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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Nov. 9, 1912)
tiftHrfif CmtU tübunt. amera.& Nsvember 1012. l fg&Tifi LSisL& msjzsjssm Das grüne Auto. Spionage-Roman (20. Fortsetzung.) lhras Heinen schöpfte in in Mor kntoslüm. aina zum fünfter und überflog bis Depesche in dritteSmal. Sie war in den ersten Morgenstunden in Pontasel ausgegeben und hatt sol enden Wortlaut: .Achtung! (Äefahr droht. Sofort abreisen. Jedt sind wir quitt. Die Depesche trug keine Unter schrift. Heinen war kein Mann langen Ue berlegenS. Er trat vor den Spiegel und ke trachtete prüfend sein verlebtes Ant lijj. Tann wandte er sich seinem Schreibtisch zu. ließ sich in den Ie derbezogenen Armstuhl nieder und begann. Laden aus und zuzuschieben, Ali der Friseur eintrat, war der Gras eben mit der Sichtung der Papiere seines Schreibtische zu Ende. .Nasiren Si mir den Schnurrbart weg!" .Ganz weg, Herr Eraf?" .Ja. ganz. Ich will mit der Mo tx gehen." Als Heinen eine Viertelstunde spä ter sich wieder im Spiegel lxsah. nickte er befriedigt. Ohn den dich ten blonden Schnurrbart war er ein ganz anderer. .Nicht zum erkennen san S'. Herr Graf, atzten ohne Schnurrbart, meinte der Friseur. Heinen rief seinen Diener und schickte ihn mit einer Kommission m d Stadt. Als er allein war, zog er seinen Jagdanzug an, setzt den kleinen grünen ut auf. steckte ein dickes Portefeuille, das r dem Schreibtisch entnommen hatte, in di Brufttasche und verließ die Wohnung. Der Portier grüßte ihn nicht. Au enscheinlich hatte er ihn nicht er kannt. Auch der Briefträger, dem er an der Ecke begegnete, ging ohne Gruß an ihm vorbei. Heinen bestieg eine lektrisch Tram way und fuhr bis zur Ferdinands brücke. Von dort setzte er seine Fahrt mit der Stadtbahn fort und gelangt bis Hietzing. Von Hietzing fuhr r mit oer Dampftramway nach Möd- Ima und von Modling mit der Sud bahn zurück nach Meidlina. Dort fetzte er sich abermals in die Stadt bahn, die ihn nach Preßbaum brach te. In Preßbaum erwartete r den Zug der Westbahn, der bis Amstetten fuhr. In Amstetten loste er eine Schnellzugsrarte nach Buchs und be nutzte den - Wiener . Abendschnellzug zur Weiterfahrt. Ungefähr um dieselbe Zeit also, als Doktor Mariens mit dem Agenten vom Südbahnhof zur Wohnung des Grafen fuhr, befand sich dieser auf dem Weg nach der Schweiz. Und es gelang ihm auch, ungehin oert über die Grenze zu kommen. Dem Konunissar wurde vom Di ner erklärt, daß sein Herr meistens st gegen Morgen heimkehre. Zur Annahme einer Flucht war kein An- laß vorhanden, denn nichts in der Wohnung wies darauf hin. Während also die Agenten geöul fcig vor dem Hause Friedrichstraße Nr. 42 warteten, brachte der Eilzug den Grafen in die Sicherheit der Schnxi itt Berge. 14. Kapitel. Pünktlich stellte sich die Baronin Sternburg am nächsten Morgen bei Volizeirath Wurz in. S fand das Bureau voll von Leuten. Der Polizeirath wollte näm lich ganz unmerklich eine Konfronta tion vornehmen. Jenes Dienstmädchen, das die Frau mit den rothen Haaren gesehen, der Einspänner- und der Fiakerkutscher, die sie geführt hatten, waren vorgela den, um festzustellen, ob jen Frau mit der Baronin Sternburg ilxn tisch sei oder nicht. Als die Baronin eintrat, wurde sie von allen Seiten scharf fixirt. Die drei Zeugen schüttelten den Kopf. , Bevor der Polizirath an die Ba ronin irgendroelche Fragen stellte, er, suchte er sie, -auf einer feinberußten Platte ihre Finger abzudrücken. Die Baronin fand tiefen Wunsch zwar höchst merkwürdig, willfahrte ihm aber, da ihr versichert ' wurde, daß dieses Experiment für den Gang der Untersuchung wichtig