Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 29, 1912, Image 2

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Nttt zur Front.
Tschorlu, türkisches Hauplquar
tier. 1. November.
-,' Tschorlu, ein kleines Nestchen
don etwa 8000 Einwohnern
hauptsächlich Griechen unr Juden
ist vollgepfropft von Soldaten, oder
doch mit Menschen, von denen man
xinett Teil nach unseren Begriffen
dielleicht Soldaten nennen würde.
In der Hauptsache aber sind es Bas
sermannsche Gestalten. Es ist das
letzte, was man den andringenden
Bulgaren entgegenstellen will. Merk
zvüidigerweise ist die Stadt noch nicht
ausgefressen, nur das Brot geht aus
die Neige, und dies ist gerade die
Hauptsache. Der türkische Soldat fce
kommt taglich sein Stück zugeteilt,
und damit ist Schluß. Der vor
Hunger bettelnde Krieger ist schon
hier eine typische Erscheinung.
Am 29. brachte uns der Nordwind
den Kanonendonner aus der Rich
tung von Lüle - Burgas. Er wurde
immer stärker und dauerte den gan
zu: Tag. Wie eine Erlösung traf
uns die Nachricht, daß wir am nach
sten Tage, am 30. früh 128 Uhr.
nach Lüle-Burgas aufbrechen sollten.
Nur beschränktes Gepäck sollten wir
'mitnehmen, da eine baldige Rückkehr
wahrscheinlich wäre. Mein Diener
sagte mir, um 8 Uhr abrücken hieße
10 Uhr. Er hatte recht, denn so ge
gen 10 Uhr ging es wirklich los. Als
ich schon ewig lange auf meinem wie
hernden Hengst saß und wartete,
wann das ja wasch, ja wasch" zu
Ende wäre, sagte mir Major Wassy
Bei, unter dessen Leitung wir stehen,
ich solle nur vorrücken, er würde nach
kommen und uns einholen. Ich ritt
also gemeinsam mit einem anderen
Herrn lol. An unserem verlassenen
Lager vorbei, über die Eisenbahn, wo
wir ein ausgedehntes Feldlazarett
sahen, auf dem der rote Halbmond
lustig flatterte. "Kaum hatten wir
etwa eine Meile auf dem Wege nach
Lüle-Burgas zurückgelegt, traten uns
die Schrecken des Krieges schon ent
gegen. ' Umgestürzte Wagen, herren
lose Räder, tote Pferde und Zugoch
sen. Aber auch von Menschen wurde
die Straße immer belebter. Sie
zogen nicht etwa kampfmutig dem
feinde entgegen, nein, es waren die
Drückeberger, deren Zahl sich immer
mehr verstärkte, je näher wir dem
Kanonendonner kamen. Darunter
sah man hier und da einen leichter
Verwundeten, dem ungezählte hilf
reiche Drückeberger das Geleit gaben,
um sich so gewissermaßen zu legiti
wirren.
Als wir in Karisdiran Harabasi
angekommen waren, erfuhren wir,
daß bei Sakisköj das Musterregiment
unter Oberst Veit Bei stände. Da
auch von dort der Kanonendonner
om lautesten tönte, f beschlossen wir,
dorthin zu reiten. Bei Kütfchük
Karisdiran trafen wir ein Durchein
ander don Verbandplätzen, Bagagen.
Vferdedepots. Verwundeten, Soldaten
mit und ohne Waffen. Ob das Dorf
schon ine Beschießung hinter sich
hatte oder nicht, war schlecht festzu.
stellen, da hier unten alles verfallen
ist und, was mal fällt, eben liegen
bleibt. So war auch der Turm der
Moschee halb geköpft. Auch Pfeiler
trümmer einer alten Brücke waren
dort sichtbar. Ueber Eorejin . Sa
kiz-Harabsst ritten wir auf Amurdza
Zu. ' Rechts rückwärts von uns
brannte Sakisköj. am fernen Osthon
ri Lzbag. Ueber uns in der Luft
'u:5 die bulgarischen Schrapnells.
