Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 22, 1912, Image 6

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    Freinde
Roman von M.
Mein Gehn noch nicht da?' Tx ,
alte Herr, ein hsher Fünfziger mit
weißem Haar und Lart, aber noch leb
haft blickenden Augen, steckte schon zum
dritten Mal den Kops durch die Thür
feine PridatcvmptoirS. In dem be
r.aiJarten, großen Raume sß'n. in
ihre Arbeit vertieft, an vier Schreib
pulten eben so viel Handlungsgehilfen.
ton denen der Aelteste. ein seinem
Herrn an Jahren nahestehender ÜJhnn,
der erste Buchhalter des Hauses Flem
ming und Tohn war. An ihn richtete
sich die wiederholte Frage des Chefs.
Kraus spritzte seine Feder au, schloß
sorgsam da große Hauptbuch und
trat zu feiern Herrn ein. nachdem er
zuvor noch einen Blick durch Fenster
in den Hof geworfen hatte.
Dabei schüttelte er unwillig den
Nopf.
Nein Zu, in dem ältlichen, freund
liehen Gesicht verrieth indeß etwas don
dieser Regung, als er sich jetzt Herrn
Johannes Gottlieb Flemming näherte,
dem derzeitigen Senior der weitver
zweigten Firma.
.Nun Krause.' sagte dieser und
wandte seine Augen dem Treuen zu:
.Was bringen Sie mir?"
.Ich möchte über unseren jungen
Herrn mit Ihnen reden." erwiderte der
Luchhalter kurz resolvirt.
Ein erstaunlicher, fast unwilliger
Blick traf ihn. Johannes Flemming
deutete mit der Hand auf inen Stuhl.
Setzen Sie sich und legen Sie mit
Ihren Entschuldigungen los. denn nur
um solche wird es sich wieder handeln,
ich sehe es Ihnen an. Krause!'
Der nickte fast unwirklich in
.Nein'. Herr HanZ muh fort.' sagte
er dann schnell und unvermittelt.
Mit fast jugendlicher Behendigkeit
fuhr Flemming htrum: Was soll das
heißen. Krause?'
.Das soll heißen, daß eS so nicht
weitergehen kann, Herr Hans verdirbt
bei einem Leben, wie das ist. welches
er nun schon eine Zeit lang führt.'
.Seitdem er in Wandsbeck bei dn
Husaren sein Jahr abgedient und dort
gelernt hat. wie man einen Gaul schin
bet und seines Vaters sauer verdientes
Geld unter die Leute bringt.' knirsch
te der Handelsherr grimmig.
.Das wäre noch das Wenigste.
Herr,' wandte dr Buchhalter ein.
.Jugend muß austoben, und unser
Herr treibts nicht zu toll. Die Sache,
von der ich reden will, liegt tiefer und
datirt weiter zurück.'
.Sie meinen, weil ich dem thörich
ten Musje damals den Willen nicht
that, wie er auf einmal mit der Hirn
verbrannten Sott zu Tage kam. er
wolle Geiger werden und die Musik
schule besuchen. Als ob uns mit tu
nein Geigenspieler gedient ist.'
.Gewiß nicht.' versicherte der Alte
ernst. Trotzdem bleibt's wahr, daß
unser junger Herr seitdem ein Anderer
geworden ist. Solang er noch in der
Lehre war, ging's an, seitdem er aber
in Wandsbeck war und sich dort frei
und selbst ständig fühlen lernte, taugt
er nicht fürs Geschäft, das müssen Sie
gemerkt haben.'
.Weil er ein schwacher Charakter ist,
ohne alle Energie,' zürnte Flemming
erregt. .Der Jung ist zu garnichts
gut. Nichts macht ihm Spaß, nichts
inieressirt ihn, die glänzendsten Ab
schlüsse lassen ihn kalt, in allem läßt
er sich von seiner Gesellschaft, di er
hier leider Gottes hat, ins Schlepptau
nehmen.'
.Das weiß der Himmel,' pflichtete
fcer Buchhalter bei. .doch glauben Si
mir, das ist nur äußerlich. Im In
nein gefällt unserm jungen Herrn fein
Leben und Treiben so wenig wie uns
beiden, nur, daß er nicht die Kraft hat.
sich loszureißen, und seinen Sinn auf
, ernste Arbeit zu richten.'
.Oder er denkt, r kann mich zwin
gen, daß ich ihm jetzt noch nachgebe,'
zürnte der Handelsherr. .Er denkt,
tvenn er in schlechter Kaufmann wird,
ftfx ich klein bei und laß ihm sinn
Willen. Als ob ich daö könnte, wenn
ich auch wollte. Er muß bei unserer
Firma bleiben, es geht nicht anderö,
glauben Sie mir.'
.Und eben drum muß Hrr ,Hans
fort, auf ein paar Jahre mindestens,'
tvarf, der Buchhalter ein.
.Wie haben Sie sich das gedacht?'
.Lassen Sie ihn auf unsere Pflan
zung nach drüben gehen. Herrn Hintze
geht es schlecht, er leidet unter dem
Klima sehr und ist auch in den Iah
ren, in denen der Mensch sich nach der
Heimath sehnt, mag ihn die Fremde
noch so locken. Lassen Sie unsern
Herrn den Prokuristen ersetzen. und
Sie sollen sehen, er bringt von dort
daS mit.' was er hier nie erringen
wird. Luft und Liebe zum Geschäft.'
