Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 12, 1912, Image 5

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Omah Tribüne.
An meine llrbrn Leserinnen.
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Mr unsere
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iiceriifci ist der Segen,
. Die Früchte mannigfalt.
Da geht der Herbst ans egeil
In Garten, Feld und Wald.
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Mit Heulen und mit Brausen
' Bricht er der Blätter Last,
Und knisternd reißt sein Zausen
Herab manch dürren Ast.
Mariechen denkt: Wie Prächtig!
Der Herbst, der. gute Mann.
Sorgt vor dem krost bedächtig,
Daß man sich warmen kann.
Er schenkt irns Holz mit Hansen:
Ich geh' und sammle ein.
Z!om deutschen DorfzkrKns.
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' L?or einiger Zeit gingen Bater,
L'- jOftiiilcc und die Binder nach dem
Zirkus. In der Mitte war ein gro
) ßer runder Kreis mit Sand, und
ringsherum saßen die Leute und
guckten zu. Auf der einen Seite aber
I waren Musikanten, die machten Mu
? sik )lnd unter den Änsikanten war
eine Tür. Zuerst kam da ein schönes
" Pferd heraus, ein Schimmel mit
langer Mähne und langem Schweif.
i hyt hatte rotes Zaumzeug mit Gold
und einen großen roten Sattel,
l Darauf stand eine Kunstreiterin und
' Z)ielt sich gar nicht fest und fiel nicht
herunter. Tann nahm ein Mann
einen Reifen und hielt ihn in die
l JL'uft. Und als der Schimmel
unter dem Reifen entlang lief, mach
te die Kunstreiterin einen Sprung
in die Höhe, sprang durch den Rei
fen durch und auf der anderen Seite
wieder auf das Pferd herunter. Ta
Haschten alle Leute sehr, und die
Kunstreiterin sprang noch einmal
durch einen anderen Reifen, der mit
Seidenpapier bespannt war. Als sie
fextig war, kam wieder der Herr,
oab ihr die Hand und hob sie vom
Pferd herunter. Ein Stallknecht
brachte das Pferd in den Stall, und
die Kunstreiterin machte zu allen
Leuten Knickse und warf ihnen Kufz
Hände zu. Ta wars aus.
Nachher kam ein Herr nnt vier
Hunden durch die Tür. Der erste
Hund war ein großer weißer Pudel,
der weite ein dicker kleiner Mops,
der dritte ein Teckel mit krummen
Beinen, der vierte ein niedlicher
Affenpinscher. Da sagte der Herr
zu den Hunden: Na, meine Herr
schaften, Sie haben wohl Hunger?"
Da machten alle Hnndo waul wau!
das sollte heißen: ja. Schön!"
meinte nun der Herr und rief einen
Diener He, Karl, decken Sie mal
den Tisch für die Herrschaften." Da
kam Karl mit einem Tisch, darauf
dockte er ein weißes Tischtuch und
stellte vier Stühle herum. Hopp."
. sagte der Herr, und jeder Hund
sprang auf seinen Stuhl. Da band
Karl jedem Hunde eine Serviette
ln. Nun, meine Herrschaften."
sagte wieder der Herr, wenn Sie
jetzt Essen haben wollen, müssen Sie
klingeln." Da nahm der Pudel mit
dem Maul eine Klingel vom Tisch
und bewegte den 5kopf hin und her.
h daß es klingelte. Schnell holte
Karl dann vier Teller nnt Knochen
und Kartoffeln und stellte sie auf
den Tisch. Nun aßen die Hunde so
-o
Jugend.
Herbst stilrint.
Ta braucht sich nichts zu lausen
Mein liebes Mütterlein.
Und als sie sucht mit Fleiße, ,
Rotkehlchen kam zur Rast,
lind sang ihr diese Weise
?luf einem kahlen Ast:
Wie hat's dach gut daS Liebchen
n böser Winterszeit!
Sie hat ein warmes Stübchen,
Dazu ein warmes Kleid.
Wie hat's doch gut Mariechen.
