Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 10, 1912, Image 2

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    Daa Vuud der ..srltmnrZen Vergc".
Die JltlfOlfrTlärung Montenegro!
ceqen die Türkei hat in besonderem
'JJtafä die Aufmerksamkeit aus ds
Land der .schwarzen Berge unö
feint kriegerischen Vewohner. d,e
Montenegriner, gelenkt. Tieselben
sind serbischen Stammes, und ihr
Vaterland bildet da steile ffelsenge.
birgt oberhalb bei VeerbusenS von
ssattaro, zwischen Albanien und
Bosnien, welche schon seit JaKrhun
u den Venezianern Monte
nearo hieß, während eS in der Mut
tersprache Tschernagora genannt
wird, wa übrigens dasselbe wie daZ
italienische Montenegro bedeutet,
nSmlich Schwarzer Berg. ES um
saßt etwaS liber 9W0 Ouadratkilo.
meter mit etwa 240,000 Einwoh.
xiern.
Auf die Frage, woraus sich die
merkwürdige Tatsache erklärt, daß
daS Volk der Montenegriner ganz
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Aönig Nikolaus I. vonMontcnegro während einer Ansprache an sein Volk.
von unwirtlichen Gebirgszügen ab.
geschlossen fern der Welt haust, gibt
die Geschichte Antwort. Als im
Jahrr 1389 daS Serbenreich unter,
ging, flohen diejenigen, die ihrem
Glauben treu bleiben wollten, ihre
Freiheit hochhielten und dem Rache,
schwert der Türken entkamen, in die
wildzerklüftcten. beinahe unzugäng.
lichen Berge des heutigen Montene
gro. Bis zu Anfang der fünfziger Jahre
des vorigen Jahrhunderts war die
weltliche mit der geistlichen Macht
in einer Hand vereinigt, der Bischof
(Wladika) war der Herrscher und
hielt seinen Hof zu Cetinje in einem
Kloster unfern eines Turmes, auf
Nikolaus I. bon Montenegro.
welchem Türkenköpfe als Trophäen
aufgestellt wurden. Er herrschte un
umschränkt, denn wenn er auch einen
Senat zur Seite hatte, so wurde der
selbe doch von ihm selbst ernannt,
und er fragte ihn nur um seine Mei
nung, wenn er dazu Lust hatte,
fragte ihn aber nicht, wenn er etwa
Widerspruch befürchtete. Es herrschte
eine heillose Unordnung im Lande,
und erst der letzte Wladika brachte
mit eiferner Strenge, mit Hängen
und Totschießen. Ordnung in die
Verwaltung. Die herrschende Reli
ion ist die griechisch-katholische.
Seit dem Jahre 1852 wich die
Vkokratifche Regierungsform einer
absoluten erblichen Monarchie; dem
Fürsten sGospodar) jetzt König
seit 1860: Nikola I. Pietrowitsch.
NZegusch. stand die kleine Skupfchtina
mit sechs Ministern zur Seite; in be
sonders ivichtigen Fragen wurde auch
die große Skupfchtina einberufen.
Seit 1905 hat das Land eine regel
reckte Volksvertretung und gehört so
mit in die Reihe der konstitutionellen
Staaten.
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zur Tatsache geworden, denn alle
r "wichen Montenegriner sind vom
" r -ensiabre an fcii zur eintre-
tendcn Altersschwäche militärpflich.
tig. so daß eine Armee von etwa
n),OOÜ Mann ausgebracht werden
kann. Im Frieden besteht daS Heer
nur aus hundert berittenen Perjani
ken. Die Ctaatseinnahmen. nur
Steuern, Zölle und Monopole, betra.
gen Z7.20.000. die Zivillisle des Für
sten $."0.000.
Der Gürtel der Montenegriner mit
zwei Pistolen und dem ?atagan fei
nem breiten krummen Gäbet) gehört
neben der langen Flinte zu ihrer we.
sentlichsten Nationaltracht, die übri
gen? wenig von der albanesischen ab
weicht. Ihre Häuser sind meist auS
rohen Steinen mit Cchilfdach erbaut.
