Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 27, 1912, Image 3

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    !S-
Fventde
Noiiian voil M.
V?W.
(5. Fortsetzung,)
Wie schon. oag .'knizstkni sicht
5ar sind, tix Flemming! Ich sürchtt
scbon. mein ftriihriiiif mutterfccknciU
Un einnehmen zu müssen."
Die braunen Vluvn d'S iunvn
Mannei schwifn wckigcsällig über
die feint Mädchns!alt.
.Man darf nicht st nach Jhm
iZrhn fragen, nlaennte et tt
finiigt .Die Thatsach Ihres Hier
sein spricht für Sie. Ist denn be
Ihnen Alle krankt
.Eprechen wir nicht davon." Mit
einer allerliebsten Geberde M GAau
der wendet Fräulein Hannah sich ab.
.Herr des Himmels, war da eine
Nacht! Ich war nur froh, al endlich
der grau Taa durch die Kabinenluke
dämmerte, und machte, dafc ich au der
aiyemvekiemmenden Lust in s Freie
kam. Und von den Herren sind Sie
ver inzige k"
.Der seefest ,u sein scheint. Gott s
Dank. Mir ist da Mcer lieb und ver
traut seit Kindertagen. Selbst etwa
Sturmwind bringt'mich nicht auö der
' Ruh'; im Gegentheil, ich liebe eS. wenn
sich die grauen Wasserwellen haushoch
thürmen und der twifje Schaum seinen
Eischt auf's Berdect spritzen läßt.
Dann erst ist's schön auf der See!"
.Ganz mein Fall." erwidert das
Mädchen fröhlich. jjlucf) ich verbrachte
mit meinen Eltern 'iie Sommerfericn
stet an der See, schon als Kind war
wir s je wilder, desto lieber, und fee
krank war ich. Gottlob, noch nie."
" Und sollen's auch nicht werden,
hoffe ich," fiel Hans Flemming ein und
vor jetn schonen Gefährtin den Arm
izt schaukelt noch gerade ein wenig
stark, wir werden gut thun, an unser
gruyttuck zu denken.'
Schwankend, scherzend und lachend
reichten die Beiden ihr nächstes Ziel,
Die Treppe. Mit einiger Muh ließ
Han sich hinuntergleiten und streckte
hllsreich seine Arme nach Hannah aus
Sie folgte ihm geschickt. Im Saal
war es behaglich warm. tilgen die
plötzlich rauh gewordene Witterung
schützte ein hellflackerndes Feuer, dessen
Schein auf den zierlich gedeckten Früh
"stückstisch fiel und ihm ein ungemein
behagliches Ansehen gab.
Dr Genuß des Heiken Getränkes
In Verbindung mit den ausgewählt
outen Speisen, die in reicher Fülle sich
roten, erweckte in den jungen Leutchen
das köstliche Gekuhl des Woblgeborgen
feinö. Sie wurden rasch gut
greunde.
. Hang erzählte dem iunaen Mädcken
sein klein, alltäglich Geschichte, und
1 lyeilt rym offen Alles mit, was sie
betraf. Nur. daß aus ihrem Munde
manches ganz anders klang, als auS
, dm der schönen, falschen Amerika
lin. Nach Hannahs Darstellung war
fi ein it beanlaqteS, in allen Fertig-
leiten fahren! Mädchen höherer
tan, dem indeß zu seinem Fort
kommen in der Welt nichts weniger als
Alles fehlt. Was auch immer ??räu-
lein Hannah gelernt haben mochte, zur
luolliommenyeit yatte sie s in Nichts
bracht, wenigstens hatt si kein Exa
wen bestanden und besaß auch sonst
keinerlei Ausweise über daS Gelernte.
Somit war ihr Talent im Malen. Kla
dierfpiel, Brennen. Sticken von keinem
Nutzen, nirgends bot sich ihr ine Siel
lung an. in der sie ihre Geschicklichkeit
verwerthen gekonnt hätte. WaS sich
ach langem Suchen noch etwa bot,
Kar derart, daß S für di Tochter dS
weiland Königlich preußischen Oberst
lieutenantS HolthauS nicht passend
schien, und so war sie froh, als ndlich
ein Hamburg? Stellenvermittelungs
Vgent. an de,n si sich brieflich gewandt,
ihr ein glänzndes Engagement der
mitteile. Wem Fräulein Hannah sich
verpflichtet und in was ihre zu leisten
den Dienst bestehen sollten, darüber
zeigt sie sich, zu des jungen ManneS
Befremden, ununierrichtet. Si. wußt
nur. daß man sie in Vahia erwarte und
witr in's Innere des Landes führe,
woselbst si auf einer Pflanzung die
glänzend dotirte Stellung einnehmen
werd. Noch manches Andere gefiel
HanS Flemming bei dieser Angelegen
heit nicht. Ihm schien das jung Kind
mit seinen achtzehn Jahren viel zu der
trauenSs-.lig zu sein, er nahm sich heim
ltch vo Ir sie zu wachen und sie nicht
aus denAugn zu lassen, bevor sie sicher
n Ort und Stell gelandet si.
