Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 24, 1912, Image 3

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    Nglich, Cmafia tritune. lenntttta, Cftobrr I !,!.'.
i
K
jTTTi TjiT ji .n 'il
Das grüne Auto.
D
Epionage-Noman
(C. Jortschuug.)
Damit brach der Brief ab. Er
trug teil Datum vom 6. Januar,
entsprang also derselben Stimmung,
rik trcbinzer zur Abfassung eine
, lebten Willen veranlaßt hatte.
So dunkel die Worte del Briefe!
auch waren, eine ging daraus un
..Ik.sN UmeiT' sine NlllU Kattk
J,VVIl.lU. U" '
drohend in Strebmgerl Leben ge
standen." . ...
a!?,is,,n KZ. ckt. fieir Dolizel
rath, daß die ganze Sache in in
gewöhnliche Liebeödrama auölaufen
wird?"
.Nein, lieber Doktor, giknz im Ge.
gentheil. Der Brief diese Ire
dinger gibt mir sehr, zu denken. S
dürfen sich ja nicht verwirren lassen.
' ' Sie müssen immer da eine festhalten:
. daß Doktor Specht von jener Nrau
auf der Redoute der Hinweis auf die
Grillhoferstraße mit Rücksicht auf
die Spionageaffäre gemacht wurde.
Stellt man den Brief unter diesen
Gesichtswinkel, fo liegt die Lermu
thun nahe, dah der Strebinger Mit
, dem glatten Ablauf der Sache den
gelungenen Diebstahl der militärischen
Dokumente gemeint haben kann, und
daß der .Abschluß de Geschäfte'
mit jenem in Verbindung steht, den
der Wachmann Stolzengruber in er
giern ' Gespräch mit Strebinger
' knapp vor dessen Tod gesehen hat.
Darau folgt, lieber Doktor, daß
' man e eher mit einer politisch-di.
plomatischen Angelegenheit zu thun
hat. bet der eine Frau al Mittel
zum Zweck diente
Auch die Kugel, die im Bilder,
rahmen gefunden worden war. wur
de von Chemikern analysirt und un
ierfucht. Sie konnten nur die Art
' der , Legirung bekanntgeben, erklären
ganz' bestimmt, daß bei der Waffe
Pulver nicht verwendet wurde, und
sprachen die Vermuthung aus. daß
die Kugel aus einem amerikanischen
Luftdruckpräzisionsgewehr neuesten
ModellS geschossen worden sei.
Alle diese Gutachten der Sach.
dttftändigen und Detail warm ge.
iß nicht eignet, die Situation zu
klären. Sie verwirrten vielmehr
nur und gaben allen möglichen Kom.
binationen Raum. Der einzige, der
sich nicht au der Ruhe bringen ließ
, und die gerade Gedankenlinie fest
hielt, war Polizeirath Wurz.
C 5. Kapitel.
.Recht schön alles, wa sie sagen.
Herr ' Polizeirath," sagte Baron
Sphor zum Chef de Sicherheit,
bureau. aber ich weiß nicht recht,
wie ich die Sache anpacken foll! Ich
habe in solchen Dingen gar keineErfah.
kung und möchte mich nicht blamiren
.Der Polizeirath lächelte:
.Lieber Baron, Glück und Zufall
find größere Herren al wir. Sehen
Sie. da liegt eine Namensliste von
Damen, die sich ihr Haar mit Fleur
d'or färben. Schauen Sie sie sich
.lf nrt D.nnn C5i rirtt hslhön?"
(ilirnui uii. uvv.i.... .- -
Baron Sphor Überflog die Reih
: nd antwortete:
.Ja. einige. Die alt Baronin
Etrum. die mit ihren gelben Haaren
greulich aussieht. Direkt zum Fürch.
je! Dann die wunderschöne Frau
Or .19 S.W !ntwffftllt!!
oon y vl" i".v.v
Vampyraugen. Der könnte man eher
so etwa zumuthen? die soll auch
ine etwa merkwürdige Vergangen
heit haben nicht Anrüchige, aber
I soll da ine Geschichte gespielt ha
ken Eifersuckt. gefährliche
Drohung, wa weiß ich alles! Dann
kenn ich noch die Gräfin Campobello
na, auch eine Gräfin, so. so
und die Marchesa Salvoni mit
der häßlichen Tochter. Richtig, bald
hatte ich die Schauspielerin Ella
Schwarz vergessen; aber die ist wohl
außer Frage, denn die habe ich noch
vor fünf Tagen mit braunem Haar
gesehen. Erst gestern bemerkte ich.
