Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 19, 1912, Image 3

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T!eiiaa.,kei,
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Kmii.'.rx;ysiiiim Kr H jT' ?S7SSAQr22 Edia eäü -u"-' fw
Das grüne Auto.
Cpionage-Noinan
(23. Fortsetzung.) '
.Da kann ich Jyi,en leicht dienen.
Ich kenne sie sehr genau."
.Ist sie vielleicht eine Amerikane
Xh Nmen Gibson?"
Sie wurde von einem Minenbe
sitzet Ncsel Namen vor einigen Iah
ten adoptirt. Gebürtig ist sie au
.JtolUn und war ehemal Llunstrei
terin.'
," rief Doktor Marien er
, regt, m. sie vielleicht jene Artistin.
die z" . Caf .llmari in Beziehungen
stand! J
.Ja. die ist sie.'
.So haben wir endlich die vielge
suchte Maria Cincinnati'
.Ich halte einen Irrthum meiner
seit für ausgeschlossen. Ich habe
. sie im ersten Augenblicke wieder
lannt," erklärte Cartelane.
.Auch ich.' ergänzte Doktor Mai
ien. .könnte sofort einen Eid ab
legen, daß sie e ist. Man muß nur
?esthen haben, wie sie erschrak, al
,e Herrn von Cartelane erkannte,
wie sie fluchtartig da Hau verlieb,
al sie bemerkte, daß Sie ein In
teresse an ihr nahmen!"
Sie hat sich sehr verändert', nahm
Cartelane wieder da Wort', vor
, , allem da blonde Haar. Ich kannte
sie schwarz: und frischer und schlanker.
Aber ilich. e sind Jahre seither
' vergangn.'
halten einen Jrriyum für aus
geschlossen?" fragte Sphor.
.Ich habe seinerzeit zu viel mit
ihr verkehrt, al daß ich mich täuschen
könnte.'
.Also bestimmt Mara Cincin
ati?"
.Ich hätte sie wiedererkannt,
selbst wenn sie inzwischen ine alte
ffrau geworden wäre. Die fchreckli
chen Erinnerungen an sie haben ihr
Bild unauslöschlich in meine Seele
geprägt.'
" , r. . rr i.
.Berzeiyrn , i vv wi
lane.' fragte Doktor MartenS noch
inmal. Sind Sie ?lbrr Sache wirk
lich ganz ganz sicher? Ich muß Sie
da fragen, weil durch Umstände, die
ich Ihnen nicht so rasch erklären kann,
die Beantwortung dieser Frage von
höchster Tragweite ist."
.Au den Andeutungen de Baron
ßbnnr erratb, icb. um Iva es sich
handelt. Ich wiederhole, ich glaube
liiiu ttiuy gu iuuu)vn. o'"
... title Jahre vergangen und sie hat sich
sfir xnndkrt. aber Uebriaens.
4 in'ii.n iys uns imnr
Herr Doktor, ich sah sie in Gesellschaft
eine Herrn. Wer t oasr
Ihr Mann."
' .So hat sie also doch geheirathet.'
Ja, einen Landsmann pon
ßljnen."
.Wie heißt sie jetzt?"
.Campobello."
..Ist ihr Mann ein Graf?"
.Ja, Graf Ernst von Campobel
To."
.Bitte, machen Sie mich mit ihm
bekannt. Sollte ich mich getäuscht
haben, so werde ,ch das durch ihn
bald erfahren."
..Altte. kommen Sie."
Die Herren begaben sich in den
CZnn lltiirf.
Auf der Treppe blieb Sphor ffen
und richtete an Doktor harter.;;
ftr?
?n,nn nun die Gräfin Verdacht
Geschöpft hat und auf und davon
eht?"
, .Beruhigen Sie sich, sie wird
Lberwacht. Unser Agent fuhr ihr
, nach."
20. Kapitel.
.sikiuvtmann ??crnkorn und Cam
.pobello hatten inzwischen schon die
dritte warn kyampagncr cticui
iinh sslfain nock immer an dem klei
nen Tischchen hinter der Loge, wäh
rend die Borstellung ihren origang
. nahm. ,
lamvobello batte bastia getrunken.
Seine Augen funkelten, feine einge
snn,n Manaen alübten. Der
dsdlicke Abaana seiner ZZrau raubte
ihm nicht die gute Laune, in die
ikn ht ssbamvaaner versetzt. Er
ntttbielt sick unausgesetzt mit Haupt
mann Feinkorn, ohne den Borgän.
gen auf der Biihne Beachtung zu
schenken. ,
Mit l.rgnügtem Lächeln be
grüßte dir Graf die Zurückkommen
hm.