Tie braucht zu hungern nicht!
7hr Stübchen ist voll Fliegen
och bin ein armer Wicht."
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lange, bis nichts mehr auf den Tel
lern war. Hopp!" sagte da wieder
der Herr, und alle Hunde sprangen
von den Stuhlen herunter. 5!arl
band ihnen die Serviette ab imd
räumte den Tisch fort. Tann sagte
der Herr: ..Mahlzeit!" da nickten
alle Hunde mit dem Kopf. Tarauf
meinte der Herr zu den Hunden:
Jetzt müssen Sie sich aber etwas
Bewegung verschaffen, meine Herr
schaften." Und da stellte er eine große
Leiter hin. und die, Hunde mußten
hinaufklettern. Erst kam der große
schwarze Pudel, der konnte schön
klettern. Mit zwei Sähen war er
oben, und dann sprang er auf der
anderen Seite mit großem Bogen
herunter. Tarauf kam der kleine
dicke Mops an die Reihe, bei dem
daiierte eö sehr lange, bis er oben
war, und als er dann herunter
sprang, fiel er auf den Rücken und
kugelte sich im Sande umher. Der
Teckel mit seinen kurzen Beinen
konnte gar nicht hinaufkommen, so
daß der Herr nachschieben mußte,
und als er dann endlich oben stand,
wackelte er hin und her, bis der Herr
ihn herilnterhob. Aber der kleine
niedliche Affenpinfcher lief sehr
schnell und vergnügt hinauf, und
als er oben stand, sah er sich um.
guckte die Leute an und machte wau
man wau! Ta sagte der Herr:
Hopp. Affenpinfcher!" und der Af
fenpinscher sprang so weit, daß er
beinahe auf einen Knaben herauf
sprang, der zusah. Zuletzt mußten
alle vier Hunde sich in einer Reihe
hinletzen, und als der Herr sagte:
Stillgestanden!" da stellte sie sich
alle auf die Hinterbeine. Und als er
sagte: Bataillon marsch!" da fingen
sie an zu marschieren und marschier
ten zur Tür hinaus. Ta wars auö.
Was kam ober jetzt? Hui! Wie
der Wind kamen zehn Rappen durch
die Tür und liefen im Kreise um
her. Hinter ihnen kam der Herr Di
rektor in hohen blanken Stiefeln
und nnt einer langen Peitsche und
machte vor allen Leuten einen tie
fen Diener, dann knallte er mit der
Peitsche, und darauf drehten sich
alle Pferde zii ihm um und stellten
sich auf die Hinterbeine. Dann gilt
gen sie auf den Hinterbeinen vor
wärt?, bis sie dicht vor ihm standen.
Und immer, wenn er ein paar
Schritte zurückging, kamen sie ihm
nach. Dann knallte er wieder mit
der Peitsche, und gleich liefen sie
wieder auf allen vier Beinen im
Kreis herum. Nun rief der Herr
Direktor: Jakob!" Da kam einer
von den zehn Rappen, der Jakob
hieß, zu ihm heran. Jakob, wie
viel Uhr ist es?" fragte der Direk
tor. Da scharrte der -Rappe neun
mal mit dem Vorderfuß im Sande.
Alle Leute sahen nach den Uhren.
richtig. eS war gerade neun
Uhr. Wie er das nur so wissen
konnte, der Jakob? Tann mußte
der Jakob wieder mit den anderen
Rappen im reise umherlaufen,
und der Direktor rief: Sultan!"
Ta kam ein anderer schöner Rappe
zu ihm heran. Sultan!" fragte der
Direktor, kannst du auch Kunst
stücke machen?" Ta schüttelte da?
