Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 14, 1912, Image 6

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Noman den M.
(20. Fortsetzung,)
Man hvkle k ktl unjntngung an,
Kelche der treue Tier machte, um
seiner todten Herrin Wort möglichst
treu wiederzugeben, wie tief sie seinem
Gedöchtnib ingegraben, tote treu und
fest er sie im Herzen getragen, iln
zäbli Mal, wußte er sie s'ch wieder.
Kokt ßaben. um auch nicht ein zu der
pessen. Flemming verstand und drückte
ihm dankbar die Hand.
.Und mal hat Missil Dir noch aus
Betragen?" forschte er nach einer
Vause. die u benutzt hatte, seiner
Führung Herr zu werden.
.Sie wollte, ich sollt Master HanZ
u Mister dringen und ihn dabei an
fcel erinnern, mal r ihr versprochen.
Ei kann nicht ruhig in der dunklen
Urbe schlafen, hat s gesagt, wenn
Master Havj nicht glücklich wird."
O, Hannah. ich verstehe Dick.'
murmelte der gequälte Mann. Tu
last mir doch miktraut. Du wußtest,
daß ich schwsch und haltlo war und
krtrauteft lieber Dein Kind derlreu
Deine Diennl."
Und wiederum übermannte der
kaum verwunden Schmerz um den
2od der angebeteten Frau den einsa
wen Mann, er vergaß del Neger!
Nähe, vergaß allet um sich her und
weinte laut.
.Nicht weinen." tröstete Cäsar ihn.
.Missis Haien gesagt, daß armer, er
wer Mister nicht um sie weinen soll.
Sie sei glücklich gewesen und woll
gern sterben, wenn nur Mister mit
kleinem Master zusammen sind
.Ich danke Dir. Cäsar." sagte sein
Herr gefaßt. .Das. waö Tu Tiner
Missi gethaa. soll Dir m Leben un
vergessen fein. Doch jetzt erzähle, waS
nacht mem Kmd?
.Klein Master ist in Hamburg bei
uten Leuten, rtmdert Cäsar verle
gn. Da war Capitän von großes
Schiff, der Cäsar über daS Waffer ge
bracht, er hat gemeint, er kenne Mister
nd hat MissiS lieb gehabt. Cäsar
soll inftnxilm allem nach Bremen ge
hen und mit seinem Mister reden. eS
könne fein, hier sah er sich vorsichtig
ach allen Seiten um und dämpfte die
Stimme, .daß Mafier nicht allen
. Stellten im Hause gelegen kam."
f HanZ Flemming mußte die Augen
iederschlaznl, n schäm! sich vor sei
r.tm Diener. Wie richtig hatt der
Capitän, ohne Zweifel sein alter
Freund, gehandelt. Die plötzliche,
unvorhergesehene Ankunft des Kindes
- . !t i.l rra l mr. .
ivuror V)u jcocnjau ui givijc xiip
genheit versetzt haben. Er stand ur
plötzlich auf und rief Frau Busch her
bei. Bevor sie erschien, sagte er zu
Cäsar: JSxx reisen morgen zusam
men nach Hamburg. dt will ich für
mein Kind schon Sorge tragen. Du
mochtest wohl wieder bei mir sein?"
- Eine kleine Weile zögert Cäsar mit
der Antwort, dann hob r den Kraus
köpf entschloss in die Höhe.
.Wen Mister erlauben, ich will bei
Master bleiben " erwiderte er. .Missis
hat so gewollt."
.Da sagt man immer, die Neger
sind kein Mensch," dachte Flem
rning tief beschämt.
Frau Busch kam aus der Verwun
derung nicht mehr heraus. Nicht nur,
daß ihr der Herr befahl, sie solle für
den Schwarzen in einer der schön ein
gerichteten Fremdenstuben ein Bett
aufmachen, nein, auch an dem Abend
brot bei Herrn nahm er Theil, und
iiberhaupt behandelte er ihn, wie einen
Freund, und sprach mit ihm, wie mit
feines Gleichen. Das mußten drüben
curiose Zustände sein.
Frau Busch dankte ihrem Schöpfer,
daß sie in Deutschland geboren und
erzogen, wo man mit Schwarzen
nichts zu thun hat.
