Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 11, 1912, Image 2

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    X ö fl H (T) f ÜWdM I n 0 1 e .
Berliner Plauderei.
Berlin, 18. Nov. 191
o
,U Hit fi tot )sl slxtlim,
"ata sit.ti utifci'itimicfr übn.
mit tu iuu' bu-'Ji Win flutn.
Tal tonnten die Würger einer von
Voeihe noch nachgefühlten .guten alten
Kit" gemächlich sagen; heute ii ca
tllle ganz ändert geworden,- heute
pürt setbst der einsleischte epteß
.iirger an seinen .Papieren' 'u Non
equenzen schon eher, at die Völker
hinten, wett, in der Türkei uveiDaupr
angefangen haben, aufeinander zu
schlagen. Ter gegenwärtige Ver.iner
Bürgersmann trinkt, auch wenn er n
geaichter Stammtifchler ist. nicht mchr.
am Fenster siehend. sein Gläschen mit
einem Segen aus den Friecen aus.
dessen sich sein eigene Lano crläuf:fl
roch erfreut, geht daher Abend, auch
nicht mehr froh nach Hause, sondern
murrt vielmehr, einen anderen deut
schen Dichter variierend; ei kann der
Frömmst nicht in Frieden seine Cou
ponS fchnetten. wenn eS den Halb
barbaren auf dem Balkan nicht ge
fällt. .
Den Patrioten zu markieren, ist eme
durchaus moderne vcpslozenhe.t. aber
in Wirlichkeil ist die moderne Mensch
ltl sg unmodern, der einzelne
Mensch auch geblieben fein mag,
durch das lecrige OJeiö zu einer rnier
nationalen Erwerbsaemeinsch.ift ge-
worden. Wer uns das Geschäft stört.
ist unser Todfeind. PatnotlS
inuS hin, Patriotismus her. Nichts di:
gesunden Knochen eines einzigen
Pommerschen Grenadiers zwar sin)
uns die Herrschaften auf dem Balkan,
werth, aber leider ungezählt MU-i
lianen Mark manche reden von
Milliarden in Börsenverlusten
haben sie uns deßhalb doch gelostet.
Man spricht so viel von der rothen
Internationale: die goldene ist so viel
fester gefügt! Es ist auch kaum noch
wahr, daß das Gewissen Feiglinge
aus uns macht, seitdem das Porte
monnaie diese Arbeit viel gründlicher
durchführt. Liebe und Haß beugen sich
vor der Majestät des Geldverdienens,
wobei der Akzent nicht so sehr auf das
verdiente Verdienen, wie auf das Geld
gelegt werden muß Angeborene Ras
sen - Zu- und Abneigungen haben
aufgehört eine ausfchlaagebcnde Rolle
zu spielen, denn beim Tanz um daZ
goldene Kalo büßt man den Einsatz
ein. wenn man sich plötzlich vom Herzen
diktieren läßt, linksrum" zu tanzen.
Gefühlvolle Menschen bleiben wir
freilich trotzdem immer noch. Beim
Diner, an dem ich gestern Abend theil
zunehmen hatte, wurde mit aufrichti
ein Schmerz von den Gräueln des
Krieges, von den unsagbaren Leiden
der Verwundeten, und von den Mar
tern der Zurückgebliebenen gesprochen,
die wochenlang nicht erfahrentönnen,
ob ihr Bruder, Gatte, Bräutigam,
Later oder bloßer Freund bereits in
einem Massengrabe ruht oder noch
das rosige Licht athmet. Aber nachher
beim schwarzen Kaff, als die Herren
im Rauchzimmer beieinander standen,
merkte man erst den wahren Ernst der
Situation. Was sind die Qualen der
WerwLndeten und Hinterbliebenen
gegen, die Aengste und Zweifel des
wirklichen und des would . be"
Kavitaliften, der Beziehungen zur Ef
fektenbörse unterhält! Hier bekommen
die bereits zusammengeklappten über
Haupt kein Begräbniß mehr, geschweige
denn eins mit irgendwelchen Ehren;
cirsgewifcht sind sie, und man erinnert
sich ihres Namens nicht mehr. Aber
die noch ganz oder halb am Leben
sind: wer kann ihnen rathen, ob sie sich
aus Hausse" oder Baisse" legen
sollen! Oh Berlin West, welch ein
Kriegs Schrecken ist über dich gekom
men. während wir doch garnicht an
Mobilmachung denken! Und wie soll
das werden, wenn die Türken nicht
bald einsehen wollen, daß se geschla
cen sind? Selbst Maximilian Hatten
kai..l fr schließlich nicht helfen.trotzdem
er sein Ende der Türkei" bereits vor
gestern an allen Straßenecken feilbieten
ließ.
' Kaffee und Cognac schlürfende
Nachtischler sind eiaentach nur unter
haltsam, wenn sie nicht zu ernst wer
den, wenn sie bei der gewohnten Fri
volität zu bleiben im Stande sind.
Man erholte sich auch gestern Abend
tndlicö wieder, als man darauf zu
sprechen kam. wie viele Freundinnen ' j cuf's platte Land antreten. Da be
ungesehener, oder angesehen gewe'ener kommen sie dann wieder reichlich Kin
Börsianer jetzt einem überaus mageren ! der und sieh da: die Erde bleibt be
Weihnachisfest entg.iengehen sähen. völkert.
Oft? k.silln (TOrtrft. ift kssl !