::7'7en tadellos, Feuervertei-
Die Dksertkure.-Plnnderung der
lung recht gut. Das Artilleristenherz
freute sich. Ich sagte mir: Wenn die
Kerle so gut schießen, kann man
ruhig mal näher herangehen; man
braucht sich ja nicht in den Strich zu
stellen. Also sehen wir uns mal die
einsame Batterie dort an! Erst kom
men wir an die Staffel, der Wacht
meister zu Pferde, links die Protzen
der Geschütze, rechts die der Mum-
twnswagen. Wir sprechen militärisch
mit dem Herrn Wachtmeister, und er
versteht uns vollkommen. Der Trom
peter nimmt uns unsere Pferde ab,
und wir gehen zur Batterie hinauf.
Wie eine Batterie im Feuer aussieht,
kann sich der Leser auf jedem deut
schen Schießplatze ansehen, daS
brauche ich nicht zu schildern. Aber
was sehe ich? Die Batterie hat ja
abgelegt, die Offiziere sitzen am rech
ten Flügel, wo eben ein Beobach
tungsstand ausgehoben wird. Zwi
schen diesem und dem rechten Flügel
geschütz das Scherenfernrohr mit
traurig herabhängenden Armen. Ich
gehe zu den Offizieren, biete ihnen
Zigaretten an und lasse mich orientie
ren. Auf Befehl der Abteilung war
die Batterie in eine rückwärtige Stel
lung zurückgegangen. Sie konnte von
dort nichts sehen der Kampf tobte
noch weiter. Die Batterie stand un
tätig. Man richtete sich für die Nacht
ein. Wir sahen uns die Geschütze
näher an und stellten fest, daß noch
keine Schrapnellkugeln auf den Schil
den der Geschütze niedergeprasselt wa
ren. Drei Tage stand die Batterie
im Feuer, keine Kugel hatte sie er
reicht aber sicher hatte sie auch
keinem Bulgaren das Lebenslicht aus
geblasen. Die Batterie hätte zu
Hause sicher dem Staat denselben
Dienst geleistet. Dorthin, wo die
Batterie stand, wurde nicht geschossen;
wer konnte auch ahnen, daß hier
Feuerschlünde standen! Was lag auch
daran!
Die Karte und die Sonne zeigten
uns, daß wir umkehren mußten, wenn
wir noch irgendwo unterkriechen' woll
ten. Links die untergehende Sonne,
also senkrecht zu dieser mußte unser
Weg gehen. Wir ritten querfeldein
unter betäubendem Schlachtenlärm,
immer vorwärts, vorwärts. Es fängt
zu dämmern an, in fremdem Land,
wo man der Landessprache nicht
mächtig ist, in Kriegszeiten. Die Lage
ist keine angenehme. Wir kommen
an einen Han. ein kleines Gehöft, in
dem es von Soldaten. Pferden und
Ochsen wimmelt. Unsere deutsche
Sprache zieht die Aufmerksamkeit ei
nes dritten Menschen auf uns. Wir
treffen dort einen englischen Korre
spondenten, der auch nach Unterkunft
schreit. Obgleich keiner von uns ein
Wort Türkisch sprechen kann und die
türkischen Kameraden, die eine Pro
viantkolonne, mit Ochsen bespannt,
unter sich haben, kein Wort Deutsch,
Französisch oder Englisch verstehen,
werden wir uns bald einig. Man
legt uns Decken hin und bietet uns
Wasser zum Trinken an. Wenn wir
auch seit 6 Uhr früh nichts zu unS
genommen haben, fo schlagen wir doch
das Wasser aus.- Mit Zeichen suchen
wir den Türken klar zu machen, daß
wir Kaffee. Tee oder Schokolade ha,
den wollen, etwas Gekochtes. Als
man uns endlich verstanden hat und
in der liebenswürdigsten Weise uns
ein Kaffee h hi turc bereitet werden
soll, muß die Kolonne aufbrechen,
und wir sind bald auf uns allein
angewiesen. Jetzt beginnen wir. das
von Einwohnern geräumte Gehöft zu
untersuchen, und finden darin einen
Mai vom Generalstab der uns
Vom CCrfegöfcbauplatze,
Väckkrladk i Zschorlu -Mnkhtar Pascha? sikgrrichkr Borstoß.
seine Gastfreundschaft anbietet.