sei. Di sofortige , Untersuchung des Fingerabdruckes und der Vergleich rmt'jenm, den schon Doktor Mai tens besah, ergab eine derartige 58er schiedenheit der Bilder, daß die An nähme, di Baronin könnte sich doch an jenem Fenst? aufgehalteil haben, ollständig zunicht wurde. Der Polizeirath war ein viel zu guter Kriminalist, als daß er jetzt auch nur den leisesten Zweifel an der Unschuld der Baronin gehegt hätte. Alle verdächtigen Momente mußten auf Zufälligkeiten zurückzuführen sein, die aufzuklären die Baronin gewiß imstande war. Ich bitte Sie jetzt, uns alles. waS C! über den Diebstahl der Papier Nissen, in möglichst zusammenhängen i:x Weis zu erzählen." Die Baronin lehnte sich in den :ut?ull zurück, dachte einig Sekun l.i nach und begann: ' .dmit Sie m Handlungsweise ,! tü i?m2tuu.:ntc, -h von August Weißl und auch alle. waS ich Ihnen 'in di ser Anaklegenbit mitzuteilen hab, vollständig verstehen, muß ich weiter zurückgreifen. Wie S wissen, tauch t mein Bruder seinerzeit in Mar cone bei den Kaisermanövern auf. wurde, als er gerade bet uns zu Be such weilte, verhaftet und vom. Gra seit Heinen später nach Morpiero 2 kortirt, um in die Festung abgegeben zu werden. Ich galt damals für seine Braut. Das mußte sein, um da Geheimniß feiner Person zu wah ren und doch einen Verkehr zu er möglichen. Graf Heinen ist mein Cousin. Wir sind durch meinen verstorbenen Mann verwandt. Er wußt, daß der Sträfling mein Bru der war. Heinen war als leichtsinnig ger. verschuldeter Offizier in unserer Familie bekannt. Er hatte sich vou meinem Vater oft große Betrag aus geliehen, die er im Makao verspielte. Ich benutzte unsere verwandt chast lichen Beziehungen und bat ihn, dem Gefangenen, der ja Nekonvaleszent war, beim Transporte ied mögliche Erleichterung zu gewahren. Heinen willigt ein und war auch für anderes noch zu haben. Er ver pflichtete sich, dem Gefangenen am Abend in Morpiero ein Packet ein zuhändigen, daß ich ihm nebst einem Schuldschein über achttausend Lire, die er zwl Tage vorher im Hasard spiel an meinen Vater verloren hatte, übergab. Ob Heinen wußte, daß jenes Packet eine englische Feile ent hielt, weiß ich nicht. Er sorgte auch dafür, daß der Transport, wie ver abredet, in Morpiero verspätet ein traf, so daß mein Bruder dem Ge meindearreste übergeben werden muß te. aus dem er dank jener Feile ent kam. Natürlich wurde Heinen zur Verantwortung gezogen. Die Sa che sah damals ziemlich ungünstig für ihn aus, um so mehr, als er im Regiment keinen guten Ruf hatte. Er verstand es zedoch, sich bei der milita rischcn Untersuchung reinzuwaschen. nahm aber seinen Abschied. In Wien suchte er mich später auf. Zu einer Zeit, da ich bereits mit Fernkorn verlobt war. Durch die Drohung, dem Hauptmann zu der rathen, daß ich die Schwester jenes Mannes sei. der der Spionage ver- dächtig gewesen, erpreßte er mir iin ausgesetzt Geld. Durch allerlei Nachrichten über meinen Bruder er hielt er mich in steter Angst. Ich hatte unausgesetzt das Gefühl daß ein Wort Heinens meinen Bruder verderben und mich selbst um mein Lebensglück bringen könnte. So war ich schwach genug, seine Wünsche nach Geld immer wieder zu erfüllen. Dann kam jener Abend. Bei mei nem Onkel war große Gesellschaft. Heinen hatte an jnem Abend wieder an mir eine Erpressung verübt. Er erzählte mir. daß mein Bruder sich in Graz befinde und demnächst unter dem Namen Adolf Strebinger in Wien intreffen werde. Er verlang- te Geld. Ich bestellte ihn für den nächsten Tag in meine Wohnung. Mißgestimmt und nervös versuchte ich, mich aus der Gesellschaft zu steh len. , Ich ging ins Schlafzimmer meiner Tante. Dort saß ich