Pferd mit dem Kopf, das sollte hei
ßen: 5!ein! Sultan." meinte der
Tirektor dann wieder, so bist du
Wohlsein Tummkops?" Da nickte
der Sultan mit dem Kopfe, das
sollte heißen: Ja! Tann mach,
daß du wegkommst!" rief der Ti
rektor, und Sultan mußte wieder
mit den anderen im Kreise umher
laufen. Nun knallte der Tirektor
nochmals mit der Peitsche, da stell
ten sich alle Pferde hinter seinem
Rücken auf. Tann rief er Frido
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Und nun kam der schönste
vor, der hieß Fridotin,
Rappe
Ter Tirektor legte ein Taschentuch
aus die Erde und deckte Sand dar
über, so daß man es nicht sehen
konnte. Tann sagte er zu dem Rap
pen: Fridolin, ich hab mein Ta
Ichentuch verloren," Sosort hielt
ridolin seine Nase an die Erde
und suchte. Als er an die Stelle
kam, wo das Taschentuch lag.
scharrte er mit dem Fuß. bis es
zum Vorschein kam, dann faßte er
es mit den Zähnen und gab es dem
Direktor. Tann winkte der Tirek
tor einem Diener, und der ' stellte
eine große Schüssel mit Wasser auf
die Erde. Paß auf. Fridolin!"
sagte der Direktor, und warf einen
Taler in die Schüssel. ..Kannst du
mir wohl den Taler herausholen,
Fridolin?" Ta steckte der kluge
Rappe seine Nase in die Schüssel,
aber das Wasser kam ihm in die
Nasenlöcher, er zog schnell wieder
den Kops hoch und machte Prutichl
Prutsch! Na, Fridolin. versuche es
noch einmal!" sagte der Tirektor.
Da ging der Rappe wieder heran.
leckte schnell Na,e und Maul ms
Wasser und faßte mit den Zähnen
zu. 'a zog er oen ,aler neraus
und legte ihn dem Direktor in oie
Hand. ..Brav. Fridolin!" sagte der,
und nun bekam der Rappe ein
tück Zucker. Zuletzt mußten alle
zehn Rappen sich in einer Neihe
aufstellen, und als der Direktor
agte: Macht eure Verbeugung I"
da ließen sie sich vorne aus die Knie
nieder. Und dann knallte der Direk
or zehnmal hintereinander mit der
Peitsche. Die Pferde liefen un
(Mopp ringsherum und dann zur
Türe hinaus. Ta wars aus.
Nllil nierkt auf, jetzt komnien die
Clowns, Wißt ihr. was ein Clown
ist? Das sind Männer im Zirkus
mit komischen Anzügen, die Unsinn
machen. Einer hatte einen weißen,
einer einen roten, einer einen
schwarzen Anzug an: auf dein Kopf
trug jeder eine spide Mütze. Als der
Weiße in die Bahn kam. schoß er
zwanzigmal hintereinander 5Zobolz,
zuletzt kam er an den Roten, der
lang im Sand hinfiel und liegen
blieb, als ob er tot wäre. Der Wei
ße faßte ihn an dem Kopf und.
richtete ihn tfeif hoch, wie einen
Stock, da siel her Rote auf der an
deren Seite wieder in den Sand
Jetzt nahm der Weiße sechs Kugeln,
die er mit einem Male in die Luft
warf. Dann fing er eine nach der
anderell auf und warf sie immer
wieder in die Luft . Da kam der
Rote, der ausgestanden war, leise
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von hinten heran imd quietschte wie
eine Tür, die nicht geschmiert ist, so
daß der Weiße vor Schreck die Ku
geln fallen ließ. Dann drehte er
sich um und gab dein Noten eine
Maiilschelle, daß es knallte. Der
Schwarze hatte inzwischen einen
Esel bestiegen und kam stolz ange
ritten; er sagte zu dem Weißen und
Roten, sie sollten aus dem Wege
gehen. AIS sie nicht gingen, wollte
er sie mit der Reitpeitsche schlagen.
