Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 29, 1912, Image 6

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    Mar-L'ii jiü ZUMMLcMlASIM teJauJixJ 1 1
Fvsinde
0
Nomail von M.
(7. FortscKung)
.Man wallet Sie schon." wand!
sieh Bluikinann en den jungen Fabrik
Ijerin, .Ich seh in Um Geroimm,
drüben die bekannte Gestalt Jhrei
Hinss da fsrbiz Wulattnvo!t über
lacii. Ghiitjui Sie den braven Kann
von mir. i wird mich freuen, ihn bei
' der Rückfahrt auf meinr ,?!be" zu
Zu Hannsh sagt r: Sie bleiben
noch, liebes Kind, bis ich mich hier frei
machen kann, waS vor Ablauf inizer
Stunden nicht möglich fein wird. Ich
möchte mir doch Ihren Agenten erst
don Angesicht zu Angesicht besehen. be
der ich Sie so ohne Weiteres Ihrem
Schicksal überlässt. Es ist Ihnen dech
recht, mein Kind?"
Der Capitän lugt loiihrenddessen
angestrengt durch sem las und fchüt
leite ungeduldig den Kopf.
.Merkwürdig.' sagt r halblaut zu
sich selbst, .soll! sich Niemand finden,
rer da Fräulein willkommen heißt!
Jedenfalls soll sie mir nicht vom
Schiff fort."
HanS und Hannah traten zur Seite.
Mit einem lieben Blick aus den jetzt in
Thränen schimmernden Augen reicht
das Mädchen ihm die Hand.
.Leben Sie wohl, Herr Flemming.
und Dank, tausend Dank für all' Ihr
ÖiiU!"
Er konnte vor Bewegung kein Wort
hervorbringen, bei er schüttelte die
garte Hand, als ob er sie zerdrücken
tvollte.
.Auf Widersehn. Fräulein Han
nah," stammelt r endlich, .auf Wie
dersehen. ich habe Ihr Wort."
Die letzte Barke nahm HanS auf. der
gleichgiltig gegen daS fremdartige L
den um ihn her. daS zu anderer Zeit
jedenfalls feine Aufmerkfamkeit erregt
haben würd, vor sich niedersah.
An Land dewillkommnete den jun
gen Chef der langjährig Hüter der
Pflanzung, in schon bejahrter Herr,
der HanS noch auS dessen Knabenjah
xtn kannte. Mit sichtlicher Freude mu
steile r dessen hohe Gestalt.
.DaS war ein gescheiter Gedanke
ineines verchrkn Herrn ChefS, Sie
h?rüberzuschickn sagt r amrken
mend, nachdem die ersten Begrüßungen
und Fragen abgkthan.
.Sollen sehen, jung Herr, Sie
werden daS Land und feine Leute lie
Ixn lernen, wie ti der alte Hintze thut,
den kine Macht der Erde von hier fort
brächt, wenn nicht die alten morschen
Knochen wärn. die sich nach der hei
mathlichen Sonn sehnen. Hier brennt
sie auf di Dauer zu heiß." J
.Sie wird mit der JilW heim
wärts ziehen?" fragte Zans höflich.
Seine Gedanken waren weit von hier.
Herr Hintze fetzt dem jungen Chef
des Langen und Breiten auseinander,
daß und weshalb er zu seiner Reise die
.Elbe" und den ihm personlich be
freundeten Capitän gewählt, und Hans
überlegt indessen, wie r s ansang,
feinen Begleiter auf kurze Zeit los zu
werden. Zum Glück kam dieser ihm
selbst zur Hilf.
.Mich müssen Sie schon für ein paar
Stunden entschuldigen." sagte er, nach
dem sie daö Absteigequartier erreicht.
.Bevor wir morgen unsere Reife fort
setzen, habe ich eine Menge von Besor
f ungen zu erledigen, da, wie Sie wif
en, Bahia unser nächste erreichbare
Stadt ist und die Tour hin und her je
deS Mal drei Tage erfordert."
Hans Flemming ließ sich sein Zim
kner anweisen, was schon bereit stand.
Hintze verabschiede! sich gleich.
Ls wird etwa drei Stunden bau
krn, bis ich zurück sein kann." ntschul
higte er sich und zog die Uhr. .Viel
sticht möchten Sie so lange ruhen oder
beschäftigen sich sonst wie. Die Stadt
möchte ich Ihnen später zeigen. Man
geht hier erst am Abend aus."
.Ich werd meinen Eltern schrei
len," entschied der junge Chef.