wohl eine halbe Stunde, fern vom Lärm, ganz allein mit meinem Gedanken. Plötzlich fiel durch den Spalt der Thür, welche das Schlafzimmer mei- ner Tant mit dem Arbeitszimmer meines Onkels verbindet, in fchwa eher Lichtschein ins Zimmer. C mußte jemand das elektrische Licht ausgedreht haben, oenn als ich vor einr halben Stunde das Zimmer durchschritten hatte, war eS dunkel. $ch verhielt mich ganz ruhig, denn ich wollte nicht entdeckt, aus meiner Ruhe nicht aufgestört werden. Ich späht durch den Spalt und sah meinen Vetter Heinen, der es fenbar soeben ins Zimmer getreten war. Er ging rasch auf den Schreibtisch u, öffnete ihn mit einem Schlüssel, en er aus der Ta che zog, entnahm dr mittleren Lade ein Bündel Akten und verschwand ebenso rasch und kis, wie r gekommen.. Ich war sprachlos. Ich hatte sicherlich keine gute Meinung von Heinen, aber einen Wrbstahl hätt ich ihm doch nicht zugetraut. die werden mich tzt wohl fragen, warum ich nicht sofort Lärm schlug? Oder warum ich am nächsten Tage, als das ganz HauS über den uner klärlichen Diebstahl sich in Aufregung befand, meinem Onkel nicht alles r zählte? AuS zwei Gründen , unterließ ich das. Erstens fürchtete ich mich vor Heinen, der ja der Mitwisser meines Geheimnisses war, zweitens empfand ch Heinen gegenüber, trotzdem ich sei ne Minderwertigkeit rkannte. eine Art Dankbarkeit dafür, daß er mci nem Bruder damals in Morpiero zur Flucht verholfen. Es war ja schließ lich doch der Retter meines Bruders. AIS ich sah. welcher Werth auf die verschwundenen Dokumente gelegt wurde, wandte ich mich an ein Pri- vatdetektivbureau und ließ Heinen überwachen. Ich that dies, um Ma crial gegen ihn zu sammeln. Von meinem Onlel erfuhrich dann gesprächsweise, daß die Pol,zi auch meinem Bräutigam nachstelle. , Tal war in 'urchtbarer Schlag für mich. Ich suckte einen Weg. die Behiirdk von diser falschen Spur abzubringen und ihr Aufmerksamkeit auf die richtige zu lenken. Ich begann ein orre spondenz mit Dr. Specht, der mir von meinem Onkel alt jener Kommissar tezeichnet worden war, der die Unter suchung führt. Endlich lud ich Heine slbst ,U mir und forderte ihn auf. die Pa Piere zurückzustellen, ich drohte ihm, meinem Onkel olmborst alle mttzu theilen. Wissen Sie. waS r mir tarauf mit der kältesten Gelassenheit zur Antwort gab? .DaS wirst Du sicherlich nicht thun. verehrte Cousine,' sagte er. .Du wirst schweigen, wenn Du Dich nicht selbst inS Unglück stürzen willst. Ich ha be die Papiere zu mir genommen. um ein Geschäft m,t Deinem Bruder abzuschließen. Merke Dir daS! Wenn Du mich anzeigst, so ist uch er verloren. DaS glaube ich nicht.' entgegnete ich. .wenn Du die Papiere nicht heut noch zurückgibst, werde ich dem Polt. zeikommissar Doktor Specht, mit dem ich schon seit langem in Korrspondnz stehe, a leS mittheilen.' Um ihm zu zeigen, daß ich die Wahrheit spreche, zeigte ich Heinen ei nen Brief dS Kommissars. Er steckte ihn lächelnd mit den Worten em: .Dieses kleine Schreiben kann mir vielleicht noch gute Dienste Kisten. Mach', was Du willst. Wenn Du es für gut findest, zeig' mich an. Vergiß aber nicht, daß ich nicht al lein falle.1 Mit diesen Worten verließ er mich. Am nächsten Tage war die Redoute. Ich bestellte Doktor Specht in dn Saal. Tr Umstand, daß mir mein Onkel erzählt hatte, man habe die Ueberwachung meine? Bräutigams noch immer nicht aufgegeben, bestärk t mich in dem Entschluß, der Be hörde den Weg zu weisen, ohne selbst aus meiner Reserve herauszutreten. Ich hatte zwar ein Rendezvous mit Hauptman Fernkorn im Sophien saal verabr det, wollte aber unerkannt bleiben, u.n mit Polizeikommissar Doktor Sp:cht sprechen