Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 03, 1912, Image 7

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AuS dem Reich der Mode
und Gesellschaft.
N e w N o r l , 22. Nov.
Unter den prächtigen Erzeugnissen
der KKidermacherkunst, die in dieser
Satton bei der Vferdeschau ihr Er
scheinen machen, befinden sich einige
Toiletten in sckwarzem Sammet, die
c Meisterwerke bezeichnet werden
müssen. Sowohl als Abendtoilette, wie
all Straßenkostüm, nimmt das
schwane Sammetkleid in dieser Sai
scn eine hervorragende Rolle in. Noch
r.ie konnte Sammet sich emer so äuge
meinen Bewunderung rühmen, wie sie
ihm iy diesem Jahre entgegengebracht
wird. Der Luxus, der diese! Gewebe
umaiebt. weckt fast in jeder Frau da
Verlangen, nach dem Besid einer dieser
Ultra eleganten Toiletten und die
Schönheit einer solchen reizt jeden Be
schauer. Die Zeit, wo man die Besür
Wartung der Frauenrechte olö typisch
für die äußerste Gleichgültigkeit in Be-
zug auf Kleidung anzusehen pflegte.
ist gewesen. In meser Saison sind
einige der bestgekleideten Frauen unter
denen zu finden, die auf öffentlicher
Plattform die Sache de? Frauenstimm
rechts verfechten.
DaS sckwarze Sammetkleid kommt
natürlich in erster Linie für diejenigen
in Aetracht. die nicht mit Pfennigen
zu rechnen haben, denn es bleibt, auch
wo die Garnitur aufs Aeußerste Ix
schränkt ist, immer ein Gegenstand von
hohem Luzus. Trotzdem ist dasselbe
in erheblicher Zahl anzutreffen. Eins
der besten Beispiele des einfachen, aber
streng, up . to , date" Sammetkleides
finden die Leserinnen in, unserer ersten
Ä,bblwung. Die Einfachheit des
Kockeö wird nur gemildert durch eine
Das Sammet -
K o st ü m
komme il
faut.
lochte Einkrausung unterhalb der
Kni'eelinie an der einen Seite, während
große geschliffene Stahlknöpfe die
bauptsächliche Garnitur bilden, die
Taie hat große, glatte Revers, die mit
einem breiten Kragen in Einem ge
schnitten sind. Die schmale Weste ist
Von weichem, gemusterten Netz. Der
Gürtel kann von Stickerei oder irgend
einem orientalischen Stoff sein, mit
herabhängenden Enden, die unten au
sammengezogen sind um mit Quasten
abzuschließen.
Wester, wie in dem eben beschrie
benen Modell von weißer Spitze,
weißem Netz. Chiffon oder irgend
einem weichen Material, in schwarzen
oder dunkelfarbigen Kleidern, gelten
für überaus modisch elegant. Die besten
Kleidermacher gehen bei der Auswahl
des Materials für dieses Detail mit
der größten Sorgfalt vor, um dem
selben fo viel wie möglich den Cha
rakter des Weiblichen zu geben.
Ein prächtiges Abendkleid ist von
schwarzem Chiifon und besonders
dortheilhaft für allzu schlanke Figuren.
Die Drappirung des Kleides besteht
aus einer Cascade, die vorn zwischen
Hüften, und Knieelinie und im Rücken
vnterhalb der Knieelinie zum Ab
schluß kommt. Die Drapirung vorn
wie im Rücken ist bedeckt mit einer
ptüt von geschliffenen Stahl Orna
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NeuesteFormen in I a ck e t s.
menten. die mit Pendants abschließen
Den Ausschnitt der Taille umrandet
ein schmaler Streifen von , schwarzem
Sammet, mit Stickerei von geschiisse-
nem Stahl. Eine weiße Chi fon , Dra
viruna an der Armseite ist das Ein-
z,ge, was an Aermel gemahnt.
Eine große Anzahl von Abendtoi
leiten sind ohne Aermel oder beinahe
ohne Aermel, dies muß aber nicht da
hin aufgefaßt werden, daß s nicht
viele und sehr verschiedenartige Aermel
giebt, tonn thatsächlich ist die Abwech
selung darin fast endlos. Viele Modelle
machen 'allen Regeln, welch?. Andere
beherrschen, entschieden Opposition,
und doch sieht man selten Ungehörig
leiten. Am meisten begünstigt wird für
Sammetkleider em breites Bolant, daö
sich der tief herabfallenden Schulter
anschließt, und daö vom eigenen Mate-
rial oder von Spitze sein kann.