Der kommandierende General des
vierten Korps. Adrianopel, mit sei
nem Stäbe hat hier Unterkunft ge
funden. Recht bescheiden, das muß
ich fagen. Das Gehöft hat zwei
Zimmer mannshoch. Tischt und
Stuhle oder sonst irgend eine Ein
richtung giebt es nicht. Nur Kissen
sind vorhanden, auf denen unsere lie
benswürdigen Gastfreunde sitzen und
mit uns ihr letztes Stück Brot tei
len. Tatsächlich verlief die Nacht ruhig.
Als wir morgens um 6 Uhr unsere
Pferde sattelten, verließen unsere
Gastfreunde eben den Han. so daß
wir nicht einmal Gelegenheit fanden,
ihnen unseren Tank auszusprechen.
Nun kam die Frage: Sollten wir
i'versuchen, noch einen Tag und noch
eint Nacht ohne Verpflegung unS vor
dem Feinde aufzuhalten, oder sollten
wir dem Körper nachgeben, der ge
bieterisch nach Kost verlangte? Der
Zustand unserer Pferde gab es leider
nicht zu, länger vorn zu bleiben, dazu
hätten wir neuer, frischer Pferde be
durft, da wir seit dem Tage vorher
immerhin 70 Kilometer gemacht hat
ten. Für einen Doppelpony in
schwerem Boden, ohne Training und
ohne Futter immerhin eine ansehn
liche Leistung. Gewiß wäre es vorn
interessanter für uns gewesel, aber
auch hinter der Front gab es sehr
viel zu sehen. Ungezählte Massen
von Deserteuren zogen zurück. Ich
schätze die Zahl auf L 10.000 Mann,
teils mit, teils ohne Gewehr, alle im
gleichmäßigen, ruhigen Trott, mit
demselben stumpfsinnigen Gesichts
ausdruck. Die Uniform hatte zum
Teil schon stark gelitten, ein Zeichen,
wie schlecht Tuch und Leder waren.
Ich glaube, dieselben Lieferanten, ich
fürchte deutsche, wird man wohl in
Zukunft nicht wieder wählen. Die
abgerissenen Schuhe sah ich vielfach
dadurch ergänzen, daß der Soldat
sich die . Haut der frisch gefallenen
Ochsen mit dem Messer abschnitt und
daraus Sandalen fertigte, die er
dann noch blutig unter seine Füße
band. Der Strom der Zurückgehen
den schwoll immer mehr an. jetzt
mischten sich auch Truppenfahrzeuge
darunter. Unter anderem sah ich die
Protzen des gesamten 4. Feldartille
rieregiments aus Rodosto. Wo wa
ren die Geschütze? Auf einer Protze
sitzt ein verwundeter Jnfanterieoffi
zier, der auf meine Frage mittels
Zeichensprache mir auf gut deutsch
antwortet: Ja, sehen Sie. lieber
Herr, das ist die Folge der falschen
Anordnungen. Immer hat man die
Artillerie in die vorderste Linie ge
stellt, um unsere schwachen Schützen
linken zu verstärken. Die Bulgaren
gingen mit Schlltzenwellen, vier hin
ter einander, gegen unS vor. Alle
schössen zu gleicher Zeit. Wir lagen
in furchtbarem Feuer. Am Abend
es war bei Karagat kamen sie aus
dem benachbarten Walde und nahmen
uns die Geschütze fort." Die Schilde
rung war einfach, aber herzergreifend.
Nun, wenn der Artillerist im Feuer
seine Kanone verliert, nachdem er
mit der Pistole in der Hand gegen
die stürmenden Angreifer sich gewehrt
hat und sein Geschütz bis zum Schluß
bedient, dann ist es nicht unehren
haft, wenn das Geschütz verloren
geht. Aber hier hatte ich nicht ganz
diesen Eindruck.
Plötzlich kommt ein türkischer Of
fizier auf mich zugeritten, herzlich er
freut, mich zu sehen.. Es zeigt sich
bald, daß eine Verwechslung vorlag,
aber das macht nichts, denn der Offi
zier freut sich auch nach der Auftlä
rung doch, einen Deutschen zu sehen.
