Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 04, 1912, Image 6
Das grüne )luto. Epionagk-Noman (15. Fortsetzung.) Der ?uq verlangsamt, da Tempe Cignalllchter flogen an den Fenstern vorbei. Mit Geraffel ging über Weichen. Ein langgcdkhnter Pfiff. nd m Zuz Htm. T beiden Agenten waren die er sjen, die auSstiegen. Sie postirten sich an den beiden Thüren de Durch gangswaggons. Doktor Martms blieb im Gange, Alle Coupthiiren flogen auf. Die lfletlenden eilten zur Zcllreviston. Auch die Thür deS reservirten Kow-i hatt sich geöffnet und der Kommissar prallte entsetzt zurück. Eine völlig fremde Irau mit dunk Ien Haaren und g.-auem Reisekleide trat auf den Gang. TOnJi 9-m tifnhljrfc ftrrnS? tfi. luin .vyitu, j.vinvf War die Baronin nicht allein gefah- ren? ttt saß sie noch im Coupö? T Fremde war, ohne den Kom missar anzusehen, zur Thür gegangen. Auf dem 23?g; richiete sie an einen Reifenden eine Frage. ZXr Agent rast ließ sie wie andere Reisende anstandslos vorbei. Doktor Varkns drängt sich durch die Passagiere zur Schiebethür deZ CoupS und ritz sie auf. Das Coup war leer. Die Koffer lagen geordnet auf den Sammtsitzen. Wie war das denkbar . . .? Die fremde, die eben jetzt den Waggon verlassen hatte, war doch- nicht die Baronin selbst . . .? Aber nein! Das war unmöglich! tzr hatt ihr Gesicht gesehen, ihre Stimme gehört! Es war gewiß nicht die Baronin. . Der Kommissar rannte zur Thür. Wo ist die Fremde hm?" .Welche Fremde, Herr Kommis sar?" fragte Huber. . .Ein große, schwarz Frau Mensch strengen Sie Ihren Kopf an wir sind ihr ja aufgesessen aufgesessen!" schrie der Kommissar. .Herr Doktor da san lauter fremde Leut' ich weiß nicht, wen Sie meinen. Die Frau Baronin ist nicht vorbeigekommen." Der Kommissar eilte zum Zoll bureau. Nichts! Er suchte di Restaurationsräume b. ' " Umsonst! Di hohe schwarze Frau war nicht zu finden ... Der Wiener Schnellzug hielt vier zig Minuten in Pontafel. Die Zeit bedeutete dem Kommissar eine Zeit ohnmächtiger Wuth, beschämender De müthigung. Daß er in der letzten Minute um den Erfolg einer dreiwöchentlichen, mühevollen Arbeit gebracht werden konnt,, hatte er wahrhaftig nicht vor ausgesetzt. Auf Schwierigkeiten, auf Kämpfe war er gefaßt gewesen, aber auf eine solche Ueberrumpelung nicht. Was nun beginnen? Jene Frau, die er von Venedig bis Pontafel so fürsorglich behütet hatte, war eine Fremde, wahrschein lich eine erkaufte Person, die mit der Baronin im Einverständnisse gehan delt hatte. Er kam sich unglaublich lächerlich vor. Aber wie war es nur möglich? Er hatte doch die Baronin in Venedig ganz deutlich am Coup6fenster gese hen! Selbst dieser Fremden konnte er nicht mehr habhaft werden. Die befand sich sicherlich schon wieder auf italienischen Boden, den sie ja von Pontafel aus in wenigen Minu ien erreichen tonnte. Ganz hilflos war er. Aufgesessen einem Weibe, er, der erfahren Kommissar, aufge sessen wie ein Neuling! . Und die Baronin? Die, saß wohl irgendwo und lachte ihn aus. Der Kommissar knirschte mit den Zähnen. Was anfangen? . . . Di italieni schen Behörden in Bewegung setzen? Jenen großen Skandal provoziren. den auf alle Fälle zu vermeiden, ihm öon' seinem Vorgesetzten eingeschärft worden war? Nach Wien fahren und vor den Polizeipräsidenten mit den Worten treten: Ich bin von einer Frau du pirt worden, bitte, pensioniren' Sie ?ich wegen meiner Unfähigkeit?" Die geballten Fäuste in die Taschen fsines Winterrockes versenkt, schritt er auf dem Perron auf und ab. Da rat ihm ein Kondukteur in den Weg fcnd fragte: - . ' .Bitte, mein Herr, sind Sie der oftor MartenS aus Wien?" i : , . . . avs Bflof im r.'pn '6rk! ir :'. ' - Con wem?" ie Dame, die im CoupS neben Ihnen saß, gab ihn mir in Udine mit dem Auftrag, ihn Ihnen erst in ontafel zu übergeben.". t -Ttr Kommissar erbrach rasch daS GLreiven und las: ' Geehrter Herr Doktor! . fr thut mir herzlich Kid. Ihnen ü ' ft kleine und unangenehme Ueber - '"rz bereitet zu tpUn. Aber :.