H Fremde Roman von M. .V"J-ji O (3. Jortsedung.) Gcria trar .ü, mio et erste Cm ssindung aller war die einer großen Enttäuschung. Frau Hilde, in itzcer Jugend ein tüchübschei Mädchen, selbst heute noch als Mutier ihres grrfn Junqen sin riffvnfc l?tJU, hztle in fcuqci Kind ihr frühere Ebenbild vermuthet, 'Jiun sah sie Mi sich ein kleines, frühreifes Geschöxs mit dünnem, fahlblondem H:ar, blas fern Gesicht und einem verschlossenen, eigensinnigen Zug um den Mund. TU Kind stand steif wie ein Sied und rührte keine Hand bei der herzlichen kBezrüßung. zu der aufquellende Mit. leid sie zwang. Eerty lieg ti still schweigend geschehen, daß ibre Tante sie an sich zog und küßte, ihre Arme öffneten sich nicht, der kleine Mund blieb stumm, und mit einem Seufzer lieh Frau Hildegard das enttäuschende Mädchen aus ihrem Arm. Sie wech. selte mit ihrem Manne, der scheu und ungeschickt daö Kind liebkoste, einen Llick. Johanne verstand. Sanft fuhr er mit der Hand über den Kopf des Kindes. Sie soll es gut bei uni ha ben, trotzdem, gelobte er sich. Hon stand bei Seite. Sr war nx der enttäuscht noch ernüchtert, da er sich keine Lorstellung von Gerty gemacht hatte. Ein häßliches Ting. aber roe nigstens keine Heulliefe, wie die Mä tcls sonst, war sein Urtheil. Nein, eine Heulliese war Getto, nicht, das konnte niemand von ihr sa gen, auch Krause nicht, der Abends, als die Kleine zum ersten Mal unter des Oheims Dch schlief, zum Erstat ten des Berichts antrat. Der alternde Junggeselle hatte vor dieser Reise ge bangt, einzig um Gertys willen, wie er nun gestand. Es war immerhin die Heimath, der er sie entführte, in ein fremdes Land, zu Verwandten, die sie nie gesehen. Da hatte ihn der un zerstörbare Gleichmuth des jungen Kindes in Erstaunen versetzt. Sie ließ alles hinter sich, ohne eine Thräne zu Vergießen, sah dem neuen, unbekannten Leben entgegen, ohne eine Spur von Neugier zu verrathen. .Ich glaube, sie hat kein Herz." schloß der Buchhalter seine Erzählung, .aber sie ist zäh. Was sich die einmal vorsetzt, daS führt sie aus, ohne viel WesenS, ohne Worte, aber bestimmt und sicher. Ein merkwürdiges Kind. So soll sie an ihrem Vater mit Leiden schakt gehangen haben, spricht aber, seit er todt ist, kein Wort über ihn. Man mag fragen, was man will, sie antwortet einsilbig, oder sie schweigt Frau Flemming schüttelte betrübt den Kopf. Das hatte sie sich anders gedacht: Ob ich ihr wohl beikommen werde." fragte sie zweifelnd. Mir thut daS arme Ding doch leid. Arme, kleine Eerty. " ES schien nicht, als ob sich ihr bei, kommen ließe. Gerty blieb sich im ganzen gleich, auch als Jahre vergin gen. AuS dem häßlichen, jungen Ent lein wurde zwar nicht wie im Märchen ein schöner, stolzer Schwan, immerhin in schlankes, hochgewachsenes, leidlich hübsches Mädchen, das noch besser ge fallen hätte, wäre nicht der Zug stillen, zähen Eigensinnes gewesen, der nie ganz von dem jungen Gesicht der schwand. Sonst wußte Gerty sich zu beherrschen und zeigte aller Welt ei nen Gleichmuth. der bei so jungen Jahren verwundern mußte. ' Ob sich das Mädchen damals leicht der schwer in fein neues Lcben fand, hätte selbst die besorgte Tante nicht sagen können, innerlich stand ihr das Kind noch heut ebenso fern, wie am ersten Tage, wenn eö auch äußerlich alle Pflichten und Rechte der Haus rochier ausübte und beanspruchte. Alles in allem war das jetzt achtzehnjährige Mädchen, wie hundert andere ihrer Art, nur etwas kühler und zielbewuß ter. Was sie sich vornahm, erreichte sie stets. Der Einzige, dem