Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 16, 1912, Image 3
, ZhMt Cmifi TrtSise. Mittwoch, be 10. Cfiti&er 1912. i i ) r ( ) ' s. d m 01 i i 0 . ) V 'i n El purilflnper Kide. S3n 3 11 (7. Fortsetzung.) '.O. gar nicht", gab die Gefragte ganz gelassen zur Antwort. Ich nehm die Mädchen einfach, wie sie sind." Ich entsinne mich, daß die schlichte Weisheit dieser Antwort mir gleich damals einen tiefen Eindruck mach te. Möglicherweise wäre tt am klügsten gewesen, wenn Paula und Norwood sich gegenseitig .einfach' genommen hatten, aber die Einfalt iekört in Amerika zu den seltensten Zflanzen. Seltsam war die Tat ache. dah seine Briefe ihr immer mehr sagten, all seine Worte, und dah sie die wenigen, die sie besaß, wie einen Schatz verwahrte und gerne wieder durchlaS. Er hatte sich jetzt ein Bureau m der Stadt eingerichtet, ging deS Mor genS dorthin und kam Abend zu Tisch nach Hause., ! Seine Abwesen .heit dauerte immer länger und sein junge Weib war viel allein. Eine Tage ereignet sich ein un bedeutender Borfall, ver aber bei Norwood einen peinlichen Nachge fchmack zurückließ, und dessen Eindruck er nie ganz zu verwischen vermochte. Die Wunden, die unsrer Eitelkeit ge schlagen werden, vernarben langsamer, 7 .riknswunden. AIS er einmal abends das Garlenior cjjncie, qm "----- , . t2J. i i IX Vvpil JJCl unuiin sumy, vtv i.it . v mv.am vrnn 'Knm " . r -11 .,J 4VrUin Vrt Itftl I0a anuiiiuii g,vt,,. " BüfKen hervorleuchtete, zurufen: .Gott' sieh mir bei! Weshalb kriechst du denn mit dem stopf im Boden und dem Schwanz in der Lust im Dickicht hemm?" . r .. .Ich inen Strauß mach für Frau Kin Paul." rief Noxy zurück. ES muß zugegeben werden, datz da Anhängsel eineS Schwanzes sur RozyS besondere Art von Schönheit zur richtigen Vervollständigung ge dient haben würde. .So. dabei will ich Ihnen helfen, sagte Norwood. Die Dienerfchaft dS HaufeS war durch verschiedene weiße Mitglieder ergänzt worden, neue Pferde standen im Stall und in Brougham. sowie ein Kutfchierwagen in der Remise, aber Sophie und Roxy hatte man bei behalten, ebenso, natürlich, Honora. die .schon Paulas Mutter auf den Armen getragen hatte und nicht mt fNn Ynrrhen konnte. ' Norwood " nahm ' der erhitzten . Schwarzen den Strauß aus der Hand. , fügte ein paar Blumen, die r selbst abgepflückt hatte, hinzu und ging Paula aufzusuchen, die. wie die Dienstboten ihm gesagten hatten, im Garten war. Er fand sie bei ihren Rosenbäumchen. die sie sorgfältig auf band; sie liebte eS immer noch, ihre Blumen selbst zu versorgen. Gyp sahauf'den Hinterbeinen neben ihr. hielt daS eine Ohr steif in die Höh und ließ daS andere herunterhängen und beobachtete ihr Tun mit Span jnrng. Sie stand mit dem Rücken gegen Norwood, und sein Herz ström te von einer urgewohnten Wärme Lber. als er sich aus den Zehen an sie heranschlich, rasch den Arm um sie schlang, ihre Gestalt drehte und ihr Mund und Augen mit Küssen zu be decken begann. Er drückte sie mit , leidenschaftlicher, fast wilder Zärtlich. leit fest an sich, und sie war im er fyen Augenblick so überrascht, daß sie ( willenlos geschehen ließ, gleich da, rauf aber sing sie an, sich seiner Um armung zu erwehren. Je heftiger sie sich zu befreien strebte, desto fester preßte er sie an sich, bis sie plötzlich mit dem Fuß stampfte, die Faust ballte und ihn vor dih, Brust stieß. .Laß mich!" rief sie. .Ich er Irag' daS nicht!" Sofort gab r sie frei, und sie stand ihm zitternd, mit glühenden Wangen gegenüber. .Ich bitte um Verzeihung," sagte t kalt und über die Maßen verletzt. Paula hatte diese plötzliche, uner klarliche Aufwallung seiner Liebe war es denn Liebe? als beleidi gmd empfunden. Hätte sie selbst diese durch einen Blick, ein Wort her auSgefordert gehabt, oder hatte er I VllllU llltfc A. vV'' "ö - 'tv i.. ... ..,,!' Z.'