rLgllcht Cnufj Triflie,' Ssm?tff, Itn 12. Oktsbex 1312. BÜ Das grüne 2luto. . D Cp'ionagcÄoman (2. Fortsetzung.) In der Mitte dei Zimmer stand, maeben von dreiTtrohsesseln.ein vier leint., alter lisch. Neben dem Cessel. dem Fenster gegenüber, lag aus dem Boden die Leiche eine jun et IRanuf, otiiau noch in derselben i. in der sie aufgefunden worden war. Seiner Kleidung nach muhte der Todte dem Arbeiterstande angeboren Er trug einen Anzug au grobem Stoff. Stirn und Hände zeigten den Schmutz schwerer Arbeit. Ter Todte lag der Länge nach hingestreckt au dem Fußboden, der seit Monaten nich aufgewischt worden sein mochte. Ein wenig zur Seite geneigt zeigte die . ? e . - . - i . fi t azias ein iieinc, runor. jqan gerändertes Loch. Im Zimmer waren bloß einige Po lizeibeamte anwesend, die den That bestand aufnahmen. D Herren am tirten mit zielbewußter Ruhe und vermieden alle unnothigen ffragen In der Witte de Zimmers stand Polizeirath Wurz. der Leiter des Sicherheitsbureauz, ein Mann von . reicher Erfahrung und großer That kraft, und traf in umsichtiger Weise seine Anordnunaen. Ruhig und aufmerksam beobachtete der Polizei rath die Situation und verfolgte mi scharfen Blicken jede Bewegung seiner Beamten. Man sah es dem hohen, schlanken Mann an, daß er sich als Herr der Situation suhlte. Als Doktor Specht eintrat, wurde gerade das Protokolls ausgenommen. Ein junger Konzipist diktirte: ' .Aolk Strebinger wurde durch ei nen Schuß auS einem Revolver von neun Millimeter Kaliber getodtet, - .Warten Sie." unterbrach der Po- I,ze,rath den jungen Beamten. .Die feS Loch kann unmöglich von einem ' so groben Vroiektil Herruhren. Polizeirath Wurz trug den auf dem Boden liegenden Revolver zur isam , .Natürlich! Alle Patronen stecken . och in der Trommel!' Er blickte durch den Lauf gegen das ' Licht. .Au diesem Revolver ist Lberhaup lcht ae, Äonen worden. Nun bemerkte er Doktor Specht, der in der Nahe der Thür stehen ge blieben war. .Ab. outen Abend. Herr Doktor Schöne Bescherung daö! Kennen Sie apn i EinzelheitenZ' Der Polizeiarzt vernnnte. .Um kurz zu sein: Gegen neun Uhr patrouillirt der Wachmann Stolzengruber am Fenster vorbei und i f'r . f ' f.. (rn liegt zurauig mnein. xjn mana, iitr vfct todt ist. fifet an diesem Tisch Eine halbe Stunde später trifft ihn verseldt Wachmann in erregtem &t spräche mit einem eleganten Herrn in seinem Stadtvelz. Und um drei- viertel zehn hört die QuartierSfrau einen dumpfen Fall. Sie fährt aus dem Halbschlummer ans. glaubt, ein Lechzen zu vernehmen und weckt ilj ren Mann. . Der klopft an die Thür des Zimmerherrn. Da keine Ant wort erfolgt, tritt er ein. Kalte Luft schlägt ihm entgegen. Im Zim rn ist S finster. Im schwachen Licht. - daS von der Straßenlaterne hereinfällt, lieyt er innen Zjlmmer Uxtn auf dem Boden.. In der Mei nunz, ihn habe ein Unwohlsein 6e fallen, will er ryn zum zen nagen ?kedt erst bemerkt er. daß er eine Lei. che ftsthält. Nun schlägt er Lärm, macht Licht, findet diesen Revolver Czixn der Leiche, schickt sein Weib zur Eolüet und d konftnrt einen Mord. Der Mörder ist vermuthlich durch je nes Fenster, das offen stand, ent- wischt." Der Polizeirath wies auf ein Fen ster, das in einen Garten mündete. .So, jetzt sind Sie orientirt. Nun, dorwärts! Also: der Adolf Strebinger ist nicht ml diesem Revolver erschos sen worden. Da müssen wir schon weiter forschen. ' Was sagen Sie. Herr Pollzeiarzt? .Ich pflichte Ihnen bei. Die Ku el muß ganz kleinkalibrig gewesen sein. Sie drang in die linke Schlä fe in und trat der der rechten aus.' .Also, wo ist die Kugel?" Prüfend