'-; Der folgende Tag war ein Sonn
tag. Früh mit dem ersten Zuge fuh
ren Herr und Diener nach Hamburg,
wo sie rechtzeitig eintrafen. Unter
CäfarS Führung fand sich die Woh
nung des CapitänS bald, und mit
schwerem Herzen stieg flemming die
Treppe hinan. Auf fein Läuten er
schien ein frischwsngiges Mädchen in
der kleidsamen Tracht der Friesen und
fragt nach seinem Begehr. Sie führt
die Besucher in das Zimmer ihres
Herrn, 5 der Schwarze trat bescheiden
zurück. Eine Zeit lang blieb Flem
rning allein und hatte Muße, sich das
Zimmer anzusehen. Zu anderer Zeit
würde ihn die eigenartige Einrichtung
desselben angezogen haben, heute
hatte er für alle Seltsamkeiten ' nur
einen kurzen Blick. Von draußen der
nahm man , Mädchenlachen, Thüren
öffneten und schlössen sich. cu eine
helle Kinderstimme wurde laut. Dem
Wartenden schwoll das Herz in sehn
sitchksvoller Liebe, kaum vermochte er
nach an sich zu halten. Da ging die
Thür auf. und auf den Armen des
bärtigen Capitans sah er in Knäb
lein fitzen, das er nun und nimmer als
seinen Hans erkannt hätte.
Das blonde Köpfchen, dicht a den
Fremden geschmiegt sahen Han
nahs Augen aus denen ihres Kindel
den Vater an, fremd und bang und
dsch vertraut. Da wich der Bann,
Ixt das herbe Leid um Hansens Ba
t::h:rz gelegt, n sireckte seine Arme
r tr.tt': das Kind dem Capitän
Min geliebtes Hänö
Schuld.
PrZggk'Bkvok.
'kT-gM?
Sen." rief er aus.
Ein Thränenftrom erleichterte die
Bru t des Manne.
Tat Kind fing an zu weinen, bang
strebte es zu seinem Beschuzer zurück.
der e lachend an sich naym.
.Wir müssen unsern lieben Vater
erst wieder kennen lernen." tröstete er
Flemmina. der seilen Tchmerz nur
mühsam bezwäng. Er gab das Kind,
das tjt wieder heiter blickte, dem e,n
tenden Mädchen mit der ÄZeisung.
ie möge ihn seiner Frau bringen, in
patestenS einer Stunde hole er ihn ad,
ilr jetzt habe er mit Herrn Flemming
zu reden.
.Meine Frau und Töchter sind
nämlich ganz närrisch auf den kleinen
Mann." erklärte er. .eß wird ihnen
fchwer. ihn wieder herzugeben, fo fehr
haben sich alle an. das liebt Kind ge
wöhnt. Er ist ..er auch ein Junge.
auf den der Bater stolz sein kann.
Es schien Flemming. als seien die
letzten Worte besonders für ihn ge
sagt, er sah noch unglücklicher aus, als
zuvor, und rang sichtlich nach Worten.
.Ich weiß alles," erleichterte der
Capitän ihm den Anfang.
.Co wissen Sie, daß ich ein jarn
mervoller Schwächling bin, der fein
angebetetes Weib elend verderben
ließ." rief er in auSbrechender Leiden
schaff.
.Oho. nicht gar so hitzig, junger
Freund," wehrte der älter, besonnene
Mann. .Sie schütten daS Kind mit
dem Bade auS. Ich will Sie nicht
von jeder Schuld freisprechen," fuhr
er fort, .und sage Ihnen. Sie mußten
unter allen Umstanden die damals ge
schlössen Scheinehe zu einet giltigen
machen. Andererseits, wer hatte ah
nen oder voraussetzen können, daß
Ihr einst so blühend, lebensvolle
Frau so plötzlich sterben mußt."
.Ich, meine Schwäche, mein unseli
ges Zogern haben sie m den Tod ae
trieben," beschuldigte Flemming sich
dumpf.
.Paperlapapp," schalt der Capitän.
.davon kann keine Rede sein. Da
rüber kann ich Sie gottlob beruhigen.