.. r.... durch eine zarte ledko,ung oarum Vseworven. acy w roung, ric bin wiirdk sie sieb an seine Brust ae schmiegt haben! Aber Überfallen zu werden und in einem Augenblick, wo ihre Sinne schliefen, in eine körperli che Nahe gezwungen zu werden die jede magnetische Wirkung aufhebt, mit Küssen verzehrt zu werden, die ibr wild und roh erschienen. daS er füllte sie plötzlich mit Widerwillen und veranlaßte sie zu zorniger Auf lehnung gegen den Mann, der als Recht forderte, was er als Gunst hätte ersehnen sollen. , '. Narnvo?, war einfadb ein Tor. der ' die Frauen so gut wie nicht kannte. Er batte sie in einer von jenen Stim- jV mungen gesunden, wo man ein Weib VI entweder fl slb!l Lberlassen. oder durch Schmeicheln und Bitten zur Zärtlichkeit stimmen muß. und oaS nicht zu verstehen, war Torheit. Wie l Männer haben diesen Irrtum schon kegongen, und den untrüglichen In stinkt, den eine große Liebe verliiht, besä es nicht,, denn im Grund, liedte er sie nicht mit flllea Fasnu seineZ BlrfLilOttiWSiejJ-iCais isfegjjaT 1 rn. i AZ,,V, Herzenl. DaS junge Geschöpf emp fand diesen Mangel dunkel und ohne sich dessen recht bewußt zu sein, und sie grübelte darüber. Er halte we der sie noch eine andere je geliebt, und die Liebe sollte ihm erst vcn einem rauhen Lehrmeister beigebracht werden. Geheiratet hatte er sie. weil ste interessant, romantisch und sehr begabt war und er eS sich köstlich ge dacht hatte, ihr daS Leben mit all seinen nie gekosteten Erfahrungen zu erschließen: dieser Werdeprozeß kam ihm aber jetzt ein wenig sarbloS vor. Bei diesem besonderen Anlaß würde eS verzeihlich, ja sogar rätlich gewe sen sein, wenn Paula ein wemg Komödie gespielt hätte, denn niemano läßt sich gern zurückstoßen, am we nigsten m einer Aufwallung deS fühlS. Wäre sie älter und krieg, kundiger gewesen, hätte sie daS Ber langen gehabt, ihren Gatten zu fe sein und Ine Liebe zu erringen, die noch nicht voll ihr eigen, aber bei Besitzen wert war. so würde sie fein Entgegenkommen ander aufgenom men haben. Ein wenig Gefüh'S Heuchelei wär klug gewesen, und in der Liebe ist ein derartiger Betrug verzeihlich, ober die erste Jugend wird in ihrer Aufrichtigkeit leicht schwer, fällig, si geht auf keine Bedingun gen ein und gewährt keine, und er reicht dadurch selten ihr Ziel, falls sie ein solche überhaupt hat. Paula war unruhig in ihrem Ee müt; sie wußte nicht, wonach sie sich hnte. oder glaubte eS nicht zu wif en, waS auf eins herauskommt. Sie wäre gern angebetet worden jede? junge Weib wünscht tc.'i, aber waS war ihr dieser sreche, leidenschaftliche Ueberfall im Garten was bedeu tete er denn? Leider wartete Paula an diesem Abend, bis ihr Mann den oberen Absatz der Treppe erreicht hat te, um ihm dann die Tür vor der Nase zuzuschlagen und mit Geräusch den Riegel vorzuschieben. Bei Tijch hatte er mit großer Männlichkeit, so dachte er wenigstens, ihr schüchternen Versuche zu einer Annäherung und Versöhnung übersehen sie sollte eine Lehre erhalten, und vielleicht war dies gerade ihre Rache. Nun wird das Zuschlagen einer Türe und daS Klirren eines Riegels einem Mann von Zartgefühl und Vernunft viel leicht lieber fein, als das Märtyrer tum einer widerwillig ertragenen Zärtlichkeit, aber eS kommt bei allen Dingen sehr viel darauf an, wie sie getan werden. Eine Türe kann nek lisch, kokett berückend geschlossen wer den. oder rauh, hart, unversöhnlich, und Paula hatt sich heute abend der letzteren Art bedient. Natürlich verrauchte der kleine Zwist, solch Dinge verrauchen und verwischen sich ja naturgemäß, aber bei beiden hinterließ er einen bitteren Nachgeschmack, und Norwood verhielt sich jetzt noch' zurückhaltender als bis her. Er suchte nicht seines jungen WeibS Vertrauen zu gewinnen, denn er war. wie gesagt, ein Tor. Man zeiht gerne Verliebte der