schritten die Polizeibeam len die Wände ab. r , Hier!" rief Doktvr Specht und zeigte aus et och im Bilderrahmen .Sehr richtig!, Wenn aber die Ku. eel hier einschlug, muß sie von dort urzekommen sein. Der Polizeirath deutete nach der anderen fcene des Tisches. Einer plötzlichen Eingebung folgend, trat er knapp dor das Fenster hin. .Dacht' ich mir's doch . . . Im 'Zimmer wurde überhaupt nicht ge flössen. Der Schuß kam von der Ctraße. Da sehen Sie daö Loch in der Scheibe." In der Scheibe war ein kleines sichtbar, zweifellos der Durch s.!öq eineS EkschoM. .Jetzt ist es mir auch klar, daß mag ' ; aus nicht schieße gehört." ..,; weitere Aufnahme des Pro "1 tzi'Jb noch ein, interessantes : Ermordeten . fand man vta Nickelmunzen, einige von August Weißt. ' geschäftlich Korrespondenzen, et Nummer der städtischen Nachrichten vom 12. Januar und ein abgerissenes Stuck Papier. Der Pslizeirath betrachtete eS auf merksam und warf inen überraschten Blick auf Doktor Specht. Auf der einen Seite deS Blattes war die Erinnerung notirt: .Morgen um halb neun Uhr 23, 5, 2, 27, 70, 17. 32. 11 anru en." Die Ziffern stellten vermuthlich eine Chiffrefchrift dar, deren Auflosung irgendeinen wichtigen Anhaltspunk bringen mußte. Auf der anderen Seite stand mi Tinte folgendes: .... wirklich ent zückt von Ihrer Eigenart, sehne ich mich. Ihre persönliche Bekannt chas zu machen und hoffe, daß Sie mir nun bald Gelegenbelt geben weroen diese schriftliche Konversation münd. lich fortzusetzen. Es empfiehlt sich Ihnen ,n erzebener Verehrung Doktor Leo Specht." .Was ? Leo Specht? Doktor. da ist Ihre Unterschrift?" Der Polizeiraih hielt dem Kom missar das Schreiben hin. Der Kommissar glaubte seinen Au oen nickt trauen zu dürfen. Aber es war kein Zweifel möglich. DaS Vavler war einer seiner Brieie an den geheimnißvollen Domino, der ihn vor einer Stunde erst auf dieses HauS aufmerksam gemacht hatte. Was hatte jene vornehme Dame mit diesem Arbeiter zu thun? Wie kam einer ihrer Privatbriefe in die Tasche des Ermordeten? Der Kommissar zuckte mit den Achseln und sagte: .Ja. ich muß zugeben, es ist ein Theil eines Briefes, den ich dor vier Tagen abgeschickt habe. .An wen?" .An eine Dame, Herr Polizeirath, die ich heute abend gesprochen habe, aber von Angesicht zu Angesicht nicht kenne. Es ist mir unerklärlich, wie der Brief in die Tasche dieses Man nes kommt. Zur Orientirung bitte ich S. Herr Polizei7c.th, einen Au genblick mit mir auf den Gang zu kommen. Doktor Svecht erzählte dem Poli zeirath rasch, was sich auf der Redoute zugetragen, und schlon: .Nach der ganzen Art jener Frau kann ich nicht begreisen, wie sie mit diesem Manne, der zweifellos den un teren Vplksschichten angehört, in Ber- bindung gestanden fein kann. .Dafür wird sich wohl eine Erklä- rung finden. Festzuhalten sind zwei Momente. Erstens: Der Domino lenkte Ihre Aufmerksamkeit kluf die ses Haus mit einem Hinweis auf die Spionaqeaffare; zweitens 1 1 oer ge- futVwne Brief ein Beweis, daß Be Ziehungen zwischen den beiden Perfo nen bestanden haben. Tiefe An Haltspunkte werden sich für uns noch als sehr werthvoll erweisen, denn der Mann da drinnen schauen Sie sich ihn einmal genau an macht auf mich einen ganz merkwürdigen Eindruck. Und dann der elegante Herr, mit dem er gesehen wurde und der so spurlos verschwunden ist? Na, wir werden ja sehen. Wir sprechen noch darüber. Jetzt müssen wir hier fertig werden." - Der Polizeirath schickte nach dem Quartiergeber. Herr Muller, ein Tifchlermeister, trat ängstlich vor den Polizeirath. Sie. Herr Muller. als Sie ins Zimmer