daß sie jetzt rothblond ist; ich hätte
sie in der Theaterloge fast nicht er
sannt-
, .Natürlich, die kennen Sie auch
neckte der Polizeirath. .Also sehen
Sie. heute nachmittag gehen Sie zu
irgendeiner dieser Damen und ma
chen ihr einen Besuch. Lenken Sie
hnt ffl.fhrSifi rtiif hrt Woth.
VUjl W j - - "
yasstn Sie auf. wa die Leute sa.
gen, und wenn Ihnen irgend etwa
verdächtig erscheint, dann trachten
Sie herauszubekommen, wo sich die
Nleur.d'or.Dame am 12. abends be
funden hat. Weiter schaffen Sie
sich Eingang in folgende Häuser der
tialUmffan Kasans?, tnai tbnen ia
Nicht 'schwer fallen wird, und halten
Ci Augen und Ohren offen. Mehr
kann ich Ihnen vorläufig nicht rathen.
ch selbst wüßte an Ihrer Stelle, so.
lange nicht 'bestimmte Anhaltspunkte
Vorliegen, nichts anderes anzufangen."
" Mit diesen Worten übergab der
Oolizeirath Baron Sphor eine Liste
der in Wien ansässigen italienischen
Familien vom Adel.
, .Wenn ich Sie reckt verstehe, soll
14 um einen militärischen Ausdruck
H gebrauchen, das Terrain rekog
1 :sz:eren'
.(5ehr richtig, lieber Baron. Also,
IM CVltl"
r.'.t verabschiedet der Polizei,
von August SGJeifjl.
rath Baron Sphor.
Zu Hause angelangt, traf Spber
sein Vorbereitungen, um in jene Fa
milien Eingang zu finden. 'die ihm
der Polizeirath bezeichnet hatte. Er
schrieb ein paar Briefe an mehrere
seiner in Wien stationirten Kamera
den. die. wie junge Offiziere e so
häufig thun, in allen möglichen
Kreisen verkehrten. In einige der
genannten Häuser war er bereit ein.
geführt, da feine Familie, feit lan
ein in Wien ansässig, reichliche ge.
sellschastliche Beziehungen unterhielt.
El war ihm daher ein leichte, über
all Zutritt zu finden, wo sein Bor
gesetzter e wünschte.
Sphor machte noch am selben Nach
Mittage bei der Marchesa Salvoni
inen Besuch, fand eine größereGesell
schaft. war fehr artig gegen die äl.
teren Damen, flirtete ein bißchen mit
den jungen Mädchen und gab am
nächsten Tage bei allen Familien,
die er angetroffen hatte. Karten ab.
Gute Maniren hatte er ja. einen vor.
nehmen Namen auck. überdies hatt
man ihn im Hause der Marchesa ge
troffen, also Gründ genug, ihn zu
einem Besuche aufzufordern.
So flatterte Sphor ine Woche
lang zwischen fünf und acht von einem
Jour zum andern, trank ungezählte
dünne TheeS und verschlang belegte
Sandwiches, spielt Whist mit halb,
tauben Exzellenzen und - durchwalzte
im Schweiße seine Angesichtes die
Nach!;. Genau genommen, amllsirte
sich der junge Baron auf Kosten de
Staate, und wa ihn nur kränkte,
war. daß alle seine Mühe erfolglo
blieb.
Wohl zehn Frauen hatte er bereit
troffen, die rothblond waren. Aber
das waren lauter brave, ehrbare Da
men, denen ein Mord absolut nicht
zuzutrauen war. Und bet allen
konnte mit Leichtigkeit festgestellt wer
den. wo sie am kritischen Abend ge
Wesen.