Ich selbst habe den Arzt gesprochen,
der Ihre Frau bkhandelt hat. S
hat auf jeden Fall sterben müssen, daS
Klima trägt die Schuld, und dann
war sie nicht vorsichtig. Es mag ja
sein, daß Kummer und Sehnsucht den
Ausgang beschleunigt habe, an ihrem
End tragen Sie keine Schuld, nicht
die geringste.
.Sie geben mir das Leben wieder.
Capitän." rf Flemming aus. Er
athmete, wie von einer Last befreit.
tief auf. .Sie wissen nicht," fuhr er
nach kurzer Pause fort, .wie sehr mich
der Gedanke, an Hannahs Tode schuld
zu sein, gepernigt hat.
.Merk'S schon, sehen ganz darnach
auS." erwidert dieser mitleidig und
maß den furchtbar veränderten Mann
mit bedauerndem Blick.
.Si sind sehr krank gewesen?"
Für lange Zeit. Sie hatten sonst
nicht nöthig gehabt, sich meines Kna
ben anzunehmen, ich selbst hätte ihn
mir geholt, wär ich nicht lange ohn
Besinnung gewesen, noch länger ohne
Fähigkeit, mnne Gedanken zu concen
triren."
.Damit wären wir glücklich zum
Hauptpunkt unserer Besprechung ge
langt. Was soll mit dem kleinen
Mann geschehen?"
.Ich will ihn adoptiren, sobald ich
im Stande bin."
.Das ist das Geringste, was Sie
seiner Mutter schulden." versetzte
Brinkmann trocken. .Schlimm ist
dabei, daß das Gesetz für den Fall
eine Altersgrenze vorschreibt und daß
Sie diese Grenze noch lange nicht er
reicht haben. Wie nun, wenn Sie den
Zeitpunkt nicht erleben sollten?"
.Tann werde ich das Kind in mei
nem Testament bedenken, ihm ein L
gat zuweisen."
.Das alleS entschädigt den Jungen
nicht für das, waS ihm fehlt, für fei
nen ehrlichen Namen. Man denkt
sehr streng bei uns in Deutschland
über diesen Punkt."
.Was kann ich thun?" fragte Flem
ming erregt. Es wurde ihm heiß und
kalt bei dem Gedanken.
.Da ist schwer rathen. Adoptiren
ist noch das Einzige. Beste! Schließ
lich thun Sie das Ihrige, wenn Sie
von hier aus gteich zu einem Anwalt
gehen, von ihm ein Schriftstück auf
setzen lassen, in welchem Sie das Kind
als Ihren rechtmäßigen Sohn aner
kennen. Kommt'S dann durch irgend
inen Unglücksfall nicht zum beaösich
Katen Adoptiren, fo ist doch das An
erlenntniß da. und das ist doch wenig
stenS etwas.
Ich würde glücklich fein, wollten
Sie mich auf diesem Gange begleiten."
schlug der Handelsherr erleichtert vor.
.Ohnehin brauche ich inen Zeugen."
.Und einstweilen?" sucht Trink
mang, der beredte Anwalt für Hans
chens Recht, das Gespräch auf das
md zurückzuführen.
Einstweilen! Da war guter Rath
theuer. Fkemmina erzählte dem Ca
pitän von seiner Mutter Plan . und
mußte erwähnen, daß diese ihn zu vet
heirathen wünsche. Ohn ihn in die
näheren Verhältnisse einzuweihen,
ließ r durchblicken, daß hier ein Ge
beimnin walt, dem er zu liebe
TS gliche
fügen müsse.
Der Capitän begriff. Es war nicht
Kälte, nicht Gleichgiltigkeit gegen da
Andenken der Berstordenen. es war
ein hartes, ein unerbittliche Muß,
das den jungen Mann in eine uner
wun chte Ehe trieb. Ihm that der
arme Mann leid. In jedem Falle
war er, wie kaum ein ziveiter Mensch,
da Opfer widriger Verhältnisse.
