Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 08, 1912, Image 2

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(lin eptembertag ans dem
Lande.
Cm echier Teptembtttag beginnt
mit Wedel. Und so lag denn auch
hcutk ,al ich hinaustrat in d Mor
gknsrifche, die Landschaft in inern
arauittikkn Dunstschleier. Im Osten,
wa da TageSzrauen anhob, ward ti
lichter, während im Westen noch ine
dichte araue Masse lag. Zusehend U;
gann ein hartnäckiger stampf der aus
gehenden ssonne mrt dem Wedel. Der
kleine Wald dort im Nordosten. trn
verloren inmitten der Feldmark und
im weilen Bogen umgeben von den
Ortschaften, erschien als eine unge
Keuerlichk, himmelwärts hinanragende
Reste am ffuke rne niedrigen Hohen
Zy-Z'i, über den sich die Landstrahe als
ein schmales, tvtiti ano y.nzog.
Und immer Keller ward t'i ütix dem
Walde. Es begann ein Zerrinnen und
Zerfließen der undurchdringlichen
Wand, durch die aiSvald ein licht
weihe, große, runde Scheibe flimmerte
Die grauen Massen wurden herabge-
drückt zur Erde, über die es in dem
Augenblick wie ein dunkler Schatten
-arna. Und vlödllch zernk die gleich
mäßig graue Wand und im siegreichen
Tnumvbe erstrahlte in blendender
Glorie die Tanne vom blauen, klaren
Himmel herab. Die Nebelfetzen husch-
im tote auf der Flucht um Phantast,
schen Gestalten iider die Fluren und
um die Baumgruppen des Waides, als
wollten sie sich da anklammern und vor
der Vernichtung bewahrt bleiben. Aber
nur ine kurz Weile, und der letzte
Nebelschwaden zerrann spurlos ,m
Ull!
, Mit dem zerflossenen Nebel war
such die Frisch und Nässe gewichen.
Warm flutheten' die Sonnenstrahlen
über die Glieder und ein voller Son
nenschein lag auf dem Felde. Es war,
icl athmete alles im Behagen. Eine
.in, würzige Luft, frisch und klar,
welche die Brust weitet und die ko'rper.
üiche wie geistige Spannkraft erhöht
'und die frohgemuth macht. Sie ist in
, ihrer Kernigkeit ganz anders, als jene
.drückende, gewitterschwüle und trüb
dichte Luft mancher dumpfen Som
l mertage, die sich so erschlaffend und
! bleiern" suf die Glieder legt und den
Menschen träge, schläfrig und abge-
spannt macht und zu nichts aufgelegt.
Gewiß, ein köstlicher Morgen, um
.Ihn im Freien zuzubringen! Alsbald
i ist der Kaffeetisch vor dem kleinen
' Gartenhause in einer reizvollen Umge
bung, einer anheimelnden Morgen
idylle. hergerichtet. Nach dem Nebel
lagert noch die Thaufrisch auf dem
einsamen, entfernt vom Dorfe gelege
nen. von einem hohen Palisadenzaun
umschlossenen Garten, der sich wie ine
firüne Insel aus den grauen Stoppel
eldern der Feldmark abhebt. Im Hin
tergrunde das Gartenhäuschen, an des
fen Südwand der Weinstock bis zum
Dache hinauf emporrankt. So dicht
und üppig, daß die weißen Fenster des
Häuschens, die licht und freundlich in
den Garten blicken, halb von dem
Weinaerank verdeckt sind, und die
Hausthür von - einer breitblätterigen
Weinreben-Guirlande. woraus die
dicken Trauben schauen, umrahmt ist.
Vor dem Gartenhaus breitet sich der
Blumengarten aus. den in hohes,
dichtes Springen- und Ziersträucher
Voskett in wellenförmiger Linienfüh
rung von dem Gemüse und Obstgarten
mit seinen Spalierbäumen und Lau
benga'ngen trennt. Die Weinranken
Kuchen in strotzend kräftigem Wuchs
dom Hause auf der Erde hinweg bis
zu dem aufgestellten Tisch, von wo der
Blick ungehindert über d!? Landschaft
schweift bis zu den Beifügen, die in
duftiger Bläue aus dem Süden her
Lberfchimmern. Unmittelbar vor uns
suf der abschüssigen Bodenschwelle,
welche zu dem Wiesengrunde hinab
steigt und von dieser durch einen drei
ten Graben getrennt ist, gruppiren sich
die runden, von buschigem Buchsbaum
eingefaßten Blumenbeete. Herrliche
Nosen im zweiten Blüthenflor duften
uns von ihnen entgegen; glühend roth,
wie vom Lubesfeuer angesacht, und m
dem zarten, blendenden Weiß der
Keuschheit und Reine.
ES ist ein gar lauschiges, rings von
dichtem Gebüsch eiNgesossenes Platz
chen. über das sich aus dem Boskett die
ausladenden Zweige einer Esche wie
schützend strecken, d sich hier ernge
samt und zu einem kräftigen Baume
binnen sechzehn Jahren heranwuchs.
und in dem Rothdornbaume dort rn
der Gartenecke mit seiner mächtigen
Laubkrone einen ebenbürtigen Gefahr
ten fand. Wenige Schritte von unfe
tern Platze erbebt sich eine Epheugrotte,
deren reiches Gelock lang zur Erde her
niederhängt und leise im Winde schau
kett. Bor ihr, den Mittelpunkt des
OartenS bildend, liegt ein sternformi-
ges Rafenbeet mit einer Rosengruppe
ü'iio lellwaris oaoon eine leingroiie,
von Moos überwachsen, während an
dem versteckten, auf ine große Tanne
mündenden Ausgang des GartenS ein
Teickbecken mit Seerosen auftaucht.