Tai Holz ist sehr selten, da von einer
Forstverwaltung kaum die Redt ist
und auch nur sehr wenige Täle? oder
nördlich gelegene Felsabhänge be
waldet sind. In den fruchtbaren ?a.
lern kauen die Monten'grincr Ge
treibe, widmen sich aber mehr noch
der Viehzucht und bearbeiten die
Wolle ihrer Schafe zu ihrer Kleidung,
worauf sich im ganzen die Industrie
dieser noch meist im Naturzustande
lebenden Bergbewohner erstreckt. Die
Volksbildung steht auf einer sehr nie
driaen Stufe: die ersten Schulen
wurden erst vor etwa 50 Jahren in
Cetinie und Dobrogko-Selo erricytel,
in denen Unterricht im Lesen, Schrei
ben. Rechnen. Geographie und Ge
schickte erteilt und auch die Kirchen-
schrift Z!rkomi) im Gegensatz zu der
bürgerlichen Schrift (Grosdanski) ge
lehrt wird. Jetzt bestehen in den grö
ßercn. allerdings dorsähnlichen Orten,
wie Eetime. Wodaorika. Nikschitsch.
Dulcigno und Antivari, überall
Schulen.
Die Geistlichkeit in Montenegro ist
sehr zahlreich; man kann sie auf
3000 schätzen. Eme Erzieyungsan
statt baben sie nickt, sondern sie neh
mim Qnnlinnf nn K?i fi in dem UN
terrichten. was sie selbst wissen, unb
das ist nicht viel mehr als Kirckenge
bete lesen, die in den Büchern stehen.
die in Kiew gedruckt werden und
meist auf russische Kosten dorthin
kommen. Gewöbnlich ergreifen die
Söhne der Geistlichen wieder den
eiitticken Stand, ftiir das Kloster-
leben bestimmen sich wenige, wesbalb
die meisten der dorbandenen Klöster
nur von zwei bis drei Kalugern
(Mönchen) besetzt sind.
Bisweilen kommt bei den Monte
negrinern noch die Blutrache vor.
doch wird jetzt meistens schiedsrichter
kicke Entscheidung anoerufen. indem
jede Partei zwölf Richter wählt, die
ihr Erkenntnis schriftlich absagen
und das Blutgelö (Karvanna) ve
stimmen. Obwobl sie keine studier
ten Aerzte haben, zeichnen diese sich
durch das Geschick und die glückliche
Art, Wunden zu heilen, aus.
Das Gesetzbuch der Montenegriner
besteht aus nur 16 Seiten und ent
hält manche Merkwürdigkeiten. Der
erste Artikel desselben bezieht sich auf
die Verteidigung des Vaterlandes und
lautet: Wenn sich ein Feiger findet,
soll man ihm die Waffen nehmen.
und er soll während seines ganzen
Lebens nicht meyr geacytel werven;
gleichzeitig soll man thm eine
ftrauenftfiünt umbinden, um anzu
zehrn, dak ibm kein Männerberz in
der Brust schlägt." Ein anderer in
teressanter Paragraph erkennt oem
Beleidigten das Recht iu. sich selbst
Mnecktiakeit zu verschaffen: .Wer ei
nem Montenegriner einen Tritt gibt,
oder ihm mit seinem Pfeifenrohr ei
nen Schlag versetzt, wird zu einer
hohen Geldstrafe verurteilt. Wenn
der Beleidigte in einem. Augenblick
gnkchier Wut den Beleidiger ouf der
Stelle tötet, soll er frei auflas."
Sehr streng sind die Strafen f Ur
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T montcnegrinise Onierolftab.
Ehebruch, und ia8 Gesetz gibt dem
Gatten das Recht, die Schuldigen zu
üten, wenn er sie aus srilc.,er l&i er
:atvt. Diesem Paragraphen folgt
ein anderer, der gleichfalls erwäh
nenswert ist: .Wenn ein Mädchen
freiwillig einem Jüngling folgt, ohne
Zustimmung der-Ellern. ist eS nicht
schuldig, denn die Liebe hat sie der
einigt."