Die Züge des alten Herrn, die sich
tci den Worten seines Buchhalters
aufgehellt verdüsterten sich plötzlich.
Er sah den Alten eindringlich an.
.Gestehen Sie nur, Hans sehnt sich
fort?' fragte er ihn. - Er bat Sie, ein
Her f;
Wl'ftfrfv fi
m:
uxgen
.Das that er.' erkläre Krause frei
snüihig. als ich ihm neulich die Levi
en las. A'fcer auch ohne das hätte ich
mit Ihnen sprechen müssen. Ich
kinn'S nicht mit ansehen, wie so diel
td'er Sinn zu Grunde geht. nur. weil
Schuld
Prigge-Brook.
Jäter und Sohn sich nicht so verstehen
und lieben, wie sie wodl sollten.'
Ls wurde selisam still im Zimmer
nzch diesen letzten Worten. Tr alte
Kraus sah rlegen aus und schielte
zaghaft zu seinem Herrn hinüber. Ter
neckte ihm nach einer kurzen Paust
die Hand entgegen.
.Ihr seid ein wackerer Mann,
Krause.' sag! r dabei und winkte zu
gleich entlassend mit der Linken.
Der Alte rieb sich die Hände. wäh
rend er in das große Comptoir zu
rücktrat: die Augen glänzten ihm or
deutlich. Seine iKedn hatten gewirkt,
denn Herr Flemming hatte ihn wieder
einmal .Ihr' genannt. Das that er
nur. wenn ihm was ganz besonders
paßte.
Ter Chef des großen Handelshauses
blieb unthätig in seinem Stuhl. Cr
dichte nach. Ob wohl der Buchhalter
mit seiner Ansicht Recht behielt. Die
eigne Jugend kam ihm in den Sinn.
Damals stand es nicht gut um das
al! G5schäftshaus. daS weit über die
Batersiadt Bremen hinaus eines
Weltrufes genoß. Ungünstige Con
juncturen. Stockungen. Fallissements
befreundeter Häuser brachten es an
den Rand ds Abgrundes und nur sei
nem. des jetzigen Inhabers kühnem
Unternehmungsgeist gelang es. sich
über Wasser zu halten. Johannes
Flemming hatte eine Idee gehabt.
Er ging nach Brasilien, dort den
Ankauf des Rohtabaks für seine Fa
brik selbst zu betreiben. Wie er dann
Muth gefaßt, dem schlechten Ekschäfts
gang zum Trotz aus kleinen Anfängen
heraus e,ne Pslanzung geicyassen. vie
ihn in den Stand gesetzt, echte Jmpor
ten zu bis dahin ni dagewesenen, bil
ligen Preisen auf den Markt zu brin
gen, das war eine That, die der fast
Sechzigj ährige heute kaum noch be
griff: ' Genug, es war geglückt. Die
Plantagt wuchs und wuchs, gehörte
heute zu den bedeutendsten in Brasilien
und versorgte nicht nur die eigene Fir
ma mit dem edlen Rohproduct. Frei
lich kam hinterher noch einmal ine
böse Zeit, die der Einführung des
neuen Fabrikats. Nicht ohne Kampf
gestattete die Concurrenz. daß Flem
ming Sieger blieb, daß seine Fabrik
alle anderen überflügelte und nun seit
Jahren schon unbestreitbar die erste
war.
Ein Schatten überzog daS fein,
charakterfeste Gesicht des Handels
Herrn. Er dachte nicht gern an dies
Zeit zurück, die er überwunden hatte,
um welchen Preis freilich, das wuß
ten nur er und seine Frau.
Und nun sollte Hans, sein Einziger,
jenes schöne Land sehen, an das der
Vater manches Mal mit Sehnsucht ge
dacht! Er sollte die Wunder dr,Tro
den kennen lernen, die zauberischen
Nächte unter dem Sternenhimmel des
Südens, die weiten Ritte über die
endlosen Pampas, sollt sie kennen ler
nen. die unbeschreibliche Pracht des
Urwaldes! Ja. Krause hatte Recht,
das alles mußt den Sohn aussöhnen
mit der Prosa des väterlichen Ge
schäfts, mußte ihm ein Gefühl von
Macht und Groß verleihen,' als
Herrscher über mehre Hunderte ar
beitsamer Menschen? vielleicht auch
brachte diese Zeit, die Entfernung vom
Vaterhaus, den Einzigen seinem Her
zen wieder nahe! Wär alles anders
gewesen, wie gern hätte er sich Hansens
Wunsch gefügt, ihn wenigstens für
kurze Zeit, zwei Jahre nur, Musik
treiben zu lassen, allein es durfte nicht
sein. Als Experiment war ihm die
Sache gefährlich, der Sohn und Erb
mußte dem Hause erhalten bleiben,
um jeden Preis.
Johannes Flemming richtete die ho
he Gestalt im Sessel auf. Sein Ent
schluß stand fest. HanS sollte reifen.
Mochte dann auch manch Anderes sich
gedulden müssen!
