rr - t'nlliit Ctnttji tHMitV TirnftaiT, ZUtUt 1312. r' V 'f-jW f las ijgüwwi Das grüne )luto. EpionageNoman (10. Fortsetzung.). "SIS fi die Thir öffneten, borten sie. tct gerade der Senator den Buch. Händler fragte: .Saturn find denn die SSiener Zeitungen heute wieder ouögeblie len?" .Bitie, wegen der Schneeverwehun. gen. .Sobald sie kommen, schicken S wir sie. Euch wenn ei spat ctxnoj Ist.' Senndorf begrüßte den Senator und dessen Tochter. Die nicht recht ausweichen konnten, und stellte ihnen sein Begleiter vor. Der Senator wandte sich in Iie benswürdigem Tone an Baron Ephor. 3ch bedauere sehr. Baron sprach er ihn französisch an. .daß es mir die Krankheit meiner Tochter unmög lich machte, Sie vorgestern zu em pfangen. ES wird mich freuen, wenn Sie Ihren Besuch recht cais wieder holen. Auch Sie, Herr Doktor. werden uns sehr willkommen sein. Baron Sphor dankte mit einer ar tigen Verbeugung. Er hätte gar nicht Worte gesunde?!, Seine Augen hingen an dem lieb reizenden Madchen an der Seite ves alten Herrn, das bei dem feurigen Im des jungen Mannes tief errolye it und die Augen zu Boden schlug Tr Senator machte Miene, sich zu verabschieden, doch Senndorf, dem es nicht entgangen war, welchen Ein druck das junge Mädchen auf seinen Better gemacht, fragte: Dürfen wir uns anschließen. Hm Senator Z" woraus ein zögerndes, aber doch liebenswürdiges: .Bitte!" von dksien Lippen kam. Der Konsul und der Senator schritten voran, daS junge Mädchen, wischen Ephor und ÄcartenS, folgte. Sie hatten wenigeSchritte gemacht, als ein eigenartiger Pfiff über den Wlad gellte. Doktor Wartens stutzte und trat mit einem Entschuldigungswort zur Seite. Während die anderen weitergingen. lief der Kommissar rasch zum Uy thurm. Dort stand ein zerlumpter Lazzci rone, der schnell hinter der Kirche M schwand, als er Doktor Mariens her ankommen sah. Der Kommissar folgte ihm bis zu den Leoncinu .Herr Doktor, sie ist soeben wieder fort durch die Stadt. Der Huber folgte ihr. Wir können chr den Weg abschneiden, wenn wir rasch zur Rial- tob rucke hinunterfahren. .Ja, aber wie? Mit der Gondel kommen wir zu spät. Ist sie durch die Frezzeria?" .Nein, durch die Merceria." .Vielleicht erreichen wir noch das Waporetto Ohne ein Wort weiter zu verlieren, eilt der Kommissar über die Piazet ta. Gerade fuhr das Vaporetto vor. .Ferma! Dietro! Pron to!" kommandirte der Kapitän. Und mit dem .Avanti!" setzte sich das Schiff, die Tramways Venedigs, wenn man so sagen darf, wieder in Bewegung. Voll nervöser Ungeduld fluchte der Kommissar bei den vielen Haltrstel len. Endlich San Silvestro! Gott sei Dank, nur noch eine Sta iion, und rr war am Ziel. 8. Kapitel., Die Rialtobrücke war menschenleer. Die Musik auf der Piazetta hatte auch diesen Stadttheil verwaist. Ein schlechter Abend für die Kaufleute, die den Brückenbogen entlang ihre Buden aufgeschlagen hatten. Da standen, auf dem Boden an einandergereiht, billige Topfwaaren, ungefähr so, wie man sie bei uns auf kleinen Jahrmärkten findet. Da neben hingen alte, ehemals elegante Herrenkleider, grobe Frauenhemden, dann wieder Zinn- oder Blechwaren, Mausefallen Vogelkäfige und so weiter. Am Rialto ist nämlich alles zu finden, was der kleine Mann Ve nedigs braucht. Doktor Mariens trat sofort in ei nen der Läden, während der Agent sich in ein Hausthor stellte und gegen die Stadt hin spähte. Schon auf der Fahrt hatte sich der Kommissar der Krawatte, des Kra ens und der Manschetten entledigt, n der Bude erstand er nun um we iiige Lire einen einfachen Anzug. Der Kaufmann hatte auch nichts' dagegen, daß sich Doktor Mariens im Laden ?asch umzog. Er schien an solche Vorkommnisse gewöhnt zu sein. Der Kommissar zerstörte noch sei en sorgfältigen Scheitel, drückte , ei ,vn billign, breitkrämpigen Schlapp fct in die Stirn, ersuchte den Kauf mann, die ausgezogenen Kleider bis y.y.n nächsten Morgen aufzubewahren. U'!J trat miedet auf die Straße. ienmnd hätt in dem . Arbeit '? blauer Bluse den eleganten Doktor "-.z wiedererkannt, der noch bor ; ' Stunde in Gesellschaft ' V.zVSt der Stadt auf dem ' : l:-:irte. - . 