Wirkliche schwarze Berge, also mit
Nadelholz dicht bedeckte Berge, einen
sogenannten Schwarzwaio. ,uazi man
übrigens in Montenegro vergeblich;
statt dessen siebt man nichts alS die
grauen kahlen Gebirge, die sich von
Fiume an längs der ganzen Ostküste
deS Adriatischcn MeereS hinziehen.
wo mitunter meilenweit reine ege
tation sichtbar ist. Sodann ist es
auffällig, dak in diesen ??elsenlaby
rinthen menschliche Wohnungen vor
Handen sind. Andere Fellentcyiucy
ten. Felsengebirge unv tftiitiuaici
haben doch sonst einmal ein Ende,
hier aber ist kein Ende zu finden.
Wenn mau die steile Felswand von
Cattaro auZ aus 90 Windungen im
Zickzack hinaufgestiegen ist, hat man
einen prächtigen Ausviia; man uver
schaut die hohen Berge, die die eine
Bückt von Cattaro von den anderen
Buchten trennen, ja man genießt hier
eine Ausficht, die Europa n,l oi
darbietet, nämlich zu lernen Funen
daS Meer, dasselbe über eine hohe
Gebirgskette zum zweitenmal und
über eine zweite zum öritlenmai. e
schwerlicher. als der Aufstieg war,
geht es bergab. Man denkt einer
Ebene entgegenzugehen, doch es geht
wieder bergauf; man neyt q naq
dem Ausaana des Tales um. um
fönst; man ist in einem Bergkessel ge
Wesen, bald geht es wieder hinab in
einen Krater, und so sieht man erst,
daß hier alle von diesen steilen Ber
gen herabströmenden Berawäsfer sich
in unterirdischen Schluchten verlieren,
wie auf dem Karst, in dem Gebirge
oberhalb Triest und Fiume. Und
kein Baum, kein Strauch auf diesen
düsteren Bergen, sondern überall nur
Felsen und 'Felsentrümmer. so daß
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Blick auf Cetinje, die Hauptstadt von
brr Niim Montenegro oder Tscher
nagora weniger schwarze Berge als
öde. düstere Berge zu bedeuten scheint.
itiirf(!n Pslnb aber, auf dem
eine Pflanze wurzeln kann, und sei
rJ . , n i cnrt:
es auch noch io nein. ,,1 mn ajwi,
Getreide oder Kartoffeln bebaut; man
kann, da sehen, daß die Montenegri
ner sehr fleißig sind, oder vielmehr
ihre Frauen, venn iynen unv wen
k?s,ln Untnnrt man am bäufiasten
mit der gewöhnlichsten Last, dem
Neisigholz. das t tn oen oou zu
lande sehr harten Wintern weit her
holen müssen, da. wie schon erwähnt,
die meisten Berge aller Vegetation
entbehren.
Die 'Hauptstadt des Landes ist daS
über 3000 Einwohner zählende, in
schwer zugänglichem Bergland gele
gene ' Cetinje. das sich aus einem
1478 gegründeten und befestigten
Kloster entwickelt hat. Es ist auch
die Residenz des jetzigen KönigS Ni
kola I.. der, am 7. Oktober 1841 ge
boren, im Jahre 1860 den montene
grinischen Thron bestiegen hat. Er
ist mit dem russischen Zaren befreun
det und verschwägert, seine Gemahlin
ist die schöne Fürstin Milena. In
seiner Bildung steht er hoch über sei
nen Landsleuten: er hat in Paris im
Lyzeum Louis le Grand" seine
Studien gemacht und spricht Jranzö
sisch mit vollendeter Reinheit und
Eleganz, ja er hat sogar dichterische
Begabung, so daß er ein gefeierter
Nationaldichter ist. begeistert für die
Freiheit feiner Nation. Er hat so
wohl lyrische wie dramatische Dich
tungen verfaßt, und unter feinen
Dramen ist das berühmteste und po
pulärsie Die- Jungfrau deS Bal
kans", daS er nach dem blutigen
Kriege von 1876 gegen die Türken
IhVdie CmaU Tribune.