gegenüber ihr Glcichmuth nicht immer Stand hielt, war Vetter Hans. Anfangs zankte LZerty sich mit ihm, dann kam die Zeit seiner Muftkschmärmerei, Nxgen der er wit seinen Eltern in ernste Conflicte cerieth. Von dieser Zeit an stellte sie sich offen auf seine Seite. Sie bot alles auf, die Tante zu be summen, Hans gewähren zu lassen. Obschon sie sonst leicht etwas durch setzte, stieß sie hier auf so hartnäckigen , Widerstand, daß sie ablassen mußte. Dann ging Hans, um seine Lehrzeit zu bestehen und Gerty sah ihn nur Sonntags, wußte es aber einzurichten, daß sie alleS erfuhr, waS er that und dachte. Dann hörte man nichts mehr von dem einst so lebhaft geäußerten Wunsche des , jungen. Erben. Er fcicnle sein Jahr in WandZbeck ab und trieb es dort so toll, wie andere junge Leute seines Standes. . Da war es die kleine, kaum beachtete Cousine, die ihm seine Geige in's Ge X - ' n i 3 rief; sie , ließ sich vorspielen, ch über Liszt und Wagner und durch ihre Unwissenheit in mü? i, hen Cinen Hansens Spot: her ...I. '.; Zil verschlug doch nichts, kr kam doch wieder mehr, spielte und mied die leset Gesellschaft. Dana kehrte er zurück. Unlustig zu Allem, zwei Dinge cwicrnmen. Das waren seine kost V Schuld. PriggkBrvk. kike Amati und Hassan. sein edleö Pferd. Mit diesen verdrahte er seine Zlit. saß. wenn er muß!e. unwillig am Arbeitstisch und zählte die Stunden. iiS sein Baier zur 8?8ife fuhr. Tanz verschwand auch der Schn. litertt) sah da mit an. scharssinni gei, als die tluqe 'lernte, vor der Je hannez Flemmina, seinen Kummer ver barg. Sie sah das Verbältniß zwi schen Vater und Sohn kühl, ja fast feindselig werden, und tiefe Traurig Seit zog in ihr Herz. Dies Herz, an dessen Vorhandensein so Wenige glaub ten, und das doch heiß und liedesu chend in ihrer Ärust schlug, nur für ihn. für Hans. Und gerade der ahnte nichts davon .... Nun saßen Mutter und Sohn in dem behaglich ausgestatteten Gemach der ersteren zusammen. Ihr anfängli chei Staunen wandelte sich unter dem Einfluß s:iner Worte bald in bange Bestürzung. Heiße Thränen flössen über ihre Wangen. .So willst Tu wirklich von unS ge hn. mein geliebter Junge." sagte sie zärtlich, vorwurfsvoll, als er endlich schwieg. Ich muß. Mama, mach' mir den Abschied nicht schwer," bat der Sohn. Sie konnte sich immer noch nicht fassen. Ich begreife nicht." sagt sie halb zu sich, halb zu ihrem Sohn gewandt, .waö nur den Vater bewogen haben mag. Dich so schnell von sich zu geben! Gestern noch wußte er nichts davon, im Gegentheil, er hatte ganz andere Pläne mit Dir!" Der junge Mann horchte auf. .Andere'Pläne. Mama? Sag' doch, ich bitte Dich. waS könnte das sein?" Sie kehrte mit der Hand: Laß nur. Kind, es möchte dem Vater nicht recht sein, sprich ich das erste Wort, zumal er vorläufig von seinen Wün schen abzusehen scheint." Bin ich denn ein Kind. daS sich be dingungslos Euren Wünschen und Plänen fügen muß," brach Hans em pfindlich aus. .Und dann soll ich nicht einmal davon wissen dürfen! Ich bitte Dich. Mama, sage mir, was Du weißt, ich gehe sonst zum Vater und nöthig ihn zum Reden." .Wie ungestüm Tu bist!" klagt Frau Hildegard. .Wart' doch ab. waS Dir Dein Vater sagen wird, vielleicht trifft sein Wunsch diesmal mit dem Deinigen zusammen." .Ich wüßte von keinen Wünschen erwiderte der Sohn unwillig. Seine Mutter zog ihn dicht neben sich. .Wie gefällt Dir unsere Gerty?" fragte sie unvermittelt. .Gerty?" Hans Fleming konnte vor Erstaunen nur dieses einzigv' Wort hervorbringen. Frau Hilde deutete seine Verwunderung