Er teilt mir mit, daß gleich neun
frische Bataillone ankommen würden,
die den zurückgehenden linken Flügel
unterstützen sollten. Wir sind natür
lich neugierig, diese frische Truppe zu
sehen. Einen erfreulichen Anblick
bieten die Leute nicht, die Marsch
disziplin ist denkbar schlecht. Er
staunlich ist es auch, wo die Leute all
den Bindfaden hernehmen, den sie an
ihrem Anzüge und zu seiner Vervoll
kommnung verwenden. Daß die Ge
wehrriemen, grundsätzlich möchte ich
sagen, fehlen und statt dessen Bind
faden verwendet wird, daran habe ich
mich nun mittlerweile gewöhnt.
Gleich darauf hören wir in unserer
unmittelbaren Nähe heftiges Jnfan
teriefeuer. AIs wir uns umsehen, an
einen feindlichen unerwarteten Flan
kenvorstoß glaubend, sehen wir zu
unserem sprachlosen Erstaunen, daß
ein Teil der Marschkolonne halt ge
macht und ein Schnellfeuer aus dem
Gliede auf einen unglücklichen Hasen
eröffnet hat. Leider ohne greifbaren
Erfolg. Diese Episode sagte sehr
viel.
Es schien im übrigen sehr nötig zu
sein, ier Verstärkungen heranzu
bringen, denn unaufhaltsam drangen
die Bulgaren vor. Die Notwendig
keit. alles Material, dessen man hab
haft werden konnte, dem Feinde ent
gegenzuwerfen, war auch nach oben
durchgedrungen und fand ihre Wir
kung darin, daß mehrere höhere Ad
jutanten. von Reitern begleitet, an
zesprengt kamen und die Zurückflu
tenden im Namen Allahs aufforder
ten. in die Kampflinie zurückzukeh
ren. Die meisten von den Soldaten
verzichteten aber auf die ihnen ver
sprochenen 50 Frauen im siebenten
Himmel. Mehr Glück hatten die Ka
valleriepatrouillen. die mit der blan
len Waffe die Flüchtlinge nach vor
wärts zurücktrieben. Wir setzten un
seien Rückweg weiter sort und mach
ten unterwegs noch die Bekanntschaft
des Sohnes von Schakir Pascha, ei
nes in Frankreich militärisch ausge
bildeten Kavallerieoffiziers. der uns
bis nach Tschorlu begleitete und von
dem wir uns als gute Freunde trenn
ten. Eine unangenehme Ueberra
schung harrte unser im Quartier.
Unser Gefangenenaufseher hatte sich
darüber beklagt, daß wir ohne ihn
weitergeritten und so abhandenge
kommen waren. Er hatte mir in
dessen gesagt, wir sollten vorreiten,
er würde nachkommen. Warum war
er nicht nachgekommen? Das uns
angegebene Endziel, Lüle - Burgas,
hatten wir freilich nicht erreichen kön
nen. da es bereits in - bulgarischen
Handen war. Wassq Bei drohte, un
sere Pferde zu konfiszieren. Ja wasch
ja wasch! (langsam langsam)!
Der Rückzug.
Auf dem Rückweg nach Konstant!
nopel, 5. November.
Aeußerst denkwürdige Tage liegen
hinter uns. In Tschorlu wurde un-
sere Lage immer bedenklicher. Woll-
ten wir nicht bulgarische Kriegsgk'
fanqene werden, so mußten wir uns
weiter nach, rückwärts begeben. So
wurde denn angeordnet, daß wir an-.
2. November unseren Aufenthalt nach
Tscherkeßlöj verlegen sollten.
Alle Fenster, alle Läden in Tschor-,
lu wgren mit Breitern verschlagen,
auf den Straßen drängten sich So'
boten, die von der Front zurückge
kehrten Ausreißer mit den neu ange-
Nilkkz er ganze Armee.
kommenen Truppen aus Kleinasien.
Sonderbar mutete eine Kavallerieab
teilung an. deren Rittmeister der
einzig Berittene sich bei uns er
kündigte, wo er eigentlich hin sollte,
keiner könne ihm Bescheid sagen, er
würde hin und her gehetzt, und seine
Leute hätten Hunger. Wo die Pftr
de für seinc Truppen waren, wußte
er ebensowenig wie wir. Die ermat
teten Leute drückten sich auf der
Straße herum und suchten etwas, um
ihren Hunger zu stillen. Die armen
RtxU taten mir wirklich leid seit
Tagen nichts gegessen, bis auf die
Haut durchnäßt, in Lumpen geklei
det! Und doch hatten sie bis jetzt
nicht geplündert. Ter Manöveradlec
ließ noch immer unbestraft seine
Stimme ertönen, auf den Feldern
wurden ungezählte starke Herden von
Schafen und Rindern getrieben. War
um übergab man sie nicht ihrer Be
stimmung? Es kommt doch darauf
an, das Heer schlagfertig zu erhalten
mit welchen Mitteln das geschieht,
kommt doch erst in zweiter Linie in
Frage. Die Requisition im eigenen
Lande scheint mir hier unbekannt.