Kaum aber hatte Hintze ihn verlas
sen, als auch schon Hans Flemming
sein Zimmer verließ. Draußen fragt
er inen der umherlungernden Schwar
zen nach dem Wege zum Hafen, von wo
er eben erst gekommen war. Bereit
willig bot der Bursche sich als Führer
an. - Hans schritt so schnell aus, daß
ver Neger ihm kaum zu folgen der
mochte. Es war um die Mittagszeit;
die Sonne brannte erbarmungslos her
nieder, man sah nur wenige Leute auf
den Straßen. Allein, obgleich der
Schweiß ihm von der Stirn ran und
die Anstrengung ihn ermattete, ließ
Hans in seinem Eifer nicht nach, bis
rc das schimmernde Meer vor sich lit
gen sah. Gottlob, da lag sein Schiff,
doch auf dem Verdeck schien Alles aus
gestorben zu sein. Hans drückte seinem
Führer ein Geldstück in die Hand, des
sen Große denBurfchen vx einem Freu
Nrfchref veranlaßte, sprang in eine
2rlt, die mMg im Hasen lag. und
nneS den Schiff an, ihn zur .Elbe'
ji rädern. ;
Langsam trieb dsS Fahrzeug dahin,
fcttiij iernnrwg verging fast vtt Un
l Vx ,L2, wenn er zu spät tan
ur. Hannah gegangen war, ohne daß
tt ir noch einmal die liebe Hand hätte
' l:itn können? Wie. iwnn Brink
n sie doch wem Unwürdigen über-
Schuld.
Prigge-Vr,,?.
JggrjJ!äSätf
ließ, der tdre Unschuld und llnersah
renheit mißbraucht? El wurde ihm
bei dem Gedanken siedend heiß, und er
roi froh. alS endlich daS Fahrjeu, die
.EltV erreichte. Auf sein laute! Ahoi
erchn ncaz langer it ein Die Wacye
ha.ldr iiislitoi, der sein veranl
wörtliche Amt wahrscheinlich rm
Schlaf ausübte. Er rieb sich, über die
Störung verdrießlich, die Augen, er
klärte auf die Frage deS junn Herrn
nach seinem Capitän. derselbe sei an
Land gegangen und kehre schwerlich
vor Abend heim. Die junge Dame,
nach der Herr Flemming frage, sei mit
ihm. desgleichen ein Herr, der sie habe
abholen wollen. Auch deS Fräulein!
Gepäck habe man mitgenommen. Die
Auskunft befriedigte den armen HanS
kemSwgS. Hannah war fort. DaS
war die Hauptsache, über der er alleS
Uebrige vergaß!
Eigentlich hätte er sich in dS Mad
chenS Sinne freuen müssen, daß Brink
mann keinen Anstand genommen, sie
ziehen zu lassen. Seine Sorge hatte
sich demnach alS unbegrüntxt erwiesen.
Im tiefsten Innern fühl der junge
Mann, daß r eine Behinderung Han
nahs geradezu ersehnt, nun war ihm
die Geliebt so unnahbar fern gerückt
und di Roll ihres Schützers, als den
er sich im Geist schon gesehen, sie wäre
so süß gewesen!
In diese Sedanken vertieft, bemerkte
er kaum, daß er daS Land erreichte.
Der Schiffer zog den Hut und streckte
die Hand aus, seinen Obolus zu m
p fangen. Hastig befriedigte HanS
den Mulatten, sprang an'S Land und
stand rsthloS da, von Furcht und Hoff
nung hin, und her geworfen. Ob er
daS junge Mädchen noch wiedersah?
Er lief im Hafen auf und ab, der
Kopf brannte, die Füße schmerzten ihn,
und er fand keine Spur, nicht einmal
in Gedanken, wo er sie suchen sollte.
Die Stimme dei Steuermanns der
.Elbe" schlug plötzlich an sein Ohr.
Der Mann kam auS einer der am Ha
fen belegen Tavernen.
.Um Himmels willn, Herr, was
machen Sie?" rief er ehrlich erschreckt.
.Wollen Sie sich denn mit Gewalt ei
nn Sonnenstich holen? Hier läuft man
nicht bei vierzig Grad im Schatten
spazieren, als wäre man im kühlen
Nordland. Ueber Mittag hält sich hier
Jedermann, der'S nicht qewohnt ist, in
seiner Koje auf. Am Abend ist erst
draußen etwaS zu sehen.
HanS fragte den Redseligen nach
dem Aufenthalt deS CapitänS.
ixn rann ich Ihnen lagen, ver
setzt der Steuermann. .Der Alte ver
kehrt, wenn er an Land geht, im deut
schen Clubhause. ES liegt ziemlich
wert don hier. In der Cldada alta.