1 von August Weißl. -j El war 'die höchste Zeit, daß der Kommissar kam. Au dem Dunkel der Häuser löste sich eine hohe, schlanke Frauengestalt, die eilig auf die Stufen der Brücke zuschritt, ohne die Männer zu lernet len. In der Entfernung von etwa Jwanzig Schritten folgte ihr ein l!ann. vorsichtig in den Schatten der Häufer gedrückt. Ihm schlössen sich der Kommissar unv oer Agent an. .Genau so wie gestern." flüsterte der Agent Huber Doktor Mariens im Gehen zu. .durch's kleine Thürl rück wärts ist sie hinaus, hat durch die Gäßaxn einen großen Bogen um den Markusplatz herum gemacht und scheint wieder dorthin zu gehen, wo sie da letztemal war." .Ist auf dem Wege etwas loit fallen?" .Nichts von Belang." Doktors Mariens nickte bloß und eilte rasch weiter, denn in den schma len. sich kreuzenden Gassen verlor er die Eilende jeden Augenblick auö dem Gesicht. Etwa zehn Minuten vauerte oi Verfolgung. Wieder bog die Frau in eine der rechtwinkligen, kaum zwei Meter breiten Gassen. Als der Kommissar an der Ecke angelangt war, war sie verschwun den. Einige wüste Gestalten begegneten ihnen bei den nächsten Schritten, dann drang um die Ecke gedämpfter Lärm an ihr Ohr. Sie standen vor einer kleinen Trattoria. deren Aus fchrift man in der Dunkelheit nicht lesen konnte, .kiier muk sie sein. Huber. Schau en Sie einmal hinein. Wenn Sie in fünf Minuten nicht wieder da sind, nehme ich an. daß Sie sie gefunden baben. und komme nach. Huber schritt zur Thür. Nach der verabredeten Zeit trat auch Mariens ein. " Ranziger Oelgeruch schlug ihm ent gegen. Dichter Tabaksqualm und der Geruch von .Baccala", dem Stockfisch und Hauptnahrungsmittel ' r . m .1-3 der armen eooiierung jcntoig, verpesteten die Luft. Ein paar wü sie Gesellen saken an ungeoeaien roq aezimmerten Tischen vor weißen ir denen Krügen. Auf dem Boden her um lagen ausgespuckte Kürbiskerne. Lärm füllte den Raum, fftuche wur den laut. Jeden Augenblick schlug einer so kräftig auf den Tisch, daß die Kruge wackelten. Tas ioiai machte den denkbar ungllnstigstcnEin druck. Ganz in der Nähe der Thür sah der Kommissar seinen Agenten. In der Nische an einem zweiten Tischchen brütete d,e Gesuchte vor sich hm. Sie war anscheinend in tiefes Sin nen verloren. Manchmal nur blickt s zur Thur. Der Wirth musterte den Kom missar mit mißtrauischen Blicken und brachte ihm einen Krug saueren ro- then WeineS. Die nächsten Minuten vergingen ohne Ereigniß. Doktor Mariens fand Zeit, die Wartende zu beobach ten. Die Frau begann ungeduldig zu werden. Voll nervöser Aufregung blickte sie jeden Augenblick zum Ein- gang. Es war das erstemal, daß Doktor Mariens die Baronin sah. Aus dem feinen Oval loderten große, schwarze Augen. Sie hatte den Schleier über den Kopf etwas zurückgeschlagen und bot die ganze prächtige Fülle ihres Haares dem Auge dar. An den Sei ten der Frisur entdeckte der Kommls sar kleine Schildpattfpangen, die aus sahen wie die, welche er im Staube gefunden hatte. Doktor Märten? versuchte, aus den Zügen etwas her auszulesen. Nichts Verbrecherisches, nichts Gemeines war darin zu fm den. Blaß war das Gesicht, traurig. Unsagbar traurig blickten die Augen, und voll Nervosität war die ganze Gestalt. Wieder vergingen einige Minuten. Plötzlich hörte man den Schrei ei ner Katze. Der Kommissar warf dem Agenten ein Blick zu. Der Schrei war der Avisoruf des draußen postirten Agen ten. Die Thür öffnete sich und ein blon der, schlanker Mann mit müden, ver fallenen Zügen, dem der blonde Schnurrbart über den Mund wirr hinabhing, trat ein. In feinen Be wegungen lag trotz aller Müdigkeit etwas Strammes. , Er schritt auf die Frau in der Ri sche zu und begrüßte sie in einer Art, die dem scharf beobachtenden