Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 02, 1912, Image 5

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Wie man die Wahrheit spricht
Ein Wort kann oft flirt schaden.
Die Welt dreht's gern herum,
Drum laß Dir einmal raten:
Sprich nicht so schnell, so dumm!
Wenn es einmal gesprochen,
Tann rufst Tu's nicht zurück,
In's Wespennest gestochen
Bringt mir und Dir kein Glück.
Ein Wort kann schnell zerstören
Den schönsten Freundschaftsbund,
Drum sollst Du's einmal hören:
Bezähme Deinen Mund!
Nicht Jeder kann's ertragen.
Wenn man die Wahrheit spricht;
Du muht ihm Süßes sagen,
Tann bricht die Freundschaft nicht.
Mein Freund hatte ein Lieb
chen,
So züchtig und so fein;
Die Wangen hatten Grübchen,
Blau war das Aeugelcin.
Er tat sie innig lieben
AuS tiefstem Herzensgrund,
EinS tat ihn doch betrüben:
Sie roch stark auö dem Mund
Oft wollte er ihr'S sagen,
Cr hielt's nicht länger aus;
Vang hat sein Herz geschlagen
Und endlich kam's heraus
Nun hat sie ihn gemieden
Um dieses eine Wort!
Die Beiden sind geschieden,
Sie meiden sich hinfort.
Vergangen ist die Freude'
Seit jener Unglücköstund';
Das Fräulein riecht noch heuto
Aus ihrem schönen Mund
Wird's Einer wieder wagen.
Aufrichtig, ohne Scheu.
Und ihr die Wahrheit saßen,
Dann ist die Lieb' vorbei!
Ein Wort! man sollt's nicht glau
bcn, '
Viel Schaden richtet's an:
Man wird nach Rache schnauben.
Und Du hast nichts getan!
Viel besser ist's, zu schweigen.
Das macht kein böses Vlut,
Süß lächelnd sich verneigen,
Wenn's noch so riechen tut!
Abreise der Störche.
' Ihr lieben Storche, was habt ihr im Sinn?
Warum fliegt ihr alle zur Sonne hin?"
Es wird so kalt und schaurig hier;
UnS friert, drum ziehen von danncn wir."
Fliegt hin denn mit eurem leichten Gefieder,
Doch Störche, das bitt ich, kommt recht bald wieder!"
Und wie sie warm fortgeflogen.
Da kam der Winter herangezogen.
Das leere Nest auf dem Dache droben,
DaS streut er mit Federn voll bis oben. . . ,
Doch möcht es ein kaltes Lager sein.
Da konnte sich wohl kein Storch erfreun.
Geschwister
Lab deinen Arm sie immer halten
So fest und warm, mein kleiner
Sohn!
Lab nie deS Bruders Lieb' erkalten:
Das ist's, was ich mit Händefalten
Erflehen möcht' an Gottes Thron.
a& sie an dich ihr Köpfchen leh
neu
Wie heuts, so ihr Leben lang;
Tann wird sie einsam nie sich seh
nen.
In dieser Erde Sturm und
Drang.
Ob jetzt auch euer kindisch Streiten
Euch leicht vergessen Schmerzen
macht
Du wollest nie ihr Weh bereiten.
Wenn einst in künft'gen ernsten Zei
ten
Kein Muttoraug' mehr für euch
wacht. , .
Sei eine Stütze ihrem Schritte
Und sollt es Sorg' und Müh' dir sein
In aller Müh' und Sorgen Mitte
Gedenk' an deiner Mutter' Bitte:
Cafe deine Schwester nie allein!"
Ein Kohldincr.
5u Tisch, zu Tisch, ihr Häslein,
Heut gibt es frischen Kohl.
Nun schnuppert mit den Näslein.
Ich weiß, der schmeckt Euch wohl!
Der Hans am Türchen denket sich.
O wär doch auch ein Häslein ich.
Ich hielte gar zu gerne mit
Bei solchem guten Appetit.
König Wichte! drr Erste.
(Schlug,)
Die Geschwister lieben es sich vor
züglich schmecken, und als endlich die
Tafel vorüber war, geleitete sie ei
ner der Wichtelmänner in ein schö
ncs Zimmer, in dem ein prächtiges
goldenes und ein silbernes Bett
standen. Wichtcl legte sich als König
sogleich in das goldene, seine Schwe
ster dagegen in daö silberne Bett.