(schrieben kt. und daS eine Ber.
herrlichung , del montenegrinlschkn
Weil,ez ist. Er 'st uberyaupk ve
strett. durch daS Beispiel seines Pri
rallkbenS. durch feine Fürsorge für
die Mädchenerziehung uns durch seine
Schriften da LoS der Frauen, in
denen der Montenegriner nichts als
zur Arbeit geschafsene Sklavinnen
sieht, zu verbessern und menschenwür
diger zu gestalten. Die Lieder des
fürstlichen Dichters sind von hohem
poetischen Schwung, volltönend wie
Posaunenschall. und seine KrieoSlie
der sind wahrhaft bceisterte Hnmnen.
die die Nationalhelden Pietro Tanilo
und Mirko Pietrowitich feiern.
Die Bevölkerung ist im ganzen
recht dünn gesät, man rechnet nur 23
Seelen auf den Ouadratkilometer.
Sie ist serbischen Stammes, aler
imal im Süden stark mit albanesi
, schein Blute gemischt, und sie unter
! scheidet sich in mancher Hinsicht sehr
' zu ihrem Vorteil von den Bewohnern
i deS eigentlichen Serbien. Von hobem
link kafti?,m 'Iguchz. sind die
Männer infolge einer von frühester
Jugend geübten Ablprtung vesayigi.
unglaubliche Strapazen mübeloS zu
ertragen, und eine hcldknwütiae Tap
ferkeit. die in wahrhaft antiker ?o
desverachtung vor keinem Wagnis zu
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Hauptwache-
rückschreckt, macht )e zu den besten
Kriegern Europas. Dabei sind sie
äußerst mäßig in ihren Lebensge
wohnheiten. zuverlässig und gastlich.
Auch ihr - hochentwickeltes Ehrgefühl
könnte in die Liste ihrer Vorzüge
eingereiht werden, wenn es nicht lei
der zumeist bis zu jenem Grade
krankhafter Empfindlichkeit gesteigert
wäre, den man als Händelsucht zu
bezeichnen pflegt.
Eine in Europa ziemlich vereinzelt
dastehende s?ziale Einrichtung ist die
noch in voller Reinheit erhaltene pa.
triarchalische Organisation nach
Stämmen und Geschlechtern. Der
Aelteste führt das Regiment über die
Familie. Mehrere Familien bilden
eine Brüderschaft und mehrere Brü
"ontencgro.
derfchaften ein Dorf oder einen
Stamm, deren etliche sich wiederum
zu einem Bezirk zusammenschließen.
Ein Kenner der Verhältnisse
schreibt über die Eigenart dieser Ein
richtung: Familie und Verwandt
schaft stehen einzelnen näher als
die große Allgemeinheit. Daher war
und bleibt der Stamm die kriegen
sche Einheit der Montenegriner. Sie
benennen sich nach dem Gebiete, wel
ches sie bewohnen, und olgen einem
gewählten Heerführer (Woiwode. Her
zog), dem der Fahnenträger (Bajrak
dar) beigegeben ist. Noch in den
Ein Schafhirt auZ 'Montenegro.
sechziger Jahren unterschied man
sechs große, territoria. getrennte
Stämme, deren stärkste? an 5000
Flinten ins Feld zu stellen vermochte.
Heute ist der Bestand der Stämme
mehr nominell und die Wahl der
Woiwoden nur eine Formsache, da sie
stets nach Wunsch und Willen deS
Königs vorgenommen wird.
.Dieses Fortbestehen der ursprüng
lichen sozialen ' Einrichtungen ' hat
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seine guten und seine sck,,lim!nen Gei
ten. Da AusammerUklen in der
GeschlkchtSzkMklnschci'.. die zuweilen
bis zu zweihundert männlich Kopse
zählt, erhält die alten Sitten und
Gebräuche unberührt, und eS tnlsteht
eine überaus strenge Ausfassusg der
Moralpflichtcn und deS EhrtegiifkeS.
die sich namentlich in allen Dingen,
die den Verkehr zwischen ken beiden.
Geschlechtern angehen, in lilertriebe
l i f - - strir
ner uno reinayr unnailliua,cr r,,r,on onnaherno impxi itiat.