Ta kam der Weiße und der Note
heran und wollten den Schwarzen
vom Esel ziehen. Aber weil an je
dem Bein einer zog. fiel der
Schwarze nicht herunter, sondern
saß ganz fest. Ta wurde aber der
Eiel böse, machte iah! und schlug
mit den Beinen auS, so daß der
Weiße und der Note in den Tand
fielen. Ta ritt der Schwarze stolz
weiter. Nun kamen der Note und
der Weiße freundlich an und halfen
ihm vom Esel heninter. Der lief
durch die Tür in den Stall, die drei
ElomnS stellten sich im Zirkus auf
und spielten mit ihren Mützen Ball,
aber sie fingen nicht mit den Hän
den. -sondern mit dem Kopf. Als sie
fertig waren, hatte der Weiße die
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'rose Mütze, der Note die schwarze
Mütze uiid der Schwarze die weiße
Mütze auf.Ta fingen sie an, auf
einander zu schelten, und jeder sagte
zum andern, er hätte ihm seine
Mütze gestohlen. Sie schrien so laut,
daß der Stallmeister kam. sie beim
Halse nahm und zur Tür hinaus
warf. Ta wars aus.
Zuletzt wurde Wasser in den Zir
kus gelassen, da sah es in der Mitte
aus wie ein See. Ueber den See
aber war eine hohe Brücke gebaut.
Ta kamen Kähne angeschwommen
mit Menschen darin, und Schwäne
und Enten schwammen dazwischen
lustig hin und her. Ueber die Brücke
gingen Männer und Frauen und
sahen ins Wasser.
Ein Mann auf der Brücke sagte
zu seiner Frau, sie sollte sich nicht so
weit übet das Brückengeländer le
gen. die aber tat es doch, und auf
einmal lag sie unten iin Wasser. Ta
schrie sie ans Leibeskräften, und der
Mann schrie auch. Ein Kahn aber
kam schnell angeschwommen, und ei
ner, der drin saß, zog die Frau her
auL und nahm sie in den Kahn. Aber
eö war gar keine Frau, sondern ein
Mann, der sich Frauenkleider ange
zogen hatte. Tann kamen Reiter und
Reiterinnen über die Brücke, und
Musikanton, die ein lustiges Stück
spielten. Als sie vorüber waren, kam
eine Herde Schafe mit einem Hirten,
der auf der Flöte blieS. Zuletzt kam
ein Erntezug. ein Wagen, der hoch
mit Korn bepackt war. und vier
Pferde davor, auf einem Pferd saß
ein Knecht, vor und hinter dein Wa
gen aber gingen Knechte und Mög
de, die init Kornähren und Blumen
bekränzt waren. AIs sie mitten auf
der Brücke waren, brach sie auf ein
mal entzwei, aber der Wagrn und
die Leute fielen nicht ms Wasser,
sie lviirden in die Luft gezogen, bis
sie obeit verschwanden. Da war auch
das Wasser fortgeflossen, die Kähne
mit den Menschen, die Schwane und
Enten, alles war fort, als ob es
durch die Erde versunken wäre. Und
da wars rnis.
Jetzt standen alle, die zugesehen
hatten, auf und gingen nach Hanse:
die Kinder aber lagten zu ihrem Va
ter und ihrer Mutter: Ach wie
sckön war das!"
Im Eifer. Der Chf g.
riet mit dem Buchhalter in einen hef
tigen Disput. Schließlich fraqte er:
.Sind Sie etwa der Chef?"
Nein", sagte der Buchhalter. .Na
also, warum reden Sie denn solchen
Unsinn??" . ,
Eine große Freude ist mir beschie
den, so groß, daß ich sie meinen lie
ßen Leserinnen mitteilen muß: Ich
darf meine Baterstadt wieder sch?n!
Ein gütige, Geschick gestattet mir.
auf kurze Zeit den Alltag obzuschüt
teln und die lange ersehnte Reise an
zutZtten, die nach der geliebten Hei
mat führt!
Und wenn es auch nur wenige Wo
chen sind, die ich dort verbringen wer
de, so sind es doch weihevolle Stun
den, um die es sich verlohnt die
Mühe der Ucberseereise auf sich zu
nehmen.
Ich will aber den weiten Weg nicht
antreten, ohne meinen gütigen Freun
binnen ein herzliches Lebewohl zu sa
gen. und wenn's Gott will, ein ftobes
Wiedersehen!