Heuche!ei, aber tatsächlich ist eS meist erst die Ehe, die Verstellung hervorruft. Zwei scheue, stolze Naturen finden, wenn sie in ihrem Netz zappeln, häufig tei nen andern Ausweg, und die Frau, die in der Regel der unerfahrenere, schüchternere und empfindlichere Teil ist. fängt zuerst an, dieje unheilvoll Weisheit zu begreifen. Es ist so leicht, nein so entzückend, dem Lieb haber ein Schnippchen zu schlagen, aber einem Gatten! Er, dem man m der nächsten Stunde schon wieder be gegnen muß und zwar auS Rücksicht auf den lieben Nebenmenfchen, die Dienstboten, mit lächelnder Miene! Dieses fortwährende Beisammensein, dem zu entrinnen so schwer ist, muß man beim Eintritt in die Ehe gewär tigen die Hukunst bringt vielleicht größere Freiheit, die aber mit Schmer zen erkauft sein wird. ' In feinem Beruf, da war Norwood jedoch keineswegs ein Tor. Fall um Fall strömte ihm zu, und er war früh und spät im Gerichtsgebäude. Mit unter mußte er Hals über Kops nach Washington. Albany oder dem Westen reisen. Die große Welt wurde auf den glänzenden jungen RechtSqclehr ten aufmerksam, man fing an, sich mit ihm zu beschäftigen, ihn zu verberr lichtn und daS Lob seiner Begabung zu singen. , .Er Hai Paul SorchanS einzige Tochter zur Frau", hieß S dann. .Sie wohnen auf dem Lande, das heißt, nein, nicht eigentlich aus dem Lande, sondern irgendwo vor der Stadt, gerade da, wo eS am unbe quemflcn ist, mit ihnen zu verkehren." Manchmal gingen sie in die Stadt und speisten bei zurückgezogen leben den Freunden, hie und da auch inS Theater, aber Paula hatte das L ben in der Gesellschaft nie kennen ge lernt und trug kein Verlangen da nach, im Gegenteil, eS schreckt sie ab, und Norwood stimmte darin .mit ihr iibereln. Obwohl er viel in Gesell schaft verkehrt hatte, war er nie ein Gesellschaftsmensch gewesen, wenig ftenS machte' sich aus Bällen und Empfangslagen gar ' nichts. ' Die Frau ist eS immer, die das gesellig , i i ,.-in -i-r in-1 -ii " Rad treibt, und In der rsten Zeit einer Ehe wird ste unfehlbar den Takt angeben. Cpätelhin entdeckt .der Mann zuweilen, daß die Bande der Häuslichkeit eng und kleinlich gewvr den sind und ihn einschnüren, tt ist diese Friedenlltmpel müde und sagt sich davon lo entweder sieht er dann die Frau mit sich in den Wir bel. orxr stürzt stch allein hinein und läßt sie dahinten. Vorderhand hatten Norwood und Paula noch keine getrennten Jiiteres sen. Sie hatte zu wenig Menscben und zu wenig von der Welt gesehen, um eine sogenannte liebenswürdig Frau zu sein, auch waren ihre &:bon ken oft zu stürmischer Art, um leicht zum Ausdruck zu kommen, allein sie war immer eine verständnisvolle Ge fährtin. die ihre Manne? Bedeutung zu schätzen wußte. Darum wäre es auch irrig, anzunehmen, sie seien in jener Zeit schon tatsachlick, unglilck lich gewesen nein, nicht im gering sten. Diese Bestimmungen uno Ent fremdungen waren nur flüchtig bor überhuschcnde Wolken, wie sie deS Abends vom Fluß aufstiegen und für Augenblicke die Glut der Sonne trüb ten. Diesen Wolken sah Paula gerne zu und beobachiele, wie sie sich in weiter Ferne, da wo Wasser, Berge undHim mel zusammenflössen, in leichten Dunst auflösten. Sie pflegte oft lange dem lustigen Spiel zuzusehen und sich zu fragen. waS wohl jenseits dieser Verge und ihre? Horizonts liegen möge. Sie mi'ßte Norwood danach fragen, und dann wollten sie einmal ein Boot nehmen, über den Fluß setzen, an dem verzauberten jen stitigen Ufer landen und miteinander eine Entdeckungsreise in dies ferne, traumhafte Gestzde antreten. Sechste? Kapitel. Sie waren jetzt etwa drei Jahre verheiratet. Eine TageS betrat er früh am Nachmittag freudig erregt von einem glänzenden rednerischen Erfolg, den er am Morgen davonge tragen hatte, sein Bureau. Er hatte einen wichtigen Prozeß gewonnen und den warmen