zu können. Ich fuhr daher zu meiner Freundin, Frau von Sellheim, um das Nöthige mit ihr zu besprechen. Sie zeigte sich bereit, mich begleiten, mein Auto mobil hatte ich unten warten lassen, und so fuhr? wir , vor einen Laden, wo wir zwei EominoS kauften, denn ich wollte von Hauptmann Frnkorn nicht erkannt Nrden, während ich mit Specht verharllte. Ich beabsichtig te später den Domino zu wechseln. Dann fuhren wir wieder zur Frau von Sellheim. wo wir unS umkleide ten, schließlich euf die Redout. Von dem Privatdetektiv, der Heinen über wachte, hatte ich erfahren, daß er in der letzten Woch: dreimal in das Haus Grillhofe7traße 46 gegangen war, und schloK, daß er wohl dort wegen der Papiere unterhandle. Zweimal hatte er zu diesen Wegen mein Automobil benützt, das zu sei ner Verfügung stand, wenn ich eS nicht benöthigte. Ich sprach Poliz?.kommissar Specht im Saale an, machte ihn darauf auf merisam, daß die Bhörd eine falsche Spur verfolge, deutete ihm den Thä ter an und wollte eben von der Grill hoferstraße zu redeu beginnen, als mein Freundin herbxistürzte und mir mittheilte, daß vor eier Stund mein 'Bruder im Hause Grillhoferstraße r. 46 erschossen worden war. Frau von Sellheim hatt sich g angweilt im Saal herumgetrieben. Da war ihr Heinen ausgefallen, der anscheinend jemand fuchse. Sie sprach ihn an und er bot fr, mrt sofort nitzutheilen, daß Giorcio erschossen ?',rden sei. Ich hielt das Ganz für einen Schreckschuß Heinens, der mich viel leicht im Gespräche mit dem Kom niffar gesehen hatte, und fuhr sofort ach C:iat":ing. Auf dem Gürtel ließ Zch halten ind schick'e den Chauffeur in die rillhofers:raße. Er kam mit der Nachricht zurück.- daß thatsächlich dort :in junger Mann namens AdlfStre )inge? das Opfer eines Verbrechens zemordn sei. . Ich wußte aus den Mlitheuungen Leinens, daß mein Bruder sich diesen lZamen beigelegt, und so stand die Dichtigkeit für mich außer Zweifel. Ich fuhr sofort in meine Wohnung zurück und packte mein Koffer. Mei iie Absicht war, vor allem meinen Va !er ron ren schrecklichen Ereignissen schonend m Kenntni zu fetzen, dann aber wollt i auch selbst vom Schau platz verschwinden, um nicht durch ei ne zufällige , Entdeckung in die Enge getrieben zu werden Bon Venedig schrieb ich an Heinen. Ich fordert ihn auf, nach Venedig zu kommen und mir dort einen siche ren Ort zu nennen, wo w miteman der unterhandeln könnten Heinen kennt VentHq genau. Er kam ' so fort und bezeichnete mir auch ein klei ns Gasthaus in der Nähe des Rialto. daS ich, wenn auch widerwillig, auf suchte. . Und dort , erzählte r mir fo'gendeö: " ' - Er war bet meinem Bruder, um wegen der Vgpiere zu unterhandeln. Heinen stand neben ihm.' plötzlich klirrt die Scheibe und in , derselben Sekunde sank mein Bruder vom Ses eu Hken sollte ihn aufrichten, aber es war zu spat. Ein kleiner Blutstropfen trat aus der linken Schläfe. Heinen hatte keinen Schuß 5 k hört, nur da Klirren der aoben. l! r sah. daß meinem Bruder nicht mfi)x zu helfen war. suchte er dal Weite. Mein Automobil. daS er benlltzt und mir dann zurückgeschickt hatt, holt ihn ab. Vom Chauffeur erfuhr er. wo ich mich befand. Er suchte mich und wurde von nxiner Freundin angesprochen. Mit Heinen wurde ich in Venedig bald handelseinig. Ich kaufte ihm gen dn Betrag von dreißigtausend Kronen di Dokumente ob, um sie meinem Onkel wieder zurückzustellen und so mit einem Schlage die ganze Affäre au der Welt zu schaffen. So. da ist alles. wa ich weiß." Kommissar Marien hat! die Er. zählung der Baronin protokollirt. .Sind Sie zu Ende. BaroniNk" fragte der Polizeirath. .Ja. ES mag nicht richtig sein, wie ich gehandelt, aber