Die hervorragendsten. Kleidermacher
sind noch immer bemüht, der schon
vorhandenen großen Verschiedenheit in
Jackets der Straßenkostüme immer
noch neue Muster hinzuzufügen. Fast
jede Woche tauchen noch neue Formen
und Dessins auf, von denen jedes das
schon vorhandene an Chic und Ele
ganz zu übertreffen scheint. Die in
unserer zweiten Abbildung gezeigten
Modelle liefern ein Beispiel hierfür.
Beide weisen die beliebte schwarz
weiße Kombination auf. Das erste ist
ausgeführt m weichem, theilweise
rauhem Material. Dem Rock sind an
der Seite vier schmale Pliss . Falten
eingefügt. Im Uebrigen ist derselbe
yne jede Ausschmückung.
Da! Zacket hat doppelbrüstigen
Effekt und hoch am Hals schließenden
Kragen, der so überaus modern ist.
Ueber der Bütte ist es mit Borte und
Franzen garnirt, und die gleiche Boris
garnirt auf die Manschetten der weit
über die Hand fallenden Aermel Es ist
am unteren Rande vorn nur wenig
abgeschrägt.
Ganz allerliebst ist die Form des
acketS des zweiten Modells. Der
?chnitt ist reizend und äußerst vox-
theilhaft für jede Frgur, mit Aus,
nahmt dielleicht sehr korpulenter
tauen. Bemerkenswerth an dem
acket sind die bis auf die Taillen
linie hinabgehenden Revers, die mit
schwarzer Borte besteppt sind, und
über die der Kragen von glatter.
schwarzer Seide fällt. Mit dem Letz.
teren Harmoniken die Manschetten.
Ueberaus chic wirken die kurz wegge
schnittenen Bordertheile, die einen
Ausschnitt von der Form einer umge
kehrten römischen V ergeben.
Dem Rock sind schmale, fächerartige
Theile von fein gefaltetem Plissee ein
gesetzt. Außerdem garniren denselben
Streifen von glatter, schwarzer Seide.
Außerordentliche Mögltchieiten für
da Ueberarbeiten und Modernisiren
vorjähriger Kleider bieten die neuen
Moden. Die Kombination von zwei
oder drei verschiedenen Stoffen er
möglicht es, mit Leichtigkeit, aus den
noch gut erhaltenen Theilen eines alten
Kleides, die sonst zu nichts zu ver
wenden sind, ein modisches Kostüm zu
machen.
Ein Kleid dieser Art sehen die Lese-
rinnen in unserer dritten Abbildung.
Der obere Theil des Rockes ist von
matrosenblauer, gemusterter Seide.
Foulard oeder Pongee. während der
untere Theil von glattem, blauen
Atlas ist. Eine schräge Blende von dem
glatten Material bildet den Kops für
die tiefe Falbel und garnirt ebenso
den Saum.
Die Blouse ist von der gemusterten
Seide besteppt mit Blenden von der
glatten Seide als Garnitur. Abnehm
bare Revers von altgelber Spitze,
deren Muster mit dunkelblauen und
leuchtend rothen Fäden umzogen ist.
bilden eine weitere Ausschmückung.
Die Aermel sind lang, mit Man
scheiten von glatter, blauer Seide, und
im Einklang mit den Revers, mit
Spitze garnirt.
Großes Interesse ist während der
Pferdeschau den Mänteln und Um
hängen zu Theil geworden, besonders
waren schwarz und weiße Effekte stark
vertreten. Für dieselben gilt der Satz:
Je auffallender der Kontrast, für um
so moderner der Mantel, und dasselbe
gilt, von schwarz und weißemMaterial
für Tailor . Kostüme.
Schwarz und weiße Brokate werden
mit ausgezeichnetem Effekt für Mäntel
und Umhänge benutzt, wobei als Gar
nitur Weißfuchs oder Hermelin der
wandt wird, vorzugsweise Fuchs.
Der modisch Hut. von jedem Ge
sichtspunkt betrachtet, ist eine interes
fante Studie. Der große Hut und der
kleine Hut, der mittelgroße und der
Aus Alt neu gema
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eigenartig geformte, jedem wird daö
größte Interesse zugewandt.