Im großen Ganzen konnte der er
fahren Mann Frau Hildegards Plan
nicht verdammen. Nur so öffneten
sich dem Kinde die Thor feines Ba
terhauses, es galt nur noch, die kllnf
tige, junge rau der Aufnahme des
Knaben geneigt zu stimmen. Das zu
erreichen, traute er Flemming zu
denn er liebte seinen Sohn don gan,
zem Herzen. Bis e soweit war, gin
gen Monate in'S Land. HanS der
Kleine blieb auf die Fürsorge Frem
der angewiesen. Es durft selbst der
Vater sein Kind nur selten seyen, sonst
mochte der Vierjährige ein treueS Ge
dächtniß zeigen, daß ihm dann später
das Einleben in S Vaterhaus erschwe
rcn würde. Der Capitän saß nach
denklich da, er rauchte heftig, in kur
zen Zügen, bei ihm daS untrügliche
Zeichen hoher Erregbarkeit.
.Ich glaube, wir rufen meine Frau
herbei," meinte er endlich, als ihm
nichts einfallen wollte. .In solchen
Dingen wissen die Weiber Rath, und
da! Kind soll es gut haben, bis Sie
es haben können, das ist gewiß.
Er verließ das Zimmer und kam
mit einer gut aussehenden Dame zu
rück. Ohne Ziererei ging sie auf den
Kaufherrn zu, reichte ihm ihre volle,
weiße Hand und nahm unbefangen
seine herzlichen Tankesworte in Em
pfana.
, .Sie möchten un! wohl HZnschen
entführen, eröffnete sie das Gesprach,
.das wird meinen Mädchen leid sein,
sie wissen sich nicht wenig mit dem
süßen, kleinen Kerl."
.Herr Flemming kann daS Kind
für'S erst nicht aufnehmen," kam der
Capitän dem Verlegenen zu Hilfe.
Er wird heirathen. und d:e jung
Frau muß sich doch erst gewöhnen, be
vor man ihr die Sorge für das Kind
überläßt."
Mehr brauchte nach deS braven
Mannes Absicht die Frau nicht zu er
fahren, am wenigsten, daß Hanschens
Dasein der künftigen Mutter noch ein
tiefes Geheimniß war. Dazu fand
sich, mußte es einmal sein, immer noch
Zeit.
Frau Brinkmann überlegte nicht
lange.
Wenn'S so ist. könnten wir. daS
heißt, wenn Du wolltest," wandte sie
sich lebhaft an ihren Gatten.
Den kleinen Kerl behalten," er
gänzte dieser vergnügt. So hatte
ich'ö erwartet. Sie sehen, Herr Flem
ming, die Haupt, und Kabinetsfrage
ist leicht gelöst. Wollen Sie uns den
Jungen anvertrauen?"
Ob ich will!" Der Handelsherr
schlug dankbar in die gebotene Hand
des älteren Freundes ein. Ein Stein
fiel ihm vom Herzen.
.Wie werd ich Ihnen jmals dan
ken können," stammelte er.
.Dadurch, daß, Sie dem Kinde ge.
recht werden, wir verstehen unö." nickte
Brinkmann vielsagend.
Der Klein wurde herbeigeholt und
kam in Begleitung zweier allerliebster
Madchen im Alter von fünfzehn bis
sechzehn Jahren, die ihn nicht von der
Hand ließen.
Von ihnen fort strebte er zur Thür
zurück, in der er erst wieder mit Cäsar
erschien.
Tu Cäsar. Hierbleiben, sagte er
gleichsam vorstellend.
Die Wort, die einen Beweis von
der Anhänglichkeit des kleinen Bur
schen gaben, beglückten seinen Vater
sehr, vorsichtig und unter Vermeidung
jeglicher Zärtlichkeit gelang es ihm,
den Knaben an sich zu ziehen, und eine
Viertelstunde später faß Hanschen
höchst vergnügt aus des Vaters Knieen
und ließ die Pferde laufen, bis ihm
die Kraft erlahmte.
Was machen wir aber mit dem
da?" fragte der Capitän und wies auf
den leise hinausschleichenden Neger.
Es fand sich, daß man im Haus
für Cäsar keinen Platz hatte; nach
Bremen zu kommen, weigerte Cäsar
sich. Seine MissiS hatte befohlen,
beim Master zu bleiben, daran hielt
er unverbrüchlich fest.