Auch der intimere Tratsch brachte
Sphor um keinen Schritt weiter DaS
ewzige. daS ihm auffiel, war. daß
W mehreren Gelegenheiten einer Ba.
ronin Sternburg erwähnt wurde, wo
bei er stets daS Bedauern auSsprechen
horte, daß sie plötzlich nirgends zu
sehen wäre. Sie, die doch srüher
sodiel in die Welt gegangen war. EI
nige Damen wollten wissen, daß sie
an Influenza erkrankt fei, andere
glaubten, sie sei verreist. Ganz In
tim tuschelten etwa von einer heim
lichen Verlobung. Alle aber bedauer
ten ti lebhaft, daß der für den
zwanzigsten auegestellte Empfang bei
der Baronin abgesagt worden; denn
die Dame führte ein HauS, in dem
man sich vorzüglich unterhielt, und
wo vil junge Offiziere verkehrten,
was die Mütter mit Rücksicht auf
ihre Töchter sehr hoch einschätzten.
Nach einer Woche meldete sich Ba
ron Sphor wieder beim Polizeirath
und klkgte. daß er sich vergeben
durch achtundzwanzia Häuser durck
gegessen habe. Er sei bloß um sei
nen gesunden Magen gekommen.
.Sehen Sie. so ist das meinte der
Polizeirath gutmüthig; unS trocknet
da Gehirn ein und Sie verderben
sich den Magen. Machen Sie sich
nichts draus. Solche Dinge kann
man nicht Über daS Knie brechen.
Wenn die Sache einfach wäre, könn
te sie ja der nächstbeste Agent durch
führen. ES handelt sich ja nicht
um einen der zweitausend ungarischen
Taschendiebe, die wir in Evidenz füh
ren. Also Geduld, lieber Baron!
WaS machen Sie heute abend?"
.Ich bin zu einer Soiree der Grä
fin Campobello geladen. Auch ine
von den Rothblonden."
.Da werden Sie ja recht interessan
te Menschen finden! Campobello ist
ein intimer Freund des italienischen
Botschafter? und war, glaube ich, in
jüngeren" Jahren selbst in diplomatt
schen Diensten. Also passen Sie nur
recht gut auf heute abend!"
Bei der Gräfin di Campobello war
große Gesellschaft. Ungefähr hun.
dertfünfzig Personen vertheilten sich
in den vier großen SalonS.
Die Gräfin stand in der Nähe dei
Eingangs, die noch immer zuströmen
den Gäste zu begrüßen.
Sie war eine hohe schöne ?rau von
tadellosem Wuchs und herrlichen, lei
denschaftlichen Augen. Augen, vor de
nen man erschrak, wenn sie wild
aufloderten. Um ihren nervösen
Mund spielte ein Zug von Willen,
kraft und Härte. Auffallend war
die Bläss ihre Gesichte, die selbst
durch da aufgelegte Rotb schimmerte.
Ein lanabkschleppte, tief dekolletirte
Rob umschloß tn weichen Falten di
höbe Gestalt, kostbarer Schmuck er
glänzte am Halse, an den Ohren und
im reichen rothblonden Haar.
Unweit von ihr siand der HauS
Herr, Cont Eresto di Campobello, ein
kleiner, verschrumpfter, vergilbter
Mann. Der Kontrast zwischen den
Ehegatten war zu groß, al daß sich
nicht jedermann der Gedanke an ein
SpekulationSehe von feiten der schö
nen Frau aufgedrängt hätte. Den
fechzigjähriaen Mann mochte . die
Schönheit der Frau berauscht, Geld
iu jt.ei ii.. .im in bt,"ikll U
ten. di, Göttin eine! Wanne, der
Ihr Batet hätte sein können, zu wer
den.
Bloletta Contessa di Campobello
war eine Frau von großem sozialen
Ehrgeiz. Glän?ende Namen tn ih
-ern Salon vereint zu sehen, war
"r größter Stolz. 5eute feiert, sie
'"ieder e'nen ihrer sckiönslen Trtumvde
i?ur Mitalledex der b:sten Gesellschaft
füllten die. Räume.
Ihr müder Blick flog stolz über
d! glänzenden Erscheinungen.
Zwei neue Gäste erschienen auf der
schwelle.
Beide noch jung, von jener stram
men Haltung, die auch in der bieasa
men Weichheit gesellschaftlicher For.
men noch den Soldaten verrath. In
dem Antlitz des einen spiegelte sich die
Derlebtheit vergeudeter Jahre.
Der Haukherr begrüßte ihn mit
Reserve.
.Abend. Gras Heinen."
.Gestatten Sie erwiderte der Be
grüßte, daß ich Ihnen meinen Freund
Baron Sphor vorstelle."
