Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 11, 1912, Image 6
xlstlifie Cm? TrihSse. . Montng, Nvvkmbtr 1912. ii i nimm im i Das grüne 2luto. CpIonage.Noman 'LJäLZ3i3F (21 Fortsetzung.) Nachmittag! machte Cphor einen Z?such bei dn Baronin Sternburg, um ihr Grüße ihrer Familie zu über, bringen. Er theilte der Baronin auch mit. daß er sich in den Dienst der Polizei qestellt hab, da er Maria faite versprechen müssen, eile lit tet einzuwenden, um der Mörderin ihre Brudert habhaft zu werden. .Auch Sie sprechen von einer Mörderin. Ist e denn erwiesen, daß ein Frau die That verübt hat?' .Ja. Baronin." Epbor informirie Meta. Trotz fcern konnte er sie nicht überzeugen, sie schüttelte ungläubig den ttopf. .Das kann ich nicht begreifen. Ei ist nicht anzunehmen, daß Giorgio in den wenigen Tagen, die er in Wien war, eine Bekanntschaft gemacht hat. Und vorher war er nie hier, (?8 müßte sich also um eine Frau han dein, die meinen Bruder au Italien kannte und die Grund hatte, ihn mit Haß zu derfolgen. Soweit ich da Leben meines Bruder kenne, verkehr i er niemals mit einem Weibe, dem sch eine solche That zutrauen könnte. Ich kenne auch kein Ereigniß seines Lebens. daS so Schauerliches erklären könnte. Mir ist die ganze Sache un erklärlich. Ich fürchte immer, daß die Polizei da wieder eine falsche Fährte einschlagen wird, wenn sie bei der Annahme bleibt, eine Frau hätt die That vollbracht.' .Können Sie mir niemand ange ten, Baronin, der mit ihrem Bruder besonders intim verkehrte, und vor dem er vielleicht gar kein Geheimniß hatte?- ,' .O ja. seinen Jugendfreund Ernst von Cartelane. der vermuthlich jetzt in Turin in Garnison liegt.' .Würden Sie uns. der Polizei, ein Begleitschreiben an diesen Herrn zur Verfügung stellen?' .Sehr gern.' antwortete Meta, .aber ich glaube, daß Sie mehr er reichen würden, wenn Sie mich privat an Ernst schreiben ließen. Ich stelle Ihnen die Antwort sehr gern zur Beifügung.' .Allo Baronin.' sagte Sphor. ihr die Hand küssend, .bitte mich durch ein paar Zeilen zu benachrichtigen, sobald Sie die Antwort erhalten ha ben.' Als die Thür sich hinter Sphor schloß, setzte sich die Baronin sofort an den Schreibtisch und schrieb an den Rittmeister Ernst von Cartelane. .Verehrte Baronin! Mit tiefer Erschütterung habe ich durch Ihren Brief von dem traurigen Ende rnemes Freundes Kenntniß er langt und beeile mich. Ihnen mein tiefgefühltes Beileid zu dem schweren Verluste auszufprechen, der Sie und die Ihren betroffen. Selbstverständlich stehe ich zu Jh ter Verfügung und bin bereit. Ihnen alles zu sagen,- was ich weiß. Nur ist die Frage, die Sie an mich stellen, nicht so leicht zu beantworten. Sie wissen ja selbst, verehrte Ba ronin. daß J!x Bruder sein junges Leben reich und voll ausgekostet hat. Sie werden sich vielleicht erinnern, daß er mehre Affären gehabt, daß er manches Duell ausgefochten und aus manchem Liebesstrauß als Sie g hervorgegangen ist. Wenn ich fclle die Gestalten, die in sein Leben hineinragen, jetzt im , Geiste an mir vorbeiziehen lasse, so ist es eine einzi ge, auf die sich meiner Ansicht nach öl Worte jenes angefangenen Briefes, der zweifellos an mich adressirt war, beziehen könnten. Wenn eine Frau mit dem schrecklichen Ende im Zusam menhanz stehen soll, so ist sie die einzige, der ich ein solche That zu trauen könnte. Bitte . könnte! Ich meine jenes Weib, das die große Leidenschaft feines Lebens ge wefen, vor der ich ihn stets gewarnt, weil eine Ahnung mir. sagte, daß sie sein Verderben werden würde. Und ich muthe ihr eine derartige That nur deshalb zu, weil sie ein Weib von schrankenloser Leidenschaft war, eine heißblütige Tochter unserer Hei math. derhängnißvoll in ihrer Liebe, verderblich in ihrem Hasse. Und noch ein Moment lenkt