44 4- J -VLl)-m VV'WtUtW JWVMt.iv UVJVlUi
keine Nachsage mehr, während das
Nnaelot alle Rekords bricht. .Werthe".
die noch vor ein paar Wochen uner -
schwinglich schienen, kann man jetzt
für warmes Abendbrot haben.
Ach, wenn doch Goethe leb!e und uns
tn.it einem Apercu" über die Wirkung
ersleuen ronnie, vie yeuizuiage ein
Krieg hinten weit in der Türkei auf
nseren gediegenen Bürgerstand aus
übt! .:::.:
Es scheint überhaupt nichts mehr
.keim Alten" bleiben zu sollen. Pro
fessor Bernhard hat kürzlich bere'ts
den totalen Bankrott der deu.sche t
Srzialpo'itik ver!ünd't. Aber aus
Vth'' W'Md möchte ich ihm nicht
fol en, weil ich mich ur viel zu
r.eni-' els Professor füh e.Nä"er rx't
ir.t c;cn vi? Z N eua'?a e .gar,aaze. .
kr- auch im fimdk DeutsMaad d e
5'cburten zurückgehen. Trrtz'em habe!
, - , rs f i - y .
ich mich noch niazt zu einer inn-rlichen.
t'csenTrauer über diese, Thatsache her-
'.lassen können: mir liMi sozar der
Ll -4 näher, daß sich zunächst crf!
I einmal die Litteratur über diese Ver
I Minderung vermindern möchte. Öshl'i
Ihnen nicht ebenso! Aber bei Ihnen
erscheinen wohl kaum so viele größere
und kleinere Werke über di Gründe
und die endlichen Gefahren der droh
enden MenschheltSverminderung. wie
hier in Teutschland, wo die Erschei.
nun den Reiz der Neuheit hat. Ich
snmnntkisi, in diesem Punkte Mlt
Tolstoi, der nicht einmal an daS Ge
spenft einer Entvölkerung glauben
wollte, wenn die Menschen aufhörten
zu heirathen. Im Gegenteil, ich würde
mich höchlichst darüber freuen, wenn
mit der Quantitätsvcrminderung eine
Tun1U ntifit'wtrurui .(Sand in fcslND
nthtn konnte.
a4itwitjg-""0 . , .
un ouun nttii vic (in
zia. Entschuldigung für die Unheil
propheihenden Soziologen, daß sie
wenigstens die Möglichkeit zugeben, die
quaniitaiive Verminderung möchte a!S
die nothwendige Btg.eilerscheinunz
eines höher wettenden Kulturzustandes
erkannt werden. Die Statistik enthüllt
zum Beispiel, daß am Kurfürsten,
dämm der Prozentsatz von Kliern
ein so viel geringerer ist. alö an der
Ackerstrabe. Da hätten wir als schon
einen Beweis für besagte höhere Kul
tur Hypothese, nur daß leider der
höhere Kulturzustand von Berlin West
nicht allseitig, anerkannt wird. Aber
ich werde mich hüten, selbst auf sozio.
liaiscbe Untersuchungen einzugehen.
weiß ich doch, daß ich in diesem
Punkte Ansichten zu Tage fördern
würd, die den .logisch Denkenden"
ein gelindes Entsetzen beibringen könn.
ten.Bei Wanderungen durch die über
völkerten Straßen deö nördlichen 'und
ostlichen Berlins habe ich mich zum
Beispiel schon auf der Frage ertappt,
ob die unzähligen Kinder nicht etwa
bloß deßhalb von der Vorsehung auf
die Straße gesetzt werden, damit die
Automobile auch etnas Nenne nöwer
thes zum Ucberfahren haben. Mit
solchen Paradoxen darf man sich
natürlich nicht an die Sozialpolitik
heianwagen: denn die muß .log.sch"
sein, muß nüchterne Thatsachen zu
sammenzählen, subtrahieren, dividieren
und multiplizieren, sonst büßt sie
ihren .Wissenschaftlichen Standpunkt
und Werth ein.
Nur einen Punkt möchte ich da noch
erwähnen. Berlin wird ebenso wie
London, New Fork und andere Metro
polen von Tag zu Tage volkreicher,
die Abwanderung vom platlen Lande
in die Stadt hat also noch immer nicht
ihren Höhepunkt erreicht. Auch ist nie
mand so zuverlässig weitsichtig, um
selbst nur ungefähr angeben zu können,
wann dieser. Höhepunkt überschritten
sein wird. Bis heute haben sich die
großen Städte im Stande gezeigt, alle
die komplizierten Folgen der Uebervöl
kerunq zu ertragen, respektive ihre un
ausbleiblichen Kalamitä.en zu besei
tigen oder doch hinreichend zu mil
dern. Man denke nur an die Ueberwin
dung der Entfernungen durch den
Verkehrsbetrieb auf. über und unter
der Erde. Nur in dem einen Haupt
punkte sind sie vollkommen machtlos:
daß nämlich 'das Leben in der Welt
siadt immer künstlicher wird, sich
immer weiter vom direkten Zusammen
hang mit der Natur entfernt. Grade
das wird nun aber von der merkwür
digen Menschheit am allerwenigsten
empfunden; höchstens wenn der Stadt
mensch ernstlich krank wird, flieht er
zur Natur zurück. Der unverfälschte
Naturmensch dagegen würde das Leben
in der Stadt als Hölle empfinden; der
Stadtmensch giebt ihm das lächelnd
zu, meint aber nicht ohne Sar!as
mus, daß ihm diese Hölle eben so viel
lieber sei. als das .himmlische" Da
sein auf dem einsamen Lande.