Er beschrieb Lage und Haus, und
der erschöpfte Flemming bettieg eines
der kleinen, mit Maulthieren bespann
ten Gefährte, das ihn nach kurzer Zeit
an den genannten Ort führte. Auf
eine Frage wies man thn rn das Club
zimmer. Dort faß der Capitän ganz
allein, mit einem rothen, verärgerten
Besicht, waS ihn indeß nicht hinderte,
Den guten Speisen, die vor ihm stan
3tn, sowie dem schweren rothen Land
mein tüchtig zuzusprechen. Auf eine
einladend Handbewegung nahmFlem-
mrng Platz, doch wies er Speise und
Trank energisch von sich.
.Si möchten wissen, wo Fräulein
Hannah geblieben n bemerkte
rinkmann verstandnihvoll.
Auf ein bejahendes Zeichen fuhr er
fort:
Sie finden mich im Zustand eines
cechtichassenen Aergers vor! Traf At
rts doch so ein, wie ich geahnt! Der
oiedermonv, an den ich das Mädchen
ausliefern follte, entpuppt sich nach
angehendem Verhör als einer der be
.annten Sorte, denen ich schon lange
auf der Spur bin. Zu feinem Gluck
spielte dieer Lump in unserem Falle
.iur die Rolle eines Helfers, welem
umstände er es verdankt, daß ich ihn
mit einer fühlbaren Ermahnung ziehen
.iß, statt, wie ich wollt, ihn un'erem
Konsul vorzuführen, damit er ihnen
mal gründlich das Handwerk legen
läßt."
Und Fräulein Hannah?"
Sitzt oben in ihrem Zimmer und
weint sich die Augen roth. Das arme
Ding! Das war em netter Willkomm,
den ihr die neue Heimath zu Theil wer
den ließ!"
.Was foll nun aber aus ihr wer
den?" Hans richtete sich auf und heftete den
Blick erwartungsvoll auf den Capitän.
Der zuckte die Achseln.
.Am liebsten nähme ich das arme
Kind graben Mgs mit mir zurück.
Ob sie aber dazu Lust verspürt? Auf
itoftn war sie auch wohl nicht gebettet
sie letzte Zeit."
Könnte ich daS Fräulein sprechen?"
Wieder zuclieBrinkmann ausdrucks
soll die Achseln. '
.Ich weiß et nicht. Mir gegenüber
will sie nicht mit der Sprache heraus.
Vieleicht hat sie zu Ihnen mehr Der
trauen, vielleicht auch irre ich mich, und
e? drückt sie sonst nicht wie ihre trau
rige Verlassenheit. Versuchen Sie im
merhin Ihr Heil!"
HciiiS verließ das Siemach. Drau
löqlicht
11 . - -
ßen suchte er sich einen der zahlreich
umherlungernden Diener, dem er sei
nen Wunsch, das fremde Fräulein zu
sehen, vortrug.
Obwohl da deutsche LlubbauS in
Bahia eigentlich nur dem GesellikeitS
bedurfniß der dort ansässigen Lands
ute dienen soll, so hatte doch ein spe,
tulativer Oekonom die oberen Räume
zum Theil zu Hotelzwecken benutzt. EI
befanden sich deshalb einige sehr com
fortable einrichtete Logirräume im
Oberstock, von denen einer von dem
cpl'an für seinen Schützling tn An
?iu.y gcuomli war.
io Zimmer war durch die der
Sst.nnl. iixa lfueuiici.iii
Jatouln verduittktt, o van ver in
lleienve. denen leii.es iuopen unoe
achtet dliev, bei jungen MaöcrzenS zu
ern nicht anpchlig wurde, lit horte
auS einem iUMniel her unterdruate
Tone, die wie leidenschaftliches deinen
klangen, und näherte sich Hannah, die
in eine Tiwanecke gelauert lag und
nichlS von seinem Eintritt bemerkte.
Mit einem lauten Schrei fuhr sie in
por.
.Sie sind'S, Herr Flemming?" rief
sie auS. abwehrend ihre Hände vor
streckend. .O. lassen Sie mich! Ich
will nichts hören, nichts sehen von der
ungeheuren Schmach, die man mir an
gethan!"
iiiergessen Sie nicht, mein liebej
Fräulein, daß alle Gefahr rechtzeitig
abgewandt ist und wir zu danken ha
den."