Kom missar zweierlei sagte: es lag weder die freche Zudringlichkeit eines Men schen darin, der wohl wußte, wen er begrüßte, aber es absichtlich an De votion fehlen ließ, noch die biedere. ungeschlachte Manier eines gesell chastssremden Menschen. Die leich e, flüchtige Verbeugung war so ta dellos, daß sie jeder Salonmann hat e machen tonnen. ' Die Baronin nickte bloß und über ieß eS dem Fremden, daS Gespräch eröffnen. Der warf einen rasche mu auf den Nachbartisch, und da er die beiden Männer in anscheinend tiefem Gespräch sah. fragte er mit halblauter Stimme: .Hast Du da Geld mitgebracht?' Ein Kopfnicken war die Antwort. .Wieviel?" .So viel Du verlangt hast." ' .Gib e, her .Einen Augenblick, ich will Dir et was sagen. Die Sache muß ein En de nehmen. Ich muß endlich Ruhe finden. Hör' mich an. Wie viel forderst Tu, wenn . . Ihr Stimme sank zum Flüstern herab, so daß der Kommissar kein Wort vernehmen konnte. Aber die Antwort klang vernehm lich. Sagen wir dreißigtausend Kro nen. Du weißt gan, genau, daß das ein billiger Preis ist. Ich hat te schon daS Doppelte dafür betörn men, wenn mir nicht jener Abend ei nen Strich durch die Rechnung ge macht hätte." Die Baronin schauerte zusammen. .Sprich nicht davon." stöhnte sie auf. Sie fuhr mit der Hand über die tiefumringten Augen und starrte vor sich hin. Tann sich gewaltsam aufraffend, begann sie: Alfo mit dreißigtausend Kronen wäre eS abgemacht." .Ja. aber keinen Heller weniger." Wieder trat eine Pause ein. .Fürchtest Du gar nicht," fragte sie nach einer Weile, daß ich Dich an zeigen könnte?" .Nein. Du weißt zu gut, daß ein Wort aus meinem Munde Dein gan zes LebenSglück zerstören kann. Tu könntest vielleicht Dich selbst opfern, aber sicher nicht Deine Familie." Du sollst das Geld haben." sagte sie tonlos. .Schön. Ich fahre noch heute nach Wien zurück. Sobald ich im Besitze des Geldes bin. bringe ich eS selbst oder schicke Dir durch einen von Dir be zeichneten Vertrauensmann das Ge wünschte. Aber jetzt gib mir die viertausend Kronen. Ich habt keine Zeit zu verlieren." Der Kommissar hatte schon längere Zeit einige Kerle am Nachbartisch beobachtet, die verstohlene Blicke auf das Paar warfen. Als nun die Ba ron dem Fremden mehrere Banknoten zuschob, wechselten sie inen Blick deS Einverständnisses. Einer, dessen Wange eine Messerstichnarbe zeigte, schritt rasch zum Ausgang. Die Baronin und der Fremd wechselten noch leise einige Worte, dann stand er auf. stülpte seinen Kragen hoch, bog die Krämpe seine! Schlapphutes, den er tief in die Stirn zog, herunter, verbeugte sich m eben so nachlässiger und eleganter Manie: wie beim Kommen, warf im Vorüber gehen dem Wirth ein Lirestück zu und verließ eilends da Gasthaus. Er schlug den Weg nordwärts, ge gen die Eisenbrücke. die nach Mestre führt, ein. Agent Kraft, der vor dem Wirthshaufe Wache gehalten hat te, folgte ihm. Nach wenigen Minuten schlüpfte aus einer Einfahrt ine dunkle Man nergestalt hervor, die dem Fremden ebenfalls folgte. Auch die Baronin hatte keinen Grund, länger in dem Local zu ver weilen. Unmittelbar nach ihr traten auch die anderen zwei Burschen, die sie den ganzen Abend beobachtet hatten, aus die Straße, worauf der Kommissar dem Agenten zuflüsterte: Geben Sie mir draußen Ihren Revolver. Wir werden ihn noch brauchen." Er verlief; schnell mit dem Azen ten das Haus und lief gegen die Rialtobrücke. Durch drei, vier Gassen mochten sie gekommen sein, als sie einen Schrei vernahmen. Sie rannten der Richtung oe Schreies zu. EassenauS. gassenein, ohne sich auszukennen. gelangten zu einem Durchgang, und alS sie den passirten, sahen sie, wie sich im tiefen Schatten' eines Sotto Portico zwei Männer über eine Frau warfen und sie zu Boden sch'ugen. Im nächsten Moment packten der Kommissar und der Agent die beiden Bursch von rückwärts beim Kragen und rissen sie von der wie ohnmächtig Daliegenden zurück. Ta