Wenn es nun statistisch erhärtete
Thatsache ist, daß der Geburtenrück
gang vor allem in den großen Städten
zu konstatieren ist, so sollten unsere
Soziologen doch einfach triumphieren
ob der Entdeckung, daß sich jede Sünde
gegen die Natur selbst bestraft und
irgendwelche Mißverhältnisse, die da
raus entstehen, wieder automatisch
reguliert werden. Wenn erst alle Land
bewohner in die großen Städte ab
gewandert sind, müssen diese großen
Städte ja in Folge des steigenden Ge
burteurückgangs endlich wieder ent
völkert werden. Es wird dann aber
genug vorsichtige Leute geben, die das
vorher einsehen, ehe es zu spät ist, und
sie werden dann die Rückwanderung
Wenn ich vorhin mit Bewunderung
ron der Bewältigung der Verkehrs
! Probleme sprach, die man in jeder
j Weltstadt, also am Hudson wie an der
1 Spree beobachten kann, so möchte ich
! damit unter keinen Umständen ange-
deutet haben, daß in Berlin solch Be
wältigung besonders glatt und le'cht
von statten geht, und daß eS sich immer
um eine radikale Bewältigung chan
dele. Wer. wie ich. täglich beobachten
konnte, welches Chaos seit Jahr und
Tag an der Tauenzienstraße und an
einem Theile des Kurfürsiendamm
herrschte, bloß um die Un ergrundbahn
eine verhältnißmaßig kurze Strecke
weiter ?u führen. es wird ' noch
Monate dauern, b's d'e'e Straß-'i-stre-ke
ein zivilisiertes An'ehm zu ück-
o.enzinnt der karji unmöglich
. r: .n tc. (i.. . r.-?... nri.
vor? eum. a r,r nur w;o.
ficht mit ZweckmLßiikeitZbemuß fein
und technischem Geschick an der Arbeit
gewesen sind. Wer hier täglich passierte
mußte sich Gedanken darüber machen.
weßhalb heute eine Strecke aufze
rissen, worgen wieder halb zitgeschütlet.
übermorgen abermals umgewühlt
wurde. Aber alle die leidenden An.
wchner und kopfschütielnden Possan
ten scheinen im Besitz jener wun.ec.
rollen Großstaditugend zu sein, näm
ltu einer engelhaften Geduld; sie
trösten sich schon seit Mona,en damit,
daß eS ja nun bald vorüber lein werte.
Indessen soll man auch diese Grcß
siadtgeduld nicht auf eine zu harte
Probe stellen, besonders nicht, wenn
es sich um eingewurzelte Gewohnt. ten
deZ lieben Publikum hantt.t. Ich ,
fürchte daher, daß da Bcr,,änzen des '
Rauchverbot auf den Un.ergrund
bahnen den maßiebenden Gemalten
noch ein hübsche Stück Geld kosten
wird. Thatsächlich sind diese Verkehrs ,
züge seit dem ersten November. ,eit dem
',kII.I , 1in,,ifinf-i tnn!
U.miilltitll 11 aflUUUltt
ger stark ceucht, ai voryer. uno
grade di Untergrundbahnen sind doch
die Bahnen der Gegenwart und Zu '
kunft, da heißt bis ein zuverlässiger !
Luftschiffverkehr sie ab-elöst haben
wird. Auch ist das Rauchverbot hier
ganz unerfindlich, denn es gab ja be. .
stimmte Raucherwagen, die niemand !
-. , . . l.
aufzusuchen brauchte, wenn er frischere
L-'ft vorzieht, ohl mag zeitiveise. an
Sonntagen, bei großer Ueberfüllung
auch mancher Nichtraucher zum Rauch
wagen gezwungen worden sein, aber
das ist doch noch keine unerträgliche
Kalamität. Viel ärger ist'S jedenfalls,
daß die
gewöhnlichen Straßenbahn-!
S Rauchen auf den Wagen-
lirnutil UU JIUUU,
V.
Perron gestatten. Durch diese Rauch
kompagni muß sich also der Fahrgast
erst den Weg bahnen, um in den
Wagen zu gelangen, und wer irgend
welch Empfindlichkeit gezen daS Vcr
brennt oll der Kräuter, die für Tabak
ei sgegeben werden, besitzt, für den ist
auf den Perrons der Straßenwazen
ke' angenehmer Aufenthalt. Solche
empfindliche Personen befinden ck
ab, auch unter den Rauchern; ich bin
zum Beispiel als Raucher eine von
ihnen.
Da wir von Verboten sprecken: jetzt
soll man sich auch am Sonntag Mor
gen zwischen acht und zehn Uhr keine
Zeitunn mehr kaufen dür'n. sondern
nur noch iiwi'men 1? ? Nbr. Ist
daS etwa als ein Sympathiebeweis
für England gedacht, als ein mou
lischer Annäherungsversuch an den
ganz stillen englischen Sonntag? Die
Berliner zerbrechen sich wieder einmal
ihre geduldigen Kopse darüber, wer
aus solchem Verbot Vortheil ziehen
soll. Die Kirche? Ach nein, denn die
meisten Gottesdienste werden ja doch
während der verbotenen Stunden von
10 bis 2 abgehalten. In dieser absolut
stillen Zeit darf überbauvt kein Laden
irgendwelcher Art Geschäfte mache i,
nur die Kneipn bleiben auch dann
unbehelligt. Hat etwa die Behörde
Rücksicht gegen die Zeitungsverkäufcr
nehmen wollen? Unmöglich, denn die
machen auS ihrem Groll über daS
neue Verbot kein Hehl. Aber Verbote
müssen sein, denn sonst könnte das
Volk ganz vergessen, daß eS regiert
lvnd. Ob die Verbote Sinn und Ver
stand haben, kommt immer erst in
zweiter Linie in Betracht.