ich toat e untr dem Zwang der Verhältnisse. Nur der Umstand, daß man meinen Bräutigam verdächtigte, entlockte mir das Geheimniß, da ich jahrelang in mir getragen habe. Und wäre ich nicht mit Fernkorn verlobt gewesen, so hatte ich gewiß richt inen Moment gezögert, die Anzeige zu erstatten. So aber stand mein Lebensglück auf dem Spiele." Der Polizeirath erhob sich: .Mai ich Jhnn bereits versprochen habe, kann ich Ihnen nochmals wie derholen. Weder Ihr Bräutigam, noch sonst irgend jemand wird von den Dingen, die Sie unS jetzt erzählt haben, etwas erfahren. Die Spionage afföre gehört, wenn S dieses Pro tokoll unterschrieben haben, nur mehr den Akten an. Aber dessenungeachtet werde ich Sie in den nächsten 2agn öfter zu mir bitten müssen, da eS jetzr ilt. den Mord in der rillyosersira ; aufzuklären." 15. Kapitl. Die Angaben der Baronin hatten di Situation insoweit geklärt, als sie einerseits verschiedene Annahmen der Behörde dollständig entkräfteten, an. dererseitS eine scharfe Trennung der beiden Delikte ermöglichten. Als Polizeirath Wurz zwei Stun den nach dm LZerhöre der Baronin beim Polizeipräsidenten in Gegenwart der Kommissare Doktor Specht und Doktor MartenS sein Referat erstatte t. konnt er auS innerster Ueberzeu gung der Meinung Ausdruck geben, daß d'k Spionageaffäre für die Be hörde beigelegt sei. Mit der Rückstellung der Dokumen te an Feldmarfchall-Leutnant Holm horst war die Afsäre vorläufig erle digt. da eine Spur HeinenS nicht ge fanden werden konnte und man ge gen die Baronin Sternburg nicht wei ter vorzugehen gewillt war. on hoher Seite war dem Polizeipräss denten der Wink gegeben worden, di Sache nunmehr im Sande verlaufen zu lassen. Baron ?phor wurde teiezrapyi q aus Venedig berufen. Er erschien am nächsten Mittag, etwas niedergeschlagen, da er Vene dia nur ungern verlassen hatte, und rzählt, was er von der Schwester des Ermordeten über die Person des jungen Castellmari in Erfahrung hat te bringen können. Es war nicht viel: Giorgio war in früher Jugend für den Soldatenstand bestimmt wor d,, absolvirt den GeneralftabskurS und den höheren Reitkurs in Turin. Von diesem Augenblicke schien die Ge schichte schief gegangen zu fein. DaS junge Mädchen wußte darüber selbst nicht viel, oder di strenge Erziehung, welche in Italien den Töchtern der ratrizischen Familien zutheil wird, hielt si ab. sich ausführlicher zu er klären. Sie deutete Sphor nur an, daß ihr Bruder in Turin Beziehun gen zu einer Kunstreiterin, die er dort kennen gelernt, unterhalten habe und dadurch immer mehr vom Dienste abgezogen worden sei. Vorstellungen, die ihm sein Bater macbte, blieben ebenso wirkungslos, wie die ernsten Ermahnungen seines Obersten, der hm shr wohlwollte. Plötzlich loste er die Beziehungen zu der Artistin. und eine Woche später galt er für verschollen. Daß der Bruder als Spion inS Ausland geschickt worden war. wußte Maria nicht, nur war eS ihr aufgefallen, daß der Bruder in Marcone plötzlich wieder ins HauS v v -r h. -.- --: .:.r rr: iam. un vag ir iyri oti uicjn ist legenheit verleugnen mußte. (Fortsetzung folgt.) naueaegevkn. Gast: .Herr Wirth, eine Flasche Wein!" Wirth (spöttisch): .Aber. Herr Schul z. ich denke. Sie sind Abstinenzler?" Gast: .Bin ich auch; ober hren Wein darf ich deswegen ruhig trinken." Zur Untrstüung der Reservisten dS Heeres gibt es in Frankreich eine Gesellschaft, di .Mi fton du Soldat", die im Laufe dr letz ten acht Jahre 23.000 Reservisten bei hrer Entlassung vom Regiment unter stützt hat. ' : M i ß v r st a n d n k ß. (In der Apotheke.) Junger Herr (Stotterer): Hyp hyp Apotheker (leidenschaftlicher Freund, des, Ruder