-. v.sn Dank. Baron", sagte er
,u ifor, daß Sie fo freundlich
waren, die Gräfin zum Wagen zu
bringen."
Nitt bitte."
.Wollen die Herren nicht wieder bei
un Platz nehmen?"
.Sehr gern. Gestatten Sie, daß
lch Ihnen einen Bekannten vorstelle
Herrn von Cartelane."
-ftuf mick sebr."
Der Graf reichte Cartelane mit
einer Liebenswürdigkeit die Hand, die
bewies, daß er in ihm nicht jenen
Herrn wiedererkannte, dessen Anblick
seine Frau fo sehr bewegt.
Die nächste Programmnummer
brachte ndianisck Sviele. bt chie
en den Grafen zu interessiren. denn
er stand aus uns rrar zur ogenoru
Luna vor.
. M Artistin. bunt kleidet un''
- " " 1 )
von August BJelßl
kokett frisirt. zeigte die bekannten
Künste. Sie schob Ihrem Partner
Eierschalen au der Hand, traf in
allen mög"chen Stellungen kleine
Ziele und warf Messer nach ivm, vie
)tit um
fi.iars.fislr
an seinem flopf vorveiiau.
sten und sich in einen dah.'tter wpno
lick'n L,l,dfbl bobrten. Den Clou
der Nummer bildete du Schießen nach
ionalirten Glakkuaeln mit einem gio
bert-Gewehr.
Al sich der Borhang senkte, op
plaudirte da Publikum stürmisch.
Campobello bemerkte viov:
.Recht brav. Aber nicht Befände
.'
ffrlslu6n Sie", wandle der
Hauptmann ein. .diese Leistung ist
doch keine gewöhnliche, ßq vemun
dere die Treffsicherheit di;es cao
chen.
Der Graf lachte.
ivi fonn Q.t einmal meine Frau
schienen sehen! Die trifft jede Fliege
an der Wand."
muh sick d,e CkafiN wohl
von Jugend auf im Schießen geübt
haben." merzte sich Cartelane in Ge
sprach. .
.Hat sie auch. Eine 'vcer Pain'
nen. die sie noch immer nicht aufgibt.
T)nf beht in btn ledien Monaten.
seit sie leidend ist. schießt sie weniger.
AI wir nach Wien kamen, munie iaj
ihr eine eigene Schießhalle einrichten,
in der sie täglich einige Stunde oer
brachte." . .
.Da muß einen schonen arm in
Ihrer Wohnung geben!" warf Doktor
Warten ein.
WA in m'ine Nrau schient Mit
Pistolen uud Gewehren eine cimen
konischen System. Komprimirte Luft
ersetzt da Pulver, und so ist nicht
n "f ....... yj- i -
mehr al ein leise Zifchen zu oo
rcn!"
(Shfinr und der Volitticomm'.ssar
tauschten einen Blick de Einver stand
.ftst d e Gräfin leidend r krag"
, ...
ffiirtr,in ibkilnkbmend. Sie bat
auf mich, al ich mit ihr im Foyer
sprach, nicht den Einorua gemaqi.
K es; kennen mein Nrau? Par
don. aber ich habe bei der Borstellung
den Namen überhört
nftkiane.
.Sie sind wohl meiner Frau in
Gesellschaft begegnet?"
.Ich hab sie vor Ihnen in Jta
lien kennen gelernt. In Wien habe
ich noch nicht da Vergnügen ge
habt. Ich bin erst heute ongerom
men.
n "
S)t Antwort de Grafen klang
gedehnt. Offenbar wünschte er
nicht, aus da Thema nayer einzu
ntrn.
7mnbella wandte sich an Sphor
mit der Frage, wa er heute noch
vorhabe.
.Nichts Besonderes , lautete die
Antwort.
Wenn Sie und $t Herren keine
Verabredung haben", sagte der Graf,
s knnnt,n wir ein Zimmer öffnen
lassen und in aller Gemüthlichkeit noch
eine Flasche trinken.
Trnftor Marien zwinkerte dem
Baron zu, die Einladung anzuneh
men, denn er hoffte, oag ver lUietn
sm Wrnffn die 5wna lösen werde.
Eine Stunde später saß denn auch
Campobello mit starkgerötheten Wan
gen da und sprach allerlei ungereimtes
Zug.