$a8 Frühstück war vorübr, di Bei
den tzcrlißn den Saal, mit sich und
lkr Welt zufrieden, in dem rhebndtn
Eefühl, an inand einen Freund ge
funden zu haben. Bon der Gesellschaft
ließ sich noch Niemand auf dem Verdeck
blicken. Dr Stward, den HanS nach
seinen Reisegefährten fragt, zuckt be
dauernd die Achsel. Im Damenabtheil
lief die Stewarrch mit hochrothem
Besicht verdrießlich von iner zur an
deren. DaS Läuten wollt rute kein
Cnde finden, und si hatte auf all Kla
m und ungduldign Fragen boch nur
en einzigen Trost, die inzig Ant.
wort:
.ES wird schon wieder besser wer
den, sobald das Uebel ausgetobt hat."
tin vorläufig recht zweifelhafter AuS
lpruch.
Am ungeberdkgsten zeigte sich MrS.
Lande.rson. C!e lag in ihrer Koje
lL&2&Q,712l3BäSMJä&BMt KmMTAtWjfj&&
Schuld.
Prigge-Brsok.
tyaj ji&.. :'.tl:tmI,
todtenbleich. vom deftlast Uekxlbefin
den aeauLlt. daiu Lraerte sie sich fast
todt. War da nicht SchicksalStllcke.
daß sie jetzt lend liegen muß. a
ttnd- Sie biß sich di Lippen
und warf sich in ohnmächtiger Wuth
bin und der. den Warnungen der
Stewa.'dtß zum Trotz, di ihr mög
lichst Ruhe anempfahl. Ja. Ruh
Macht man am ersten Abend der viel
versprechenden Reis di Bekanntschaf
ine jungen, reichen ManneS, der zu,
dem auf unbestimmte Zeit in ihre Hei
math geht, und muß nun von der heil
losen bösen Krankheit rgrissen werden,
die. wie die MrS. rveiß, bei ihr von
Dauer ,u sein pflegt. Und dazu will
da Mißgeschick, daß der genannt
Herr, statt wie die Uebrigen krank in
der Koje zu liegen, gesund und munter
an Deck spazieren geht, dai jung
Gänschen von gestern Abend am Arm,
wie ihr die Stewardeß berichten mußte.
Di hübsch Wittwe knirschte grimmig
mit den weißen Zähnen, und hätten
böse Wünsche Kraft, die arme Hannah
wandelte langst nicht mehr iin Tage
licht, sondern litt unter Qualen. . wie
ihre Feindin, von deren Gesinnungen
sie nicht einmal etwa a'int.
HanS und Hannah .n Paar, wit
für einander geschaffen, urtheilte der
bieder Capitän. der s jetzt freundlich
begrüßte. Er kann ihnen leider kein
Seit mebr widmen, da er sehr beschäf
tigt ist. Sie setzen ihre Promenade auf
dem Verdeck fort und erganzen Die ge
enseitiaen Bekenntnisse.
HanS spricht wie von etlvaS längst
Verwundenem, von seiner instigen
Leidenschaft für Frau Musika. wi eS
ihn elend gemacht, zu denken, daß r
inst ihr Jünger nicht sein, ja sie kaum
von fern anbeten und veredren vurte.
.DaS war früher und nun?" fragte
Hannah theilnahmSvoll.
.Nun wiß ich längst, daß S gut so
ist." widerte er bescheiden. .Die hei
lig Flamm in mir war nur in arme?
Kerzenlicht, gknügend hll, um mir in
sam Stunden zu verkürzen, nie aber.
um der herrlichen Kunst damit zu die,
nen!"
Er hatt di Wort rnst. doch ohn
Bittr!eit gesprochen, man fühlt, si,
kommen aus ehrlichem Hrn.