Als sie auf den weichen Pfühlen
ruhten, sagte der Bruder: Schme
sler, wie, gefällt dirs in unserem gold
nen Schlosse? Schöner kanns nii
gends auf der Welt sein." Das
meinte Schwester auch, seufzte aber:
Wenn doch Vater und Mutter auch
hier wären!", Das ist auch mein
einziger Wunsch." sagte der Bruder,
was mögen sie wohl jetzt machen,
unsere lieben Eltern?" Ach,"
seufzte die Schwester wieder, sie
werden uns suchen, und wenn sie
unS nicht finden, dann werden sie
jammern und weinen." Ja."
war die Antwort, das werden sie
nerois?, denn .sie hatten uns so lieb.
Wenn - wir nun gar nicht wieder
nach Hause kommen, werden sie den
ken, der Wolf habe uns gefressen:
weißt dn, wie er Rotkäppchen srasj?
Tu weinst doch nicht?" Da gab die
Ochweitcr , mit leiser Stimme zur
Antivort: Ich habe nur ein paar
Tränen aufs Bett fallen lasse, aber
keine auf den Boden. Sei mir nur
nicht böse; aber ich konnte das Wci
nen nicht lassen, denn mir wars vor
den Ohren, als hörte ich unsere gute
Mutter weinen und schluchzen. Du
bist ja so still, du weinst wohl
auch?" Ja," flüsterte es im gol.
denen Bette, mir kam es vor, als
hörte ich unseren guten Vater uns
rufen, und feine Stimme klang so
voller Angst und so traurig. Aber
ich fange alle Tränen mit meiner
Hand auf, damit keine auf den Bo
den fällt."
Eine Weile weinten beide still in
ihren Betten: ' endlich fragte die
Schwester: Willst du denn für im
mer König bleiben, und sollen wir
nie ichr zu unseren lieben Eltern
kommen? Das halte ich nicht aus.
lieber will ich keine Prinzessin mehr
sein; ich, muß vor Sehnsucht sterben,
und dann bist du allein in dem gol
denen Schlosse." Ach." seufzte
der Bruder, ich hatte mirS mich
viel leichter und schöner gedacht, ein
König zu sein: die goldene Krone
hat mir die Stirn ganz wirnd ge
rieben, und viel lieber wollt ich mit
dir in dem grünen Wald Holz zu
sammenlesen. alZ immer auf dem
goldenen Throne fitzen; das ist so
langweilig." Wri&t du was?"
klangs aus dem silbernen Bett lier-
über, wir wollen jedes eine Trane
auf den Boden fallen lassen; wennZ
dann auch mit der Herrlichkeit aus
ist, so kommen wir doch wieder zu
ummn intern." xas war ganz
nach des Bruders Sinne, und so
lieb jedes von ihnen eine Träne aus
den Boden fallen. Kaum war dies
geschehen, so ging ein lautes Weh-
rt,agen Durch das goldene Schloß;
dann krachte und donnerte es so ge
waltig. oaz ü'ruder und Schwester
zitternd aus den Betten sprangen,
laut aufschrieen und die Besinnung
verloren. Tag Schloß war vtv
schmiinden. die Binder lagen wie tot
in der groben Halle auf dem falten
Boden, nnd umher standen tranig
die kleinen Wichtelmänner. teah
'ch cs euch nicht gesagt," sprach einer
von ihnen, der einen schneeweißen
Bart hatte, daß wir auck dieieZ
Mal, wie schon so oft, unseren Kö
nig nicht behalten würden? Die
Kinder der Menschen sind gar eige
ner Art. Auch die ärmsten haben ihre
Eltern so lieb, daß sie sich nach ihnen
sehnen und weinen, wenn man ihnen
auch alle Herrlichkeiten der Welt
bietet." Die Wichtelmänner senkten
traurig den Kopf, denn sie hätten
doch gar zu gern einen König aus
den Menschenkindern gehabt. End
lich zogen sie den beiden wieder die
alten Kleider an, trugen sie in den
Wald und legten sie unter die Tan
ne in das MooS.
Als die Geschwister erwachten,
war es heller Tag. die Sonne schien
freundlich durch die grünen Tan
ncnzweige, und die Vögel sangen
Dao Zlrbelnehmkn.