.Dankbar bin ich gewiß dem guten
Capitän, der mich gerettet hat, und
auch Ihnen. Herr Flemming! Aber
WaS wird aui mir allein im fremden
Lande! Ach. wenn ich doch nicht so ver
lassen wäre!"
.Sie sind nicht allein, nicht einsam.
Hannah. Sie haben Freunde, di "
.Mich auch verlassen werden," fiel
sie ihm leidenschaftlich erregt in'tWort.
.Großer Gott, waö that ich. daß schon
der erste Schritt in's Leben mir Unheil
bringt!"
Sie rang wild aufschluchzend die
Hände, und Hans fühlte fein Herz er
beben.
.Hannah," bat er noch einmal sanft.
Fassen Sie sich, ich will Ihnen helfen.
Möchten Sie wieder heims"
Sie erröthete heiß.
O nein, o nein, das heißt," verbes
sert sie sich mit stockender Stimme,
.ich könnte ja auch nicht, selbst wenn
ich wollte."
Hans errieth.
Sie sind mittellos, o zürnen Sie
nicht, daß ich so unzart frage, allein
ich muß doch wissen, wie Ihnen zu hel
fen ist."
.Nicht mit Geld, nicht mit Almo
sen," rief sie stolz. Geben Si mir
Arbeit, schaffen Sie mir einen Platz,
auf dem ich wirken kann, und ich will
Ihnen danken mein Leben lang."
Ich will mein Bestes hun." ver
sprach er gerührt. .Der Name meines
VaterS ist in Bahia nicht fremd. Be
vor ich weiter reise, will ich Sie der
Fürsorge des Consuls empfehlen, und
bis er Ihnen beistehen kann, darf ich
für Sie sorgen. Ich darf. Hannah,
denken Sie, ich fei Ihr Bruder."
Hannah dachte einen Augenblick
nach, dann sah sie Flemming gerade in
die Augen.
'Sie sind gut, und ich danke Ihnen.
Ich glaube fast, ich nehme Ihre so zart
sinnig gebotene Hilfe an, das heißt, bis
ich mir selbst zu helfen im Stande bin
und leihweise, nicht wahr?"
Alles, was und wie Sie es wollen,"
entgegnete er, froh, auf keinen weiteren
Widerstand zu stoßen. Er fürchtete sich
fast, das junge Mädchen anzusehen, in
ihm zitterte eine große, ihn fast über
wältigende Freude: Hannah blieb!
So nthu'iastifch. wie Beide gehofft,
nahm freilich der Capitän ihre Mit
theilung nicht auf. Er hatte allerlei
einzuwenden, und man hörte ihm an,
daß er das Mädchen am liebsten mit
heimgenommen hätte. Da er ober sel
der für eine zahlreiche Familie zu sor
gen hatte und Hannah keine Freistatt
bieten konnte, so schwieg er endlich und
übergab die Sorge für sie seinem jun
gen Freunde. So viel hatte er wäh
rend der Zeit der Ueberfahrt von Hans
Flemming kennen gelernt, um zu wif
sen, daß er in Ehrenmann sei.
Brinkmann that, was er nur thun
konnte; er empfahl seinen Schützling
an mehrere ihm eng befreundete Fami
lien der Stadt und billigte s, daß
Herr Flemming seinen Einfluß beim
deutschen Consul geltend machen wolle.
Von diesem kam der junge Mann
strahlend zurück. Der Consul, ein
noch jüngerer Herr, empfing ihn herz
lich und versprach, des Mädchens Wohl
im Auge zu behalten. Am nächsten
Tag sollte seine Frau sie zu sich holen,
um Hannah kennen zu lernen. Auch
zur Erlangung eines einstweiligen Un
terkommens rieth er Hans, das junge
Mädchen als Pensionärin zu einem
deutschen Lehrer zu thun, der erst vor
Kurzem nachVahia gekommen und dem
eine kleine Atifbesserung seines Gehal
tes willkommen sein lllrfte. Hans
mußte, nachdem das Alles gethan und
er sein heißgeliebtes Mädchen in guter
Hut wußte, für sich an den Abschied
denken. Schon einen Tag hatte Herr
Hintze, der von Hannah nichts erfuhr,
zugeben müssen, nun drängte er den
jungen Chef, den er gerne in die Ge
fchäfte auf der Pflanzung einführen
wollte. , Es blieb ihm dazu ohnedies
nur wenig Zeit, da die Elbe" nur
vierzehn Tage auf der Rhede blieb.