Ganz will ich ja meinen mir so
lieb gewordenen Plauderlreis nicht
verlassen, im Geiste will ich unter
Ihnen weilen und Sie so viel ich
kann an den Eindrücken teilnehmen
lassen, die den Wanderer, der von
der Allmacht Gottes überzeugt ist.
zu immer neuer Bewunderung der
Schöpfung begeistern.
Tragen doch gewiß viele meiner
verehrten Leserinnen die gleiche Liebe
!zu ihrem Heimatlande im Herzen,,
!und wenn ich wiederkomme, und dann
'von dort und da berichten kann, so
I ,:-tt ix. u..:c .3 nt. r.j.
wlu, ivcig c, inmiuj oyi 'u;
freundlich neigen, wenn es aus mei
nen schlichten Worten Grüße von der
süßen Heimat vernimmt.
Wenn ich wiederkomme!
Gott allein weiß es und ich habe
kein Recht, darnach zu fragen, diel
leicht ruft schon die kommende Mi
nute dem vorwärtsstrebenden Hoffen
ein Halt zu. vielleicht verweht das
armselige Etäubchen noch ehe all sein
Wünschen sich erfüllt hat!
Was tut's! Nicht die Länge un
serer irdischen Laufbahn wird einst
der Herr als Lohn uns anrechnen,
nur wie wir dieses Leben ausfüllen,
hat Wort vor seinem Richterstuhle
Wir Menschen freilich möchten das
Dasein am liebsten nach unserem
eigenen Gutdünken , gestalten, den
schönen Stunden möchten wir zuru
fen: Verweile, du bist so schön!"
und die bitteren Augenblicke, die
wollten wir völlig ausschalten und
ihnen kein bißchen Dascinsrecht ge
währen. Und wir müssens doch er
tragen, was uns beschicken ist, und
dürfen nicht murren, so wehe es
auch tut!
Kommt aber einmal ein Freuden
tag, dann wird das Glück uns dop
pelt offenbar. Es fällt uns gar nicht
ein zu fragen: Herr, hab' ichs auch
verdient, daß mir die Sonne lächelt",
nur wenn ein Mißgeschick uns trifft,
dann rechten wir mit dem Schicksale
und klagen es des Unrechts an.
So sind wir Menschen! Und was
uns trifft, das dünkt uns groß, und
ist doch nur ein Augenblick, der in
die Ewigkeit verrinnt. Ob wir es
wollen oder nicht, die Zeit geht ihren
Lauf und wir merkens kaum, wie
rasch sie eilt.
Tritt man einmal aus dem All
tagsgeleisc. dann tauchen die Betrach
tungen auf. So geht es mir heute.
Ich stehe vor der Abreise. Freunde
schütteln mir die Hand, und rufen mir
Glück auf den Weg zu, und ich
glaube allen Ernstes, daß es nun
ganz besonderen Glückes bedürfte, auf
daß ich heil und wohlbehalten wie
derkehre. AIs ob nicht jeder Tag uns Glück
und Unglück bringen könte, als ob
nicht unser Weg im Buche des Schick
sals vorg,' zeichnet wäre und alles sich j
LV!!-
Rätsel- und
Spielecke.
Rätsel.
1.
Kein Mensch ist in der ganzen Welt,
Ter darauf könnte je sich steifen,
Dnfz er vermöchte zu begreife.
Was meine Eins und Zwei enthält.
To viel ist aber fcstaestcllt,
Tak denen, die das Lnnd drchschwcif,'n,
Mehr alS des Dampfes schrilles Pfeifen
Ter Ton der Tritten wühlgefällt.
Das Ganze ' aleichet einem Oncll.
Ans de, ein Bächlcin frisch und hell
Hin unser wilden Rosen rauschet
Dck Lied so traut wie Äugclsang,
Daß jedes Ohr. zu dem es braun,
Ihm still und voll Entzücken lauschet.
2.
Um meine CinS dir 511 erklären.