--.nte nicht anders. Bei unserer ' : 1'-!::redung habe ich um zwei --,1 von August Weißl. Tage ffrist gebeten, doch hatten Sie nicht die Liebenswürdigkeit, mir sie zu gewähren. So blieb mir kein anderer Ausweg, als. so s,hr es meiner innersi'n Natur widersvricht. zu einer Täuschung Zuflucht zu neh. me. Forschen Sie nicht nach mir. Ich werde in zwei. längstens drei Tagen mit demselben Zug. in welchem Sie mich beute nirtt fanden, in Pontafel eintreffen. Ich habe keinen Grund, d'e österreichischen Gerichte zu scheuen. Ich komme bestimmt. Ich komme, weil ich mehr Interesse an der Eru irunq des Mörders babe. als Sie ahnen. Verzeihen Sie. daß ich zu Mitteln griff, die ich verabscheue, aber die Nothwendigkeit gebot S. Ihre ergebene M. St. Der Kommissar las den Brief noch ein zweites Mal. Tann zerknitterte er ihn vor Wuth. Eine naive, doch etwas zu starke Zumuthung, von ihm zu verlangen, daß er den Lkrsicherunqen Glauben schenken sollte! War es denkbar, daß diese Frau selbst kommen werde? Sprach denn nicht alles gegen eine solche Annahme? Jetzt hieß es rasch handeln. Ein zweite! Mal sollte es ihr nicht ge linqen, ihn zu dupiren. Er eilt ins Bureau, stellte sch dtm Stationsckef vor und fragte: .Wann passirt der nächste Zug nach Venedig die Station?" Der Kommissar stampfte mit dem Fuße auf. Also zu sechs Stunden Unthatlgkeit war er jedenfalls der, dämmt. Mit dem Wagen nach Ve nedig zurückkehren, daran war nicht zu denken. Die eine Nacht mußte er unbedingt in Pontasel bleiben. Und zwölf Stunden Vorsvruna waren dadurch der Baronin gesichert. s war ,yr also em eiazies. irgeno einen fa?fitclch u erreichen und sich einzuschiffen, ehe er sich von hier auch nur fortruhren konnte. Der Kommissar erkundigte sich nach der Abfahrt überseeischer Dampfer. .Von Genua, Venedig, Brindisi und Trieft gehen morgen früh nach allen Wcltgegenden Schiffe ab." lau tete die Antwort. Der Kommissar sekte eine Detche n eile Nolizeileitunoen der Lafen- städte auf, in der er eine genaue Per- sonsdeschrewung ver aronin gao. obne deren Namen zu nennen, und um sofortige Anhalturg der Frau er suchte, 'as seiegtamm uey er im Dienitweae durck den Volizeikom- missar der Grenzstation erpediren. Dann ließ Doktor 'jjwrjens Das Keväck der Baronin bolen und durch- suchte es in Gegenwart seines Amts- kollegen. Äußer Waichestuaen ?ano der Kommissar blok eine rotbblonde Perücke, einen Reisehut mit dichtem Schleier und eine dunkle, englische Toilette, kurz jenes Kostüm, in dem er die Baronin mit iaenen Augen in Venedig in den Zug "hatte steigen sehen. tffi. der Kommissar sich nach einem Nachtquartier umsah, verfaßte er ei- nen telegraphischen Bericht an Pon zeirath Wurz. in welchem er nichts verbeimlickt und um weitere tele- graphische Instruktion bat. Die beiden Agenten saßen indessen gedrückt neben den Koffern auf dem Perron. Der Wiener Schnellzug war schon abgedämpft, ais ionor Mariens sie heranwinkte und ihnen befahl, ihm zu folgen. Er begab sich in ein Hotel, das dem aynyos ge geniiberlag und ließ zwei Zimmer öffnen. Lange wahrte es, bis er in inen unruhigen Schlummer verfiel. eitla früh war er ichon wieoer aus den Beinen. Ohne zu frühstücken. eilte r ins Stationsgebäude. JX& wollte eben au Ihnen schi cken." empfing ihn der Stationsvor- stand, .dieses Telegramm aus Wien ist für Sie da." Mit bangen Gefühlen erbrach Tok tor Mariens das Siegel. Die De pesche enthielt nur die wenigen Wor- te: .War vorauszusehen. Bleiben Sie in Pontasel. Komme morgen Früh- zug. Sie werden die aronin sru- her finden, als teie giauven. Wurz. Sprachlos starrte der Kommissar auf die Depesche ... 