Hannah HoltbauS sah mit nassen
Auacn den Freund von bannen ieben.
rirrifofl, dk
Er 'war Ihrem Herzen theurer, alt sie 1
sich gestand, und sein Fernsein würde
eine Lücke in ihr Leben nißen. daS i
fühlte sie tief. Nachdem HanS Flem ,
ming daS feste Versprechen von ihr er
halten, ihm sofort Nachricht zu geben,
wenn sich e!ne Stellung für sie gefun
den, reiste er betrübt on seinen Be (
stimmungSort sb. j
Nur mit dem Schicksal dei Mäd ,
chenS beschäftigt, hatte HanS bisher für
die Wunder Bah,aS kein Auge gehabt.
Nur flüchtig überraschte idn der An
blick der Cidada alta. jenel Theile! der
Stadt, der, von Orangen und Bana
Inenhainen, blühenden Gärten aller
Art umgeben, bis an den Urwald
grenzt, dessen Wunder der Einwände
j rer dort zum ersten Male ahnt. Herr
Hintze versicherte indeß, er werd, auf
seiner Pflanzung angelangt, ganz an
' der Wunder fchaun, und so unterließ
der junge Mann den mit dem Capitän
; geplanten AuLflug in die Umgebung.
Die Reisenden benutzten zunächst die
San Francisco Eisenbahn, di durch
inen der fruchtbarstenKüstenstriche deS
re'.cygksegneten Landes führt. Die Er
regung der letzten Tage schwand ange
sichiS der Wunder des Suvens, die nch
dem trunkenen Blicke des jungen 'Ulan'
nes zeigten. Das Flußgebiet deS Rio
San zincisco ist überaus reich an
Poesie und Schönheit. Herrliche Ur,
Wälder ziehen sich nordivestlich vom
Ufer hin, mit unerschöpflichem Reich
thum an edlen Hölzern cüeclei Art.
Wo man den Wald gerodet hat. ist der
Boden außerordentlich ergiebig. Flem
ming fuhr an Cacaopflanzungen vor
bei. deren Ausdehnung ihn fast er
schreck:. Was waren, dagegen gerech
net, die größten Besitzungen des Vater
lande, ein i)urst yane nch ihrer nicht
zu schämen brauchen. Zucker- und 2a
dakplantagen folgten nach, auf allen
Feldern herrschte reges, arbeitsames
Leben. HanS Flemming war entzückt.
So also würde sein künftiges Arbeit
feld beschaffen sein. . Er war beglückt,
die jung Kraft zum ersten Mal bethä
tigen zu können, in Verhältnissen, von
deren Reichthum er keine Ahnung ge
babt. (Fortsetzung folgt.)
Die grüne Pedeschc.
Bon Paul Vurg.
Schon lanqe vor dem Abiturienten-
eramen war meine .größte Sehnsucht,
einmal eine grüne Pekesckze spa
zieren tragen zu können, aber als ich
endlich das Reifezeugnis in der Ta
sche hatte, fehlten mir leider die Mit
tel. jenen grünen Traum zu verwirk
lichen. Die Pekesche selbst, aus grü
nem, dunkelgrünem Samt, mit
schwarzen Seidenschnuren, hätt mir
ja gewiß mancher- Schneider auf
Pump gemacht, doch ich hätte sie ja
nur als Angehöriger der Verbindung
Suevia" tragen dürfen. Und das
war eben zu teuer 'für meinen Va
ier und seinen hoffnungsvollen
Sohn.
So trauerte ich drei, vier Seme
ster der grünen Pekesche nach. Da
ward meinem langgehegten, immer
noch trotz bitterer Entsagung glüh?n
den Wunsch endlich unerwartete Er-
süllung.
Ich hotte die letzten Wochen viele
Stunden gegeben und freute mich
des Besitze zweier, funkelnagelneuer
Goldstücke, die sich vor mir im Lam
penschiinmer phantastisch verdopvel
ten. verdreifachten, und einen Mo
natswechfcl vorgaukelten, mit dem
ich mehr noch als nur Verkchrsgast
bei den Sueven" hätte werden kön
nen. Es klopfte. Mein Flurnackbar. ein
lieber, alter Freund. Inaktiver bei
der Suevia". trat hastig ein. Ich
wandte mich erschreckt um und sah
deutlich die schwarzen Schnüre seiner
grünen Pekesche flattern.
Mensch, pump mir Geld, viel
Geld! Ich weiß. Tu bist augenblick
lich besitzend."
Was ist denn los? Ich . . .".
den angebotenen Sitz verschmähte er.