jetzt die Gedanken auf diese Frau: Ich weiß, daß sie Giorgio, als er sie verließ. Rache ge schworen. . . . Die Frau, von der ich spreche, ist die Kunstreiterin Mara Cincinnati. Ihr Bruder lernte sie ihn Turin. Us er den Kavalleriekurs besuchte, ge legentlich einer Zirkusvorstellung ken en. Es wird Sie wohl interessiren, wie sie ausgesehen hat. Groß schlank, mit dunklen heißen Augen, tiefschwar zein Haar, ein schönes Weib, geeignet, auf min jungen Mann tiefe Wir tun? zu üben ''"i'it jenem Abend wurde Ihr Bru der auch ein anoerer. Ob sie ihn ge. liebt hat? Geii'iß. In ihrer Art. Mit ei er Gluth, die alles verzehrte, was in ihrem Bereich lag. In einer kfpotischen, wiloenArt, die zu schreck l'X'lm Ausbrüchen ihre jähzornigen 5'::"praments führten, wenn Giorgio von August SSeißl. ktnmal (tuen anderen Willen kannte als den ihren. Sie übte den denk bar schlechtesten Einfluß auf ihn au. Aber es gab kein Mittel, diese Wir kl,nz zu bekämpfen. In jenen drei Monaten, solange die Beziehungen zwischen Mara und Giorgio währten, hatte ihr Bruder nicht weniger all drei Duelle. Jede, mal war eS seine Eifersucht, die zu Skandalszenen führte. Szenen, wel chk am nächsten Tage ihr blutiges Nachspiel fanden. ES lag im W fen Maras. Ihren Bruder in steter Spannung zu erhalten. ' War er ein mal etwas weniger aufmerksam, so streifte sie gewiß abends in der Mane ge einen Fremden mit ihren heißen Blicken, nur um Giorgio wieder an zufeuern. Dann kam die Katzsiropbe. Ein älterer Herr, der zufällig Tu rin passirte. hatte Mara gesehen, sich in sie verliebt und ihr seine Hand angeboten. Giorgio war wüthend, wenn Mara auch nur ein Wort mit dem Fremden sprach, und hatte ihr den Verkehr untersagt. Da blieb sie von einem Spazierritt, den sie ge meinsam unternehmen hätten sollen, auS. Giorgio eilte in ihre Wohnung und erfuhr, daß sie von dem anderen mit einem Wagen abgeholt worden sei. Zwei volle Tage blieb sie aus. AIS sie wiederkam, erzählte sie. daß sie nun heirathen werde. Giorgio machte ihr einen fürchterlichen Auf tritt und erklärte ihr. daß er von ihr nichts mehr wissen wolle. Mara lächelte bloß. Sie war überzeugt, daß er in einigen Tagen anders denken werde. Sie hielt eS für vollständig ausgeschlossen, daß er sie verlassen könnte. Aber diesmal hatte sie sich verrech net. Sein Mannesstolz flammte auf. Er zeigte sich standhaft. Vielleicht war ihm auch aufgedämmert, daß es so nicht weitergehen könne. Viel" leicht trug auch mein Einfluß etwas dazu bei. Ich legte meinem Freunde nahe, daß jetzt der geeignet Moment gekommen sei, sich der Fesseln zu ent ledigen. Ich bewog meinen Freund, sofort einen Urlaub zu nehmen, und reiste noch am selben Abend mit ihm ab. Wir unternahmen ein ziellose Reis ohne Programm. Zerstreuen wollte ich Ihren Bruder, ihn auf ander Gedanken bringen, heilen. Nach drei Wochen kehrten wir nach Turin zurück. In. Giorgios Wohnung lagen an zwanzig Briefe. Alle von Maras Haud. Man haite sie uns nicht nach schicken können, da man unsere Adresse nicht kannte. Die Briefe enthielten Ausbrüche der Leidenschaft. Mara bat, flehte, fluchte. Durch alle Briefe klang ein wilder Rachcfchwur. Mir bangte. Ich fürchtete, daß diese Liebesrafcreien die kaum vernarbten Wunden meines Freundes wieder aufbrechen lassen konnten, daß der alte Zauber, dem er knapp entronnen, wieder Kraft gewinnen, daß er sich wieder dem Weibe in die Hände lie fern könnte. Aber war seine frühere Willenskraft und Energie wieder zurückgekehrt? Ich weiß es nicht, die Briefe machten keinen Emdruck auf rhn. Einige Tage vergingen. Da trat eines Morgens Mara Jh rem Bruder, als r zum Dienst woll te, auf der Straße in den Weg. Wo Ihr Bruder in der nächsten Woche sich zeigte, war auch sie zu finden. Sie versuchte alle