11. Kapitel. mo aber befand sich die Baronin? Wie war es ihr gelungen, die Auf mevZsamkeit des Voliiisten derart zu tiu,schn? Wir wor j. ,nrkommn? Waöreoo Doktor ymtv-i wen itt in Nontaiel ii den Koöf zer brach, faß Baronin Sternburg in i nem dunklen Winkel eines Coup dritter Klasse des Römer PftzugS. Niemand bätte sie wiedererkannt. Eine fchwarze Perücke über das gold- blonde Haar gestülpt, ,dm &t)qi derschminkt, in einfacher Kleidung, das Umhäflgtuch bis über die Ohre hinaufgezogen kein Mensch hätte geabnt. daß das die Frau war. di in ihrem Wiener Salon die vornehm ste Gesellschaft empfing. ; Pl Dottor Mariens die.ÄaronlN rüglichk j nach jener folgenschweren Unterredung I verlassen hatte, war ihr erster Ge danke: Flucht! I Aber sie erkannte auch, daß eine I SsliisM mrfif !iit . Hl httrtlt flefliflfN ( J M lf l M '"y 0 " I 0 war. sie wuede ja bewacht und konnte keinen Cchritt thun, ohne daß die Häscher ihr folgten. Nur große Kühnheit konnte zum Ziele führen. Sie zog ihr Kammermädchen, dat ihr treu ergeben war, ini Bertrauen und fragte sie. ob sie bereit wäre, an ihrer Stelle nach Pontafel zu reisen. Die Frauen hatten ungefähr diese! be Gestalt. Eine rothe Perücke und die Kleider der Baronin sollten die Täuschung vervollständigen. TaS Mädchen willigte umso lieber ein. als ihr die Herrin die Gefahr losigkeit des Unternehmens klar zu machen verstand und eine schöne Aui stattung und überdies noch so reichen Lohn versprach, daß das Mädckxn durch ihre Zusage eine sorgenfreie Zukunft an der Seite des von ihr liebten, im Dienste des Hauses Ea Hellniari stehenden Gondoliers ge sichert sah. Baronin Sternburg baute ihren Fluchtplan folgendermaßen auf: ' Sie wollte mit zum Bahnhöfe, nicht als Herrin, sondern al! Diene' rin. Sie wußte, daß der Römer Postzug zwei Minuten nach dem Wie ver Eilzuge Venedig verließ und hoffte, dank der Verwirrung, die knapp vor dem Abgang jedes Zu ges zu entstehen pflegt, im Gedränge noch rechtzeitig zu dem zweiten Zuge zu gelangen. Nachts wurde Marietta so hieß daS Stubenmädchen kostümirt und der erste Versuch auf die Weise unter nommen, daß daS Mädchen auf die Straße geschickt wurde. Zu ihrer Freude bemerkte die Ba rnnin. daß die Polizisten Marietta sofort folgten. Eine Verwechslung in hen Abendstunden war also nicht nur möglich, sondern bestimmt zu er warten. Den ganzen Tag über instruirte sie das Mädchen, so daß dieses über alle Details genauestes informirt war. Sie mußte, sobald sie im re fervirien Coup4 sich besand, die Thür absperren, knapp vor Pontebba die Perücke ablegen und die Kleider tau schen, unbemerkt an den Polizisten vorbeikommen, und ohne sich um et was weiter zu kümmern, sofort über den Cofinbach wieder auf italienischen Boden zurückkehren. Tort war sie geborgen. Endlich kam die schwere Stunde. Die Baronin wußte, was auf dem Spiele stand, und spannte ihre ganz Willenskraft an, dieTäuschung durch zuführen. Der Senator. ' Marietta und sie fuhren zur Bahn. Klopfenden Her zens warteten die drei auf den'ent scheidenden Augenblick. Mit Rück sicht auf die grelle elektriscbe Beleuch tung des Perrons hatte die Baronin ihrem Kammermädchen einen dichten leiseschleier umge'egt. Schon im Warteraum bemerkten die Frauen, wie ein Mann sie beobachtete. Toch die Aufmerksamkeit, mit der er jeder Bewegung Mariet tcs folgte, sagte der Baronin, daß der Polizist jene für sie hielt. Nur die Begegnung mit Doktor Mariens fürchtete sie roch. Als sie auf den Perron hinaustrat, flog