Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 03, 1912, Image 6

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    Fremde
iliomon Don M.
(10. Jortsktzung.)
(JJ war ein lvlück für dni neuen
Httrn, daß r jefct Alleinherriche aus
seiner Pflanzung nwr und von früh
lii spät zu thun hatte; die Sehnsucht
räch Havnah hätt ihn sonst zu thörich
Un Streichen verführt. Manchmal
tvar ihm. alt haltt tt Yu Trennung
ton der Geliebten niefct mehr auS, ft
gehörte ihm ist kurze Zit an. und tt
zoufzte wenig genug von ihr. Nun
Iiätte er sie so Vieles fragen, ihr so
WeleZ fagn mögen, vor Allem aber,
fcafj er sie liebe der alleö Teilten und
verstehen.
Hans sxlemming hatte sein vierund
glvanzigsteS LebenZiahr zuriiiaelea.l,
rhne die Lieb kennen gelernt zu haben.
Zum wenigsten empfand er noch nie
riii Gefühl, das diesen Namen verdient
liatte. Nun erst wußte er. wai Liebt
sei. (r lieble ffliihend heifj. mit wahr
last verehrender Sehnsucht, die ihn
täglich, stündlich zu Hannah zwang.
C wenn er sie besiden könnte, ihn
schauderte der diesem Uebermaß von
Seligkeit!
Vrnchie ZeKt Cäsar die schwarze Le
tertasche. so leuchtete dai Auge feine!
Herrn auf in heller Freude, und der
Bursche wuhte schon, daß sein Mister
unter den vielen Briefen, die die Psst
gebracht, nur einen einzigen kleinen
ticrausfuchen würde, mit dem er dann
eilig in seinem Zimmer verschwand.
Non Bremen ließ sich die Nachricht
erwarten. ZiKist hatte Hans heimlich
uf eine Drahtnachricht gehofft, die
ältern mußten sich denken können, mit
welcher Ungeduld er ihrer Antwort ent'
gegensah. Oft waren um minder
wichtige Dinge langakhmige Kabeldepe
schen abgesandt worden, gleich danach
tröstete der junge Mann sich wieder.
Noch wußten Vater und Mutter nichts,
folglich konnten sie auch nicht antwor
ten. In den langen Nächten, die
Hans, von Sehnsucht gepeinigt, auf
seinem Lager schlaflos verbrachte,
nialte er sich hundert Mal aus, wie
seine Eltern die Botschaft empfangen
kvürden. Sie sprechen von der neuen
unbekannten Tochter, versuchen auS
seiner Schilderung sich ihr Bild vor
Äuqen zu führen und bauen goldene
Luftschlösser für seine Zukunft. Nur
Serty fehlte in dem Bilde, da? er stch
zauberhaft schön auszumalen versuchte.
Für sie war nirgends Platz drinnen.
So verstrichen die Wochn in steter
Arbeit schnell genug. Hans hatte sich
iereits so eingelebt, daß ihm war. als
wirke er schon jahrelang an dieser
Stätte, und mit der Arbeit kam ihm
auch die Lust und Liebe zu ihr. Jg,
hannes Flemming wäre glücklich gewc
sen, hätte er sehen können, wie Vortheil
haft sein Sohn sich in der kurzen Zeit
verändert, er würde seinem wackeren
Buchhalter noch eifriger Recht gegeben
haben.
. Zum größten Erstaunen des Jnspec
tors. der seinem Herrn sehr zugethan,
ließ dieser nach kurzer Zeit zum zwei
ten Male die Erntearbeiten im Stich
und reiste nach Bahia ab. Seinen
Diener nahm er diesmal mit sich. Cä
sar hatte sich seinem neuen Herrn un
entbehrlich zu machen gewußt durch
feine anhängliche Treue und durch die
Anstelligkeit, die er zu jedem Geschäft
rnitbrachte und die bei diefem unge
schulten Naturkinde erstaunlich war.