Mittel, ihn wieder zugewinnen. Sie zeigte sich in der Gesellschaft fremden Herren in der Hoffnung, ihn eifersüchtig zu ma chen; sie kompromittirte ihn durch Szenen in öffentlichen Lokalen und bracht es so weit, daß Giorgio das Leben unerträglich, nahezu qualvoll wurde. Als ob sie wahnsinnig ge worden wäre, benahm sie sich. Giorgio begegnete ihr wie jemand, dem ge gnüber man sich Standhaftigkeit er trotzen muß. Das Kommando dS Kurses, den wir beide besuchten, mischte sich schließlich in die Angelegenheit. Es wurdeGiorgio nahegelegt, es gehe nicht an, daß ein Offizier unausgesetzt in öffentliche Skandale verwickelt wrde. Man rieth ihm, zur Truppe inzu rücken. Er suchte um Urlaub nach, bat mich aber, zu niemand davon zu sprechen. In aller Still wurden die Vorbereitungen zur Abreis getroffen. Mara hatte trotzdem davon er fahren. Noch einen letzten Versuch unter nahm sie, ihn zur Umkehr zu bewegen. Sie kam in seine Wohnung und dort trug sich eine fürchterliche Szene zu. Ich war gerade bei ihm, als Ma ra wie eine Irrsinnige hereinstürzte. Sie warf sich vor Giorgio auf die Knie. : ' Als sie in seinen Augen nur kalte Verachtung sah, da wußte sie .daß eö zu Ende war, daß er mit ihr wirklich fertig geworden. Sie erhob sich, strich ihr Haar zu rück, sah ihn mit einem eigenthüm lichen Blick an und fragte: .Also. Du fährst?' Ja.' antwortete, Giorgio hart. Da schritt sie zur Ttjijr An der Echwelle wandte sie sich noch einmal um und sagte bloß mit unglaublich klarer stimme: .Vergisj diesen ' Tag nicht. Ich weroe X'iQ tooken! 21 wir in der darauffolgenden Nacht heimkehrten, wurden wir in ei ner dunklen Gasse von ein paar Ctrolchen überfallen. Ich weiß nicht, ob sie im Auftrage Marat gehandelt hatten. Jedenfalls war e sehr auffällig, daß nur gegen Giorgio Messer gezückt wurden. Giorgio blieb von diesem Erlebniß jene Narbe an der Stirne. Der Ueberfall hatte uns den Ernst der Situation klar vor Augen ge führt. Ich rkannt. daß Mara that sächlich zu allem entschlossen war; bei der Leidenschaftlichkeit dieses WeibeS bangte ich für da? Leben meines FreundeL. Mein Absicht war, di Behörde so fort einschreiten zu lassen. Aber Giorgio wollte davon nichts wissen, obwohl er einsah, daß sein Leben von Nun an stündlich aefährdet war. ! Ich rieth ihrem Bruder, inö AuS. land zu reisen oder sonst auf ine Zeitlang zu verschwinden. Er sah die Nothwendigkeit ein. ? Drei Tage später, wahrend welcher ich nicht von seiner Seite wich, mach te er bei der vorgesetzten Behörde eine Eingabe, in welckr er um sein Ver Wendung .zu besonderen Diensten' ansuchte, was ihm mit Rücksicht auf seine besondere Qualifikation bewil ligt wurde. Den Reit wissen Sie. Wi es bei solchen Affären der Fall ist. wurde der Name Giorgios aus der Liste der aktiven Offiziere gestrichen. Er galt für verschollen, und nicht einmal ich wußte, wohin er in geheimer Verwen dung kommandirt wurde. Seine Verhaftung in Marcone brachte mir durch Sie Kunde von ihm. Seitdem habe ich von ihm nichts gehört, erst Ihr Brief setzte mich von dem trau rigen Ende in Kenntniß. Ich kann Ihnen die Versicherung geben, im Le ben Giorgios bat kein anderes Weib eine Rolle gespielt, die so gräßliche Annahmen zulassen könnte. Hinzufügen will ich noch, daß ich Mara Cincinnati seitdem weder ge sprochen noch gesehen habe. Ich habe bloß gehört, daß sie geheirathet hat und irgendwo im Auslande, ich glau b in Paris lebt. Und nun wenn Sie mich benö thiqen, so rufen Sie mich. Mit den Ausdrücken Herzlichsien Beileids bin ich in steter Verehrung Ihr Ernst Cartelane.' Von der Genfer Seepromenade kommend, bemerkte Graf Heinen an der Ecke der Place du Pont einen fremden Herrn, der ihn höflich grüß t und Miene machte, auf ihn zuzu kommen. Heinen erwiderte den Gruß Lu szerst