falsch. .So also kommt man hinter Dein Schliche," neck: sie ihn. .Sieh' in den Spiegel, Hans. Du bist ganz roth ge morden, weil ich so unvermuthet hinter Dein Geheimniß kam." Die Stirn des jungen Mannes hatte .ch in der That mit tiefem Roth bezo ien, nur daß der Farbcnwechsel andern Ursprungs war. als des von der Mut r geahnten. .Versteh' ich Dich recht, liebe Mut ter," erwiderte er jetzt sehr ernst, .Du glaubtest wirklich, ich interessire mich für Gerty? Wie in aller Welt kemmft Du auf die Idee, die mir fast komisch vorkommen will. Gerty und ich, eS ist zum Lachen!" Dein Vater, ich, wir dachten, mein ten " Frau Fleming sprach unsi.er, anscheinend betroffen. .Aber Hans." faßte sie sich wieder schnell. .wär'S denn ein Wunder oder gar ein Unglück, wenn Du Gerty liebtest und sie Dich?" .Ein Unglück kaum, in Wunder sicherlich. Ich kenne kaum ein Wen schenkind, das mir so gleichgültig ist, wie meine kleine, eigensinnige Cousine." .Und Du warst in letzter Zeit so freundlich zu ihr." .Weil sie mich dauert. Sie sieht doch eigentlich allein in der Welt. Ge gen mich ist sie übrigens stets gut und freundlich gewesen, sollt ich da unlie benswürdig sein?" Frau Flemming seufzte tief, und Hans sah feine Mutter fragend, fast erschreckt an. Sagtest Du etwas, Mama?" Ich hätt schweigen sollen," tadelte sie sich selbst. .Ich hatte Recht, zum Reden ist's noch viel zu früh!" Ich zweifle, daß es jemals früh ge nuz dazu sein wird," versetzte Hans nachdrücklich. .Und wenn nunGertrud Dich liebt?" .Um so schlimmer für sie," sagte HanS gieichmüthig. .Uebrigens, Ger ty ist achtzehn Jahre und geht im Wü ter zum ersten Mal aus. Da lernt sie andere Menschen kennen, und an Ver ehrern wird kein Mangel sein, so daß sie den Herrn Vetter bald vergessen wird. Uebrigens, was ich Dich schon immer fragen wollt, ist Gerty eigent lich reich?" Verlegen wandte die Gefragte das Gesicht ab und strich eifrig an den Fal ten ihres Kleides, die irgendwie m Unordnung gerathen sein mochten. Sif sad nicht auf. als sie mit erzwungener lönliche Gleichgiltilke!t antwortete: ' ,Ja ge wiß. di heißt, ich glaube! Oder aber, ich weiß doch nicht so genau. Tu mußt den Vater frazen.". Hani lachte schallend auf. .Mutterchen. Tu bist ja köstlich, bk jahj! und verneinst in einem Athem, um schließlich zuzugeben, daß Tu gar. nichts weißt. Da müßte der Vater hören! Ter würd wieder schon über die nicht vorhandene Logik der Frauen loSziehen. Mich interessirt die Fice nich'.. ich meint nur Gert:, wezen." FrauFlemmina stand auf.Sie schien Ullötzlich große Elle zu haben. Wir müssen nach Deinen Sach.'n fefcn, Kind." sagte sie. der Ausslut froh. .Wann, sagtest Tu. daß Tein Schiff fahrt?" Acht Tage später hielt der Re'.fewa. gen vor dem EinfahrtSthor des stattli chen Landhauses. Der Diener schleppt? mit Hilfe ineS zierlichen Hausmäd chens, dem von der ungewohnten An strengung die Schweißtropfen von der Stirn flössen, die schweren, eisenbe schlagenen Koffer deS junaen Herrn. Dieser selbst stand zwischen Vater und Mutter, hinter denen Gerty sich halb verbarg, auf der Freitrepp und sah ge dankenvoll in den sommerlich blühen den Garten hinab. TiePferd stampften schnaubend den Kies. kam konnte der Kutscher sie in den Zügeln halten, da riß der jung Mann sich Ioi. .Leb' wohl, mein geliebte Mütter chen." sagte er weich. Er schloß die bitterlich weinende Frau fest in sine Arme. .Sei ruhig." flüsterte er ihr zu. .Ich kehre wieder, und dann. Tu gönnst mir doch daS Glück, einmal frei und ungebunden die schone Welt zu