Der Schwarze war vor Freude au
ßer sich, als er erfuhr, daß er seinen
Mister begleiten solle. Er saß so steif
und ehrbar an desKutschers Seite, daß
dieser sich des Lachens kaum enthalten
konnte. Der Ungeduld des Liebenden
erschien der Weg zur Station heute
endlos. Zum Glück verkürzte da
naive Entzücken Cäsars den Weg, der
selten, fast nie, von der Pflanzung
fortgekommen. Endlich war Villa nov
erreicht. Hans sprang vom Wagen
und forderte den Diener auf, die wem
gen Gepäckstücke zu nehmen und ihm zu
folgen. Der Zug stand zur Abfahrt
bereit, die Locomotive zischte und
schnob und Cäsar fürchtete sich namcn
los. Er sah das prustende Ungethüm
scheu von der Seite an und traute sich
nuht, naher zu treten. AIs ihm gar
bedeutet ward, er solle in einem der
Abtheile des Wagens Platz nehmen,
stieg seine Angst derart, daß er tn
Thränen ausbrach. Dem lauten Hohn
und Spottgelächier der Beamten und
Passagiere entzog sein Herr ihn da
durch, daß er ihn zu sich in sein Abtheil
nahm und gütig auf ihn einredete. Es
dauerte lange, bis Cäsar begriff, daß
ihm im ?teiche des Königs Dampf kein
Leid geschehe; von dieser Stunde an
schwor er seinem Herrn Treue bis zum
Tode, r hätte sich für ihn viertheilen
lassen. . '
Hannah empnng ven eutöttn mit
:nem Jubelschrei. Ihr, der S an
einer die Zeit tödtenden Arlxit fehlte,
ging diese naturgemäß weit langsamer
bin. .Sie verbrachte manche Stunde,
wo ihr sonst starker Muth sank, wo die
umgebenden Hindernisse sich vor ihr
Unb.ezwingbar thürmten, wo sie verza
gen wollte!
Nicht als ob sie an ihrem Haas, an
simsr unwandelbaren Liebe und Treue
geMifett hätte.' An ihn glaubte sie
rk an. ihren Gott, aber die Welt und
die Menschen in ihr., die sollten so böse
l".lccht in. wie ihr die Zrau des
Schuld
Prigge Vrook.
Lehrer! haarscharf bewies, daß I zu
den Telter.heiten gehörte, wenn ein reu
cher junaer Mann einem armen Mad'
chen die Treue hielt! Sie wußte hun.
dert Beispiele, wo der Bräutigam dem
unausgesetzten Zureden der Seinen
trotz aller innigen Liebe doch gefolgt
und Bcide hernach elend geworden von
ren. Han fand dadec woUl die alle hin
gebende Liede, nicht aber dzZ felsenfeste
Vertrauen seinetÄädchenZ wieder, das
ihn, ohne daß er sich'S selbst gestand,
mit echter Zuversicht erfüllt hatte. Zum
Kopfhängen war indeß keine Zeit. Da
zu liebten sie sich Beide viel zu sehr,
das kurze Glück seligen Beisammen
sein mußte genossen werden Sie
tranken den berauschenden Liebestrank
aui goldenem Becher der Hoffnung und
ließen Alles hinter sich. waS ihr Ee
ligteit zu trüben im Etande gewesen
wäre.
Ueber die nächste Zukunft waren sie
einig, Kam der erwartete Brief von
den Eltern, so würde Hans die Hei
rath gleich betreiben, er würde seine
Papier besorgen unv um deschleunig.'
ten Conseni zur Eheschließung ein
kommen. Und dann war Hannah sein.
Zusammen mit ihr auf seiner Pflan
zung. umgeben von den Wundern der
Trvpenwelt, würden sie ein selig! Da
sein führen, um das selbst Götter sie
beneiden. Schlug dann die Stund der
Trennung auS diesem schönen Lande,
so würde sie daheim mit den Eltern
leben und ihnen ihren Lebensabend
durch kindliche Liebe verschönen. Das
waren köstliche ZukunftSträume.
Tn Vorschlag ihreS Bräutigams,
sich doch inzwischen mit einigen der in
Bahia ansässigen deutschen Familien
bekannt zu machen, wies Hannah stolz
und energisch ab. Sie habe an incr
Erfahrung genug und werde nur an
seinem Arm, als seine Frau Besuche
machen und empfangen. Er konnte
nicht weiter in sie dringen, sondern
reist ab mit dem Versprechen, in vier
Wochen bei ihr zu sein. Bis dahin
mußte sich Alles entschieden haben.