Beifall seiner Bewunde rer und Neider errungen, der erste Anwalt der Stadt war quer durch den Sitzungssaal auf ihn zugeschrit ten und hatte ihm mit herzlichen Glückwünschen die Hand geschüttüt. Norwood dachte an seine Frau, die so warmen Anteil an seiner Berufs arbeit nahm, und freute sich im vor aus auf ihre Genugtuung. Aus seinem Pult fand er unier andern Schriftstücken einen Brief von einem Freund im Westen, der seit Jahr und Tag nichts hatte von sich hören lassen. Der Inhalt lautete: .Ich schicke Dir eine Klientin zu, di Dich aufsuchen will, um ihr Be jitztum zu retten, worüber sich ein Rechtsstreit entsponnen hat. Du er innerst Dich vielleicht, daß ich Dir von Rodney, dem besten Kameraden in ganz Kalifornien, erzählt habe, r ein allgemein bekannter Mann war. Nun denn, Rodney und seine Frau sind vor etwa einem Jahr innerhalb achtzehn Monaten beide gestorben, und ihre Kinder, ein Sohn und eine Toch rer, liegen sich wegen der Hinterlas sescbaft in den Haaren. Beide ha ben Unglück in der Ehe gehabt. .Sam war ein ganz anständiger Kerl, bis ihm eine Abenteuerin in die Hände fiel, die ihn zu Grunde gerichtet hat. Frau Brentworth hat einen Taugenichts dieses Namens geheiratet, der sich als Trunkenbold entpuppte und iyr ein Jahr lang das Leben zur Hölle gemacht hat. Dann nahm Rodney seine Tochter wieder zu sich und bezahlte dem Gatten un ter der Bedingung, daß er die junge Frau unbehelligt lasse, eine runoe Summe. Unglücklicherweise hat er aber Sam zu seinem Testamentsvoll strecke? gemacht, und diesen ritt der Teufel sich mit seiner Schwester zu überwerfen. Ich hab ihr geraten, selbst nach dem Rechten zu sehen und ihre Interessen zu wahren. Sam ist in jeder Beziehung heruntergekommen und wird alles dran setzen, die Schwester um ihr Eigentum zu be trügen. Ein großer Teil des Ber mögens besteht in Liegenschaften in Eurer Stadt, die Rodney einst als Zahlung einer Ehrenschuld überneh mcn mußte. .Nimm Dich ein wenig deS Frau chens an. Es ist ein sllßeS Geschöpf gerade wie ihre Mutter. Solan! Conch, eine gefeierte Schönheit aus dem französischen Louisiana. .Ich habe Frau Brentworth gesagt, wenn sie mit Feuer und Blitz drein fahren wolle, so tue sie am besten. Zeus anzurufen, und deshalb geht sie geradeswegs zu Dir. .In Treuen, mein lieber Alter, Dein Georg Element." In einer Nachschrift waren der Tag von Frau Brentworths Ankunft und der Gasthof. wo sie absteigen wo'lte, angegeben, und der Freund bat Norwood, sie sofort dort aufzu suchen. Dieser Tag war bereits ver strichen; di ,Dame mußte also schon hier sein, und Norwood entschloß sich, ihr aus dm Heimweg einen Beuch zu ma.-licn der doch wenigstens in, Karte sür sie abzugeben. ES war ihm lästig, aber schicklicherweise durf te er die Erfüllung dieser Pflicht nicht aufschieben. ' " 1 1 ' Wh.' (Foltsetzung folgt.) Lesesrkchtt. Cfl hat ein blinder usall dich b. toi)rt, Wkiitt du gestrauchelt, trnlz du nicht iß fallen; T,m Zufal dankst du. dah du ftei und lti)t Mi liJlüi m,S euren rann t lureuf ist ben wallen. Ten andern hat ein gusall erst be stürzt: Tr schleicht verfemt, derachlet durch da Leben; Du fluky' tm nicht I TaK du gestrau ckielt, sei TIr Grund genug. Eesall nen zu der- geben. " t?nf tl tief in deine Brust : l?in tun ist CÖIlicf bienieixn. , tfinl: Te Innern stiller Frieden Und die s.izuldbefteite Brüstt lind die röhe ist geUbrlich. Und der Mhm ist eitel Cpiel' er gibt, sind ntcht'ge Statten, Wa er nimmt, e ist so viel! Die Päuberinsel. Von Vörge Janssrn. Wir sind in Sizilien in der diel besungenen Stadt Laormlna. Eines Abends sitzen wir auf der Terrasse deS kleinen Hotels. DaS Diner hat herrlich geschmeckt, und der Wein ferlt noch in den Flaschen. Die Zigarren sind angesteckt und sind nur mäßig wie alle italienisch Z'garren, aber trotz alledem