äußern. e crauincren ksuyic. o,c
ttattenliebe, die Witweitrauer müssen
niedergehalten werden; sie gelten we
nig und müssen zurücktreten vor den
Gefühlen und vor der Pflicht, welche
man den Eltern und Geschwisttl
schuldet. Dabei legt man auf Anißer
lichkeiten ein unglaublich großes Ge
,oi" Auch in anderen Dingen
kommen diese seltsamen Begriffe von
Ehre und Moral zur Geltung. Sie
sind eben der Ausfluß einer Ge
meinschaft. die durch daS Band ge
meinfamer Abkunft und eines ge
meinfamen GeschlcchtSnamenS auS
der einem Mitglied ungetanen Unbill
die Sache der ganzen Sippe macht.
Sie begründet die Solidarität in
Freud und Leid. Daraus der
furchtbare Auswuchs der Blutrache,
die in den vergangenen Zeiten und
noch bis In die letzten Jahrzehnte
hinein die Stämme in unausqcset'ter
Feindschaft und Blutvergießen er
hielt, wodurch manchmal der Staat
an den Rand des Verderbens gebracht
wurde."
Einen auffallenden und nicht eben
erfreulichen Gegensatz zu dem stattli
chen Aeußeren der montenegrinischen
Männer bildet ubriaenS die Erschei
nung der grauen. Das beinabe lkla
vische Abhängigkeit? VerhäniS. in
dem sie nicht nur zu dem Gatten,
sondern auch zu allen männlichen
Mitgliedern der Sivpe sieben, hat
ihrer Gestalt wie ihren Gesichts?iiaen
seinen unverkennbaren Stempel aus
gedrückt. Sie sind fast durchweg von
kleiner, unscheinbarer Figur, entbeh
ren schon in der Juaend deS weibli
chen Liebreizes und dflegen sehr früh
zu altern. Auch rhre aeistiae Reg
samkeit ist gering, und sie sieben in
dieser Hinsicht weit binter denMän
nern zurück. Im Gegensatz zu der
malerischen Kleidung des stärkeren
Geschlechts traaen sie sich sebr einfach,
und ihre Gewänder sind vorwiegend
von schwarzer Farbe.
Ein Kampf um die Freiheit.
In der galizischen Irrenanstalt
Kulparkow ,st der berüchtigte Attew
täter Jlnitzky. eigentlich Joseph Se
rafin. in Haft, der schon wiederholt
aus Kulparkow und auch aus anoe
ren Irrenanstalten entsprungen ist
und immer wieder verhaftet wurde.
Er gehört zu den gefährlichsten Jr
ren: fchon üwer Attentate hat der
Mann angeblich aus politischen Mo
tiven begangen. Selbst angeblich aus
bolitlschen Mo wen verfolgt, hat er
in der Schweiz den dortigen russi
schen Gesandten niedergeschossen und
schwer verletzt. Verhaftet und wieder
der Irrenanstalt überwiesen, hat er
nach seinem abermaligen Entweichen
Zn Paris, angeblich wegen der in ber
Schweiz thm zuteil gewordenen e
Handlung, auf einen Herrn der dort!
gen fchweizerischen Gesandtschaft ein
Revolverattentat verübt. Seither ist
Serafin Jlnitzky in der galizischen
Irrenanstalt Kulparkow interniert.
Die Versuche zu seiner Befreiung
dauern aber immer noch an. Dieser
Tage ist der ehemalige Krankenwär
ter der Landesirrenanstalt in Kul
parkow Michael Wrbicki. 21 Jahre
alt. in Haft genommen und dem Lan
desgericht eingeliefert worden. Er
soll dem Landesgericht in Lemberg
überliefert werden, bei dem eine Un
terfuchung gegen ihn anhängig ist.