ihr Blick suchend die Reihen der Wartenden ab. um den Kommissar zu entdecken. Sie bemerkte ihn erst, als sie knapp vor dem Waggon stand; denn Doktor Wartens stand hinter einer Säule. Nasch stieg sie hinter Marietta in den Waggon, um ihr Reisekorb und Plaid nachzutragen. Im Coup riß sie die schwarze Perücke vom Kopse, trat zum Fenster, nickte dem Vater zu und hielt dem Blicke des Kommissars stand. Als sie sah. wie dieser auf den Wagen zueilte, stülpte sie rasch die Perücke wieder über ihr Haar, schlüpf te auf den Gang hinaus und verließ im Augenblicke, als Doktor MartenS vorne aufstieg, rückwärts das Coup. Agent Huber. an dem sie vorbei mußte, hatte sie schon den ganzen Abend über für das Kammermädchen "halten und ließ sie passtren. u" ' Während sich der Zug in Bewegung setzte, eilte die Baronin über das Ge leise und verschwand in einem Coup dritter Klasse des Römer Postzuges. In San Sebastians, einem kleinen Städtchen, verließ sie dcn Zug unge fähr um die Zeit, als Marietta in Udine eintraf. Vorsichtig, um ja nicht aufzufallen, mengte sie sich unter die Reisenden und ließ sich vom Ge dränge bis zur Ausgangsthür schie. den. Der Portier sah gar nicht auf. als sie ihm die Karte reichte. Die Baronin ging ein Stück stadt einwärts, miethete dann ein Fuhrwerk und fuhr zur Station zurück, um mit dem um zehn Uhr fünfzig Minuten abg:!'ndkn Zuge th': Flucht fortzu setzen.' Sie L.c eine ie nach Givxio, einem seinen Nesichea an der bou St. Sebastmno avzweizenden Vi zinaldahn, und nahm wieder in der dritten Klasse zwischen den. Bauern Platz. Nach halbstündiger Fahrt hielt der Zug in Cinck. ' Der Bahndlenrr, der auf der klei nen Station die Karten hatte abneh men sollen, war nicht zu sehen. Ver muthlich befand er sich in einem WirthZhause. So gelangte die Ba ronin, ohne mit jemand zusammen zustoßen, aus dem Stationsgebäude. Und ohne lange zu überlegen, stapf CmU TrtBuM. Montag. Christ 1012. 1 sie muth!g durch den Echnee den Feldweg hinan, der nicht ,um Ort. sondern in entgegkNIksegter Richtung durch die Ebene lief. 'Nach einstllndißem Marsche tauch!, vor ihr ein grauer Komx'.x auf. In einem der Parterrefensterchen sah sie noch Licht. Sie stritt ,u em beleuchteten Fenster und klopfte leise an. Man vernahm da Geräusch na Herder Schritte, dann preßte sich eine runzelige Wange n die Scheiben, ?ine alte Frau, richtete ihr Blicke auf die Baronin und schrie: .Wer ist da?" Die Baronin antworte:? nicht. Sie machte der Alten bloß ein Zeichen. Die Frau öffnete das Fenner und kragte leise: .WaS wollen Sie?' Die Baronin neigte sich zum Ohre der Alten nieder und flüsterte: .Ich bin'S! Meta! Mach' rasch die rückwärtige Thür aus. Aber mach' keinen Lärm! Und das Licht verlö. schen!" Die Alte sah beim Klang der Stimme erstaunt auf. murmelte ein .!', inio!" und verschwand im Zim mer. Die Baronin ging ums Haus her um. Die Alt erirart'te sie schon bei der offenen Thür. I, der Dunkelheit tappte die Ba. cjnin voraus, durch einen Gang einer breiten Stiege zu. Man sah. daß sie '?ier nicht fremd war. Die Alte öffnete die Thür eines kleinen niedrigen Parterrezimmer hens. .Die Baronin warf sich erschöpft in einen Lehnstuhl, den ihr die Frau Diensteifrig zum Ofen gerückt hatte. .Verhäng' die Fenster. Brigitta. :ber ditt. bevor Tu Licht machst!" Als die kleine Lamve aufflammte, überzeugte sich die Baronin, daß man vom Felde au nicht inZ Zimmer sehen konnte. Dann riß sie die Perücke vom Kopf und warf sich wie )er aufseufzend in den Lcbnstuhl. .Bring' mir warme Kleider und irockene Schuhe. Mich friert!" Die Alte humpelte zur Thür. .Nicht von oben. Gib mir fchnell einen alten Rock Mariettas; Schuhe von ihr werden wobl auch da