schmecken sie dennoch ganz köstlich, und wir füh len unS froh und glücklich, alS bt säßen wir alle Schätze der Welt, leh nen unS in unsere bequemen Binsen sessel zurück, blasen den Rauch vor uns hin und blicken durch dessen blaue Wölkchen auf das gesegnete Land und daS herrliche Meer, daS tief zu unseren Fußen liegt. UnS genau gegenüber glühen dort oben die Berge KalabrienS im gold nen Glanz deS Sonnenunterganges, unten träumt der Golf von Messina seine goldenen Träume, und über alles hinaus erhebt der Aetna feine breiten Schultern, drängend im wei ßen Meßgewand des Schnees, und auS dem Weihkessel deS ehrwürdigen PaterS sieigen zarte Weihrauchwölk chen in die schimmernde Lust hin auf. Und nun beginnen ringsumher die Kirchenglocken daS Ave einzuläuten, während der alte Aetna dort oben seinen Segen über Meer und Land hinsendet. Lange sitzen wir schweigend da. Dann sagt schließlich die nicht mehr ganz junge Malerin, die den Kopf schmachtend zur Seite zu neigen weiß und zuweilen ordentlich sentimental werden kann: .Wie friedlich eS doch hier ist." .Friedlich?" sagt der alte Profes sor, der augenscheinlich ein wenig ärgerlich über diese nicht gerade origk nelle Bemerkung ist. .Sagten Sie friedlich?" .Ja, wenn man hier lebte, müßte man ein besserer Mensch werden fuhr sie unverdrossen fort. .Ein besserer Mensch?" fragte der Professor lachend. Nein, mein lie be Fräulein, nun sollen Sie abr hören, daß eS keine Lrgeren Schufte gibt als die Sizilianer Schufte?" erwiderte sie und fuhr zusammen, daß ihre Hängelocken hüpften. .Ja, darauf können Sie sicher schwören, mein liebes Fräulein. Ken nen Sie denn nicht die .Mafia" und die anderen Räuberbanden?" ES durchschauerte die Malerin, sie fragte aber sogleich: .Wie kommt es dann aber nur, daß Sie schon so viele Jahre hier leben, Herr Professor?" .Das will ich Ihnen sagen, kleines Fräulein, das kommt daher, weil ich Diese Lumpen gernhabe!" Allgemeines Lachen erscholl, und dann rückten wir näher um den Alten zusammen; denn nun füllte er sein Glas, und das mochte wohl bedeuten, daß er sich zum Erzählen anschicke. Aus unsere darauf bezügliche Bitte antwortete er denn auch: .Ja, Kinder, ihr sollt nun einige Räubergeschichten zu hören bekommen, aber nur unter einer Bedingung: j Hier gibt es heute abend keinen Pro fessor, wir sind Kameraden, und ihr könnt mich mit meinem ehrlichen Taufnamen Peier anreden." I .Bravo. Also erzähle, Peter!" Und nun erzählte er, der Anfang war jedoch nicht so ganz gemütlich. Die Geschichte war alt und stamckte aus dem Jahre des Herrn 1830. Bei Katannia lag damals und liegt übri lens noch jetzt ein Schloß, das .La Bruca" heißt. Der Schloßherr hatt eine schöne Tochter, für die alle Kava liere der ganzen Umgegend schwärm-1 ten. Si hatte auch genug Freier, und viele von ihnen waren gute Par tjen. Aber was der Bater auch sagte sie wollte nicht heiraten. Ihr Vater drang in sie, um den Grund dafür zu erfahren, sie aber sagte nur, der einzige Grund fei eben der, daß sie nicht heiraten wollte. Der Vater jedoch, der wohl wußte, daß sie sein heißes Blut geerbt hatte, traute ihr nicht. Sie war siebzehn Jahre alt und eine Sizilianerin und sollte keine Lust haben, sich , zu vermählen! Nein, da mußte ein anderer Grund vorliegen, und so sandte er seine Späher aus, ihn zu finden. Endlich kamen sie ' auf die richtige Spur. Nachtö, wenn alle im Schloß schlie sen. schlich sie zum -Stelldichein inS Gebüsch deS SchloßzartenS', aber ihr Freund w HtMt ftost den dortiW Kavalieren, die der Vater ihr rwählt hatte. Wer war e nun? ES währte lange, ehe Klarheit in die Sache kam, aber endlich kam doch heraui, und eini schSnen Tage ge stand sie ihrem Vater, daß ihr Freund ein Flüchtling sei, der oben in den Bergen Haus. Mit anderen Worten es war ein Räuber, ein Bandit, und ihn