Die Entscheidung kam. Nicht frü
her und nicht später, als w sie von
rechiSwegen zu erwarten war. Der
Inhalt des väterlichen Briefes traf
HanS wie ein Donnerschlag.
Ohne viel Worte, am Ende eines
langen geschäftlichen Schreibens, rich
Ut Johannes Flemming über die dem
Herzen seines SohneS am nächsten lie
ende Angelegenheit folgende Wor'e an
diesen:
Nebst Manchem, was mich zu hören
freut, theilst Du uns. lieber Hans, in
Deinem letzten Brief mit, daß Du
Dich verlobt hast und nun um unseren
Segen bittest. Leider sind wir, Deine
Mutter und ich, nicht in der Lage. Dir
denselben zu geben, da Tu nach unse
rem Willen Dich nach Deiner Rückkehr
mit Deiner Cousine Gerty verwben
wirst. Eure Heirath ist reiflich nvoo
oen zwischen uns und Gertys verstorben
nem Vatr. so daß an eine Aenderung
dieses Beschlusses nicht zu denkei; ist.
Außerdem walten noch andere, zwin
gende Gründe ob, die zu erörtern Tu
mir einstweilen erlassen wirst. Was
nun jeneö Mädchen angeht, öln der Tu
uns schreibst, so hoffe ich. daß Tu Dich
ihrer sofort in passender Form entle
digst. Sie wird mit sich ttUn lassen
und keine Ansprüche an Dich stellen, die
Du ihr nimmermehr gewähren kannst.
Hoffentlich bist Du nicht zu lrxt ge
gangen. Solltest Tu zur Regelung
der Sache des Geldes bedürfen, so oer
füge über die Kasse, ich traue Dir zu,
Du wirst nicht unverständig sein!
Deine Mutter läßt Dir noch sagen,
daß Du die ganz fatal Angelegenheit
mit Stillschweigen übergehst, erstens ist
ihr die Sache peinlich und zweitens soll
Gertys Unbefangenheit durch nichts ge
stört werden. Es wird nicht angehen,
ihr Deine Briefe zu verheimlichen, da
sie stch jederzeit nach Deinem Ergehen
angelegentlich erkundigt. Zum Schluß
warn ich Dich vor jedem Versuch, mich
umstimmen zu wollen. Du kennst mich
hinlänglich, um zu wissen, daß es nutz
los ist. Unterlaß es daher in unserem
beiderseitigen Interesse!
Ich hoffe, bald zu hören, daß Tu.
k in geschäftlichen Dingen nach mei
nem Sinn, auch in dieser Beziehung
Dich meinn ausgesprochenen Wünschen
fügst und bleibe in dieser Hoffnung mit
bestem :uß auch von der Mutter
D-ein wohlgewogener Vater.
Das Blatt entsank der Hand deS
Lesers, sein blühendes Gesicht wurde
fahl. Das also war die Antwort sei
nes Vaters! Ein Gefühl wie Haß
wachte im Herzen des Sohnes auf. Er
sollte nach der Eltern Willen Gerty hei
rathen, weil sie es unter sich, im Ver
in mit seinem verstorbenen Onkel so
abgemacht. Gerty wollte wohl auch,
sie war ja noch so jung und ließ sich
unschwerbereden, und auf die Haupt
jache, aufZseine, Hans' Einwilligung,
kam S ja weiter gar nicht an. Er
hatte Ja und Amen zu sagen, inerlei,
eb ihm dabei das Herz in der Brust
zerbrach, vder ob er an Hannah, dem
reinsten, holdesten Geschöpf, zum
Schurken würde. '
Im Nothfälle gibt man ihr Geld, die
Flemming find ra reich-es fragt sich
nur, wie hoch Lied'. Ehr' und Treu.' im
?ZM,e Cmali Irifiünf.
IIMH'.JWWW
teif flehen.
Tann ist er wieder frei, kann Gerty
heirathen und erbt Haus. Hvf, die Fa
brit und all' da Flemminglch Geld.
WaS thut', wenn das Lebentglück da
bei in Scherben geht! Glück braucht der
Erb von Flemming Lohn auch nicht!