kamen, war'S da licht oder finster?" Finster, bitte, Herr kaiserlicher Rath. Aber die Lampen hat noch g'raucht." Wissen Sie das bestimmt?" Freilich. Man hat's ja g'rochen und ich hab' ganz deutlich den Docht in bißl glimmen g'sehen. Wie ich spater bxt Lampen anzund't hab' war der Cylinder noch warm." Seit wann hatte denn der Stre- binger bei Ihnen gewohnt?" .Da muh ich erst im Meldezettel nachschauen." Müller suchte den Zettel hervor. .Am 5. ist er eingezogen." .Wann war der Diebstahl bei Holmhorst?" fragte der , Polizeirath leise den Kommissar. Am 4. abends. Der Polizeirath nickte. Woher kam der Strebinger?" .Er war zugereist, hat er g'sagt .So . . . Bezüglich der Lampe er- innern Sie sich genau? Der Docht war also nicht heruntergeschraubt?" .Nein, bestimmt nicht: Es ist gut. Sie können gehen!" Müller verließ das Zimmer. .Daraus folgt, meine Herren." sag der Polizeiraih. .daß nach dem Morde noch jemand im Zimmer ge wesen sein muß." Es ist ausgefchlof- en. daß Adolf Strebinger vor seiner Ermordung die Lampe selbst ausze ucht hat.- Der Kops muß scharf beleuchtet gewesen sein, als von der Straße aus geschossen wurde. Je- ner Mann, der Zeuge des Mordes - i l . . . I maz, oai oie ampe ausgeoiaien. Vardon.". wandte der Cbek . 'des Vgenteninstituts Georg Schulz ein. ist es nicht möglich, daß der Luft, m beim Oeffnen bei Fenster feit Lampe ausgelöscht hat?" .Tann mußte er wohl auch sonstwo Unordnung angestiftet haben. Uebri gens glaube ich, daß der Fremde gu ten Grund hatte. Finsterniß zu der breiten, he er seinen Weg durch jenes Fenster nahm. Vielleicht war er in Komplice des Mördels. Auffällig ist jedenfalls, daß er aus dem Fen ster sprang, anstatt Lärm zu schlagen. Herr Doktor, bitte, verfolgen Sie die se Spur weiter. (5s handelt sich um einen eleganten blonden Herrn, mit Stadtvelz und Monokel, den der Wachmann Stolzengruber hier im Zimmer gesehen hat. Er muß Zeu ge deS Mordes gewesen sein und ent floh aller Wahrscheinlichkeit nach durch jenes Fenster. Tort wäre also die Spur aufzunehmen, j Doktor Specht untersuchte zunächst das Fenster. Er konnte nichts Auf fälliges entdecken. Tann öffnete er es und leuchtete hinab. Die Spu ren des Aufsprunges waren deutlich sichtbar. .Doktor Specht wink einen Deiek iv herb und begab sich in den Gar ttn. ' Vom Fenster liefen die Spuren di rNt zum anderen Ende des Gartens. Das Eangbild zeigte di charakter! stischen Merkmale eines Mannes im raschen Laufen. Sowohl das Wer hältniß des Balleneindrucks zur Tiefe des FersenbildeS, als auch die Schritt weite von 135 Centimetern bewiesen ganz deutlich, daß es dem Unbekann ten aan, wältig darum zu thun gewesen sein mußte, möglichst rasch auS dem Hause zu kommen. ' Doktor Specht schickte den Agenten zum Ouartiergeber mit dem Auf trage. Leim kochen zu lassen, da er inen Abguß des Fußbildes herstellen wollte. Inzwischen ging er nochmals lang sam die Strecke ab. All Spuren zeigten den Abdruck eines schmalen kleinen SchuheS mit dünnen Sohlen und niedrigen Absätzen. Der paßte ja zu dem Bilde, das der Wachmann Stolzengruber von dem eleganten blonden Fremden gegeben, den er im Gespräche mit Strebinger gesehen. Doktor Specht suchte nun die Stel l auf. an der der Flüchtling den Zaun überklettert hatte und prüfte das fchneebehangene Geäst sorgfältig. Endlich stieg er selbst hinüber und studirte auf dem schmalen Fußwege die Fortsetzung der Spuren. Sie ließen sich um das Haus her um bis zum Seitengäßchen verfolgen. Von dort liefen sie nicht rechts, der Grillhoferstraße zu. sondern ,n vie entgegengesetzte Richtung gegen die