"in. meine fxmn! Bor ein
paar Jahren da hätten Sie mich
noch 'chen sollen! eine 'aazi
nni- fiinf oder secks nach Laus
Und dabei ein Teuselsglück bei den
Weibern: Ader wenn man yair aner
wird "
, ft(i in. Du Käst Dick wahr
;ich nicht zu bettagen. (Campobello
hatte nämlich inzwischen mit der gan
n Geselli'ckast Bruderschaft aetrun
km.) Bist noch ein Mann der am
Vthtn s?ine Freude bat. der eine schö
ne. junge Frau besitzt", bemerkte
Svbor lächelnd
Ja, meine Frau! Wenn ich so
zurückdenke", begann der Gras wie
der, fallen mir immer die tollsten
Stunden ein. die ich verlebt habe. Ihr
miikt nämlick wissen, ich bin ein
mal ein ganzes Jahr mit einer Zu
kusgesellfchaft gereist und das ganze
Gesinde! hat auf meine Kosten ge
lebt'
WaS hat denn da mit Deiner
Frau zu thun?" ,
Freilich hat das mit ihr thun, sie
war nämlich auch dabei. Bei dieser
Irrfahrt nämlich. Ach. das war
eine Zeit!"
Cartelane schenkte die Glaser voll
und stieß mit Campobello an.
Mühe hat's genug gekostet!" grölte
Campobello, verdammt viel Mühe!
Sie wollte sich nicht einfangen lassen,
die schimmernde Libelle. Ein Jahr
lang war ich hinter ihr her, von
Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt.
Jeden Abend mußte ich ihr schwören,
daß ich sie zu meiner Frau machen
werde. Sag' mal. hast Tu nicht
früher erwähnt, daß Du meine Frau
kennst?" . .
I',, von Turin her", antwortee
Cartelane. .
TZ glich, Omaha Tribun?.
i..i.w.i-rn.ij"ti' ..... . - -. ."
Bon Turin?'
Der Gras versuchte, seine Gedanken
zu sammeln.
Ja, ja. da kann schon stimmen.
Sie war dort, sie hat mir davon er
zählt. Wal? Sie war ein schöne
Mädchen!"
.Und ob! 5lkden Äsend war nur
ihrethalben der Zirkul voll!"
?tn keinem Dusel bemerkte der
Graf den Uebergang qar nicht.
.Da glaub' ich t gern
sllbr er lebbast kort .in Pari
rausten sich die Leute um die Plätze.
nur um sie zu seyen. Ais ich
nicht mehr auftreten lassen wollte, kam
der Direktor bänderinaend IU mir
und flehte mich an. ihn nicht zu rui
niren. Al sich dann ihre Freund,
den Fuß b.rach und für die Nranke
eine Aenefizvostellung veranstaner
wurde, mußt: ich ihr gestalten, wie
der in die Manege zu gern. una oa
hättest Du sehen sollen: Mit so gro
fen Lettern stand der 'Jiame vjislra
Cincinnati" in der Früh duf den
Setteln drei Stunden später war
"er Zirku ausverkauft!"
Der Name fiel w,e eine omve aus
den Tisch.
Sphor. Märten und Cartelane fa
hen einander an.
Einen Augenblick Herr siite lauuo e
Stille.
Dann sraate Svbor: Heit Ihre
Frau mit dem Mädchennamen Cin
cinnati?"
.Eigentlich nicht, da war nur ihr
Künstlername."
Sie hi?fc", warf Cartelane leicht
hin, Bioletta Crespo."
.a. so hieß sie eigentlich . gluck,:?
Campobello. aber daö erzählte ich
nur Euch, weil Ihr' schon wißt. Sie
hkißt jetzt Bioletta Gibson. dcnn der
Amerikaner hat sie adoptirt.'
Doktor MartenS rerließ unauisai
lig da'ö Zimmer.
Unterdessen berichtet.! Campobello in
wkittwkisiakr Breite und ohne rech'
ten Zusammenhang, wie er Bioletta
in Nom kennen gelernt, wie er sich
snknrt in sie verliebt und ihr dann
ein ganzes Jahr lang von Stadt zu
Stadt nachqezoqen war. In PariS
rst erhörte sie ihn und in der Notre-
Dame-Kirche wurde der uns einge
segnet. .
(Fortsetzung fo'.gt.)
Wichtige Erfindung.
Nettimg sinkender Schiffe liurch Gaö
rzeugung.