So wisse, daß nicht wenig IMd
In ihr verdient die HandclÄvklt.
Die hier zusammen kommt aus üvkährrn.
Wächst nun die Jwei auch nicht in
Aehrcn.
Ta wird sie trotzdem auf dem eld
Wie Weizen und wie Korn bcuellt,
Dient aber niemals zum Ernähren,
Beim Wanken unter' grünen Liiden
Wollt einer seinen Tchai, einst finden
Und sucht und sucht, ob er ihn sah.
Die Aeuglein ließ er rund um gehen,
Ta sah bei einem andern stehen
Er seinen Tchcitz: ach. das iert weh!
C Vmt der ersten Tilden r
T 'intern, goldgelockten ndcn.
-rr OaZrnun.i holde Oiiweii
(jsliv 's vringet lrcunowy dar.
erfüllen müßte, wa, un, bestimmt ist!
Wohl, auf fernen Wegen mögen
Gefahren lauern, die unendliche Weite
des Ozeans kann unser Grab wer
den. wir haben es ja an der furcht
baren Katastrophe gesehen, die vor
nicht langer Zeit den gewaltigen
Meeresriesen, die Titanic, vernichtete.
Gewiß, das war ein gewaltige, Bk
gebnis, und man könnte füglich an
nehmen, all' die unglücklichen Men
scken, die da zu Grunde gingen, leb
ten noch, wenn sie die Seereise nicht
gemacht hätten, aber zur gleichen Zeit
wurden viel andere Menschenleben am
trockenem Lande vernichtet, die reiche
Liste von Unfällen, die unversehens
täglich in mannichfacher Gestalt ihre
Opfer fordern, fcigt uns, daß e, gar
nicht großer Reisevorbereitungen be
darf, um ins Jenseits zu gelangen.
Ein jeder Tag kann unser letzter
sein. Aber ein jeder Tag kann un,
auch Gutes bringen, für daS wir
dem Schöpfer besonderen Dank schul
big sind, denn indem wir genießen,
hären wir eine Wohltat empfangen
und nach den Genüssen schätzen wir
den Wert des Lebens ab.
. Hat einer froh und lustig in den
Tag gelebt, hat er den Becher des Et
nusses bis zur Neige geleert, dann
nennen wir ihn einen Lebenskllnstler
und sagen, der Mann hats verstanden
zu leben, hat aber ein anderer all
sein Dasein in harter Arbeit der
bracht, gedarbt, entbehrt, gelitten,
dann wendm wir mitleidig den Blick
von seiner Bahre und denken, der
Arme hat wahrlich umsonst gelebt.
Ob unsere Auffassung auch richtig
ist? Es gibt Völker, deren Ansichten
vom Leben den unseren gerade ent
gegengcsetzt sind. Wir wissen, daß
es" Völker gibt, die sich freuen, wenn
einer aus ihrer Mitte vom Tode ab
berufen wird, je näher ihnen der
Mensch steht, je mehr sie ihn lieben,
desto größer ist ihre Freude über sei
nen Tod. Denn", so sagen sie. die
Erde ist ja nur ein zeitweiliger Auf
enthaltsort, ein Fegefeuer, in dem
die Menschen sich von ihren Sünden
reinigen, erst in den höheren Negio
nen beginnt das wahre Leben, daS
eine Reihe ununterbrochener Herrlich
teilen erschließt."
, Und darum freuen sie sich, wenn
ihre Lieben dem besserem Leben ent
gegengehen. '
Es liegt viel Tröstliches in dieser
Theorie, und wenn man bedenkt,
wie viel Schweres ein Erdendasein
in sich bergen kann, dann möchte man
bald geneigt sein, an ein irdisches
Fegefeuer zu glauben.
Dann freilich dürften wir auch
da? freudlose Leben jenes Erdenpil
gers. der ohne Lebensgenuß von hin
nen ging, nicht als ein verlorenes be
zeichnen, und wir müßten uns freuen,
daß er sein Werk vollendet hat. Und
dann müßte auch die Freude am Gu
ten doppelt so wertvoll sein, weil sie
einen Vorgeschmack künftiger Glück
seligkeit in sich birgt.