Der Kellner vom Blauen Och
sen" ist da. Hast Du denn den
Spektakel nicht gehört? Er will
sein Geld. Seine zwanzig Mark, die
er mir mal gepumpt hat. Es ist
schon eine Weile her. jetzt Ist er ge
kündigt, rausaeiloyen und will sein
Geld haben. Droht mit Zahlungs
befehl und Klage, mit Anzeige beim
Konvent. Mensch, qib mir 20
Mark!"
Ja. aber. . ." Ich nahm schon
halben Abschied von dem einen. Gold
fuchs. Na. was denn? Ich gebe es Dir
ganz bestimmt wieder sobald ich
was habe. Auf Ehrenwort! Sollst
einen Schuldschein haben, wenn Du
so in Umsiandsrat bist, oder sonst
was, Bücher. . . einen Anzug zum
Pfande!"
Gib -mir Deine Pekesche!"
Auf der Stelle. Sie ist zwar
auch noch nicht bezahlt, aber das macht
nichts. Funkelnagelneu, guck ma.,
auf Seid gearbeit.-. Und der Sitz:
sie wird Dir schern passen.. Kannst ftv
ruhig ein paax Tage tragen, chi'
Sueve zu sein, denn ich habe sie ei
genes fürs Philisterium bauen las
sen, ist kein Farben-Passepoil a
Kragen."
Wie trunken hörte ich seine Worte
sah die ersehnte Pekesche vor mir um!
niate ihm na?lig das eine v)oio-j
luitf in tue Hans.
ftiiflliO Xribunf.
. -
i
ftfmer l'Jlä.
.Ich wußte es j.,. Tu bist ein gu
tr Kerl. Da. nimm den Flau! und
trag ihn in Ehren!"
n Hemdärmeln verließ er mich.
Lange habe ich beim Lampenschimmer
die neue grüne Pekesche gestreichelt,
mit Blicken angestrahlt, anprobiert.
Jenen Abend noch ging ich mit ihr
in meine, ach so selten besuchte
Stammkneipe und trank, allgemein
angestaunt, für 5 Mark eine Flasche
Champagner.
Glückslig lag ich am ondtrn Mor
gen im Bett und blinzelte der Peke
sche auf dem Stuhle zu. auf deren
famtnem Fell die weichen Sonnen
strahlen spielten.
ES brachte mich nicht einmal auS
dem Gleichgewicht, daß mein Freund
eintrat und mich um weitere zehn
Mark anpumpte.
Die schöne grüne Pekesche trug ich
ich an Sonn und Feiertagen nur.
nahm sie aber mit in die Ferien.
Wie wurde ich auf unserem Torfe
angestaunt! Die Sprödesten unter den
Mädchen eine Meile ringsum flogen
mir zu und einmal hätte ich mitsamt
meiner grünen Pekesche beinahe ge
hörige Prügel von den eisersüchtigen
Torsburschen ?ekriegt.
Eine, die schönste, liebste von al
len. blieb mit ihren rabenschwarzen
Haaren einen ganzen sonnigen Herbst
lang in den Schnüren meiner Pekesche
hängen. DaS war eine wunderselige
Zeit. Die Liebe LuiseS bedeutete nir
alle. Und wie fest schloß sie ihren
samtnen Ritter in die weichen Lie
besarme! Auch für den Verliebtesten fängt
endlich einmal ein neues Semester
an. Beim Abschied weinten wir beide.
Luise besteckte mir alle Schnüre mei
ner Pekesche mit blühenden, blutro
ten Cpätrosen. Mit solcher Zier
ohnegleichen kehrte ich heim in die
Musenstadt.
Mein freundwilligcr Stubennach
bar war nicht wieder inS Semester
gekommen, ihn zog es anderswo hin.
Die Pekeiche blieb mein Eigentum,
nachdem ich den Schneider, dessen
Firma im Rockkragen eingenäht war,
aufgesucht und über mein mit 20
Mark erworbenes Besitzrecht aufge
klärt. Im Eramensjahr trug ich sie
selten, später verschwand sie als etwas
Altgewohntes ganz und gar in den
Tiefen des Kleiderschrankes, und ich
lernte meinen kindlichen Hang weh
mutig belächeln.
Wehmütig, denn als ich wieder in
die Ferien ging, war meine Luise
aus dem Heimatdorfe verschwunden.
Es hieß, sie wolle sich in der Groß
stadt zur Buchhalterin ausbilden.
Traurig vergrub ich meine schöne
Pekesche tiefunterst im Koffer und
alle Liebeshoffnungen mit ihr. Ich
bestand mein Eramen. wurde anae
stellt, hin und her versetzt. Die
Pekesche wanderte immer mit, ohne
daß ich es achtete.