.Sehr erfreut. Ich will Sie gleich
mit meiner Frau bekannt machen.
Bioletta. erlaube Baron Sphor."
Die Hausfrau begrüßte den Gra
fen kühl. Aber gegen Sphor war
sie um so liebenswürdiger.
.Ich glaube, wir kennen un
schon."
-Ich hatte bereit da Glück." ver
b.gte sich Sphor. .Unlängst bei der
Baronin Spillern.'
.Ach ja. ich erinnere mich."
Einige nichtssagende Phrasen wur
den gewechselt, dann mengten sich die
Neuangekommenen unter die Gesell
schaft.
Graf Heinen stellte seinen Freund
verschiedenen Bekannten vor. trat zu
einem Kartentisch und begann eine
Whistpartie, während Baron Sphor
mit den Nächststehenden ein gleich,
gültige? Gespräch anknüpfte.
.ServuS. Sphor!" hörte er Plötzlich
hinter sich rufen.
Ein Generalstabshauptmann streck
te ihm herzlich die Hand entgegen.
.Grüß Dich. Franz!"
..Bist auf Urlaub?" fragte der
Offizier.
.Nein ich bin schon weg. A. D.
feit dem ersten."
.So da hab' ich gar Nicht
g'wußt. WaS machst denn immer?"
.Na. halt so leben. Und w
geht'S Dir?"
.Danke. Wie Du siehst, ganz gut.
Dabei deutete er auf seine Uni
form.
Ah ja. Gratulire. Also
hat sich die Kriegsschule gelohnt. Bist
ständig in Wien?"
Die Hausfrau rauschte vorüber.
.Pardon, einen Augenblick." nt
schuldigte sich der Hauptmann. .Grä
fin. bitte." hielt er Bioletta an. .ha
ben Sie von der Baronin Sternburg
nichts Nähens gehört?"
.Nein sie ist schon seit einer
Woche unsichtbar. Sie soll verreist
sein. Vielleicht kann Ihnen Graf
Heinen nähere Auskunft geben. Er
sitzt dort am Whisttisch.' '
.Danke bestens.'
Damit trat er zurück.
.Wenn Du den Heinen kennen ler
nen willst, so kann ich die Bekannt
schaft vermitteln." bot sich Sphor an.
,O. den kenn' ich." antwortete der
Hauptmann gedehnt. .Aber ich weich'
ihm lieber aus."
.Warum denn?"
.Na. halt so. Der Mensch 'st
mir unsympathisch. Ein Spieler,
ein Trinker man weiß nicht recht,
wovon er lebt. Paßt mir nicht! Und
dann: Er hat vor zwei Jahren diese
Affäre g'habt, die noch immer nicht
recht aufgeklärt ist. Weißt lieber
nicht!"
.Du meinst die G'schicht' be, den
Kaifermanövern?"
.Ja."
.Ich glaub', da thut man ihm un
recht. Gewiß vom militärischen
Standpunkt war'S eine grobe Pflicht
Verletzung. Aber vom menschlichen
mein Sott, er hat halt ein bißl
zu viel getrunken daS kann doch
ledem passiren!"
Gar so einfach ist daS nicht, lieber
Ma?." erwiderte der Hauptmann
ernst. .Man betrinkt sich als Offi
zier im Dienst nicht. Und man
schläft nicht, wenn man eine so wich
tige Eskorte kommandirt."
.Er hat sich halt auf den Zugfüh
rer verlassen."
.DaS war gegen feine Jnstruk
tionen. Ueberhaupt besser, wir
lassen die Sache. Er kann froh sein,
daß er mit einem blauen Aug' da
vongekommen ist., DaS hat er nur
seinem Onkel Holmhorst zu danken.
Wenn der nicht sein Brigadier ge
wesen wär' na. ich weiß nicht,
wie die G'schicht' ausgefallen wär'.
Ich sag' Dir, wenn daS einem an
dern passirt, ich weiß nicht, WaS
dann g'schieht."
(Fortsetzung folgt.)