In feiner tiefen Bitterkeit fühlte der
jung Mann, wie sein arme, mißhan
delte Herz sich in ihm auflehnte egen
die Gewalt, die man ihm anthun woll
te. Er fühlte, daß zum Entsagen
viel zu spät; nicht um eine Welt, nicht
um des Vater Segen oder Fluch kann
er annah lassen, er kann e nicht, es
ist stärker als er. Und angesichts der
schweren Kämpfe, die seiner harren in
seiner tiefen Noth, dem heißen Liebes
gefühl, tni in seinen Adern tobt, setzt
er sich hin. schlägt beide Hände vor da
Gesicht und weint lange und bitterlich,
ö dauert lange, bevor er sich gefaßt,
dann aber rafft er sich auf.
Der Brief fliegt auf die Erde, dir
Stuhl in'S Zimmer hinein und .An
spannen!" ruft Hans Flemming durch
daS Fenster. Er will fort, zu Hannah.
Die ganze große Liebe zu ihr. die ikn
durchglüht, wallt in ihm auf. Er muß
zu ihr. Wie hart und lieblos der Va
ter übr sie geschrieben, ihm ist sie nur
noch theurer geworden. WaS ahnt der
alternde Mann, dessen Leben dem Er
werd, dem Jagen nach Reichthum ge
widmet war. von seiner Hannah, Ivas
weiß er von der Seligkeit, dem Glück
d?r Liebe. Fast spürt der Sohn jktzt
eine Regung oes Mitleids: Armer Va
ter. wie reich bin ich doch gegen Tich.
der Tu sie nie gekannt. , der Tu nie
ahnen wirst, waö Liebe heißt.
An seine Mutter dachte er kaum. Auf
sie, hatte er gebaut, ihrer Zustimmung
war er fast sicher gewesen, nun ließ sie
ihm sagen, er dürfe seiner Hannah
nicht einmal mehr Erwähnung thun.
Hatte st ihn denn nicht recht verstan
den?
,Das Mädchen, welches er für werth
und würdig hielt, der Mutler Platz
eipst einzunehmen, konnte doch nicht
minderwerthig fein, noch wenizer aber
einGeschöpf, von dem man nicht spricht
und dessen Erwähnung Gertys Sinn
schaden könne. Hans faßte den beleidi
genden Sinn, der in den Worten lag.
kaum, er machte ihn nur seiner Mutter
fremd, und das verdroß und störte
ihn!
Wäre nur das Einzige nicht geme
sen! Der Passus, der von Gld Handel
te. Das schnitt tief in des jungen
Mannes Seele ein und weckt seine
Energie, die sonst schlief, und seinen
Trotz.
. Zu nicht geringem Erstaunen Bau
manns, der nicht wie die Dienerschaft
im Hause von seines Herrn Geheimniß
Unterrichtet war. fuhr Flemming ab.
Die Leute steckten die Köpfe zusammen,
der Herr war verliebt. Cäsar hat:
von einer schönen weißen Miß erzählt,
die bitterlich geweint habe, als sein Mi
ster abgefahren, gewiß fuhr der Herr
zu ihr.
So schnell hatten die Pferde den
weiten Weg noch nie zurückgelegt.
Hans selbst saß neben dem Mulatten
und trieb zu immer rascherer Gangart
an.
Sie werden sich Schaden thun,
Herr." warnte der Mann in gebroche
nem Teutsch. Sein Herr hörte nicht.
Sein Blut wallte und siedele, in seinen
Adern hämmerte und pochte es, einzig
die schnelle Bewegung beruhigte iyn.
Lang vor Abgang des täglich einmal
nach Bahia verkehrenden Zuges waren
sie am Ziel. Es kümmerte Flemming
nicht, daß die Bahnbeamten ren son
derbaren Teutschen lächclnd musterten,
sie waren, namentlich in der dringend
sten Arbeitszeit, an solche Exkursionen
der umwohnenden Pflanzer nicht ge
wöhnt. man sah. der Herr war fremd
im Lande, sonst hätte er seine Leute
nicht so oft und auf so lange allein ge
lassen. Was fragte Hans danach, in
ihm lebte nur ein Gedanke noch: Han
nah zu seiner Frau zu machen und mit
sich fort zu nehmen. Es koste, was eS
wolle!