se hen." Frau Hilte küßte den Sohn wieder und wieder. .Reise mit Gott, mein HanS. und vergiß unS nicht." Sie schob ihn dem jungen Mädchen zu. das trockenen Auges, aber mit er blaßtem Gesicht neben der Tante stand. .Adieu. Gerty. leb' wohl." sagte Hans brüderlich. Er berührte dabei mit den Lippen die jungfräuIicheStirn und erschrak, denn hastig richtete das junge Mädchen sich empor und bot den frischen, knospenden Mund. Ein heißer Kuß brannte auf seinen Lippen, dann eilte Geriy ins Haus, ohne sich umzu sehen. .Komm. Hans. eS wird Z:it." Herr Flemming. der den Sohn nach Hamburg begleitete, zog seine Uhr. Er küßte seine Frau und rief umsonst nach Gerty, um auch von ihr Abschied zu nehmen. Sie blieb unsichtbar. Die Pferde zogen an, ein letzter Blick auf daS Elternhaus, in Gruß der wei nenden Mutter, und HanS zog leichten Sinnes dem neuen Leben entgegen! Die Belehrungen des alten Herrn gingen ungehört an seinem Ohr vor über. In Hans lebte, nachdem die Trennung überstanden, nur ein Ge fühl: das der Seligkeit frei zu sein! Im Grunde seines Herzens war der einstige Erbe von Flemming und Sohn ein gutartiger, braver Mensch, dem es leider nur an der nöthigen Willens stärke gebrach. Unter dem Einfluß des viel energischeren Vaters konnte sich die Eigenart der SohneS nicht entfalten, er empfand die zielbewußte Strenge, die Feindschaft des alten Herrn gegen alles. was nicht Geschäft hieß, fast alS .Feindschaft gegen sich selbst, und hatte sich daher ganz in sich zurückgezogen. öS blieb zu erwarten, nach welcher Hinsicht der junge Mann dem zu der ungewohnten Selbständigkeit reiche Mittel zu Gebote stehen würden, sich nun ausleben werde. Einen Schutz ge währte ihm jedenfalls die heißgeliebte und ach, so vielgeschmähie Kunst. Ter Vierundzwanzigjährige begriff, wai er sechs Jahre zuvor mit Entrüstung von sich gewiesen, daß ein Unterneh men, wie das seines VaterS, zu ihm, dem einstig Erben gehör und einst wohl sein ganze Kraft erfordern wer de. Daß aber der Vater, auch nachdem er der Musik endigt, fortfuhr. dieAus Übung derselben mit mißtrauischen Blicken zu betrachten, daß er ihm den Verkehr mit Gleichgesinnten auf's Schärfst vkrbot. das hatt Hang in tiefster Seele erbittert. Kein Wunder, wenn r eno'ich der väterlichen Tyrannei überdrüssig war und dn Gedanken an seine Reise mit Jubel aufnahm. Dazu kam, daß Jo hannes Flemming auf den Rath deS Buchhalters hin ihn mit den weitge hendsten Vollmachten ausgestattet hat ie; in neus, großes Glück, welches der Sohn kaum zu fassen vermochte. Flemming sah seinen Sohn und Er ben beruhigt scheiden. Der alte Buch Halter behielt wieder inmal Recht. Hans mußte fort, es war die aller höchste Zeit. Die UetVhtt sollte auf einem der großen Lloyddampfer vor sich gehen, die, mit allem erdenklichen Comfort ausgestattet, den auf ihnen Weilenden die Reife zu einem Vergnügen gestalten. Nachdem HanS mit Hilfe deS Vater feine Sachen in der ihm bestimmen Kabine untergebracht, betraten Leid das Deck zum letzlerr Abschied. Die Menge der Passagiere drängte einander; fast Jeder hatte noch einen Angehörigen oder lieben Freund, der ihm das letzte Geleit gab. Manche Thräne floß. Auch Flemming war b nxqt. Liebevoll wie seit lange nicht, drückt er seinen Einzigen an di Brust. .Leb' wohl, mein Jung, leb' wohl!" Man schob und stieß, die laut Cmolia Tribune. Montn. November 1912. Ilimm deS Cspitäni übertönte den arm, r fordert di Gäste auf, daS 5chiff zu verlassen, weil er di Anker .ichten lass. Man umarmte sich zum letz'en Mal. die Boot