Stoßseufzer. Frau (auf
dem Kirchhof): .Hier ruht mein erster
Gatte. Nie wärest Du mein Mann
geworden, wenn er nicht im Kriege ge
fallen wäre." Mann: Ja, der Krieg
t in ftliiAI
DkplUtirt. Passagier, ms
einem Ozeandampfer, als die Schiffs
kapelle spielt, der Sturm heult, die
Maschinen fürchterlich arbeiten nd
noch dazu ine Dan in ftir Näh
zu singen anfängt: .Und so wa ennt
an den fH&1 Ozianj!
i
Tle daS Llbk suchte.
LNzze von klarl auck'ek.
Ueber dem Meere brauten di Mor
gennebel.
Au dämmernden Fernen glitt ein
silberne Flimmern über di leise gvr
gelnden Wellen, wuch und wuch.
übergoß die wogenden Fluten mit
seltsamen Farben und erstarb in dem
weißen Gischt der Brandung.
Ein Zittern und Beben kam in di,
hangenden Schwaden, heller und
durchsichtiger wurden, die milstigen
Schleier und dann, mit einem Mal:
zerrissen die dünnen Gewebe, und die
flatternden Fetzen fielen in die
Wasser. . L
Weit dahinten tauchte ,der Horizont
In ein Meer von blutrotem Licht.
Dann stieq , die Sonne mpor.
küßte di Flut und nun lag sie glut
übergössen bebend zu Füßen des jun
gen königlichen TageL.
Mit sinnenden Augen sah Mir!
anne v. Korff auf daS wunderbare
Bild.
Der weite Strand war leer und
still. ,.
Sie w? allein. ' -
In ihren Poletot g:hüllt. hatte sie.
sich fest in den Strandkorö kauernd,
den Sonnenaufgang hier erwartet.
Aber nun. da ' doS Wunder vor
ihren Blicken sich vollzog, fühlte sie
bitter. ,daß nicht in ihr mehr ausge'
löst wurde wie in früheren Tagen;
keine weihevoll ftiedensstarke Stim
mung wollte in ihr aufkommen, nur
die Gedanken, die furchtbaren. Hirn
zerrüttenden Gedanken wurden laute:
in ihr. und wie sie sie heute in ruh'
loser Nacht aufgetneben hatten von
dem zerwühlten Lager, so trieben sie
sie jetzt aus dem schützenden Stuhl
und zwangen sie zur zweck und ziel
losen Bewegung.
.Wenn er doch nur käme; wenn
doch schon das alles vorbei wäre, ein
Ende hätte; Herrgott, wie gräßlich
ist daS doch alles!"
Und die Gedanken bohrten, gruben
sich ein. ouälend, höhnisch mit der
grenzenlosen Wahrheit, die die Ge
danken in stillen, fürchterlichen Stun
den vor einer Entscheidung haben tön
nen.
Der Wind zerrte an ihren Klei
dern. spielte neckisch mit den sich lösen
den Haarsträhnen.
Mechanisch strich die blasse, schmale
Hand sie wieder zurecht.
.Wenn er doch käme!"
Wie im Zorn stampfte der kleine
Fuß den feuchten Sand.
Da löste sich auS dem Schatten des
Kurhauses eine Gestalt; nachlässigen
Schrittes- schlenderte der Mann
sirandabwärtS.
Ueber das Gesichi dS Zungen Mäd
chens glitt eine tiefe Blässe, dann er
goß sich, von den Oehrchen ausgehend,
eine flammende Röte über Hals.
Wangen und Stirn. Beide Hände
preßte sie heftig gegen die Brust.
Ihr fchwindelte.. ,
Aber nun preßten sich die Lippen
fest aufeinander: eine übermenschliche
Energie trat in die erstarrenden Züge;
mit scheinbar ruhigen Schritten ging
sie dem Ankommenden entgegen.
Ueber des Mannes Gesicht flog ein
grenzenloses Erstaunen. Im Augen
blick war er bei ihr. ,
Marianne, Du hier?"
Fest preßte er sie in seine Arme;
fein Mund berührte küssend ihre kal
ten Lippen.
Sie erwiderte den Kuß nicht.
Kalt, teilnahmlos ließ sie seine
Liebkosungen über sich ergehen, so daß
er erstaunt fragte:
.Lind, was hast Du?" Und dann
mit plötzlich erwachter Sorge: .Bist
Du krank?"
Fast ungeduldig winkte sie ab.