Tort die Herden von Vieh, hier de:
hungernde Soldat. Das scherzhafte
Wort nach einem guten Essen ..Nun
bin ich wieder gern Soldat" hat feU
nen tieflenden Grund. Mit hun
gernden Soldaten kann man keinen
Feldzug gewinnen. WaS übrigens die
Bekleidung angeht, so stammt das
Tuch tatsächlich aus Deutschland,
aber der Vorwurf der schlechten Lie
fcrung ist nicht aufrechtzuhnlten.
Die Proben haben eine strenge Prü
fung bestehen müssen, und daß trotz
dem das Tuch so bald zerfetzt war,
liegt daran, daß man nur den halben
Preis dafür bewilligen wollte, wie
bei uns.
Nun war also beschlossen worden,
dnß wir am nächsten Morgen auf
brechen sollten. Schon zeitig waren
wir durch einen außergewöhnlich lau
ten Lärm wach geworden. Als wir
durch das sogenannte Fenster schau
ten, sahen wir zum erstenmal den
plündernden Soldaten. Währen
sonst alle Bäckerläden durch Doppel
Posten bewacht waren, hatte man daS
heute hier unterlassen. Wüste Sze
nen spielten sich ab; man schlug sicq
die Köpfe wund, um ein Stück Brot
zu erHaschen. . Ich habe versucht, das
Bild photographisch festzuhalten. Als
das letzte Brot und letzte Mehlstaub
chen geraubt waren, erschien der ver
gessene Posten. Ich konnte diesen
Exzeß den armen Kerlen nicht übel
nehmen, obwohl man ihn unter an
deren Verhältnissen hart verurteilen
müßte.
Nachdem wir unsere geldlichen Ver
pflichtungen bei unserem ' Griechen
abgelöst "hatten und dabei den alt?n
Ausspruch über den Geschäftssinn
der Griechen bewahrheitet fanden,
verabschiedeten wir uns von unserem
Gepäck, das wir bei diesen Wege
Verhältnissen wohl nicht wiedersehen
werden, und mit einer Zahnbürste
bewaffnet, gin? es los. Der unglauö
lich schlechte Weg war vollgestopft
von Soldaten, denen es keinen Spaß
mehr macht, und von Truppenfahr-
zeugen aller Art. So erreichten wir
um 4 Uhr Tscherkeschköj. Hier wurde
uns die niederschmetternde Nachricht,
daß auö, der rechte türkische Fluai
auf dem Rückzüge sei. Am 2. No
vcmber hatte Mukhtar Pascha, der
türkische Marschall Vorwärts, sich
selbst an die Spitze von zwei VatniK
loncn gestellt, und hatte mit stürmen'
der Hand zwei bulgarische Batterien
JrrÄKq
Vnn Mak'r l. 7, rk Zwkgkk, rirgbcrichl
criiallcc es Zentner ugkuians.
bei Bunar - Hisstii genommen. Der
ganze türkische rechte Flügel hatte ei
nen entscheidenden Sieg errungen,
und nun kam das Ungeheuerliche. In
der Nacht bei strömendem Regen
bröckelten die hungernden Truppen
ab. Erst einzelne, dann Trupps,
schließlich ganze Einheiten gingen zu
rück. So war alles Blut umsonst
vergossen gewesen. Der türkisch:
Sieg wurde zur entscheidenden Nie
derlage. Der Oberkommandierende
sah sich unter den geschilderten Vcr
hältnisscn gezwungen, die ganze Ar
mee zurückzunehmen.