Einige ungcmcin hübsche Effekte
warzn in der Pferdeschau zu finden.
Die Farben Komposition an vielen
der Hüte war von so ausgesucht feinem
Geschmack, daß man sie als Kunstwerk:
bezeichnen mußte.
Es gehört mehr als Muth dazu.
Roth, Lila und Gelb an einem Hut
z vereinen. Eö bedarf dazu eines
Genies, die Schattirungen auszu
wählen und ihnen den richtigen Hinter
gründ zu geben, um das berauSzu
bringen, was herausgebracht werden
soll.
Gezogen oder eingekrauste Krcnen
sind ein Merkmal vieler der neuen
Hüte, besonders da, wo der Rand
schmal ist, und gezogene ständet sind
da in Begehr, wo der Rand breit und
hochgeschlagen ist. Es ist eine hübsche
?fd und bedeutet gleichzeitig eine Er
sparniß. Biber - Effekte stellen große
Ansprüche an die Börse, und wenn
man eine Biber . Krone erworben hat,
muß der Rand noch beschafft werden.
Nichts ist in solchen Fällen besser als
ein Rand von gezogenem Atlas öd
von gestreckter Seide oder Sammet.
Hüte, die Kromn von Seide.
Sammet oder Biber haben, hoch und
kugelförmig mit Rändern, die in
Zacken geschnitten und gegen die
Krone gepreßt sind, find kleidsam für
Frauen, die eigenartige Faons mit
Bortheil tragen können. Diese Muster
erfordern nur wenig Garnitur, doch
was davon vorhanden, ist immer über
auö chic und eigenartig im Effekt.
Der große, schwarze Hut und der
große Hut überhaupt behauptet seinen
Platz seines malerischen Effektes
wegen. Er ist modern garnirt' mit
irgend etivaö oder auch ungarnirt.
Kleine Kränze von winzigen Blüthen,
eingewunden in Falten von Tüll
machen ein ansprechende Garnitur für
den großen schwarzen und weißen
Biber oder Atlashut.
Paradiesfedern, obgleich überaus
kostspielig, werden dieses Jahr mehr
alö je getragen. Zuweilen dient ein
einziger kleiner Zweig als Garnitur
für den kleinen Hut von Biber. Plüsch.
Sammet oder Pelz, einfach vermittelst
einer schlichten Bandschleise oder einer
Rosette von Gold oder Silbergaze an-
georaazr.
Wanda.
Die gepanzerte ScHönyeit.
Von M. v. S u t t n e r.
Es war einmal ein Schlächter, der
hatte eine böse Frau. Sie sprach, sie
schimpfte, sie schrie tagaus, tagein. nö
um sich zu befreien aus dieser Noth -
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noiy macyr ersinoeriim eriann er
ein Effengestell, das sie einzwängen
und ihr den Athem nehmen sollte, auf
den ihr das Schreien unmöglich sei,
Aber das Schimpfen ward durch das
Eisengestell nicht behindert, im Gegen-
theil, es belästigte die bose Sieben,
und sie schimpfte nun noch mehr. Da
sie aber, wie sich das für eine Schläch
terin gebührt, kugelrund war wie ein
Kürbis, gefiel sie sich in das Eisen-
gestell eingesperrt gar wohl, und sie
trug den Eisenpanzer ihr Lebtag lang.
Und wenn sie nicht gestorben ist, dann
lebt sie noch heute.
So weit das Märlein vom Ur
sprung des Korsetts.
Ungezählte Nachkommenschaft hat
die Schlächtersfrau hinterlassen, die
gleich ihr tagaus, tagein einen
Panzer trägt. Seit dem sechzehnten
Jahrhundert hat er, bei dessen Anblick
man sich nur wundern kann, daß der
Schlächterin nicht thatsächlich die Luft
am Reden verging, einige" Aende
rungen erfahren. In Gehäusen, wie
das dargestellte, steckte aber nicht nur
die legendäre böse Sieben, sondern die
höfliche Frau. Ein solcher Panzer
war 1909 im Museum des Louvre
ausgestellt anläßlich der Exposition du
Costume", neben der Vertugade", mit
der zusammen er im sechzehnten Jahr
hundert das Gerippe des höfischen
Kostüms am spanffchen Hofe bildete.