kühl; er that, als erkenne er die Absicht des Fremden nicht, und wich ihm in einem großen Bogen um das Nationaldenkmal aus. .Zudringlicher Mensch.' murmelte er vor sich hin. .Seit zwei Tagen folgt er mir wie ein Schatten.' Heinen gmg ins Hotel zurück. Im Frühstückssalon waren nur noch an einem der Tische zwei Plätze frei. Kaum hatte Heinen Platz genommen, als der zudringlich Mensch' im Salon erschien und sich auf den zwei ten leeren Sessel niederließ. Der Fremde grüßte den Grafen mit ausgesuchter Höflichkeit, richtete einige gleichgültig Worte an ihn, schwieg aber, da er sah, daß Heinen darauf nicht einging. Als die Tafel aufgehoben wurde und Graf Heinen dem Rauchsalon zuschritt, trat ihm der Fremde aber mals in den Weg. Pardon, Graf Hinen. ich bitte um eine kleine Unterredung.' Entschuldigen Sie,' antwortete Heinen nervös, aber ich bin sehr pressirt. Vielleicht ein andermal.' Sie vergeben, es handelt sich um eine für Si wichtige Angelegenheit.' Heinen fah ärgerlich zu Boden. Womit kann ich Ihnen dienen?' Unfere Unterredung verträgt keine Zeugen.' s Der Graf schwankte inen Augen blick, dann sagte er ungeduldig: Bitte, kämmen Sie in mein Zim mer hinauf.' Damit ging er voran. Im ersten Stock riß der Zimmerkellner dienst beflissen die Thür auf. um den Gra Un und seinen Gast in einen Salon reten zu lassen. Graf Heinen ' forderte . seinen Begleiter mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen, und sagte:. .Meine Zeit ist gemessen, Herr Doktor, Ihr Name ist mir leider ent falln.' Doktor MartenS.' stellte sich der Fremd nochmals vor und fügte mit einem Lächeln hinzu: .Polizeikom missar . des Wiener Sicherheits bureaus.' ' : Der Graf warf inen raschen, for schenden Bliö auf den ' Kommissar und bemerkt: ,. Ah. Polizeikommissar sind Sie .. . das ändert die Sache. Also ist die Ausmerksamkeit, die Sie mir seit zwei Tagen schenken. Amtspflicht. Und diese Unterredung wird infolge dessen wohl mehr dienstlichen als pri vaten Charakter tragen. Darf ich fragen, warum mich daS Wiener Sicherheitsbureau mit feiner Auf merksamkeit beehrt? Oder sind Sie iellkicht als Privatmann in Genf?' , Fortsetzung folgt.) ttt BklOk'k, Bon Vka? Marawke. Ich sich schweigend ans dem Verge taub Und blicke sinnend in dn weite Land. tat, tief vergoldet, kieat im Abend schein; Ein wunderbollel Bild. Ich bin allein. Ta kommt di Cehnsuckit her mit leisem Cchntt. Und die ?rlnnerunff. sie wandert mit. lind beide treten stumm ;ii mir heran: Ich weitz. daß ich sie nicht vertreiben kann. Und zitternd sühkt mein Herz da alte Leid. Tie Wunde brennt, die kaum geheilt die ?,it; Cchwer atmend steh' M aus der Ver ar!WH'. Und tief durchwühlt mich namenloses Weh. Eine un-.ücklili'r ttbt Humoreske von CIse Nitter. Eine Ferienreife auf's Land zu gu ten Freunden. Meine Frau, ich. die beiden Kinder. AIS wir eben ab fahren wollen, kommt mein Genera! und vertraut mir seine älteste Doch' ter an. die auf dasselbe Landgut reist. Sie heißt Adda. ist blond be zopst und blau beäugl, sie ist 18 Iah re und hat eine .unglückliche Liebe:' Wer diese Liebe ist, ahne ich nicht. Ein .windiger Leutnant.' sagt Papa General. Sie soll diese Liebe vergessen. Wir scllen keine Gelegenheit vorbeigehen lassen, sie sie vergessen zu machen edes Mittel ist recht. Ich hüte un- iZkin Generalstochter, besonders bei so komplizierter Gemütsverfassung Meine Frau sagt aber, es wäre un sere Pflicht, meinem General den Ge fallen zu tun. Sie verspricht, mir alle Mühe und Unbequemlichkeiten dabei abzunehmen. Im Kleinbahnzuce! 