Was doch nicht alles durch den
Kopf eines Menschen gehen kann,
wenn er ein bißchen ablenkt vom ge
wohnten Trottqang des Alltags!
Vom Reisen wollte ich plaudern und
vom Abschiednehmen und bin auf
die Reise in bessere Welten gekom
mcn und auf das Hingehen auf Nim
merwiederkehr! Das ewige Rätsel ist vor meinen
Sinnen aufgetaucht, das zu erqrün
den seit Tausenden von Jahren kei
nem gelang, und das uns ewig wird
verschlossen bleiben, weil Gott den
Schlüssel in den Händen hält. Das
Rätsel von der nächsten Minute.
Und wcnn eZ dir vergönnet war.
.urf) aus dcr dritten fmch zu laben,
Wie stimmte dich sein Gruß erhaben.
Umtönt von froher Bögcl Schar.
Das Kanze läßt dich staunend sehn
Taö Reich der Zaubrcr und der Feen
In wunderbarem Farbenglanze-
Doch macht zugleich eS dir bekannt,
Wo aller Weisheit Wiege stand,
Umrankt von frommer Dichtung Kranze.
m Freien siehst du stets gepaaret.
Was dir verkünden Eins und Jlvci,
Und Ivas cö trägt, schwebt kühn und frei
Nach oben, oftmals dicht gescharrt.
Doch bleibe jederzeit ersparet
Wie mir so dir auch meine Drei,
Da, wie verschieden sie auch sei.
ic meist nur Schlimmes in sich wahret.
Vzr allem wünsch ich deiner Seele,
Das',, wenn sie niedre Lorge drückt,
hr nimmer doch daS Ganze fehle,
Und sie dem Irdischen entrückt
;n ihrem Troste sich eriväble,
WaS civig rein und wahr beglückt.
ftommt klein das erste Wort auch an,
Tind seinem Druck und Silberschein
War bald doch ganze Ländereicn
.1 itf lange ycit oft uniertan.
Und irrest du wohl ohne Plan
Und iveik dann weder aus noch ein,
Wie freut eS dich, wenn hell und rein
Des zweiten Klang du hörest nahn.
Das Kanze ist n".ch langem Tode
AÜr jedes Herz ein lieber Bote.
Das; nen beginnt des Lebens Laus,
Von fernem Anblick hoch entzücket
Vergift du, waS dich schwer bedrücket.
Und atmest frisch und fröhlich auf.
Und eö ist gut ss.
Wie furchtbar müfite 8 sein, wenn
jeder wüßte, wa s,iner harrt, wie
wenige würden nach Höherem stre.
den. wenn sie doch im Vorau wük,
u, daß der Erfolg die Mühe nicht
und wie mutlos müßten die
Menschen sein, ohne die Hoffnung,
die glaubt, wa, sie wünscht.
Und vielleicht würde auch meine
Freude am Reisen nicht so groß sein,
wie ste nun tatsächlich ist. Ich würd,
die Beschwerden sehen, die möglicher,
weis meiner harren, die Gefahren bei
Tlüt-n,?. und ich würde
voll Zagen und Bangen meine, We.
ge, gehen: ich aber sehe im Geiste
nur die geliebte Heimat vor mir auf.
taucht, ich höre, wie die Unendlich,
keit de, Meere von der unfaßbaren
SazopfungSkraft des Herrn erzählt,
und suhle, wie lai Her, sich weitet
vor all den Wundern, die Gott dem
Menschen ,n seinen Werken offenbort.