.Und weil Sie nun nicht gleich das
Höchste erreichen in einer Kunst, in der
Sie zweifellos weit vorzeschritxn sind,
entsagen Sie dem Geigenspikl ganz'
. .Auch die Zeit de? kindischen Trotze
ist vorbei," lächelt HanL Fkmming
licht. mKA(b bade mich tu ccetwn ge
lernt und bin für min kleines Talent
um so dankbarer, als S mir rein
Freudenstunden schenkt."
.Möchten Sie mir einmal dorspte
len? Ich liebe Geigenspiel so sehr. ES
war di Frud meines Baterk, dn ich
vor Kurm erst vrrlor.
Di suk Stimme bebt, wahrend
Hannah sich ganz vergebens muht, ihr
Festigkeit zu geben. Hans empfindet
.iefeS Mitleid mit ihrem jungen
schmerz. .
.Ich spiele gern für Sie, wenn eS
Sie freut," sagt er einfach. Befehlen
ie nur, wann!
Sie sieht ihn an, ein wenig scheu.
.Sollten wir jetzt? Txr Musitmlon
ist leer, Niemand hört zu, wer weiß, ob
wir noch jemals so ungestört beisam
men sind."
HanS nimmt den Vorschlag mit Be
Meisterung auf. Er ilt nach unten, nt
nimmt dem größten der beiden Koffer
sein kostbares Kleinod, sein Amati.
Im nxrthvolln Ebenholzschrein ist si
gebettet, auf iner prächtigen, kunstvoll
gestickten Decke, die den NamenSzug des
Besitzers zeigt. Die flißign Hände,
Grtys haben daS Kunstwerk gefertigt,
doch kein Gedanke des jungen ManneS
fliegt zu ihr. Eilig entreißt r stinen
Ichatz der Umhüllung, wirft achtlos
die Deck zurück und hastet in den Sa
lon zurück, in den Hannah ihm vor
ausgegangen ist.
Sie wollen wirklich? O, daö ist gut,
ist lieb von Ihnen, Herr Flemming!"
ruft sie in überströmender Freude. Im
Musiksalon steht in kostbarer Bech
lteinfli!, dessen Deckel zuruckgeschla
gen ist. Liebevoll streichen HannahS
Hände die Tasten, indeß der Geiger
ein Instrument stimmt.
Wie prüfend fahrt r über di Sai
:n hin, bis ihr Ton hell und rein zu
einem Ohr dringt; dann ist setzt er
den Bogn an. '
Hannah hat sich zu ihm gewandt.
Den Rücken gegen den Flügel gelehnt,
umfassen ihre beiden Hände di Lehne
deS Stuhle, indeß ihr Augn voll Er
markn auf den Spieler blicken. HanS
Flemming spielt!
Und wie r den Bogen über die Sai
:en führt, vergißt r AllS um sich her,
Zeit und Raum entschwinden ihm.
Süß klagend klingt der Geig Ton, an
chweuend wieder zu Tonen höchster
Lust. ES jauchzt und jubelt. alZ ob
Engel singen, allmählich wandelt sich
dann das Spiel. Die braunen Augen,
n denen letzt in beißes Feuer glüht.
heften sich fest auf daö reizvoll Mäd
chengesicht, daS in leidenschaftlicher Be
geisterung glüht.
Dr Geig entströmt s wi ine in
ig langhingezogen Frage, sehnsucht
bebend, hoffnungSfroh. zitternd bang!
So endet da Spiel.
1
il'J'l.'l1!
Hannah rwacykl Qst yal so su g
träumt, al sei sie wieder im Bater
hau, in treuer Eltern Hut. umgeben
von Liebe und Sonnenschein.
Ihr beiden Hän sireckt sie dem
Veiger dankbar hin und ruft säst
alhemlo:
,S wollen sagen, daß Si kein
Künstler sind? Sie. der S so bezau
bern und mit sich fortreißen können?
Da kann nicht sin, ich glaub'S Ihnen
nicht!"
HanS streicht mit der Hand über die
"'fbitfr, leider tjt 1 dennoch jo.
Zum Künstler fehlt mir daS Höchste.
Ich kann nicht schaffen."
.Co war dai den nicht igene
Composition?"
Die Frag klingt in ganz Ikin we
nig enttäuscht. ist HanS fast schwer,
antworten zu müssen.
Leider nein, nur in ganz kleiner
Theil ist eigenes Eigenthum, und von
dem weiß ich dazu noch, daß ich die
Melodie nicht wieder finde. Kannten
Sie das Erste nicht?"
Hannah verneinte.
.Ich dachte. Sie spielten für mich."
.Da that ich. Wa, konnte ich Bes.
sere sagen, als was Paganini unS in
seinem .Traum" hinterließ, was mir
dann noch zum Schluß fast ungelvollt
in denBogen drang, möchte ich .Frage"
nennen!"