Kriegsgeschrei, Börsennoth, Ent
völkerungsbefürchtungen und Rauch
verbot haben die Berliner aber doch
nicht abhalten können, ihren Gerhard
Hauptmann zu seinem fünfzigsten Ge
burtstag nach allen Richtungen hin zu
seiern. In Anbetracht der Thatsache.
daß sicb ein dramatischer Dichter über
h?upt nicht besser feiern läßt, alö durch ! lärt worden, und daS hat e, folgen
die Auffuhrung seiner Werke, waren hrl jrfiflanbifl" von ibm erfundenen
die vielen Hauptmann Aufführungen
in den verschiedenen Berliner Theatern
die beste Geburtstagsgabe. Aber auch
sonst hätte Hauptmann sich kaum noch
mehr Sympathiebeweise wünschen
können. Uebrigens bekannte sich der
Dichter auf dem Bankett im Hotel
Adlon mit ganzer Seele zu einer
.dogmen freien Kunst." Wenn wir da
zu dann noch eine Manierfreie be
kommen, werden wir völlig glücklich
sein.
Außer von Hauptmann sprechen die
gebildeten Berliner soweit die
Börsenzugehörigkeit ihnen momentan
den Luxus von Kunstinteressen ge-
stattet von den Vorgängen in
der Sezession: der bekannte Kunst.
Händler und Verleger Paul Cassirer
soll Präsident der Sezession roerden.
Allerdings wird allsseitig zugegeben,
baß dieSezession einenKassirer gut ge.
brauchen könnte, aber, wendet man ein,
deßhalb brauchte, der Eassierer nicht
r, A ttrHfth-nt in mrhfn. Mn ?
erzähle
T"" !--- 0 " ' ' --"' j
Ihnen nächstens mehr da.
ruber.
AugustSpanuth.
Selb st Vertheidigung.
Der Michel hat bei einer nächtli
chen Rauferei seinem Nachkam Sepp
den linken Daumen beinahe durchge
bissen und steht nun wegen Körper
Verletzung vor Gericht.
Richter: Angeklagter, WaS haben
Sie zu Ihrer Vertheidigung vorzu
bringen?"
Michel: Gar nix. als daß i' voll
ständig unschuldig bin. denn i' frag'
; Euch, Air Herrn, was hat so a' jkerl.
wie der epp. Nachts um halbe wot
fe mit sei'm Finger in mein' Maul
d'riun z'thu?!"
Bemoost.
Dame: .Ich kann nicht begreifen,
wie ein junger, blühender Mann sich ,
an eine solche Ruine von Weib ketten
kann!"
.Ja, er sieht eben die Ruine nicht vor
lauter .Moo,"!"
New Borker Plauderet.
Ueber 10s Limvanderer im Narzer.
Scemannsgarn. Polnische
Wirthschaft.
NtwVork.2S. Nov.
Unter den 1100 Einwanderern, die
in den Karzern von Elli Island auf
Ihn iSritffunrt orer Dkvorlat.on war
Stelen, befand sich eine größere Anzahl
Deuter, di au einem oder dem an
deren Grunde delinirt oder auige
schlössen waren. Unter ihnen war Frau
Barbara Elia aus Weißkirchen. Un
gärn, die sich mit ihren vier tt nern
im Alter von 4 bi 10 Jahren zu
ihrem Gatten nach Virginia. Minne
fn'ri fcfiffrnt
wollte. Die
Familie
I", "d.vvii
i. . i : r . (ir .
muror vei ,yrer -itxw
Aerzten detinirt. die den a.testen
Knaben auf seinen Geisteszustand
untersuchen wollten. Der Knate wur:e
al schwachsinnig ottestirt. und dlk
Familie ward infolgedessen auge
schlössen. Der Vertre:er der Slavoni.
schen Gesellschaft hat bei dem Gatten
telegraphisch angefragt, wa er in der
Sache zu thun wünscht; bis gestern
war noch keine Antwort eingetroffen.
Mit dem Dampfer .Patrica" m der 2.
slriiitt traf d,r 31 .ibre alte Farmer
Martin ThonS au Schlksmig.Holst.in
ein. um sich ,u seinem Bruder Mar'us
Thons nach Berlin. Iowa, zu begeben.
Der Mann hat sein Reisebillet und
$6 mitgebracht. Er in. mir Permi,
sion zu sa?en, etwas bucklig, wodurch
ihm nach dem ärztlichen Attest der Er
werd des Lelensunterhalts erschwert
werden dürfte, und infolge dieses
Attestes wurde der sonst kräftige
Mann ausgeschlossen.
Mit dem Dampfer .Kurek" traf die
32 Jahre alte Teutfchrussin Anna
Reis mit zwei Kindern im Alter v"N
5. und 6 Jahren ein. um sich zu ihrem
Schwager David Masl nach Oswego.
N. F.. zu beaeben. Die Frau hat ihre
Reisebillets bis ,um Bestimmungsort
und M Baargeld, wurde jedoch von
ker Inquisition ausgeschlossen, weil sie
Wittwe ist und möglicherweise einem
Gemeinwesen zur Last fallen dürfte.