Die Köpfe im Comptoir fuhren
empor, die ifrige Arbeit ruhte einen
?ugenblick, denn auf dem Hofe wurde
es jaut. Eine helle, junge Stimm ließ
sich vernehmen:
Karl, Karl, , wo . steckt denn der
Lümmel? Komm schnell hierher! Du
magst den Braunen hier in paar Mal
auf und nieder führen, dann legst Du
ihm die Decke auf und bringst ihn in
den Stall! Aber nicht füttern, bevor
er abgekühlt, vor Ablauf einer Stunde
nicht.'
Ein grobe Stimm antwortete,
Pferdehufe klapperten auf den Stei
nen, und im Comptoir öffnete sich die
Thür.
Guten Morgen, meine Herren,'
damit trat Hans Flemming der Jün
gere ein und klopfte im Gehen nach
lässig den Staub von seinen Kleidern.
Die Reitpeitsche fuchtelte in der Luft.
Iln Krauses Pult stand er still.
.Schlecht Wetter drinnen, was?'
'ragte r halb im Ernst, halb mit der
lrt grimmigen Humors. Das Ba
mtin sieht wohl wieder auf Sturm,
j'itt' mir's fast denken können, komme
ja um ein ganze Stunde zu spät.
Antwortlos zog Ut Buchhalter seine
Thr. Halb elf,' rief der junge
Flemming nun doch ein wenig betre
ten. .Da kann man sehen, wie schnell
di Zeit vergeht! Seit fünf Uhr bin
ich im Sattel. Hatten da ine kleine
Wette, wer zuerst an der Waldfchänke
Tägliche Cinsf)
sei. Natürlich hab ich's gewonnen,
mein armer Gau! hat's spüren rniif
sen.'
.Der arme "Braune," bedauerte
ikrause streng.' : ' '
.Bedauern Sie mich lieber.? spot
tete der junge Herr. .Mein Gaul
hat'k gut genug, ich wünschte, ich wär'
in seiner Stelle!'
Ebe der Alte antworten konnt,
ging hinter ihm die Thür des Privat
lvmpioirS auf. die hagere Gestalt deS
Chess stand !auf. der ' Schwelle. St
rief nach seinem Sohn. . '" ' ' '
Komm herein, HanS, ich möchte
mit Dir reden.'
Ter Sohn hob erstaunt den Kopf.
Eine beabsichtigte kleine Grimasse ge
gen den alten Buchhalter unterblieb.
Diese ruhige Stimme und kein Wort
des Tadels! Da schien etwas vorge
fallen zu sein. Einigermaßen betreten
fclgte er seinem Vater, der hinter ihm
die Thür sorgsam, verschloß.
Es dauerte lange, ehe der junge
Flemming wieder zum Vorschein kam.
Als er dann mit elastischem Schritt
daS groß Comptoir durchmah. lag
ein zufriedener, fast glücklicher Blick
auf seinem Gesicht, das man schön
hätte nennen können, ohne den scharf
geprägten Zug von Unzufriedenheit,
der sonst immer auf ihm lag. Jtzt
schien er wie ausgewischt und Krause,
der seinen jungen Schützling nicht aus
dem Auge lieh, rieb sich, als er ver
schmunden. vergnügt die Hände. Hans
Fkmminq eilte, ohne sich umzusehen.
!.,.. ' : ki.k.
ourcq crn geräumigen yuuuiui, mg
die Thür hinter sich zufallen und be
trat den frühlingsgrünen Garten, in
dem sich sein Vaterhaus erhob.
lEs war ein stattliches, mit allem
Comfort der Neuzeit geschmücktes
HauS in unmittelbarer Nähe der stol
zen Hansastadt Bremen.
Die wohlgepflegten Anlagen, die
breite, mit tropischen Gewächsen ange-
füllte Glasveranda, die weißen Mar
morstufen. die zu ihr führten, alles
zeugte von dem gediegenen Woh'stand
des Besitzers und von seinem, durcyge
bildetem Geschmack. Zwei Stufen auf
einmal nehmend, übersprang Hans
Flemming die Treppe und stand bald
in der in altdeutschem eichmail ein
gerichteten Diele. Ein junges, kaum
achtzehnjähriges Mädchen, beschäftigt.
die zahlreich an den Wanden uns aus
Borden stehenden Gerath mit Tuch
und Wedel vom Staube zu befreien,
sah erschreckt den Eingetretenen, an.
Wie Tu mich er) ehrten oa,l.
Hans', rief sie vorwurfsvoll, doch m
einem Ton. der zu den Worten in grel
lem Widerspruch stand, aus. Tante
und ich vermutheten Dich in derFabrik.
wie kommt's, daß Du schon wieder
kehrst, oder solltest Du wieder Verdruß
gehabt halien?' fügte sie ängstlich hin
. ..... ., .
Verdruß, kleine Gert. lachte ver
junge Mann fröhlich auf, so froh, wie
hn das Madchen noch niemals lachen
gehört. Nein. Kind, damit ist's end
giltig aus und vorbei. Der Vater läßt
mich' endlich eigene Wege gehen. Denke
nur. Gerty. daS Glucks er schickt mich
nach Brasilien.'
Ein Heller Jubel klang au! Ton und
Wort. Das Mädchen wandte schnell
ihr rosiges Eesichtchen ab.
.Nach Brasilien?' fragte sie mit sin
kender Stimme. .Auf wie lange
denn?'