blitzten auch schon die Messer auf. Mit einem Fluche wollte sich der eine auf Doktor Mariens stürzen. Doch der Kommissar hielt ihm kaltblütig den Revolver vor die Brust. Der Strolch sprang zurück und lief davon. Auch der zweite hatte daS Messer ergriffen und nach dem ihn umklam mernden Agenten einen Stich geführt. Das Messer traf Huber in den Arm. Mit einem leisen Schrei ließ er den Burschen fahren, der., als er seinen Genossen Ziehen sah, gleichfalls ourch die Einfahrt verschwand. (Fortsetzung folgt.) iZi?" m 11 Auchichtia. Sie schmei cheln auch. Herr Baron, wie alle Her rcn! Ach, msnHmal wSr' einem schon göttliche Grobheit Ueber!" .Die kommt später, Fräulein!" Am Shlvesterabend. Alter Student Süffel (zu Vummey: Ach, Karl, was werde ich wohl in zwei Jahren sein?" Bummel: .Wahr sckeiulich wied betrunken." , Die Kreuzottkr - Tm Jven Aruse. Ueber dai Torfmoor hm, heiser krächzend ein ganze Geschwader kohlschwarzer Krähen geflogen. Es war am Spätnachmittag, und sie wollten in der Schonung, die sich auf dem im schrägen Sonnenlicht flim mernden sandigen Hang erhob, zu Neste ziehen. Viel Scheu hatten die Vögel nicht, denn hier war sozusa gen noch Wildnis. Der Hang war mit rotblühender Heide und mit würzig duftendem Thymian überwu chert, und die Schonung, die wob den ersten Vorstoß der Zivilisation darstellte, bestand auS gespenstig miizwachsenen, ruppigen Zliefern. Sa weit man sich auch umblicken mochte, nur em Haussen war rundum zu erdlicken. Es stand wie ein verlöre ner Posten dicht am Äande de! MoorcS, vorsichtig und ängstlich nt duckt, geborgen unter einer Pcippel- gruppe. deren blanke Blätter trotz der Windstille fortwährend leicht sausel ten, und der einige Arfe! und Birn bäume alS Hilfsdeckung zur Seite Qr treten waren. Die weißaekiilkti'n Fachwerkwände blinkten lichtrosig überhaucht m der sich neigenden Son ne. und die kleinen Fenster. die freundlich unter dem tief berabgezo ernen und grün bemoosten Stroh dach hervorblinzelten, glichen vorsich tig lugenden Aenglein. Aber in drr Moor das die weit entfernt woh nenden Bauern nickt mit Unrecht .die Walachei" getauft batten -schienen sie nicht ern ,u blicken. Des halb war nah vor ibnen von den Be wohnern ein dichtes Gitter von Stock' rosen angepflanzt worden, die fast bis zur FirstKöhe reichien und zahl reich m,t hübschen, weiß, gelb und rot schimmernden Blüten besetzt ton ren. Die anderen Seiten des Hau feS umgb ein Gartlkin mit Blumen. Gemüse, Beerensträuchern und jungen Obstbaumen. Die Krähen überflogen das Anwe sen. Lugend und zöaernd. Vielleicht war hier noch ein delikater Abfallbii- sen vom Kehrichthaufen mitzuneh men? Aber nein. Seit man im Frühjahr den vom Zehrfiebcr hin weggerafften Besitzer des Hauses in dem langen schwarzen Kasten nach dem Friedhof des fernen und reichen Kirchdorfes gefahren hatte, waren die Bissen immer rarer geworden. Und mit mißachtendem Geschrei über den Geiz der Hinterbliebenen Frau stiezen sie wieder hoher m den blanken Him- mel empor und verschwanden in d?n Wipfeln der Kiefern, die sie mit iy- ren Nestern punktiert hatten. Die grün gestrichene, in der Mitte geteilte Blangen" - Tür der Kate stand auf. Der Oberteil war ganz an die Wand zurückgeschlagen: der untere Teil war durch einen borge schobencn Ziegel auf den Trittsteinen festgehalten. Vor ihr auf dem drei ten Gartensteige zwischen den Sta chelbeerbüschen spielte im Sande ein etwa vierjähriges fahlhaariqes Blld lein mit ein paar Holzklötzchen. Die Pforte, die den Ausgang zum Moor hinab verschloß, war sorgsältig einge klinkt, und das war wohl nötig, denn das . Kind schien ganz ollein zu sein. Nur in der Oeffnung der Dachluke, in dem Giebelvorbau über der Tür, war noch ein lebendes Wesen zu be merken; dort hockte, von der Sonne beschienen, in nachdenklicher Stellung ein prächtiger, gelb und grau gestreif ter Kater mit glänzendem Fell, der behaglich spann und über