Uebcr feinen Rand neigen sich lange
ffarnwedel und die feinen Rispen der
Schilfgräser wie zum ergebenen Gruß
gegen die stolzen Seerosen, die in ihrer
erhobenen Schönheit im Schmuck des
goldenen Blüthendiadems auf der spie
gelglatten Wasserfläche thronen. In
anmuthigem Bogikn hängen die Zweige
des Rosengebüsches des benachbarten
riasenbeetes zum Teichrand herab mit
iren Knospen und vo? erblühten Ro.
f:n auf dem kockerenRasenkissen, gleich.
wettekfnnd mit den Seerosen u;H
l t fCni der Schönheit. ,;
, gleich wieder ein Bild rasch
Vergänglichkeit! Ein um das andere
Blumenblatt löst sich schon au der
vollen Rose. Die stolze Alüthenherr
lichkeit zerfällt und verblaßt. Die
dustigen Blüthenblätter sinlen zur
Erde oder werden vernxht über die
Wasserfläche des Teiches, wo sie ein
Spiel der kleinen Wellen abgeben, bis
sie untertauchen und in der Tiese ver
schwinden und vergeben. Ein Symbol
des Menschenleben, das von den Wcl.
len des Schicksals auch bin und her
getrieben wird, um dann hinabzusinken
in die Tiefen des Zeitenstromes,
woraus s ebenfalls kein Austauchen
mehr gibt. Zu diesem traumverloren
nen Stilleben in nachdenklicher Be
schaulichkeit. das da die Rosen. Gräser.
Farne und Seerosen am Teiche führen,
gesellt sich ein Lebensbaum, der in s.
ner dunkelgrünen, hochragenden Pyra
midengestalt und in der Geschlossenheit
seines ernsten WesenS der ganzen Um
gebung einen feierlichen Ausdruck ver
leiht. Eine getragene Stimmung, die
sich von ihm über den Garten verbrei
tet und die jetzt in der Morgenfrühe
weihevoll wirkt, alj die langgezogenen
Töne der Betglocke von der Torfkirche
herüberfchallen. In diese Klänge
stimmt gar frohsinnig der Buchfink
ein, der von der höchsten Zweiqsxitze
der Tannengruppe, welche den Brun'
nen umgibt .sein Morgenlied über den
Garten schmettert, während das strah
lende Himmelslicht sich voll über den
kleinen Sänger auf seinem luftigen
Hochsitz ausgießt. Ein Trosselpaar.
dem der Garten zur ständigen Heimath
geworden ist, huscht im niedrigen Flu
ge von einem Boskett zum anderen und
jagt sich unter lautem Gezwitscher
durch das Zweigwerk der Syringenge
büsche. Da wird auf einmal daS Ge
zwitscher zu einem ängstlichen und
scheltenden Gekreisch, und mit geräusch
vollem Gebluster fahren die Drosseln
aus dem Gebüsch hervor und streichen
in die nahe Wiese ab. Aber auch der
Cäsar, der getreue Wächter des Gar
tens. ist aufmerksam geworden. Er
hebt schnuppernd die Nase in die Luft
und nimmt Witterung. Und da ist er
auch schon mit wenigen Sätzen bei dem
Rothdornbaume, an dem er wüthend
hinanspringt. Sein Gekläff wird von
einem dumpfen Fauchen beantwortet
Und ein feister Kater, der sich wildernd
in Feld und Garten umhertreibt, setzt
plötzlich mit emrm machtigen Sprunge
aus dem Mast des Baumes in daS
Spargelfeld. Der Hund rast hinter,
her. Da aber stellt sich der Kater zum
Zweikampf und versetzt seinem Gegner
zwei wohlgezielte Tatzenschlage auf die
?!i?se. daß das Blut hinterher fließt
und der Hund verdutzt zurückweicht.
Aber nur für einen Augenblick; denn
im nächsten hat er den giftigen Kater
auch schon im Genick. Ein vernehmli
ches Krachen und unter gurgelndem
Geknurre ist das Katzenvieh verendet.
worauf Cäsar, den der alte Gemeinde
diener schmeichelnd stets den schönen
Cäsar nennt, um sich gut mit ihm zu
stellen, gravitätisch den Kampfplak
verläßt und sich wieder vor dem Hause
behaglich in den Kies streckt, als wäre
j nichts geschehen.
Höher steigt die Sonne am Firma
ment. Ihre Strahlen ziehen durch die
Laubkronen der Obstbäume, gleiten
über die pausbackigen Früchte, daß
diese goldig mit farbigem Glänze aus
dem Grün der Blätter hervorleuchten.
Die Strahlen fallen durch den Lauben
gang breit auf den Tisch, wo sie sich
blinkend auf das Kaffeegeschirr legen.
