Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 11, 1912, Image 6
Mögliche Olia XriSunf. Freitag, drn 11. HtoUr 1012. w u u u Eill MlillliiWer M. B 3IU (2. ortfefeuna-J .Junger 'Mann, wenn Gif einmal um eine Frau wie diese drei Jahre lang fast hoffnungslos geworben, sie endlich doch errungen und dann rer loren haben werden," sagte er. dann, mein junger Freund, dann werden Sie wissen was leben und leiten Mi. Nein, wein Herr, wenn eZ ein Jenseits gibt, wie sie unerschutier lich geglaubt hat. so sollen dort sur mich leine Schwierigkeiten entstehen. Meine Schwägerin hat mir's oft zum Borwurf gemacht, daß ich Paula lei ne Ciiesrnutier gegeben habe, die sie erziehen und in die Welt einfuhren würde, aber die mt ist icn ionn ie eZ nicht über mich bringen. Man hält mich schwerlich für sentimental, vielleicht bin ich'S aber doch, jeden falls hat da Leben keinen Reiz mehr für mich, seit ich mein Weib fcegra ben mußte!" Er griff in verschiedene Rocktaschen, zog aus einer ein rotseideneS Tuch und schneuzte sich geräuschvoll. Norwood war ergriffen. Eine sei er Natur fremde Regung er be sah in hohem Grade jene entsetjl'.che Zurückhaltung, die den Amerikanern eigen sie unfähig macht, ihre Ge fühle auszudrücken, und zur tyran Nischen Gewohnheit wird trieb ihn. nach seines Wirts breiter Hand zu greifen und sie samt dem rotseidenen Taschentuch warm und herzlich zu drücken. , Dieser klein Zwischenfall machte sie zu Freunden. Jetzt kamen sie wieder auf SorchanS geschäftliche An gelegenkeiten zu sprechen, und der junge Anwalt blieb lange. Norwoods Berufsgeschäfte führten ihn häufig auf Reisen, und er kam dadurch oft in die Hauptstadt, die aber nicht sein Wohnort war. Augen blicklich hatte er sich sür mehrere Wo chen dort festgesetzt, da ein mmdtU ter Rechtsstreit seine ganze Tatig keit in Anspruch nahm. Er wohnte im Gasthaus, und da in der Stadt jetzt gerade keine Gesellschaftszeit war. fuhr er häufig im Zwielicht nach dem alten Haus am Fluß hinaus. daS ihm der Inbegriff von Frieden und Ruhe zu fein schien. Seine eigene Heimat in der Nähe von Boston sprach ihn nicht an. und er war sei ten ein paar Wochen ununterbrochen pfUute. Er hatte den Vater srüh verloren? seine Mutter hatte sich wie der verheiratet, und eine zahlreiche Schar von Halbgeschwistern wuchs nt ben ihm auf. Während seiner er fien Jugend war das Haus eine ctin derstube gewesen, jetzt war es eine Schule, und er war immer froh, ei ncn Vorwand zur Abwesenheit zu haben, wenn er auch aus Liebe zur Mutter noch immer unter ihrem Dach wohnte. Wie anders war doch die eigentümliche Luft in diesem wür devollen Haushalt mit der schwarzen Dienerschaft aus den Südstaaten, der mädchenhaften Herrin und dem warmherzigen, geistvollen Hausherrn! Wie entzückend waren die abendlichen ' Spaziergänge unter Pappel, und Ahornbäumen am Flußufer mit dem großen Mann und seinem Kind, wenn die gegenüberliegenden Ufer im duftigen Schimmer der Mondsichel hervortraten. Wie oft. wenn er spä ter aus der grauen Asche der Trüb sal auf diese Frllhlingsnächte zu rückblickte. trat ihm ihr träumerischer, jnedevoller Zauber wieder vor die freie. Eines Tages fragte ihn Sorchan plötzlich: .Sehen Sie auch manch mal dunkle Flecken vor den Augm. eine Art von Rauch, der aufsteigt und wieder verschwindet?" .Nein, niemals." erwiderte Nor wood. Leiden sie an den Augen?" 5ft kann es nickt leiden nennen. aber eine Unannehmlichkeit ist es. die mich beim Arbeiten uon, nameniucy im linken Auge. Schliche ich das andre, so sehe ich alles undeutlich. Ich habe Paula nichts davon gesagt: erwähnen Sie es nicht vor ihr, sie roüfc sich ängstigen." Meinen Sie nicht, daß Sie eZ ihr sagen und einen Arzt befragen sollten?" Nein, verschonen Sie mich mit die sen Hanswürsten. Ich habe vermut Tick hm Sebnerv überanstrengt." .Ihre Tochter." hob Norwood ein "Y7 ..