20 Stück Handgepäck! Die Kleinbahn ist beute eröffnet, resp, eingeweiht worden. Man hat sie dabei stark gefeiert. Ich furchte zu stark denn ihr Gang zeigt heftige Unregelmäßigkeiten. Die Fahrt ist aber ein wahrer Triumph' zug. Fahnen Guirlanden mehr oder weniger weitzgewaschene Jung frauen! Die Einwohner der Ort schaften, die wir (durcheilen, hätt' ich beinahe gesagt) also durchqueren in Fcsttoilette, mit Tücherschwenken und Hurrarufen neben uns herlaufend, unere Kinoer Mein meine krau, die für Aufmerksamkeiten jeder Art empfänglich ist, verneigt sich huld voll lächelnd aus dem Coupöfenster, die Zochter meines Generals seuszt. Mit dem rosigen Zeigefinger tupft sie ein Tränchen aus dem Augenwinkel. Plötzlich auf freiem Felde hält unser Zugle mit kurzem Ruck still, das Lckomotivchen stöhnt jämmerlich, es kann nicht mehr. Ich dachte es mir ja, daß irgend etwas nicht funktionier ren würde! Wir bleiben also kleben! Volk schart sich um uns, höhnisch sehen die Schwalben von den Telegraphendräh ten aus uns hernieder. Ob der Lokomotive das Wasser oder das Feuer ausgegangen ob wie Kenner behaupten, von allzu starkem, ungewohntem Laufen eine Achse heiß geworden ist Du ahnst es nicht. Da die Weiterfahrt in's Ungewisse verschoben ist. steigen sämtliche Rci sende aus, den schönen Sommerabend im Freien zu genießen. Wir lagern uns am Bahndamm neben einem Kornfelde. Tie Tochter meines Ge nerals, die bis jetzt andauernd ge seufzt, und sich nur mit melancholi schem Ja' oder .Nein" an der De batte beteiligt hat. fängt ein Ge sprach an mit einem schicken, jungen Mann in blau Cheviot und Vanama. Der junge Mann kvmmr mir bekannt vor, ich kann mich aber nicht besinnen, wo ich ihn gesehen habe. Er stellt sich vor. Er reift auch für einige Wo üen auf's Land. Zufällig auf das unserem Reiseziel benachbarte Gut. Meine Frau meint, es wäre ein net ter junger Mann und vielleicht eine gute Ablenkung von einer unglücklichen Liebe. Wir sitzen nun harmonisch gruppiert am Bahndamm, im Schein der untergehenden Sonne und war ten, bis unser Lokomotivchen sich wie der erholt hat. Wir pflücken Blumen und winden Kranze! Wir schmücken lins mit diesen Kränzen! Wir sin gen gemeinschaftlich mit allen Reiien den Vaterlands- und andere Lieder: O, wie wohl ist mir am A ha bend, mir war A hä bend. wenn zur Ruh' die Glocken läu häu ten Ein musikalisches Genie hat sich ge funden. daS mit einem Regenschirm dirigiert. Ein Amaieurphotograph nimmt Gruppenbilder auf. Die all gemeine Stimmung ist auf der Höhe man ist sowohl zweiter, dritter, wie vierter Klasse nur einer Meinung, nämlich, daß man sich selten so gut amüsiert hat. Es ist eine Idylle! Eben, als wir im Begriff sind, einen Verein zu gründen und allseitig Dutz brllderschaft zu machen, erklärt der Zugführer, daß unser Lokomotivchen sich besser fühlt, und wir weiter fah ren können! Schade! Der Aufenthalt bei unseren Freun Un übertrifft an Schönheit die kühn sten Erwartungen. Bei der' Ankunft sind wir mit Fahnen und Jllumina tion geehrt worden, aus einem kleinen Böller hat man Salut geschossen, mit ! Sektsirofen. Unsere Freunde be- grüßen unl mit tlcktlicker skieudt Anscheinend haben sie bei der großen eripaiung nicht mehr daran ge glaubt, uns heute zu sehen. Unser Leben besiebt nun an ttau lenzen und Nichtstun. Ein idealer Jllsizno. vem wir un in dem sicheren Miuyi vinacben. ibn verd ent in ha Un. Nebenher versuchen wir. un land wirtschaftlich u betätiaen und ick, bin recht stolz darüber, wieviel Kennt nisse ich doch von .Drainage' und s,ii. over Wiesen ütteruna' be sitze.' Der Jnbalt eine Brief, meiner lc$i an eine ihrer 27 .besien' Freundinnen illustriert im ilhthm treffend unser Leben. Sie schreibt k.k.t. ' ' wk v,gi: Liebe Annemarie! Es ist hier sebr ländlich und rieckt noch fluo Eine Kub st so etwas ähnliches, wie BolleS Milchwagen in Berlin. ES aibt uck eine Masse Schweine. Schweine sehen sehr schmudia auS. weil sie nur nnn. abends aebadct werden. tth li.st.k, viele