Vertugade wie Korsett" arbeiteten da
rauf hin. den Körper flach und breit
erscheinen zu lassen. Das Korsett,
besser gesagt der Panzer, besteht aus
gänzlich unelastischen Quer- und
Längs Eisenstangen, etwa drei bis
vier Zentimeter breit, die durch grobe
vernietete, Nägel miteinander verbun
den sind. Es war ehedem mit Stoff
bezogen, heute grinst es uns. ein be
ängstigendes, rostiges Eisenskclett, ,
entgegen.
Marterwerkzeuge waren auch noch
die corsets". die die große Dame im
siebzehnten und achtzehnten Jahr
hundert trug, durch Holz- und Eisen
schienen gesteift. Marterwerkzeuge
nach unserer Borstellung waren
noch die Korsetts, die von der Mitte
des, neunzehnten Jahrhunderts bis
zum Ende desselben getragen wurden.
Erst zu diesem Zeitpunkt wurde ja das
Korsett in der vorderen Partie nicht
mehr mit kühner Rokokoschweifung ge
baut, sondern neuzeitlichcn Jntent,o
ncn entsprechend, gerade liniert". Ban
de Beide, den ich vor Jahren einen
Vortrag über die Frauenkleidung
halten hörte Künstler sollten nie
versucken, in die More einzugreifen,
denn sie stehen ihr immer als Äestheien,
Ideologen oder zum mindesten Jdeaii
sien gegenüber verglich die moderne
Frauengestalt mit einer in tx Mitte
abgebundenen Wurst". Sicher ist da
ran viel Wahres. Der strittige Punkt
ist nur der, ob es besser ist, diese Ab
bindung" vorzunehmen oder nicht, also
eine geformte, planvoll gestopfte Wurst
nach van de Beide darzustellen,
oder ein, formlose?
Es wird heute viel auf der These
herumgeritten: das Schönste ist der
nackte Körper. Es müßte aber eigentlich
heißen, der nackte Körper kann das
schönste sein, denn jeder wird be
stätigcn, daß er garstiger fein kann,
alö das garstigste Thier. Das zu ver
bergen, ward den Menschen die Jnielli
gcnz und das Korsett.
Wirklich schön gewachsene Frauen
verzichten, seitdem das Korsett nur
Modelaune ist. nicht aber Bestandtheil
der Tracht, immer auf dasselbe, denn
sie bedürfen ja keiner Schönheits
tusche. Aber wie viele Hüften, Büsten,
Beine haben gegen so aufgelegtes
Spiel nichts einzuwenden? ,
In Paris, wo einerseits vielleicht
die größten Sünden im Schnüren be
gc...gen werden, wird anderseits gerade
vo:. großen Modedamen das Korsett
häufig beiseite gelassen aus dem sehr
triftigen Grunde, als es eben dort
sehr viel gut gewachsene Frauen gibt.
Und zwar bemerkte man diese That
fa., speziell in den letzten Jahren
ziemlich oft, denn die Mode hatte
nichts übrig für Wespentaillen, eine
Geschmacksrichtung, die, wenn nicht
alles tauscht, einer Wendung entgegen
geht.
Bei uns hat man dem Korsett au3
ethischen, ästhetischen, hygienischen
Gründen den Krieg erklärt, aber Ukase,
die sich gegen weibliche Schlauheit und
Eitelkeit wenden, könnten wohl nur
mit Gewalt , durchgeführt werden
Denn ist es von einer Frau, die tadel
los gewachsen ist. Schlauheit, das Kor.
seit beiseite zu lassen, so ist es von der
anderen schlau, es zu tragen. So trug
Sarah Bernhardt, als sie noch mn
ger" war, das jung" liegt allzuweit
zurück! nie einen Schnürleib, seit-
dem ihr Körper seine geschmeidige
Grazie verlor, nahm sie ihn aber
wohlweislich zur Hand.
Wenn das ethische Moment in Be
irr"! kommt, so kann man sich nur
wundern, daß es Menschen gibt, die
darüber im Zweifel sind, was ziem
licher ist; einer ganz allgemeinen Mode
zu folgen oder sich von ihr zu-emanzi
Pieren und somit aufzufallen. F. T.
Ailcker iertiat diesen Fall kur und
bündig ab, indem er sagt: Die frechste
Mode mitzumachen ist weniger frech,
als sich von derselben auszuschließen."