-' Jt-L ...C IJ. wenig UNsicver an, rnaaji aur uwy uzn Kindruck, als ob sie den höchsten An- nrr,nmnn aewacksen wäre Mut und auch Vernunft in solchem Fall ' zeigen wurde. . Meine Kleine," versetzte Sorchan lächelnd, rndem er die Asche aus fer Ttr iPAASt klovste. .meine Kleine bät ie ein Junge werden sollen, und ich bin überzeugt, daß die Natur sie da zu bestimmt hatte. Ob sie Mut hat! Das will ich meinen und einen män.i lichen MS obendrein. Tausendmal hni il mir bei den ichwieriasten Ar betten geholfen, und dabei ist sie kröd lich wie er Atteiein und ebenso hrti-mT, ffi?feöfctiaft!r Was fcäite die Gesellschaft andres für sie leisten tonnen, als sie verderben? Die weni gen Menschen, die sie kennt, sind we Kft'ia bildet, und keine alltäali t. Emporkömmlinge., die ihr mit Y.itfertiakeiten den Kopf verdrehen Zit Z)at wenig Umgang it) rTvg.- J u u 1 -S233Äj Uor. habt, aber zum mindesten keinen schlechten, und das ist immerhin et wai. Wenn Sie's hören wollen si ist ein Prachtkerl und hübsch do zu. wenn auch nicht im Vergleich mit ihrer Mutter." Die eben besprochene junge Da me erschien in diesem Augenblick un ter der Lerandatüre. Gie hatte über ihr hellblaues Kattunkleid eine Joppe ihres BaterS angezogen, deren Aer mel ihr weit über die braunen Hände berunterhingen. und auf ihrem Köpf chen saß eil weicher Filzhut deö Pa paS, der. ein wenig in den Nacken gedrückt, die dunkelbraunen Stirn locken freiließ. Mit der einen Hand hielt sie den Nock. der vequem ,ui drei (Malten von ihrem Umfang ausgereicht hätte, über der zarten Vü sie zusammen, wayrens lyr uno cut geregt um sie herum sprang und Iu slig bellte. ,siaHofi, mein Burschen: :r ou das?" rief Sorchan lachend. Nor- wood. ich stelle ihnen meinen Sohn Paul vor." Sie sah m der Tat ganz wie ein ?!unae aus. und Norwood fand es gar nicht unkleidsam. Die merkwür dige Abwesenheit jeder Gefallsucht. die sonst den Reiz ein Frau vee:n träckitiaen. vakte aut ZU dem eigen tümlich herben Charakter ihrer Er scheinung. Ihre Schonyeil. wenn von einer solchen die Rede sein könn te Norwood war noch im Zwei sei darüber. war bis jetzt u'cht von der Art. die auf die Sinne im; was ioä'ter daraus werden würde. wußte man noch nicht. Aber doch fühlte man. daß sie die Phantasie gefangen nehmen könnte? man kann Phantasie ... und Sinne nicht zu gleich füttern, und so wie sie war. paßte sie zu Norwoods gegenwärtiger Stimmung. Er datte die Aeuße rung von dem unerbittlichen Kinn nicht vergessen was sie vamli ge meint hatte, konnte er indes nicht recht begreifen. Ihm kam ihr Kinn ganz hübsch vor würde sie ein unerbitt liches Weib sein? WaS konnte auS der Nersckmelzuna von südlichem und neuenglischem Blut hervorgehen? Ver- mutlich etwas sehr Neizvoues. iuon cheS Feuer und südliche Inbrunst mit neuenglischer Verständigkeit ge mischt und durch sie gemäßigt eine ungemem glückliche ulammen- ftfTiinn Er selbst war' ein Abkömmling von Puritanern und war selbst Puritaner. DaS war ihm zuwider, ober er könn- te es nicht ablchutttin; es vermuazi sich durch nichts, weder durch Aus schweifungen, noch durch geistiges Losreißen. Auch kann es nicht durch Mischehen verdrängt werden, es bleibt immer ein Tropfen davon im Blut, ein Trovken Schuldkwufztsein und ein düsterer quälender Hang zur Gewissensnot, ein Hauch von erervter Gewissenspein, wenn man so will, ein bitterer, berber. oft recht unbe quemer aber nicht zu verwischender Grundton. den nur der 2ov m cen Adern erstarren läßt. Er mußte ei nes Erlebnisses aus seiner Bergangen- heit gedenken. Als junger