sein." .Madonna miu. das grobe Zeug rollen Frau Baronin anziehen? Und ait den Holzpantosieln werden Frau Zaronin ja gar niät geben können! Ich mache ja nur einen Sprung hin auf, ich bin gleich wieder da." Nein, ble-o'" UkK Meta. .Ich will !in Licht ctert. Mach' nur rasch und bring', rcas ich gesagt ha be!" Mit Hilfe der A!tn war die La ronin bald umgkzrZ'n. Ein paar Scheite Holz wurden ausgelegt. Im Kamin prasselte ein lustiges Fe'.r auf und warf feinen Schein übet' die alten Möbel, über die kleinen angesammelten Heiligen bildchen und verbreitete wohlige Wär me. JeZ-t mach' mir einen Thee." sa$ te Meta. Während die Alie auf einem Schnellsieder Wasser kocht,?, faß die Baronin brütend vor dem Ofen. Manchmal schauerte sie zusammen. .Hör' mich an, Brigitta. Nie mand darf wissen, daß ich hier bin. verstehst Tu? Halt Deine Zunge hübsch im Zaum. Wo wirst Du mich unterbringen?" .Wollen die gnädige Frau Baro nin nicht in Jhr'Zimmer?" .Wo denkst Tu hin? Wenn plötz lich im ersten Stock des Herrenhauses Licht würbe, dann wüßte man ja auf Meilen, daß jemand hier ist. Nein, richte nur Marittas Kammer her. Ich bleibe nur ein bis zwei Tage da. und wenn Marietta morgen eintrifft, wird sie schon irgendwo Platz finden." .Marietta kommt morgen?" rief die Alte erfreut. .Ja. daS heißt, ich hoffe wenig stens." Die Freude, ihr Kind wiederzuse hen, belebte die alte Brigitta sichtlich. Sie verließ rasch das Zimmer. Die Baronin hörte, wie sie in ei nem der Nebenräume das Feuer auf schürte. Möbelstücke richtete und sich allerlei zu schaffen machte. Nach ei ner Viertelstunde meldete sie, daß al les bereit sei. .Es wird gut sein," meinte sie mit mütterlicher Besorgniß, wenn die gnädige Frau Baronin sich gleich nie verlegen, Sie sehen so blaß aus." Die Baronin begab sich sofort zur Ruhe. Das Bett war zwar etwas hart und ihr Kopf voll schwerer Sorgen, aber die Müdigkeit überwäl tigte sie. Der einstündige Marsch durch den tiefen Schnee hatte sie zu sehr erschöpft. Die Sonne , stand schon hoch am Himmel, als die Baronin die Augen wieder aufschlug. Im Nachbarzimmer war der Früh stückstisch gedeckt und ein alter, grau er Monn ,'gh,n x'speAvoll die Pfti ff, cu' k'iii Munde und vctosug'S sich llef..ols b't Baronin eintrat. Meta nickte ihm freundlich zu: .Immer wohlauf? Ihre Frau hat Ihnen doch schon gesagt, daß Sie reinen Mund halten sollen! Hat die Post etwas gebracht?" ' , .Ja, einen Expreßbrief an mein Frau von Marietta. Sie kündet ih re Ankunft mit - dem Nachmittags zuge an." ' .Gott sei Dank!" rief die Baronin ! aus. .Marietta läßt der gnädigen Frau Baronin die Hand küssen,", fuhr der A! fort, .und mittheilen, daß al lei ganz glatt aboelausen ist.' Die Nachricht brachte der Baronin eine kleine Bttuhigung. Tessenunge achtet war sie sehr r.tn'U und konnte Mariettal, Ankunft kaum rwarten. Endlich vergingen auch diese Etun den. - ' Die Baronin schloß sich mit dem Mädchen sofort ein. Wat die zu be richten hatte, war nicht viel. Si war von Pontafel sofort nach Pontebba zurückgeeilt, hatte sich in ei nem kleinen Wirths Hause einquartirt und war am nächsten Morgen bis zu? nächsten Station gegangen, um mit einstündigem Aufenthalt in Venedig hierherzueilen. Marietta brachte ein Telegramm mit. das gestern spät abends für die Baronin in Venedig eingetroffl'n war. ES lautete: .Alles besorgt. F. verläßt mor gen abend Wien und bringt daS Ge wünschte." .Nun ist alle gut!" seufzte die Baronin erleichtert auf. Tann kamen wieder trübe Gedan ken. Fast den ganzen Tag saß die schöne Frau in dem Lehnstuhl und brütete vor sich hin. Brigitta und Marietta waren angst lich um sie bemüht. Die Herrin sie berte. Die Berufung eines ArzteS lehnte sie jedoch