' .Hilde sagte eine TageZ der
Affessor Dr. Maximilian Iabriciui
zu seiner Frau, .heute nachmittag
gehen wir aber endlich, ' Liesl be
suchen."
.Ach. Du mit Deinem ewigen
ieSl," gab die Heine Frau beleidigt
zurück. .Den ganzen Sommer ist
noch leine Woche vergangen, dah Du
nicht kommst und die Litanei von der
Person ansängst. AIs ob ich nicht
auch eine Pfirsichbowle ansetzen könn
Je."
.Kind' weinte er lächelnd, .Deine
Pfirsichbowle in allen Ehren, aber 'S
Licsl versteht eS doch noch besser.
Nur nicht schmollen. Du sollst Dich
selbst davon überzeugen. Und heute
nachmittag fahren wir hinaus zum
.Schwarzen Rappen'
Damit gab er zärtlich seiner jun
yen Frau einen stufe, nahm seine
Mappe unter den Arm und ging hin
ilber in sein Studierzimmer, wo noch
ein hoher Stoh eiliger Akten ihn
erwartete.
Indes grübelte Frau Hilde über
das unheimliche Wesen nach, daS '8
Lies! hieß, eine so vorzügliche Pfir
s:chbowle zu bereiten verstand und eS
ollem Anschein nach ihrem Manne
attadan" hatte.
Mit der leicht entzündeten Eifer
sucht einer Zungen Frau witterte sie
sofort eine ernste Gefahr. Gewiß, sie
wußte, denn er hatte es ihr gestanden,
seine erste Liebe war sie nicht. Aber
es war doch eine andere Sache, Worte
zu hören oder leibhaftig vor einem
Geschöpf zu stehen. eS mit eigenen
Augen zu sehen und ihm vielleicht gar
die Hand zu geben, das ihr Max ge
liebt hatte. Ja. schrecklich zu denken,
daß er es vielleicht jetzt noch liebte!
Freilich. Liebe und Liebe ist zweier,
lei. hieß eS. Aber auf diese Männer
logik verstand sich Frau Hilde schlecht.
Für sie war eben Liebe Liebe, und es
dünkte ihr eine Sünde und Schmach,
daß ihr Mann nicht gleicher Meinung
war.
.Männeli." sagte sie plötzlich beim
Mittagessen, .ickz fühle mich nicht
ganz wohl. Ich werde mich nachher
ins Bett legen - :
.Ist es denn gar so schlimm.
Schatz?" fragte er. sie besorgt an
sehend. Und er fand sie wirklich blaß
und müde.
.Ich habe ganz fürchterliches Kopf
weh. Ich will mir kalte Umschlägt
- machen."
.Glaubst Du nicht, daß ein Spa
ziergang Dir gut tun wird?"
.Nein." meinte sie weinerliche
.Bettruhe ist für mich immer das
Beste."
.Schade, schade." murmelte er.
.Was ist da nur zu tun? Die Bowle
ist schon bestellt. Und wenn sie der
dirbt. betrübt sich 's Liesl sehr."
.. .Diese dumme Person," dachte
Frau Hilde bei sich. Er liebt sie
mehr als mich. Sonst könnte er doch
nicht an sh denken, wenn er sieht, wie
ich leide."
Du kannst doch aber auch ohne
mich die Bowle trinken gehen." sagte
sie endlich.
.Aber Schatz." fuhr er auf. waö
denkst Du von mir? Ich werde Dich
ch nicht allein lassen!" ,
'.Doch, doch." beharrte sie. .Du
kannst ja sowieso nicht bei mir blei
ben. Das Sprechen tut mir ja so
weh."
Was sie aber nicht laut werden ließ,
war der Gedanke: Er wird nicht ge
hen. wenn er mich wahrhaftig liebt. ,
.Gut ' denn." meinte endlich Dr.
Fabruus nach längcrem Nachdenken,
ich telephoniere an Heinz und frage,
ob er mitgehen will. Freilich, wenn
Du dabei gewesen wäres.. hätte ich
mich mehr gefreut."
Ein jäher Schreck überkam Frau
Hilde. Am liebsten hätte sie zu wei
nen angefangen, aber sie schämte sich.
Und sie war empört, daß er gerade
Heinz Stöwer nannte, den unverbes
serlichen Junggesellen und Schwere
nöter. der gar kein guter Umgang für
einen jungen Ehemann war. Na, daS
sprach Bande. Jetzt wußte sie alleS.
was sie zu wissen brauchte. Er liebte
sie nicht mehr. Er liebte eine andere.
Und diese andere hieß 's Liesl.
Kaum war ihr Mann gegangen, da
fetzte ffrau Hilde ihren Hut auf und
lies fpornstreichS zu ihrer Mutter.
Nein, das war zu viel. Das ließ sie
s.ch nicht gefallen!
CU ff, erhitzt und aufgeregt, dort
ankam, schellt sie so heftig, daß die
alte Dienerin herbeistürzle und die
Mutter, aufgeschreckt aus ihrem
riedlichen Mittagischlaf und dadurch
in schlechter Laune, in der Wohnzim
mertür erschien. y'
Ihr flog fvu Hilde ..aHall
und scktllcklte l kibreckend.