die Zufrie denheit als Grundlage des Weltda, seins zu philosophieren schien. Zuwek len hörte man auch das ewig besorg te Gackern einiger Hennen, die sich an der Brettereinfassung des Schwengel brunnens unter den Pappeln ein Candbett zurechtgemacht hatten und ein kombiniertes Sand- und Son nenbad nahmen. Aber über diese bor niert pessimistischen Stimmen dörte der Kater mit vornehmer Gelassen heit hinweg. Vom Moor her näherte sich die Vesperzeit war herangekommen eine Frau. Trotz ihrer Jugend ging sie. von Arbeit und Sorgen gedrückt, vornübergebeugt. Torfstaub lag aus ihrem Kopftuch und auf ihren Lin nenärmeln. Sie hatte augenscheinlich draußen im Moor Torfstücke zum Trocknen in Ringhaufen gesetzt, denn in ihrer blauleinenen Schürze sah man auch zwei dunkle Knieflecke. Noch einmal, ehe sie die Pforte aufklinkte, blickte sie ins Moor zurück, das braun und flach und unendlich, mit vielen großen und noch mehr kleinen Torf Haufen bedeckt, in der Spätsonne lag. Nur vereinzelte Wiesenstllcke leuchteten grün aus dem Torfbraun heraus: hier und da blinkten vor den Torf- stichwänden kleinere und größere Wassertümpel mit verstecktem Glänze auf. aus denen Binsen und fleischige Rohrkolben hervorwuchsen. Die Frau legte die Hand über die Augen. Moch te im übrigen Moor geschehen, was da wollte, das ging sie nichts an. es gehörte, den großen Bauern; sie schaute nur nach ihrem Stückchen und auf die Wiese daneben, auf der ihre einzige Kuh weidete. Und diese Kuh, Brunella' gebeiken. war ein tem- ramentvolles und äußerst neugieriges Wesen: sie brachte es unbedenklich fertig, über den Wiese und Moor Lück trennenden Höftg.raben zu sprin gen. und die. mühsam gesetzten Torf, ringe zum Zeitderireib mit ihren Hör nern auSeinanderzubringen. Doch nein, noch graste Brunella ganz fried fertig .und, schien keinnlei Schelmen, stücke im' Kopf zu haben. Nun hob die Frau das sie ver gnügt antrabende Bübchen auf dea Arm und liebkoste eS mit wortkarger Innigkeit, bis der Junge ungeduldig wieder zu seinem Spielzeug strebte. Sie ließ ihn und holte aus der Kü che einen Napf mit Milch, setz! sich auf dai Bänkchen unter den schwer fällig nickenden Sonnenblumen unv brockte eifrig einige Zwieback uno Kringel hinein. Ter Kater droben machte ebenso gierig wie Vorsicht:. einen langen Hals; ober er wußte wchl. daß dieser Napf nicht für ihn bestimmt sei. und kauerte sich wieder hin. Er schnurrte nicht mehr, und in da würdige Gcsicht war ein miß vergnügter und ungehaltener Zug gekommen, der anzudeuten schien, daß seine Philosophie einen argen Knaas bekommen habe. Tie Speise war fertig, und die Mutter lockte den Jungen mit gemachsamer und zuver sichtlicher Zärtlichkeit herbei. Er hör te das Wort .Melk", warf vergnügt seine Holzklötzchen beiseite und kam eilends herbei. .Brunella," sagte er Verständnis innig. .Ja. ja, Brunella; Brunella itt. ät Tu ock!" mahnte sie. Ter Kleine schlürfte behaglich ungeschickt aus dem vorgehaltenen Löffel, aber die Kringelstücke schienen ihm noch zu hart zu sein, und er suchte sie zu umgehen, ja er schob sie zuletzt mit den Fingerchcn zurück. Tie Mutter war jedoch mit diesem Manöver nicht einverstanden, und unnachsichtig schalt sie: Du Leckeriän! Ni de Melk alle?n. uck Brot ätcn!" .Uck Brot äten... Leckeriän....' suchte der klcve Asmus belustigend diese Mahnworte zu wiederholen, als ob er sie sich einprägen müsse. Etwas ungehalten nahm die Mut- ter das Burschchen, das selbst das Essen noch nicht ernst nahm, auf den Schoß; ober auch jetzt fand sie ncch nicht das erwartete Entgegen kommen. Asmus guckte vielmehr aus merksam ins Moor und sagte dann: .Brunella buh. buh!" Ja. ja, itt man to," erwiderte die Mutter abgespannt; als aber der Junge mit dem .Buh, buh!" for:- fuhr und sie seinem Blick folgte, be merkte sie zu ihrem Entsetzen, daß die revolutionäre Brunella in der Tat über den Gruben gesprungen war und die