Mit demselben Tampser traf der
Deutschrusse Johannes Weber mit
j-iner Gattin und einem drei Monate
alten Baby ein. um sich zu seinem
Schwager Heinrich Seßler nach She
bcygan, Wis.. zu begeben, der die
Familie bat kommen lassen. Da sie
weder Bahnbillete noch Geld mitge
bracht hat, wurde die Famili auZge
schlössen. Mit dem Dampfer .Patri
c!a" traf die 14 Jahre alte Waise
Margot Meßmer aus Ungarn ein, um
sich zu ihrer Schwester Barbara Meß
mer nach St. Louis zu begeben, die
das Kind hat kommen lassen, weil die
Eltern todt sind. . Da Kind brachte
kein Renegeld mit und wurde von der
Inquisition ausgeschlossen.
Obersteward van Damme vom bel
gischen Dampfer Froonland". der
gestern von Antwerpen und Dover hier
ankam, hat sich gelöffelt", wie es im
Komment heißt. Ungezählte Male hat
er die ihn um Neuigkeiten bestürmen
den Berichterstatter nach Inspektor
Brä mit .Ni? tau seggen" abfallen
lassen und war deshalb von den Feder-
Helden so nach und nach in B. A. er
klärt worden, was ihn mächtig wurmte.
Jetzt hat er gutgemacht" und ist von
den Zritungsleuten mit einem drei-
fin V" ntr nIS fitfrffirTtifi"
Seemansgarn zu verdanken.
Mynheer von Damme, dem. trotz
dem er auf einem belgischen Dampfer
fährt, neederlandsch blood door de
adren floot", ist im Nebenamt Pega
susreitcr und benutzt, wi seine Kol
legen in Apoll, 'seine dienstfreien
Nächte dazu, den Mond anzusingen.
Als er am letzten Sontag Abend seine
vorgeschriebene Runde durch die Ka
jütengänge gemacht und der Ordnung
halber einem auf Wache schlafenden
Steward die Ohren langgezogen hatte,
begab er sich gewohnheitsgemäß auf
das Bootsdeck und sattelte daS Flügel,
pferd. Er war gerade dabei einen holl
ländischen Hezämeter Het weder waS
prachtig, de mannschijn al oder den
oceaan, het schip stoomde lijrecht door
de water " zurecht zu feilen,
alS der Dampfer einen Ruck bekam und
Mynheer van Damme sich mitten im
I schönsten Dichten auf daS Bootdeck
' W : .tm. uuuu cqu.uu
r.i-i. rrnii c c.ff'jwlfx... f li
lent für .so 'ne Jemeinerer" rappelte
sich der vom PegasuS gefallene Ober
steward wieder in die Höhe und lief
nach vorne, um Umschau nach de:
Insel zu halten, aus welche seiner
Meinung nach die .Kroonland" auf
gefahren war und sah man höre
und staun einen mehrere Hundert
Fuß langen Walfisch, der sich mit der
rechten Bcrderslosse den Schlaf aus
den Augen wischte und nach 43 Nord.
50 West so staht'S nach Mynheer's
AuSsaoe im Logbuch der Kroonland"
auskratzte. Mynheer van Damme
behauptet, der Walfisch habe während
seines Abschwimmens wüthend über
.öffentliche Ruhestörung, .Nuiscmce"
und dergleichen geschimpft, doch muß
ihm die Verantwortung für di:se Be
hauptuna überlassen bleiben; von den
Zeitungsleuten und die hören doch
olles Möglich hat n?ch keiner einen
Walfisch schimpfen hören.
Kapitän Kreibohm, der von den Be
richterstatiern um ine V.rifilllrung
der schönen Story" seines Oberste-
wards angegangen wurde, feixte" sich
eins und meinte, Mynheer van Damme
hab seinen Beruf verfehlt er hätte
Zkilung, schreibe! werden sollcn.
m
Ein sonderbare Gesellschaft sah
n,.',k, dieser Uage in dem poli.gerlck,
an Manhattan Ave. vor dem turull
schen Sessel von Kadi Rernold, näm
lich eine seit 12 Stunden Vermäße,
ihren Gatten, sowie zwei Hochze t
gaste. Da vierblätlerige Kkebla,t,
welche au festlich geschmückten hoch
aum
hinter die kalten
Gitter de Po!iz:izefängnissk trän
portirt worden war, halte sich wegen
thätlichen Angriff zu verantTorten,
und der Kadi hielt eine Bürsckiaft von
52000 pro Nase für angemessen.
Da sämmtliche drei Polensöhne kein n
überflüssigen Mammon zu haben schl
nen. so werden sie wohl noch ei,,e frl
lang bei .Bater Philipp" bleiben
müssen, wa bescnder für die Iun?
verheirateten schmerzlich sein dürfte,
da sie durch die rauhe Hand U Ge
setze getrennt wurden. Die kolde
Braut bezog nämlich eine .Suite" in
der Herbert Str..Rcvierwache. wo
weibliche .Bedienung" vorhanden ist,
während ihr Gatte und sein Gefolge
in der Greenpoint Ave. . Revicr vache
Wohnung nahmen.
Und d alles, weil sie einen Stö
renfried. welcher die HochzeitZstim-
mung verderben
wollte, die Trepp:
hinunter beförderten. Der Polizist
John I. Solon. der Eerberu des
Manhattan Ave. . Themis . Tempe
wollten nämlich einen 21jährigen Po
lenohn namens Paul Byalt von No.
4? Box Str. der Gerechtigkeit tterlie
fern, und al er in dessen Wobnung
kam. erfuhr r, daß der junge Mnn
auf der Hochzeit von Anton Phillips,
einem anderen Polen, an No. 54 Boz
Str. mit Pokuliren beichiistigt war.