Und endlich das hygienische Mo
ment! Wer ist hier berufen, Urtheile
abzugeben, die befolgenöwerty sind:
Mediziner, die weittragende, weltbe
kannte Namen haben, oder solche, die
wir nicht kennen? Darf hier nicht
der Vermuthung Raum , gegeben wer
den, daß in vielen Fällen ein jeden
Brauch, jede Erfahrung verachtendes
Gebot aufgestellt wird, vielleicht ent
gegen tiefinnerster Ueberzeugung, nur
gedrängt vom Wunsche, durch Außer
gewöhnliches die Aufmerksamkeit auf
sich zu lenken? Ein Verfahren, dessen
Wirksamkeit der Menge gegenüber
meist einschlägt.
Von den Urtheilen bekannter Medi-
i
iner über das Korsetts die ich seit
Zahren einholte, möchte ich nur eines
wiederholen, das der betreffende Ge
lehrte seinerzeit auch in einem Artikel
niederlegte. Der bekannte französische
Chirurg Doktor Doyen behauptet, eine
Frau, die niemals ein Korsett trüge,
altere vor der Zeit, sähe vernachlässigt
aus wenig verführerisch. Weit wich
tiger aber ist folgendes: Er nennt das
Korsett einen Appetitregulator". Eine
Frau, die korpulent ist, soll ein festes,
festanschließendes Schnürleibchen tra
gen. denn es wird sie unterstützen, stets
nur mäßig zu essen die erste Regel,
um schlank zu bleiben. Er findet das
Korsett bei schwächlichen, im. Wachs
thum begriffenen Mädchen als sehr
nützlich, und konstatiert, daß es bei
Disposition zur Verkrümmung der
Wirbelsäule einem vom Orthopäden
gefertigten Panzer aus Leder und
Zelluloid mit Stahl beschlagen vor'
zuziehen ist, denn nach seinen Beobach.
jungen hat dieser ein verlrummtes
Glied oft in seiner, Lage fixiert und
das Wachsthum behindert, während
ein von einer guten Korsettiere gefer-
tiqtes Korsett, unterstutzt von ent
sprechenden' gymnastischen Uebungen,
gu!' Dienste leistet. Doyen geht sogar
so weit, zu behaupten, daß das alt-
modische Korsett trotz all semer Man
gel immer noch besser war, als gar
keines gegen diese altmodischen
Korsett aber sind die heutigen ein
Vergnügen". Das Korsett wird ange
feindet seitdem tS besteht und seine
Uranfange kannte schon daS klassische
Alterthum in Gestalt von Lederbinden.
durch die die Frauen die Büste stützten,
Hüften und Leib 'einzuengen trachteten
aber zäumt man nicht das Pferd
beim Schweift auf? Sollte man nicht
den Mißbrauch des Korsetts verfolgen,
anstatt dieses selbst? Geht eS damit
nicht wie mit dem Wcin, den viele ver
dämmen, weil sich manch einer zu
Tode ?
4 Gemeinnütziges.
Karten k o l o r i r e n. Der
Kostenpunkt ist unbedeutend, denn
wie ich Ihnen schrieb, kosten die
Karten 1 Cent pro Stück, und mit
einem 22 Cents Büchlein von Farben
kann man Hunderte von Karten kolo
rieren. Wenn der Mann in irgend
einem Geschäft oder sonst, wo Publi
kum hinkommt, , einige Karten und
Kalender ausstellen könnte, würde er
jedenfalls Erfolg haben. Er soll zu
verschiedenen Bildergeschäften gehen
und sehen, wer die billigsten Matten"
schneidet, es braucht nur einfacher
Cardboard zu sein, in einfachen
Farben oder ganz weiß. Die Kalender
sind wirklich sehr hübsch. Auch Aqua
rellkarten. zu Kalendern verarbeitet,
wenn geschmackvoll ausgedacht, möchten
guten Absatz finden, natürlich bei
höheren Preisen als kolorirte Karten.
Es wird heute sehr Geschmackvolles
verlangt, dann aber auch gut bezahlt.
R o st f l e ck e n in waschbaren Ge
genständen. 2 Theile Cream of Tartar
und ein Theil Oxalic Acid. beides pul
verisirt. wird vermischt. Der Fleck wird
angefeuchtet, dann von dem Pulver
darauf gestreut, ziemlich dicke Lage.