Hannah röthete jäh.
.Es ist spät geworden bemerk! si
in gezwungenem Tone. .Wollen wir
nicht nach oben gehen?"
Für diesen ganzen Tag bleibt dal
Mädchen auf die Gesellschaft deS jun
gen Flemming angewiesen. Sie freut
sich dessen unbewußt, und als si am
Abend spät ihr Lager sucht, denkt sie
mit einem Glucksgesuhl an den kom
menden Tag. etwas, daö ihr seit ihre?
BaterS Tod nie sckab.
Di Reisenden kommen nach und
naaz wieder zum Borschein. DaS Wet
ter ist schön, und eS entwickelt sich jene
eigenartig reijvoll Lebn an Bord der
.Elbe", daS Jedem, dr ine längere
eereii auf einem der legantenLloyd
dampf gemacht, für immer unvergeß
lich bleibt. Da ist keiner unter der
bunt zufammenaewürfelten Gesell
schaft. der nkbt sein Bestes tbäte. um
sich und seinen Mitreisenden die Zeit
mognazil angenehm zu vertreiben.
Vom Schauspieler, dessen Force komi
sche Rollen sind, und der die komisch
sten von ihnen zum Besten gibt, an, bis
zum jüngsten der beiden Backfische, der
artig zu declamiren wein. ?krau
Blanke , Kersten läßt ihr alten Lider
ertönen und erntet Belsall, der sie in
die Jugendzelt zurückversetzt, di Fa
mi!ienmüttr sind autberna. die Kin
der nicht zu unartig, und AlleS freut
ncy seines iein.
Am glücklichsten sind ab unter Al
len Hans Flemming und Hannah
oilyau. zwischen diesen beiden zu
gendschönen Menschenkindern nt
wickelt sich schnell ein freundschaftliches
Berhältniß. das seinen Ursprung in
ihrer fugend und den Idealen, die
Beide ,n sich traaen. findet. ,Eie nen
nen ihre Beziehungen Freundschaft;
vie uevrigen oder waren geneigt, die
selben anders aufzufassen. Moblwok.
lend leistet man ihnen allerlei Vorschub,
iaizl ne zuiammenunen, promeniren
und wartet auf in Ereigniß. Wir
MrS. Sanderson anwesend mwesen.
da Wohlwollen wäre sicherlich nicht so
ungeiruvt geblieben, so aber kam die
intriauante &nm u ibrem arLkteu,
Aerger noch immer nicht zum Bor
schein.
Di Seekrankheit ließ ihr Opfer nicht
los und brachte sie mehrmals an den
Rand der Verzweifluna. Als si
schließlich so tveit war. sich zeigen zu
können, erschrak die Gesellschaft bei
ihrem Anblick. Alle Kunst vermochte
nicht, den ehemals vollen Wangen ihr
Rundung wieder zu geben, die lachen
den Augen lagen tief in den Höhlen,
um Stirn und Mund hattn sich zahl
lose Falten gebildet, kurz. Mrk. Käthe
war um mindestens zehn Jahr geal
tert.
Für dieses Mal hatte sie versvielt.
Das fühlte si, als ihre Augen zum er
sten Mal den alückstrablenden5nnb
begegneten. Hier war etwas gfchehen.
O, wi sie jenes junge, schön Mäd
chen haßte und ihn, den sie so gern mit
ihrer Huld beglückt. Nun war S auS,
sie muß auf eine ander Gelegenheit
warten! '
Mit wahrhaftem Bedauern sah der
junge Flemming daS Ende feiner
Meerfahrt herannahen. Wenn I nach
seinen Wünschen aina. dann dauert
diese Reis wig. Er erinnerte sich kei
ner Zeit seineSLebenS, wo r so schran
kenloS glücklich war. und wenn ibm
auch HannahS Antheil an seinem Glück
mcyt vomg ktar wurv, i? suhlte r
doch, daß er sie sehr, sehr vermissen
werde. Wenn AbendS. nach inanom
menem Mahl, die Gesellschaft auf dem
iueroecr lpaz,ren ging, oann fanden
SanS und annab sich wi auf Verab
dung zusammen, am Steuer, wo sie
sich am rsun 'corgen geieyen. Es zog
sie wie mit magischer Gewalt zu diesem
einsamen Ort. Oft eriiädlte dai Mäd.
chen dein thilnhmtndtn Frund von
tyrm verlorenen Paravie, von , der
kimatb. den Eltern, dem auten Bt.
dessen Stolz sie gwsn. Wie bang
ZukunftSsorg klang S, so oft sie nun
der neuen Welt gedachte. Welch' Schick
al harrt ihrer I und Hans versichert
ihr dann imm widr mit Wort und
Handschlag: .