Man einigte sich schließlich dahin.
daß er irgendwo ganz in der Nähe des
Hauses untergebracht werden sollte,
von wo aus er täglich nach dem Kna
ben sehen konnte, ine geeignete Thä
tigkeit für ihn zu finden, behielt der
Capitän sich vor. Nachdem alles fo
in bester Ordnung, verließ der Han
delshcrr die Stadt mit viel leichterem
Herzen, als er sie betreten. Nun war
r nicht mehr arm. nicht mehr allein,
ihm lebte der Sohn, das Kind der
heißgeliebten Frau, ihr heiliges, ihm
über alles theure Bermächtniß. Von
nun an hatte sein Leben, das fühlte r.
wieder einen Zweck.
Tortiekuna folaH
Eine lange Nase. Pas
agier (zum andern): Sie, stecken Sie
den Kopf nicht fo weit zum Fenster
hinaus; wenn ein andererZug kommt.
ahrt er Ihnen die Naserspide fort!"
Ein Wohlthäter. Frau:
.Wer Arthur, wie konntest Du Dich
nur so bezechen?" Mann (von einer
Wohlthatigkeitsveranstaltung heimkeh
rend): Lch. Bertha, was thut man
BPM&Szz'xr
CmoM 'Xrtbfiae.
ZamHat, be
i m ' nUL "lM.l,J
Irr Z!oktnllnt.
Von Helene Lang Anton.
Leutnant Schmitzbach von den Dra
gonern war ein patenter Jung, der
schneidigste Nelter, der größte Kur
macher und hatte auch sonst viel Iie
benswürdige Eigenschaften. Dazu
gehörte, daß er nirgend fehlte, wo
etwas los war. Doch fein Haupttrick
war und blieb der Sport. Ein Nen
nen. rilis dem er nicht wenigsten ei
nen Preis gewann, war schon sei
mehreren Jahren undenkbar.
Und nun war daS Unglaubliche ae
schkhen. Er hatte sich beim ersten
Nennen um zwei Nasenlängen schla
gen lassen. ES schien ihn nicht ein
mal sonderlich zu berühren.
Als er auf den Cattelplatz zurück
ritt, achtete er nicht der vielen Unzu
friedenen, die olle auf feinen Gaul
gesetzt hatten. Sein Blick glitt tiber
sie hinweg nach der Tribune.
Seine Freunde schüttelten die
Kopse.
AIS er nun gar beim vierten Ren
nen zurücktrat und Reugeld bezahlte,
wollte das Verwundern kein Ende
nehmen.
Nur von Schmollwiß von den elf
ten Ulanen, sein größter Konkurrent,
freute sich. .Der rote Baron", wie
er seiner brennendrotcn Haare wegen
genannt wurde, hatte dadurch mehr
Chancen. Schmollwitz hatte ouch
einen anderen Namen, den man sich
allerdings nur m die Ohren flüsterte,
Der Dallcsbaron". Man wußte
nicht genau, ob er zu viel verausgabte
oder zu wenig Geldmittel zur Ber
fugung hatte. Thatsache war. daß er
in steter Geldverlegenheit vegetierte,
wie er selbst sagte, und sehnsüchtig
aus den Tod emer alten Tante war
tete, die ihn zum Universalerben ein
gesetzt hatte.
Beim nächsten Nennen. daS acht
Tage später stattfand erschien
Schmitzvach zum Erstaunen aller Zn
sull drek . nicht wie sonst im leich
ten Reitrock und der über die Ohren
gezogenen Ntitmude. Er kam als
Zuschauer, hatte gar nicht gezeichnet,
Am Totalisator herrschte Ratlosia-
keit. All die Provinzonkels. die kein
eigenes Urteil hatten, waren in groß
ter Verlegenheit, auf welches Pserd
sie nun fetzen follten. Die Damen,
die Kameraden wunderten sich. Nie
mand kannte den Grund seines son
derbaren Benehmens.
Nur der rote Bciron schien etwas
zu ahnen. Er hatte Schmitzbach schon
im vorigen Rennen scharf beobachtet.