entschieden ab. Am Abend nach dem Nachtmahl sagte sie zur alten Brigitta: .Morgen nachmittag wird mit dem Zuge, mit dem Marietta heute gekom men ist. ein Herr intrefsen und nach mir fragen. Mach' in den oberen Zimmern Ordnung und führ' ihn in den kleinen grünen Salon. Am Abend reil? ich dann ab. Tu. Ms rietta, bleib' heute nacht in meiner Nähe, vielleicht brauche ich Dich. Ich fül'le mich nicht ganz wohl." (Fortsetzung folgt.) Stätte der Astronomie. ?au einer kikuen nronen Sternwarte in Berlin. Sckon seit obren batte sich der Neubau der Berliner Sternwarte als notwendig erwiesen, denn die alte Warte war nicht nur wegen ihrr Lage mitten in der großen Stadt, fondern auch tcegen ihrer, für die Gegenwart unzulänglicher Jnstru mente. nicht mehr ouf der Höbe der Zeit. Die Hauptjchwierigkeit für den Neubau bildete di Ermittlung einer geeigneten Oertlichkeit, die nicht nur äußere Ruhe, sondern auch klare Luft gewährt, und außerdem nicht weit von Berlin entfernt ist. Ein solcher Bau platz fand sich endlich vor mehreren Jahren auf einer Anhöhe neben dem Schloßpark Babelsberz. in einem forstfiskalischen Gelände von über 5 Hektar Größe. Im Auftrage der Re gierung wurden dort im Sommer und Herbst Versuchsbeobachtungen ange stellt, die bezüglich der Luftverhält nisse sebr befriedigende Ergebnisse lie ferten. Durch polizeiliche Verordnung ist die Anlage von Fabriken auf dem benachbarten Neubabelsberger Gebiet verhindert, und anderseits schürn die Parks von Babelsberq und Glienicke vor Fabrikbauten. Diesen äußeren Vorzügen der Lage werden die neuen Instrumente entspreckzen. bie zwar nicht an unsere Rieseninstrumente r anreichen, aber doch von respektabler Größe und Leistn :ssähigkeit sind. Hierin gehört für direkte Beobach tung mit dem Auge ein Refraktor von 24 Zoll Objektivöffnung, dann ein großes Spiegelteleskop, dessen Spiegel 44 oll im Durchmesser hat und das zu photoqrnphischen Aufnahmen der Himmelskörper und ihrer Spektra dienen soll. Dieses Instrument wird zunächst das größte feiner Art in Deutschland sein, steht aber freilich dem auf Mount Wilson befindlichen Teleskop von 60 Zoll Spiegeldurch messer erheblich nach. Ferner ist ein Astrogravh von 15 Zoll . Objektiv durchmesser in Aussicht genommen. sowie mehrere Instrumente zu bochst genauen Ortsbestimmungen am Him mel. Sämtliche Instrumente sind seit Jahresfrist in Ausführung begriffen. Natürlich erfordert die Aufstellung dieser neuen wie der noch brauchbaren nUtrrn rimr n rtrnfc Tlf1l fit I U'tlVt. ,M..UItlVM.V fl.vpv " . bäude. und ebenso sind Wohnhäuser für die Astronomen und sonstigen Beamten erfordeUich. Diese um fangreichen Bauten sind .seil Juni vorigen Jahres in Angriff genommen und sorasch fördert worden.daß da? Hauptgebäude bis auf die Drehkup peln für die Fernrohre und die Wohnhäuser des Direktors und der Astronomen ihrer Vollendung entge gengehen. Die Ueberfllhrung der Berliner Sternwarte nach Babelsberg wird voraussicht'ch m kommenden Frühling vorgenommen werden. Annonce. Dichter. Natura ist bis zum Aeußerstcn, sucht einenVer leger, dem es auf ein paar MonaÄ Gefängniß nicht ankommt. Eingegangen. Junger Geck: Ich denke es mir schrecklich, wenn im Alter beim Menschen die Geistes kräfte abnehmen." Alier Herr: .Das wäre bei Ihnen einmal ganz unmöglich!" O weh! Mama: .Einen Liebes - Briefsteller muß ich unter Deinen Büchern finden es ist un erhört! Wo hast Du den her? " Lotte: Der lag auf dem Boden in der Kiste, in der Deine , Bücher aui der Pensionatszeit liegen." j Leutselig. flßcrfrl flnffbuen ein ÄirisfT Saifrrtrfnrf). Einige hübsch Nachklänge auS den Tagen deS KaiserbesucheS in der Schweiz werden jetzt bekannt. Be stechend war es, wie