.Und er liebt mich nicht mehr. Ich j
weiß e Ich habe Beweist. Ach. wie,
unglücklich bin ich!"
a. da siebt man's." dhiloso
Phlerte die alte Marie, als sie in die
üche zurllckschnauftk. .Bei seinen
Leutkn gibt's kei Lieb."
Auf dem bequemen Plüschsofa
saßen Mutter und Tochter eng an
einander geschmiegt und weinten um
die Wette.
.Mutter." schnupfte endlich Frau
Hilde unter Tränen, .ich gehe nicht
mehr zu ihm zurück. Nein, nie mehr!
Ich lasse mich von ihm scheiden."
.Bist Du denn auch sicher, daß s
sich so verhält, wie Du es mir er
zählt hast?" fragte die Mutter, deren
Zorn aus einmal abgekühlt war durch
die Aussicht auf eine geschiedene Toch
ter.
..Ganz sicher," antwortete diese.
.Ich hab doch Augen zum Sehen
und Ohren zum Hören."
.Du könntest Dich aber doch geirrt
haben bestand die Mutter, .der
Schein trugt oft."
Da wurde yrau Hilde erregt. t
.Du hast mich also auch nicht lieb,
sicher nicht. Sonst würdest Du nicht
glauben, daß ich lüge."
mhtr. Kind, Kind." beschwichtigte
die Mutter, .reg' Dich doch nicht auf.
Komm, wir wollen rnngenen. i
cher. glaube ich. wirst Du sehen, daß
Du Unrecht hast."
.Na ja, nachlaufen soll ich 'hm
auch noch! Und betteln: Hab' mich
doch auch ein bißchen lieb, so ein ganz
ks?in,z fciferfien. Wenn Du auch daS
Liesl hundertmal lieber hast."
Da ließ sich die Mutter nicm mevr
halten. Wie eine Tigerin sprang sie
auf.
kck ebe bin. ?lck werde ihn fin
den. Ich werde ihm sagen: Sie
(AUAhr Mnsck. Sie baben mein
Kind unglücklich gemacht. Schämen
, m w r. . C - 3 i . C IX t
&te ia). ja, oa Ivklvr
NZ, ?ndNrake. die Zlum Schwär
zen Rappen' hinausführte, war heiß
und staubig, iscynauseno unv yiu
stend kam sie nur langsam vorwärts
uns irtaiinfAtt Sckwieaersohn und
.Schwarzen Rappen' und 's Liest.
Aber ihre Mutterliebe ließ sie alle
Anstrengungen' siegreich überwinden.
k,i fi, nbliffi. tavfer ausschreiteno
unter der brennenden Sonne, ihr Ziel
vor Augen sah.
i-Minn und auner Atem blieb
sie stehen. Nun hieß es. bor,icht,g
sein, um den Uebeltäter zu erspähen,
ohne daß er ihr Kommen ahnte. Sie
fnfi fi um. Da. vor dem Hause
war ein Garten., Und darin standen
vier mit Schlingpflanzen dicht ve
wachsene Lauben.
,Aha dachte sie. als sie beim Vor
übergehen ein Kichern vernahm, .da
hätten wir ihn schon
Oeise trat sie in den Garten. Er
war leer. Aber aus der Laube kamen
noch die Stimmen. Rasch und llop
senden Herzens eilte sie darauf zu.
einen scknellen Blick hinein.
Wirklich: da faß eng umschlungen ein
Liebespaar. Ader cax war ea
nicht.
Sie wußte nicht, ob sie sich argern
oder freuen sollte, als sie weiterging.
Doch müde, wie sie war. beschloß sie.
einen Augenblick zu rasten. Schwer
sank sie auf einen der Stühle nieder,
der in einer benachbarten Laube
stand. . . -
Entsetzt fuhr sie gleich wieder em
por. Richtig, da standen noch die bei
den Gläser mit den Resten der Pfir
sichbowle.
Hier also war er gewesen. Hatte
mit dem Liesl getrunken. Und ge
schäkert, wie der kleine dicke Mann
da in der anderen Laube jetzt tat.
Schmach und Schande!
Der Wirt, der in Hemdsärmeln
und sein Pfeifchen schmauchend auf sie
zutrat, weckte sie auS schwarzen Ge
danken.
.Wohnt hier ein Fräulein Liesl?"
fragte sie.
.Ei ja." nickte er. .ei g'wiß. 's
Liesl wohnt hier. A braveö Madl.
ganz g'wiß. Möchten' halt auch
sehe, da, Liesl. I glaub's wohl.
Aber nei. es iS grad ringefaljr'n mit
dem Herrn Max'n in die Stadt."
Na. das wurde ja immer schöner.
Jetzt war sie den ganzen Weg hin
ausgetrippelt, um nichts zu
wissen.
Sie dachte mit Schrecken an die
Möglichkeit einer geschiedenen Toch
ter und verwünschte ihren Entschluß,
jemals ihren Fuß in den Garten des
Schwarzen Rappen" gesetzt zu ha
ben.