Salon machte sich auf den Weq zu den
b.äutlichenGemächern und erzählte dem
Bräutigam, welcher ihm die Thür
öffnete, was ihn hergebracht habe. Im
nächsten Augenblicke sprang Byalt dem
Beamten in's Genick, und nun ging
eme allgemeine Holzerei los, an we!
tfer sich Braut. Bräutigam und Brau!
führer. letzterer ein Pole mit Namen
Michael HoneS. nach Kräften betheiliz
ten. Das Hochzeitsveranügen endete
damit, daß man Solon im hohen
Bogen die Treppe hinunterwarf. Die
ses war der erste Streich und der
zweite ließ nicht lange auf sich warten
Der Namensvetter des großen Athe
ners holt sich nämlich einen Blaurock
zur Hilfe herbei, und nun wurde der
zweite Ansturm aus die Feste unter
nommen. Diesmal war das Resultat
besser. Byalt versuchte - zwar über die
Feuernothleikern polnisch . französi.
schen Abschied zu nehmen, allein man
merkte die Absicht. Nochmals wurde
.geraafft". doch diesmal zogen die
edlen Polen den Kürzeren, und die
Hochzeitsreise nach der Polizeiwache
wurde angetreten.
Die drei Wünsche.
Ein Herbstmärchen von W a l t e r
Schulte vom Brühl.
Ein alter Bettler schleppte sich müh-
sam am Waldrande dahin. Der herbst
licke Nebel braute um ihn her. die
dürren Blätter raschelten zu seinen
Füßen und im Sturme flatterten sein
Haupthaar und der lange weiße Bart.
Ihn fröstelte, und mit Sorgen dachte
er an den langen Winter. Wenn er
doch noch einmal im Leben das be
scheidenste, warme Stübchen und ein
sicheres Stück Brot finden könnte!
Und wie er im Weiterschreiten so
schmerzlich sann, trat plötzlich unter
einem breiten Stechpalmenstrauch, der
sich mit seinen glänzenden Blättern
prächtig von dem bunten Laub des
Unterholzes abhob, eine schöne Fee
hervor und sprach: .Armer Alter, ich
lese Deine Gedanen und beklage Dein
Elend. Wohlan, innerhalb der nächsten
Stunde darfst Du drei Wünsche thun,
die Dir erfüllt werden sollen." Damit
verschwand sie. Nun war eS, als käme
ein neues Leben in die Glieder des
Alten. Seine Augen fingen an zu
blitzen unter den weißen Brauen, fein
Gang wurde straffer unb feine Phan
laste gewann Flügel.
Viel Geld, recht viel Geld usd noch
zwanzig Jahre gesund und srisch
leben! Und ein schönes Schloß uno
Diener und Pferde und die schönsten
Frauen. Ei, das wäre so etwas nach
alle dem Elend: Unb Woh.thaten.
wollte er ausstreuen und jedes sollte
glücklich sein, das um ihn lebte. So
überlegte er sich nun und sann, wie er
den Wunsch zum Aussprechen formu
liere.
Der Wald hörte auf. Hinter einem :
langen Gitter mit vergoldeten Spitzen
lag ein stolzer, herrschaftlichcr Besitz
am Wege. Ein .Steinklopfer, ein armer,
halb blinder Teufel saß da an der
Straße in der Nähe deS kunstvoll e
schmiedeten Thores und schlug müh
selig auf die harten Granitsteine.
Da stürzte aus dem Thor ein feiner
Herr im größten Zorn hervor und fuhr
aeaen den Sieinklopfcr los: Warum
i wird der Kleinschlag nicht fertig heran-
I gefahren? Warum diese elende Klopft
rei vor meiner Villa, dies ewiac scheuß
liche Pin! pink? Ich bedanke mich
schönstens dafür. Und so ein dreckiges
Gewand, wie Ihr es tragt, ist eine
weitere Rücksichtslosigkeit gesen mich.
. Wenn di Gemeinde hier sch'n Steine
klopfen läßt, sollte sie wenigstens fo
; viel Respekt vor ihrem größten Steuer
zahler haben, daß sie Leute in anpan
diaer Toilette vor
meiner Nase pla-
zierte.
Der alt Bettler hörte die harten
LZsrte und au ehrlicher Ueberzeugung
t.rau schrie er: .Et Tu elender Hoch,
muth in Deinem vornehmen Ro.
.enn Du dech selber Steinklopser
würdest !" Und-kaum, daß da, Il'or,
-esprochen war. da ließ sich der feine
9err seufzend bei dem Steinhaufen am
lLege nieder; der Stock mit der gol
denen Krücke, den er trug, wandelte
sich in 'einen gemeinen Hammer, und
ver Millionär war zum armen Stein
klopf geworden.
Kopfschüttelnd schritt der Bettler
oon bannen. Da hatte er ja einen rech:
dummen Streich gemacht. Ein r se ner
kostbaren Wünsch war erfüllt, aber
ihm' se'.ttk nicht zum Nutzen. Nun
wollte er schlauer anfangen, damit
er nicht zu kurz käme. Er humpelte '
weiter uno gelangte nach wenigen hun i
dert Schritten an eine zweite Zufahrt
zu der Villa. Da saß ein arme.
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lUWi.llUjt -UHU uu tuitiii tur.uitu
und gab einem Säugling die welke
Brust. Ten Alten wandelte ein Mit
leid an und er sprach: .Ja, ja. wir
sind halt arme Leut. Frau.