sollte der Schloßherr zu sei nem Schwiegersohn machen! Der Alte schwur, daß die nimmer gesche hen würde, aber nun würd e ihm allen Ernste bestätigt, daß die Toch ter ebenso heißes Blut habe, wie er selber. Denn sie schwur, daß ihr Freund der einzige sei, den sie heira ten würde. Aber ein Bater hat den noch Mittel, die. auf die rechte Art angewandt, ihre Wirkung haben kön nen. Ei gibt Priester, die einem so lange in Gewissen reden können, daß sie einen fast um Sinn und Verstand bringen, auch gibt e Klöster, wo die Priorin die Kost magerer und mage rer machen kann, big man so matt wird, daß man sich fügt. Und der Vater wandte diese Mittel so lange an, bi das arme Mädchen versprach, mit Signor Rizzari. einem der reichsten jungen Kavalier der Umgegend. Hochzeit zu halten. Bei Abgabe dieses Versprechens lächelte sie allerdings höchst seltsam. . Alles wurde für die bevorstehenden Fest bereit gemacht. ES wurde ge kocht und gebacken, genaht und gestickt, die Diener erhielten neue Livreen, die Kronleuchter wurden mit frischen Lichtern besteckt, da Schloß und die Kirche wurden mit Blumen und Tep pichen geschmückt, und nun sollte die Hochzeit stattfinden. Die Braut, die nicht gerade sehr freudig gestimmt schien, war bereits zur Kirche gekommen, und man war tete nur noch auf den Bräutigam. Er. hätte bereits lange dort sein müssen,' aber e verging eine . Viertelstunde nach der anderen, die Glocken läuteten, er aber war noch immer nicht zu sehen. Da entstand plötzlich Lärm vor der Kirchentllr, mit einem Krachen spran gen deren Flügel auf, und sechs ver mummte Männer traten herein, die eine Bahre trugen. Alles geriet in Verwirrung, die Braut stand toten bleich da und starrte auf den Mittel gang der Kirche hin, während der Priester am Altar die Hände erhob und rief: .Wer wagt eS. den heiligen Frieden der Kirche zu stören?" Die maskierten Männer waren ste hen geblieben, setzten die Bahre nieder und rissen den Mantel, der sie ver hüllte, herunter: dort lag die Leiche des Bräutigams. Lärm, Geschrei, Verwirrung auf allen Seiten, di Chorknaben ließen ihre Weihrauchbcken fallen, fo daß die Altardecke Feuer fing. Einige riefen: .Feuer!", andere: .Mord!". Und als der Pr'efter das Brautgefolge endlich ein wenig beruhigt hatte, ent deckte man erst, daß die Braut ver schwunden war. Der Sakristan, der unter die Treppe der Kanzel gekrochen war, erzählte nun, daß r es gesehen habe, wie einer der maskierten Män ner die Braut durch die Sakristei hin weggeführt habe. Man sandte sogleich Boten nach der Gendarmerie auS und machte auch so fort in den folgenden Tagen und Wochen Jagd auf die verwegenen Räuber und Mörder, aber man fand sie niemals. Auch die schöne Braut blieb verschwunden. Der Eid, den lie geschworen hatte, daß er der einzige sein sollte, den hielt sie. .Ja, nichr wahr, das ist eine rich tige Räubergeschichte mit allem Drum und Dran", sagte der Professor lachend und leert fein Glas. .Und glauben Sie, daß das junge Mädchen noch unter den Räubern lebt?" fragte die Malerin, die ganz blaß geworden war. .Junge Mädchen?" sagte der Pro fessor lächelnd. Das geschah im Jahre 1830, so sehr jung und reizend kann sie wohl nicht mehr fern mu den Jahren kommt ja das.Alter, nicht wahr, kleines Fräulein? Es gab der nicht mehr ganz jungen Malerin einen Ruck, und da sie merkte, daß einige von uns ungezogen genug waren, den Mund zum Lachen zu verziehen, beeilte der Professor sich, die Situation zu retten und sprach: .Aber nun, Kinder, sollt ihr hören, wie es mir erging, als ich in Räuber klauen fiel!" Das passierte Ihnen wirklich, Herr Professor?" .Nein, daS passierte Peter", sprach der Alte lachend, und berichtete dann: Ich war draußen, um hier in der Nähe zu malen, und ich war nicht ,'o ganz heiter dabei, denn die Zeitungen hatten gerade