Dann machte sie sich langsam und
traurig auf den Heimweg. ES war
immer noch früh genug, wenn lyr ar
meS Hildchen erfuhr, daß ihr Max
und 's Liesl zusammen in die Stadt
gefahren feien.
Inzwischen trabte ein flottes Gig
auf fchattigen Waldwegen dahin.
.Das war wirklich ein guter Ge
danke, daß Du angefpannst hast."
meinte Dr. FabriciuS zu Heinz.
Es .ist doch mörderisch heiß heute.
Und nun gar erst nach der Bowle."
Und dann wandte kr sich zu. dem
Liekl. daS mit einem breiten Grinsen
aus dem dick'N, roten Gesicht recht der
legen dreinschaute.
.Du. Liesl. köstlich war Deine
Bowlt heute. Daß Du mir aber ja
da Rezept meiner Frau gibst!"
.Die wird das gar nicht habe wol
le, wo so ei' soi' Tam' is." entgeg
nete die Angeredete und strich sich ver
legen ein paar Faltchcn auS dem
Rock.
Na, nur kei' Angst net." lachte
Heinz Stöwer und parierte daS Pferd
vor de Assessor Haus.
.Die gnädige Frau sind zu ihrer
Frau Mutter gegangen." sagte da?
Mädchen, als eS die Tür öffnete.
.Sie wird sich einsam gefühlt ha
ben, die Aermste." dachte er, als sie
die Treppe hinabstiegen, und machte
sich Borwürfe, sie allein gelassen zu
haben.
Die alte Marie empfing den Uebel
täter sehr ungnädig, denn Frau Hilde
lag noch immer auf dem Sofa im
Wohnzimmer, weinte und wollte sich
nicht beruhigen.
MS sie nun mit eimm Male ihren
Mann eintreten hörte, fing sie laut an
zu schluchzen.
Er blieb betroffen stehen.
.Aber Schatz. waS ist Dir?"
Keine Antwort.
Er trat ganz nahe an sie heran,
beugte sich über sie und küßte zärtlich
ihr Haar.
.Geh weg." schrie sie und suchte ihn
wegzustoßen. .Du sollst mich nicht
mehr küssen. Küß 's Liesl!"
.Wenn Du es wünschest, recht gern.
ES kann gleich geschehen. Sieh. Liesl,
wie gut eS war. daß Du gleich mit
gekommen bist."
Trotz ihres großen Herzeleides
konnte Frau Hilde es nicht unterlas.
sen, zu ihrer Rivalin hinllberzuschie
len. Und nun brach sie plötzlich in
Helles Gelächter aus.
Denn das Liesl stand mit der
Bowle unter dem einen Arm und
einem mächtigen Blumenstrauß in
dem anderen da. knixte steif und der
legen und lächelte, wie eben nur 'S
Liesl lächeln konnte.
.Das ist 's Liesl?" rief Frau Hilde
aufspringend. .Das ist 's Liesl vom
.Schwarzen Rappen"?"
So graziös wie ihre rundliche
Körperfülle und ihr rheumatischer,
fünfzigjähriger Nucken es zuließen,
knizte 's Liesl noch einmal.
.A schener Diener, 's Liesl. jo.
das bin i'!"
Kaum hatte Frau Hilde sich von
dem seligen Schrecken erholt, als sie
ihrem Manne lachend und weinend
um den HalS siel. Dann eilte sie
auf 's Liesl zu, nahm ihr den Strauß
und die Bowle ab und küßte sie laut
auf die dicken, roten Backen.
.Ich danke Ihnen auch schön, daß
Sie gekommen sind, mich zu besuchen.
Nein, wie ich mich freue, daß Sie
gekommen sind!"
's Liesl stand derweil wie verstei
nert. Dann begann es zu stammeln
und zu stottern von dem Herrn Maxn
und seiner gnädigen Frau, aber nie
mand achtete darauf.
Glaser wurden geholt.' und Frau
Hilde gab ihr eines in die zitternde
Hand. '
Auf Ihr Wohl. Liesl!" ruf sie.
In dem Augenblick ging die Tur
auf. und die Mutter trat herein.
.Mutter. Mutter." rief Frau Hilde,
.komm schnell, wir trinken aus daS
Wohl vom Liesl!"
Die Mutter aber sank sprachlos
und erschöpft auf einen Sessel nie-
der. .
Die Alte dort d a S also war
'S Liesl!
Tlrstdtropfhart.
Einer, der sich seine Zeit damit
vertrieben hat, die Haare seiner Nach
sten zu zählen, hat gefunden, daß der
Mensch im Durchschnitt 30.000
Haare besitzt. Außerdem hat er fest
gestellt, daß in Haar, das 4 Zoll
lang ist. ohne zu zerreißen ein Ge
wicht von 6 Unzen tragen kann. Un
sere 30,000 Haare könnten also 10.
800 Pfund heben. Abc: es dürfte
für niemand ratsam fein, sich an fein
Haar ein Automobil oder eine andere
Last von solcher Schwere zu hängen,
denn die Haut, in der die Haare wach
fen. ist nicht allzu widerstandsfähig
und würde bei ein gewissen Bela
stungsgrenze sehr leicht zerreißen.