Man läßt es einige Minuten liegen,
reibt es etwas ein und wäscht es
schnell aus. Man kann dieses Ver
fahren, wo es nöthig wird, öfters wie
derholen. aber man darf das Pulver
niemals zu lange auf einmal darauf
liegen lassen, sonst giebt es Löcher, es
muß. wo Wiederholung nöthig ist.
immer , nach einigen - Minuten in
frischem Wasser ausgewaschen werden,
Gewöhnlich hilft es schon beim ersten
Maie.
Wasch - Präparat. Für 5
Cents Salt of Tartar. Carbonate of
Ammonia und ein Packet Potasche
werden durcheinander gemengt, 4
Quart Wasser kochend und vorsichtig
rcingerührt, dasselbe kann in Flaschen
aufbewahrt werden. Von dieser Misch
ung gieße man eine Obertasse voll
ins Kochwasser nebst reichlich geschab
ter Seife, ' die Wäsche wird 2 bis 4
Stunden vorher eingeweicht und in das
kochende Wasser gethan, das Waschen
derselben ist nicht nothwendig, alsdann
läßt man sie 10 Minuten kochen, soll
ten sich noch schmutzige Streifen darin
befinden, was aber nur bei sehr
schmutziger Wäsche der Fall ist. so sind
dieselben durch eine kleine Reibung der
Hände rasch entfernt. Diese Wäsche
braucht mehrmalige kalte Spülung.
Für die Küche.
Gefüllter Hammelschle.
gel. Man spalte einen Hammel
schlegel, löse die Knochen heraus, klopfe
das Fleisch tüchtig, wasche es und
reibe es mit Salz und Pfeffer ein
und bereite nun folgendes Füllsel:
Man wiegt Speck, ein in Milch einge
weichte? und dann ausgedrücktes Bröt
che.i und Zitronenschalen klein; rührt
Eier, das nöthige Salz, ein wenig ge
stoßene Nelken und Pfeffer daran und
mengt alles gut untereinander. Damit
füllt man den Schlegel und bindet ihn
zu. Dann belege man eine Braten
Pfanne mit Speck, Schinkenschnitzchen,
Zitronenscheiben, Zwiebeln, Lorbeer
blättern und Nelken, lege den Schlegel
darauf, lasse ihn langsam dünsten.
wende ihn öfters um. bis er ein wenig
braun wird, gieße gute Feischsuppe
und nach Geschmack Weinessig daran
und las e ihn braten, bis er weich ist.
Dann nehme man ihn heraus und
bereite folgende Sauce: Mebl wirk in
Butter gebräunt, dein etwas Zucker
beigefügt ward; dann giekt man die
Sauce von dem Schlegel daran, rührt
sie gut durcheinander, giebt sie wieder
in die Bratenfanne und den Schlegel
darein und läßt ihn in dieser Sauce
nochmals aufkochen. Bevor man den
Hammelschlegel serviert, entfernt man
die Fäden und garnirt ihn fodantt mit
Zitronenscheiben. Die Sauce gießt
man diuch ein Haarsieb.
Mulaaatawnysuppe: 2
Pfund Kalbfleisch und eine Anzahl
Kalbsknochen werden mit Wasser,
etwas Salz. Wurzelwerk und einigen
weißen Psesserkornern zugesetzt, wobei
man das Fleisch in Stücke schneidet
und die Knochen etwas zerhickt. Nach'
dem alles 3 Stunden lang gekocht
hat. seiht man die Brühe durch, zerlegt
einen halbweich gekochten Kalbskopf,
zwci junge Hühner in nette, ziemlich
kleine Stücke, brät ije in Butter nebst
sechs in Scheiben geschnittenen Zw!:
iel.l, nach Belieben auch einem Stück
che:, Knoblauch aus beiden Seiten
unter öfterem Umwenden braun und
thut dies in die Brühe, wo man es eine
Stunde lang langsam kochen läßt.
Nun mischt man zwei knappe Eßlöffel
Currypulver, ein wenig feinqerösteteZ
Mehl, eine Prise Cayennepfeffer und
den Saft einer Citrone mit einigen
Löffeln Fleischbrühe zu einem Tetg
ufammen, den man in der Suppe ver .
kocht, und richtet dieselbe an. Man
serviert körnig gedünsteten Reis zu
dieser Suppe. Der Neis darf zu diesem
Zweck nur z Stunde lang in Bouillon
oder Wasser und Butter gedämpft
werden.
Gefüllter Grieöpudding
m i t B a n a n e n , kalt oder warm.