In Bahia angelangt, ging er nicht
gleich zu ihr, fondern sucht zuerst den
deutschen Consul auf. Dieser kam ihm,
wie s Hans scheinen wollte, in wenig
verlegen entgegen, nöthigt ihn indeß
gleichwohl freundlich. Platz zu nehmen.
Ich komme in einer wichtigen An
gelegenheit." begann Flemming auf
eine auffordernde Handbewegung, und
zwar betrifft diese zunächst jene Dame,
die ich schon einmal die Ehre hatte,
Ihnen warm zu empfehlen."
Das Gesicht des Consuls wurde um
einen Schein ablehnender, und sehr von
oben herab klang sein Frage:
.Sie meinen dieses Fräulein Holt
haus?"
Wen anders sollte ich meinen?" ent
gegnet Hans, dem der Ton der Frage
das Blut in's Antlitz trieb.
So muß ich bedauern, jedes Finge
hen in diese Angelegenheit ablehnen zu
müssen."
Was soll das heißen?" kegehrt
Flemming fast drohend auf.
Daß 'ich es ein wenig eigenthümlich,
um nicht zu sagen tactlos von Ihnen
finde, mein verehrter Herr Flemming,
mich rnit einer Privatsache behelligen
zu wollen, die Si am besten mit sich
zllein abmachen sollten."
Abr ich verstehe nicht, ich erzählte
Ihnen doch des armen Mädchen? trau
cige Geschichte !"
(Fortsetzung folgt.)
Auk der Naturkunde.
Lehrer: Welches Thier ist dem Men
schen am anhänglichsten? Schüler;
Der BluIegel. ' , '
Die lekcktsinnlge Au-.
Von Manfred Hber.
E war eine Maus, die war leicht
sinnig! Sie tanzte Walzer auf dem
Schinken, und wenn sie eine Falle sah.
so pfiff sie. ein Couplet durch die
Zähne. Speck hielt sie für gewöhn
lich. mit Kartoffeln spielte sie Keg:l.
ihre Pfoten wusch sie in Suppe und
ihr Nrällchen polierte sie mit Butter.
E war traurig, traurig!
Oft hatte ihre Tante, eine geborene
Feldmaus, die ihr Leben lang vvn
kalter Getreidekllche lebt, be tu
mahnt, indem sie kummervoll die Pfo
ten faltete. .Kind." sagte sie. du
biit leichtsinnig! Tu tankst auf
Nahrhaftem, pfeifst auf GesährlickS.
hältst Gutes für gewöhnlich, spielst
Kegel mit Bekömmlichem, wäschst
deine Pfoten in der flüssigen Grund
laae des amilienlelens und polierst
!dine Krallen in Delikatessen! Wo
I bleibt da die Moral? Schlüpfrig sind
die Brote, die mit Butter bestrichen
sind, glatt die Weae. auf denen der
Speck rutscht. Glaube es mir. der
geborenen Feldmaus, es ist besser, mit
wenigen Körnern in der Psote zu
leben alö in Brateniauce zu sterben."
j Und dann wischte sie sich eine Träne
mit der Pfote ab. Es war eine Tan
'lenträne. Auch Mäuse weinen sie.
j Die Maus ober, die leichtsinnig
: war. nahm kokett ihrm Sckivanz mit
j ber Vorderpfote auf und sagte: Liebe
Tante, geborene Fkldmaus. ich piepse
! auf alles, und ich will noch ganz was
anderes tun. Ich will heute nacht
auf Samt schlafen!"
I Tie Mausetante setzte sich bei diesen
i Worten auf einen scharfen Rettich
! und barg die Schnauze in die Pfoten.
!Wi furchtbar '.st :i, frivole Nichten
zu haben, wenn man selbst eine zebo-
rene Feldmaus ist!
! Tie kleine Maus pfiff bedeutsam.
! Tante Feldmaus," saat: sie. hast
du schon das Neueste in der Speise
kammer gesehen?"
Tie Tante bekam eine scharf, Ent
rüstungsfalte an der Nase.