füllten sich, und ivf dem Verdeck sah man nur noch di Abfahrenden stehen, die denen im Boot Arüße und AbschiedSwortk zuriefen. Unter den Ersten, die das Schisf ver ließen, befand sich Herr Flemming. Der Abschied von seinem Sohn war ihm nahe gegangen, und kr wehrte den Thränen nicht. Gebeugt saß er am Steuer deS BosieS und sah nicht, wie Hank mit seinem Tuche ihm einen letz ten Gruß zuwinkte. Enttäuscht trat di'ser zurück. Da fiel sein Blick auf ine schlank Madchengestalt, die einsam, wie von der Welt verlassen, an Bord des Dam pferS stand. Sie hielt sich dem Lande abgekehrt und große Thränen flössen über ein weiches, rosiges Gesicht. Ihr braune Lockenhaar spielte im Winde, der weiße Sch.eier, der daS Hütchen schmückte, war zurückgeschlagen, und mit der feinen, in geilxm, rehledernem Handschuh stehenden Hand führte sie das kleine Tuch an di Auen. Das jung Mädchen, denn daß sie jung sei. zeigt der flüchtigste Anblick, rschien HanS Flemming wie die ver körperte Anmuth. Einer unwillkürli chen Regung deS Mitleids gab er nach. clS er auf die Einsame zutrat. Sie be merkte sein Kommen gleich, denn ihre Thränen versiegten schnell. Die Hand zog schnell den Schleier hinunter und mit stolzer Geberde wandte sie sich zum Gehen. HanS sah ihr betroffen nach. (Fortsetzung folgt.) Ein ZeitnngS Jubiläum. Die Londoner Zeitung .Times" hat jüngst daS Erscheinen ihrer 40. 000sten Nummer durch die Heraus gäbe einer auf teuerem Papier präch tig gedruckten Beilage von 44 Seiten gefeiert. Die Beilage ist eine wahre Enzyklopädie des Druckerei und Zei tungsmefens; ihr Hauptinhalt ist die Geschichte des Drückens, des Zei tungswesenS und der .Times". In einem Artikel, betitelt: .Die TimeS von heute", wird ein interessanter Blick in daS Leben von Printing House Square verstattet. Während der letzten zwölf Monate bezahlte die .Times" 1924 Mitarbeiter. Außer dem hat das Blatt in seinem Gebäude 290 Angestellte, die nicht schreiben, obwohl manche davon Redakteure sind, und in der Druckerei und Setze rei weitere 350. Eine Durchschnittsnummer der .Times" zählt, abgesehen von den Beilagen dem Literary, Engineer ing, Educational und South-Ameri-can Supplement, die in einem Jahr einige 2600 Spalten bringen zwanzig Seiten: der Umfang deS Blattes schwankt je nach dem An drang der Nachrichten zwischen einem Minimum von 14 und einem Mari mum von 26 Seiten, wobei auf eine Seite 900010.000 Wörter kommen. Wie stark die Leistungsfähigkeit der Druckmaschinen gewachsen ist. zeigt folgendes Beispiel: 1827 konnten die Maschinen der .Times" in einer Stunde 40005000 Abzüge von 4 Seiten liefern, heute dagegen 150,000 von 16 Seiten! Heute, wo die Zeitung ihre Num mer 40.000 gedruckt hat. finden wir in den anderen Londoner Zeitungen ihr Alter durch folgende entsprechende Zahlen anaezkigt: Morning Post 43.779, lobe 36.576. Standard 27.534, Evening Standard 27.511, Daily News and Leader 27,750. Daily Telearavh 17.903, Daily Cbronicle 15,777. Vall Mall 14.780. Star 7627. Westminster Gazette 6018. Daily Mail 5126. Dail Er preß 3877 und Daily Herald 123. In Rotterdam wurde ein Privatbeamtcr, der mehrere in ei nrm Getreidesilo aufgespeicherte Par tien Getreide besichtigen mußte, durch die aus dem Getreide strömenden Dämpfe betäubt. Drei Arbeiter, die oi? Gurten hinuntergelassen wurden, verloren gleichfalls das Bewußtsein. Ein vierter konnte dem Beamten ei ren Gurt um die Hüfte schlingen und wurde dann auch ohnmächtig. Die vier Arbeiter wurden ins Leben zurllckge rufen. Bei dem Beamten waren die