.Ich wach übr Sie. ich lass Sie
nicht, bevor ich weiß, wohin man Si
führt!"
Tflftliisit Omaha Tribiin,. Mittwoch, bei
T
Daß sich hinter diesem Versprechen
mehr verbarg, daß Han nicht ruhen
werd, bi r sein schöne Reisegefähr
tin auch in der neuen Heimath aufge
sucht, galt ihnen Beiden schweigend als
ewiß. obschon sie darüber kein Wort
zewechselt hatten.
Da Schiff nähert sich seinem Ziel.
In Bahia sollte die .Elbe' ankommen,
und Hannah Holthau! würd in dr
Hafenstadt rwartkt.
An Bord hkrrscht groß Aufregung,
der Hafen war in Sicht. Noch inmal
betteten di Reisenden ihr Haupt aus
dem Dampfer zur Ruhe, dann stob der
Schwärm auseinander, um sich, aller
Voraussicht nach, nie wieder zu shn,
Dr lktzte Abknd int die Gesellschaft,
Man war sehr still, Alle fühlten, daß
hier ine Episod zu Ende ging, d,e
ihnen nur froh, gute Tag gebracht,
Di Gläser klangen noch inmal hell
aninander aus gutes Glück, man ließ
den wackeren Schis fuhrer leben,
dankt ihm für zahllose, jedem Einzel
nen erwiesene Freundlichkeiten und
ging dann zu speciellen Toasten über
Hatte man indeß gehofft. Fräulein
Holthaui und Herr Flemming würden
ihnen Veranlassung zu einem solchen
geben, so sah man sich getäuscht. Wie
immer saßen die Beiden zusammen,
doch gegen ihr Gewohnheit sprachen
sie nicht viel. Hannah sah. die Augen
niedergeichiagen, in ihren Schooß hin,
ab, bemüht, die Thränen zurückzuhal
tcn, di heiß und brennend in ihre Au
gen stiegen, und Hang wirbelte nervöö
an seinem Schnurrbart und sand kein
AvicyiedSwon.
(Fortsetzung folgt.)
Der Nehbock.
Eine Skizze von Alfred MannS
(Bremen).
Kasper Notholt war mit seiner Ta
gekarbeit fertig. Der Buttermi'.ch
reis und di Bratkartoffeln hatten
bei ihm ine angenehme, milde Stim
mung bereitet, die deutlich in seinem
pfiffigen Gesicht zu lesen war, als er
mit dem Nasenwärmer in der linken
Mundecke über den Zaun seines Ge
Höftes lehnte.
Vergnügt blinzelte er in die dicke,
neblige Luft oeö Herbstabenos.
.Heute is das richtig", sprach er
zu sich selbst. .Wenn das so bleibt.
denn
In diesem Augenblick schritt mit
hochrotem Kopf und wilden Mienen
der alte fforster Lod vorüber.
Kasper knickerte vor sich hin .ha,
hä," denn er hatte einen wütenden
Blick deS Alten aufgefangen. Und
nun rüt ihn der Schalk. ,
.Tag auch. Förster", rief er dem
Davoneilenden mit ruhiger iselvitver
Itändlichkeit nach.
Wie gestochen drehje Lotz sich um.
.Was?"
.Och, nichts, ich wollt' man fra-
gen, was los is, Du siehst ja ban
nig glupsch aus die Augen, Vadder
Lok."
Da kehrte der Förster um und sah
Kasper durchdringend erst m die Au
gen und dann weiter abwärts bis
auf dessen umfangreiche Holzschuhe;
doch der Bauer schmauchte behaglich
weiter.
Ich will Dir was sagen. Kasper
Notholt. Meine vorgesetzte Behörde
hat mir heute inen Schweinhund gk
macht, weil daß ich das Wildern und
Ausjagen in mein Bezirk so einrei
ßen ließ. Aber, da bin ich nich wü
tend über, sondern nur, weil das
wahr is."
.Tscha . memte Kasper harmlos,
ich hab' da auch von gehört. Was
die Welschen sind, die mögen es tun,
Vadder Lotz."