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Da? Uebelnehmen richtet sich wohl
nach der Temperamentsbeschasfenhelt.
ja sicher auch nach dem Bildungsgrade
oer yumxn und ihrer gesamten In
teressennchtung. Man könnte also
sagen: so viele Mcnschentypen, so
v'ele Arten und Schattierungen M
UkvcineymcnS. Ungeachtet dies in
dividuellen Färbung jener lÄmüts
NlMMUna, die mnn l VtMnrfu
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t""U- amon mimen cimmvrr )ntn- zeichnet, lassen sich in dikskM
verwundert an, sprangen aber gleich Bilde alsgemein menschlichen Mihbe.
raus laui iuuanu in nie uuc yagens doch gewisse Grundtöne aufzei
kk f1t rtiiä hfl Ttnrrta iUrti . ... Vt- . v ...
iv iuii vii, öln, iv. w üic immer wicveriyien.
El'r" kommen, die die ganzes Qi besteht auch eine ausfallende
Nacht hindurch in groben Acngstc,. , Verwandschaft zwischen den Charak.
nach ihren Kindern gezucht hatten. Uttn bi( m timi m
,e fielen ihren Eltern um den sowie anderseits zwischen denen, die
Hals und fragten sie und trotteten leicht etwas Übel nehmen. Auch
e und erzählten ihnen. waS wah- bcht nicht besonders betont zu
rend der Nacht geichehen war. Die ! werden, daß der Verkehr mit ler-teren
Eltern aber sagten, sie hatten daS,si anciencbmer und zwangloser et,
alleS nur geträumt, es gäbe ja gar
keine Wichtelmänner. Da fchiviegen
die Kinder, blinzelten aber einander
heimlich, zu, als wollten sie sagen:
Das wissen wir besser, denn wir
waren bei ihnen in dem goldenen
Schlosse."
Als die LZindcr wieder einmal in
dem Walde dürres Holz zusammen
lasen, sagte der Bruder: Weißt du
noch, wie ich einen roten Mantel
umhatte, eine Krone trug, auf ei
nen! goldenen Throne saß und Wich
te! der Erste hieß?" Da nickte die
chmeiter. Wenn wir keine Tranen
auf den Boden geweint hätten, so
wäre ich noch heute ein König, und
du wärest noch immer eine Prin
zessin. Aber es reut mich gar nicht,"
sagte der Bruder und betrachtete
läckelnd seine alte geflickte Jacke.
Süch reuts noch viel weniger," ent-
genncte die Sckwester. bei Vater
und Mutter ist's tausendmal schö
ner, als im goldenen Schlosse." -
Schnizenfest.
Beim Schützenfest zogen die Män
ner mit grünen Röcken und Geweh
ren auf der Schulter herum, vorne
weg gingen die Musikanten und
spielten. Die grünen Männer wa
ren die Schützen; sie marschierten
nach dem Schießplatz und schössen
nach Scheiben von Pappe. Auf ei
ner Wiese waren viele Buden aufge
stellt, mit Kuchen und Spiclfachen.
Auch ein Karussel war da und eine
Bude zum Photographieren. Da
durfte jeder hingehen und sich Sa
chen ansehen. Bald war es ganz
voll. Die Kinder waren mit Vater
und Mutter, dort. Als sie nun an
einer Bude standen, sagte die Frau,
der dis Bude gehörte: Na. Kin
der, wollt ihr nicht mal würfeln?
cr gewürfelt? 16. Nun durfte er
sich etwas aussuchen. Was möch
test du denn haben?" fragte die
Frau von der Bude. . Ein Ge
wehr!" sagte er, und da bekam er
ein Gewehr mit einem Propfen und
Bindfaden daran. Und wenn er
schoß, knallte es. Der zweite Jun
ge würfelte gar 17. Nun, was
willst du haben?" sagte die Frau
wieder. Auch ein Gewehr!" meinte
der zweite. Da bekam cr auch eins
Als der dritte Junge nun würfelte,
dachte die Frau von der Bude: der
wird wohl nicht so gut werfen, da
brauche ich ihm kein Gewehr zu ge
ben. Aber, siehe da, er würfelte
18! Hurra! Nun konnte er sich et
was aussuchen. Was möchtest du
denn?" fragte Vater. Auch ein
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staltet, wogegen erstere mit Borsicht
zu behandeln sind. Durch nichts ver
rät der Mensch so sehr seine kleinen
Eigenheiten, sozusagen seine Achil
lesferse", als durch daö, was er übel
nimmt oder übel nehmen will. Der
Wille, der Vorsatz spielt nämlich dabei
auch eine ziemlich wichtige Nolle. Gar
mancher glaubt es seiner Wurde, sei
ner Stellung schuldig zu sein, dies
oder jenes zu verübeln. Oft kommt
eö ihm erst nachträglich zum Bewußt
sein, daß er verpflichtet sei. eine ae-
kränkte Miene zur Schau zu tragen
oder durch sein Benehmen zu zeigen,
da er das Recht habe, sich gekränkt
und verletzt zu suhlen.