.Zum mindesten fürs erste auf zwei
Jahre. Ich löse Hintze ab. Bin ich erst
einmal an Ort und Stelle, so ist mir
um die Heimkehr nicht bang, der Vater
läßt sich bewegen, mich länger dort zu
lassen, so lange, wie es mir gefallt.
.So wenig also gilt Dir das Vater
haus, die Eltern und tch " er
widerte das Mädchen tonlos.
.Ich geh' ja nicht aus der Wett.
Kind.' tröstete ,Hans gutmüthig
Kannst Du es mir verdenken, Ger
iy!' fügte er, . dem der Schmerz deS
Mädchens nicht entging, überredend
hinzu, daß ich mich freue, des uner
quicklichen Lebens hier enthoben zu
sein.
' Unerquicklich ja,- weil' Du ' Dich
nicht fugen kannst. ' '
Ich bin kein Sclave,' entgegnete
der junge Mann heftig, .und auch kein
Knabe mehr. Mein Vater vergißt, daß
man mit vierundzwanzrn Jahren eige
ne Gedanken und Wünsch hat und sich
nicht in allem nach seinen Ideen rich
ten mag. Genug, daß tch ihm zu W:I
len war und Kaufmann wurde.'
.Fällt Dir das wirklich immer noch
so schwer?' erkundigte Gerty sich theil
nahmsvoll. '
Hans sann eine Weile nach, dann
hob er sein hübsches, nur etwas zu
weich wirkendes Eencht. .Nem. Ger,
ty.' sagte er ehrlich. .Ich glaube nicht,
daß eS daS ist. waS mich bedruckt. So
lieb mir meine Kunst ist, so wenig ich
sie je entbehren möchte, so weiß ich
doch, daß ich niemals em Kunstler ge
worden wäre. Wenigstens keiner von
Gottes Gnaden, von dem man spricht,
und die mit ihres BogenS Schwung
die Herzen bezaubern! Ich weiß daS.
seit ich einmal den Geigerkönig, den
unvergleichlichen Joachim, gehört.
Seit der Zeit jchernt mein eigenes
Können nur armseliges Stückwerk zu
sein, es hat mich einige Ueberwindung
gekostet, de Dogen wieder anzurüh
ren.' ."''; v. .
DaS Zunge Mädchen hatt: den: esse
nen Bekenntniß aufmerksam gelaulcht,
ein glückliches Lächeln zog über ihr &
ficht. ' '
.Aber dann ist ja alles gut. HanS.'
saate sie erfreut. .Du brauchst nun
nicht erst nach Brasilien zu gehen. Ein
I Wort davon zu dem Onkel und
Tribuns. ?reitaff. be November 101:
.Du meinst. iul einem schlecht
Musiker muß notisvendig ein gut,
Kaufmann werden.' fiel HanS Flem
ming lächelid ein. .Damit hat'S gut
Wege. Ich bring'S flicht über mich
mit Leib und Seeli, wie mein Bote
daS verlangt, in dem langweiliger
Fcibrikbktrieb aufzugehen. Da rast
lose Geldverdienen ärgert mich, ah
ob man nie genug hätte!'
.. .Da Leben ist kostspielig.' meint'
Gertn altklug.. Man sah und, hört,
im jungen' Lippen an. da Mädchen
gehörte keineswegs ,u den Verächterm
nen deS schnöden MammonS. .Und
in Brasilien, denkst Du. wird'S besser
gehen?' fuhr sie gespannt fort.
.Zweifellos, zum mindesten bin ich
dort frei, der Vormundschaft de w
ter entrückt. da Uebrige wird sich er
tragen lassen!'
Bevor Gerty etwa erwidern kann
te. öffnete sich eine der vielen, auf
di, TAtlt mündenden Thüren, eine
noch jugendliche, schlanke Frau, mit
feinen, einnehmenden Zügen, jag nin
aus.
fiani. ßtrtv!" rief sie erstaunt.
ffios muk ick sehen! Du nicht in der
Fabrik und Gerty noch nicht angezo
gen? Beeile Dich. Kind, wir wollten
doch Besuche machen.'
.DaS wirst Du verschieben können,
liebe Mama, wenn ich Dich bitte.' sag
te HanS. der sich seiner Mutter gena
hert hatte und sie nun sanft in daS
Zimmer zurückschob. Ich muß Dich
sprechen!
(Fortsetzung folgt.)
Der erlle Cratulint
Von Fritz Ckowronnek. "
Nrau Martba Winter war ein lu
f!ia. lebensfrohe Witwe von achtund
dreißig Jahren. Ihr verewigter Mann
hatte ihr ein sehr anstanoiges '!
möaen und eine einiiae Tochter hin
rerlassen. die eben mit siebzehn Iah
ren eingesegnet war. Da Fränze ein
übr bübscheS. frisches Mädel war
hatte sie trotz ihrer Jugend nicht nur
Verehrer, sondern auch ernilyasie e
Werber. Unter den letzteren war auch
der Bankier Grundmann.
Wenige Taae nach der Einsegnung.
hr dr ,r Gast gewesen war. erschien
er in feierlich schwarzer Gewandung
bei Frau Winter.