.Ja. das soll wahr sein, Kasper.
meinte der Förster, der jetzt ruhiger
wurde. Die Halunken", hier sah
er 'otyolt wiener scharf an. aoer
diesmal von unten nach oben, die
Halunken verlassen sich auf meine
Gutmütigkeit und halten mich für
einen alten Mummelgreis. Jeden
noch, sie sollen nicht glauben, daß ich
sie nicht kenn'. Und Du sollst mal
feh'n, mein Jung', leinen tu ich
sie, doch noch nial."
.Und da tust Du reckt an. Förster
und das sag ich", entgegnete Kasper
überzeugt und nickte dem Alten aus
munternd zu. Willst nich 'n Klaren
bei mir trinken?
Ne, ich mag jetzt keinen. Adjö
auch."
Adjz. Vadder votz."
Kasper sah dem Alten kopfschüt
telnd nach. Mag kein Kloren! denn
so muß ihm die Forstverwaltung 'doch
böse inen gepult haben. Was kann
Lotz Vadder dafür, daß er nich mehr
recht gut gucken kann und auch nich
mehr 'laufen. Di sollten Nachsicht
haben mit den alten Mann. Tschä,
hm, kann man da was an machen?
Nichts kann man da an machen . . .
Nachdenklich und lang amen sqril
tes ging Kaspar Notholt ins Haus
und holte aus fernem Bette eine Ku
gelflinte, die er sich eingehend betrach
te!e. Hierauf machte er noch einen Gcina
zu seinen Mastkälbern auf der Pog-
gemvisch, die in der Nähe des großen
Stadsforstes Neiherholz laa. Zu
rückgekehrt schloß er die Türen, Ivas
letzthin Mode geworden war, und
gleich darauf erlosch daö Licht im
Hause.
Es war Nacht, kein Stern ließ sich
jehen. Der Mond stand im letzten
November 191-'
Achtel und gab nur In sehr spärliche
Licht her. just so viel, daß man nicht
von StocksinsierntS sprechen ronnie;
dazu sisselt in setner Nebelregen
dom Himmel.
Aus einem Hintersenjter von wov
boltS Haus stieg ein Mann; vorsichtig
hielt r sich tm Dunkel der Gebäude,
bis er, durch ein Heckentor tretend, auf
einem kleinen Landwege stand, der
zum Re,hholz fuhrt.
.Man hat daS nicht leicht", mur
melte er vor sich hin. .Wenn wo an
derS mal einer Lust hat, denn geht
er in der Danimeruna. morgens oder
cbendS einfach hin. aber das soll mal
einer hier probieren, den wollten sie
bald. Na, S muß auch so gehen,
man bloß, man muß die Gegend und
die Wechsel und die Nehböcke noch
waS besser kennen als wo anderk,
wenn man si vor die Büchse kriegen
will bei der Düsternis.
Kasper befand sich im Schatten ei
lieg WaldeS und ging sorglos seine
Weges. Daö Rohr seiner Flinte hat
te r unter der Weste und den abge
schraubten Kolben in der Rocktasche.
So war er bis zu der Stelle ge
langt, wo der Pfad eine Biegung
macht und dann direkt auf den gro
ßen stattlichen Wald zuläuft. Eben
wollte er um die Ecke biegen, als r
inen Luftsprung tat; im nächsten Au
gcnblick lag er lang auegestreckt in
dem schlammigen Graben.
' Zwei Minuten später trottete der
Förster vorbei und hinter ihm sein
Hund Pollo. der noch lahme: und
noch kurzsichtiger war als sein Herr.
Der Alte schien doch etwas von
dem Geräusch gehört zu haben, toß
Kasper nicht hatte vermeiden können,
denn er blieb häufig stehen und blick
te sich um.
.Wenn der nicht ein bißchen siz
macht", so fluchte der Bauer in sich
hinein, .dann komm' ich aug dem
zähen Dreck gar nicht allein wieder
raus und muß ihn am Ende noch
selbst anrufen."
Ab schließlich verschwand die lan
ge Gestalt des Försters in der Dun
telheit, und Kaspar krabbelt sich be
hutsam empor. Eine viertel Stunde
blieb er beobachtend und wischend auf
iem Grabenrand sitzen, bereit, auf das
erste verdächtige Zeichen abermals in
dem Morast unterzutauchen. Doch
nichts rührte sich. Da setzte Kasper
Notholt seinen Weg fort, aber, weil
es kalt war und weil er im Schlamm
seine Flasche Klaren verloren hatte,
kamen ihm nun einige moralische Be
denken, die indessen nicht stark genug
waren, ihn zum Aufgeben seines Bor
Habens zu veranlassen.