Sie tanzen über den Kiesweg und der
lieren sich in den Blättern des Ge
busches. Eine Ruhe und Stille umgibt uns,
wie sie eben nur das Land bietet im
Gegensatz zu dem vieltausendfältigen
Geräusch und nervösen Treiben und
haftenden Leben der Stadt, wo ein un
unterbrochenes Sausen und Brausen,
Rasseln. Dröhnen. Poltern und Knat
tern herrscht, ein tolles Gemisch von
unentwirrbaren Tönen. Und in diesem
Geräuschbrodel das Gewimmel der
Menschen, die durcheinander rennen
wie die Ameisen in dem aufgestöberten
Bau. Die ländliche Ruhe ist daaeaen
wie der gleichmäßig kräftige Athemzug
des Gefunden gegenüber dem keuchen
den Athem und stürmischen Pulsschlag
des Fiebernden. Der ländlichen Ruhe
entspricht denn auch die Gemächlichkeit
des Landmannes; wir meinen des,
Landmannes vom alten Schrot und
Korn, der sicheren, festen Trittes
langsam daherschreitet. gewichtig und
bedächtig b der Arbeit ,m Felde und
daheim hinter dem Tische. Selbst in
der Erntezeit, wenn die Arbeiten sich
oft überstürzen .verliert er nicht feinen
Gleichmuth. Was Nervösität ist. das
kennt er nicht. Und so lange dies der
Fall ist, liegt noch ein reiches Kapital
unverbrauchter Nervenkraft im Bblks
thum .
An einem solchen schönen Tage wie
heute muß geschafft werden! Die auf
gehende Sonne sieht denn auch schon
den Ackerknecht auf dm Kleeschlage, wie
er mit wuchtigen Sensenstreichen den
saftigen Klee in dicke Schwaden leat.
Sonst ist eS noch menschenleer in den
Fluren. Das Futterholen für daS
Bieh ,st gewöhnlich die erste Arbeit des
Morgens. Und wie ein freundlicher
Gruß aus dem Felde liegen dann die
frifchgrünen Kleestengel mit ihren ro-
then Blurhenkopfchen, die wahrend der
Fahrt vom Wagenglitten, auf der
Dorfstraße. Sobald der Thau ver
schwunden und daS Gras abgetrocknet
,!t. beginnt das Heuen in der Wiese.
Die Grummet-, wie auch die Getreide
ernte wird durch eine regnerische, nasse
Esommerszeit ungemein n die Lange
gezogen. Der August hat sich als ein
schlechter Erntemonat gezeigt. So fcei
ter.vendisch wie sonst wohl der April
oder Oktober. Ueber Wochen hinaul
kamen die Ernteardeiten nicht vom
Fleck. Fast jeder Tag brachte Gewit
terschauer. und während in anderen
Jahren mit beständigerem Erntewetter
der Roggen zu Anfang August unter
Doch und Fach war, stand er in diesem
Jahre noch Anfang September iml
de. So kommt er denn, daß der ep.
tember zum Erntemonat wird und sich
in diesem Herbftmonat die Ackerarbei
ten stark Hausen. Gar hurtig rühren
sich die Hände in der Wiese. Tie Heu
Haufen, die tag zuvor errichtet wa
ren. werden auseinander gebreitet und
nach einiger eit die Heuriten. die
sich gleich Bändern durch die Wiese
ziehen .mit der Harke gewandt, wobei
sich das Arbtitswtkkzeug b:nfo flink
rührt wie daS Mundiverk. so daß
Scherzworte und fröhliches Lachen von
Mund zu Mund fliegen wie die Heu
ballen auf dem Rechen.
Es ist inzwischen Mittag geworden.
In kleinen Schaaren oft mit munterem
Gesänge, ziehen die Ackersleute in der
Erntezeit auS dem Felde nach dem
Dorfe zum MittagSessen. Oder sie ver
bleiben an ihrer Arbeitsstäile und la
gern an den Stiegen und Feldrainen,
um es dort einzunehmen. daS ihnen
von den Kindern oder Mägden der Ge
höfte hinaus in das Feld gebracht
wird. Die Mahlzeit im Freien 'ist alle
mal eine kleine Festlichkeit für die Ju--gend.
wobei es heiter zugeht, zumal
auch in der Erntezeit reichhaltiger ge
kocht wird. So hält man es vornehm
lich zu Anfang der Ernte während der
Mähezeit. Nach ständiger Rast beginnt
wieder ein reges Leben! Schon vor
Wochen sah man die Arbeiten an den
Korndiemen. Und was nicht auf dem
Felde an Getreide in Diemen gelegt ist,
das findet Platz in den Scheunen. Un
terPeitschengeknall rasseln dieErntcwa,
gen auf den Koppelwegen heran, um
mit leichter Schwenkung den Weg auf
die Acker zu den Stiegenreihen zu neh
men. Nun heißt es für den Lader:
aufpassen und kein schiefes Fuder la
den, sonst kippt der schwankende Wagen
bei der Fahrt vom Acker über die Für
cke um. Mit einer zmeizinkigen, langen
Forke erfaßt der Aufreicher jedesmal
zwei Garben von der Stiege und wirft
sie dem Lader zu, der sie in der Quer
und Längslänge zu einem Fuder auf
tbürmt. So geht es denn von einer
Stiege zur anderen, bis der Wagen
hoch beladen ist und dann mittelst ei
eines dicken, über eine Winde laufen
den Seils verschnürt wird. Und jetzt
nach der Scheune, deren große Flügel
thüren schon sperrweit geöffnet sind
und des Erntewagens harren! Ein
lautes Peitschengeknall von der Torf
straße her kündet sein Nahen und unter
anfeuernden Rufen an die Pferde der
schwindet das Gespann mit einem kur
zen Anlauf über die Auffahrt in der
Scheune. Während der Fuhrmann
seine Pferde ausspannt und mit einem
leeren Wagen wieder nach dem Felde
fährt, wird in der Scheune das Fuder
abgeladen und in das Fach gebracht.
Und so wahrt die Arbeit in diesem
Wechsel, bis der Abend hereinbricht
und die Dunkelheit Feierabend gebie
tet. Das ist ein Erntetag!