Wiederbelebungsversuche erfolglos. In Hlinsko (Böhmen) wurde hör Jahresfrist der Landwirt Praschak in feiner Wohnung erschns sen aufgefunden. Man nahm damals Selbstmord an. Jetzt ist es an den Tag gekommen, daß der Mann tn feiner Gattin und seiner Tochter er mordet wurde. Beide wurden verhaf tet und haben auch schon die Ta' wegen angeblich brutaler Behandlung eingestanden. Den tötlichcn Schug gab die Frau ab. während die Tochter ihr bei der Vorbereitung zu dem Mord behilflich war und nach dem Morde das Gewehr an das Bett lehnte, um. inen Selbstmord vorzu täuschen. In Chambly (Departe ment Oise) wurden nach hartnäckigem Widerstand vier Leute festgenommen, die in einem Automobil Tabak und Zigarren im Wrt von fllnfzehntau fnd Frank eingeschmuggelt hatten. Einem der Verhafteten gelang eö, die Tür seiner Zelle zu erbrechen und zu entfliehen. Es , heißt, daß die CUfwau! VUtaut üäik. j Berühmte Teppich. Zt wurden Pl'rnk V?,rga In j (fiiInl ,rrk. In Pari bot sich In diesen Tagen die seltene Ge egenheit. ine Reihe kostbarer gotischer Wandteppiche zu bewundern. E handelt sich um die Teppiche, di Picrpont Morgan ouß dem Besitz deS Schlosse Kno'e in der Giafschaft Kent In England als neueste und großartigst Vervollstän digung seiner Sammlung erworlen hat. Diese Sammlung, sagt Seyour deRiccl in dei Einführung deS Kata i Ion, die in kurzer Zeit entstanden ist, läßt sich 'chon jent nahezu den drei be rühmten Sammlungen deS spanischen KönigZhause und dS Brüsseler Museums gleichstellen. Die in der Pariser Galerie Seligmann ouqe stellten Neuerwerbungen, die der Be sitzer zugunsten der Gesellschaft der iouvrefreunde für kurze Zeit der Be sichtigiing freigegeben hat, sind fast olle flämischen Ursprungs aus der Blütezeit ft Gotik bis in den Ueber jgang zur Renaissance. auZic-omiren zdie soienannte Löweniagd". ein P acht stück der Flä'chenkunst. da e'ner französischen Werkstatt zugeschrieben wird und ine der frühesten Arbeiten der Sammlung ist. Besonders bemer kenkwert sind außerdem daS Ecce Homo". daS in die Schule Roger van der WeydenS zu gehören scheint. daS unter den bekannten ähnlichen Dar stellungen hkrvorragende 15tcilige .Cndo", daS wobl am frühesten zu datieren ist. daS .Turnier" und .Die Ueberbringung des SchweißtuchS nach Rom", eine in den Einzelheiten Mon derS reiche Arbeit, die wohl den Dar stellungen aus dem Leben Johannes des Täufers in Madrid anzureihen ist. Außer der .Kreuzigung", die Bernhard van Orley zugeschrieben wird und schon den bewegten Linien fluß der Renaissance iqt. haben alle diese Teppiche es sind hier 13 aus l gestellt die Kapelle des Schlosses Knole geschmückt. Nun werden sie bald die Neise nach Amerika antreten, und der Beschauer, der zum ersten und vielleicht letzten Male bor diesen Kostbarkeiten steht, die jetzt, aus ihrer Umgebung heraus gerissen, nicht mehr Schmuck, sondern eigenlebende Kunstwerke sind, kann sich, allen Einsichten zum Trotz, eines Bedauerns über diesen sich immer häufiger wiccerholenden Lauf der Dinge nicht erwehren. Aber noch etwas anderes kommt ihm in den Sinn, nämlich die Frage, wie man die Einreihung solcher Webereien in den Begriff deö Kunstgewerbes" bearün den will. Nach der neuen Begriffsbe stimmunq gehören sie hinein, aber künstlerisch ist kein anderer Unterschied zwischen ihnen und den Wand- oder Tafelbildern der Zeit, als die Hand werkliche Technik. Sie sind nicht als Teppiche, sondern als Bilder ent worfen, und künstlerisch ist es gar kein Unterschied, ob diese Bilder in Oel- oder