Unter den vielen Arbeiten, die nach
dem Untergange der Titanic unics
nommen wurden, um größere SK
nrn der Emiffe auf bober See
zustreben, verdient die Erfindung ei
nes österreichischen Neichslagsadge-.
ordneten Beachtung. Wie berichtet
wird, ermöglicht es diese neue Er
findung, versunkene Körper mittels
Elektrolyse des Wassers zu heben und
das Sinken eines leckgewordenen
Schiffsrumpfes zu verhindern. Der
Vorgang hierbei ist folgender: An
dem zu hebenden Körper werden Me
tallbehälter. Caissons, in entsprechen
der Anzahl angebracht, welche unten
eine Ausflußöffnung mit einem durch
einen Schwimmer" beeinflußten Ber
schluß besitzen und im Innern auf
einer isolierten Unterlage die Katho
de tragen, während außerhalb deZ
Behälters, in angemessener Entfer
nung von seiner Ausflußöffnung, die
Anode angebracht ist. an welcher der
Sauerstoff austritt. Diese Elektroden
sind durch isolierte Stromzuleitungs
drähte mit irgend einer Stromquelle
verbunden. Wird also der elektrische
Strom durchgeleitet, so tritt an der
Kathode im Innern der Caissons
Wasserstoff aus. der sich im oberen
Teil des Behälters sammelt und das
Wasser durch die Oeffnunq allmär,
lich hinausdrückt. bis durch den sin
kenden Schwimmer automatisch das
Ventil geschlossen wird. Die in den
einzelnen Caissons auf diese Weise
erzeugten und angesammelten (Was
serstoff-)Gasmengen werden eben den
Caissons so großen Auftrieb derlei
hen. daß sie sich samt dem mit ihnen
verbundenen Körper heben werden.
Wenn mit dieser Elektroden und
Schwimmer Ventilvorrichtung von
vornherein die zahlreichen wasserdicht
ten Schotten (Luftkammern) eine!
Schiffes ausgestattet werden, so
kann, im Falle das Schiff leck wird,
iinh Nasser - in die Schotten dringt.
in den legieren automatisch, durch
bloße Einschaltung des elektrischen
Stromes aus einen Druck. mittelZ
mflfrnMt Wasserstoffaas in hinrei
chender Menae erzeuat werden, um
daS Schiff über Wasser zu halten.
Drinat zum Beispiel durch ein vom
Torvedo gerissenes Loch Wasser in
die Metallkammer eines Krieosschif
s,s sa wird sich das Salzwasser so
fort zu zerlegen beginnen, voraus.'
(tbi hnfi tiirfit. was ia der unaünstZae
Fall ist. gerade die Elektroden durch
tvi fffnblidfie (M-wN zerstört wur
W Da aber schon ganz einfache
(TTMrtrmKf) fcfion entsprechende Elek
troden ubqeben. so braucht man diese
nur in genügender Anzahl zu mon
tieren. um auch jenen ungünstigen
Fall zu paralysieren.
Die Schweiz weist 589 Seen
aus. Bon diesen gehören üu zum
Stromgebiet des Rheins, 167 zum
Stromgebiet deS Jnns. 62 zum Po
und neun zur Etsch.
November 1812.
?trZ!!ng
m Cklzze von Paul Wesiergaard.
Engelke war Gold wert darum
scllle sie einen Diamantring bekam
men. Ich ging von chu enster zu
chaufenNer und suchte au. E
sollte ein straKlender. kleiner Diamant
in einem goldenen Ninge sein.
v.i.vi.i Hv.vv... " ,
Ich walte mir schon ihre Freude
auö. In fieberhafter Hast würde sie
n xm kk S.n T41 hnn
uuutn ,,'""
dem roten Schächtelchen abheben und
tl . vni. 0s 1 1 . m tniirSa fit
machen! Tanzen und vor Uebermut
i'l die Hände klatschen würde sie und
j, iuic ui(iu iuuiw i"ica
I
., .... V"" ..--i-j-" i i )UIUli4ll jjlllll HUIIJ UU',ll
zuletzt die Arme um meinen Halslsich, as ,ch mit dem Ring zu ihn
f.4 f !m.u iimS rti0 iiniH OllFl Afn ; tf
schlingen und mir einen Kuß geben
und noch einen zum ank.
Endlich fand ich in einem Juwelier
laden den richtigen Ring.
... Man kann der Schönheit ve
gegnen, wo man geht und steht, auch
in einem Goldwarengeschäft. In die
sem Fall war das Schöne eine schlan
ke, junge Dame, die gerade den La
den betrat, al ich gehen wollte.
Ihr Armband (sie lachte beim2
Svrecken lackte die aantt ?.eit.
wie mir schien ein sonderbares, ner
vöses Lachen) war entzweigegangen,
l'nd nun sollte der Juwelier eS zu
sammenlötcn. Aber nur ja recht ge
schickt, daß man nichts davon sehen
könnte!