Mensch hatte er tn ver wiaen Stadt Römisches Recht stu- oiert und war zu der Zeit recht ver liebt gewesen m eine herrliche yto merin. eine Marckesa. die damals eine oekierie Sckönbeit war. Er hat- te sich wenigstens emgebiioel. vertievi zu sein, und sie hatte, nachdem sie sich aus einem Ball kim englischen Bot - -, , . schafter kennen gelernt hatten, eine Vorliebe sur irrn gesagt, warum, oas wußte er sich in seiner Bescheidenheit nicht zu erklären. Eines Tages, als er zu chren kleinen ffunen sak und in ihre blauen Augen blickte sie batte blaue Auaen und eine rote Mah nt. was ibr im Lanö der sckwarzen Haare besonderen Ersoig eintrug da rief sie ein etwa ebniahriaes Mädchen herbei, das gemeinsam rnit ihren eigenen Tochterchen erzogen wurde. .Komm ber. Ninette. und sprich enalisch mit dem Herrn." sagte sie. tzow do you öo fragte 'janetie ernsthaft in der ersten Position der Tanzstunde. Sie war ein olaiies Kind mit aro ßen leuchtenden Augen und tiefer grimme. Ninette spricht sehr hübsch eng lisch. Sag noch etwas, mein Kind,' fuhr die Marchesa ermutigend fort. I like you vrt much, sir," sagte Ninette. Die Mrckesa rvielte einen Auaen blick mit des KindeS Haaren, dann .! r.. v:. t!:x.tv v.h cnuicg ic vt tiiiint iuu;ciiiu, uuu sie wurde jeglichen Spielzeugs rasch müde. So, mein Kind. daS genügt fviele nur weiter!" -ft es eine Verwandte?" fraate Norwood. um seine Teilnahme für alles, was tnt Angeveieie oeiras. an den Tag zu legen. ,O nein, ganz und gar nicht wie kommen Sie zu der Frage? Fiw den Sie. daß sie dem Marchese ühw lich fieht?" Norwood machte große Augen. .Nein.' versedte die blonde Freun in lächelnd, mein Mann hat sie aix xüui TäaU Ü Worten: .Hier ist das Kind einelGesichtSauZdruck muß! ihr nicht sehr verstorbenen Freundes,- sei gut gegen, geistvoll erscheinen; denn sie unter sie.' und da bin ich eben gut gegen drückt mit Mühe ein Lääxln, wo L u t , M, ? k . sLi .rx'k.s. lt i I . !.... n'fj m it. Auck ist sie ein sanftes eschöpf chen, und die Kinder hangen an ihr. sie bleibt also bei uns. P.lt sind in Cnne!" bub Nor Wood mit glühender Begeisterung on. Ja. daS glaube I veinaye leir,,. denn, unter uns gesagt, mein Freund" die Marckes beuate sicb hinter ihrem ausgebreiteten Fächer zu ihm herab, daß ihr warmer '.item lein frnnr strafte unter unS aesaat. , sollt inich nicht wundern, wenn sie ein ton des A.archees eigenen wäre! Da die Dame dabei lachte, mußte Norwood in seiner neu erlernten Nol le eines amerikanischen Weltmannes wohl odri übel auch lachen, aber die se Heiterkeit war eine ge! .achte, renn unter seiner Weste erkob die ganze Reihe seiner Vorführen ihre Stimme und tat Einsprache. Sein einge fühl war verletzt, seine Sittlichkeits bearisse emvörten sich, ober er würde eher gestorben sein, als sich selbst das zugestanden haben. Er lachte das leere, seelenlose Pslichtiachen. vas nie Höflichkeit erheischt, und suchte sich selbst einzureden. dcs, ikm diese weit herzigen ausländiscben Anschauungen in Fleisch und Blut übergegangen )tu en. Die er voll tanoiae Mangel toa eifersüchtigen Bitterkeit und jedes kleinlichen Vorurteils war ,a groiz artig, und er bewunderte bisse See lengröße über alle Maßen, aber doch mußte er sich unwilllürlich fragen, wie sich feine Mutter oder seine Tante un ter ähnlichen Anfechtungen und einem solchen Verdacht geüber verhalten haben würden, und er drückte die Augen zu. um sich tos Bild nicht all zu deutlich zu vergegenwärtigen. Als er beute abend cn Pau'.as un- erbitiliches" Kinn daette, kam ihm der Gedanke: Sie würde es nicht so hinnehmen wie die Marchesa. und es lag ja jetzt keine Notwendig- keit vor, sich weis zu macven. ooy er das kür wünschenswert hielte. Aus der