.Laß nur. Fritz! Ich habe mit
Dir zu reden!" sagte sie mit gepreßter
Stimme. '
Wortlos, tief beunruhigt, folgte er
ihr zu ihrem Sitz""
Mit müden Bewegungen nahm sie
Platz. Es wurde ihr unsagbar fchwer,
ihm zu sagen, was sie . ihm sagen
mußte.
Nun schaute sie zu ihm empor und
sah unwillkürlich in die blauen sor
genden Augen, sah dieses schöne,
offene Männergesicht in einer tiefen
Ergriffenheit über sich gebeugt.
Und da als ob etwas Feindseli
ges in ihr auftauchte, vor dieser offen
sichtlichen Liebe versiegten plötzlich
die aufquellenden Tränen; die grauen,
glänzenden Augen blickten mit einem
Male unsagbar kalt und hochmütig in
den hellleuchtenden Morgen, und die
klangvolle, tiefe Stimme klang ganz
ruhig und überlegen:
.Ja. Fritz, ich habe Dich hier er
wartet; ich hielt es für besser, wenn
ich selbst Dir mitteilte, was Du doch
im Laufe des TageS würdest erfahren
haben. Ich habe mich gestern der
lobt."
Der junge Mann taumelte erblas
send, wie von einer Kugel getroffen,
ein paar Schritte zurück.
Marianne hatte sich erhoben.
Hoch gewachsen, kühl, in jeder Be
wegung Selbstbewußtsein und Kraft,
stand sie in der hellleuchtenden Sonne.
.Bitte, Fritz." sagte sie ruhig,
.keine Szene. Damit ändern ton
nichts an der vollendeten Tatsache.
Im Gegenteil, nach ruhiger Erwä
gung wirst Du mir cht geben müs
fett.- ::--.,r .
Er aber hörte ihre Worte nichts
Da Unerwartete, Unfaßbare hatt
ihn überwiiltt.
.Verlobt, Marianne? Aber Du
scherzest! Da kann doch nimt Dein
Ernst sein?" murmelte er unsickr.
, Der Schein e-ne Lächeln flog
über Ihr bleicbe Gesicht.
.Warum soll ich scheren. Fritz?
Danach ist mir nich' zu Mut. Nein
es ist wirklich so. Aber ich bin U
reit. Dir dir Gründe zu innen. Ich
fühle mich sogar verpflichtet dazu
Jedoch erst eine Frage. Wann denkst
Du. daß wir zwei hätten heiraten
können?"
Verwirrt schaute Fritz Krispin da?
Mädchen an.
.Wann? Bei bescheidenen Ansprü
chen wohl sofort."
.Und waS N'nnst Tu bescheidene
Ansvrllche? ' Eine Vier . Zimmer
Wohnung in einer Mietskaserne.
Kleinbürgertum. Verncht auf allen
gewohnten und erhoffen LuruS und
als Ersah dallr eine Liebe, die in der
Misere eineS solchen DaseinS unfebl
bar über kurz bder lang ersticken
muß. Nein, lieber Freund, so weit
reicht mein Mut nicht. Ich kann
nicht, kann nicht ein solches Leben
auf mich nehmen mit seiner ständigen
Sorge und seiner blassen Furcht vor
dem Morgen.
Fragend sah sie ihn an. aber sein
Blick glitt an ihr vorbei, trostlos ins
Weite. Da wollten ihr die Augen
wieder feucht werden, aber noch ein
mal riß sie sich zusammen und
schluckte tapfer ihre Tränen hinunter
und fuhr fort:
.Mein Gott. Fritz, sieh' kS doch
ein; es wäre doch kein Glück gewesen,
höchstens ein kurzer Traum, ein
Rausch, der verfliegt und dann den
Ekel zurückläßt. Ich hätte Dich ge
hindert in Deinem Vorwärtsstreben
und wäre selbst untergegangen in die
seit kleinbäuerlichen Lebensbcdingun
gen. Ich muß die Luft atmen, die
mich von Kind an umgibt, da nur
kann ich ich sein, kann ich leben,
bin ich glücklich, bin ich ruhig, an
derswo nicht. Glaube mir doch.
Fritz, ich könnte nicht existieren in
dieser beständigen Angst um das
Morgen, in diesem Kampf um das
Leben."
.Aber warum denn soviel Worte,
gnädiges Fräulein?"
Sie zuckte zusammen wie unter ei
nem Schlage.