Ich ließ mir gut Zeit beim Zu
knöpfen meiner Handschuhe und mei
nes Jacketts, nahm mein Taschentuch
hervor und putzte mir die Nase. Ich
begaffe niemals die Damen, und mö
gen sie noch so hübsch sein. Ich suche
sie stets abseits zu bewundern. Der
Eindruck ist dann ungezwungener und
schöner. ...
Das Schicksal schien mir günstig
zl. sein, denn auf einem Regal stand
in breitem Silbcrrahmcn ein Spie
ges, worin ich ruhig und unbemerkt
W junge Dame beobachten konnte.
,Sie war wirklich auffallend hübsch
Selten habe ich ein so feines, regel
mäßiges Antlitz gesehen, einen so gol
denen Teint und so schöne, schwarze
Augen ... Sie war bezaubernd!
Der Juwelier gab ihr zur Ant
wort, er werde das Mmband wieder
herstellen . . . Wann sie es bekommen
könne? Ja. er wolle mal in der
Werkstatt anfragen. Der Mann ging
hin und zog den grünen Vorhang
beiseite, der das Hinterzimmer ver
deckte. Aber da . . . Nein, um Gottes wil
Un! Der Spiegel in dem silbernen
Rahmen mußte lügen das konnte
nicht wahr sein! Und doch ich sah
eö ja! Eine kleine, schmale Hand in
c.rauer Seide kroch über die Glas-
platte des Ladentischs, hielt an und
kroch weiter. ... Zwei Finger ergris
fen einen von den Ringen, die ich
wir vorbin angesehen hatte ....
schwubb ... und die Hand fuhr wie
eine flinke Eidechse zurück ... Es war
wirklich wahr!
Wie im Traum borte ich den Ju
welicr sagen, daß die Dame das Arm
band übermorgen bekommen könne ...
in: Traum sagte ich Adieu, und im
Traum ging ich auf die Straße hin-
aus.
Das war .doch zu toll! 'So ein
Frechdachs! Vor meinen Augen zu
stellen Latte man ie so etwas ae
hört! Und dabei schien sie aus guter
Familie zu sein! Aber hübsch, hudlch
war sie ... Und das war wohl auq
der Grund meines Aorns.
?lck aina auf die andere Seite der
Straße hinüber und wartete, bis sie
aus dem Laden kam; dann folgte ich
ifcr in einer gewissen Entfernung.
K e neS Tiebsaeficht." brummte
ich.
Sie blieb stehen, nahm ihr Porte-
monnaie aus der aesticten andta
sche. kaufte eine Zeitung von einem
Ländler tackele und dankte ... uno
ging weiter.
Kleines Diebsgesicht!"
Ueber Kongens Nytorv glitt sie . .
?lch solate.
Durch die Bredgade tänzelte ste.
Ich folgte.
In einem großen, vornehmen Hause
verschwand sie. O, ich folgte ...I
Sckon stand sie auf dem Treppen
absa. die Sand im Pompadour. um
den Korridorschlüssel hervorzusuchen
da drehte sie sich plötzlich um. Ein
kurzer Schrei und ie wurde lci-
ch:nblaß.
..Me n Fräulein!"
Ihre Augen wurden vor Angst noch
dunkler, es zitterte um ihren Mund
. . . Dann gelang eS ihr endlich, ein
paar Worte hervorzustammeln:
Was wünschen fett?"
Ich streckte die Hand auS und nahm
einen Anlauf zu einem Lächeln.
Den Ring." sagte ich langsam.
YUNW UZlZ MN LnF ZlZUIZslik (
übertrug sich auf ihren ganzen Kör
per ... sie sah berückend schön aus
in ihrer Angst
,Den Ring." wiederholte ich. Ich
! . ..'..
Iaht cieseben. wie Sie ihn beim Ju
welier fortnahmen. Der Verdacht
kann ebenso gut auf mich fallen wie
luf Sie vielleicht noch mehr auf
mich. Geben Sie mir den Ring
und ich werde die Sache so ordnen,
daß Ihnen nichts geschieht."
Einen Moment sah sie mich an
die Augen waren ein Schrei um
Gnade, dann streckte sie schnell die
Hand in den Pompadour und reichk
mir den Ring. Ich nahm ihn.
.Danke.'
Sie blieb stehen, wuhrscheinlich.
weil sie sich nicht vom Fleck rllbren
konnte. Ich gab ihr meine Karte
trit meiner Adresse. Mechanisch, wie
Im Schlaf, nahm sie sie.
.Sie können ganz ruhig sein,' sagte
ich.