anderen Seite freilich war es denn nickt klüaer. kluaer und bemr, den armen kleinen Wildling auszu nehmen, zu nähren und gut" ge?en ihn zu sein, und damit dem Mann die Möglichkeit zu schassen, stme Sckuld zu sübnen. als das Kind zum Leben in einem Waisenhaus zu verdammen, den Galten endloftn Bei folgungen und sich selbst dem Gerede der Leute preiszugcbn?Aber was wür de seine Mutter, was würde seine Tan- te gesagt haben? Er lachte hell aus, wenn er daran datte. Fort mit dem Ehebrecher! Fort mit dem Ba- starö!" nun, im runre genom M'N war das dllck das aekündere. na- turgemäßere, unverfälschtere Gefühl Und Paula? Paula mit idrer voi- len Stimme, die einen mannlicren Klang hatte, und doch nie hart, son- dem immer nes und weich war, le se Paula in ihres Baters Nock war so oim anders als alle die andern. Sie putzte sich nicht, und doch wie frisch und reinlich und gel'.ino war ibre ireicke Wanae! Unerbittlich? Ach nein, sie war sicher eine großmüt'ge ? erion. das and ,kr aus ver geschrieben und drückte sich in ihrem ganzen Wesen, aus. Tie mama war ja eine reizende Frau gewesen, und als er sich von ihr losgesagt hat te. war es ibm sooar vorgekommen, als ob ihr Eisersucht nicht ganz fremd fei. Natürlich war der 'JJiaich?e za nicht ihr Liebhaber gewesen. Auch er war es nickt gewesen, weniastns nicht im italienischen Sinn, und er hatte sich manchmal darüber gewun ti'rt. N-I-Niiltlick batik er fiefc die Ge legenheit, es zu werden, entgehen las; sen das war ibm in avnnmer i:a- ae mebrmals im Leben aesckeben. ?lm ganzen war seine Erinnerung an sein Verhältnis zu ihr darum vielleicht angenehmer, und das bewies nur, daß er im isrunoe ein recyt luyer Anoe ter gewesen war. (Fortsetzung folgt.) Uiolus Sildnis. Von Alberta Bauer. Es aibt Leute, die an di Liebe aus den rsten Blick nickt alauben und meinen, dies könn auf keinen Fall die wahre Lrcb: fern. Ader die kleinste Erfabrung ist auch hier mehr wert als alle Theorien und Philoso phien. Ich kann darüber urteilen, denn ick verliebte mich rettungslos an einem scköne.r Sommernachmiitaae im Atelier meines Freundes Merring ton. Merrington war realer uno fast noch einmal so alt wie ich. Ich selbst batte keinen Schimmer von die ser schönen Kunst, aber wir waren trnkdem Ute keunde. und in seinem Atelier, das r oanz draunen an den Ufern der Themse gemietet att, war ck e n stets willkommener Ga l. Ais ick nun an ienem denkwürdigen Nach mittage meinen Freund besuchte, er r..c ;j .TijH sllyl VI) VVil CIUCIII Ulllll Jfciuiv, daß er plötzlich verreisen mußte, aber Ivn Auktraa Kinterlassen habe, daß ich. wen ich Lust dazu hätte, lrotzdcm in seinem Atelier bleiben sollte, so lang ich wollt. , Ich ließ mir , also 7s, foir?.?a und war aerade im Be griff, mir ine Tasse einzuziehen, als die Tür lei e geo nnet wuro. blickte auf und sah eine sunge Dame, ' . . . ri . . . i e ?ögernd an oer chiveue sieyen M o . - . w blieb und deren großen. , (trauen Au mich nevLieri llMutur. Ujalhtnl" - vei zwei reizende onioan zum mot schein kamen. Sie war daS entzückend lle Rsckövf. daS mir in meinem Le ben lcieanet war und icd verliebte mich auf der Stelle Halö über Kopf in sie. Darf ich eintreten?" fragte sie, trf, läutete unten an der Tür. aber es kam niemand und so kam ich auf gut Glück hier herein. TaS (Wcheiteste, was Sie tun konnten", sagte ich. der Diener ist nämlich stocktaub. Darf ich Ihnen eine Tass Tee anbieten?" Ich zog einen Stuhl an den Tisch heran, und sie setzte sich auch gl.ich ohne ioe ie reret. Danke, ia". saat sie. ,.ick habe zu Hause noch keinen getrunken, weil ich ürchtete. zu spat zu kommen (Zö i owieso schon später, cl ich kommen wollte. Tante Jane läßt sich Ihnen empfehlen, aber