Port):: Hurray!! Junger Herr: Aber nein! Hyp hvverman gan au - saures Kali! : Boshaft. .Ihre ??rau ist eine begeisterte Anhängerin der Leichcnver brennung. wie ich aus ihrer Unterhal ung gehört habe, junger Ehemann (seufzend): .Ja. ja. heute Mittag hat ie erst wieder eme prachtvolle Ganie leiche verbrennen lassen!" Die tote Zlixk. Ckiz; von lrno Fkld. AlS Helga Hansen ihren Freund unv Lehrer, den Professor Araanoer fragte, ob er Lust hbe, eine richtige sisriesische Hochzelt mitzumachen lachte der Riese sein abgrundtiefes. kollerndes Baßlachen. ' .Wie kommen Sie denn auf so etwa,. Elfchen?' .Ich fahre heim, zur Hochzeit mei' ner Schwester." .Und da wollen Sie mich mitneh wen?" .Wenn e Ihnen Spaß macht gern. Ich denke mir. daß eS Sie interessieren wird. In unserer Gegend haben sich noch die ollen Brauche und zum Teil sage? die Volkstrachten er halten." JostaS Argander legte die tisch große, schwere Palette, die außer ihm niemand auch nur drei Minuten hal ten konnte, beiseite und näherte sich dem hochlehnigen Ehorsiuhl, in dem Helga Hansen eine Zigarette rauchte. Ihr zierliche Figürchen reichte mit den Kinderfüßen nicht bis auf den Teppich. .WaS sie sagen!" äußerte er inter essiert. .Ta gibt eS wohl auch waS Rechtes zu essen und zu trinken?" .Acht Tage lang nichts wie daS." .Hotzdunncrlichting!" Wieder kollerte das tiefe Lachen. In HelgaS feinem, etwas wächsernen Sesichtchen lachten nur die dunkeln, rätselhaften Augen. Rätselhaft weil sie im Lachen strahlendes Leben hatten, ernst aber jenen leeren, unir dischen Ausdruck der Kurzsichtigen, die kein GlaS tragen. So sah sie auch jetzt zu ihm auf. .Des weiteren würden Sie an der friesischen Küste für Ihre .tote Nize" bessere Studien machen, als hier an den stillen Binnengewässern." Ter Professor schob ein Stück alten flandrischen Brokats von dem nächsten Schemel und ließ sich nach denklich nieder. .Wissen Sie. Elfchen die Idee ist gar nicht so übel. Namentlich waS die Seestudien betrifft. Aber wie wird's mit dem Akt ? Sie haben mir's abgeschlagen " .Daheim ließe sich darüber reden." Unter den starken Brauen leuchteten seine Augen hell auf. .Dann wird's gemacht! Wann soll es losgehen?' .Uebermorgen ist die Hochzeit. Wir müßten morgen früh abreisen." .Hm. ja es ist ein verflixtes Ende von München bis da hinauf an die Wasserkante." Noch einige Se kunden überlegte er, während die weiße, breitknochige Hand im Stirn haar kraule. Und Sie meinen, daß ich nicht lastig falle?" .Aber ich bitte Sie! Viel Gäst'. viel Ehr' heißt es bei uns." .Also gut! Helfen Sie mir gleich ein paar Postkarten schreiben, damit die Schwabinger Bande morgen nicht erst anschwirrt zum Unterricht. Sie haben mir übrigens in den ganzen vier Jahren noch nichts erzählt von Ihrer Familie und daß Sie Schwestern haben. Sind die alter oder jünger?" Helga verzog den schmalen, blaß roten Mund. Es konnte ein Lächeln fein oder anderes. Sie ließ den Rest der Zigarette fallen und glitt aus dem Chorstuhl auf die Füße. N o ch älter ?" Der Professor sah ihr verdutzt nach. als sie zum Schreibtisch ging und dort m dem Chaos von Papieren und Büchern nach Karten suchte. .Was heißt das... wie alt sind Sie denn überhaupt ?" .Elfchen ist emunddreißig ge wesen." Ironisierende Koketterie lag darin. .Hotzdunncrlichting!" staunte der Professor, indem er die Fäuste in die Seiten stemmte. Das ist das erste, was ich höre " .Je nun, Sie haben mich me ge- fragt. Und von selbst spricht man doch nicht davon, daß man über die dreißig hinaus ist." .Da wäre ich also nur sechs Jahre alter als Sie?!" .Stimmt." .Kind, das ist doch nicht möglich! Ihrem Aussehen nach " .Ja. das Ausfehen!" Sie lehnte sich in den Sessel zurück und schaute durch die Glaswand des Ateliers in den Garten hinaus. .Dieses Aussehen und etliche Sonderart, die wohl da mit zusammenhängt, haben mich schon aus meinem eigentlichen Le bknsgleise gebracht. Friesische Groß bauerntöchter werden sonst nicht Ma lerinnen müssen Sie wissen. Die schaffen tüchtig in der Wirtschaft und heiraten mit achtzehn." .Und weshalb haben Sie nicht ge- heiratet?" , Helga Hansen wandte den Kopf mit dem gescheitelten, über Stirn und Ohren gewellten Haar vom Fen- i ster av, und die dunkeln Augen schauten leer und glanzlos zu ihm auf. .Weil mich niemand gemocht hat." .Aber Elfchen Sie sind doch ein so lieber Kerl!" ' Ein flüchtiges Not stieg ihr ikt di: Stirn. ' Schon als Kind nicht." betonte sie mit Nachdruck. .Die Leute daheim erzählen sich, daß v.n Fluch uk mir kastei der Fsuch einer Zigeunerin, die von meiner Mutter beim Wäsche- stehlen bgesaßt wurde. Deshalb bin ch kein blonde, starte Marfchendeern i,eworden, sondern eine Puppe, die Burschen zu 'zerbrechlich schien jedenfalls hat keiner um mich ge kragt. Mit sechSundzwanzlg, nachdem die Mutter gestorben, bin ich dann fortgegangen... um meinen großen, blonden, richtig friesischen Schwestern nicht im Wege zu stehen. El wird bei unS streng der Reihe nach geheiratet müssen Sie wissen. Solang die Aelteste im Hause ist. kann di nächste nicht unter die Haube. Und eine lön ?ere Wartezeit mochte ich den Schwe stern nicht zumuten ganz abge sehen von dem knurrigen Gesicht, dal Vater schon lange machte. .Armes Wurm .Wieso? Ich fühle mich ganz wohl. Und eS ist allen geholfen. Stine hat schon drei Buben. Hanna heiratet übermorgen, und um die letzte, die Annemarein, ist mir nicht bange. Mit ihren meterlangen, dicken, kornblon den Zöpsen ist 'sie die hübscheste und trotz ihrer knapp siebzehn Jahren eine Kriemhild von Gestalt. Wo haben Sie eigentlich die Postkarten. Professor?' Da er sich über sie beugte und im gemeinsamen Suchen ihre Hand be rührte, zuckte Helga Hansen kaum merklich zusammen und rückte mit dem Sessel beiseite. Hochzeit und Nachfeier waren schon zehn Tage vorüber .und Professor Argander weilte immer noch aus dem Schulzenhos von Vensloe. Er war begeistert von dieser stillen, frucht schweren Natur und fast mehr noch von dem Menschenschlag, dem er sich nach Art und Wesenheit verwandt suhlte. Geschasst aber hatte er noch mchtS Es kam ihm das endlich wie eine Art Pflichtverletzung zum Bewußtsein, als er Helga eineö TageS mit dem Malgerät auf der Duvenhöhe fand da, wo der Weg abbog, der durch den Buchenwald nach der Düne und dann zum Meere führte. Er warf sich neben der Staffel inö hohe Ried und starrte mit seit sam flackerndem Blick über die Korn selber, die im Winde grün-goldene Wogen trieben. Minutenlang . . . Dann stützte er sich auf den linken Arm und strich mit der Rechten über Augen und Stirn. .Es ist ein Skandal, Elfchen, daß ich in bald drei Wochen noch keinen Pinsel angerührt habe " .Die Arbeit lauft Ihnen nicht fort." .Das sagen Sie so. Die Schwa binger schreiben schon ungeduldige Ansichtskarten, und länger aU vier Wochen kann .ich doch Ihrem . alten Herrn nicht gut aus dem Halse liegen. Herrgott, ist das ein prachtvoller Mensch!" Helgas Augen lachten auf ihn herab. Genau so beurteilt er Sie, Pro fessor. Der ganze Hof und das Dorf schwärmen von Ihnen. Man versöhnt sich ordentlich mit mir, da die .lütte Zigeunersche" einen solchen 'Freund und Lehrer hat." Was Sie wieder daherreden!" grollte sein Baß. Aber er lächelte da bei. und es klang nur gezwungen ernst, als er hinzufügte: .Nein, nein daS geht nicht