Torfringe. das Werk eines mühevollen Arbeits!,ges, dem Erdvo- den gleich zu machen strebte. Rasch setzte sie den kleinen Asmus in den Sand, gab ihm den Napf zwischen die Beinchen, den Löffel in die Rechte, und sagte zu ihm: .Itt fulben. Du Leckertan awer dat Brot uck!" Dann lief sie wie ein Tütvog,'l ins Moor hinab. Ebenso selbstzufrieden wie tapsn löffelte der Junge weiter. Dem beschaulichen Kater droben schien jetzt wohl der Augenblick gün stig, den Knacks in seiner Philosophie zu reparieren und zum mindesten mit Asmus Halbpart zu machen; er hob sich auf die Pfoten und schien die Höhe des Sprungs zu bemessen, die ihn von dem Milchnapf trennte. Aber eine andere Kreatur kam ihm zuvor. Aus dem Heidekraut am Rande des Gärtchens hob sich ein Kreuzotterkopf mit tückisch und - gierig funkelnden Aeuglein und lüstern spielender Ga- belzunge, und bald wandte sich der kupfrig schillernde Wurm geräuschlos naher. Der fchwer enttäuschte Kaier droben machte einen krummen Buckel. sein Pelz sträubte sich, seine gelben Augen sprühten knisternde Neid-, Wut- und Angstfunken und er fauch- te was hast du. was kannst du. Aber die Otter focht das nicht weiter an; geschmeidig schlangelte sie sich näher und näher, ringelte sich am Rand des Napfes empor und begann , dann die Milch zu fchlecken. Dem Jungen war so eine Frech- heit noch nicht vorgekommen. Der Ka- ter das war' was anders aeweren. der war Spielkamerad und Hausge- nosse. Er starrte . das fremde und widerwärtige Tier zuerst maßlos ver dutzt an; den Löffel hatte er zurück gezogen und hielt ihn wie eine prä sentierte Waffe in der Rechten. Dann wich feine Betroffenheit einen, leb- baften, mit Erheiterung gepaarten Interesse. Als er aber merkte, daß auch der Wurm die Semmelstücke lie gen ließ, huschte es wie ein Schätzen über sein freundliches Gesicht: er schlug mit dem Löffel an den Rand des Napfes und rief befehlend: .Du Leckertan Brot uck. Brot uck!" Der durstigen Kreuzotter war die Erschütterung des Milchbehälters au- genscheinlich unangenehm; nervös glitt sie von dem Topf herab und hob do.nn zischend den falschen, wuisprü landen Kopf... Da klang die Pforte; der Ruf .'n Adder! 'n Adder!" wurde börbar; die Mutter war zurückgekommen und hatte mit einem Blick die Gefah? übersehen, in der ihr Junge schweb te totenblaß riß sie ihn empor und starrte der verscheuchten' Viper, die eil im Heidenkraut verschwand. tat , gebannt nach. Ter Junge aber sagtc mit der ruhigsten Entrüstung de Ge rechten: .Te Leckertan.' Fi. fi! Llot de Melk eet he. blot de Melk!" .Ja. ja." stammelte die Mutter mit stockendem Herzschlag, .ja. ja." und ihn stürmisch an sich pressend, verschwand sie mit dem Bübchen in der Haustür. Der Kater droben, der ein höchst selbstgerechte Gesicht schnitt, war mit dieser Entwickelung der Dinge ,m lÄrunle ganz einverstanden. ES kam nur darauf an. ob man tu hnr(?i vermochte mit dieser Erkenntnis schob er seine Pbilofophie wieder inä Gleichgewicht. Noch einmal blickte : ad cuanknv verav: vann waa e tr den Sprung und machte sich über den ansehnlichen Rest der Vüihlzeit her: wie durch ein Wunder war nur w. nig verschüttet worden. Niemand störte ihn bei seinem Schmaus. Aber um der Vollständigkeit willen sei hinzugefügt: er machte reinen Tisch und verschmähte auch, die Semmel stücke nicht. Vrhm streicht. Von dem berühmten Hamburger Komponisten erzählt man sich folgende hübsche Anekdoten: Brahms war als echter Norddeut scher sehr zurückhaltend. Dennoch hatte er den Schelm im Nacken, wie folgende Streiche beweisen: Einmal rubte Brahms in seinem Garten n ter einem Baume aus. als sich ihm ein Fremder näherte und ihm in wohlgesetzter Rede seine Vcwunde runq für die Erzeugnisse der Brahms schen Muse zum Ausdruck brachte. Ter berufsmäßige Interviewer war gar zu erkenntlich, und Brahms könn te der Versuchung nicht widerstehen, ihm einen Streich zu spielen. Er un terbrach den