sie konnte heute nicht mitkommen, sie ist so Zehr erkal tet." rtch hatte keine Ahnung, was ,ie meinte, und war gerat im Begriff, ihr zu sagen, daß ich leider nicht Mr. Merrington sei. als sie fort uhr: ..ck bleibe sechs Wochen hier und kann Ihnen also so oft sitzen, wie 2k wollen. Tante Jane wiü. das; das Bild rn f;ir? und stehend ge knackt werden soll, n soll der Zug von Selbstbewußtsein, der ja bei der heutigen Jugend leider nur zu stark hervortritt, möglichst vermieden irerden. Notieren Sie sich das bitte alles!" Sie hatte eS wie eine auswendig gelernte Lektion heruntergerlappert. und die bezaubernden Grübchen wa ren dabei gar nicht von ihren Man gen verschwunden. Ich war entzückt und verfluchte das Schicksal, daß es mich nicht hatte Maler werden las sen. Aber sollte ich deshalb dieses rei ,end Geschöpf womöglich für immer aus den Augen verlieren? Es gab nur einen Ausweg, und ich ergriff ihn. ,Ein Bild erfordert viel Studium. und man kann nicht so schnell da- mit beginnen," sagte ich sehr würde- voll. Tante Jane meinte, Sie würden chon heute beginnen." .Natürlich!" sagte ich erregt, die meisten denken sich das nur so in- fach. Können Sie nicht täglich hier- her kommen? .Aber Tante sagte, Sie arbeiten so rasch." Das kommt ganz darauf an , sagte ich. Sie sah mich etwas er staunt an, und ich fuhr hastig fort: Ich muß Sie in verschiedener Umge bung fehen. Zum Beispiel: auf einem Fluss mit Weidenfträuchern als Hin tergrund, und ich möchte Sie zu dem Zwecke bitten, morgen mit mir zu ru dern." .Aber Tante Jane wird kein Bild von mir wollen mit Weioengestrupp als 5iinterarund". meinte s. ,Wnn ich male, dann muß ich nach meiner eigenen Äussc!llng malen dürfen", saate ich energisch. Dies hatte ick bei meinem Freunde Merrington einmal bei Velegenheit aufgeschnappt. Vielleicht wird das Bild nicht nack dem (Mckmack ?lb,rer Tante, wahrscheinlich nicht (daran war wohl nickt ,u zweisein), ober ich kann nickt anders". Das war leider auch wahr, aber ich war froh, daß s mir gelungen war, sie zu uverzeu- gen. Ein Künstlerltben muß doch Herr lich sein!" sagte sie. ..O ia". saate ich etwas unsicher. .Die Mbiakeit besitzen, alles. was man sieht, auf die Leinwand zu zaubern, muß doch schon sein!' ?lawobl". sagte ich und unter- drückte nur mit Mühe einen fchmcrz- lichen Seufzer. ..Ack. ick wollte, ich könnte malen! sagte sie mit Begeisterung. Ich auch", dachte ich und versuchte, das Kesvräck auf ein anderes, angi- nehmeres Thema zu lenken, doch sie begann wieder: Wann wird denn die beste Beieuch tung für den Fluß sein?" Neleucktuna?" fraate ich. er- staunt, wozu brauchen wir denn Be- leucktuna? Nun. die ist bei einem Bilde doch sehr wichtig", sagte sie und sah mich forschend an .Natürlich, gewiß!" murmelte ich und verwünschte meine idiotische Un wissenheit auf diesem Gebiete. Am nächsten Taae um die festge setzte Stunde erwartete ich sie schon voll Ungeduld in einem Ruderboote, das ich mit den schönsten Kissen, die ich bei meinem alten Freunde cnftrei ben konnte, ausaeleat hatte. Sie war ungeheuer pünktlich und sah gar nicht mehr so erstaunt aus wie ge stern. Sie schien in übermütigster Laune zu sein und erzählte mir. daß Tante Jane stockheiser sei, also keine Fragen an sie stellen konnte. Ich drückt mein Bedauern mit einigen höflichen Phrasen aus und verschlang mein entzückendes Visavis mit den Augn. Sie errötete etwas und sagte dann: Studieren Sie Ihre Modelle im- mer so eingehend. Mr. Merrington? I A,t.u r:. ni. uven ,i utnata j 1 F- i i i irJL; schon für den Hintergrund ntschie 0 nein, da kann noch lange bau ern!" Mai wiid Tante Jan dazu sa gen?" Ich male doch SI und nicht Ihre! Tante", sagte sch gekrankt und