Im allgemeinen geht die Meinung
dahin, daß bor allem ältere Personen
stark zur Empfindlichkeit neigten, daß
sie die Hintansetzung die tatsachll
ehe, wie die vermeintlich seitens
der Jugend doppelt stark empfanden
Wer aber häufig Gelegenheit hat.
Kinder zu bcobuHn bei der Ar
beit wie (mm Sp'el der wird sich
der ''Überzeugung nicht verschließen
können, daß die Neigung, sich durch
Kleinigkeiten, durch zufällige Vor
kcmmnisse, - verstimmen zu lassen,
schon t?i der Jugend und erst recht
im K'ndalter ziemlich stark entwu
seit ist. werden , dann die mit solcher
Neigung behafteten vom späteren Le
ben in ernste Schule genommen, so
kann es geschehen ja man darf
sogar mit ziemlicher Sicherheit an
nehmen, raß es geschieht daß die
ser Hang sich verliert, wogegen er
bei solchen, denen meist alles nach
Wunsch sich gestaltete, die sich nie dem
rauhen Zwange der Verhältnisse zu
fügen brauchten, mit zunehmendem
Alter sich verschärfte und verschlim
merte. Eine andere Frage ist die: ob die
weibliche oder die männliche Natur
mehr zum Uebelnehmen disponiert sei.
Wenn man den Durchschnitt ins Auge
faßt, muß man wohl antworten: die
weibliche. Das hängt mit dem gan
zen Organismus und dem mehr passi
den Verhalten der Frau zusammen.
In seinem aktiven Auftreten hat der
Knabe, der Mann die beste Gegen
wehr. Zu dem duldenden, schweigen-
den Schmollen und Grollen laßt er's
selten kommen. Damit ist freilich
nicht gesagt, daß es nicht auch in ho-
hcm Grade überempfindliche Männer
gibt, die sich bei jedem möglichen oder
unmöglichen Anlaß verschnupft' füh
lm, und das um so eher, wenn sich
ihr Leben und ihre Tätigkeit in einem
Kreise bewegen, der an- und ausge-
füllt st mit Kleinigkeiten, mit äuße
re.i ?5ocm?n und Formeln. So sol
lcn wir Abendländer nur eine blasse
Vorsiklluna davon haben. waS . die
Herren von der gelben Nasse. Chine
stn und Japaner, einem alles übel
nehmen können, auf Grund der Ber
stoße gegen landesübliche Formen und
Brauche!
Jedoch bleiben wir in unserer hei
mischen Vorstellungswelt! Da man
gelt es wahrlich nicht an Beobach
tungSmaterial. Aus Dingen, die zu
wirklichem Gram, zu echtem Schmerz
keinen Anlaß geben, also aus Nich'
tickeitcn und Kleinigkeiten zieht der
leicht übelnehmerische Mensch die Nah
rung für seine unerquickliche Stim
mung, mit der er sich und anderen die
Loune verdirbt und das Leben er
schwert. Für Unbeteiligte wird das
Gebaren von Personen, die überra
schend schnell den Gekränkten und Ue
berschcnen herauskehren, nicht selten
die Quelle großer Heiterkeit! Wie lo
misch z. B. wirkt m Kabale und
Liebe" der Hofmarschall von Kalb,
der es als erwachsener Mensch noch
nicht vergessen kann, daß ihm einst
auf einem Hofball ein Herr von Bor!
die ganze Frisur ruiniert hat! Feind
schasten. Gegnerschaften sind oft um
eines kaum erheblicheren Vorkomm-
nisses willen entstanden.