. .Mir wär'S ja gleich." entgegnete
vie Arme, nur kümmert' mich, daß
daS WUrmchen hier auch so verelenden
soll. Ach. wenn man so waS doch so
recht, recht gut aufziehen könnte. Viel
leicht steckt waS Großes in ihm und
da muß nun verkümmern." Der
Bettler sah sich m Kindchen an.
blickte in die schon klugen Aeuglein,
mit denen eS ihn ernsthaft und leid
voll betrachtete, und so sagte er: .Ihr
habt recht, Frau. ES wäre ein Jam
mer, wenn die traurigen Verhältnisse
Euer Kleine zu einem Stromer und
Lumpen machten. Eben ist hier der
Besitzerposten der Villa im Park da
frei geworden. Nehmt ihn ein und
macht einen tüchtigen Menschen aul
Euerm Jungen."
In dem Augenblick stand eine schöi
gekleidete, ernste Dame vor ibm mit
einem Baby auf dem Arm. Mit güti
gem Lächeln reichte sie dem Alten eine
Gabe, nickte ihm zu und verschwand
im Parke nach dem stolzen Hause hin.
Der Bettler betrachtete das Geld
stück, schüttelte verwundert den Kopf,
steckte es ein und schlug sich klatschend
dor die Stirn. Tann schritt er tief
sinnig weiter. Und wieder rauschten
die Blätter zu seinen Füßen und die
Nebel wallten feucht und schwer. Da
sah er die Thürme und Zinnen eines
hohen Schlosses aus den weißen
Schwaden schemenhaft hervorschim
mern. Er wanderte durch ein offenes
Thor und fand sich auf einer weiten
Terrasse wieder, die nach der Straß:
und gegen den nahen See hin von
einer Marmorbalustrade begrenzt war.
Noch standen Oleander und Lorbeer
bäume in ihren mächtigen Kübeln dort.
Und aus dem Nebel kam eS hüstelnd
näher, und dann fand er sich einer
zarten jungen Dame gegenüber,, die in
einen weißen Pelz gehüllt war.
Schönstes Prinzeßchen. habt Mitleid
mit einem alten Bettler." stammelte
er überrascht, und hielt gewohnheits
mäßig den Hut hin.
Sie lächelte und warf eine Gold
münz hinein. Freudig erregt über die
reiche Gabe sprach er einen Bettler
seqen über sie. Aber sie schüttelte dn
Kopf und. unierbrochen von einem
neuen Hustenanfall, sagte si schmerz
lich: .Behaltet Euren Segen, lieber
Männ. Er kann mir doch nichts nützen.
Ich bin ein armes, krankes Mädchen
und jetzt will mich dieser Nebel fast er
sticken. Ich brauche Sonne, viel Sonne,
und die könnt Ihr mir doch nicht
schaffen."
Da richtete sich der Bettler jählings
empor, den Arm reckend gegen das
Nebelgewoge. Wi ein mächtiger Pro
phet fast sah er aus in seinem langen
weißen Bart, und nun rief er: .Die
Sonne sollst Du haben. Du blasses
Kind! Ich verschaffe sie Dir und Du
sollst gesund und froh werden."
Da wichen plötzlich die Nebel und
der schönste Sonnenschein fluthete über
das herbstliche Land. Und der Alte
blickte noch einmal in die schönen
Augen des Mädchens, in das braune
Goldlicht. daS darin lebte und das ihm
ordentlich das Herz erwärmte. Tann
humpelte r davon.
Elend, frostig und mühselig wurde
sein Spätberbst, aber eS war, als sei
sein Geist fern, fern in seligen Landen.
Nicht Hunger und Kalte spürte er
mehr, und wer ihm begegnete, wähnte
einen armen Irren vor sich zu sehen.
So fand man ihn eines Tages tot, er
froren in einer Schneewehe, am
Straßenrande. Aber wie ein stilles
glückliches Lächeln lag eS auf seinem
Angesicht. Keiner ahnte, w'e alück.ich
dieser Elende gewesen war, seitdem er
das goldene Licht in den Augen des
MädchenS lab, dem er mit dem letzten
der drei Wünsche die Sonn gab.
Der Kavallerist.
Wie heißt Ihr Pferd, Herr Nilt
mcister?"
Lucinde."
Ah wohl nach Braut so be
rannt?" ,
Nee Braut erst gesucht die
auch so heißt."
Schlaumeier.
HauSmuttcr (zu dem HauLvater.
der im Korridor die Gasleitung ab
stellt) : Du vergißt wohl ganz, daß
der Herr Assessor noch mit Lorchen
im Salon sitzt? I! Wir können ihn
doch unmöglich im Dunklen lassen?!"
Kausvoter: Ich will eben dem
Zustande ein Ende machen, daß er
uuser Kind über seine Absichten im
Dunklen läßt!"
Parsifal In Paris.
Pari. Nov. 1912.
' Wird er wirklich im nächsten Jährt
am Pariser Opernplatz absteigen. Her
zeleiden Sohn? Angekündigt unter
den erlauchten Gästen ,ür die nächst
Saison ist er ,ch"N. und die Pan er.
die seine Bekanntschaft aus dem heill.
gen Hügel von Bayulh bereit früher
gemacht haben, tveiden den immer noch
jungen Herrn herzlich willkommen hei.