Slldinggaffe. die aus oenVur! mun- det. Ecke der Silbinggaffe befand sich ein kleiner Kaffeeschank. Das Lokal mußte nicht besonders gut besucht sein, denn an der Thür stand die Kell nerin und blickte gelangweilt auf die Straße hinaus. Als sie den Kommissar, die Laterne in der Hand, des Weges kommen sah. trat sie neugierig auf die Straße und sprach ihn an. Haben S was verloren! Freilich, sonst möcht' ich ja nicht suchen." .IS a Geld oder a Brief? Wann'S a Brief ist der Feuerbursch, der Franzl. hat' vorhin an g'funden. IS dielleicht der?" Doktor Specht gnsf nach dem os fenen Brief, dessen Adresse er sofort erkannte. Im Couvert stak die zweite Seite seines Briefes an den gebcrm nißvollen Domino, die Ergänzung des abgerissenen Theiles, den man bei dem Ermordeten gefunden hatte. .?la. der Brief gehört mir. Da haben S' ein kleines Trinkgeld!" Er gab dem Madchen einen GUloen und fragte dann: Kann ich den Franzl sprechend ?!a. freili. kommen S' nur eina!" Das Mädchen. , froh, einen so frei gebigen Gast gewonnen zu haben, stieß die Thür des Lokals auf. Schwere, dicke, rauchig Lust schlug dem Kommissar entgegen. Ein paar verdächtige Gestalten saßen in der Ecke um einen Tisch her um und blickten scheu auf. als Doktor Specht eintrat. Die übrigen Tische waren unbesetzt. Heut hast aber lauter seine Gast , grölte in tiefem Baß ewr derSchwer betrunkenen dem Wirth zu. War ten Sö vielleicht auch auf so an Otermobil?" Der Kommissär stutzte. Halt's Maul!" schrie der Wirth. Was red'st denn für blöde Sachen daher in Dein' Schwammer." , Der Besoffene fuhr wuthend aus, indem er ein Glas erhob: .Wer hat en Schwammer? Viel eicht Du verstanden? I net. I waß, mit wem i red. Der Herr is a kaner von der Polizei. Sei stad, Poldl, mengte sich m anderer ins Gespräch. Doktor Specht ging in den Hinter gründ der Schenke und bestellte eine Kleinigkeit, währenddessen daS Mäd chen den Franzl herbeiholte. Wann haben Sie den Brief gefun den?" fragte er. Um a neun war's. I bin grad ins G'schäst ngen. In der Sil binggassen !i er g'legen." - (Fortsetzung folgt.) Lehrer: .Weiß einer von euch, was Seetang ist? He, Frh!" Fritz: .Am 2. September ist Seda gle Manovernessel. Von K. v. Linz. Hauptmann Giesebrecht nahm de Quartiermacher der zweiten Kom panie des 37. Pionierregiments ein wenig in den Schatten einer Pappel und redete auf ihn ein: ,'iiien isie. nach Schützenhoff möchte ich diesmal nicht gern ins Quartier. Deichseln Sie daS mal..." Der junge Unteroffizier verlor leine stramme Haltung keinen Au genblick. Aber in seinem offenen Gesicht stritten Staunen und Verle genheit miteinander. .Fzerr iiauvtmann bättcn's da aber aroßartia. Die Küche ist be rühmt... Sonst käme nur noch daS kleine Waldhau in Frage. Wollen Herr Hauptmann das? Ich habe mal vor fünf Jahren da gelegen.. Die .tote Krähe" fließt h.irt vorbei.' Ter Hauptmann hielt sich erschüt tert das Riechoraan zu. .Nee. wissen Sie... dann doch noch lieber Schllkenboff. Ten Ge stank von dem elenden Gewässer hält ,a kein vernünftiger Mensch aus. So kam also der Haupt- mann Giesebrecht doch wieder zu dem Oekonomierat Tautwitz ins Quar tier. Ter alte Herr freute sich offen sicktlick des Wiedersehens. .Vor drei Jahren hatte ich schon mal die Ehre", sagte er gutgelaunt. .Damals waren Sie aber noch jber. .. und hatten irgend etwa mit meiner kleinen kratzbürstigen Tilde vor. waS ich doch richtig bis auf den heutigen Tag nicht heraus gebracht habe." Geht eS dem gnädigen Fräulein gut?" fragte der Hauptmann ablcn kend. Sie ist ein bißchen stachlig und scheu geblieben. Die Mutter fehlt