Vor drei Jahren, den Winter in
L., lud man mich zu einem vorneh
wen Maskenball ein. Eine oriainel
le. elegante Maskengarderobe sei Vor
schrift. Ich besann mich nicht lange,
kaufte mir ein paar Meter grün-weiß-grünes
Band und ließ mir eine kecke
Studentenmütze machen.deren Farben
Zusammenstellung keine ortsansässige
oder andere Verbindung für sich bätte
beanspruchen können. Unter seltenen
Gedanken und Selbstgesprächen suchte
iö dann meine arüne Pekesche hervor
und freute mich innig ihres unverbli
ckzenen Glanzes.
Mach mich noch einmal unwider
steblich, liebe alte Kluft!"
Ich hatte es getroffen. Auf dem
Ballsaale flogen mir olle Blicke zu:
mein Kostüm war wirklich originell
nd stand mir aut zu meiner ziem
lich schlanken Figur. Jede schöne
Dame tanzte ern mit mir.
Bei der ersten Damenwahl geschah
es dann. Ueber den weiten Saal
kam mit schnellem Schritt eine
dunkle, üppige Schöne in grünseide
nem Domino, der eine kostbare Robe
mehr enthüllte als verdeckte, auf
mich zu, heftig beinahe, als könne
sie fürchten, es strecke eine andere ihre
Arme noch schneller nach mir aus.
Wir tanzten. Fröhlich und stolz
blickte ich in das Olewoge um 'uns bei
de, als mich ein Wort meiner schön
nen, maskierten Tänin. das erste
Wort, jäh aus aller Freude riß.
Ihren Mund dickt an meinem Ohr
rief sie meinen Vornamen. Ich
bin ja Deine Luise! Küsse, küsse
mich!" lechzte sie.
Und ehe ich noch alles begriff,
hatte sie mich cm sich gerissen,, hatte
mich mit leckuendri, Lippen gcküx.t,
Mitten auf dem Saale. Bor aller
Welt.
Taumelnd hielt ich inne und
bahnte mir einen Weg durch die
Tanzenden. Alle Blicke füblte ich
auf uns gerichtet und wagt nicht
aufuischaueii. ,
Ein Herr, den ich flüchtig als Asses
sor von G. kannte, hielt uns an.
Mein Herr. Sie werden gestatten,
daß ich die Dame zum Wagen be
gleite!" Willenlos ließen wir es geschehen,
wir waren ja beide so b?nommen,
so entrückt von unserem Wiederse
hen. Als ich mich umwandte, stand ein
anderer, wir gänzlich Fremder da.
-Mein Herr. Sie werden mir ein
kiize Unterred'.is!,z qestaitcn!"
Im Nelkniakon droschen wir leereZ
Stroh , s,kskl!ichc,s!lscher Lügen über
ein grausaii-tZ 2iM Siiehs'.rcljcljeit.
Mm Milmchr Ueck.
M
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t ii li!
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0:30.
in praktisches Tsmenkleid.
einem .SUciI dicsrr Art wird eine ,inu immer not anoscht'. loniu sie
mit ihren Hausarbeiten besck,nf!iqt ist mid wenn r-i ans rosigem icr anderem
kleidsamen Stoss arm acht ist, dürfte sich bai Trsiin mich sehr niit für den Wcbraiirft
cm Nachmittag cifinnt. Tcr reale .öalMiivfrtmitt iit bequem d mil'fdt, Itv
5;1)hifj an der Seite ist sehr iwrtcilünit. ?,e Viil'svn al!e oibt den Schultern die
nötis! Greife nd der dreiviertel lauste ?Ier,rl liii-,t den Unterarm frei, waZ in
im Hfl itti bei der Arbeit sekr praftinl, vi- 7rr :U ntf ist ein suiis Gehren üi'ade kl.
2cs Misier iit in ! jnv,cit aesämiiien: ;iS, 40 ? 12 ijotl 2? ruft
weite. Es benötigt üVt ?)ariS i4.ziin.iptn Stoff für die :',,!zll. Größe.
Preis de-Z .Äiijiers lu Cents.
B e st e l l tt ll g s Ll n w e i s i! g e n
Tiese Muster werden an irgend eine Adr'.sse slegen Einsendung deS
Preise? gespickt. Man gebe Nummer und Ö'rrfce und die volle Adresse deut
lieb und kchicke den Coupon nebst dem obe?i erwöbnten Vrei'S an das
kattsrn Department;, Omaha Tribüne,
1311 fonmrb Et.
per Smaßa Triöün?" Fattcrn ßonpott.