Doch auch sie weist in dies.r Hinsicht
eine immerhin achtunggebietende Lei
Lunasfähigkeit auf. Denn, eS gibt
gewisse Akrobaten, denen es gelingt,
vier, ja fünf Personen zu tragen, die
sich an ihr Kopshaar hängen. Na
mentlich chinesische Akrobaten mit ih
ren Köpfen haben durch solche Kraft
leistungen auch in unseren Zirkussen
und Barietltheatern Aufsehen erregt.
In den Zeiten des Altertums haben
die Römer aus Haaren die außeror
dentlich festen Seü; hergestellt, die sie
für ihre Katapulte, d. h. Wurfma
schinen, nötig hatten, und in neuerer
Zeit haben noch die Japaner sich die
Kraft der Haar: zunutze gemacht, in
dem sie sie zu Stricken verarbeiteten.
Allerdings nehmen sie dazu, nicht sehr
galant, nur Frauenhaar; doch nennen
sie sie dann heilige" Stricke, indem
sie ihnen eine übernatürliche Macht
zuschreiben. '
D i e h ö ch st e Flughöhe erreicht der
Kondor mit 6300 Meter.
Verfielt.
Kon Cilo Erich iksrk.
Der Schriftsteller Friedberg faß an
seinem Schreibtisch und arbeitete an
ein seiner Ehestandsgeschichten. durch
die er sich seinen Namen gemacht hat
tt. Bei dem Publikum, da ihn la.
galt er al ein seiner Kenner der
weiblichen Psyche; ei gab keinen Win
kel im Herzen bei Weibe,. In den er
nicht hinein zu lauschen verstanden
batte. keine SinneSSußerunz .uvver
stsndener" Frauen, die er nicht ver
stündlich zu machen wußte, mit einem
Wort, er kannte die Frauen, bildete
sich auf diese Wissenschaft nicht w'ni?
ein und empfand eS als höchstes Lob.
wenn jemand ihn als Frauenkenner
prieS.
Deswegen hatte man des Wun
derni kein Ende gefunden, als er sich
vor einigen Jahren verheiratete, denn
ein Mann, der fo auS dem Grunde
weiß, wie die Braten eingerichtet wur
den. die dem Manne allen Geschmack
am Ehegericht verleiden, sollte doch
schon durch sein Ledigbleiben seine
Anschauungen erhärten. Aber das
hatte er nicht getan, hatte geheiratet
und lebte, wie alle wußten, in glück
licher Ehe. Nun ja. ein so gewiegter
Frauenkenner wird bei der Wahl der
Hüterin seines Herdes schon vorsichtig
gewesen sein, und alle, die je in lei
nem Hause verkehrt hatten, gewannen
den Eindruck, daß Frau Elsbeth wohl
daS verkörpern könne, was sich ihr
Mann, nach seinen Schriften, unter
einer anständigen Frau vorzustellen
beliebte. Sie hatte wundervolles blon
des Haar über einer wie gemeißelten
Stirn. einGesicht, aus dem man nicht
gleich klug werden konnte, von dem
man nicht wußte, war es Unschuld
oder die Folge einer ungewöhnlichen
Selbstzucht, die den Zügen den aus
geglichenen Ausdruck verlieh. Das
aber spürte man, was dahinter steckte,
war tief, vielleicht verderblich. Und
ihre Hände, diese wunderbar feinen,
nervösen Hände, die schon beim Hän
bedruck in ein Tasten gerieten, die so
eigentümlich umfaßten, daß man wie
erstaunt aufschaute, um nur einem
kühlen, beherrschten Blick der grauen
Augen zu begegnen.
Für diese komplizierte Frauenseele
konnte natürlich nur der berühmte
Schriftsteller das richtige Verständnis
haben, andere fanden sie zwar auch
riesig interessant,' aber im ganzen
meinten sie doch, eö sei eine Frau, die
man von anderen heiraten läßt.
Friedberg lebte jedenfalls mit ihr in
glücklicher Ehe und hatte noch keine
Ursache gehabt. seine Wissenschaft
über die Seele der Frau anzuzweifeln.
Frau Elsbeth war vor einigen Ta
gen zu ihren Eltern gereist, da ihre
Mutter leidend war und hatte von
ihrem Gemahl die Erlaubnis erhal
ten, einige Wochen bei ihren Angehö
rigen zu verweilen Sie hatte ihm erst
heute noch geschrieben und ihm in
einem kleinen Kästchen den Schlüssel
zu ihrem Schreibtisch geschickt, damit
er ihr ein Rezept, nach dem sie aller
Hand Schönheitsmittelchen zusammen
zi, stellen pflegte, nachsende. Der kraus-
bartige Schlüssel lag vor ihm und
blitzte in der Sonne, die durch das
hohe Fenster in das Zimmer fiel.
Zum ersten Male sah Friedberg sich
den Schlüssel an, das war ja ein
merkwürdiger Schreibtischschlüssel. ein
richtiger Sicherheitsschlllssel schien es
zu sein. Da wollte er doch gleich
ehe er es vergäße dem Ersuchen
seiner Frau nachkommen. Im linken
Fach, in der kleinen Nußholzkassette,'
bn, er hatte gerade ein Kapitel been
det, noch ein paar freundliche Zeilen
an seine Frau, und dann wollte er
sich's den Tag über gut sein lassen.