Er lächelte eigentümlich, als er an
schmitzbach herantrat.
Ah. Sie wollen mal Kritiker
spielen?"
Vielleicht; vor allem mal als
Mensch einem Rennen beiwohnen.
Als Mensch V
Na ja, man will doch mal an
ständig angezogen ein Nennen mit
machen."
Der rote Baron lächelte noch mehr.
Sein Auge überflog die patente, ge
schniegelte Erscheinung Schmitzbachs.
der sich schon wieder von ihm avae
wendet und seine Aufmerksamkeit auf
einen roten Rosenhut lenkte, der auf
der Tribune in der zweiten Reihe der
letzten Loge saß und nur ab und zu
diskret hinter dem ungeheuren Feder
Hut der dicken Frau Major Schaper
yervoriugte.
Auch darüber quittierte der rote
Baron mit einem Lächeln. Er war
also auf ganz richtiger Fährte.
chmikbach hatte sich anscheinend in
den roten Rosenhut, der schon auf
dem ersten Nennen Aufsehen erregte,
rettungslos verliebt und aus diesem
Grunde auf das Mitreiten verzichtet.
Er wollte Eindruck machen, wozu der
saloppe Reitanzug ' nicht geeignet,
wollte wohl auch mehr in der Nähe
der Angebeteten bleiben.
oren Sie mal, lieber Schmoll-
Witz", wandte er sich lebhaft an den
Kameraden, können Sie mir nicht
sagen, wer die Dame mit dem No
senhut ist, die hinter Frau Schaper
sitzt? Sie ist mir schon das letzte
mal aufgefallen. Muh 'ne Auslän
derin fein, at fo was Apartes."
Von Schmollwit? zuckte die Ach-
fein.
.Bedaure. bm nicht orientiert.
Aber die Dame ist mir auch fchon
aufgefallen. Wirklich famose Er
scheinung. Werde mich erkundigen."
Ja, bitte, Sie täten mir einen
großen Gefallen. Sie wissen, wenn
ich mich nach einer Dame erkundige,
gibt's schlechte Witze."
Werde es fchon herausbekommen.
Ich tu' Ihnen ja gern jeden Gefal
len. leider beruht das nicht auf Ge
genseitigkeit."
.Wieso?"
Nun, vorgestern im Kasino "
Schmitzbach erinnerte sich. Schmoll
Witz hatte ihn um hundert Taler an
gepumpt und er hatte in einer An
Wandlung von Solidität diese verwei
aert. Fast verlegen sagte er: .Es
war mir vorgestern tatsächlich nicht
möglich, Ihren Wunsch zu erMIen.
Aber wenn Sie mir den Namen und
die Verhältnisse jener Dame aus-
undschaften oder mir Gelegenheit
geben, mit ihr bekannt zu werden,
verschaffe ich Ihnen das Geld. ,Ein
geschlagen?" Er hielt dcm roten
Baron die Hand hin. Dieser zögerte
einen Augenblick, dann schlug er ein.!
Abgemacht. Wann kann ich das
Geld haben?"
Verblüfst, sah Schmitzbach i$ cm.;
Tezember 1012.
So sicher war er seiner Cache? Viel
leicht wußte Schmollwitz, wer der
role Hut war und ließ ihn herein
fallen. Gleichviel. Et kam ihm auf
in paar Hundertmarkscheine nicht
i.MM r j ... .tf.!L 1 1 . i : .
)", ivuni vswyniuiiiuij nur r
Bekanntschaft mit dem entzückenden
Geschöpf ermöglichte. Er war ja
'von Natur nicht schüchtern und nie
um eme Ausrede verlegen, wenn er
etwa! erreichen wollte; aber er konnte
doch unmöglich an diese elegante Da
me, die sich so vornehm gab, ohn
weitere herantreten und sich vor
stellen.
Auch andern Herren war der Ro
senhut aufgefallen und S hatten sich
vor der Loge, in deren Hintergrund
die Nosenkonlgin thronte, ganze
Gruppen von Herren gebildet, die
interessiert miteinander plauderte
und noch interessierter die neue Er
scheinung musterten.