Er sprach weiter: Sie haben ganz
recht, für alle ist ein solches Leben
nicht geschaffen. Die einen suchen das
Glück in der Tiefe, die anderen an der
Oberfläche. Ueber den Geschmack
aber läßt sich bekanntlich nicht streiten.
Es war ein Irrtum, daß ich Sie zu
den ersteren zählte, daß ich mich in
dem Wahne wiegte, auch Sie seien
ein innerlich reiche, tief angelegte
Natur, die aus der Fülle frisch pul
sierenden Lebens immer neuen Reich
tum zu schöpfen vermag. Es ist gut.
daß Sie mich rechtzeitig aufklärten."
Er blickte hinaus auf das Meer,
das im Sonnenlicht glänzte und
wogte, und einem Gedanken folgend,
deutete er da hinüber:
Sehen Sie jene Welle, gnädiges
Fräulein?"
Er fah hinaus, und ihre Blicke
folgten den feinen.
Da tanzte Welle um Welle heran,
spielend, summend, gleißend wie Gold
im Sonnenlichte.
So wird Ihr Leben sein, gnadi,
ges Fräulein!" sagte der Mann.
Da schlug das Wasser klatschend an
den Strand, weiße Schaumflocken
spritzten auf, einzelne Tropfen sam
melten sich glucksend im Sande, die
Welle war nicht mehr.
Der junge Maler aber schaute
düster nach der Stelle hin, wo fchon
ein neuer Wasserberg strandete. Zwi
schen die zusammengepreßten Lippen
schob sich ein einzelnes Wort.
Drohne!"
Dann, sich
besinnend, lüftete er
hastig den Hut
Ich habe
Fräulein!"
die Ehre, gnädiges
Und ohne umzuschauen, schritt er
leicht wiegenden, gleichmäßigen
Schrittes über den knirschenden Sand
dem Kurhaus zu.
Marianne v. Korff sah ihm nach,
heißen, brennenden Auges. Seine
ganze, ebenmäßige, starke Gestalt um
faßte sie mit ihren Blicken und fühlte
mit einem Male: das war ein Gan
zer, ein Eigener, der stand stark und
fest, der würde sein Leben meistern,
feins und auch das andere, das er in
sein Boot nehmen würde.
Und sie dachte an ihren Verlobten
und verglich.
In ihr Herz trat eine große, läh
wende Angst, und mit einem Male
fühlte sie, wie sehr sie den Mann, der
da hinten ging, liebte und immer lie
bcn würde.
Da schlug sie die Hände vors Ge
sicht und weinte bitterlich.
Am Abend, auf der Kurpromenade,
war sie heiter und guter Dinge.
Lustig plaudernd hing sie am Arme
ihres Bräutigams, gefolgt von den
glückstrahlenden Eltern.
' Ab Plötzlich erblaßte sie. Wie
zur Abwehr erhob sie die Hand. In
einer Gruppe Herren ging eben Fritz
Krispin vorüber. .
Herr v. Westermann beugte sich
besorgt zu seiner Braut: .Was hast
Du. Liebling?"
Und geistesabwesend, mit bebenden
Lippen, murmelte sie: Eine
Thnt!" " 4k4
. A. '
Unsere nitliiiiiilcr - Wck
9231.
Eine elegante Blusentaille.
Die Beliebtheit der Blusentaille ist immer noch eine sehr große, und sicherlii
gibt es auch kein komfortableres und praktischere Kleidungsstück. Da hier abge,
bildete Modell ist sehr modern, namentlich in der Gruppe von Falten an de
Schultern und dem einfachen und doch sehr eleganten Schluß. Zur Herftellunl
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lichst schlagwettersicheren und dabei
ein gutes Licht gebenden Beleuchtung
behilflich zu sein, einen internationa
len Wettbewerb für elektrische Gru
ben-Sicherheitslampen aus. Vor
kurzem ist nun der Spruch des Preis
gerichts erfolgt. Danach fiel der erste
Preis im Betrage von $3000 dem
Oberingenkeur Färber aus Dortmund
zu. Die Färbersche Lampe wiegt 4y2
Pfund, ist also nicht schwerer, als
die zumeist gebräuchliche Benzinlam
pe, während ihre Leuchtkraft mit 1,5
bis 3 Kerzen die der Benzinlampe
um etwa das Doppelte übertrifft.