unterrichtet der Kaiser sich über Schweizer Persönlich fetten zeigte. Als am Bahnhof Zürich der BundeZprasident Forrer den Bun dezrat Motta vorstellte, begrüßte ihn der Kaiser mit en Worten: .Guten Abend. Herr Bundesrat! Nicht wahr. Sie haben ja in Heidelberg summa cum laude doktoriert? Ich zrcitulikre Ihren!" General v. Blessen begrüßte, als er auf .dem Manöverfeld dem französischen General Pau vorgestellt wurde, diesen mit den Worten: .Ah, wir standen ja Anno 70 e!nanr ge genllber." ".Ja." sar.i der Franzc'. indem er auf seinen Armstumpf bin wies, .ich spüre eS heute noch." Der Kaiser sprach lebholft - gestikulierend mit Pau auch über die neuen franzZ sischen Uniformen: die Kopfbedeckung wollte ihm gar nicht gefallen, er nannte sie unter lebhaften Gesten .Asfreux. vraiment affreur Lachend nahm General Pau sein Kopfbe deckunq mit höflichen Entgegnungen In Schuh. Bis zum letzten Augenblick war der Kaiser außerordentlich guter Laune. Beim Abschied auf dem Berrer Bahn Hof sagte er z. B. Herrn Dinichet, dem Kommissär der Festlichkeiten, lachend: .Ich wiß. WaS Sie denken? Sie denken: Na, Gott sei Dank, jetzt bin ich ihn los!" In Zürich fragte der Kaiser den Vertreter deS Werk meisterverbandes, wie alt die Mitqlie der des Verbandes seien. Die Ant wort lautete: zwischen 23 und 65 Jakren. .So." sagte der Kaiser, mit 25 Jahren schon Meister? Unsereins wird 70 Jahr und ist noch nicht Meister!" Mehrere Vertreter der Gesellschaft deutscher Studierender (Teutonia) fragte der Kaiser, welches ihr Stu dium sei. Der eine antwortete: Medizin, di: beiden orderen: Chemie. Also Sie sind Bazillenfänger". sagte der Kaiser, lackend zum Mediziner, .und Sie izu den Chemikern) Gift Mischer." Dann fuhr der Kaiser, ernst werdend, fort: .Es ist erstaun lich, was die Chemiker alles fertig bringen. Jetzt können sie sogar Kaut schuk synthetisch herstellen. Ich fr neulich auf einem Wagen gefahren, dessen Radre'fen aus künstlich herge stelltem Kautschuk angefertigt waren. Und wissen Sie, aus was der künst licke Kautschuk gemacht wird? AuS Alkohol! Sorgen Sie . dafür, , daß genug Alkohol übrig bleibt!" Ein Soldat meinte zu seinem Kameraden, als er den Kaiser in dcn Schlltzengra ben mit den Mannschaften sich unter halten sah: .Er ist weniger stolz als unser Leutnant." Einen Soldaten fragte der Kaiser nach der Distanz bis zu einem ange gebenen Punkte: .Oh, es werden so 600 Meter sein, Herr Hauptmann!" antwortete der biedere Füsilier, der den Kaiser für einen fremden Offi zier hielt. Eine lustige Episode er eignet sich ebenfalls bei der Automo bisfahrt insManövergelände amersten Manövertag. In der Feuerstellung, die eben im Sprung besetzt worden war. riegelte und putzte ein Füsilier an seinem Gewehr. Der Kaiser fragte ihn: Was machen Sie da?" Füsi licr: .I tue den Dräck usegrüble Herr Hauptmann. i bi drum um gheit!" Der Kaiser verstand natür lich kein Wort lon der Antwort und ließ sie sich von seinem schweizerischen Begleiter ins Hochdeutsche übersetzen, worauf er herzlich lachte. Die Äirche von Borodino. Die Kathedrale von Borodino, der stumme Zeuge der gewaltigen Schlacht an der Moßkwa, ist 1697 erbaut. Im Jahre 1812 wurde sie während der Schlacht sowohl von französischen wie von russischen Kugeln getroffen und weil man fürchtete, daß sie ein Raub der Flammen werden kannte, brachte man alle wertvollen Gegenstände in Sicherheit. Nach Beendigung des Feldzuges wurde die Kirche restau riert, aber noch heute sieht man die zahlreichen Spuren der Gewehr- und Geschützkugeln. In der Kirche befindet sich ein Altarkreuz, das der Patriarch von Jerusalem dem Kaiser Alexander II. geschenU hat. DieS Kreuz ist nach seinem Stil und den