Noch einmal sah sie auf. Die Au
Jini Ivuiril jigi .tuniii; jjm
fjnfm Sprung war sie oben und off.
rate die Entreetür. Während sie ein
.... ' ' . . t jt. ? . ' . ä .
ekt siechend bö e. Mit
r.ai, yorik iaj orinnen eine errtn
m1it tn: a. bist Tu endnch
t. . JTI , nt
ujuotun
Der Juwelier geriet ganz außer
kam.
.Ja. Sie müssen aus Beruhen
zwei Ringe in mein Paketchen gelegt
hben, "erklärte ich. AnderZ kann
ich mir's nicht denken.'
Mit vielen Berbkuaun?en und
Danksagungen bealeitete er mich zur
Tür. Stolz auf mein Verhalten
ging ich nach Hause. Einige Zeit
darauf traf ich sie auf der Pro
Sie zuckte zusammen, als sie
mich sah. Wieder genoß ich die Angst
ihrer Augen, die um Gnade bettelten,
und ihr bleiches Gesicht.
Zch fühlte, ich hatte sie in der Ge-
nett und dies Gefühl tat mir
wohl.
Eines Sonntags nachmittags ging
ick in den Balmenaartkn dkS Botels
d'Angletterre, um dort wie gewöhnlich
meinen Kaffee zu trinken. Vor mir
saßen eine iunae Dame und ein Sperr,
die sehr glücklich zu ftin schienen, na-
mentlich der Herr; er strahlt: vor
Glück.
Sie war es! Ich erkannte sie so-
fort. Nach einer Weile entdeckte auch
si? mich, und alles wiederholte sich:
die Angst loderte in den Augen auf.
daS Gesicht wurde fast grau vor Be-
schämung
...In einer Ecke saß Satan und
spielte auf der Harfe.
Am Tage darauf erhielt ich einen
Brief. Die steilen, kleinen Schrift-
zuge waren mir fremd. Ich riß das
Kuvert auf durchlief die paar
a.:r..
öcucii;
Ich muß Sie sprechen. Kommen
Sie heute abend um zebn Ubr an den
Kiosk in den Anlagen. Die Dame
N7it dem Ring."
Die Dame mit dem Ring. Der
Brief war von ihr. Ich war sehr
glücklich.
Sie erwartete mich schon, als ich
kam. Um sie rasch zu beruhigen, sag-
te ich: Ich habe Ihnen doch ver-
sprachen, zu schweigen . .. n Ring
habe ich dem Juwelier zurückgebracht.
E: ahnt nichts."
Das nützt nichts," erwiderte sie.
Keine Stunde am Tage habe ich
Ruhe."
Und sie sah mich an die schwar-
zen Augen waren voll Tränen: Ich
wußte ja nicht, was ich tat!"
Ein seltsames Gefühl ergriff mich
Hier ging ich neben einem Weibe, das
angstvoll vor mir erbebte. Wie
schlank und wie schon sie war!
,die können ganz ruhig ein. ...
Es geschieht Ihnen nichts!" Und
plötzlich ... ich wußte selber kaum,
dak ich es tat ... beugte ich mich
über sie und küßte sie.
Aber da war alle Angst und Be
trllbtheit auf einmal wie fortgebla-
fcn von ihr ... K?ie lachte yeu aus.
Aha, mein Herr! Da hab ich Sie
ir der Falle! Ich weiß, daß Sie ver
lcbt sind. Ihre Braut heißt Engelk:
fiolm und ist eine Tockter des reichen
Großkaufmanns Holm, der am Pla
tanenweg wohnt
Mein Gesicht wurde so sonderbar
kalt.
Und ich weiß auch, daß Sie in ei'
nem Monat heiraten wollen," fuhr sie
fort. ..Was. alauben Sie. wird Ihre
Braut dazu sagen, wenn sie erfährt,
daß Sie andere Mädchen küssen?
Wie? Meinen Sie nicht, daß wir jetzt
quitt sind?"
Mehr hörte ich nicht. Ich glaube,
sie machte mir noch eine Verbeugung,
bevor sie ging ... aber ich weiß es
nicht bestimmt.
Nur auf eins besinne ich mich sehr
genau: daß ich nach Hause und zu
Bett ging und mich ohnmächtig und
enttäuscht fühlte.
JnFrankreich fabriziert man
jetzt Luftreifen für Fahrräder und
dgl. aus Papier, das mit gewisser
Chemikalien behandelt und schließ
lich zusammengepreßt wird.
D i t ostpreußischen Magnaten
Grafen von Dohna ließen sich früher
aus Angst vor Umwälzungen als
Bürger von Bern aufnehmen und tra
ten in die dortigen Zünfte ein.