Tir iunne Witwe war etwas über
rascht. als' der Gast ihr erklärte, er
interessiere sich ernsthaft für Fräulein
Granat.
Kr ni',nen das StlNÖ. oit
F-Lnze?'
A6er TStamt ist wirklich noch zu
jung. Ich habe leider sehr jung ge-
hnratet und immer meine unveryeira
ieten Freundinnen beneidet, die von
einem Fest zum anderen flogen, mäh-
reno ich an der i-ette eines viei ai
tkrn jgttkn ,u 5ause Nken mußte.'
.Aber, gnädige Frau, das vrauaien
Sie bei mir nicht zu le?i:rcd:en.
bin iebr lebenslustia und werde meine
Frau nicht einsperren ... im Gegen
teil ... sie soll an meiner eite aas
Lkb'n in vollen 3iiaen aenießen.'
.Bis sich so e:n lieines reienocs
Hindernis einstellt ...
.Und gnädige Frau zur Großmut-
te? macht ...
Frau Winter lächelte. .Ja aller
dinaS . . . "t& bin iuna und lebenslu
stig ... ich suhle mich sogar noq
illnaer. als ick bin. Da soll ich mich
schon als Großmutter fühlen?'
In Grundmanns lustige Augen trat
ein nachdenklicher Ausdruck . . . Frau
Winter schien es. alS ob er ihre Er
fcheinung unter einem ganz neuem Ge
dnknaam, mustere ...
.Gnadiae ffrou. darf tch otsen zu
Ihnen sprechend
bitt darum.
.Tann kurz und rund gesagt: Sie
müssen heiraten. ;
VUVI lilVtlUi , ,
.Ich weT wasWie sagen- wollen
(ffyrtn mnnirrh i finet
und ick, babe scboneinen, freier, mei-
nen Komvaanon Säuberlich. Er l t
ein sehr stattlicher. Mann, ein woyi
iJns'rwertkr Liikr,iaer Alt icvkl
btl. iedt aus der Nrma. weil er ae-
nug erworben hat, um sehr behaglich
zu leben.
Halb im Scherz.' halb im Ernst gab
die Witwe ihrem Gast die Erlaubnis.
die Bekanntschaft mit seinem Kam
pagnon zu vermitteln.
Fränze war alt genug, um zu mer
kcn. was sich da anspann. Aber der
Kkdanke schreckte sie nickt, denn der
zukünftige Stiefpapagefiel ihr. und
noch mehr leine Plane. Cr wouie
weite Reisen machen, eine aloyerr
sckatt mit schönem Scklok mieten.
DaS Verhalten Fränzes erleichterte
Frau Winter ven Cnticyiuy. Gruno
mann nahm zur rechten Zeit seinen
Vorteil wabr und liefe sich von Säu
berlich die Hand seiner zukünftigen
Stieftochter als Belohnung lernet ver,
mittelnden Tätigkeit feierlich zusaaen
Nun nahm die Sache ihren Fortgang.
Verlobung und Hochzeit folgten sich
rasch, und das junge Paar trat so
fort eine längere Reise nach Italien
an. Und der neue Vater setzte es
dlirck. dad Nränie mitfahren durfte.
Von Grundmann kam in jeder
ZWsche mindestens e:n langer Bries.
der an den Papa gerichtet, aver ?ur
Fränze bestimmt war. Säuberlich h'klt
t& für feine Vilickt. Grundmanns
Sache bei seinem Stieftöchterchen -zu
fuhren, sano oder kein ernanonis
dafür. Und als der Papa schließlich
s.br deuilick auf den BuKb llovste.
estand sie ihm. daß sie ihr Herz be
,'iil verschenkt hätte ...an einen jun
en flotten Baumeister.
Säuberlich zog sofort Erkundigun,
,n, die ganz vorzüglich lauteten, te
en "den Bewerber war ' also mcht
inzuwenden. Und weshalb sollt
sränze nicht Ihrer Herzensneigun,
olgen dürfen? Auch die Mutter, di
ndlich in Vertrauen gezogen wurde
?ar derselben Ansicht. Fränze wa
berglücklzch. die Mutter sreule std
n dem Glück ihrer Tochter, nur Her
säuberlich 'war in schweren 'Gedan
en.
Er dehnte die Reise au so das
gränze schließlich ungeduldig wuid
nd zur Heimkehr drängte. Auf ihr
?itte wurde Grundmann nicht tor
er Ankunft der Familie Säuber'icl
enachnchtigt, aber sie hatte ihrei
?chatz auf den Bahnhof bestellt. Ge
etn Abend kam der Herr Laumeiste
chon zu Besuch und als er spa
AbendS daS HauS verließ, war e
FränzeS Bräutigam. Herr Säubcr
:ch schlief sehr schlecht in dieser Nach!
'.V batik Grundmann durch eine Knt
zum nächsten Vormittag eingeladen
Grundmann kam sehr zeitig, na
türlich im Frack, ein Riesenbukett ii,
der Hand. .Ich habe doch Dein,
Einwilligung, lieber Freund, nichi
wahr ... also bitte ...'
.Ja allerdings, aber ich weiß mch:
.Na. waS könntest Du denn für
Bedenken haben? Ach so ... na dar
i f er kann ich Dich muh-aen ... T
Cmmy st sehr vernünftig ... si'
bat ja von Anfang an gewußt, dak
di? Chose nicht ewig dauern kann
aß ick einmal heiraten werde ...