ihr. wissen Sie. . Der Hauptmann seufzte, ohne ein: passende Antwort zu finden. Und der Oekonomierat fuhr fort: Kaum zu glauben, was sie hier in der Ge gend für einen Spitznamen hat." " Giesebrecht tat. als studiere er mit großem Eifer die schiefbeinigcn Ja ger und langgereckten Hunde auf der schadhaften Tapete des Herrenzim mers. .Für junge Damen ist sehr leicht irgend ein Schmeichelname gcfu.i den", meinte er dann hastig. .Da irren Sie sich gewaltig, be ster Hauptmann", lachte jetzt Herr Tautwitz... .Irgend ein Schand maul hat sie die .Manövernessel" ge heißen, weil sie sich zu diesen Zeiten nicht gerade von "ihrer liebenswllr digstcn Seite zeigte." Ueber daS frische Gesicht des HauptmannS fuhr das Rot der Verlegenheit. Sollte er die Gelegenheit beim Schöpf er greifen und reuig erklären, daß er ihr im Kreise der Kameraden die sen Namen gegeben, weil ihm da mal vor drei Jahren das kleine Malheur mit ihr passierte. . . Nee. . . so dumm war er denn doch nicht! Aber blitzschnell zog das G'fcheh nis noch einmal an ihm vorbei. Seine Kompanie war zwei Stunden früher nach Schützenhoff eingerückt, wie eigentlich berechnet war. Der unerträglichen Hitze halber war ein Abkürzungsweg genommen worden. E'. war vor dem Park stehen geblie ben und hatte ihn durchquert, weil ihn der Schatten der Rüstern und Edeltannen lockte. Dabei geriet er auch in den Obstgarten, blieb unter einem reich gesegneten Pflaumen bäum stehen und weidete sich an dem Anblick eines kaum den Kinderschu hen entwachsenen Mädchens, das m:t nackten Fußen, kurzem roten Rock und schlichtem Kopftuch die runden, appetitlichen Früchte einsammelte. Er meinte, noch nie zuvor so etwas Liebliches und Taufrisches wie die kleine Hofdirn gesehen zu haben Die zarten Wangen lachten ihm wie Pfirsiche entgegen... und Pfirsiche waren nun einmal von zeher seine Lleblmgsfpeise gewesen. ...Sie sollte ihm aber diesmal herzlich schlecht bekommen! Wie eine Wildkatze war ihm die Kleine ins Gesicht gesprungen. . '. und drei Stunden spater wußte er es, daß ihm nicht etwa eine der klei nen übertrieben sittsamen Gutsarbei terinnen alle Naschhaftigkeit ausge trieben. .. sondern des alten Taut witz einziges Töchterlein, das ihn während des notwendigen Beisam menseins einfach übersah. Die beiden Tage in ihres VaterS Hause waren ihm damals furchtbar peinlich gewesen. Er versuchte mit allen Mitteln ihre Verzeihung zu er langen. Allein. . . sie würdigte ihn keines Wortes und Blickes. So war er denn, ohne ihre Ver zeihung zu erlangen. geschie den . . . und hatte gemeint, den kleinen Vorfall sehr schnei wieder zu vergessen. Seltsamerweise aber war ihm das bisher nicht gelungen. Von den jungen Dächsen hörte er zuwei len, daß sie spröde und unnahbar wie eine KaiserinWitwe sei und dabei doch das reizendste Geschöpf chen. das es überhaupt geben könne. Das mußte er ihr bestätigen, als er ihr jetzt beim Mittagsmahl gegen! udersaß. Sie erschien ihm nech viel sköner wie einst. z Mt keiner Miene verriet sie das Erinnern an die un angenehmen Ereignisse' der Bergan- genheit. Nur als es der Zufall wollte, daß sie beide einen Augenblick aukin m dem hohen viaai zurua blieben, wechselte sie aus auend v Farbe. . . Hauptmann Giesebrech wollte die günstigen Nugenblicke au nützen und begann sofort ziemlich überstürzt: .Gnädige Fräulein, ich bitte edt nochmal aufrichtig zer knirscht um Perdon... E lastet wirklich auf mir... Wollen Sie mir vergeben." .Nur ein Wort" bettelte er. ein kleines Zeichen, au dem ich mir meinetwegen allem die Antmor zurechtmachen kann. Diesmal gehe ich nicht