wünschte in meiner schwarzen Seele, daß die Erkäliung recht hartnäckig sein moae. Wenn Ihre Tante so erkältet ist. dann kann sie doch nicht o bald kommen. Tante Jane", sagte sie schelmisch, .hat in den letzten vierundzwanzig Stunden zehn verschiedene Miltcl ein genommen. Die ?nesung kann also jeden Moment eintreten. WaS rna en Si lieber, Landschaften oder Portrait?" Da waren wir schon wieder bei dem verwünschten Tbema! Mir einerlei!" sagte ich, Sie scheinen sehr vielseitig zu ein", sagte sie, und dann sprachen wir von andern Dingen. Wir kamen täglich zusammen, dank der sehr hartnäckigen Er'älti,ng von Tante Jane. Die Zeit verstrich unS wie im Fluge, und unsere Kuiistge prache , die mich zuerst m peinliche Lagen gebracht hatten, wurden im mer seltener. Aler eines Tage? ver ündete sie mir. daß ihre Tante wieder gesund sei und übermorgen ommen wollte, das Bild zu besichti gen. Als ich an diesem Abend allem im Atelier saß. war ich nahe daran, ver rückt zu werden. Ich verwünschte meine Heuchelei und Lüge sie würde mir gewiß nie verzeihen kön nen. Es kam mir zwar vor. als wäre ibr meine Gesellschaft nicht un angenehm gewesen, aber was sagte das es aalt vielleicht nur dem ,Nünsiler! Endlick kam ich zu dem Entschluß, ihr brieflich meine Liese in gestehen und sie zu bitten, meine Frau zu werden. Sagt sie ja. dann würde ich ibr alles gestehen. Aber ich kannte ja gar nicht ibren Na wen. Ich wlißtc nur ihrn Vor namen: Viola, den ich einmal auf ein Taschentuch gestickt gesehen hatte. Nach langem Grübeln, unter brochen von Wutausöcüchen ceqe,! mich selbst, kiel mir ein, daß Mer- rington seine Besucher immer in ei nem dazu besiimmten Bücke notierte. Richtig, da stand unter dem Datum. an dem ich sie zuerst gesehen hatte: Mig Telaville. 4 Uhr' ' Ich über- legte nun tutht länger, schrieb den Brief, unterzeichnete I. Merrington" da sie meinen Namen ja nicht kannte und sandte ihn ab. Ich verbrachte eine schreckliche Nacht und einen schrecklichen Vormit tag. Endlich war die ersehnt: Stunde da. und dort kaum auch schon Viola, von Sonnenlicht umflossen. Ich kam ihr entgegen und erfaßte ihre Hände, die sie mir auch ließ. haben Sie meinen Brief erhal ten?" fragte ich in zitternder Erwar tung. Welchen Brief?" sagte sie und sah mich erstaunt an. Ich schrieb roch zestern an Sie an Miß Telavill." ..Miß Telabille?" sagte sie. so heißt meine Tante ich heiße Steu ton." O Gott!" ries ich aus und dachte an den Inhalt dieses Briefes, mir schwindelte. Viola", sagte ich. ich liebe Sie Sie müssen es fühlen, wie ich Sie lieb wollen Sie meine Frau werden?" Sie senkte die Augen und sagte leise: Ich glaube, ich kann keinen Künst- 'er heiraten. Aber", stammelte ich. Nun, aber", wiederholte sie. Ich bin ja gar kein Künstler!" Aber Si; beten sich doch an, mich zu malen!" Ich bot mich doch nicht an! Sie boten sich doch selber an! Ich kann ja gar keine Farben unterscheiden, nicht einmal Pinsel kann ich waschen. Meine einzige Entschuldigung ist, daß ich mich auf den ersten Blick sterblich in Sie verliebte. Ack". sagt ich zer knirscht, ich hab Sie betrogen können Sie mir verzeilen?" Sie haben mich nicht betroger" ficl sie mir ins Wort, und nun war es an mir , erstaunt zu sein. Bier undzwanzig Stunden lang glaubte ich, daß Sie Mr. Merrington seien", suhr sie fort. ,ber dann "sah ich zu fällig in einem Journal sein Bild er hat inen grauen Bart und :ine Glatze." Und doch haben Sie mich mit Ihren Kunstgesprächen so in die Enge getrieben. Also war i ch der Betro gene?" Mein Mut stieg ungeheuer. Ich schloß sie in meine Arme und sagte: Alsr,, Biola. ich finde für dein Benehmen keme Worte, und wenn du mich jetzt nicht heiratest dann Viola schien derselben