es umgebenden Figuren zweifellos deutscher Her kunft. Es stammt aus der Zeit der Kreuzzüge und ist wahrscheinlich von Kreuzfahrern nach Jerusalem gebracht und dort in einer Kapelle aufgestellt worden. Sehr iiostoar sind die reich mit eö len Perlen bestickten Kelchdecken, die. abgesehen von ihrem materiellen Wert, hoch geschätzt werden als Mu ster allrussischer Kunststickerei. DaS Jkonostat stammt aus einem ringe gangenen Kloster und ist als Gan zes in die Kirche überführt. Die Alt gläubigen haben für ein einziges kleines Heiligenbild 20.000 Rubel geboten; der Wert des ganzen Jkono ftat wird auf mehr als 100.00 Nu bel geschätzt. Am Tage der Schlacht wird in de? Kirche ein feierlicher Gotesdienst stattfinden. . Unsere Schllillmchr-Vjsertc 938 t. ?einklridkr siir Kinden. Trotz der viele BnrgainS in Unter zeug ieht die prnktisii'k Mutter tS doch vor, diese Kleiduiigöslucke für die Klei ncn seli'jt z nachrn; dadrch wird arö s.erer jioinfort, fliiitVre Tc,crhaf!igkeit und Auswahl des Materials, was man sich qcrade Iviinscht. erzielt. TaS hier , abgebildete Muster eimiet sich für Cmn bric, Cantvi, Flanell, Tomet, MuSlin der Nainsook. ES iit in v Größen ge schnitten: von 1 bi 9 Jahren. S be nötigt 1 ?1ars ggzüll. Stoff für die i jährige Wioße. Preis des Muster? 10 CcntS. BkftkllngSzAkisgk; Diele Muster werden an irgend eine Adresse gegen Einsendung bei Preise rirsckickt. Man gebe Nummer und Größe und die volle dreffe deut lich an und sckiicke den Coupon nebst dem zben erwähnten Preis cm das PATTERN DEPARTMENT OMAHA TRIBUNE, 1311 Howard ZU . .'Ü V . - : . L H S 53 H 4r j E L ' ß ff tn s s. 1 . j 5 R V 3 n u) t- V fci o Cf L a t & ä Der lgcncralfcldmnrschall. Die Ernennung des ' Königs Friedrich August von Sachsen , zum Generalfeldmarschall gibt zu der gra ge Anlaß, seit wann dieser Titel im deutschen Heere verliehen wird und lvelcke Bedeutung ihm zukommt. Der Generalmarschall, in einzelnen Ar meen auch nur Feldmarfchall genannt, 4.X0ttU-.tV V1V VW.V Hl'M....p. -r - i : hri mtiitnn 'j mir de der Reuzeit und in me ooeriie Stufe der Generalität in den großen Militärstaaten. Wnn auch d,e Be- Zeichnung als Feldmarschall schon tX)t alt ist, so erlangte die Feldmarschall . würd erst zur ütu oes reigigiao riaen Krieges die Bedeutung eines' Truppenführers, und don da ab da tierte der Glanz, der die Würde noch heute umstrahlt. , Aber erst nach dem Tode des Prinzen Eugen erhebt sich die Würde zur höchsten Dienststelle in , allen deutschen Hceren. In Preußen wurde mit der Erteilung der Würde sehr sparsam umgegangen. Seit 1054 bis zum heutigen Tage haben nur 83 Ernennungen siattge ; ' funden, unter denen glänzende Namen wie Zieten. Seydlitz, Bülow. v. Den newi und andre fehlen. AIS Jei chen feiner Würde trägt der Feld mnr(bn nen TtflömarlmflUltob. r?!i seiner jetzigen Form stammt dieser aus Frankreich? er wurde zuerst im 18. Jahrhundert von Franz II. dem Marschall von Frankreich verliehen als Zeichen des Ueberganges der höch sien Gerichtsbarkeit über daS Heer vom König auf den Inhaber der obersten militärischen Würde. In den folgenden Zeiten der Anarchie ; wurde der Stab mit blauem Samt bezogen und mit Edelsteinen schmückt.' Auf den Samt waren liest ausaMiat, an den kuden vesaip J v r.ju ..rk.. m! VW lf W.." I.jjv. Der preußischeGeneralfeldmarschall stad trägt auf dem blauen Samt ab H wechselnd eine goldene' Königskrone A und den priubischen Adler und n den veioen Endflächen je einen schwarzen Adler auf weißem Grunde mit goldener Einfassung. Kaiser Wilhelm II. hat 1901 noch inen In terimsfeldmarschallstab gestiftet, der. einem Breitstabe ähnlich, am oberen End mit Der goldenen Königskrone , geschmückt, ist - -