Auf drei Straßen ging die türki
sche Armee zurück. Der rechte Flügel
ging über Jstrandscha, der mittlere
über Tscherkeßköj und der linke über
Tschorlu. Die ganze Armee wird sich
im Tschataldschaabschnitt versam
meln. wird sich dort durch sieben Di
Visionen verstärken, von denen vier
aus Syrien und drei aus Anatolien
erwartet werden, und wird hier Wi
derstand leisten. In Tscherkeßköj
konnten wir nicht mehr Unterkunft
beziehen und so sollten wir dann
gleich bis Hademköj zurückgezogen
werden, dicht hinter der Verteidi
gungslinie. Wir hatten also noch 70
Kilometer vor uns. Abends 4 Uhr
auf ermüdeten Ponys, unsere Vagag?
weiter hinter uns. Das war nicht
möglich. Außerdem schien mir die
erhaltene Nachricht so wichtig, daß
ich beschloß, sofort bei Selvri das
Meer zu erreichen, dort zu telegra
phieren, dann nach Konstantinopel au
fahren und von dort zu berichten.
Allein konnte ich diese nächtliche Er
pedition nicht unternehmen. Ich
verabredete mich also mit noch zwei
anderen Herren, von denen der eine
türkisch sprechen konnte, und wir
machten uns auf den Weg. Wir
wollten noch bei Tage das 15 Kilo
meter weite Sineklu erreichen, um
später bei Nacht auf der guten Sira
ße nach Süden, nach Selvri gemäch
lich weiter traben zu können. Dann
konnten wir fci Nacht unser Ziel er
reichen. Vielleicht ging nachts noch
ein Schiff nach Konstantinopel und
wir konnten unserer Pflicht nachkam
men. Es kam aber alles anders. Wir
erreichten Sineklu im Dunklen. Der
Ort selbst war so verstopft von
Truppenfahrzeugen oller Art und von
Flüchtlingen, daß wir bei stockfinste
rer Nacht, auf Wegen, die niemand
in Deutschland so beqeichnen würde,
durch Tümpel und Seen hindurch,
eine Stunde brauchten, um das Dorf
zu durchschreiten. Jetzt bog der
Menschenstrom rechts ins Feld ab,
anscheinend um zu ,biwakicren. Wir
müssen geradeaus, in pechfinstere
Nacht. Da sehen wir die Bahn
strecke und beschließen, uns nach ihr
zu richten, denn vom Bahnhof aus
geht der Weg nach Seloi über Ferer
rechts ab. Wir reiten hart am Bahn
dämm entlang, und gerade bemerken
wir den Zug mit den Militärattaches
und dem Nest der Berichterstatter.
Da ertönten plötzlich kurze Komman
dorufe und der vorderste von uns,
der türkisch sprechende Herr, macht
Kehrt, um uns das Kommando zu
übersetzen: Scharf aufpassen, sofort
schießen!" Wir machen auch Kehrt
und tauchen unter in die Nacht. Man
sucht nun aber mit Scheinwerfcn nach
der vermuteten bulgarischen Patrouil
le. und findet uns. Zwei, drei Schüs
se knallen scharf, die Kugeln zischen
an uns vorbei, wir haben aber schon
eine kleine Geländewelle erreicht und
sind den Blicken der eifrigen Schützen
entzogen. ....
Spane.
General Jopp. Kommandant
von Aden, hat uver u ,'ger er
legt.
D r n i e d r i g sie Erdteil ,,t cu
ropa. seine mittlere Hohe veiragl nur
300 Meter.
Da klrchknrkiche Rom
besii't nur eine einzige alte Kirche go
tischen Stils.
Irland reanei e, ra,-,it
England 150 und In Sibirien nur C0
Tage im Jahre.
Der Burenkkikll hat den
Engländern mehr als eine Milliarde
Tollars gekostet.
Unter den 2 ). Emwvh
nern von British. Bornes befinden sich
nur Europaer.
Während de Krieges 1864
war der preußische Konsul in Lissa
bcn zugleich dänischer.
Der Tür stürz der Eingangs
tores zum .Schatzhause des AtreuS"
ist 120 Tonnen schwer.
Frauen haben einen bedeuttno
schnelleren Pulsschlag als Männer
(80 gegen 70 Schläge).
V o r der Eröffnung des
Tuezkanals hat man Haifische im
Adriatischen Meere niemals beobach
tet.