Ansicht zu sein das Weitere geht niemand et was an. Vor einher Zeit hatte ich einen Brief von meinen: Freund Merring ton. Er schien sehr erregt über die Antwort einer Dame aus der Nach barschaft auf einen Brief, den er ge schrieben haben sollte. Er schwor hoch und heilig, diesen Brief nie und nimmer geschrieben zu haben. In sein Atelier wollte er jetzt nicht mehr zurückkehren. Ich habe ihm gera ten, den Winter in Florenz zu ver bring:n. . :.vs - s' - f - - .. I. ' r '-' t;-', i. ür?u'''' , : : ' '' -fi I ' ' ' - v- "" ' ' t'Jl"V' ,',,:'""""'fj':"" if yss wA - Jf rn t ' jx : ' S7 - - r N .VM ' w V m f ; X x v W M V' - ' h y.hA i - W; . ß ' $ 'i 'i- m K'-:: 'i"VnV : " .y .4 ..'! .. , i?- i i ?' J- m: Q ii&X Üv MtG-Ä V iVs (:lJii$W'- VJHi . i MG? y . f Novitäten in HalSbrkleidunqSartikeln. Tie Jahl der Novitäten siir Hglöbe ilciimg für ben Herbst ist geradezu endlos, aber es gibt nur wenige, welch allrakliver sind. IS die hier alMbildcte ans Baby ?!rish. schivcirm atin und wcincr !ilic. Ter sci'war,-e Satin Rubecipierre ,st hoch am Hais, scharf unter dcm .Uinn zuiietpivt und macht zivischen diesen Lpiben ein Ornainent auS Ealin Kreisen d rn'tneri, unter dem ei abot auS nefäUoItem MalineS sichtbar wird, in der 'itte mit eincr Reihe von 2atinkvpsen bescht und die .anten unten mit Habt Zrisl, abnäht. Ter breite Umlegekragen ist ein neiieZ Detail. daS sehr -rovulär werde wird. l5in postalische Intermezzo. Folgendes drolliges Geschichtchen erzählt ein Besucher der Jsarstadt: Ort der Handlung: Ein Münchener Posibureau. Zeit: An einem Frei tagabend zur Fremdesaison. Per sonen: Eine Dame. ich. Schalterbeam te. Bureauvorstand. Bureaudiener. Eine schicke Dame tritt in den Schal ierraum der Post, besetzt einen freien Schreibtisch, entnimmt ihrer eleganten Handtasche einige großformatige Brie fe, die sie adressieren will. Sie ver sucht alle herumliegenden erreichbaren Federhalter, aber entweder steckt keine Feder darin, oder wenn doch, so hat die Feder nur ein Bein, oder sie spritzt derart, als ob A-B-C-Schützen sie längere Zeit eifrig bearbeitet hätten. Die Dame, eine Ausländerin, wen det sich fragend an mich, wie sie wohl zu einer ordentlichen Feder gelangen könne. Da sie nur mangelhast Teutsch spricht, erbiete ich mich, ihr zu helfen. Wir gehen zum ersten Schalterbeamten. Könnten Sie viel leicht dieser Dame eine Stahlfeder geben?" Er geruht nur. mit dem Kopfe ein Berneinungszeichen zu ma chen. Beim zweiten Schalter werde ich fchon bescheidener: "Würden Sie nicht die Güte haben, dieser Dame für einige Minuten eine Stahlfeder zu leihen?" Antwort: Ich brauche meine Feder selbst." Beim dritten Schalter haben wir Glück. Ich moduliere meine Anrede folgendermaßen: Wären Sie wohl so liebenswürdig, uns Aufschluß zu geben, aus welchem Wege wir zu einer Stahlfeder gelangen könnten?" Ja. da müssen Sie sich an den Bu reauvorstand wenden." Der Herr Vorstand, den wir nach Durchschrei ten soundso vieler Gänge finden, ein hoher Beamter, hat ein Einsehen mit unserem Ansuchen; er überreicht mit Daumen. Zeigefinger und großer Lie benswürdigkeit aus einer vollen Schachtel eine nagelneue Stahlfeder. Die Dame strahlt vor Vergnügen, und nachdem abermals ein Schreib pult erobert ist, sehe ich sie eben ihre Schreibtätiakeit beginnen. Aber da naht sich ihr das Verhängnis. Ein Bureaudiener muß wohl beobachtet haben, wie sie die Stahlfeder dem Halter einverleibte, er schreitet mit großen Schritten auf sie zu. nimmt die Feder aus dem Halter und spricht mit strafender Stimme: Ja. was wär denn dös! Eine neie Feder! Dös gibt's net. Heint is ja erst Freitag, am Samstag kommen die neuen. Wo kämen mir denn da hin." Sprach's, zerknickte die