Sehr wesentlich ist davei der Unn
stand, daß die Leuchtkraft der elektri-
schen Grubenlampe infolge des Be
schlagen? der Lampenzylinder schon
nach kurzer Brennzeit abnimmt. Das
Licht wird also bei diesen Lampen
gegen Ende der Schicht immer schlech
ter, d. h. zu einer Zeit, m der die
Sinne des Bergmanns durch die an
strengende Arbeit am meisten ge
schwächt sind und somit gerade das
beste Licht erforderlich ist. Auch die
Betriebskosten sind bei der Färber
schen Lampe mit VA Cent pro Ar
beitsschicht keineswegs höher, sondern
im Gegenteil eher etwas niedriger,
als bei den allgemein benutzten Ben
zin und Oellampen.
Der Hauptvorteil der elektrischen
Lampe überhaupt liegt aber in ihrer
wohl absoluten Schlagwettersicherheit.
Ist doch im Gegensatz zu allen übri
gen Lampen hier eine bewegliche
Flamme überhaupt nicht Korhanden,
sondern nur ein glühender Kohle
oder Metallfaden, der einmal durch
eine Glasbirne und zum anderen noch
durch eine vorzüglich abgedichtete
Glaskuppel gegen das Zutreten von
LLust und somit auch gegen Schlag
Wetter zuverlässig gesichert ist. Die
Glaskuppel selbst ist wiederum durch
Metallstäbe gegen Beschädigung ge
chutzt. Aber auch wenn der unwahr
cheinllche Fall eintreten sollte, da
owohl die Glaskuppel wie die Birne
zerstört wurden, so wäre immerhin
noch keine Entzündung der Wetter zu
befürchten, da in demselben Augen
' v h
i u ,' I
Stadt
blick infolge des Luftzutritts auch der
Glühfaden zerstört würde und sofort
erlöschte.
Der einzige, allerdings auch sehr
wesentliche Mangel, der der elektri
schen Lampe anhaftet, ist ihre Un
empfindlichkeit sowohl gegen Schlag
weiter, wie auch gegen matte, oezw.
schlechte Wetter und ihr Unvermögen,
solche in ähnlicher Weise anzuzeigen,
wie dies die sonst gebräuchliche Si
cherheitslampe vermag. Während die
letztere Kohlensäure und infolge von
Sauerstoffmangel unatembar gewor
dene. also schlechte Luft durch eine
rasche Abnahme ihrer Leuchtkraft
bezw. durch vollständiges Erlöschen
anzeigt, warnt sie den Bergmann ge
gen die gefährlichen Schlagwetter
durch einen um die Flamme sich bil
denden blauen Lichtsaum, die söge
nannte Kureole. Dieser Umstand ist
es vor allen Dingen, auf dem der
Vorrang der fast allenthalben emge
führten Benzin-Sicherheitslampe im
Steinkohlenbergbau beruht und der
ihr auch selbst durch die beste elektri
sche, Lampe so leicht noch nicht ftrei
tig gemacht wird.
Während also die allgemeine Ein
führung der elektrischen Lampe zur
Beleuchtung für den Steinkohlen
bergmann noch wohl einige Zeit auf
sich warten lassen wird, so leistet sie
diesem doch unschätzbare Dienste für
RcttungSarbeiten. Namentlich zum
Eindringen in mit schlechten oder
brennbaren Gasen gefüllte Gruben
räume ist die elektrische Lampe uner
setzlich. Aus diesem Grunde find
drüben auch auf allen Steinkohlen
bergwerken solche Lampen vorratig.
um bei Unglücksfällen für die Ret
tungsmannschaften bereitzustehen oder
um zur Beleuchtung bei Arbeiten .in
Räumen, die mit schlechten Wettern
gefüllt sind, dienen zu können. .Be
sonders geeignet sind die elektrischen
Lampen für solche Gruben, in denen.
Schlagwetter nicht zu befürchten sind,
also für Salzbergwerke, Braunkoh
len-, Erzgruben und unterirdische
Steinbrüche.
O weh! Mama: .Einen
LiebeS Briefsteller muß ich unter
Deinen Büchern finden es ist un
erhört! Wo hast Du den her? ,
Lotte: Der lag auf dem Vod:?
in der Kiste, in der Deine L:z
auö der Denstonatözeit liegen.-
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