Die Nebel aus der Bruchwiese ziehen
mit den Schatten des Abends über den
Garten. Das rege Leben im Felde ist
erloschen. Und ein tiefes Schweigen
lagert über denFIuren. Auch ,m Torfe
Herrschi der Frieden und die Stille des
Eeierabends. An den Bäumen und dem
ebüsch des GartenS rührt sich kein
Blatt. Und nicht eine Vogelstimme
läßt sich vernehmen. Die kleinen Sän
ger sind zur Ruhe gegangen. Nur eine
Fledermaus huscht im Zickzackfluge
längs des Gartenhauses hin. Baum
und Busch nehmen sich in ihrer unge
gliederten Masse größer, weicher und
voller aus. und der tiefdunkle Lebens
bäum wirft ine solch' düstere Sil-
houette hinein, daß seine Umgebung
fast unhimlich erscheint, die erst wieder
traulicher wird, als hell und freund-
lich das Lampenlicht durch die Fenftek
,n den Gartenfallt.
Tie Wirkiiitgder Straf
arbeit. In f leine Frilj vermag
absolut nicht z bcgrc'iN'ii, das? es in
der Welt nickt nur Sntel und Tanten
gibt und daß man nicht zu allen gn
s.en Leuten Tu" seinen darf. Auch
als er in die Schule kommt, sagt er
unentwegt zu dein Lehrer Tu". Ter
hört sich da? eine Weile lächelnd mit
an, dann sucht er ilm immer energi
scher klar zu machen, das; man zuiil
Lcbrcr Sie" sagen müsse. Aber Fritz
wird immer anis neue rückfällig.
Schließlich das erste Schuljahr ist
fast z Ende rciijt dem Lehrer die
Geduld, und er verurtheilt Fritz, ei
ne ganze Seite lang zu schreiben:
,.ch darf zu dem Lehrer nicht Tu"
sagen!" Fritz unterzieht sich mit
Seufzen dieser Aufgabe und malt ei
ne ganze Seite voll mit der schönen
Lehre, Wie er grad fertig ist, kommt
Pater nachhanf'! und siebt die Arbeit.
WaZ", sagt er ganz cntsevt. Tu
sagst immer noch zum Lehrer .?
Ta schreib mal gleich noch eine Seit?
mit dem Sah, damit Tu Tir? endlich
merkst!" WaS bleibt Frip übrig, er
muß die zweite Seite auch noch schri
een. Am anderen Tag brinat er die
beiden Seiten Um Lehrer. Der sieht
aanz verdicht vor Fribck'eil's Niesen
leistung. WaZ, zwei Seiten?!"
jawohl." saat Fritz slolz, da wun
derst De Dir!"
Es mag geniale Kritiker aito, kri
tische Genies sind unmöglich.
Geheimniß der Perlen,
bildung.
D?I tvi Kurzem nahm man noch aL
gemein an, die Perlen in der Muschel
würden durch Sondkörner und ähnliche
Gegenständ hervorgerufen, die zwi
schen da Weichthier und seine Schale
gerathen. Nach einer anderen Version
sollten es thierische Parasiten sein. die.
entweder durch die Schale hindurch
oder am Ninde der Muschel in daß
Weichihier hineingelangend, vie Per
lenbildung veranlassen. Tai Pro
blem dkr Perlenentstehung nimmt je
doch nach einigen neueren Arbeiten ein
anderes Aussehen n. Man hatte bei
der Ausführung der Bersuct? das
praktische Ziel im Auge. eventuellMög
lichleiten für die künstliche Vermehrung
der Perlen zu finden. Allerdings ist
längst bekannt, daß die Chinesen der
Muschel kleire Skulpturen unter die
Scho! bringen, die dann mit Perlmut
ter überzogen werden. Es ist ganz
selbstverständlich, daß der Mantel"
der Muschel, der das Perlmutter aus'
scheidet, auch derartige Fremdkörper
mit einer Schicht dcvon überziehen
muh. andererseits aber läßt sich auf
diesem Wege nie eine allseitig gleich
mäßig gebildete oder kugelrunde Perle
erzielen, und nur solcke haben einen
beträchtlichen Werth. Es ist weiterhin
fast selbstverftändli. dos) auch gele
gentlich um !,ndli?rner oder um' p,,
rasitisch.? Eindringlinge sich die Abla
gerung der Perlensubstanz vollziehen
kann. ondererseitS scheint es mehr und
mehr, daß normaler Weise die Perlen
bildung in r?r Musctel .von selbst".
d. h. ohne erkennbare Ursache von stat
ten geht. Hierin haben zunächst zwei
deutsche Arbeiten zu einer fast über
raschenden Uebereinstimmung geführt,
die eine, aus dem Marburger Zoologi
schen Institut hervorgegangen, von
Rubbel, die andere nus der biologischen
Versuchsstation für Fischerei in Mün
lhen von W. Hein. Ter preußische
Staat bczw. der bayerische Landes
Fischereiverein haben im Hinblick auf
die praktisch wichtigen Ziele diese Ar
beiten gefördert, u,n möglichst darauf
hinzuwirken, daß die deutsche Per
lenfischerei. die be:.ials viel erheb
lichere Beiträge abwarf als jetzt, wie
der auf ihre früher Höhe gehoben
werde. Tie gerinzfügigen Meinungs
Verschiedenheiten zwischen den beiden
genannten Untersuchern intercssiren an
dieser Stelle nicht, und so kann es
hier auch unentschieden bleiben, ob bei
der Perlenbildung ein krankhafter
Prozeß in der Muschel vorliegt, oder
eine Ablagerung von Kalk als Reserve
matrial. der ein anderes Mal wieder
abgebaut und zum Aufbau der Schale
oder zur sonstigen Ernährung des
Thieres verwendet wird. Jedenfalls
waren niemals Sandkörnchen od?r
organische Reste, die auf einen thieri
schen Parasiten hätten hindeuten kön
nen, im Kern" der Perle zu finden.