Ich wünsche Muster No
.... Zoll,' Bruft oder TcMenweite
(Iahn .... bei Kindersachen.)
Name.
Na.
Straße
Bis zum gegenseitigen Ohrfeigen kam
es bei unserer Wohlerzogenheit nicht,
aber nach noch viel mehr Strohdr:
schen mit alten Formeln und Farcen
gab es am übernächsten Morgen
eine frische, fröhliche, schwere Säbel
mensur. Ein Glück, daß ich als Student
wenigstens fechten gelernt habe! Ich
schlug den Assessor gründlich zufam
men und lag selber an einem Brust
hieb drei Tage fest. Da hatte ich
Zeit zum Nachoenken. Bon Luise
hörte ich nicht ein Wort wieder,
wußte nicht, war si: die Brüt.
Freundin oder Geliebte deS Assessors
gewesen.
Weil ich mit den Jahren ein in
ncrlich anderer geworden bin. und ich
mir manche Gefühlsduseleien abge
wohnt habe, nahm ich die unglllckse
lige Pekesche doch noch einmal aus
dem Schrank, diesmal zu einem Nar
renabend im Künstlerverein, wo mir
die Schnürjacke mit den lieben, me
lancholischen Erinnerungen, die ein
allen Schnüren hangen, nicht unan
gebracht schien. Der Marzabend
war so milde, daß ich für die paar
Straßen den Mantel zu Hause ließ.
Die Kllnstlerklause liegt in einem
üblen Stadtwinkel zwischen kleinen
Vorkosiläden und Spelunken.
Unterwegs blieb ch stehen und
zündete mir eine Zigarre an. Wie
das aufflammende Feuerzeug mein
Gesicht erhellt, ruft eö plötzlich aus
einem der Läden meinen Namen.
Noch einmal. Die Stimme, die
Stimme, die rief! Wie eine zerbro
chene Glocke
Luise war es. meine Luise. Ich
fand sie unter Streichho'zpaketen,
Flaschenbier urd Heringen.
Verblüht, verfallen, verwüstet hält
sie diesen kleinen Laden, ihre kranken
Kindchen zu ernähren.
Ich habe den Narrenabend in ih
rem kahlen, kalten Ladenstiibchen ver
bracht und bin mit zerrissenem Her
zen heimgekehrt.
WaS heute blüht, ist morgen welk.
Tas bißckxn Erinnern an die Ju
vend ist doch bai Einzige, was wir
behalten dürfen.
'
Stadt ; ..II
Meine grüne Pekesche wde ich
nie mehr tragen. Aber verkaufen
will ich sie auch nicht. Vielleicht
käme auch der Freund von einst, sie
doch noch einzulösen. Man sagt
freilich, daß er irgendwo verdorben
ist.
Wenn ich einmal einen Jungen
habe, der soll die grüne Pekesche krie
gen. Und meine Erinnerungen dazu.
Erzithuna durch Beispiel.
Der Kommandant eines Kriegs
schiffes staucht" an einem sehr stür
mischen Tage, auf hoher See, einen
seiner jungen Offiziere, weil er Hand
schuhe trägt, deren Reinlichkeit zwei
felhaft ist. Der Leutnant versucht
sich zu entschuldigen: bei dem bösen
Wetter sei die Mannschaft so ange
strengt worden, daß er seinem Bur
schen nicht habe zumuten wollen, noch
Handschuhe zu waschen. Schweigend
zieht der Alte ein blendend weißes
Paar Handschuhe cius der Tasche:
Da nehmen Sie diese. Ich habe
sie mir selbst gewaschen."
N a ch e i n e r N a ch r i ch t aui
Madrid stellen sich die Unterschlagu
gen bei der Filiale der Bank von
Spanien in Logrono als sehr erheb'ich
heraus. Der Hauptkassierer, ein ge
wisser Domo, nahm sich vor mehreren
Tagen Urlaub, um sich angeblich ope
rieren zu fassen. Als er nicht zurück
kehrte, wurden die Bestände revidiert
und dabei gefunden, daß er Z30M.)
in Titeln derStaatsschuld und außer
dem große Beträge in Depositen ver
untreut hat. Die Untersuchung hat
bis jetzt einen Fehlbestand von
000 ergeben.
Großbritannien s eht in
zweiter Linie inbezug auf die Einfuhr
von Kraftwagen aus Deutschland.
Den ersten Platz nimmt Rußland
ein.
Im Baskischen läßt sich 'M
Vuchftabe des Alphabets in ein
Haupt und in ein Zeitwort verwan
sein und dcmgkinäh deklinieren l
konjugieren.