Wrbicki erscheint nämlich dringend
verdächtig, an den 'Versuchen, die in
jüngster Zeit zur Befreiung Scraiin
Jlnitzkys unternommen worden sind,
beteiligt zu sein. Er hatte sich Ende
August d. I. nach seinem Austrü
aus dem Dienst in der Jrrenanstal
Kulparkow nach Zürich begeben und
war mit der dort wohnenden Brau
Serafins. Maqdalena P., die alle
Versuche zur Befreiung des gefährli
chen Irren leitet, in Verbindung ae
treten. Die Züricher Behörde hatte
Kenntnis davon erlangt, daß m Zu
rich ein Komplott zur Befreiung deS
Irren geschmiedet werde, und ha
kurzerhand die Ausweisung Wrbckis
verfügt. Sie brachte ihn an die
Schweizer Grenze. Wrbicki war aber
auch vom Wiener Sicherheitsbureau
dauernd überwacht worden. AIs er
in Wien ankam, wurde er noch am
Bahnhof verhaftet.
. Verständnisvoll. Wil
sen Sie nicht, warum sich der Greni
dier Müller das Leben genommci
hat?"
.Er hatte eine Köchin zur Geli'l
ten, die ist ihm untreu geworoen,
Also Nahrungssorgen!"
Undankbare Aufgaben
Frau: Es ist schrecklich, einen hal
ben Tag braucht man, um das Ml'
ragessen fertig zu machen und in einer
halben Stunde ist t autgege, et:
Besuch (Dichter): Was will das
sagen! Ich habe ein ganzes Jahr z
einem Lustspiel gebraucht und an
einem Abend ist es durchaefallen!"
Mische okstIirljchasl in
Wakllka.
Von Ehr. Pfrank.
Obgleich erst ein kleiner Teil der
riesigen Waldungen Teutsch . Ostasri
kal einer forstwirtschaftlichen Kon
trolle untersteht, betragt die alS
Waldreservat erklärte Fläche zurze','
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(Verödete? Land zur llnlaae eines PssanzcngarlenS.
Hiervon entfallen auf immergrün
geschlossene GebirgZ, Höhen un)
Küstenwälder allein über 200,000
Hektar. DaZ übrige verteilt sich au?
Ifer. muß und Nlederungswaio,
Trockenwald, Aufforstungsgelände un !
Manarovenwald. Von letzterem sind!
rund' 50.000 Hektar. alS Reservat er
klart und unter Kontrolle europäischer!
höherer ssorstbeamten. Forstverwal
tungsbezirke gibt eS zurzeit am Ru!
i t. in WilhelmStai. Tanqa. Mosch,,
Morogoro, Bagamojo und Daressaist in der Farbe gelb bis braunrot.
am. Mit oer fortschreitenden Ent.
Wicklung deS Schutzgebiets werden
weitere Verwaltungsgebiete notwendig
werden, um die alljährlich hinzukam
mendcn Rcservatscrklärungen. 1909
10 waren es rund 150.000 Hektar,
taatlich kontrollieren zu können.
In einem Neuland wie Afrika. WZ
die eingeborene Bevölkerung durchweg
vom Raubbau lebt und alljährlich zur
Gewinnung immer neuen Ackerlandes
weite Strecken durch Niederbrennen
der Holzbestände verwüstet, ist ein
staatlicher Schutz ein dringendes Ve
Proben osiafri'a
dllrsnis. Des weiteren müssen d:e
Bestände wertvoller Kautschuklianen,
von denen früher viele tn sinnloser
Gewinnsucht vernichtet wurden, durch
eine geordnete Wirtschaft gesichert und
erhalten werden. Auch die reichen
Edclholzbestande und ganz besonders
die Mangrovenwaldungen bedürfen
des staatlichen Schutzes.
Die Länder um den Indischen
Ozean sind überaus arm an Hölzern,
insbesondere Arabien, das Somali
land und selbst Vorderindien. Die
alljährlich Ostafrika anlaufenden in
bischen und arabischen Segelfahrzeuge
nahmen deshalb gewohnheitsmäßig,
als Heimfracht. Nutzholz und Brenn
holz insbesondere aus den Mangro
venwaldungen. Die Nutzung im
Jahre 1909 betrug über 13.000 Fest'
meter. Bevor es eine forilwlrl'cyasi
liche Kontrolle hierüber gab, war die
Nutzung sicherlich viel größer, schon
aus dem Grunde, weil ungehindert
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Pflänzlinge
Holz geschlagen werden konnte, außer
dem der Verkehr von Segelfahrzeugen
geschildeter Art ganz erheblich lebhaf
ter war. Daß damals ohne jede Scho
nung und Rücksichtsnahme abgeholzt
wurde, ist zu natürlich. DaS Man
grovenholz gehört zu den dauerhafte,
sten Hölzern, die eS überhaupt gibt.