wieder ohne da fort. Aber vorläufig , mußte er e doch tun! Ter Oekonomierat kam nämlich mit dem Tabak herem, schob seinen Arm unter den de Hauptmann und sagte im Vorwärtsgehen: .Also Sie werden morgen nacht eine Brücke über die tote Krähe schlagen, .damit die blutrünstige Sudparte, die sorg lcse Nordpartei meuchlings überfal len uns niedermetzeln kann. Hauptmann Giesebrecht vergaß vor Staunen über diese Wissenschaft den Mund zu schließen. .Woher in aller Welt wissen Sie daö, verehrter Herr Oekonomierat? .Eiqentl'ch ist da wieder eine Art Geheimnis, aber na. Sie wer den a wohl nichts ausplaudern. Er zllenz. Ihr Leitender, ist ein Duz freund von mir. . . Gestern beim Sekt ist er so'n bißchen redselig ge Wesen... .Ja, morgen abend zehn Uhr wird begonnen , sagte der Haupt mann. .Schade, daß ich bis spät abends aus der Viehausstellunq ,n Tiersche bad zu tun habe. Sonst hatte lch Ihnen sicher was abgesehen. .In Augenschein nehmen können Sie unser Wunderwerk trotzdem Vor sechs Uhr am nächsten Morgen wird es nicht abgerissen... DaS versprach der alte Tautwitz denn auch mit dem größten Interesse, Aber es sollte anders kommen. Hauptmann Giesebrecht war be- reits um neun ,Uhr an besagtem Abend mit den Mannschaften zur Stelle. Nur die Wagen mit dem gesamten Material erwiesen sich als unpünktlich. Als um elf Uhr indes noch immer keine Spur von ihnen zu sehen war, geriet er ,n Schweiß. Wie ein Po lizklhund lies er hin und her, bellte alles an. was ihm in den Weg kam. Mitternacht war nahe. Die Ver, zweiflung stieg zur Wut. Wenn m spätestens dreißig 2Ja nuten nicht alles , zur Stelle war. konnte der Bau nicht mehr ousge führt werden. Die Brücke mußte ja gerade unter dem Schutz der mond- schemlosen Na ', gezimmert sein, Die letzte halbe Stunde verstrich, ohne daß . sich irgend etwas Bemer kenswertes ereignet hatte. Da sagte der Hauptmann Giese brecht zu dem ältesten Leutnant sei- ner Kompanie: .Laufen Sie doch mal nach Schützenhoff ruber. Viel leicht sind die verd Kerl da. . ." Aber auch hier war ihre Spur nicht zu finden! Nur die großen treuen Hunde auf dem Gutshos schlugen so laut an. daß Tilde Tautwitz endlich aus dem Oberstock ihr Fenfterlcin öffnete und herunterrief: .Was gibt's denn da? So erfuhr auch sie von dem Un- gmck. Zehn Minuten später stand sie an- gekleidet mit einem sehr entschlösse nen Gesicht vor dem Leutnant und redete eifrig auf ihn ein. Der nickte ein paarmal mit dem Kopfe und sagte voller Bewunderung :,Wahr haftig, gnädiges Fräulein, eS ist das einzige, was unL zu tun übrig bleibt... ... Die blutrünstige Südpariei kernte nun doch die sorglose Nord Partei meuchlings niedermachen, ob- schon die Wagen mit Seilen. Pfah len, Balken, Rampen usw. anstatt an der toten Krähe" an einem anderen naheliegendei minder übelriechenden Flüßchen, .die roten Rehe" benannt, h:enen. .. Tilde Tautwitz hatte nämlich ln aLer Eile vorgeschlagen, an Stelle der zur Unmöglichkeit gewordenen drucke., sämtliche dörflichen und gut- bczirkllchcn Feuerleitern und Back tröge für einen Uebergang über die schmale .tote Krähe zu benutzen... Exzellenz waren von der Geistes- gegenwart seines Häuptlings so be friedigt, daß er über das sonderbare Mißverständnis sogar lachen konnte . . . und bei den Kameraden galt Giesebrecht für einen zweiten Da rius. Mit dem Gesicht -eines Siegers pflegte er in der Öffentlichkeit dar über zu quittieren. . . nur im inti men Kreise sagte er später zuweilen, wenn die Rede darauf kam: .Ach. wissen Sie. wäre damals die liebe. kleme Manovernessel nicht gewesen, müßte ich längst mit dem Zylinder an der toten Krähe spazieren gehen." uns wenn darauf ein Widerspruch laut werden wollte,, stand er auf und rief zuweilen in das Nebenzimmer hinein .:TiIde, komm doch mal ein wenig her und erzähle uns die Ge schichte..." Und Frau Tilde Giesebrecht gebo-ren- Tautwitz tat ihm dann auch regelmäßig : mit leisem Stolz den Gefallen. - ii. - " ' M,mm-mmm j ' ' ' " I w-f'JV jj II ' v ' ' v II 1 Vy 1 $ . ; rr'( ' VV I ' V''"' X. J i ""&&vr- - : l v V x-'x y r ... : Py ! j--'' 1 1 . ' 1 I I h I ? 