Tiefe Untersuchungen sind nun
zwar lediglich an der deutschen Fluß
Perlmuschel ausgeführt, die in einigen
Gegenden unseres Vaterlandes, na
mentlich in manchen kalkarmen Bächen
und Flüssen des Fichtelgebirges, des
bayrischen und Böhmerwaldes, des
mittelrheinischen Schicfergebirges und
der sächsischen und schlesischen Gebirge
vorkommt, wahrend sich die Angaben
über parasitären Ursprung der Perle
meistens auf die Meeresperlmuschel be-
ziehen. Er scheint sich aber auch um
die Perlenbildung bei anderen Mu
schein nicht anders zu verhalten. Di
rauf deutet schon eine Arbeit des fran
zösischen Histologen Henneguy hin. der
wiederum unabhängig von den
deutschen Autoren gleichsolls zu der
Ansicht kam. daß die Perlen in der
Flrß und Meeresperlmuschel sowie in
sonstigen Muschelarten in jeder Mu
schel kann, wie bekannt, gelegentlich
eine Perle auftreten, ohne 'erkennbare
Ursache entstehen können. Wenn er
daneben noch außerdem den parasita
ren Ursprung mancher Perlen nneh
men möchte, so sieht er hierin vielleicht
noch unter dem Einfluß der früher
herrschend gewesenen Ansicht.
In Ceylon, wo man die an der
Westküste zwischen Dutch Bay Point
und Necombo gelegenen im Besitz der
englischen Regierung befindlichen Perl
bänke ebenso ertragreich machen möchte
wie die viel ergiebigeren, nördlicher ge
legenen Gebiete, hat man außer zu dem
wohl Erfolg versprechenden Mittel.
Steine zu versenken und damit Fest
Haftungsgelegenheiten für die unseren
Austern recht ähnlichen Muscheln zu
schassen, auch die Naturgeschichte des in
der Muschel lebenden Bandwurmes
Tetrarhynchus unionisactor studirt,
weil auch er vielen als Ursache der
Perlenbildung gilt. Während nun
diese Arbeiten Fortschritte machen und
man schon mit Interesse in Erfahrung
brachte, daß der Bandwurm seine Fin
nengeneration in der Muschel hat und
sich in ihr ausgiebig vermehren kann,
und daß die Geschlechtsgeneration des
Wurmes ausschließlich an Rochen und
Haifische gebunden ist und in den üb
rigen Fischarten nicht vorkommt,
bringt ein englischer Forscher, H. L.
Jameson. die Meldung, er habe ge-
funden, daß die Prn auch in der
Meeresperlmuschel durchaus nicht in
folge der Jnfizierung mit Bandwllr
mern entstehen, sondern daß sie als
folgen pathologischer Prozesse aufzu
fassen sind . Es ist wohl möglich, daß
die Fortschritte der mikroskopischen
Technik jetzt zu einer besseren Einsicht
über die histologische Seit der Perlen
viioung gesubrt baden als ehedem.
Ueber die eigentliche Ursache dieseS
Vorganges aber wissen wir jetzt weni
ger, oli wir ehemals zu wissen slaub
ten. und die ükjeugung künstlicher
Perlen in der Muschel oder die künst
licht Vermehrung derselben scheint in
weitere Ferne gerückt, ili man schon
gehofft hat!?. Gleichwohl ist nach wie
vor zu hoffen, daß wir einst auch in
diesen Fragen weiter kommen werden,
daß also die Perlenbildung nicht im
mer ein Geheimniß bleiben wird.
Schon manche Untersuchungen, die aus
ein praktisches Ziel ausgingen, haben
uns anfänglich nur mit den Schwierig
keiten des Problems bekannt gemacht.
?
2Sie man in der Türkei Häuser
baut.
Konstantinopel. im Sept.
Seit dem großen Erdbeben vom 9.
August, da eine stattliche Reihe blü
hender Ortschaften an der europäischen
Küste des Marmara. Meeres in 2rüm
mer legte, tobt der .Büffel" im Erd
innern unausgesetzt, stötzi mit seinem
Rücken an die Erdrinde und verursacht
dadurch neue Erdstöße. Man wird es
in Europa nicht verstehen, daß durch
ein oder zwei Erdstöße, allerdings sehr
starke, ganze Törfer mit einem Schlage
zusammenstürzen können, zumal diese
Törfer alle aus Holz gebaut waren
und Holzhäuser nach allgemeiner Auf
fassung Erdstößen besser widerstehen
sollen als Steinbauten.
Taß die Törser der Ganochora
so heißt der verwüstete Küstenstrich
wie die Kartenhäuser zusammenfallen
konnten, erklärt sich aus der Bauart
der Häuser. Auf einer schlecht zusam
menaefüaten. nur oberflächlich ins
Erdreich eingelassenen Grundmauer
wird das Haus aus dünnen Latten er
richtet, die innen und außen mit Bret
tern verschalt werden. T Grund
mauer hat nicht die Festigkeit, einem
kräftigen Erdstoße zu widerstehen;
stürzt sie zusammen. d.nn fällt natür
lich der ganze Bogelkäfig von Haus
nach. Tie türkischen Zimmerleute
rühmen sich, ein Haus nur mit zwei
Werkzeugen aufführen zu können: ei
ner Fuchsschwanzsäge und einem De
xel. Letzterer dient ihnen auch als
Hammer und Zange.