Temperamalerei, in Mosaik oder Weberei ausgefubrt sind. Es könnte inders sein, die Sempersche Materialästhetik will es auch inders. und die moderne Kunst denkt auch an ders. ebenso wie antike Zeiten und die frühe Gotik anders gedacht haben. Aber diese Teppiche sind einfach Bil' der, derenFarben weniger der Zeit ge trotzt haben, als die Temperamalerei. Der überaus hohe Marktwert der Tepviche gilt daher auch nicht den künstlerischen .Vorzügen, sondern der seltenen Eigenart des Materials, die allerdings auch ästhetische Besonder heiten ergibt. Diesen Besonderheiten muß ihre Aufstellung entsprechen. Es ist nur ein halber Genuß, sie an den hellen Wänden einer kahlen Galerie angeheftet zu sehen. Sie gehören in einen Raum, der, wenn es nicht der alte ist, für den sie gemacht wurden, für sie gestaltet sein muß, und dessen architektonischer Reichtum so wirken muß es brauchen nicht gotische, es könnten sogar moderne Architekturfor men sein daß diese gewebten Wände gewebte Wände bleiben und erst, in ihren Ztveck sich bescheiden fügend, in ganzer Schönheit wirken. Englische Kriegslustige. Die kriegerischen Ereignisse in den Balkanstaaten haben viele abenteuerliche Geister in Großbritannien in gewal tige Erregung versetzt und von vielen Seiten tft, wie auch bei früheren Krie gen, versucht worden, sich von der seinen oder der anderen der beteiligten Mächte anwerben zu lassen. Die be treffenden englischen Gesetze künden einem jeden schwere Strafen an, der sich von einer fremden Macht onwer ben läßt, oder andere veranlaßt, dies zu tun. Dieses Gesetz tritt aber erst in Kraft, wenn die Feindseligkeiten tatsächlich eröffnet worden sind. Ei nem jeden Engländer steht eS jedoch vor einem Kriege frei, feine Dienste einem jeden Lande anzubieten, j Diese Kriegslust ist absolut nichts neues. Schon Lord Kitchener diente in dem französisch-deutschen Kriege uuf französischer Seite, wofür er vor kurzem erst die Erinnerungsmedaille für 187071 erhielt. Auch König Peter von Serbien nahm damals als Offizier der Fremdenlegion tätigen Anteil an dem Kriege gegen Deutsch land. Außer Kitchener waren da mals noch viele andere britische Offi Ixhrt niif fMHiänfcfi Geilt, hm Mittmjler - Mcck. rttfr- flll I C i! , w ;. ; I f'w ' . T '. y b, . a 4 1 ;4'ti' i j I . 0239. Attraktives Tame.imn. emulierter Cotton Crcp' in bka und weif, wrde für dieses Dessin beruft, mit blauem Nep nd -pihki, als Besad. Ta-i Xffiin kann mit langen Aermeln und gerader Mansck'ktte vrrschen werden. T,e Biilliqkeit kann durch einen Gürtel beschrankt werden. Ta3 Musicr ist in 3 Wriihen rsclinitten: klein, mittelgroß u groß. ES benötigt ?i Fards !?si;cn. Stoff für die mittlere ttröße. Preis des Musters 10 lcnt& B e st e l l u n g s . A n w e l f u n g e n SitU Muster werden an irgend ew ?Idrsie aenen Cinscndimg dcl Preise acscl-ickt. Man pebe stummer r,d rrfce nd die volle Adresse fccui Ii i und schicke den Coupon nebst dem oben erwSbnten Pr,iS an di Pattera Department, Omaha Tribüne, 1311 H,ward ZU , ' ?cr Smaya Wöüm" Fattcril ßoupon. Ich wünsche Muster No .... Zoll, Brust, oder XaificnwtiU (Jahre .... bei Kindersachen.) Name No. Ctraße Die Schil'Fan'Schule. ,,z? Eine Pionierin unter den Frauenschn len de Reiche der Mitte. Die im November 1911 eröffnete Cchu-Fan-Anstalt. die deutsch-chincsi-sche Mädchenschule in Tsingtau, ver dankt ihr Entstehen der praktischen Realpolitik Deutschlands. Der Er kenntnis, daß es einfache nationale Pflicht ist, die Wahrung deutscher In teressen durch einen Einfluß auf die