besonders Unangeneh- m? von einer Banve berichtet, die sich unier anderem damit verlustiert. den Leuten die Ohren abzuschneiden, wenn sie nicht das von ihnen ge wünschte Lösegeld bekommen konnten. Nun bin ich zwar nicht so besonders eitel, aber immerhin wäre . Na, kurz und gut. es ging so weit, daß ich doch ein wenig daran dachte, meine Malerei hier aufzugeben; aber nun hatte ich gerade eine Arbeit angefan gen, da wollte ich si doch auch erst vollenden. Ich aß jeden Tag mein Frühstück in einer reizenden kleinen,, versteckten Osteria. wo eS einen ganz vortreff lichen Wein aad. Eines Taaes sehe !3iyjiWi UJWk .PJf- ...i ... ... i . i . c... . f - ' . - - ts : , . r-- , , , ' '- , - ' ' - ..:.; ' V ' ' 'p c 'i . " , ' ?f ''-Ufcj&J ((''i-'VtUK Jy&Sßk " m i s'&Z&KV , ' v I ' ' ' '.'x ' - ' ""-' U ' ' 4. "'V j V . , N , I . . ' ; S"i - - f" ' - - - ' "" ' r-Z'tZ4' '& , . , - 5 " J wy ' , i t v . j fS x i ry V. '.'.' ) 3 ' V -i ' 1 i n ' ' ,l l V ' J- Zfr v 'ttiA V nt. ww rmrmmemssn Ä ' Neuer Herbstliut v,n ffilzbiber. Pelz-Biber ist mit einem Schlage wieder? zurückgekommen und die Hüte auZ diesem fashionablen Material finden so rasch ciuser, dah viele Putzmacherinnen eine förmliche Bibernot voraussagen. Die i., QT)ÄJ(im tMüfA SiA hrtrrtffrti TtsT iUra fo iiiiiiiii ,&kUUii)int lutruc iuj tu im vvijiu;in ijuuwt, tiitii lyuu, mu. bei hier abgebildete herstellen. Diese Magpie garnierten weiizen Biberhüte passeil gut z Äragen aus dunklen langhaarigen Fellen, wie das hier gezeigte aus schwor zem ällflsfj Bär. , etwaS verdächtig aussah. Ich hatte die Empfindung, daß da irgend etwas nicht ganz richtig fei und verspürte bereits einen leichten Kitzel in meinen Ohren. Na, ich habe nun mal die Ansicht, daß man mit allen Menschen auskommen kann, wenn man sie auf die rechte Art und Weise zu nehmen weiß. Ich ließ mich also mit dem Bur schien in ein Gespräch ein, und da e: mir im Grunde genommen ganz gut gefiel, lud ich ihn ein, den Imbiß mit mir zu teilen. Er fagte nicht nein, und wir waren ba,d ganz gute Freunde. Einmal fühlte ich mich jedoch etwas gekränkt, denn als er den ersten Schluck Wein nahm, fpie er ihn aus und schnitt, eine furchtbare Grimasse, wahrend er dem Wirt zurief: .Lorenzo, glaubst du, daß wir No tare sind, die Tinte, brauchen? Gib uns etwas von dem alten!" Und Lorenzo kam demBefehl sofort mit einer Flasche Wein nach na türlich von der allerbesten Sorte! Ganz köstlich! Na. wir aßen und tranken, und schließlich konnte ich es nicht lassen, auch auf die Räuberfrage zu kommen. Ich sagte etwa folgendes: .Entschuldigen Sie, mein Herr, aber da Sie vermutlich diese Gegend gut kennen sagen Sie mir doch, ob Sie glauben, daß es mit den hiesi gen Räubern wirklich etwas auf sich hat?" .Ob eS hier Räuber gibt?" fragte er mit einem breiten Grinsen. .Ja, das können Sie ruhig beim heiligen Antonius beschwören ich bin näm lich ihr Hauptmann." Das gab mir einen kleinen Ruck, aber ich brachte es über mich, zu lächeln, denn ich mußte doch so tun, als hielte ich die Sache für einen Scherz. Später, cls ich bezahlen und der Wirt mich prellen wollte, sprach mein neuer Freund ihm Ehr und Ge wissen ab und nannte ihn einen Dieb und Betrüger. Ja, aber war er denn auch ein richtiger Räuber?" fragte einer von uns. Ja, das war er, denn leider fingen sie ihn später ein, und ich sah ihn sel ber, als er" Aber dann gibt es also wirklich noch Räuber", sagte die Malerin mit leicht gedämpfter Stimme. Ja, Gott fei Dank!" entgegnete der Professor. Gott sei Dank?" Ja, wir Erdenwürmer können rrn ttrrna Nnninnii- firrtitcfc prt I" schon etwas Romantik brauchen! Bald darauf begleiteten wir die Malerin nach Hause, und ob es nun aus Furcht geschah, daß einige Räu ber ihr auflauern k'innten, oder ob es einen anderen Grund hatte, das weiß ich nicht, aber