Ach was", dachte r und wies
entschlossen die sentimentalen Negun
gen von sich. .Notwehr ist das,, die
Rehe fressen uns sonst all das Kcrn
weg. Großvater Notholt hat das
auch immer gesagt, und der muß das
wissen, denn der hat in seiner Jugend
selbst mal einen Bock auf fein Bater
seinen Acker gesehen. Und wenn Groß
vater auch dabei sagt, daß er sich
verguckt haben kann, weil das Holz
so weit weg is von dem Acker, so ist
er doch ein alter, kluger Mann, dem
man glauben muß.
Mit solchen Gedanken war Kasper
endlich beim Walde anaelanat. die
Oertlichkeit hier war ihm so vertraut,
vag er sich auch in der stärksten
Dunkelheit mühelos zurechtsand. Plotz
lich blieb er stehen, ihm fiel der alte
r ter cm. .Baoder Lok hatte nu
so gern heut abend einen ertappt",
meinte er, und lachte über das ganze
Gesicht, .eigentlich kann er ein' jam
mern, der alte Mann", fuhr er in
seiner Betrachtung fort, aber was
soll einer dabei tun?"
Bon nun an war Kasper Notholt
ganz Jäger. Kein Mensch hätte den
scheinbar so schwerfälligen Bauern so
geschmeidige Bewegungen zugetraut.
Wie er von Baum zu Baum schlich
und auf die Sprache des Waldes
auschte, wie er de Bewegung des
Gezweiges forgfältig beobachtete, glich
er einem jener amerikanischen Pfad-
sinder, denen hinter jedem Busch uno
jedem Stein der Tod auflauerte.
Die Dunkelheit war inzwischen noch
größer geworden, so daß sogar Ka
sper Mühe hatte, sich, zu unterrichten.
Doch dort war die kleine Wies, im
Volksmunde die Wunderwiese ge
nannt, ein Hauptäsungsplatz des
Wildes, das wohl jede Nacht in eini-
gen Stücken hier durchwechselte, zumal
sich auf der Wiese zur Winterszeit
Salzlecken befanden, wodurch sich die
Tier noch mehr dorthin gewöhnten.
Kaum atmend stand der Bauer bin-
ter einer dicken Buche. Wohl ine
Stunde verharrte r regungslos, jede
Muskel gespannt, jeder Nerv in Tä
igkeit. Endlich, dort erhob sich ein
iarkcr Bock, der offenbar, vom Jä-
gcr unbemerkt, im Grase gelegen hat
te. Ter großen Dunkelheit wegen,
die oft täuscht, war er jiichl sehr deut
lich zu erkennen, doch am Geweih nach
mußte es ein tüchtiger Kerl sein. Er
chien sich tetzi umzusehen. Kasper hob
daö Gewehr, das Herz klopfte ihm
zum Zerspringen. Der Schuß krach-
Mit einem eigentümlichen Sak
brach das Tier im Feuer zusain
mcn. Wie der Blik war Kasper zur
Stelle und bückte sich zu seiner Beute
nieder, oocy ebenso schnell kam er
wieder hoch, faßte sich an den Kopf,
sagte sämtliche ortsüblichen Flüöie
mit steigender Leidenschaft her und
ging dann langsam wieder n'ch
Haus.
Kilsere SAittmiljler - Weck
iJi&'J,
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Ein charakteristisches Kkeid.
Beiicli'nd auS Damen-Taillenmuster No. 9269. acschniiten in 5 Grönen: 84.
36. 33. 40 und 42 Koll Brustweite, und
in S Größen: 22. 24, 26, 28 und 30 Zoll Taillenweite. Changierende Taffcta in
grün und blau, mit Pipings auS schwarzem Satin und getupftem Net, sind hier
daraciiellt. Die Taille kann mit tiefen Manschetten für lange Aermel in Länge
mit Bandmanschette hergestellt werden. Ter Rock lägt Schluk hinten oder vorne
zu. wie eö gewünscht wird. Es benötigt 7 gardz ZöMigen Stoff für die
mittlere Grone.
Tiefe Illustration benötigt zwei separate Muster, welche für 10c per Stück cm
irgend eine Adresse gesandt werden. , ,
cry ... c rni rr J . rf
Preis oes Muiiers iu ems.
Besttllungs'Anweisungtn '
Tief Muster werden an irgend eine Adresse aeaen Einsendmia deS
Preises geschickt. Man gebe Nummer
lich oi un sazt den Eoupon nevfl
Pattern Department, Omaha Tribüne,
1311 Howard Et.
Der SmaiZaWöünL" Faltern ßoupon.