1 j :i I wiincui ,, i'r,,ni nnmrmn "4 y. '4 jin.üPi.ni in iimini'""! hihi innii.i n nnjiim ,11, ;i nir ' im mmrt tmty (sine Svmvbinie in fümon und ffDkii, i r " .' n" ' "1 Kostüm ans schwarz und wkirm Ratine chivancndaimcn getragen, die sehr gut Ivcmcm Broadclotb und schwarzem Tamt eine der örtrenie in Tam"-,Nronen, die Saiittk.ilten, aus rrnew die Krone beitclit, rdcckcn beinahe den TchmanendaunenBesatz deö NandcS, Ter separate Kragen !urn schwarzem Tamt iit mit Iveikcm Tatin gefüttert und mit chwanendauiien cbgcnäht. Tcr Envclope"-V!iift aus barmoiiiercndcm Material enthält eine ( 5kt,.. ;;:...... ...: i. .uiiiyt ui ..uiu;i umij, i'iuciuuiiiii';iiM 2a$ erste große Manöver. Ter erste Krieg im Frieden vor über 200 Jahren. In diesen Tagen der großen Ma- nover ist eine Erinnerung an den Ursprung dieser Einrichtung, ohne die wir uns ein modernes Heer kaum denken können, von besonderem In- esse. Im Jahre 1698 faßte man. wie der Saulois erzählt, in Frank reich den Beschluß, um die militari- che Erziehung des zungen Herzogs von Bourgogne zu vervollständigen, einen Krieg im Frieden zu führen und ein Bild der Belagerung von Compigne darzustellen. Eine Ar mee von 60.000 Mann, Infanterie und Kavallerie, wurde unter dem Oberbefehl des MarschaNs de Bouff- ers aufgestellt. Das Lager wurde auf dem Hügel aufgeschlagen, der die Stadt Compigne beherrscht. Die Truppen waren in zwei Tressen in Schlachtordnung aufgestellt. . Auf, beiden Flügeln in der ersten Reihe hielt die Kavallerie, im Zentrum die Infanterie. Auf dem rechten Flögel befand sich die Reserve und auf bei den Flügeln Läden und Kantinen. Im Hintertreffen stand die Artillerte; bei hr war daS Quartier des Königs. Da in jener Zeit die Einrichtung der Militärattache's noch unbekannt war, wurden die Gesandten eingela den, die sich natürlich beeilten, dem Schauspiel beizuwohnen, das als glänzend, blendend und zugleich er- chreckend geschildert wurde. Die Truppen führten eine Reihe militari- eher Operationen und Bewegungen auS. die Ludwig XIV. geradezu be geisterten. Auch Mme. de Mainte non wohnte in einer Sänfte dem Manöver bei. Der Manöverplan war die Belagerung von Compigne. daS von M. de Crinan verteidigt wurde. Nach der Belagerung nahm der König die Revue über alle Trup pen ab. Er war so entzückt von dem großartigen militärischen Schauspiel und dem glanzenden Verlauf des Manövers, daß er jedem Hauptmann ein Geschenk von 600 Livres und dem Marschall de Bouffler da hübsche Sümmchen von 10.000 LivreS bewil- :gte. Zur Altertumsforschung. Die Grabuna des MinisierreNden- . D. ftrbrn. Mar v. Ovvenbeim auf dem Tell Halaf in Zentral Me sopotamien bat auch in der iünasten Zeit wieder bedeutende neue Ergebnisse gebracht. Bor allem ist eine große Toranlage herausgekommen, die zu der äunern Burgmauer aekiörte und durch die man aus dem Innern der -taöt zu den aus dem Burghugel befindlichen Gebäulichkeiten gelangte. In fast gerader Linie ging durch die feS äußere Tor eine breite Strake auf den fchon früher freigelegten het titifchen Königpalast zu und führte durch daS von den gewaltigen iteinblöcken mit den Skorvion- menschen flankierte Nalastek auf einer aufsteigenden Rampe in das Innere des Cschiosses. An dieses au ßere Tor schlon sick ein gleichfalls in der Zeit herausgegraieneS gewaltige LeZmzieaelmassiv 'an. das bock oben em Backsteinvflaster trua. Dieses ae hörte aller Voraussicht nach zu einem cvi..ir .i. -:.:. ... uwifjiuau giciut tiit t V ri n-n r i.