Abenteuer, besonders mit Eseln. a;u iriei und jo .hmtertücksch'. sie schmeißen ' einen in die Nesseln und dann bekommt man Ausschimpfe, weil oc geraoe ern ffa'anennest gewesen ist. wo man hinfäüt. Es ist furchtbar schon! Außerdem ist da noch die Adda. von der Vati sagt, sie ist so lou traurig, wir sollen sie nicht stö ren. Na ich störe sie dock aar nickt. wenn ich bloß auf'm Baum sitze, wo oie anr orunter ist. und roo so'n Herr neben ihr sikt. der so'n Unsinn redet und immer- sooooolche Augen macht! Auch gibt es viele Schafe und .lq grubt ' . - Deine allerbeste Freundin Lotte. Was ich sagen wollte! Ricktio Bei obigem Brief fällt's mir ein. Der nette junge Mann aus dem Kleinbahn Idyll hat bei unfern Freunden Besuch gemacht. Er ist irgendwie verwandt mit ihnen. Die Tcchter meines Generals erschien auch der diesem Besuch! Ganz in weiß! Sie sah bildhübsch aus, und war auch recht fröhlich. Ich finde, sie trägt ihre unglückliche Liebe mit rech ter Fassung. Wir freuen uns alle. laß es so ist. Es zeugt von einer gewiiien eelengroße. Uebriaens wirkt unser netter Nei ftgenosse auch sichtlich erbeiternd auf itren emutszuftanb. Wir haben ihn deshalb aufgefordert, uns recht oft zu besuchen. Er hat sich erst eine Weile nötigen lassen, dann aber ver sprachen, ganz gemütlich und ohne vorherige Anmeldung berüberzukom- mn.' Die Entfernung zwischen bei- oen Eutern betrac höchstens eine halbe Stunde. Wundervoller schat tiger Waldweg! Die Tochter meines Generals zeigt täglich mehr Interesse am Leben. Sie seufzt nur noch selten eine Weh NtUtsträne habe ich lange nicht in ihren Auge gesehen. Sie ist ein an genehmes, leicht zu lenkendes Zunaes Mädchen. Sie i schreibt viel Briefe tragt sie sogar peronllch zur Post. Viel gebt sie auch svazieren. ..Der Wald verlockt geradezu zu einsamen Wanderungen!- sagt sie. Immer kommt sie mit geröteten Wangen und strahlenden Augen von solchem Spa zieraange zurück. ?!mmer bat sie auch irgend ein Sträußchen angesteckt. Sei es ein Birkenzweia. ein vaar Margueriien oder Kornblumen. Ge- stern brachte sie zwei rote Rosen mit! Merkwürdig, daß die im Wald wach fen. - Und dann das Kahnfahren! Da ist der Teich mitten im Sckat- ten dunkler Tannen. So ein armes Stadtkind, das nie in seinem Leben Gelegenheit zum Ruvern gehabt hat, fühlt nun natürlich das Bedürfnis, soviel wie möglich umherzugondeln. Mit vielen Ach's' und OH'L' be tuit sie das Boot. Sie erareist beide Ruder. Sie plätschert damit im Wasser umher, wre mit dem Löffel m der Bouillon. Die Sonne fcheint heiß. Der Schirm muk aufaesvannt' werden. Zwei Ruder ein Schirm! Vie l-ache wird schon schief ge ben! Natürlich! Das eine Nuder fällt ins Wasser sie will es auf silchen oer Kahn kippt um! Welch' Glück und Segen, daß unser r.fHer Neiseennsse aiiföTItn in ..-!, j, ... Nähe war! Er hat sich ihretwegen ms Waijer gestürzt. Selbstverständlich sind beide wc der ertrunken, noch hat unser netter Reisegenosse Gelegenheit gehabt, sich dic Rettungsmedaille zu verdienen. Das Wasser war an der Stelle nur knietief! Sie sind aber pudelnaß ge wesen. und über und über bedeckt mit Entengrütze! , Ja und aus ihren blonden Flechten hüpfte ein grau grüner Wasserfrosch. Die Tockter meines Generals mackt uns immer mehr Freude. Sie blüht in der Landluit förmlich auk. kre unglückliche Liebe scheint sie vollstän- cig uoerwunoen zu yaven. Ich hoffe sogar, neue Liebe ist in ihr unschul diaes Serzchen eingezogen Unser ntii ter Reisegenosse, neuerdings .Addas Lebensretter" "genannt, ist jetzt fast immer hier. Er aesällt uns allen ganz ausgezeichnet, meine Frau ist Igar entzückt, von ttnn. (sie meint, ßjtntxMiii würden luv freuen und unl MaWW'a.li'nwinrw " " ""-' I 1 '"t fTt '"N I ' ' ' . : i - . ,'('ivv' ' ' 1 ' . - . . .