Erziehung und Heranbildung derchi nesischen Jugend zu sichern. Und zwar ganz besonders der weiblichen, von deren späterem Einfluß als Haus frau. Gattin und Mutter manches, vieles im Verhältnis ihres Volkes zu den Deutschen abhängt. Wenn sie dem deutschen Gedanken, dem deut schen Sein und Wesen Sympathie und, was viel mehr ist, Verständnis entgegenbringen, so wird dies auch auf die Gesinnung ihrer Männer und Söhne weitgehendsten Einfluß aus iben. Ferner hofft man, durch Her anbildung von Lehrerinnen auf dieser Schule allmählich dem Mangel an weiblichen Lehrkräften abzuhelfen, der vorläufig noch eine der allergrößten Schwierigkeiten bei der Reform deS chinesischen Mädchenschulwesens bildet. Wer hier hilft, wird aller Voraussicht nach auf dankbare Anerkennung der chinesischen Nation und, was wohl noch wichtiger und weittragender ist, auf mitratende und mittatende Siel lung bei Ausgestaltung deS chinesischen Kulturlebens rechnen können. Der Name dieser jüngsten der deut scherseits gegründeten deutschchinesi schen Schulen unter denen in erster Reihe die deutsche Medizinschule in Schanghai und die im Oktober 1903 auf Veranlassung des Reichsmarine amtS eröffnete deutfch-chinesische Hoch schule in Tsingtau zu nennen sind entspricht für chinesische Begriffe dem Ziel der Anstalt. Cchu.Jan. Vor bild edler Weiblichkeit, wurde jene Pionierin unter den Frauenschulen Chinas genannt, weil sie einerseits die Heranbildung tüchtiger Lehrerin nen erstrebt, anderseits, weil sie dem Äveck dillit. Schüluiuma aus, eixu Stadt flußreichen Kreisen eine intellektuelle, ästhetische und sittliche Ausbildung zu geben und sie in den Geist zeitgemä ßer, freier, persönlicher Selbstbestim mung einzuführen, ohne sie aus dem Volkszusammenhang herauszureißen, in dem sie stehen und dem sie dauernd ' angehören sollen. Die pekuniären X Mittel zur Einrichtung und vorlauft gen Betriebsführung der mit einem Schülermaterial von 20 aus der Pro vinz Schantung, das heißt der Pro vinz der Gelehrten und Schulen, stam menden Zöglingen als Internat er öffneten Schule, wurden durch einen von Hamburg aus erlassenen Aufruf zusammengebracht. Zu den .wichtigsten Unterrichtsgc aenständen des Schu-Fan-Schulpen sums gehören neben freier BeHerr fchung der chinesischen Schriftsprache, Rechnen. Deutsch, Naturwissenschaft und Geographie. Die Grundlage die ses Unterrichts, der vom Ausland hauptsächlich Deutschland in Betracht zieht, bildet die Heimatkunde. Tur nen, Zeichnen, Handarbeit und Sin gen sind ebenfalls in den Lehrplan aufgenommene Bäcker, wäbrend fin iiicuciii)iucuciiucic ocr iilkligionsun :s- cr .r- ? terncht. in klugem und taktvollem '1. erzicyl aus zeve zwangsweise reli giöse Beeinflussung, ausgeschaltet blieb. Man folgt hierbei dem Prin zip des evangelischen protestantischen Missionsvereins, der die Anregung zur Gründung dieser Schule gab, und legt das Schwergewicht aller Tätigtet auf die Belehrung, nicht auf die Be kehrung und siellt bei Vermeidung jeder einseitig konfessionellen dogmati schen Propaganda den allgemeinen Kulturzweck als Leitmotiv all dessen auf, was man den jungen Chinesinnen als Errungenschaft menschlicher Er, kenntnis bietet. Der Lehrkörper dieser deutsch-chine-fischen Mädchenschule, die hoffentlich ein bedeutungsvoller Faktor deutscher Kulturmission im Reiche deö SohneZ des Himmels werden wird, setzt sich aus zwei deutschen Lehrerinnen, di, die Landessprache vollständig beHerr schen, einer chinesischen Lehrerin und mt chinesischen Lebrern zusammen. i f? v-,, W X