Schmitzbach hatte sich gegenüber
der Tribüne aufgestellt und fchien al
leS andere vergessen zu haben. Un
entwegt starrte er die junge Dame,
die sich durch die allgemeine Aus
meiksamkeit gar nicht geniert fühlte,
an. Sie nahm die dielen bewundern
den Blicke lächelnd entgegen, und eS
kam Schmitzbach in feiner erwachten
Eifersucht vor. als ob sie darauf rea
giere. Gleich darauf verwarf er den
Gedanken wieder als eine unerhörte
Beleidigung der sich tadellos geben
den jungen Dame.
Er hatte sich fest vorgenommen,
sie nicht auS . den Augen zu lassen.
Schon vor Beendigung des Rennenö
war er nach dem Wagenpark gegan
gen. Er hatte auch den Rosenhut
mitten im Gewühl der Menge auf
tauchen gesehen und sich herange
drängt. Aber er war doch zu spät
gekommen.
AIs sie sich trennten, wollte er
näheres wissen.
Heut abend beim Essen im Ka
sino erzähle ich Ihnen alles", sagte
von Schmollwitz, vielleicht sind Sie
auch so gut, das Geld mir mitzu
bringen.
Das Geld bringe ich mit, aber
das, waS Sie über die Dame ersah
ren, muß ich jetzt gleich wissen. Wie
heißt sie? Und wo kann ich sie kennen
lernen?'
Schmollwitz räusperte sich und
sagte dann langsam, jedes Wort be-
tonend: Sie heißt Gustk Schneider,
Und wenn Sie in Berlin im Hotel
Monopol absteigen, ist es Ihnen ein
Leichtes, sie kennen zu lernen. 1
Ah. im Hotel Monopol? Sie lo
giert da?"
Ja, sie logiert da. Aber Sie
müssen, wenn Sie sie sehen und
sprechen wollen, ein Zimmer in der
zweiten Etaae nehmen.
Zweite Etage? Warum denn?"
Da ist sie nämlich Zimmermäd
chen seit einem Jahr. Adieu, lieber
Kmrnjnniim im!) m?I Sirrnnimm.
w N; r - o '
Chirurgische Ucberpllanzungrn.
Die Wundertaten des New Forker
Chirurgen Alexis Carrel, der dieses
Jahr mit dem Nobelpreis ausgezeich
net worden ist, erscheinen als die
praktische Verwirklichung einer sehr
alten Idee. Schon früher hat man
versucht, verlorene menschliche Glied
maßen durch andere zu ersetzen, ohne
daß freilich solch komplizierte Trans
Plantationen" gelungen wären, wie
sie Carrel ausgeführt hat. In ei
rer Wochenschrift veröffentlicht nun
Louis Foreft di Abbildung eineS
italienischen . Bildes vom Ende des
lb. Jahrhunderts, auf dem die Ue
berpflanzung eines ganzen Beines
mit dem Schenkel dargestellt wird.
Einem Manne, dessen Bein ampu
iiert.ist. setzt, ein Arzt das frisch-
abgeschnittene :50s in, eines Negers an;
cieser unglückliche" ist im untern Teil
des Bildes dargestellt, wie er stirbt.
Die ganze Art, wie diese Ueberpflan
zung durchgeführt wird, kann nach
der Ansicht des Fachmannes keine Er
findung des Malers sein, sondern
muß 'auf irgendwelche Vorbilder oder
Versuche der Wirklichkeit zurückge
Ixn. Man hat wahrscheinlich schon
damals versucht, durch die Berbin
dung noch lebender Gewebe mit dem
Körper ein Zusammenwachsen des
fremden Gliedes mit dem Organis
mus zu erzielen. Formen du Ue
berpflanzungen gewisser menschlicher
Gewebe sind schon im' alten Indien
bekannt, wo eine ganze Aerzteklasse
berühmt war durch ihre Geschickrch
keit, abgeschnittene Nasen durch ar-
fcere zu ersetzen. Das , Abschneiden
von Nasen, bei Verbrechern war eme
häufig 'ausgeführte Straft, so daß cs
den Äerzlen an frischem Material für
ihre Nasenoperationen ' nicht fehlte.