- ttfifi. Mit dein M&en tänciberaemaMet werden sch!uarr nmt uiid wciiu mit ben RcvcrS und Manschetten au am packet darmoniercn. Tt JÖnf int uili i?L'Ul'luunmiIC. Aufnahme von Göttersymbolen wur' den noch am Platze gefunden. Am Fuße des Lehmziegelmassivs . wurde eine große, wahrscheinlich fürstliche . Gruftanlage aufgedeckt. Inzwischen hat Frhr. v. Oppenheim wahrend des Frühlings dieses Jahres mit einem Teil, seiner Her n von Tell , Halaf aus eine Forschungsreise in die mei scpotamische Wüstensteppe weit nach dem Süden und Südosten ausgeführt um die noch gänzlich unbekannten wei tcrn Umgebungen der in dem Tell be--grabenen alten hetiitischen Residenz zu; untersuchen. Die Reise war sehr be' schwerlich. Sie ging durch ganz was" serarmes Land, das nur von Bedui-' nenraubzllgen durchschnitten wird.' Fast 14 Tage lang kam die Erpedi- tion zu keiner wenn auch nur zeltmä-! ßigen Niederlassung.' Zunächst wurdet das Dschebl Abd el Asis Gebirge, das sich jm Süden des Tell Halaf don Westen nach Osten hinzieht und das Frhr. v. Oppenheim als erster Europäer im Jahre 1899 betreten hatte, genau durchforscht. Dann wur-. bc die im Süden des Dschebl Add el' Asis bis zum Euphrat belegen Ebenem im Zickzack auf alte Ruinenplätze wi" tcrsucht und schließlich der Chabur überschritten, worauf sich die Ezpedi tion zu dem Dschebl Sindschar wand-,' tc. Unterwegs wurden nicht nur eine große Anzahl unbekannter RuinenhiiV gel aus zweifellos hettitischer Zeit sondern auch mehrere römische La' gerplätze und einzelne zum Teil noch,' vortrefflich erhaltene mittelalterliche arabische Burgen festgestellt. Jetzt ist diese , ganze Gegend unbewohnt und ' unbebaut. Jm Dschebl ; Sindschar hatt Frhr. v. Oppenheim Gelegenheit, mit den dort hausenden Jesiden, den sogenannten Teufelsanbetern, welche neben dem guten noch das böse Prin zig als Gottheit verehren, in Verkehr zu treten und manches Neue über ihre Religion und Sitten zu erfahren. Darauf wurde die Reise über Mosul nach Kal'at Scherkat - Assur fortge setzt, wo die Expedition mehrere Tage, die Ausgrabungen der Deutschen Ori- ' ent Gesellschaft studierte. Alsdann ging es zu der, in der mefopotamischen Steppe gelegenen Ruinenstadt Hatra aus der parthischen Kulturepoche und dann auf das linke Tigrisufer, um die andern assyrischen Königspaläste zu besuchen: Nimrud, Balawat, Kujund jük (Ninivi) usw. Die Rückreife wurde von Mosul aus durch die Wllstensteppe nach Ne--sibin und über die gewaltige römi sche Grenzfeste Dara sowie den Tell Helif nach dem Tell Halaf ausge führt. Der Tell Helif ist bekanntlich der Endpunkt der westlichen mesopo- . tamischen Teilstrecke der Bagdadbahn, für die vor einigen Jahren bereits die Konzession don der türkischen Re- gierung erteilt wurde. Er ist nur ein' ganz kleiner Ruinenhügel und hat mit dem Tell Halaf. auf dem die osten don leßterm. Frhr. v. Oppen, heim stattfinden, nichts zu tun. Er liegt etwa drei Tagereisen im Nord osten von letzterm. Fehr. v. Oppen heim hat auf seiner letzten Reise ir Ergänzung seiner früheren Expeditio, nen, 'die sämtlichen größeren Ruinenr Plätze aus hettitischer und assyrische, mien befinden, festgestellt und aufge sucht. lf