ieyr selten sind die Menschen, die
eine Verletzung ihrer Eitelkeit leichter
verschmerzen als eine Kränkung ihres
Herzens. Es wird-sich zwar nie-
mano darüber freuen, wenn er Hort.
daß ihn jemand als einen gesährli-
chen Menschen, einen ungemein schlau
cn. aber rücksichtslosen Charakter be
zeichnet. Gegen die Eigenschaft
Wörter gefährlich" und rücksichts
los" wird er vielleicht leise opponie
ren, aber das schlau" ohne Ein
spruch sich gefallen lassen. Hingegen
wird er es. ganz besonders übel neh
men, wenn man ihn einen ehrli
chen Kerl", aber einen nicht allzu ge
scheiten Kopf" nennt. Denn leider
bilden wir uns meist auf die Vor
zöge unseres Geistes mehr ein als auf
die unseres Charakters. So wird
auch eine Frau den ungerechten Vor
nurf der Unliebenswürdigkeit weit
gelassener hinnehmen als den der
Häßlichkeit. In Raimunds Ver
fchwender" ist das Stubenmädchen
Rose nicht so sehr darüber empört,
daß sie in den Verdacht der Unredlich
kcit geraten ist, als vielmehr darüber,
daß der Herr des Hauses gesagt ha
ben soll, sie sei schief. Das trägt
sie ihm noch als verheiratete Frau
nach. Die Geselligkeit mit ihrer
Kette von Einladungen. Veluckien.
Gratulationen, Kondolenzen usw. ver-
wickelt Personen, welche in diesem
Getriebe sozusagen aufgehen, in ihm
ihres Daseins Schwerpunkt finden,
mit der sie seit Jahren auf keinem
guten Fuß mehr steht. Sie nimmt
t btt Gastgeberin außerordentlich
übel, daß diese sich daran nicht trin
nett hatte. . In großen FimilienZrei
sen. mit verzweigten Verwandtschaf'
ten. finden sich fast immer Glieder,
cie sich mit Vorliebe aufs Gekränkt,
fein hinausspielen. Von ihnen gilt
der bemerkenswerte Sak Lukm,'
ulda's: .Verwandte aibt's. 'die völ.
lig auS dem Äug' uns kämen, wenn
sie nicht mal im Jahr unS etwas
ütel nähmen!"
'Gesprächige Leute, die gewohnt
sind, im großen Kreise das Wort zu
führen, vermerken es 'schon übel, wenn
es sich einmal so trifft, daß auch sie
die Rolle des Zuhörers übernehmen
müssen, oder daß sie durch einen neu
en Gast mehr oder minder in den
Hintergrund rücken. Die prächtige
Stimmung, die aufgeräumte Laune,
die sie sonst bei geselligen Zusammen,
kunften zu entfalten pflegen,
macht dann einer geradezu gereizten,
nörgelnden Stimmung Platz, sobald
ihnen dieses angenehme Labn im
Korbe sein" geraubt wird.
L?attsm bekannt sind ia auck iene
enscyen. welche sich nicht genug tun
können im Aufzählen der Krankheiten,
die sie haben, gehabt hatten und
möglicherweise noch haben können, die
es aber höchst ungnädig aufnehmen,
wenn etwa auch ein anderer sich bei-
rrr. c;ti . r r.. .
iuiK uijji, von teiner jajicctjten Ge
sundheit zu reden und sich krank zu
melden. Das ist ein offenbarer Ein
griff in ihre Privilegien. Entgegen
gesetzt veranlagt, hinwiederum sind
diejenigen, welche es übel nehmen,
wenn jemand ihnen sagt: Sie sehen,
ober angegriffen aus!" .Ihr Aus
sehen ist kein gutes." .Wie unzart,
tote rücksichtslos, einem das so offen
ins Gesicht zu sagen!", klagen sie. da
mit geradezu die Höflichkeitslügen
herausfordernd. '
Nicht eben dünn gesäet ist die Ka
tegorie von Eltern, die es gewisser
maßen als ihre Aufgabe ansehen, sich
ständig in ihren Kindern beleidigt zu
fühlen, für diese schon um Vorrang
uno Bevorzugung kämpfen und ihnen
durch solche törichte Eitelkeit vorzeitig
die Unbefangenheit und den harmlo
ftn Genuß der Stunde rauben.. '
Als Krankheit möchte - man den
Hang zum Uebelnehmen bezeichnen.