In dem Zimmer seiner Frau sog
er die Luft tief ein; ah, wie er es
liebte dieses Parfum wie es hieß,
wußte er nicht , es lag etwas
Raffiniertes in diesem Duft, das
direkt auf die Sinne wirkte. Dazu
dieses heimliche, rosige Licht, daS
durch die Stores hereinkam. In sein
Zimmer fiel es in ungehemmten brei
tcn Streifen, aber hier wurde es
aufgefangen durch die Vorhänge, ver
teilt und abgedämpft, so daß es
gleichmäßig oben und unten den
Raum füllte. Niemals hatte er
eigentlich fo das Persönliche des Zim
merz seiner Frau empfunden, wie in
diesem Augenblick, niemals war es
ihm zum Bewußtsein gekommen,
worin sich eigentlich das für sie Typ!
sche aussprach, von wo aus der starke
Reiz auf ihn ausgehe.
Ganz plötzlich fühlte er. daß er
seine Frau gar nicht kannte, daß er
von ihrem tiefsten Wesen nichts wuß
te. daß sein Wissen vom Weib nichts
als Einbildung und Renommisterci
gewesen war. Er vertiefte sich in seine
Gedanken, zwang sich dazu, daß er
ihr Angesicht wie wirklich vor sich
sah. studierte jeden Zug in ihm, ver
gegenwärtigle sich ihre Blicke, ihr Lä
cheln, das ganze Mienenfpiel ihres
seltsamen Gesichts. Er fühlte etwas
in sich niederbröckeln, es überkam ihn
wie eine Angst, er ahnte, wenn er das
in sich groß werden ließe, mußte es
ans sein niit all seiner Arbeit, dann
war der Grund morsch und unter
wühlt, auf dem er baute. Mit einem
Ruck riß er die Stores auseinander,
wie befreit atmete er auf. als die
rosige Dämmerung des Zimmers vor
dem grellen lcht wich, er, freute sich
darüber, wie das gelbe Tageslicht in
alle Ecken sprang, sich frech in alle
Ni'chen und Winkel hineinstahk und
Svott trieb mit den verträumten
Schrien kunstvoll angebrachter Decken
und Fächer... Ach. so den Schleier
auch von ihrer Seele reißen zu kön
r.en. so einmal alles Licht in sie hin
einströmen zu lassen, daß da nicht
mehr wäre, wa eine Verschwiegenheit,
eine Heimlichkeit bergen könne; und
dann? Nüchternheit wie jetzt im Zim
mer. Ernüchterung, der Uebel aller
größtes.
Er ging an den Schreibtisch. Lin
ke Fach; aber daS Schloß nahm den
Schlüssel nicht an. Merkwürdig; er
versuchte noch einmal, sollte er sich
geirrt habe? Er ging und las den
Brief seiner Frau nochmals; da stand
es; linkes Fach in der Nußholzkassette.
Aber der Schlüssel paßte einfach
richt; merkwürdig! Sollte sie selbst
zu den einzelnen Fächern verschiedene
Schlüssel haben? Ob er das rechte
Fach ausschloß?
Er wollte schon , versuchen; aber
nein, das durfte er nicht; wenn seine
Frau ihre kleinen Geheimnisse vor
ihm haben wollte, so mochte sie; er
hatte sie ja auch und möchte nicht,
dß sie ihm darin krame. Gott. Ge
heimnisse hatte er eigentlich nicht vor
ihr, sicher nicht solche, die sie nicht
ebenso gut wissen durste; aber es
gibt doch einmal Sachen, die man
für sich behält, besonders r, der nie
über seine Arbeiten mit seiner Frau
redete. Nicht, als ob er ihr dafür daö
Verständnis abspräche, er hatte aber
ein eingentümliches Schamgefühl, er
sprach lieber über das Fertige, nicht
über daö Entstehende, und fo bestan
den feine Heimlichkeiten nur aus
schriftstellerischen Entwürfen und
Skizzen. Er wars einen unruhigen
Blick auf den Schreibtisch seiner
Frau; wie verschlossen er dastand, als
drohe er . . . Friedberg warf den klei
nen Schlüssel erregt auf das rosa
Tuch des Tisches und schritt zum
Fenster.
Der hohe Sommertag stand lachend
im Garten und schalt ihn einen Grüb
ler; da lachte auch er, wie dumm war
er überhaupt, das konnte ja ein ganz
anderer Schlüssel sein, zu irgend einer
Handtasche, zu einem Toilettkasten;
er ging wieder an jen Tisch und steck
te den Schlüssel in daö Schloß des
rechten Faches, seine Hand zitterte,
er sühlte, wie eine Blässe über sein
Angesicht lief, leicht glitt der Schlüs
fel in das Schloß hinein Noch stak
er, noch war das Geheimnis bewahrt;
da aber erwachte in dem Manne die
Pein der letzten Minute, übermächtig
wurde in ihm das Bewußtsein, daß
jede Frau etwas verbergen will, ver
bergen muß. daß sie voller Ränke sind
und Tücke und hohnlachen dem, der
ihnen Vertrauen schenkt, daß sie von
Natur aus schlecht sind und den
Mann niederziehen. Das brannte in
ibm; er, der ruhige Schreibtisch
Psychiater, der so fein die Seele deS
Weibes zu zerlegen wußte, geriet in
einen Taumel bei dem Gedanken, daß
seine Frau Geheimnisse vor ihm ha
ben könnte.