Redefluß mit den Wor ten: .Lieber Herr, hier muß ein Irrtum vorliegen. Wahrscheinlich fu chen Sie meinen Bruder, dem Kom ponisten. Der ist leider gerade ausge- gangen. Wenn Sie sich aber beeilen und den Pfad entlang durch den Wald auf den Hügel laufen, können Sie ihn vielleicht noch einholen. Komplimente von Leuten, die ihm keine zu machen hatten, wußte BramS auf merkwürdiger Weife abzulehnen. Einmal faß Brahms zum Beispiel in heiterer Gesellschaft an der Tafel ei nes Wirtshauses. Er bestellte den besten Wein, den der Wirt hatte, Hier ist ein Wein." sagte der Wirt, der alle anderen ebenso übertrifft wie Brahmssche Musik alle andere." Na, dann nehmen Sie ihn nur wieder zurück , sagte Brahms trok ken, und bringen Sie uns eine Fla sche Bach." , Eine Geschichte von Brahms ist zu bezeichnend für seine Geistesart. als daß sie hier weggelassen werden dürf te, obwohl sie die Bezeichnung Streich ganz und gar nicht verdient. Brahms war bei seinen Eltern zu Be such gewesen und sagte beim Abschied zu seinem Vater: Du. Vater, wenn es Dir einmal schlecht gehen sollte der beste Trost ist immer die Musik. Lies nur fleißig in meinem alten ,Saul". da wirst Du finden, was Du brauchen kannst." Brahms hatte nämlich heimlich zwischen die Seiten von Händels .Sau!" ein Bündel Banknoten verteilt! Originelle alte Theaterzettel. Französische Theaterzettel aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts be weisen, wie schon damals findige Di reltoren die Neugierde und Schaulust des Publikums anzulocken suchten. Einige verlieren auch in der Uebcrset zung nicht völlig . ihren Reiz, wie z. B. Der lebendige Tote oder die geprellten Erben",' .Das salomonisch Urteil oder das von Justiz wegen in Stücke geschnitten! Kind". .Robert der Teufel oder der zwischen Tu gend und Laster taumelnde Jllng ling." Allem aber setzte im Jahre 1824 ein Theaterdirektor in St Ome die Krone auf, indem er vor feiner Abreise eine Eztra-Gala-Vorstellung ankündigt, in der er dem hochverehrt ten Publikum vorführen wird: .Die Einbildungen der Frau Pornelle oder die an dem Busen einer anständigen Familie gewärmte Schlange, Lustspiel in fünf Akten und sehr schönen Ver sen von weiland Poquelin Molire", und zweitens: Die galanten Aben- teuer eines Leutnants der leichten In fanterie, komische Oper in drei Ak ten von Eugen Scribe und dem fran- zösischen Komponisten Boildieu " Unter diesen Titeln sind dann aum Tartüsse" und .Die weiße Dame" über die Bühne gegangen. Das Kandwerk der Sand- schuhmachcrei ist , in Grenoble in Frankreich entstanden. In Deutsch land sind zweierlei Handschubmachr zu unterscheiden, ein französischer und deutscher. Ersterer ist der eigent liche Handschuhmacher, wahrend der deutsche mehr Bandagist ist und Le dersachen wie Taschen und Gürtel verfertigt. Im Eifer. Kunde: .Dieser Wein kostete früher 50 Pfennige pro iter weniger als heme:' Weinbändler: .Gewik! Be- denken Sie aber auch, wie die Vreise für die Rohmaterialien, in den letz ten hagren aeuieak wi -, Absterben m,d (frfiZere von B,! blättern. , Wenn dr Herbst seinen Einzuz hält, so beginnen die Laubwälder h bunte Gewand anzulegen. ie' herbstliche Färbung der Blätter, di, durch große Mannigfaltigkeit ' uns iWrni- so erfreut, ist mit ibrem Abster ben verbunden. Gleichzeitig vollziehe sich dabei auch sehr inieressant stoss Ufo Wanderungen, über die erst in jüngster Zeit R. Ramann nähere! ermittelt hat. Ueber di Ergebniss, seiner Fotschun;cii teilt er solgcndtt mit. Durch regelmäßige, von Monat zu Monat wiederkeyren Analysen von Blättern der Buche, der Birke, der Eiche, der wilden Akazie und dei Spitzahorns konnte festgestellt werden, daß beim normalen Absterben dei Blätter dieser Bäume Stickstoffoer. bindungen Eiweiß) und in der Reg! auch Phzsphorsäur in rhebliche? Mengen auö den Blättern in den Stamm zurücklehnn, während die Rückwanderung von Kali auf rela tiv kalireichem