Die Fortschritte der Ueberpflanzung
menschlicher - Gewebe, die die, indische
Medizin gemacht hatte, sind auch nach
Europa gelangt und um die Mitte
d:s 15. Jahrhunderts findet sich in
Italien eine aus Sizilien stammende
Familie herumziehender Aerzte, die
Branca, Vater und, Sohn, die wegen
derartiger Operationen einen guten
Ruf hatten. Im 16. Jahrhundert
gab es in Bologna eine Schule sehr
geschickter Aerzte, die sich viel mit Ue
berpflanzungen beschäftigten.' Da das
von Forest aufgefundene Gemälde
ter bolognesischen Schule anzugehören
cheint, so wäre hur ein Zusammen
hang gegeben. Vielleicht ist der dar
gestellte Arzt der berühmte Bologne-
er Chirurg Kaspar Tagliacozza, der
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Abend'Sostlime haben durchschkinende Taillen. Wcnn auch die Röcke In
neuen Abtnd'Kosiüme häufig schwer gcinncht werden durch schweren Brocade oder
.euiboffed" Samt, sind die Taillen so luftig, wie nmi es sich mir denken kann;
oft wird eine ilat Nct über einem ffutter von fleischfarbigem Chiffon nearbeitct.
um den Eindruck deS ausMfprochenften TckolicticrenS m geben. Tns hier ndge
bildete 5oftüm hat eine Taille von Tpiben und Net und der Rock ist auS rofen
farbigem oder rauem Brocade gemacht und über einem Iluterrock drapiert, de:
eus dket und Tpitzen hcraestellt iit. Tie viereckige Tchlrpve an der Teile ist ein
ciacnattiger Geschmack, iinopsschuhe auS rosa Talin begleiten daS Kostüin
glnsere c5iiiftmHIer - Uferte.
9388-
(sin einfaches aber hubscheS Negliqee. Tamen Haus- oder TressinqTakk.
Schottischer Aanell in einer siiibiHiftr uriii hmt mfY imirh für hii-f. Trii.
lvrwendet. Die freien Kanten der
lieferet besetzt. Das Dessin eignet sich für Seide, Alane oder Crepe. Taö Mu
,ter kommt in S Größen: 32, 84, 3, 88, 40 und 42 f,oU Brustweite. b-,
nötigt 2Va IßaxU völligen Stoff für die ZSzölliqe Größe.
Preis des Musters U) Cents. . ,
Ve st ellungs'?ln Weisungen
$ipi SSslvHer tncrhc nn Irnnnb in 9rSt-,,ft rr:s v ....
....... v ..w.v
Preise geschickt. Man gebe Numm
Tust ,- - k tJfs jYa ilM T ... .1- . f- Ti
uui , uiiu :ujiuc rrii vupon nrvst
?attorn Department, lZmada Tribüne,
1311 Lsward Lt.
?cr Smaßa Hriöün Fattcrn ßonpon.
Ich Üllsch Muster, No. ......
.... Zoll, Brust, oder TaiÄemveite
(Iah .... bei Lind?rsachen.) .
Nam . . ..."
SU
Etraß
1299 starb und wohl einmal das küh
ne Experiment gemacht haben kann,
ein Negerbein auf einen reichen Pa
tienten. der sein eigenes Bein ver
loren hatte, zu überpflanzen. Daß
freilich dieser Carrel des 16. Jahr
Hunderts mit diesem, tollkühnen Ber
such, der alle heutigen Operationen
weit hinter sich laßt, Erfolg hatte,
!st ailsgeschlofsen.
X
.
-
i.,
't f. i
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T':,'t
. -,- N.
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j
Manschetien und des Kragens Im ,it
yiijni .iiiicnuir.ia PC
und Größe und die bcUe Adresse deut
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vem voen erivaunken Preis an das
Stadt ;7.7.
Kleinblättrige Chin
chinabäume weisen einen weit Höhe
ren Chiningehalt auf als groß
blättrige. ;
ES gibt verschiedene ostindische
wilde Nesseln, die dein Menschen schon
bei leiser Berührung mit ihnen hef
tigen Schmerz verursachen, für ihn
aber oft auch noch ernstere Folgen
(eine Art Bergistung) Haben können.
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