Wie sollte ich? Ich Icfr kfchei
den im Keller und nähre mich von
Mohrrüben und Kartoffeln, wie .s
meine seligen Eltern fchon getan
haben. Die Speisekzmmer ist sünd
haft. Alles, was aefähr'ich .st, 'st
lündhaft. Das ist Moral! !tfe: die
junae Generation fragt nach Butter
und nicht nach Moral! Oh!"
j Butter ist auch lksser." sate die
I leichtsinnige Maus 'rech, aber in der
I Speisekammer !st gan was Besonde-
res. Jcy yaoe es qr,.crn ?u.n
per gespeist Aspik. Das ist dz
letzterer Saison. ,.lr dernier cri". wie
meine Cousine sag?.' Meine Cousine
ist in einer SSzchlel geboren, wo
Paris draufstand. Tu weißt doch."
Ich weiß saaie die Tante Feld
maus. ein siröfnchec Leichtsinn
schon in der Wiec."
Aspik ist sch?n sagte die Nich.e
flötend. ..das solltest du effen, Tante
Feldmaus."
Aspik ist gewiß etwas i'nmora'i
schks!" Aspik ist das. was quabbelt."
Siehst du!" sagt Tante Feld
maus. Wenn die Leute nicht was kapieren,
sagen sie siehst du" und halten es
für unmoralisch. Ich weih das aus
eigener Erfahrung."
Die kleine Maus sang ein Couplet,
das ich nicht wiedergeben kann, da
von Aspik und !?ckerer Gesinnung
handelte.
Pfui, die Welt ist verderbt!" sagte
die Tante Feldmaus und huste! nt
rüstet.
Tie leichtsinnige Maus aber rief:
Jetzt fchlafe ich auf Samt!" und
tanzte die Kellertreppe hinauf.
Sie tanzte in einer so unerhörten
Weise, daß es sicherlich verboten wor
den wäre, wenn es sich um eine öffent
liche Aufführung ciebandelt hätte, denn
die leichtsinnige Maus lebte im zwan
zigsten Jahrhuridert, und man muß
sich fehr wundern, daß es überhaupt
noch leichtsinnige Mäuse gibt und sik
nicht alle schon auS dem letzten Loch
pfeifen. Aber wir wollen dem zwan
zigsten Jahrhundert vertrauen und
das Beste hoffen.
Die leichtsinnige Maus tanzte ins
Zimmer und sprang direkt in ein
Samtkleid hinein, so daß sie mit den
Pfötchen darin versank. Es war ein
unsagbar weicher Samt! Samt kann
nämlich sehr verschieden sein, wi jeder
weiß, der sich etwas damit beschäftigt
hat.
Jetzt werde ich also auf Samt
schlafen. Hu, ist das mollig!" sagle
die kleine Maus, legte sich auf die rofa
Ohren und seufzte behaglich. So
seufzt man nur auf Samt. Dabei
lächelte die kleine Maus süffisant und
dachte an die Tar.ie Feldmaus, die
nun im Keller auf einem scharfen Ret
tich faß und Kartoffeln mit Mocel
zu sich nahm.
Plötzlich aoer packten sie scharfe
Krallen und hielten sie fest.
Die Maus erschrak. Nanu, was
ist denn das? Samt hat doch keine
Krallen," dachte sie.
Sie war eben noch sehr jung und
unerfahren. Sonst ätte sie gewußt,
daß Samt oft Krallen hat.
Die Krallen ließci auch nach,
gleich darauf aber faßten sie wieder
fester zu. so daß es schmerzhaft wurde.
Zugleich erschienen im Dunkeln zwei
feurige Augen, kreisrund und greulich
MnluSihta.
ES sind Automobillaiernen
dachte die Mau, denn sie hatt häufig
Sportblätter angeknabbert. Zudem
war sie materialistisch und suchte jede
Erklärung in Technik und Wissen
schaft zu finden. Da tun heute sehr
viele, auch dann noch, wenn die Katze
si om Kragen hat. Die atze bleibt
aber trotz aller Wissenschaft eine Katze,
und die Krallen bleiben Krallen, auch
im zwanzigsten Jahrhundert.