- ! V ,Jl-U ( v x;v v v'v-vjvvv.. ,5 ' ' v " v''-: , V'-'xK -V- ? - V; TÄJ - . ' ' l AN t t . w ' i i fr : J ' V. ' NaI , , 'SV--W ' K ' r rti ' , 'K ' " V .3 ff V - I j )' lrr--.-' I .- . Jdf . - i " i u i 11 "' ' W . ! v " ' , . ''te-r, .... r : i ' s ' SiL- 1 '' ' -fi ä - t - 1 ! - i , fe- i t' - 4t "" - 1 V'l ' ' , ij ii:'"vh lhr . H mk.: - 'i t",'? o" - k l'n'inJst.-MJZ ' Vf'rT ' fV- 'K- p i i "a fc,lifisM-iv.isitftt tfssl-iVifi. ktiAkäkf&lffi'i'l'i Alf'i - ry - Sin Zwerg in ganz elftem Winter ewand. Ganz weih ist ohne ?,weis daS fdchesie in itLmicrkleidung für kleine Kinder. DaS Kind in der Abbild,, trägt einen der Tam-Kronenliute aS weißem Leidenplusch aefattclt. ' unter einem breiten Band von weißem Faille- Auf der linken Zei! des Kopfes sind die Plüschsaltcn durch einen Ring deS BandstoffcS gezogen und in schnallen form'zusammenaefaszt, ?er weiize Broad6othCoat ist in militärartischcm Stil mit cidelige garniert. Tie Aermel. schmal mid lang, sind garniert, um mit dem vorderen Teil deö Coat zu harmonieren. -'s ' cwig dankbar sein, wenn ihre Toch ter hier ein neues Glück fände. Sie ist fest entschlossen, die offen kundige Verehrung des jungen Man nes nicht nur zu dulden, sondern sie sogar in jeder Weise zu fördern. Ich - auch! Die beiden jungen Leute sind nun fast immer beieinander. Sie spielen Tennis, reiten und rudern zusammen. Wir räumen ihnen alles aus dem Wege, was sie stören oder dem Gedei ken... einer Neigung hinderlich sein könnte.' Ich freue mich schon aus das Glück meines Generals, wenn ich ihm seine Tochter mit einem so sympathi sehen Bräutigam nach Hause bringe. Jedes alte Schloß hat bekanntlich feinen ..Geist,' der programmgemäß umgeht.' Jedenfalls, es ist totichick. einen solchen zu haben. Auch hier st es der Fall. Es ist ein schwedi scher Trompeter, dem im Zyjährigen Kriege der Kops abgeschlagen worden ist. Er tragt diesen Kops nun der Einfachheit halber unter dem Arm und läuft damit jede Nacht, von 12 bis 1 Uhr spazieren. Aus einem Horn bringt er dabei unheimliche Tö ne hervor, oder ruft mit Grabesstim me: Vire l'emrereur!" Es ist total unlogisch von einem schwedischen Trompeter, französisch zu sprechen, aber es ist nun mal so. Mizier oursen eoen untogiicy icin. r; ri. .r. r.j. r. ! Wir sind nachts in steter Erwartung stines Erscheinet Die Kinder liegen im Bett und ziehen die Decke über die Ohren. Es ist hochinteressant! Wir haben nun beschlossen, diesen Geist abzufangen. Zu erlösen,' sagt meine Frau! (Meine Frau hat nn wer so poetische Gedanken). Wir haben uns dazu alle im Dun kein in der Diele versammelt. Auch ..Addas Lebensretter' blieb zu diesem Zweck die Nacht bei uns. Wir haben ganz still gesessen um den großen runden Tisch in der Die le. Als die alte Standuhr mit hellem Klang 12 Uhr geschlagen hat, sind wir zusammengefahren ha ken den Atem angehalten und vor schriftsmäßiges Herzklopfen und zur Decke gesträubte Haare gehabt. Tiefe Stille! Nichts!! Du ich höre etwas schleichen!' flüstert meine Frau. .Ach. Unsinn!' Ja, ja, sicher es hat mich sogar im Vorbeigehen gestreift!' Sei doch ruhig!' Wieder tiefe Stille! Da. ein Ge rausch! Ich höre es auch. Un heimlich, so mitten in Nacht und Dun kelheit! Zwar nicht, wie die Töne eines Horns, nein, eher wie das Zwit schern eines Vogels! : Anhaltendes zwitschern. . ; , Wirst Du mir auch treu fein. Adda?' Ach. Kurt. Liebster, Liebster ich bin Dn ewig treu und wenn sich die ganze Welt auf den Kopf stellt! Ich hab' Dich ja so unsinnig lieb!' Herrgott, träume ich denn? Ganz deutlich habe ich doch diese Worte gehört! Sollte der Hausgeist, der Schwe dentrompeter sollte er? Kurz . entschlossen lasse ich meine leine elektrische Taschenlampe auf- leuchten. In unserer Tafelrunde seh- en zwei, aber da hinten in der Schrankecke, da stehen sie, die Tochter meines Generals und unser netter unger Reisegenosse, i halten sich fest umschlungen, sie flüstern leise ic küssen sich Hurrah. sie sind verlobt! Vire l'crapereur!' Ich habe dem junge . Paare mei "v- yJj r" , 4 C.T f. X vi XrS ' ', - ' . - . L.i, ' -''! i . - n 'i s r j r' 1-1 ' ,'.