Boden nur gering zu fein scheint. Kalk und Kieselsaure nehmen in den absterbenden Blättern vielfach in so starkem Maße zu, daß sich ihr Gehalt an diesen Stoffen verdovvelt. Diese Wanderungen voll ziehen sich meist während des Abster- bens und Vergilbens des Laubes, aio in verhältnismäßig kurzer Zeit und besitzen zweifellos eine nicht unerheb liche Bedeutung für die Ernährung der Bäume. Etwas anders liegen die Verhältnisse beim Erfrieren von Vaumblättern. Durch vergleichende ' Analysen von Blättern der Eiche, Tanne. Fichte und des irnvaums. von denen ein Teil im Herbst durch ftrost getötet, ein anderer Teil dag gen unbeschädigt geblieben war, konn. te zwar auch hier mit inr Ausnayme ein Wandrung der einzelnen Stoffe nachgewiesen werden. Nur erreicht diese Rückwanderung bim Erfrieren nicht dieselbe Höhe, wie beim norma len Tode des Laubes. In den erfro renen Blättern batte der Gehalt an Kali und Phosphorsäur abgenom men. der an Kalk dagegen eine AU nähme erfahren. Der Eiweißgehalt war jedoch, ganz im Geaenfak zu erstgenanntem Fall, unverändert ge blieben. Dieser (&tofs geht also bet Frostschäden dem Vaum verloren. Be ,1 sonderes Interesse verdient die Tat fache, daß der Ein- und Austritt der t Stosse in der kurzen ?,eit zwischen , Auftauen und Abtrocknen der erfro renen Blätter stattfindet. Hierdurch wird der Beweis aeliefert. daß im ' Pflanzenkörper rasch verlaufende , Wanderungen vorkommen, die sich fo " gar innerhalb weniger Stunden ab V , spielen tonnen. . ' ' Tie Nvntgrnsirahlcn im Ticost der ' Schule. Wie bekannt, ist s für dn Lehrer , wie die Eltern recht schwer, das schul- fähig Alter des Kindes (die Reif für di Schule) zu bestimmen. Kommt dann ein für schulfähig erklärtes, aber doch noch zu junges Kind in der Klasse nicht nach, so wird ihm die Schuld gegeben, oder bestenfalls muß es sehr unter der Mißachtung seiner Mitschüler leiden. , Der Grund für diese Unfähigkeit, dem Unterricht zu folgen, liegt aber oft m der Lang. samkeit der physischen und damit psy chischen Entwicklung ds Kindes, die wiederum z. B. durch Unterernährung verursacht sein kann. Um derartige noch nicht schulreife Kinder auszu scheiden, wird jetzt eine Untersuchung des Skeletts, genauer der Handwur- zelknochen. mittels, dr Nöntgenstrah- len vorgenommen, wobei . man vor aussetzt, daß einer physischen Entwick luna die psychische entspricht (eine Annahme, die freilich nicht immer zu trifft). Je verknöcherter die einzelnen Knochen des Skelets beim Kinde sind. um so weiter ist es m der physischen und damit vsychischen ' Entwicklung fortgeschritten. Das Skelett der Hand wurzeln eignet sich zu dieser Prüfung am besten. Es besieht aus acht Knö chelchen, die in den Gelenkschleim ein gebettet sind. Bei der Geburt besinn den sich diese Knöchelchen in knorpeli gem Zustand, ihre Verknöcherung geh! nur sehr langsam vor sich, lang amer als bei allen anderen Teilen ds Skelettes. Jahr für Jahr bei Kno chen um Knockzen. Die Untersuchung des Handgelenkes unterrichtet also ziemlich genau über die Physisckz, CSnt Wicklung des Kindes und wenn man will seine Fähigkeit, geistige Anstrengungen zu überwinden; wäh rend bei der Durchleuchtung sich die chon erstarkten Knochelchen klar und' charf im Umriß abzeichnen. ' bilden die noch nicht fertig entwickelten Knö chelchen nur einen Flecken, der etwas dunkler ist als die Fleischpartien. Man hat festgestellt, daß manche Kin. der, die auf dem Papier zehn Jahr alt waren, nach ihrer physischen Ent- Wicklung nur aus sechs Iah An- pruch erheben konnten. Diese Pru unqsmethode auf die Schulfähiqkeit der Kinder ist sehr einfach und in wenigen Sekunden vollzogen. Mädchentreue. ... Und es kam die Abschiedsstunde Und Du schrittest mir zur Seite, Gabst mir, ewge Treue schwörend, Bis zum Abteil das Geleite. Gabst den letzten Kuß mir schluckend. Drücktest zitternd meine Hände, Und der nächste stand schon warten.