Bei etwas redlichem Willen,
zu dem sich die Einsicht ge
fellt, daß man sich auf dieser Erde'
nicht so ungeheuer wichtig nehmen
muß, daß es 'weniger darauf an
kommt, welche Ehren uns von anderen
angetan werden, als darauf, daß man
luvst seme Ehre hoch halt. Nicht
etwa ein berechtigter Stolz liegt die-
fem leicht zu verletzenden Ehrgefühl
zugrunde, sondern mangelndes Selbst-
nur zu leicht in Aerger und Mißhel- bewußtfein. Wer da glaubt, er kön-
ltgkeiten: die Familie, die sich auf ei
ner Gesellschaft recht aut veranüat
hat. tauscht nachträglich ihr Gefühl
des Befriedigtfeins gegen das des
Sichbeleidigtfühlens ein. als es ihr
zu Ohren kommt, daß sie zur zweiten
Garnitur der Eingeladenen gehört ha
be, daß der Gesellschaft, zu welcher
man sie -zugezogen, eine vorauZaeaan-
gen sei. zu der man sie nicht gebeten
hatte.
Eine Dame büßt gänzlich ibre aute
Stimmung ein, als die Tifchordnung
sie in die Nähe einer Person bringt,
ie in seiner Würde als Mensch und
lZersönlichkeit so schnell und so leicht
von anderen geschädigt und gekränkt
kerben, der fühlt eine innere Un
sicherheit und begibt sich in die stlavi
sche Abhängigkeit von äußeren Zufäl
ligkeiten. Bismarck fand das richti
ge Wort, als man einmal vorsichtig
bei ihm anfragte, welchen Platz an
der Galatafel man ihm wohl anwei
ftn dürfe: Mich können Sie setzen,
wohin Sie wollen, denn ich habe das
Gefühl, daß da, wo ich sitze, immer
oben ist."
xsssss
Da sagte die Mutter: Ich werde
einmal für dich würfeln," und als
sie es tat, warf sie 15 und suchte sich
für das kleine Maochen einen hub
schen Blecheimer aus, grün mit rot.
damit konnte sie rm sano spielen
Da hatte sie auch etwas. Nachher
gingen die Kinder in die Photogra
phiebude. und der Photograph mach
te ein Bild von ihnen. Die drei
Jungen hatten ihre Gewehre in der
Hand, und das kleine Mädchen hielt
ihren Emer. Das Bild nahmen
sie mit nach Hause, und wenn sie e
später einmal ansahen, dachten sie:
Das war damals, als wir auf dem
Schützenfest waren und die Gewehre
und den Eimer bekamen
Es kostet nur 10 Pfennig, und wer Gewehr I" sagte der dritte Jtmze,
!. f. .. 4 H . . .'. . . I . l ?!. t. . t v , .
uno oa meint er auch eins. Nun
hatten alle drei Jungen Gewehre
und knallten ans dem Schützenplatz
um die Wette, so daß alle Leute eS
merkten und sich umsahen. Aber sie
über 12 würfelt, kann sich von den
Pieliachen ctwaS aussuchen." Die
Kinder sahen Bater und Mutter
an und dachten: Ob luir's wohl
dürfen? dann würfelt nur
jeder einmal," sagte Vater, wir
wollen doch mal seben, ob ihr Glück
habt. " Erst kam der Aeltcste. Er
schüttelte die drei Würfel in dem
u'oerocajcr oroennicn niirajeinan
der, und dann drehte er den Becher
auf dem Tisch um. Wieviel hatte
Patsel. und
Spielecke.
Rätsel.
1.
(Dreisilbig.)
DaS erste g mit Lang und Schivert
,,m Kampfe und Ivar hochgeehrt:
i Friede Ivar sein Jeituortriib:
Jagd, Zechen und ein edles Weib.
Siehst du dnZ zweit an einem Mann,
Zjeiat es ihn dir als Reiter an.
WerS fraßt md Maat sich auf kein Noß.
Der macht sich zum (Äe spotte bloh.