Feder und warf sie in den Papierkorb. So geschehen im Jahre des Heils 1912! Zureichender Grund Lehrer: Warum bist Du gestern nicht in der Schule gewesen? Schüler: Ich war krank." Lehrer: Was für eine Krankheit hattest Du denn?" Schüler: Meine Jacke war zerris. sen." Kindliche Auffassung Nun," fragt die Tante daS kleine Annchen, welches man zum ersten Male in ein Konzert mitgenommen hatte, wie wa-'s denn?" Na," meint die Kleine, eine Da me schrie, weil sie ihre Aermel der gessen hatte, und ein Kellner spielte Klavier. dazu'. Sicher! Professor (ins Ne staurant' tretend): Bitt Kellner. wenn ich zahle und gehen will, sagen Sie zu mir: Herr Professor, Sie ha ben Ihren Schirm stehen lessen!" . ' I "- . . . l f. .J&.Äf ä mi iwJVi.M'-''-: i .tr. . y imirmi!r'i Statt der Zodetstras Ztt und äffe. Eine reizende Geschichte, die den Stand der medizinischen Wissenschaft am Ende des 18. Jahrhunderts dra stisch beleuchtet, weiß ein Pariser Blatt zu berichten. Es erzählt, ein Arzt habe die Wirkung von Kaf- see und Tee auf den Menschen ouö proben wollen. Um aber nicht sein Gewissen durch Tötung eines unschul digen Menschen zu belasten, bat er um Ueberlassung zweier zum Tode Verurteilten als Objekte seiner Ver suche. Daß die beiden Getränke ge fährliche Gifte" seien, war ihm nicht zweifelhaft. Nur wollte er wissen, welches von ihnen schneller zum Tode , führte. Sein Wunsch ward erfüllt: beide Verbrecher erhielten die Begnadigung unter der Bedingung, daß sie sich der genannten Prüfung unterwürfen. Da sie sich am Rande des Grabes sahen, willigten sie, über die unerwartete Verlängerung ihres Lebens hocher freut, nur zu gern in die Forderung ein. er eine eryieir laglich vrei Tassen Kaffee, der andere täglich drei Tassen Tee natürlich neben son siiger Beköstigung. Man kann sich heute gut vorfiel len, daß die beiden Taugenichtse mit keinem anderen Verurteilten tauschen wollten und sich mit der Zeit sehr mit dem gefährlichen Gifte" be freundeten. Mit der Zeit der Tee trinker starb nämlich erst im Alter von 79 Jahren, sein Leidensgefährte von der Kaffesirafe brachte es sogar auf 80 Jahre. Ob der Arzt das Re sultat feines höchst komisch anmu tenden Experimentes erleben konnte, t verschweigt leider der Chronist. Eines- aber sieht fest: den Einwand, die beiden Sünder wären ohne, den zwangsweisen Genuß vn' Kaffee und Tee vielleicht noch älter gewor den, kann man, ?uch ohne Wissen schastler zu se!,,. glatt zurückweisen da sie ja zum Tode verurteilt worden waren. Eigentliche Familien - Namen gibt s in Deutschland erst seit ca. 400 Jahren. Auf einem Gute in Samara (Nußland) sollen jetzt Kamele an Stelle der Pferde treten. DerBesitzer hat dazu acht Kamele angekauft uno glaubt gefunden zu haben, daß ein Paar solcher eine größere Tagesarbeit leistet, als ein Gespann Pserde. In Japan wird an dem Tage, wo eine Tochter des Hauses heiratet, eine Art Begräbnisfeierlich keit in der Wohnung der Eltern ab gehalten, die andeuten soll, daß die junge Frau von nun an für Vater und Mutter so gut wie tot ist. Die Zahl sämtlicher in Jahre 1911 zum ersten Male ' auf den französischen Bühnen aufgefllhr ten Stücke nicht weniger als 986, das sind 65 mehr als in dem vorauf gegangenen Jahre. Davon entfallen allein 574 auf die Pariser Theater und 412 auf die französischen Pro vinzbllhnen. WährendderAbweskN heit des Besitzers drangen Dikbe in di Villa des Grasen Sormani in Casiellazzö bei Bcllate und stahlen' eine wertvolle alte Münzsammlung sowie den Juwelenschatz der Gräfin! im Werte von M0.00 Franken. Merkwürdigerweise hörte die Dieners ri . 'ila . V . ' , t . .. . 10)011 nillzis von vcr Arorii oer Zvie b. Diese scheinen im Automobil entkommen zu sein.