So wie auf den Dörfern sind die
Holzhäuser auch in den Städten ge
baut, hier nur dichter zusammenge
drängt, meistens ohne Feuermauer
zwischen zwei Häusern die erst jetzt
Vorschrift geworden ist die Straßen
sehr eng und dazu kein Wasser. Man
begreift, wie in Konstantinopel einer
Feuerebrunst immer gleich Hunderte
und Tausende von Häusern zum Opfer
fallen können. Trotzdem werden nach
wie vor Holzhäuser gebaut, selbst in
Konstantinopel, wo sie seit dem dorjäh
rigen großen Brande verboten sind.
Die' Einheimischen lieben die Hlz
Häuser sehr, weil sie billig sind, die
meistm also ihre Sehnsucht nach einem
eigenen Heim leicht stillen können. Wer
sich ein paar Pfund zusammengespart
hat. baut sich ein Haus; langt daS
Geld nicht zur Bollendung, dann leiht
er sich so viel, als er noch braucht; ist
aber sein Kredit erschöpft, dann stellt
er den Bau einfach ein. Nirgends gibt
es so viele unvollendet? Häuser wie in
der Türkei. Bleibt einem Bauherrn
Geld übrig, so wird er auf sein Haus
noch einn Stockwerk aufsetzen oder ei
nen Anbau machen.
In den Städten nehmen seit einigen
Jahren die Steinbauten zu, besonders
in den belebten Vierteln und Straßen.
Steinhäuser werden aber mit der glei
chen Sorglosigkeit hergestellt wie Holz
Häuser, obwohl bei ersteren die Gefahr
eines Einsturzes und des BerlusteS
von Menschenleben viel größer ist.
Thatsächlich stürzen auch immer Neu
bauten ein. Das kommt zwar auch
anderwärts vor, aber als seltene Aus
nähme; hier muß man eigentlich stau
nen. daß nicht sämmtliche Neubauten
einstürzen. Wenn man nach einem
Brande sieht, wie Mauern, die von der
Feuerwehr umgelegt werden mußten,
in ihre einzelnen Ziegel auseinander
fallen, als ob sie gar nicht durch Mör
tel verbunden gewesen wären. be
kommt man einen Begriff, wie lieder
lich hier gebaut wird. Ter Mörtel ist
so schlecht, daß er fast gar nicht bindet,
und verwendet man Zement, was jetzt
immer mehr der Fall ist, so nimmt
man natürlich den schlechtesten. Die
eisernen Träger liegen nicht auf der
ganzen Mauerbreite auf. wie ander
wärts. sondern nur zu einem Drittel,
um zu sparen. Kein Wunder, daß die
Decke niedergeht, wenn die Mauer nur
ein bißchen aus dem Loth kommt. Die
Decken werden auch so schwach gehal
ten. daß man jeden Schritt hört. Ein
solckzes Haus schwankt fortwährend.
Es gibt zwar in Baubehörde, aber
die scheint sich nur auf das Einziehen
der Taxen zu beschränken. Ueber die
Ausführung der Bauten übt sie nicht
die geringste Aufsicht, sondern läßt
vl ttaisas' machen, was sie wollen.
So ein Kalfa", ein Baumeister ohne
Baumeisterprüfung, versteht natürlich
alles, ja selbst Bauten aus armiertem
Beton führt er auf. weil er einmal ge
sehen hat. wie die Franzosen daS ma
chen. Geschieht einmal ein Unglück,
dann erscheint die Baubehörde aller
dings auf der Bildfläche, verschwindet
aber gleich wieder. Vergangenes Früh
jähr ist im Vorort Schischli ein sechs
stöckiges Haus eingestürzt, wobei meh.
rcre kurdische Tagelöhner erschlagen
wurden. Das Haus war anfänglich
nur auf drei Stockwerke berechnet, da
aber dem Bauherrn Geld übrig geblie
den war. zwang er seinen Kalfa",
noch drei Stockwerke aufzusetzen. Die
se? erstattete Anzeige U der Baube
hörde und baut noch jtxti Stockwerke
in die Höhe. Man denke sich eine nur
einen Ziegel starke Außenmauer sech
Stockwerke in die Höhe aufsteigen! AIS
daS HauS fertig war. verlangte der
auyerr. vav va Erdgeschoß durch
Entfernung der Mittelmauer zu einer
...riii
jpaue uge,ia!ler roeroe. Ai man
damit beginnen wollte, brach daS Kar
tenhauS zusammen.
Tofz die Häuser nicht nothlvendiger
Weise im Loth sein müssen, wie man
anderwärts trrthllmlich glaubt, dafür
wird hier der Beweis erbracht. Am
Goldenen Horn gibt es eine Menge
Häuser, die nach vorn und nach seit
wärtS überhängen und dennoch nicht
einstürzen, trotz aller Erdstöße und ge
waltthätigen Auftritte, die sich darin
so häufig abspielen. Ein gefällige
Nachbarhaus oder einige kräftige
Stützen hallen es. Da Morgenland
hat eben nicht nur einen, sondern in
ganzes Tutzend Schutzengel, sonst
wäre es schon längst ganz in Rauch
und Flammen aufgegangen oder in die
Erde versunken oder in Schmutz und
Staub umgekommen.
ZZranlreichS Gäste.
Paris, im September.