Und ohne sich lange zu besinnen,
riß er das geöffnete Fach heraus? er
blickte hinein auf den ersten Blick
nichts , da als sein Auge sich an
das Dunkel, das in dem kleinen Fach
lag, gewöhnt hatte,' ein Brief! Er
tastete danach, ein verschlossener Brief
von ihr. mit seinem Namen als
Adresse?! Was soll das. das ist ja
fast wie ein Roman! Noch zaudert er,
ob er öffnen soll oder nicht; aber die
Erregung, in die er durch die merk
würdigen Umstände schon gekommen
ist. beraubt ihn aller klaren Ueberzeu
aung. den entfalteten Bogen in der
Hand, tritt er ans Fenster.
Lieber Arnold!
Wenn Du diesen Brief von mir
liest, bist Du das. was ich nicht
möchte, daß Du bist: ein kleinlicher,
mißtrauischer Mensch. Dann bist Du
der Versuchung, die ich Deinem Men
schentum stellte, erlegen. Seit Jahren
gehe ich neben Dir, ich bin Deine
Frau, ich habe Dich geliebt und habt
unendlich gelitten. In all Deinen
Büchern, um die man Dich rühmte,
als einen so gewiegten Frauenkenner,
ist nichts von Liebe; da sind alle
Frauen niedrig von Sinnesart. In
Deinen Büchern ist das Weib das
Weibchen, das sich über , Gesittung
und Heiligtum hinwegsetzt. Ich bin
neben Dir hergegangen und habe mit
sehnender Seele darauf geharrt, daß
aus Deinen Schriften ein Wort mir
er.tgegenleuchtde, gesprochen zur Ehre
echten Weibtums, daß endlich aus all
den schön gebauten Sätzen der ver
klärende Schein eines zur Verherrli
chung des Weibes eingesetzten Dia
manten blitze, daß endlich aus all dem
leichtfertigen Lachen Deiner Frauen
gestalten - der Entrüstungsruf eines
edlen Wcibes hervorklänge. So bin ich
neben Dir gegangen, Jahre um Iah
re, alles was ich zu geben hatte, gab
ich Dir. und Du bist nicht reicher ge
worden durch das Nehmen, ich aber
arm, beitelarm durch das Geben.
Und jetzt habe ich nichts mehr zu
geben, jetzt wende ich mich leer von
Dir ab. Verstehst Du den Sinn die
ser Versuchung? Hättest Du geschrie
ben: Sende mir den richtigen
Schlüssel", ich hätte geglaubt, die
Gestalten, die Tu schilderst, sind nicht
in Dir. sie leben in Deinem Hirn,
nicht in Deinem Herzen. Dein Herz
ist gut und ohne Mißtrauen, das
ZLkkirauen zu mir und die Achlunz
'vor dem .gesicherten' Fach hätden mir
!da bezeugen sollen. So aber unter
, lagst Du. Du lebst Deine Anschauun
gen, au meine ev yar 'iq nqi
den Glauben an ein ganzes Menschen
tum lehren können, Du wirst ewig
ein Armer bleiben; einer, der nicht
au Stolz höhnisch über die Welt
lächeln darf, sondern die Welt belä
chelt au der Erkenntnis seiner eige
nen Berachtlichkeit. . löbe!k
De? berühmte Schriftsteller, der
gewiegte Frauenkenner, la diesen
Brief zweimal, dann hatte er ihn
n?ch nicht ganz verstanden. ' Er ver
stand ihn erst Wochen später, ali
srine Fran ihm ihren unwiderruflichen
Entschluß mitteilte, zu ihrem in
zwischen verwitweten Bater zu ziehen,
und ihn. ihren Mann, ganz semer
hohen Aufgabe zu überlassen, seinen
Mitmenschen da Weib al Triebave
fen. al vernichtende Macht in all
leinen Phasen und Spielarten erzäh
lend zu schildern.
m m m
Ha Hts.
Eine seltene Naturerscheinung, be
findet sich in der Nähe deS thüringi
fchen Städtchen Berka a. d. Werra.