Säuberlich hatte sich bei diese?
Worten zu seiner ganzen Höhe aus
zericktet.
.Und daS fasst Du mir in dem
s'lkkn Augenblick, wo Du um di'
Hnd meiner Tochter anhältst? Df
kann ich vor meiner Frau nicht ver
ontwi'rten ... '
.Plaat Dick der. Teufel. GäiiW
'ch? Womöglich auch noch vor tfnn
ze nicht? Nun sei mal vernünftig!'
.Nein! Und um ganz edrlich z"
k'n. muß Ich Dir noch mitteilen, da
ir ein anderer "vraekommen st
den Fränne l'idensastlZch liebt ...'
.Ja. lieber Säuberlich. we?hil
best Du mir das nicht gleich oesaal?
a ndert ia die Sacke ... ich w'td'
irir doch nickt von ft'-grw einen Krk
lirlen . . . Unangenehm, sehr unanae
"ebm. Ick babe in diesem Auz"'
'"nnte g'tecssen ... Halt ... ick
k'S ... Du hast es mir aeschrie
ken ... Fr'ä.ize ist d"ck verlobt . .?
Ja? ... D-nn bin ick eben als glier
freund EureS Hauses der erste Gra
tulant ...
Ttv Großvater.
Skizze von Hans Brinert
Tief durch das e?a böhmische Fel
sental braust der Waldstrom. Hoch
vom Jserkamm wirft er sich herab.
zwischen bemoosten Steinwänden son
nenblitzend. vom Schatten düsterer
Tannen und bock orüneider Farren
überwölbt, mit stäubendem Gischt
und strudelnden weißen Schaumwit
beln.
Artschlaae schallen durch te Berg
wald. Tief in dem hohen Fingerhm
kraut der Millnitzwiese steht der
Waldarbeiter Josef Hruby und rodet
Tannenwurzeln.
tnM fimfm ist in kl,m?r MSNN,
Er ist erst fünfundfünszia Jähere alt,
aber die Bergsonne hat ihn ausqe
dörrt. Unter seinem schwarzen wrchen
FiKbut ist ein rotbraunes Gesicht mit
zwei schwarz glühenden, aber unendlich
guten Augen. . ,
' Immer heißer wird der Tag.
alte kleine Waldarbeiter.' schwingt, die
Axt undlä'ßt ! den' Spaten ttmgen.
Er hat , den Filzhut - abgenommen
von einem unaelichteien. noch fchwar
zen Scheitel, über den 'ben erst der
erste silberne Serbstreif gefallen ist. ,
. Und Hruby wischt mit einem röien
Tuch die feuchte Stirn und schwingt
wieder die Axt und läßt den Spaten
klingen. '
Bergwaldstille tapferer Azi
schlag und der Silberklanq des Grab
scheits, der ab und zu, durch die grün
goldene Wildnis fährt, als würde ir
gendwo die Saite einer feinen Harfe
angerissen.
Fern im Dorfe Mittagsläuten
Hruby stellt das Werkzeug beiseite
und bereuet vor einem schatten
Berabusch sein Mittagsmahl. Gelb
lich steigt der Rauch auf. . Rote
Flammen , umlecken das eiserne Ge
schirr. Hruby sitzt auf seiner Leinen
jacke und starrt auf Rauch und Flam
men. ,
Niemand bringt ihm mehr wie vor
Jahren daS Essen hinauf in den
Wald. Die Frau ist ihm nun gestor
ben. Aber sie brach!? ihm ein Jahr
lang das Essen hinauf hier in den
grünen gräflichen Forst. Von fern
her leuchtete immer schon ihr rotes
Kopftuch zwischen den silbergrauen
Stammen.
Und dann ruhten sie zusammen im
Moose unter den Tannen, blinzelten
in die weißen Bergwottcn und küßten
sich, einen schönen grünen Sommer
lang. ' '
Aber im nächsten Jahre kam sie
nicht mehr. Da lag sie schon oben
uf dem Äergsriedhof unter eittttr '
lotenkrenz. . . Nur eine kleine Stim
ne ouäkte durch da Waldarbeiter'
au. Und späte: liefen zwei klein
llße durch daS Hau und durch den
Karten, und die Aachvarn . blickten
irer den Zaun und streichelten da
lutterlose klne Mädchen und r
k,n die klein Ottilie: Oticko!
?!icko!'
Olicko! Josef Hruby wirft noch
in Holzscheit auf da ff'uer. Im
k.er kam Oticko nun. al sie größer
rar. hinauf in den Wald und brachte
m Vater da Essen. im roten
Kopftuch und an den schlanken jung
teiaenden Mädelbeinchen - glühten
-oynrote Strümpfe.
Dann, eine Tage, kam Oticko
licht herauf in den Wald. Ali Jofef
)ruby abends heimkam, lag ein Brie!
iif dem Tische. Darin schrieb Oticko:
1t fahre mit dem schwarzen Geiger
lepomuk nach Berlin uns weroe
chreiben. . .
Der alte Waldarbeiter hat nur
lenickt. Wer tag im Walo ist, kann
licht Töchter hüten! Niemals mehr
hat er von seiner Tochter gehört.