Sie, Herr Samt," sagt die Mau
dreist. Sie aln nicht die geringst;
technische Szerechlifllinc-, sich zu dcwe
gen und Krallen zu haben. Da 'st
wissenschaftlich unhaltbar. Verstehen
Sie! Die letzten Forschungen haben
das zur Evidenz beiviesen. Richten
Sie sich doch nach dr Naturwissen
schaft!"
Das Leuchten der Augen wechselte
zwischen Grün und Gelb. Es waren
keine sympathischen und keine beruh!
genden Farb'nlöne, und der leichtsin
niaen Maus wvrde bänglich zumute.
Der Samt bekam jetzt eine Stim
me. Er sprach laut und deutlich, in
mauenden Tönen.
Nach meiner Lcben'erfahrung hat
die Natur sich noch nie nach der Na
turwisscnschaft gerichtet. Wenn ich
etwas rschlucke. ist es mir auch
gleich, ob eö wissenschaftlich erwiesen
ist oder nicht. Tie Hauptsache ist.
daß es gut schmeckt. Aber Sie fchmck
ken sicher nicht gut." Tie Augen
kamen nähe' und ein gewaltiger
Schnurrbart sirich tastend über den
Körper der entsetzten Maus.
Nun sah sie ein. daß es lebcnsge
fährlich war. In diesem Samt steckte
twas Furchtbares. Ungeahntes, im
er sprach von Verschlucken, und das
hieß, daß sie ihm das war. WaS ihr
Aspik war. Wenn man für jemand
Aspik ist. dauert es nicht lange
dann ist man weg. Das ist wirkliche
Naturw'sscnschaft, ab?r keine ange
nehme. O, es war furchtbar
furchtbar! Tie leichtsinnige kleine
Maus fallete die Pfoten und weinte
bittere Tränen keine Tantentränrn.
sondern Tränen der Angst und Reue,
und si aelobte. tick, bis in den Grund
ihrer Mauseftele zu bessern, wenn "'t
den Tatzen dieses mauenden Samts !
entschlüpfen würde. i
O Tante Feldmaus, w wahr sind
deine Worte, und wie verrußt bin )
cewescn nd meine Coniine aüs der
Schachtel, wo Paris draufstand!
Nein, Sie schn ecken nicht gut."
fuhr der Samt fort. Ich könnte Sie
ja totbeißen," meint er höflich erklä
rend, aber das ist Knabensport. Ich
kenne Mäus zur Genüge. , Ich bin
N'.irkick'r A?b?imer Mausrat. Enel
j lenz, und . erhaben über Kindereien.
!Wenn Sie noch eben geboren wären,
könnte man Sie !a zur Not ver
schlucken, doch auch nur zur Morgen
milch. Aber h nein. Ich habe
mich von der Welt zurückgeivaen und
bin moralisch. Also gkh?n Sie und
gehen Sie in sich!"
Die Maus licf, so schnell sie konnte,
und preßte die Vorderpfote auf ir.l
kleine klopfende Herz. In der Küche
ging sie schon in sich, auf. der Keller
treppe noch mehr, und beim scharfen
Rettich, wo die Tante saß, war sie
fchon ganz in sich gegangen. Wenn
man in sich geht, bleibt meist nicht
viel von einem nach. So war es auch
bei der Maus.
n Toni Feldmaus!" rief sie
schluchzend, ich habe etwas Furcht-
bares riebt! Ich habe aus amr ge
legen, der Augen und Krallen hatte
und mit miauenden Tönen sprach.
Der Samt konnte mich verschlucken,
ober er hc! es nicht getan, weil er eine
Exzellenz und moralisch war. und
darum bin ich in mich gegangen und
werde nun auch moralisch werden!"
Ti Tonte Feldmaus verstand das
olles nicht, aber gerade darum war sie
doppelt ergriffen. Sie erhob sich von
ihrem scharfen Rettich und umpfotete
ihre reuige Nichte in tiefster Rührung.