Der dort gelegene Hautsee trägt, wie
schon sein Name erraten läßt, ine
Haut, eine Insel, 1ie genau so auf
ihm schwimmt wie die Haut auf der
Milch. Sie besteht au Torfmoor
pflanzen, trägt Birken und Kiefern
und ist umkleidet mu FarNwedeln
und Wasserschierling. Sondrbarer
weis schwimmt sie nur auf diesem
&ee, aus anderen Teichen uai Seen,
wohin man Teil von ihr brachte, gin
gen diese sofort unter. Leider scheint
der See in seiner Eristenz bedroht zu
sein. Seit einigen Jahren wird em
ständige? Zurückgehen des Wassers
beobachtet, wenigstens deuten ganz be
stimmte Pflanzenringe an, wie weit
der See jede? Jahr zurückgewichen ist
Man bringt dieses ständige Zurückge
hen trotz des sehr nassen Sommers
in diesem Jahre mit verschiedenen
Ursachen in Zusammenhangs Ein ent
schieden wichtiger Faktor durfte das
steigende Wachstum der anschließenden
Nadelwalder sein, deren Wasserbe-
durfnis bekanntlich sehr groß ist. Je
denfalls dürfte das ständige Zurückge-
hen deS SeeS den Verlust dieser in
Deutschland sehr seltenen Naturer
scheinung zur Folge haben.
Ein fatales Rezept.
In die Unfallstation einer größe
ren deutschen Universitätsstadt kommt
ein bezechter Student und läßt sich
den stark blutenden Daumen seiner
rechten Hand verbinden. Man fragt
ih'i, wobei er sich die Verletzung zu
gezogen habe. .Ja, sehn Sie, meine
Herren lallt der Student, .ich habe
an dem Daumen eine Warze. Und da
hat mir meine Wirtin ein Rezept ge
geben: Eine Zwiebel, die vierund
zwanzig Stunden in Essig gelegen
hat, muß mit einem Leinenläppchen
auf die Warze gebunden werden. Das
habe ich gemacht, und dann bin ich
mit der Verpackung in die Kneipe
gegangen. Na, und wie die Kneiperei
aus war. da habe ich mich eben ge
bissen "
.Was haben Sie? Sie haben sich
in den Daumen gebissen?"
.Ja, nämlich, ich hab' geglaubt, es
is 'n Rollmops!"
er höchste uperlativ.
Wenn heute im nördlichen Ober
Hessen die Landwirtschaft blüht, so
hat sie es nicht zum geringsten dem
.alten Ebeling", einem allbekannten
Original, zu verdanken, der schon
lange, ehe man in andern Teilen
Deutschlands kaum an landwirtschafi
lichen Maschinenbetrieb dachte, durch
Wort und Tat eifrig für denselben
eingetreten ist. Von diesem erzählt ein
Kasseler Bürge? folgende hübsche Ge
schichte: Lese ich da eines Tages in
dem .Alsfelder Kreisblatt": .Die be
sten und die allerbesten Mähmaschinen
der Welt kauft man bei Vater Ebe
ling." Ich mache den Alten auf den
Unsinn seiner Annonce aufmerksam
und sage ihm. wenn er die allerbesten
Mähmaschinen der Welt zu verkaufen
habe, dann könne er die besten ruhig
weglassen; es genüge aber auch, nur
die besten anzupreisen, da damit schon
alles über die Vorzüge seiner Ma
schinen gesagt sei. Darauf folgt die
klassische Antwort: .Mein Sohn, das
verstehst Du nicht; es gibt die höchsten
und die allerhöchsten Herrschaften,
und darum habe ich auch die besten
und die allerbesten Mähmaschinen der
Welt."
Das alte Lied.
Das Zuchthaus von Algatschinsk.
im Nertschinsker Bezirk (Sibirien),
ist, nach Berichten aus Petersburg,
in den letzten Monaten der Schau
plaß schauriger Vorfälle geworden.
Die Garusamkeiten des neueingesetz
ten Gefängnisdirektors, der bei ge
ringfügigen Anlässen schwere lörper
liche Strafen anwenden ließ, trieben
mehrere der Gefangenen zu Verzweif
lungstaten. Ein politischer Straf
ling, Brodski. wurde für ein leich
tes Bergehen mit furchtbaren Knuten
hieben gestraft. Auf seine ohnehin
erschütterte Gesundheit wirkte diese
schmachvolle Straf , dermaßen ein,
daß er den Verstand verlor. Zwei
bei der Züchtigung anwesende Straf
linge konnten das Bild der grausa
men Sttafvollzieyung und der wa
len Ui Opfers ich! erlr:. .
vergifteten sich beide, wukdrn cl.? C '
rettet.
Kurzlich begingen fünf pc'' " '
Verbrecher des Algatschinkkcr
sängnisseS wiederum einen C '
Mordversuch; zwei vergifteten f. " , l
drei andern schnitten sich die
ädern auf. Wegen de? Zl2ei-:ru7'.
sich während de GotteSdienss c,..
Shorgesang zu beteilige, wurde t:::
Sträflingen die warme Kleidur? r
klommen und sie gezwungen, auf l :
eiskalte Diele ihrer Zelle ohne ;
und Matratze die Nacht zu ver!:',
gen.
Zahlreich Erkrankungen unter 1:2
Gefangenen im weltabgeschiedc'
sibirischen Zuchthaus sind ttt Z"'Z'
der Unmenschlichkeit der Gefän.".'.'
leite den Sträflingen geger.-'::.