Ich wünsch Muster No
.... Zoll, Bruft- oder TMamerte
(Iah .... bu kmdersachen.)
Name.
Na.
Straße
Am nächsten Morgen erschien Bad
der Lotz auf Notholts Hof.
Kasper", sagte er. und herzliches
Mitleid lag in seinen Mienen, es
tut mir leid um Dich, aber nu bist
Du durch die verflixten Aasjäger auch
zu Schaden gekommen. Eins von
Deinen schönen halbjährigen Kälbern
ist aus der Poggenwisch ausgebrochen
in da? Reiherholz, und das haben
die Satansbraten totgeschossen."
So ?" weiter brachte Kasper
nichts hervor, denn es würgte ihm in
der Kehle.
Der alte Förster nickte und schmun
zelte dabei ganz eigenartig. Ja, aber
was ich nicht verstehen kann: Die
Bande hat dem Kalb so ein paar
Aeste auf den Kopf gebunden.. Was
das heißen soll, da muß ich noch im
mer über nachdenken. Weißt Du das
vielleicht. Kasper Notholt?"
Houston als Seestadt.
Unter den binnenländischen Städ
ten, welche mit geschäftspatriotischem
Eifer und in fortschrittlichem Geiste
Vorkehrungen treffen, vom Panama--kanal
Verkehr direkten Vorteil zu
ziehen, ist jedenfalls die tcxanische
Stadt Houston hervorhcbenswert; sie
wird bald aus diesem Anlaß eine
Seestadt für alle praktischen Zwecke
sein!
Bor etwa zwei Jahren bewilligte
der Kongreß der Ver. Staaten zwei
Millionen Dollars, um einen Fünf
undzwanzigfuß Fahrkanal in die
ussaio ayou zu legen, einen
Meeresarm. welcher fünfzig Meilen
I .Tu.n Li..'' in . . cv
vvi, vyiuucuon noroivaris geyi. e-
dmgung war dabei, daß die Stadt
si ... I
ouilon, weiche solcherart eine fahr-
lucyttge unmittelbare Berbindung
mit vem vzean erhalt. $1,250,000
zur Unterstützung dieses Werkes auf
bringe. Die Bedingung wurde erfüllt. EZ
wurde in Bewasserungs Distrikt
auS der Stadt und dem County ge
schaffen. Und gemeinsinniae 3t
Damen-Rockmuster No. 24, ebenfalls
und Grcke und die volle Adresse deut
dein oben erwähnten Preis an dal
Stadt
schäftsleute kauften die ausgestellt?!,
Schulscheine gerne. Die Kanalisie-rungs-Arbeiten
sind im vollen Gan
ge, und es ist bereits gewiß, daß sie
noch vor der Eröffnung des Panci
makanals vollendet sein werden.
Ein Vergleich mit Galveston iic-it
nahe. Die Galveston Werfte-Ge
fellschaft erhebt eine hohe Gebühr auf
Fahrzeuge und belastet damit den
dortigen Handelsverkehr bedeutend.
Der obige Fahrkanal aber gibt sec
fahrenden Schiffen 2? Meilen Bin
nenhafen an der ganzen Bayou ent
lang, und Houston hat eine freie
städtische Werft, welche ganz modern
gebaut ist. Bereits hat Houston eine
Anzahl Dampfer Linien und un
terhandelt noch mit meren ander.'n
für Einfahrt durch die Bayou.
Noch sei bemerkt, daß die Fra 5t'
Gebühren von New Fork nach Ho':
ston, und nach Umladung von Hou
ston weir nach Dallas, billiger
kommen. Ks die von New Fork nach
Dallas mit der Eisenbahn!
Die LiebeLprobe. Sie
(Studentin der Medizin): Liebst Du
mich wirklich über alles, Schatz?"
Er: Ich schwöre es: Ich könnte
für Dich sterben!"
Sie: Dann lasse Dir mal vor
mir meine neu entdeckten Pestbzilleri
einimpfen!"
Opferwillig. Ach. Ar
tur. willst du mich jetzt schon verlas
sen? Ich muß. meine Liebe! Zehn
Jahre meines Lebens gab' ich da
' ..
rum, wenn im nocy lang vieioett
könnte aber es kann nicht fein-denn
...... . ' '
gehe ich jetzt Nicht zur Kkgelpartit,
muß ich tras' zahlen.
N a a I s o. Gast: .Die Ser
viette ist aber unsauber!""
Wiriin: Soo? Die haben schon
ganz andere Herrschaften umgehabt
als Sie. Da kann sie wohl für Sie
auch recht sein!"