Die Kamele ertragen zwar
jeden Kältegrad, müssen aber bei Re-
.izivitk vv.. ' y "
kosten sie weniger als Pferde und
k ' . r L Y.
genwetter bedeckt werden. An ijuner
sinn ack weniger emvfindlich
Die Mönche vom St. Bern
hard haben die Schutzhütten an den
gefährlichsten Stellen mit Telephonen
ausgestattet, damit Reisende, die der
Hülfe bedürfen, sich solche herbeirufen
können.
Wahrscheinlich das merk
würdigste Journal der Welt erscheint
jetzt wöchentlich in Athen. Es ist ans
schließlich sogar sein Anzeigent-il
in Versen geschrieben.
v " y "
X
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VV- ffVv-
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(n rritritfeer Halöattikel auS Sirauiienfedkrn. Bci aiMesckmitirnkN . .iiiei ,
dcmist sehr wichtig, das)
cticas lim ?en pal krar, um mn vui
ciicstü im cen vais na i, , uui tun. ......... 0- i------ - , .
VbUMcn xehtnitn gtra.ßcnVort3 bietet sterabe aenu tfdmtj u ifl b e bfj wh
k R.'MZcln.unter dom,Mnn. Term.temcm
int eine tun ):e dtisti mcnTröi'i. iuii c iuun
b,i? gnni.e .Vtoiiiiin wnwlett.
Seide fiir das Volk.
z?aumwoNeLmpen und Holzbrei mS
gcn sie mit der Zeit bringen.
An Wnifinlirniinaftt und Ersatzstof
fen für Seide ist ja in unserer Zeit
ke,n Mangel, und manche vieler -uo-stitute
sind als solche auch recht an-
erkennenswcrt. Aber noch größeres
nt-r-ss dürfen eckte und künstlich
erzeugte Gattungen Seide beanspru
chen, welche bei weiterer (ntwmlung,
und besonders bei genügend billiger
htrüfUmci nickt nur alle jene anderen
Fabrikate aus dem Feld schlagen, lon-
dern sogar dem natürlichen Prooun
der Seidenraupe selbst gefährlich wer
den mögen!
Einstweilen hapert es mit der
Wohlfeilheit, und daher auch mit der
Volkstümlichkeit noch sehr: aber in
rein teckniscker Beuebuna ist die Sa-
che schon weit vorgeschritten und es
lohnt sich, ' se echte nunstiei
und ihre Hci.unft etwas näher in's
2:iiflf! in fassen. Vielleicht kommt
manchen der letztere Ausdruck wie ein
Eelbst-Widcrfpruch vor; es vars aocr
versichert werden, daß diese Seid:
vollkommen gleichartig mit derjenigen
ist, welche die Raupe seit Jahrtaufen-
oen den Bornehmen und Zeichen ne
fert. Und man braucht gar nicht
weit zu gehen, um eine einfache Er
klärung dieser Möglichkeit zu finden
Diese Erklärung bietet sich in der
merkwürdigen Erscheinung, welche
dem Chemiker als Jsomerin" bekannt
ist. Darunter versteht man. daß
zwei oder mehr Stoffe in ihrer chemi
schen Zusammensetzung ganz gleich
sein und sich dennoch völlig verschie
den präsentieren und sehr verschiedene
Eigenschaften zeigen können. Eines
der alltäglichen Beispiele hierfür bil
den Holzkohle, Graphit und Diaman
ten. Gepllen sich dieselben ver
sckied .,nd dock haben sie ein
und dieselbe Zusammensetzung und
sind weiter nichts, als Kohlenstoff.
Der große Unterschied in der äuße.
ren Erscheinung und den Eigenicyas
ten ist wahrscheinlich nur in dem in
neren Bau ibrer Molecüle zu suchen.
Bestimmtes weiß auch kein Gelehrter
darüber.
Und ebenso hat man auch gesun
den, daß Seide, Baumwolle und
rch. wenn man die Unreinigkeiten
entfernt hat, ganz gleichartig sind und
aus weiter nichts, als reiner uenuioie
bestehen? diese wiederum ist eine Zu
fammensetzung von Kohlenstoff. Was
serstoff und ' Sauerstoff, und zwar
sind diese Elemente in den drei ge
nannten Produkten sogar im selben
Verhältnis vertreten. Und doch, wie
groß der äußere Unterschied!
Für die chemischen Forscher nun
warf sich die Frage auf: Sollte sich
nicht eines dieser Produkte in ein an
deres, wesensgleiches, aber in seiner
Erscheinung wertvolleres uniwandeln
lassen? Sollte man nicht die Cel
lulose von Baumwolle oder von 5?olz
in Seiden-Cellulose umbilden kön
nen? Diese Frage ist in beschränk
tem Maße schon vor einiger Zeit ge
löst worden.