ES ist zwar von außerordentlicher
Härte und Sprödigkeit. sehr schwer
zu bearbeiten, dafür aber, was in den
Tropen ein ganz besonderer Vorzuz
ist. iermitcnsicher. Die Stämme &
den 8 bis 17. Meter hoch und sind
meist sehr schlank gewachseii. Tat
Wachstum ist ein langsames, in 4 bis
5 Jahren etwa 3 Meter. Lerwendunz
findet daS Holz besonders zum Bau
von Häusern, als Deckenbalken, un)
ist hier schier unverwüstlich. Auch
Planken. Pfosten und Brückenhölze?
werden daraus geschnitten und haben
sich in jeder Beziehung bewährt. Da
früher bei Satalc am Rufiji erist'k'
rcnde Sägewerk ht uL Mangroven
- nmj-i,, "'j
'1 t .
rrwL
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holz ganze Fahrzeuge gebaut, doch ist
daS Holz für diese Zwecke nicht be
sonderS geeignet, da ei sich leicht
wirft und beim Austrocknen springt.
Die verschiedenartigen unter dem
ammelnamen Mangrove ..bekannten
Bäume wachsen bekanntlich im Brack
Wasser. Da die Segelfahrzeuge dickt
an die Baume heransayren können, in
, die TranSportfrage außerordentlich
einfach und vor allen Dingen Wirt
tckastlich sehr vorteilhaft. Das oiz
Die Mangrove pflanzt sich zwar aus
sehr einfache Art selbst fort, indem
ihre ins Masser fallenden Früchte sich
, Zn den Schlamm einbohren und dann
keimen, sie wird aber auch forstmän
nisch angepflanzt. Seit einigen Iah
Iren wird auch die Mangrovenrmoe ge
nutzt, die einen den Eingeborenen
längst bekannten und von ihnen zu?
Bereitung von Leder benutzten wert
vollen Gerbstoff enthält, dessen Ver
Wendung zedoch. wegen der anhaften
den roten Farbe, bis jetzt nur de
schränkt war.
nischcr Hölzer.
Teutsche Frauen in Afrika.
Ueber die Fraueneinwanderung ia
den deutschen Kolonien berichtet die
Generalvertreterin des Frauenbundes
der Deutschen Kolonialgesellschaft
im Zentralblatt des Bundes Deut
scher Frauenvereine". Sie teilt mit,
daß mit Unterstützung der Gesell
schaft bisher 1.397 weibliche Perso
nen nach Slldwestafrika gesandt wur
den, und daß sich die Zahl der Weib
lichen Erwachsenen dort im letzten
Jahrzehnt von 451 auf 2.463 geho
ben hat. Das zahlenmäßige Ver
hältnis zum männlichen Geschlecht ist
aber dabei dennoch so ziemlich dal
gleiche geblieben, denn damals gab eS
2.146 erwachsene Männer in Süd
westafrika. während es gegenwärtig
nahezu 9000 dort gibt. Hieraus
kann man ersehen, daß noch immer
nur etwa jeder vierte Europäer die
Möglichkeit hat, sich mit einer Weißen
zu verehelichen. Sehr gestiegen ist
?3ÄÄÄj
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1 Ui
unter Schutzdächern..
die Zahl der Kinder. Vor einem
Jahrzehnt betrug sie noch kaum 800.
während sie augenblicklich über 2500
ausmacht. Der erwähnte Bericht ver,
weist darauf, daß nur sehr tüchtige
und vielseitige hauswirtschastliche
Kräfte mit Kenntnissen im Kochen,
Plätten, Nähen, womöglich in Land
wirtschaft und Hühnerzucht.- gute
Aussichten haben, wahrend kaufmän
nische Kräfte. Hausdamen, Kinder
fräulein, Erzieherinnen, nur auf 11
ringe Chancen rechnen könne. .,
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