Da, mächtige Schiff wird mich
hinübertragen durch Meeresflut und
Wogenaebrau, und ick werde Berge
wiedersehen, wie sie schöner nickt sind
m aller Welt, weil eö der Heimat
Berge sind. ,
Und durch friedliche Täler werde
ich wandern, die mir vertraut sind
und die ich einft durchschritt, da noch
mein Sinn nicht nach der fferne
stand. Ob'S noch die alten Berge,
die lieben, trauten Täler sind? ,
Ob sie mich wiedkr erkennen werden
nach so langer Zeit? Nicht daß sie
anders geworden wären, noch stehen
gewiß die Tannen und Fichten auf
Kicher, stolzer Höhe, und am Ab,
hange wuchert die Brombeere sust so
üppig, aber mich grüßen werden sie
nickt mehr, nicht fröblick machen wie
inst, wie einem Fremdlinge werden
ne mir rait gegenüberstehen, weil ich.
doch ein Fremdling geworden bin
in der Heimat!
Doch nein, das können ste nicht,
denn ich habe ja mein Herz dort ge
lassen, als ich ging, zum Pfande, dak
ich wiederkehren würde, und nun ich
da bin, sollten sie mich nicht wieder.
erkennen?
Zunicken werden sie mir in jedem'
Strauche und jedem Blümlein. .da
bist du ja, du Abtrünnige, und wenn
du gleich nur ein Weilchen bei uns
bleibst, so bist du doch unser und
dein Herz geben wir dir erst recht
nicht wieder zurück, das soll in der.
Heimat bleiben für alle Zeit." l
Ja, so wird die Heimat zu mir,
sprechen. '
Die Menschen, die damals waren,
als ich ging, die mögen mir zium
Teile entfremdet sein, Kinder sind
zu Männern geworden, Männer zu
Greisen, die Vaterstadt mag ein ande
res Kleid angelegt haben, in dem sie
mir nicht mehr die meine erscheint,
aber die Heimat ist mir doch die
selbe geblieben, gleich - lieb, gleich
schön, gleich einzig, weil, , nun.
weil 8 eben meine alte Heimat ist!
Aber darum ist mir mein neues
Heim nicht weniger lieb. Hier habe
ich gute, liebe Menschen gefunden, die
mir Freundschaft bieten, während
man dort meiner allmalig der
gißt, und hier habe ich einen Kreis
wohlwollender Freundinnen erworben,
wie ich meine lieben Leserinnen nen'
nen darf, auf die ich stolz zu sein
berechtigt bin, dasum kann ich auch
nicht abreisen, öhne ihnen zu erzählen,
was mein Herz bewegt, und ihnen
allen meinen Abschiedsgruß zu hieten
ein herzliches Ade, und wenn Gott
es will: Auf Wiedersehen!
Frau Karoline.
6.
Mein erstes Wort befällt hienieden
So manchen, der da siehet ein.
Wie oft noch Trug und falscher Schein
Zerstören seines Herzens Meöen.
Das zweite werde nie gemieden
Von ihm. dem Herz und Kraft allein '
Tem kalten Werk der Nacht u weihn
Von seinem Schicksal ward beschieden.
Doch wie von niederm Erdenleben
?lf zu der Sterne ewgem Glanz .
sich deine Blicke oft erheben, t
So siehest du in leichtem Tanzc
Empor ins Reich des AetherS schweben
Auf zarten Schwingen auch das Ganze.
Klejchwie des Himmels Morgenrot !
Strahl brennend fteuergold ich auS '
Und leuchte wie der Rosenstrauß,
Den freudig dir die Liebe bot.
Doch kzibst du grausam mir bca Tod
Und nimmst das Herz aus mir heraus.
So bring ich manchem Schloß und HauS
Noch des Verfalles bittre Not-
Willst du mich aber neu beleben.
?o mußt du durch ein kleines Stück
Mir noch einmal ein Ende geben.
Siehst du mich dann, so laß zurück
Ich deinen Blick mit Wehmut schweben
Auf längst vergangnes Leid und Glück.
Lös der Rätsel in voriger
Kümmert
1. Sonett.
2. Schleiermacher.
8. Banerbach.
4. Dichtkunst. .
S Mannheim (dort wurden im Ja
nuar 17S2 zum ersten Mal Schiller
Näuber aufgesührt) .
6. Trauerspiel.
7. Romantik. . ;
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