weiter. Bon morgen ab bin ich den ganzen Tag an der See. Und werden Sie Wort halten, Elfchen ?" Sie beugte sich näher an die Staf seist. .Worin ' ' Elfchen. Sie wissen, daß ich kein anderes Modell brauchen kann für das, was mir vorschwebt. Es ist, als wenn der liebe Herrgott Sie mir eigens für die tote Nixe geschaffen hätte : diese Sylphenlinien, das Kindliche und doch Reife und die Augen vor allem! Diese seltsamen toten Augen, sobald Sie ernst drein schauen. Das alles brauche ich. Und Sie sind doch mein kleiner Freund und Kamerad. Elfchen, nicht wahr?" Helga nickte. Na also!" Dann trat wieder das unruhige Flackern in seinen Blick, und er schluckte, als würge ihn etwas. Große Büschel des dürren Grases rupste er auS und streute sie umher. Und da Sie mein Freund sind, Elfchen, so gehe ich Sie noch in einer andern Frage um Rat an. Sehen Sie mal ich habe das Boheme leben gründlich satt. Die Ueberjung linge und Malweiblein von München Schwabing haben's mir verekelt. Eigentlich schon lange. Nur die Ge wobnheit hat mich das noch ertragen lassen. Seit ich diese reine Luft ge atmet und die 'starken, stolzen Adels menschen hier kenne:, gelernt habe, denke ich schaudernd an daS Pygmä envolk. an den Verkehr mit ihm in Cafs und Speisehäusern. Ich möcht ein Heim haben. Elfchen mit einer puten.' tüchtigen Frau, die auch wirt schaftlich zupackt und mich in Ord nung hält. Und na also kurz und schmerzlos: ich bin dahin tergekommen, daß ich alter Esel... daß mein Herz an AnnemareinS Zopfschleife baumelt. Verrückt, was?" In. befangener Frage, beinahe der stört, sah er zu ihr auf. Helga Hansen arbeitete in ruhigen 'glatten Pinsel strichen an 'ihrer Skizze. . , : ', .Weshalb, verrückt? . Nur würden Sie, sich noch anderthalb Jahr gedul Unsere Schnilliiilillkr-VIjkllc 4?j 5375 i Ei sehr hübscher Auzug für den Nelne Jungen. Soweit Komfort, Zweckmäßigkeit unk guter Stil in Betracht kommen, dürste sich diksk Muster als sehr empfehlenö wert ?rmeisen. 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Helga nickte... da nß er sie tn tapsiger Barenhaftigkeit an sich um sie gleich darauf erschrocken frei zugeben. Es war in entsetzlicher Schrei, den Helga ausgestoßen. Als der Riese ihre Hand nahm und wie ein Kind um Verzeihung bat, verzog sie den schmalen, blaßroten Mund. Es konnte ein Lächeln sein oder anderes. Da Sie mir wehgetan, , werden Sie zur Strafe das Bild verbessern, und beenden." Feuereifrig griff er nach der Va-' leite, die ihr eittfallen war und malte. Eine Weile sah Helga schweigend zu, wie ihre Skizze unt:? der breiten.! schmissigen Art des MeisterS sich in ein Kunstwerk verwandelte. i Wann sind Sie morgen an der See?" fragte sie dann beiläufig. Ich denke der Beleuchtung we gen gegen acht." .Also gut Sie werden mich dort finden." Damit wandte ,.e sich ob und ging. V 's .:'. Am andern Morgen erfuhr der, , Professor von Annamarein mit der er seit gestern abend versprochen war; daß Helga schon vor fünf zum Baden an die See gefahren sei mit dem gelben Break. . Er machte sich eilig auf den Wea. hatte aber die Duvenhöhe noch nicht erreicht, als ihm der leichte, hoch, räderige Wagen langsam entgegenkam führerlos. Nur Kleider. Strümpfe und Schuhe lagen auf den siven. Eisige Klammer krampften sich ihm ums Herz. . ! - Er wandte das Gefährt und sprang auf. Als er den abgehetzten, schaumwerfenden Gaul an der Bucht parierte .fand er Helga Hansen wie er die Nixe hatte malen wollen - halb unter Wasser und t oi. -.. .' ,. ; . .", I 8 ! I 1 j I 4 ! li r tL'rt B l ; C 3 , R "ft : 1 j : wil'li -S1 : ä rt (C ... CrL v , ü B K 3 : U) Q o Z : : 1 3 ; j j H , P 8 43- j fl 3 o C7 w &