!ur der schwarze ?pomuk schrieb
'inmal nach Hause: er sei Kaffee
hauSgeiger und verdiene ein großmäch
igeS Geld.
Josef Hruby löffelt seinen Brei.
i2hne aufzusehen. Ter Wald hat ihn
iill und stark gemacht. Er kennt nur
seine Bäume, und ab und zu ist ihm
och. alS sahe et in roiei Kopftuch
,nd mohnrote Strumpfe heraus durch
n Dergwald leuchten.
Er weiß aber: daß ist ein Irrtum
and ein Wahn, er lächelt ein bißchen,
ndem er die Augen schließt, als
wolle er daS Bild eines fliehen
den Traumes noch ein wenig ban
nen. . .
Dann muß er eingeschlafen sein.
AlS er aufwacht, steht der Gemein
dediener vor ihm und überbringt ihm
einen vssenen egeioriks: arm
schreibt die große reichsdeutsche Stadt
der kleinen Waldgemeinde EoSmin,
die Tochter Oticka des Waldarbeiters
Josef Hruby sei im städtischen dpltai
' ',. - --n-. m .
vor einigen .agen g,iorcen. ie ?r
meinde Sosmin soll das dllfsbedurs
tige Kind der Hruby abholen lassen.
sonst wer es nacy enerreicy ausge
wiesen.
Der kleine Waldarbeiter sitzt uoer
den Brief gebeugt. Nur sehr lang
sam steigt ihm der Sinn des Schiet
bens auf. Er starrt mit großen we
ben Augen den Gemeinded-ener an,
Der sagt nur kurz: .Willst Du hin-
fahren und das Kino holen
.Ich will!" tagte Ioiet ruvy mir
starker Stimme und erhebt sich.
Aber seine Kniee wanken. . .
Spät am Abend ist Josef Hruby
von Sosmin abgefahren. Er ist nie
mit der Eisenbabn gefahren em
mal nur. als sie ihn vor Jahren
nach Tnest zuw Militat schickten,
Nun fährt er eine lange schwarze
ocht durch dunkle Forsten, über
bohe Waldgebirge, durch stinkende
Tunnel.
Der Morgen graut auf. Josef
Hruby sieht weites flacheZ Land. Nur
himmelhohe Schornsteine mit schwar
ttrt Rauchfahnen um starren die graue
Welt. Immer naber rucken die
Schornsteine, kxren Rauch sich in der
aufglühenden Morgensonne rötet
immer naher rücken sie.
' Berlin! Der alt Waldarbeiter
steht auf einem Platz, den himmelhohe
.Botels umgeben. Es ist Morgen,
Tutende Automobile mit Koffern be
packt rasen an ihm vorbei. . . er sieht
und starrt zitternd auf die Welt, in
die er hier, verschlagen ist.
Und hier soll er nun sein Tochter-
kind suchen. Er setzt daS Bunde
ab. mit dem er gereist ist und sucht
nach dem Papier mit der Adresse, die
ihm der Gemlndvorteher ausge
schrieben hat.
Er sucht. Er sucht n allen Ta
schen. Er findet es nicht mehr. Er
Hai es verloren.
Da fetzt er sich auf e,ne Bank deS
weiten BahnhofplatzeS und weint M
terlich.
Au dem Weinenden tritt in
Schutzmann. Es dauert eine Viertel
stunde, bis er den alten Waldarbeiter
verstanden hat. Dann führt er ihn
zumPolizeidirektor. Dort ermittel
man die letzte Wohnung der Oticko
Hruby und die Wohnung der kleinen
Josesa Huby.
Irgendwo hoch im Norden ist eS,
Der Reviervorstand gibt dem alten
Waldarbeiter einen Schutzmann mit
Josef Hruby hat seit gestern abend
noch nicht einen Bissen gegessen. Er
spricht kein Wort. Ihn hungert nicht
und durstet nicht. Er will nur zu set
nem Tochterkind. . .
Quer über einen düsteren hoch um
bauten Hof gehen sie beide zuletzt, der
böhmische Waldarbeiter und der Be
amte, quer über einen Hof und vier
steile Treppen hinan. Oben läuten sie
en einer Tür. wo die Pflegeeltern
der kleinen Josefa wohnen: Herr und
Frau Bergemann.
Frau Bergemann sieht die Man
ner groß an. Sie weiß noch gar
nicht, was sie wollen. Dann füllen
lich ihre Augen mit Tranen: Te
Kind soll ick herjebcn? Det kleene liebe
Kind ?'
Der alte Waldarbeiter nickt. ' Er
versteht gar nicht so viel Deutsch. Er
sieht aber, daß ! Liebe um sein
Tochterkind sich bangt. Er greift die
Hand der jungen Frau und streichelt
Schlucknend wankt die tun Frau
n da Nebenzimmer und kommt zu
llck. e n Kind in Arm. daS sie tm
merzu herzt, und oa sie iiicht lassen
nd hergeben will. Und si' schluchz'
nd schluchzt. Der alte Lruby uns
See Beamte nxincn mit.
ttrflii Beraemann reibt iedt da
Alnb von ihrer Brust und legt eS
zärtlich dem alten weinen! Mann
n die Arme.