Es war eine Tantenrührung. Auch
Mäuse haben sie. Und weil das alles
eigentlich Blödsinn war. so sagte sie,
es wäre ein Wunder und gründete
einen Verein zur Rettung lcichtsinni
ger Mäuse. Die leichtfertige Maus
aber und - ihre Cousine aus der
Schachtel, wo Paris draufstand. nah
men den Spinnwebfchleier und leiste
ten das Kartoffelgelübde. Und alles
war voll des Lobes über den morali
schen Samt, der sich von der Welt zu
rückgezogen hatte. , '
Dies war ein Irrtum. Samt ist
nie moralisch. Krallen hat er . und
Augen auch, oft recht schöne Augen.
Aber moralisch ist er nicht. Das ist
etwas, was ich ganz genau weiß.
Auch der Wirkliche Geheime MauS
rat hatte sich nicht so ganz von oer
Welt zurückgezogen. Exzellenz fchli
chen gleich darauf auf leisen Sohlen
in die Speisekammer, schoben mit ge
iibtcr Pfote einige Teller beiseite und
speisten eine Schüssel voll zarter
Krabbn mit tiesem und geschultem
Verständnis. '
Viele ziehen sich in kieser Weise
von der We'.t zurück und fressen heim
lich die zartesten Krabben. Von sol
chen Leuten stammt dann die Moral
im Keller.
Na, na'. 'Witwe (zum Stein
metzen): Nicht wahr,. Sie machen
das Grabdenkmal, für 'meinen Mann
reckt schön?" ,
: Frau Schlitze.' ich sage Ihnen:
wer liicine Denkniälcr sieht, " d,r
ixital iHif-uiliifi Luft zum Gierten."
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aiindeliiutikr, beanspruch: die Ü'atcriMinrt dincs muicit .vcrbufottüin3. faöetira
Wmvn nenmmt wird, mcnfn ber orinim'UVn Vlrirtiniicnina tt9 iifitrc;fteii losse.
Tchwnrj und weiter 2mvtt IN übet irfütunem 2ntin in bet Tnille drapiert iiiO
-Jod ist niif iiiti-rcjiantc cisc in trciu'n otrartsliert. Ein Panel aus bent
rtiroimm 2ntin, beschwert mit flnr.iff ibenen ,"r(iin'en nd in atnii pesiickk, gebe,,
bev U'iiidninu fea schwarz und Wciv, .tvirnionic 2ioiir ?nIi,i',nopNchihe im?
ein icirlicr schwarzer Hut mit iiiiargadgiuncn tras;cn-Tips vervoUjtandigc
raS Kostüm.
Ma idiiittiraler tfett
92.',.
Cin reizende? Klciduiigsslück für die Stund der Nulie. Tomen'Tressing' der
HauS Jn,ke
ttZeknvfter Lawn in reeir? und rosa, mit Wiirirs und ii ragen aus rosa,, wurde
für dieses Tessin bcnutt. 2ic vorbercn ?eile haben den popttlären cilenschlni?
und die tiefen galten sieben die nötige VöIIi!ieit und Breite. Tie Jacke kann mit
l'dcr okme Mirtcl getraaen werden. TaS Mi, ster kommt in ß Wrvken: 31. 86, 3S,
40, 42 und 41 Zvll Vrusiweite. Es benötigt 314 ?)ards 36,;öllillen Stoss für du
aCzöIIiae PJtüfje. . :
Preis des MnslerS tQ CeniS.
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Tiefe Muster werden an irgend eine Adresse lieqc Einsendmia tti
Preises geschickt. Man gebe Kummer vr.d (ttrrf.e vnd die olle Adresse deut
lich et und schicke den Coupon nebst dem eben erwäbnten Preis an da?
?attern vspartmont. l)mada Iribüne,
131 1 Hiward Ct.
Irr rnapa Triöütt" Faltern Koupon.
Ich wünsche Muster No. ........ '
.... Zoll, Bruft oder TaiÄenweite
(Iahn .... bei indersachen.) -
Nanu.
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Straße
Gütergemeinschaft. Herr:
WaS ist denn das für ein Hemd,
mit dem Zeichen A. F.?" Dienste
mädchen: Ach, das ist von meinem
Bräutigam, das habe ich neulich mit
gewaschen. ' Aber ziehert Cie's nur
ruhig an. der hat auch , von Ihnen
schon welche geiragen." .
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Der Fuchshund kann auf
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Der Ertrag der Z u ck k r
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