mein Freund, den sie untergefaßt hatte, behauptete, daß sie sich die ganze Zeit über ungemein fest an ihn geklammert hätte. Und hoch, hoch über uns. über Ge rechte und Ungerecht, über Räuber und Banditen wölbte sich der dunkle Himmel des Südens mit Tausenden funkelnder Sterne und sah so un schuldig aus, als hätte er niemals einen sizilianischen Räuberhauptmann gesehen. Im Eifer. Der Chef ge riet mit dem Buchhalter in einen hef tigen Disput. Schließlich fragte er: .Sind Sie etwa der Chef?" .Nein", fagte der Buchhalter. Na also, warum reden Sie denn solchen Unsinn??" Eraebunaövoll. Ver kauferm Wünschen Sie kir. .Sfc? mit oder Korkzieher? VkAundg (Diurni!.; Jltött ffner Sozialhygiene. Birchow Verdienste als Segrünbes derselben. Wenn man heute, ein Dezennium nach dem Tode Rudolf Virchows (gest. 5. September 1902) der seltenen Ber dienst des großen ManneS gedenkt, so wird man in ihm zunächst d- Vorkämpfer der Zellenlehre, den Schöpfer der modernen pathologische Anatomie stiern, und neben diesen unsterblichen Leistungen aus dem geren medizinischen Gebiet tritt eint andere 'Tat Virchows in den Hinter gründ, die gerade heute tausendfältig Früchte trägt: es ist Virchows Be deutung für die soziale Hygiene. Be wegt sich doch die Bahn, die die Hy giene in neuester Zeit so erfolgreich eingeschlagen hat. wie Dr. Gottstein in seiner Geschichte der Hygiene be tont, ausschließlich in der Richtung. die Virckow frfirni um hit 17fti hS vorigen Jahrhunderts votgezeichnet. Die Lehren, die er als junger For scher aufstellt, sind noch hzut maß gebend und haben allgemeinste Aner kennung gefunden. Virchow hat 1848 als ersten Ge danken betont, daß ein innerer Zu sammenhang zwischen sozialen Miß ständen und vielen Volkskrankheikn bestehe und daß ' die ' Aus gabe, solchen rein körperlichen Vorgängen mit Erfolg , entgegenzu treten, nur durch eine Zusammen' beit von Arzt und Staatsmann, von Hygieniker und sozialpolitischem Re' formator gelöst werden könne. Dr Gelehrte hat damals die in Ober schlesicn ausgebrochene Typhusepide mie im Auftrage der preußischen Re gierung untersucht: die Choleraepi demien von 1849, die Spessartepide mie von 1852 boten ihm neue Gele genheiten zum Studium. .Eine ganz der schwersten Epidemien ist unter meinen Augen verlaufen", so berich! er selbst. Harte Kalamitäten, von denen ganze Bevölkerungen heimge, ,i tl u..n iJL r P .(!.. Q. guuyi luuicu, ium iu) ui ciic( richterstatter zu erforschen gehabt. Krieg. Hunger und Pestilenz wurden der Gegenstand meiner Beobachtun gen. Diese Studien haben einen en! scheidenden Einfluß ausgeübt aus die Stellung, welch ich im öffentlichen, Leben eingenommen habe. Sie tost ren es, ir.t mich zuerst in di prakti fche Politik führten". Nach Virchow? Meinung ist jede Volkskrankhei! eine Abnormität. ..Kvidemien aleicken aro n Warnungstafeln, an denen der , : c rt:ri r.r. luuiiMuuim iu yiucc vsujtii ictu kann, daß in dem Entwicklungsgange seines Volkes eine Störung eingetre ten ist, welche selbst eine sorglose Po litik nicht länger übersehen darf." Auf Grund dieser von ihm zuerst mit Entschiedenheit und Tatkraft vertre tencn Anschauungen hat Virchow sein Leben lang gewirkt, hat eine Reform des Krankenhauswesens durchgesetzt und sich große Verdienste um die Volksernährung und die Bekämpfung der Tierseuchen erworben; so ist z. B. die Entdeckung von Trichinengefah: und deren konsequente Bekämpfung in erster Linie Virchows Werk. Natürlich. Untersuchung lichter (argerucy): na. warum leug nen Sie- denn so beharrlich? Sa gen Sie doch die Wahrheit! Angeklagter: Ich denke nich dran, wozu sitzen Sie denn da? Eingegangen. Junger ! Geck: Ich denke eS mir schrecklich, wen im Alter .beim Menschen die Geistes, kräfr" abnehmen." ' SM.il "1. luuis flk uc ejiüüoljflji nMögMl? nen.. ,. r u.V.. c.i