Er siebt in ein kleine Gesicht
SaS Hat die Augen der jungen Frau,
die vor dreißig Jahren zu ihm hin
aufstieg in den Bergwald in rotem
Kopftuch und in mohnroten Strümp
fen und e hat di blonden ,aare je
nes Mädels. daS mit dem schwarzen
Z'cpomuk sich davon machte.
Er streichelt und küßt da, Kind
und gibt ihm taufend Namen. Zrau
Bergemann unter strömenden Tränen
lackt, als ob si sich nucki freue: J
wiß doch det sehe ick ja in det
ikind muß zu seinen Jroßpapa :
und schnürt alles in. was sur
öa Kind aekauft bat ein weiße
Mäntelchen, gestickte Schuhe und in
rotseideneS Zipselmützchen. Det
schenke ick Ihnen allenS! Det neymen
Se mit!'
Die Männer sieiaen die Trepp
hinab. Von obn her 'urck die ver
schlössen Türe schallt ein leises Mi
nen. . .
Auf einer Bank in der Bahnhofs-
Halle sitzen der alt Josef und der
Polizist. Das Kind schläft. Darum
sprechen si ganz leise.
Und dann kommt der Zug.
Durch di Nackt aen Böhmen tollt
dt Zug und in der vierten Wagen
klasse auf harter schmaler Bank sitzt
im trüben Licht der alte Hruby mit
der kleinen Josefa
Er stebt trübe in das kleine e
ficht. Die wird nun bei ihm sein
bis er alt sein wird und sie verlassen
maß ?
Wird er es noch erleben, dak sie zu
ihm in den Bergwald heraufsteigt mlt
rotem Kopftuch und in moynroten
Strümpfen?
(it stebt trübe in daS kleine Gesicht.
als wolle er darin lesen.
Der 5Zua braust rahin Sie
Itlbe Strecke zurück, die seine Toch
ter mit dem schwarzen N'.pomuk ge
fahren. , . .... .
Und er denkt: kleine Josesa. was
wirst Du werden, wenn ich einmal
Dich verlasse. ' "'
irgend ein fahrender Fiedelmann
it S... (niArt.niifi in tnrn srflnrtrm
(II lvl 4ju kJLIlkl.l tt. .... II. WUIVU.M.
heimfahrender Sachsengänger holt in
diesem Augenblick 'eine Eeige hervor -
und fängt an zu fiedeln.
Die klein Josefa raschelt den Kopf
auS dem Bündel und horcht mit gro
ßen Augen
Da halt der Alte der kleinen Jose a
beide Ohren zu. . .
? Liebe, eliritk.
Ein eigenartiges Liebeselirier. des-
sen Rezept den Frauen Europas zur
Verfügung gestellt wird, verrat ein
aus Marokko zurückgekehrter franzö
sischer Offizier. .Das Mittel.' so
erklärt der Oberst, soll unfehlbar
sein, aber ob es auch m Europa seine
Zauberkraft bewährt, kann ich naiür
lich nicht voraussagen. Die Marok
kanerin, die ihres Mannes Liebe wie
dererobern möchte, bedient sich folgen
der Methode: Zunächst zieht sie in
gerader Linie einen Streifen reinen
Honigs von der Mitte ihrer Stirn
bis zum Kinn und fangt den lang
sam hinabtropfendcn Honig in einem
großen Löffel auf. Dann muß sie die
Spitze ihrer Zunge mit einem Feigen
blatt reiben, bis sie blutet, und sieben
Salzkörner in diesem Blute auflösen.
Diese Mischung kommt in den Löffel
mit dem Honig, zusammen mit weite
ren sieben Salzkörnern, die die Dame
einen 2g unv eine nacyr lang zwl
schen den Augenbrauen getragen hat,
und zwar in einer kleinen Wunde,
die in die Haut eingeritzt wird. Das
Elixier wird dann noch durch so viel
Erde ergänzt, als man etwa auf drei
Fünfzigpfennigstücke hausen kann; die
Erde aber muß von der Stelle stam
men, die vorher von dem nackten Zeh
der Frau berührt worden ist. Wenn
dann der etwas leichtfertige H:rr Ge
mahl diese Mischung genossen hat
wie man ihn dazu heimlich bewegt,
ist Sache weiblicher Erfindungsgabe
. dann ist er fortan unfehlbar treu
und verzehrt sich in Liebe .....
Natipnalhymnen.
Es ist merkwürdig: Die Länge
der Nationalhymne steht im umgekehr
ten Verhältnis zur Größe des betref
sinden Landes. Das englische Welt
reich bedeckt fast die Hälfte der Welt,
das ,God fiave tlie King" ober hat
nur 14 Takte. Rußlands Hymne gar
nur sechs Takte, diejenige Colum
biens hingegen 23 Takte, die Siame
sische 66, die von Uruguay 70. Eine
der längsten ist die Hymne der Li
liputrepublik San Marino. Die etn
zige Ausnahme ist China, dessen Na
tionalhymne vollständig gesungen, t"
neu KsK snn in WnshmA nimtni
still (ut. w fcuy i4i v j 1 1 v uuj nimmt
Der arme wrtarische Hausiere:
wird vom russischen Volke Kniaz,
.Fürst', genannt, eine tragikomisch
Erinnerung an die einstmalige Tai;
tarenherrschaft.