Es ist begreiflicherweise noch nichts
Näheres darüber bekannt? doch weife
man, daß zwei oder drei verschiedene
Formen dafür gefunden worden sind,
Baumwolle sogar bloße Baum-woll-Lumpen
genügen dazu oder
H"lzbrei in einer gewissen chemischen
Mischung aufzulösen, geridefo wie
Zucker oder Salz in, Wasser aufgelött
wird. Die aufgelöste Baumwolle öil-
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det eine dicke, klebrige Flüssigkeit
sehr wie Melasse aussehend; und sie
wird unter Druck, durch sehr kleine
Öffnungen in einem metallischen Cy
linder, der unter Wasser gestellt wird,
durchgetrieben. Die klebrige Mass
kommt schließlich als Seiden-Fascrn
heraus, welche sich im Wasser festigen.
Ein ähnlicher Prozeß wird auch bei
der Verwendung von Holzbrei in
Seide angewendet.
Die Fasern dieser Seide haben vor
dem Erzeugnis der Natur den wickti
gen Vorteil, daß die Länge so gut wie
unbeschränkt ist! Und sie lassen sich
in Fäden und in allen Arten Gewebe
.zenau so verarbeiten, wie das Pro-
dukt der Seidenraupe, haben reniei
bi.n Glanz und auch alle sonstigen
Eiaensckaften. wie jenes. Nur ist
ihre Stärke bis jetzt ein bis-
chen geringer, als die des eioenrau-n-Nroduktes:
aber ist viel gröner
als die der Baumwolle.
Es bestebt begründete Aussicht, die
Stärke noch weiter erhöhen zu kön-
nen. vielleicht noch über die oer !ca-
turseide hinaus. Ferner wird Hoff
nung gemacht, daß es bald gelingen
werde, die Produktion nocy oeoeuieno
zu verbilligen. Dann würden wir
echte Seide auch für die Mafien oes
Volkes haben.
Wie fit es Bimar gaben.
Der Miroir" erzählt nachstehende
Anekdote über Adrien Hebrrd. der
seit fünfzig Jahren die Geschichte des
Temps" lenkt. i6 war trn ayre
1866, und ein Geschäftsmann, der
seine 5icit verstand, hatte in Paris
in der Nähe der Oper den ersten deut-
schen Bierausschank erossnel; ver
Mann verdiente ein sündhaftes Geld,
denn ein echter Franzose mag zwar
keinen Deutschen leiden, doch seine
Biere trinkt er gern. Zu den Stamm
gästen der deutschen Kneipe gehörten
auch Hebrard und Gambetta. Als die
beiden eines Abends beim Bier saßkK.
ging plötzlich die Tür auf, und in?
Lokal trat ein stattlicher, riesengroßer
deutscher Kürassier in Galauniform.
Es war Bismarck. Der spätere ei
serne Kanzler war damals Attache
bei der preußischen Gesandtschaft in
Paris (man denke: im Jahre 1866!!)
und kam an diesem Abend wahr
scheinlich von irgendeinem offiziellen
Emviana: er trat friedlich ein es
war im Monat August . um ein
Schöppchen nationalen Vieres hinter
die Binde zu gießen. Gambetta, oer
so etwas wie eine Vorahnung kom-
mcnder Ereignisse haben mochte, fühlte
sich durch das Erscheinen des ihm '
nicht sonderlich fympattMM Mies
so unangenehm berührt, daß er in
seiner Verwirrung aus' Hebrards
Glase zu trinken begann.' Nanu".
sagte Hebrard so laut, daß man es
im ganzen Lokal hören konnte. Sie
halten mein Bier wohl für Schles
wig. Holstein?!" Bismarck wurde ein
bißchen rot und sagte, indem er sich
an Hebrard wandte: Sie sind hart
und streng, mein Herr!" Worauf
der Herausgeber des Tcmps" heraus
platzte: Ich weiß, daß Sie BiZmarck
sind!" Zur Erleuchtung seiner os
fenbar ein bißchen beschränkten Leser
fügt der Miroir" hinzu: BiSmarS.
der seinen König veranlaßt hatte,
Schlcswig-Holstein zu annektieren,
hatte sich zum Attache' bei der Ge
sandtschaft in Paris ernennen lassen,
um alle Möglichkeiten deS Krieges,
an den er damals schon dachte, an
der Quelle zu studieren . . . Ja, so
wa? er immer, dieser Bismarck! . . ,
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