Les hotes se suivent et n se res
semblent pas!" könnte man, ein be
buntes Wort leicht abändernd, sa
g?n, wenn man die hohen mchr
udu weniger hohen Besucher mu
stert, die in den letzten Wochen
Frankreichs Boden betreten habe.l.
Sprechen wir nicht von dem Griechen
könig, der ein alter Pariser ist, und
tssen regelmäßig wiederkehrenden B
suche weiter lein Aufsehen mehr r-
regen; sprechen wir auch nicht von
ucyomimoss. virigorowllicy. oem
Fürsten ieven und anderen russischen
Herren, de ebenfalls zu bestimmter
Z?:t zu kommen pflegen, wie im Früh
jähr der Spargel kommt. Zwei an-
dere hohe H:rren aber waren es u
dieser relatio stillen Sommerszeit, die
die Blicke sämmtlicher Franzosen und
zumal, die der Pariser aus sich lern
ten: Mulay Hafid. Marokkos einsti-
ger Beherrscher, und jetzt Nikolai Ni
kclajewitsch. der russische Großfürst.
Es giebt viele russische Großfür
sten. aber Nikolai Nikolajewitsch ist ein
gc.nz besonderer Großfürst, den die
Franzosen auch ganz besonders schä-
en eil dem Aus rven der o!-
tercn Generation von Großfürsten
N'eil er die russisck Armee repräsen-
tir:. Und an der russischen Arm!
liegt den Franzosen außerordentlich
vn.lt Nikolai Nikola witsch ist dcr.n
auch in erster Linie der großen fran
zösischen Herbstmanöver halber hierher
gekommen, und er hat sich zunächst
nur einen Tag in der Hauptstadt au?
geyalten. um dann aleich nach an
Touraine ins Manöverqelände abzu
reisen. Er wird, wie man weiß, den
Truppenübungen bis zum Schluß b'i
wohnen, dann nochmals auf ein paar
Tage nach Paris gehen und schließ-
lich eine kurze Station in Nancy wa-
chen. wo er gleichfalls die Truppen
benchtigen soll, die vorzüglichen fran
zösischen Grenztruppen, die Troupes
d; ccuverture." Der Großfürst ist
also gewißermaßen der Protektor"
der französischen Armee, und es wird
hier allgemein als eine große Ehre siir
sie und für das ganze Land angese
hen. daß der desiqnirte Gencralissi-
mus aller russischen Landstreitkräfte
geruht hat, sich die französischen
Helbstmanovcr in der Nahe zu bese
hen.
Aber doch, welcher Unterschied in der
Aufnahme zwischen einst und jetzt!
Wer, wie der Schreiber dieser Betrach
tungen, Gelegenheit hatte, den ersten
Pariser Russenfesten" in den neunzi
ger Jahren des vorigen Jahrhunderts
beizuwohnen, wird zugeben, daß sich
die französische Begeisterung für alles
Moskowitische ganz erheblich verrin-
gert hat. Tout, passe, tout lasse, tout
casse!" sagt ein anderes Wort, das auch
von den politischen Leidensk'aftcn gilt.
2Xt lttuenvuno t t vielleicht ein
Bund fürs Leben", aber er war doch
kaum je etwas anderes als eine Ver
nunftehe, deren Flitterwochen rasch
und gründlich vorübergegangen sind.
Nun, in den gesetzten Ehejahren, in de
nen sich beide Vermählte befinden, gibt
man sich keinem Gefühlsüberschwang
hin. Man liebt sich", und man achtet
sich bor allem, aber man knutscht sich
doch nicht mehr öffenich i! Der
Großfürst Nikolai wurde also mit allen
ihm gebührenden Ehren, ja selbst mit
Herzlichkeit und mit der unvermeidli
chen Kllrassierschwadron am hiesigen
Ostbahnhyse empfangen und durch die
Stadt nach der russischen Botschaft ge
leitet. Ter Ministerpräsident holte ihn
an der Bahn ab, und der Präsident der
Republik empfing ihn in feierlicher
Staatsvisite mit allem dazu gehörigen
militärischem Klimbim. Und da ich
hier gerade das französische Staats.
oberhaupt erwähne, so darf ich die be
trübende Kehrseite der Medaille, näm
lich dieses Fürstenbesuches, auch nicht
ganz verschweigen.
Herr Fallires nämlich, der von
Haus aus zu einer echt französischen,
ja hyperfranzösischen Sparsamkeit ge
neigt ist. bekommt jetzt, da der Groß
fürst fern der Hauptstadt , weilt und
den hauslichen Spektakel der Franzo
sen nicht mehr vernimmt, in der Presse
sein Theil zu hören, und zwar nicht
nur etwa in der oppositionellen, son
dern auch in der gut republikanischen,
verfassungstreuen. , Dort wird ihm
vorgeworfen, er treibe d. '''gteCpar,
ouglaS b
samleit so weit, daß er anstatt der üb
)tX UV !
chäbige I
ilx, tlt 4j
bnnn f
chen Hof Eouipagen sch
koschken" zur Böen gesandt habe
denen das aroßflivstliche infolge dann
durch die Stadt fahren mußte. Der
ganze Wagenzuz habe sich ouögenom
men wie einer jener bekannten Hoch
zeitszllge au lästeren Spießbürgerkrei
sen, und einer der Lohnkutscher bei
Herrn Fälliges habe sogar just wie
ein Hochzeitskutscher eine weiße
Seidenschleife an seiner Peitsche ge
fcibt. Es ist iixihrlich nicht da erste
Mal, daß dem jetzigen französischen
Staatsoberhaupt dieser Art von seinen
igenen Landsleuten und Parteigenof
sen jene übergroße Sparsamkeit öffent
lich vorgewo-.fen wird, und wollte ich
hier all das wiedererzählen, was die
Blätter und namentlich die Witzblätter
in den letzten Monden u. Jahren üb:r
diesen Gegonstand gebracht haben, dann
konnte ich in paar Spalten damit an
füllen! Hrr FallireS weiß nur zu
gut, daß er nicht wiedergewähli wird,
und daher sucht er fein Schäfche.i bei
Zeiten ins Trockene zu bringen. Für
einen Familienvater und alten Ge
schäftSmann ist daS sehr weise, aber
für ein Staatsoberhaupt paßt solche
Sparsamkeit nicht recht, und deshalb
wird ihm die Sache sehr krumm ge
nommen.