In einem Kubikmillimeter ur.se
rei Blutes befinden sich vier Mil'io
nen roter und 13.000 weißer Blut
körperchen.
Die Knochen wiegen ein Fünf
lel. die Muskulatur zwei Fünftel, die
Blutmenge ein Dreizehnte! des Kör
pergewichts.
Eine Sammlung demütiger
Briefe europäischer Fürsten an Na
polcon I. brachte beim Verkauf 700.
000 Francs.
Deutschland' rechnet dieses
Jahr auf eine Roagcncrnte von der
1 ieher nie dagewesenen Höhe von 8.
700,000 Tonnen. "
D e r Forschungsreisendt
Atkinson legte mit seiner Gattin auf
zum Teil unbekanntem Gebiet 63.
400 Kilometer zurück.
Lord Kelvin' berechnete dai
Gewicht von 1000 Milliarden Ku
bikmcter des sogenannten Lichtälers
auf 11000 Gramm.
Frankreich importierte
letztes Jahr Kohlen im Werte von
$16.250,000. Es ist das größte Koh
lenimportland der Welt.
Ein viertel Milligramm Gift
des Tetanus - (Kinnbackenkrampf-)
bazillus genügt zur Tötung eines
Menschen 'von 150 Pfund Gewicht.
Die Leitung des Marien
scnals in Bombay liegt seit vielen Ge
nerationen in der Hand von Man
nern aus ein und derselben Parisenfa
milic. . ..
Syrakus w a r die stärkste Fe
stuna des Altertums, und nachdem es
mit einer 30 Kilometer langen Mauer
umgeben worden war. übertrat es so
gar Rom an Umfang.
3u d e m Galakostüm des einge
borenen ceylonischen Adels gehört es,
daß über die engen weißen Beinklei
der ca. 54 Nard Musselin gewickelt
werden, was ungefähr zwei Stunden,
dauert.
Eine sogenannte Komplett-
Maschine, die Zündhölzchen paraffi
niert. n,it Zündkopf versieht und in
Schachteln verpackt, hat eine X,t
stungsfä'higkeit bis zu 10 Millionen
Stück täglich.
?! n S o l l a n d legen die schnell
sten Eisenbahnzllge nur 40 Meilen in
tr Stunde zurück. Weaen der
schwammigen Beschaffenheit des Erd
reichs ist es ratsam, zu schwere Loko
motiven zu benutzen.
Alle Bewohner deS Meeres
leben, das beikt nähren sich, immer
einer von dem andern, und die ganze
naekciire Wassermasse ist im Grunde
einem riesigen Schlachthause zu der
gleichen, wo der Schwächere stets eem
Stärkeren zum Opfer fallt.
Im Jahre 1310 sind in den
Vereinigten Staaten gegen 75 Mil
lionen Dollars sur Zuckerwerk aus
acoeben worden, daneben noch 25
Millionen Dollars für Kau-Gummi.
und für Sodawasser die ungeheure
Summe von 320 Millionen Dollars!
Mechanisch angetriebene
Wagen jeder Art zählte man 1905 in
Paris erst 819 gegen ourcu
Ns'rde gezogene Waaen. Jetzt gibt
eö dort 9933 Kraftfahrzeuge verschie-
dener Art und die Vehikel mit Pser
dtbcspannung sind etwa um 6000
zurückgegangen. v '
Empfindlich getroffen
sind die iunaen Dämchen der Hoch-
schule in Atlantic Eity, N. I.. durch
das Verbot, ohne maßgebenden
Grund noch die Office des städtischen
Schul Superintendenten Boyer zu
betreten. Das dort befindliche Te
lephon wurde nämlich unaufhörlich
von Liebhabern der Maochen venutzk,
um mit diesen Nendez-vous zu
vereinbaren. Nachgerade wurde dies
so lästig, daß die Angelegenheit zur
Kenntnis der Schulbehörde gebracht
werden mußte, die dann das so
schmerzlich empfundene Verbot erließ.
Telephone werden j:tzt in Korrido
ren der Hochschule angebracht, doch
dürfen auch diese Apparate von den
liebesdürftigen Schülerinnen , nicht
für Flirts benutzt werden, andern,
falls die betreffenden jungen Mädche
sich vor der Schulbehörd verantwor
ten müssen. ' .- . )
Y