ßen. Aber er selbst? Hat er semen
Ploetz fkißig durchgearbeitet? Wlk
wird er den moschusduftenden Damen
in den berachlxirtkN Boulevard Cafe
zusingen: .Seid Itr denn Blumen i
Da er al .reiner Thor' leicht au
se und ohnlickx schlecht Gesellschaft
vineinfallen konnte, möchten Mt iM
rathen, sich an Landsleuten. wie z. .
nrAuftr in friif-n die im Lause
UMIlfUMIV., .,.", fi
der Jahrzehnte schon ganz hübsche Er ,
sahrungen auf dem Pariser Pflaster
gemacht haben. Mit Woian rami
in der benachbarten Brasserie Wetze!
ein gutes GlaS Münchener trinken, und
Lohengrin ist schon so verparisert. daß
er seinen auS der deutschen Provinz
kommenden Vater mit sicherem Takt
durch die Versuchungen von Mazim
und des neuen HörfelbergeS, genannt
Montmartre, geleiten wird. Aber, wie
gesagt, die Sprach! Den anderen Hel
den und Heldinnen WagnerS haben
bisher vier menschenfreundliche Herren
Taschenwörterbücher für die Reise nach
Paris geliefert. Der erste war Wil
den. Wilden wollte aus dem Wagner
tert französische Verse machen und
dichtete gänzlch vorbei. Seine Wort
paßten nicht zu den deutschen Worten
und paßten vor allem nicht zu den No
ten. Am meisten gebraucht wird heute
:.. .i's Wtforirnnitrtn !, lim
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streng an die Wagner'sche Sprache und
an die musikalische Deklamation hält,
dafür aber gelegentlich das Französi
sche grausam vergewaltigt. Dann ha
ben wir eine Uebersetzung deS Ringe
von Brllnn Gaübatz. die allen An
sordcrungcn der französischen Sprach
ästhetik genügt, aber ihrerseits nur die
Dichtung wiedergeben will, ohne an die
musikalische Verwerthung zu denken.
Jetzt bereitet George Ancey ine neue
Französirung der Tetralogie vor. die
sowohl eine französisch Dichtung wie
eine gewissenhafte Begleiterin der mu
sikalischen Linie sein soll. In den unk
vorliegenden Proben vermögen wir
freilich eine große poetische Sprachge
walt, die dem französischen Hörer einen
Begriff von der herben Kraft Wagner
geben könnte, nicht zu entdecken. Ver
muthlich werden dem Gralskönig im
nächsten Jahre verschiedene Uebersetz
ungen zur geneigten Auswahl borge
legt werden. Einen guten Rath möch
ten wir den Reisemcrrschällen Parsifal
geben: si mögen dafür sorgen, daß
das Premierenpublikumbei seiner An
kunft weiß, um wen es sich eigentlich
handelt. Wir haben schon bei der
Erstaufführung der Götterdämmerung
bei den in den Zwischenakten aufgetra
genen Diners Paillardscher Herkunft
so absonderliche Ausdeutungen von
Tarnkappe. Ring und Zaubertrank,
von Roß Grane und Schwert Rötung
zu hören bekommen und zwar von
den Lippen sehr hübscher Pariserinnen
daß wir fürchten, ohne genaue Ein
fuhrung des fremden. Herrn konnte
man ihn vielleicht für den König von
Montenegro oder den neuen Sultan
von Marokko halten. Da die Herren
und Damen von Tout-Paris gründ
sätzlich niemals bor dem zweiten Akt
ins Theater kommen und unter kei
nen Umständen dazu zu bewegen sind,
sich den dritten Akt eines Stückes an
zusehen, könnte man sich auf einen
Kommentar der Klingsorszene be
schränken. Die iotumenmädchen wer
den die Pariser auch so verstehen. So
kommt man um die heikle AmsortaS
wunde herum, und die Geschichte mit
dem Speer, die Frage der Herkunft
Kundrys; man vermeidet auch die im
gänzlich laicisirten" Frankreich unbe
quemen Magdalenen- und Abendmahl
f jenen. Freilich entgeht den Neugie
rigen dafür auch der famose langsame
Schritt der Gralsrittergarde. An Er
folg wird es dem Parcifal nicht fehlen.
Parsifal das kommt ja beinahe ei
nem Vozerkampf zwischen zwei Welt
champions gleich, wo man 300 Fran
ken für den Platz zahlt oder einem
Caruso Melba Abend oder einem
neuen russischen Ballett oder einerPre
miere in Monaco. Daß man von den
Vorgängen auf der Bühne schlechter
dings gar nichts versteht, thut nichts.
Man kann sich ja die Zeit damit ver
treiben, die tadellosesten WestenauS
schnitte und Zylinder, die kostbarsten
Spitzen und feenhaftesten Brillanten
der Welt in den Logen zu bewundern.
Die .Musik muthet stark kubistisch-fu
turistisch an. Die Leute werden ei wie
Rossini machen, der die Partituren
Wagners von hinten durchzuspielen
anfing, da er der Ueberzeugung war,
er müsse sich beim richtigen Spiel ge
irrt haben. Im übrigen ist man über
di Salome hinweggekommen, wird
man auch den Parsifal überstehen. In
jedem Falle muß man dabei gewesen
sein, und mindestens acht Tag lang
wird man von dem Mann sprechen, der
das Fragen vergaß. Eine merkwür
dige Familie: der Schwiegervater fragt
,in seiner Jugend zu wenig und die
Schwiegertochter Elsa fragt später zu
viel. Man kann es eben den Leuten
niemals recht machen. Wie wir hören.
sind die Herren und Damen schon be
stimmt, die den Parsifal. AmfortaS,
Gurnemanz und die Kundry , singeg
sollen. Also: e kann losgehen!