WaS nun den unsern Gast Frank
reich? anlangt. Muley Hafid vonAllahS
und der Franzosen Gnaden, so darf
man sich billigerweise fragen, ob er
wirklich 4in Gast war und nicht etwa
eine Art Aarnum , Objekt, das für ein
Weilchen zur Schau ausgestellt war.
Freilich, wenn das letztere der Fall sein
sollte, dann ist das Muley HafidS ei
gene Schuld: er hat es nicht ander? ge
wollt. Er hai Frankreich. Paris na
mentlich, wie eine große öffentliche pH
Schaubude angesehen, die er einmal X
kennen lernen wollte, und wenn ihn die I
Franzosen bei dieser Gelegenheit ihrer )
feits genauer betrachtet haben, als ihm
neb war. so hat er sich das nur selbst
zuzuschreiben. Zudem scheint er sich,
der doch nur in großes orientalisches
Kind ist, in mancher Beziehung hin
sichtlich Frankreichs getäuscht zu haben:
er fand die europäische Kleidung unbe
quem. er konnte nicht alles thun, was
er zu thun gehofft hatte, er mußte so
gar durch Tunnels fahren und darob
Angstschweiß schwitzen! Der boshafte
Figaro" hat vielleicht nicht so unrecht,
wenn er uns heute den ehemaligen Be
Herrscher der marokkanischen Gläubi
gen neben dem Chef du Protocole" im
Bilde vorführt und den letzieren sagen
läßt: Wir bedauern außerordentlich,
Eurer Majestät keine Hinrichtung vor
führen zu können, da ivir gerade kein
geeignetes Sujet borräthig haben,"
worauf Muley Hafid antwortet: Nun,
dann will ich wenigstens ins Schlacht
haus geführt werden!" :
F. v. D a ü m. ''
Von einer international
len Konferenz zum Schutze
des Wahlfischez weiß die 53.
Z. a. M." zu melden. Sie schreibt:
In dem vor kurzem auch in deutscher
Sprache erschienenen Romane der
Hai" schildert SLrensen die Grüu-
samkeiten der Walfi,chjagd.,Aus einer
kleinen Kanone an Bord des Wal
fischkutters wird die Harpune mit der
Trasse nach dem Walfisch abgeschossen
und bohrt sich tief in den Leib des Rie
senthieres,' das nun, von ungeheurem
Schmerz gejagt, den Dampfer'stunden,
lang durch die Wogen hinter sich her
zieht. Die Maschine arbeitet ständig
,mt Konterdampf, aber der Walfisch
ist stärker bis die Harpune in sei
nem Leibe alles Leben zerstört, das
arme Thier sich langsam, langsam ver
blutet und endlich der Koloß uberwun
den ist. Aber nicht nur eine Tragödie
des einzelnen Thieres spielt sich ab.
sondern durch die planlose Jagd nach
Walfischen, deren Ertrag übrigens
durch den geringen Vebrauch.von Lk
bertran zurückgeganoHd die
yuiijc in i ii t in
ni. i : mm ,
Namentlich in der Airas,
4
den siid, und südwestafrikan?,, ,, ,
wässern hat die uneingeschränne H-
schlachtung der ' Wale, die weder!
Kühe noch Kälber" verschont, einerä.
sehr bedenklichen Umfang angenom ,
men. Die Verwaltung des Britische
Museums in London hat bereits wie
derholt darauf hingewiesen, daß bet
den jetzigen modernen Jagdmethoden,
bei denen zum Theil Dynamit in An.
Wendung kommt, die völlige Ausrot
tung dieses größten eristirenden Sö
,ethiers i.t eine Frage kurzer Mt -V
ein dürfte. Es ist daher ,u boiken
daß eine Anregung der englischen Re
gierung zur Einberufung einer inter.
nationalen Walfisch , Schutzkonfcrenj
auf guten Boden fallen wird. Es sol
len auf dieser Konferenz Mittel und
Wege berathen werden, wie der fort
schreitenden Ausrottung der Wal
durch gesetzliche Schutzbestimmungen
Einhalt geboten werden könnte. DaS
einzige Land, das bisher entsprechend, .
Schutzmaßregeln jedoch nur für
seine eigenen Gewässer getroffen
und den Walfang in ihnen aus ein
Reihe von Jahren hinaus überhaupt ,
untersagt hat, ist Norwegen. Außer '
Norwegen und Dänemark würden be n
onders Moßbritanicn.
Argentinien, .
die Vereinigten Staaten und apan X
owie Deutschland, das erst kürzlich U
QVthtrthhuih f itnH C.tartf nmnW
vitvn tyvtvt v w )VMV4iiiuitV VI C1
Walfischfangstationen richtet hat. Ü -!
Beschickung einer internationalen KonX
erenz in Betiacht kommen. In BerlinV
ist die englische Anregung bereits der '
Reichsregierung unterbreitet worden, ,
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