Sechs Bananen werden geschält, in
Würfel geschnitten und in lockendem
Zucker weich gekocht. Inzwischen hat
man e Pfund Gries in Weißwein mit
Zucker und Vanille zu dickem Brei ge
kocht. Die Hälfte davon thut man in
eine gut gespülte Porzellanform.
streicht darauf die Bananenmasse und
giebt den übrigen Gries darüber.
Dann stellt man die Form auf EiS.
stürzt den Pudding und giebt ihn mit
Rahmschaum. Oder man thut den .
Gries zur Hälfte in eine gebutterte
Form, die Bananen darauf, den Rest
Gries darüber und bäckt die Speise in
der Form eine Stunde. Zu dem
warmen Gericht thut man gut. unter
de,l Gries sechs Eigelb und den Schnee
cm c r . "
or weisen oie,er Cier zu ziehen, ehe
man ihn in die Form thut. Statt Ba
nanen läßt sich auch z. B. Aepfel- oder
Himbeerkompott zur Einlage verwen
den.
Ein originellerHei rath Z.'
an trag.
Die Jhchocr Nachrichten" geben -folgenden
reizenden Heirathsantrags
Brief wieder, den kürzlich ein wacke
rer Hambilrgcr an ein in der Nach,
barschaft von Oldesloe bediensretes
Mädchen gerichtet hat: Liebe Freun
Will Was zuerst den Anfang meines
Briefes betrifft, so bin ich in Verle
gcnhcit, wie ich anfangen soll, denn
die Liobe ist ein Gefühl des menschli
chen Herzms, doch zur Sache. Ein an.
derer würde esJhnen vielleicht münd,
lich gesagt haben, aber mit mir ist eS
etwas anderes. Ich bin ein Wands.
bei von räthlichenEltern erzogen, sche
netteLeute, aber ohne jeden Aufwand,
stille Familieiwcrhältnisse und etwas
Viehzucht, doch zur Sache. Sie er in
nern sich, mein Fräulein, was ein
ritterlicher Sohn unter diese Verhält,
nisse für'n netten Menschen sein muß.
Sie erinnern den Herrn, der L-mal
mit Sie am Lübschm Baum tanzte
und Sie eine Brause sogar mit einem
Schuh, nebst ihre Freundin geben
ließ und zuletzt noch 2 Rundstücke mit
Käse k 30 Pfg.. ich that es ja gerne,
doch zur Sache. Dieser selbiga
Herr schreibt jetzt Sie, denn warum
soll ich es länger verhelcn, ich fühl
es schon zum ersten Mal, als ich Jh.
nen sah, ein Geftihl. ein Gekribdel
und gekrappel, ganz so als wenn ein
Floh auf und nieder hüpft, doch zuv
Sache. Denn als ich näher zusah, war
es kein Floh, sondern die Liebe zu
Sie, vielleicht haben Sie dasselbe Gc
fühl gefühlt, und dann muß Ihnen
doch auch etwas daran gelegen sein
in andere Verhältnisse zu kommen,
denn ich als herrschaftlicher Diener
kann eine Frau ernähren. Ich bin
ein spaßhaften Gesellen, denn wenn
es sich macht, daß Sie meine Frau
sind, so sollen Sie als Nebenverdienst
unsere Hern'chaft kochen. Ich würde
gern in den Mußestunden eine Frau
unterhalten. Auf diesen Antrag ei
es offenen und ehrlichen Mannes er
warte ich baldigst zärtliche Antwort.
Ihr treuer E. H."
Gemüthlich.
Logisfrau: Herr Doktor,
Schneider ist vor der Thür'!"
Mr
ismdiosus: Schad tmx wenn
er nur nct 'reinkommt!"
Ungalant.
Maxi: .,. . . Unsere Frau Meisterin
solltest Du 'mal reden hören. Die
nimmt sich keinBlatt vor den Mundl"
Pcpi: Das glaub' ich aern -,
so grosze Blätter gibt'S gar nicht!"
Ein Zeichen deut er.
Offiziersburscke (der. als er die
Beinkleider seines Herrn ausklopft,
auf jedem Sftiie einen großen Flecken
bemerkt): Hm, Parquetwachs
ala, wir haben wieder 'mal, migehak
tm!"
-Der Pantoffelheld
Frau: ... . . . Du. Otto, dem Men
sehen mußt Du aber ordentlich
meine Meinung sagenl"
fA
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