- E I ,C 3v - ,? f -'"V . . . I ' ; 1 'j, - '- i '"v,V-" ' ",(r,. l",.S-! ' ,.4. , , .'-,', h - itiitirl 'mäu,;--1- tnf t i-f '- A -- k,en Segen erteilte Sie sind etwas verlegen gewesen und haben mich ge' beten, doch ein gutes Wort für sie bei meinem General einzulegen. Selbstverständlich habe ich sofort einen Brief (kleines Dienstformat) abge sandt, in dem ich die Vorzüge dieser Verbindung ins hellste Licht stellte. Ich habe bescheiden dabei einstießen lassen, daß ich mir Mühe gegeben habe, sie zustande zu bringen und da" n,it seine Tochter von ihrer un glücklichen Liebe zu heilen. . ; Ich erwarte nun baldige Antwort! Himmel, was wird sich mein Ge-. ' neral freuen! Zwei Tage später. . Ich weiß nicht, lasse ich mich nur ersetzen, oder kaufe ich mir Cylinder, ' und Regenschirm und nehme gleich meinen Abschied. ' Es ist ein Briej von, meinem General gekommen, entrüstet außer sich. Er hat geschworen, mir? nie wieder eine Tochter anzuver trauen, wann ich mich so leicht über listen lasse! Die Sache ist nämlich die, unser netter junger Reisegenosse. Addas Bräutigam, das ist doch eben de? windige Leutnant', die unglückliche Liebe der Tochter meines Generals! Ja, so etwas kann doch ausgerech--net auch nur mir passieren. Künstlicher Burgnnderweln. Einen lehrreichen Beitrag zur Tech nik der Weinpantscherei liefert eine Gerichtsverhandlung, die kürzlich in Charleroi stattfand, und über die folgendes berichtet wird: Ein Wein Händler in Charleroi wurde von sei nem Reisenden beschuldigt, unter dem Namen der besten Burgundermarken, wie Chambertin, Romanee. Carton u. o., .Weine' verkauft zu haben, die in Wahrheit nur aus einem Ge manisch von Aqua destillata, Glyze rin, Weinstein und Gerbsäure und anderen Chemikalien bestanden und zur Geschmackskorrektion mit einem minderwertigen, spanischen Wein .ver schnitten' waren. Diese fragwürdige Herkunft des Gemisches wurde., dem Publikum durch ein dichtes Netz von r--y r j. . . . n si . . r v , . tfana)criunjijuiien Deicrjiien. ytn türlich konnte der Kunstwein : sehr billig verlaust werden. Es wurde also die bekannten besonderen Utw stände' hervorgesucht, um es zu ife tivieren. daß man diesen vorzüglichen Wein, dessen wirklicher Wert 800 bis 1200 Frank per Orhoft sein soll, te. für 35 bis 375 Frank anbieten konnte. Frachtbrief und Quittungen der Zollbehörden waren gefälscht und die Fässer mit gefälschten Zollstem peln versehen. Fand jemand den Wcin weniger schmackhaft und ' äußert? Zweifel, so wurden ihm di gefaljch ten Frachtbriefe vorgelegt, und man gab ihm zu bedenken, daß diese Wein sötte ..bekanntlich' mehrere Jahre Flaschenlager Haber müsse, um trinke bar zu werden. Der angeklagte Wein pantscher gab alle diese Falschunzen zu und gestand ossen ein, daß seine Weine nicht das Weggießen wert. sei en, aber zugleich rühmte er sich, stolz darauf zu sein, daß selbst die besten Weinkenner sich hatten täuschen las, sen. Interessant ist auch, daß der Reisende das Rezept für diesen Bur gunder selbst verfaßt haite und' nur deshalb Anzeige erstattete, weil er von Vr? i i . v r- dem riesenhaften Gewinn nicht genug s erhielt. . V ' , m x ' ' ' -" : Eingegangen. Junger, i ' Geck: Ich denke es mir schrecklich, wenn m YM? fim n?nfrfin !. .... ..... i.. i, V, VWliVffi J i i.sn. e..r... ' . v iiuic uuiicyiinii. - f. WfU Tii tnnv .1 V - V i iuui. ,ua lirnis W ..tuntV i L S t i " Ikiiiiiiot ganz unmognajr . ... ... - , . "