Tv3 sAiiut iicmif OWimtTu Sir
m v f. , , . . f. , I -S.4IV V'l-ilir1 IIVIIUl -. .'IUIlUVlt VI
schasten immer in die Stift, so bei Dn sindst's ist allen Glitten schier;
sie keinen Menschen treffen und kei- IWvat ist 3 ans Feldern auch lehn,
nein n,el, tun konnten. Wo kli5k,Toch ,'" dort wild und mmdcr schiin.
aber min das kleine Mädchen? Be
kam daS gar nichts? Es hatte blos
11 geivürselt und war ganz trau
na. dak ei jiidits ge.mou.oen sinitc.
hiucrf und
Gleichen etaminS mit
' Latne.
sitCr liier 2üi tfiifc illii' finb imh.
Ist geschmiedet, ist gewachsen
Wie am Rosenzweig der Dorn,
Wie der Sporn am Neitersuße,
Wie am Hahnensusz der Sporn?
Seme Spive hat er unten.
Seine Schärfe hat er vorn;
Kluge treffen ans den Kopf ihn.
Mädchen brauchen ihn im Zorn,
Und der Trinker prüfet an thm
Den geleerten Nektarborn.
8.
Uns durchströmet das Licht der Sonne
von aunen und innen.
Aber der Siegen beneht eine Seite
uns nur.
Weht unS der Nord ins Gesicht, so
schlviht uns am meisten der Rücken,
Starret die Wiese tarn Eis. bieten wir
Blumen dir dar.
Raubet ein Sturm, ein Has,el, ein Stein
uns eiioticu ra Leuen,
So verscheiden wir froh, nicht ohne
chwanengcfang-
Mein Kopf ist nur klein
Und hirnloZ, aUein
Blondinen. Brünetten
ZZediener sich mein
Bei ihren To'lette,
Soaar i.icb lie firnn:
Doch o'ii ich mit Recht
Dem t,twn Geschlecht
Bicl minder eutcchrlich ;
Und dien ihn auch gern.
.mr drein iev ociäbrlicki.
Doch blciö ich von Festen
In Kirchen, Palästen
Und Htitten nicht fern.
Kauft Schul,! Kein Schuster hat sie
neinacht.
Doch fleckt man Nägel darein?
Ohne Sohlen und Absatz sind sie. Ihr
lacht?
ES kommt ja kein Fs; hinein.
Und dennoch ael,en die Leute damit
lind führen kräftigen, sicheren Tritt.
urch ,,e wird ta W nicht nag noch
lalt.
Und gings kuirch Wasser, Wiesen tut
Wald.
Man zieht sie ohne Strümpfe avk ,
Doch haben sie niemals weh getan
Den leidigen Hühneraugen.
Die Reichen mir halten sie in Ehren;
Die Armen werden sie leicht entbehren
Und höchstens im Winter brauchen.
e.
Ein Jäger jagt
Mit wilder Geberde,
Ob's nachtet, ob's tagt. .
Hin über die Erde
Die schnaubenden Pferde,
Die sich zum gähmen
Nimmer oequemen; ,
Seine feurige Peitsche knallt,
Daß es weithin hallt.
Er jagt sie. als hätten sie Flügel,
lieber prangende Täler und Hügel?
Sie schleudern Steine von ihren Hufen
Bei seinem Pfeifen und grellen Rufen;
Er jagt sie. bis sie im Schivciße stehn
Und er mit ihnen mutz untergehn.
Kennt ihr. bor ??rost und Sonnenschein
eichutzt. ein Hauslein zart und Hern
Keimt ihr die wundervolle Stadt,
Die tausend solcher Häuser hat?
Sie ist mit Garnison besedt.
Die täglich ihre Waffen to
Sonst treibt sie reich Gewerb, es blühen
Weit ihre schönen Kolonien;
Aus Wald und ffeld. jahrein, jahraus
u,,ir ,,e iqr lufies Gr ach vaus .
Und lebrct unS. dan edle Triebe.
Dak stiller Kleis? und OrdmmaSliebe '
Das; Treu und Ehrfurcht vor dem
Tdrone
Am liebsten unterm Strohdach wohne.
Lösungen
der Rätsel im TonntaqSSlatt vom
2. Oktober.
1. Handwerk.
2. Kurzweil: ' .
3. Olnindrift.
4. Bundschuh.
5. Backcnstreich. - .
(!. SckafLlopf.
7- Weltgeschichte.
8. Sturmbock. . ''- i '