Diese ziehen oft den Tod einem :z
voll Schmach und körperlicher f:":
seelischer Qualen vor. Auch in t:
Gefangn! von Taschkent sind t'l:y
lich Zustände entdeckt worden, die r )
Eingreifen der gerichtlichen t'" '
erforderten. Wegen Mißhaninz t
Gefangenen wurden zwei g sän;
aussehet zu Haftstrafen veru teilt. I
Gefängnisdirektor und ser Ge
ihreS Amtes enthöben.
Die vertauschten Kla :.
ES war einige Wochen t Al"
bruch des gegenwärtigen Z tant' '
ges, da trafen auf einer i't'nba' '
station im Süden Ungarns, .:mhe i '
serbischen Grenze, acht großsch
Holzkisten ein. Sie sahen .enau
aus wie diejenigen ungefüge. Hol''
häufe, worin man Klavier, zu i
schicken pflegt. Und in der. Tat r.
ihr Inhalt vom Absender '.auch r
Klaviere" deklariert word:n. (
kamen weit her, auS der Sladt T:
in Frankreich, und waren für e'
Speditionsfirma in der bulgaris.'. ,
Stadt Rustschuck bestimmt. . ..
Auf der Grenzstation, deren Namen
aus politischen Gründen rücksichtsvoll
verschwiegen wird, betrachtet man di
Sendung alsbald mit einigem Miß
trauen. Das rührte zunächst daher,
daß dem Zoll- und Eisenbahnbeamten
das Gewicht der acht Kisten merkwür
big schwer borkam. Es waren doch
nicht die ersten Klaviere, die sie weiter
zu befördern hatten, deswegen konnten
sie sich den auffallenden Gewichts
unterschied gegen sonst nicht recht zu
sammenreimen. Bisher hatten näm
lich stets drei Mann genügt, um ein.
Klavier umzuladen, jetzt reichten die
Kräfte von suns kaum aus. Nach
denklich stimmte sie ferner die Her-
kunft der Dinger. - Franzostsche Kla
viere? Sonderbar, daß sich jenseits
der Grenze gerade dafür ; mit einem
Male Liebhaber fanden. So Zug
ich eins zum . andern. Zudem lag
chon seit längerer Zeit etwas Brenz
ickes in der Luft, was die schon von
Berufswegen vorhandene argwöhnliche
Neugierde der Leutchen noch verstärkte.
Auch besaßen die Amtsorgane neuer
dings gewisse Instruktionen ... ;
Die acht Kisten mit dem angeblich
musikalischen Inhalt verursachten, wie
gesagt, dem ängstlichen Stationsperso
nal doch einiges Kopfzerbrechen Man
beklopfte sie bald auf dieser, bald auf
jener Seite, horchte aufmerksam hin
ein, ob nicht irgendein Klavierton sich
rernehmen oder sonst ein Zeichen spü
ren ließ, das vielleicht die hellhörenden
und hellsehenden Zollbeamten auf die
richtige Fährte hätte bringen können,
allein alle Muhe erwies tcy ytet
als vergeblich. Und offnen durften
sie die Kästen nicht, denn es war
Durchgangsgut somit hatten sie kein
Recht dazu.
Die Sendung war im höchsten
Grade .verdächtig," soviel stand jeden-
falls fest. Deshalb erstattete der
Amtsvorstand vorschriftsmäßig seine
Meldung bei der zuständigen Zentral-
stelle in Budapest und erbat Äeryal-
tungsmaßregeln". Diese ließen offen
bar nicht lange auf sich warten, und
als man demzufolge bald darauf die
schweren Kisten an einen anderen vxt
schaffen wollte, fiel plötzlich eine von
ihnen .zufällig" so unglücklich zu Bo-
den, daß sie zerbrach. , ' V
Sofort aabs eine neue Aufregung.
In der geheimnisvollen, Kiste steckte
gar kein Klavier, sondern zum Vor-
schein kamen nagelneue Acaiazinen
aewehre! Was sonach die übrigen
sieben Kisten enthielten, das zu erra
ten. war nun kein Kunststück mehr.
Die überraschend Entdeckung
wurde natürlich, unverzüglich nach
Budapest telegraphiert. Bon hier
ging die Meldung instanzmäßig nach
Wien. Gelangte ins Kriegsministe
rium,und landete endlich im Ministe
rium des Aeußern! : .
Vierundzwanzig Stunden später er
hielt der bewußte Statwnsvorstand
an der Grenze Anweisung. mit der
Absenkung der ..Klavierkisten" noch zu
warten, bis weitere Instruktionen ein
laufen würden.
Wenige Tage darauf langten auö
Wien per Eilgut acht Klaviere an. zu
. - - . m r r cr Z v!.
gleich auch ver eieyi, ciqe in uie
Kisten zu packen und dann nach Rüst-
schuck nvzuienven. oie ca,cyinenge
ivebre aber nach Wien zu befördern.
Und so geschah es. Was der Emp
fänger in Rustschuck gesagt hat. alZ er
die Kisten auspackte und darin wirk
liche Klaviere vorfand, konnte IIS
heute noch nicht , festgestellt werden.
Grund zur Reklamation lag für V. 1
keiner vor. denn der dkklarierte ''')
ter Sendung war ja richtig in s
Hände gekommen.
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