Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 05, 1912, Image 6
ttjMMtäJLWl&M lU-'- 4-J-. ' !., Der Cirrusreiter. i ittktil 44 (90. Fortsetzung,) VIII. Oeaf Arnold an Graf Wer. nr. Mein liebt! Neffe! f Es ist, nun wieder Frühling gewor ' ha. Ueber ein halbe Jahr sind Sie loa mir entfernt und nur ein einziger Brief seit jenem, w welchem Sie mir anzeigten, dab Sie meine Anerbietun gen nicht annehmen könnten, hat mir mitgetheilt, nicht wo ich Sie zu finden, lwhl aber, wohin ich meine Briefe zu richten habe. Ich beeile mich also, von dieser Mittheilung Gebrauch zu machen und Ihnen über einige Ange leqeAhkiten Auskunft zu geben. -Lassen Eie mich zunächst ton etmaö sprechen. Jen sonst das Herz eines Sohnes uf'S Tiefste zu bewegen pflegt und waS dennoch für Sie eine Erleichtk' rung sein muß von dem Tode Jh tti ÄaterS. Ich werde Ihnen über ' Incse Ereigniß die volle Wahrheit schrriben. Denn ich weiß ja. daß für .,Eie als Sohn ein Vater längst nicht cbr eriltirt. "leb lelKN WZ? ich Ihnen damals schrieb, hatte nicht die Absicht, eine ge richtliche Untersuchung gegen meinen , Bruder einzuleiten, zum Theil Jhret ' wegen, zum Theil auch, weil mir per sönlich an der Besitznahme des Majo rati wenig gelegen war. Ein früherer freund jedoch, der Geheime Rath von Wolden. ein ganz alter Mann, an den ich mich unter dem Namen deZ Master Hanis gewendet und der mich bald als seinen einstigen jungen Freund erkannt Katte, drang in mich, die Schuld des Verbrechens an da Tageslicht zu zie Ken. Dennoch weigerte ich mich, den Mahnungen deS erbitterten Greifes zu folqen. Es widerstrebte meiner )Hi tur. öffentlich als Kläger aufzutreten. und vielleicht gezwungen zu sein, müh sam Beweise für eine Thatsache zu liefern. Zeugen eristirten nicht mehr. Der alte Tom Cerulli, den Ihr Vater inst dZu gedungen, mich in den Ab- run m stürzen, war inzwischen ge sterben. Nur ein altes Weib lebte noch. und war auch bereit, zu zeugen. Sie selbst und den alten Georg in den BrozeK zu verwickeln, hatte ich nim- niermehr gewagt. Ich beschränkte mich also darauf, einige Briefe an JY ren Vater zu richten, in denen ich ihn aufforderte, mir seine WillensMemung zu erklaren, ob er mich als den todt cealaublen älteren Bruder anerkennen s. rv .j.-fci. unu uu ti vsic cmciui ijiiui uuu .icht. Ich erhielt niemals eine Ant oort von ihm. Persönlich wollte ich ihn nicht aufsuchen, und inzwischen iatte der alte Geheime Rath bereits der Ober Staatsanwaltschaft An zeige davon gemacht, daß der ältere Graf Hasselstein mit einer schweren Anklage gegen seinen Bruder zurück aekechrt fei. Ich mußte mich zu einer längeren Besprechung mit einigen ho- Len Beamten bequemen und die Unter suchung wurde eingeleitet. Inzwischen benachrichtigte mich Fleuron wieder Kolt, daß die Stumpfsinnigkeit Ihres Vaters mehr und mehr zunehme, ja. dak er oft Tage lang ohne ein Wort zu spreche und ohne die geringste Nahrung zu sich zu nehmen, in feinem Lehnstuhl sitze. Einige Aufforderun- en der Untersuchungsrichter, vor ih nea zu erscheinen, hatte er unbeant ortet Gelassen, und den Beamten, die sich in seine Wohnung begaben, keine Silbe auf rhre Fragen erwidert. Den Skandal einer öffentlichen Verhaftung mochte man vermeiden, fchon um Ih- retwillen. Ich fah also ein, daß mir nichts übrig bleibe , werde, als ihn dennoch selbst zu sprechen, und benach richtigst ihn deshalb brieflich davon, daß ich mich an einem bestimmten 2a- ge bei ihm einfinden wurde, Es war ein rauber, kalter Februar Morgen, als ich diesen Gang antrat. Zwei Justiz - Beamte begleiteten mich. denn es laa mir daran, für die lörila runaen. die Ihr Bater etwa abgab. ?.euaen zu . besitzen. , Auch Fleuron war von meinem Kommen benachrich- . tigt ndhatte den Auftrag uns auf - Ijfciir Ä.-.5T I tirtfnffn "r,h jeden Füll Zutritt zu verschassen. weiß, daß es mir sehr eigen zu Muthe war. als ich übet den Hof schritt. Mein Lzer, lehnte sich dagegen auf. denjeni gen noch einmal zu sehen, der mir nach dem Leben getrachtet hatte, und der nicht die eerinaste Reue darüber zu mpfinden schien. Ich hätte viel, viel darum gegeben, wäre es mir, erspart worden, diesen Gang zu machen. Die Beamten bemerkten meine Stimmung und suchten mich zu beruhigen, indem j k?e mir sagten, die Unterredung mit dem Grafen Wilhelm werde hoffentlich mir eine kurze sein. Fleuron empfing uns unten am Finaanae des GartenthoreS. Obgleich 13 bereit; zehn Uhr Morgens war. so herrschte dock noch eine trübe Dämme- sung und einzelne Schneeflocken sielen langsam aus die seuchie roe. uzt. Kammerdiener sagte unZ. daß mein cuder auf unsere Ankunft vorbereitet i, daß sehr früh aufgestanden und Ute, er wolle schreiben, es solle d stören. Wir gingen also - . 'Uiif und Fleuron trat "--fS Bruders. Wir 'u war ir:idi M M r. -hJ j iifiU"!. zugehen. 'Er schien an seinem Tasreib tisch gesessen zu haben, denn geordnete Papiere lagen aus vemieen. Fl?uron ging in das anstoßende fla blakt, in welchem er seinen Herrn der muthete, kam ab.'r sogleich mit der Nachricht zurück, baft er auch dort nicht fei. Mich eigrisf etn MsU Ahnung. filmen behaupte! mit Beftimmlheit, daß Ihr Bai den 0iUn$'-v) nicht verlassen l abe, und die BeaM. k spra chen die Ansicht au, daß ihnillcicht eine sehr erklärliche Furcht vor ver Un terredung mit mir angewandelt und daß er sich versteckt habe, El blieb uns in der TKat nicht udng, ais tcn zu suchen. Wir durchschritten alle Zim wer. auch in den oberen Stockwerken, untersucht::, jeden Winkel, in dem er sich verborgn haben könnte, und fern den ihn nicht. blieb uns nichts mehr, als be: Raum unter dem Dach deö Gartenihurmes. zu dem nur eine schmale Treppe Zuhrt und der zur Aufbewahrung einiger Gerätschaften dient. Fleuroii erklärte es zwar für unmöglich, difc sein Herr in dem Zu stände von Schwache. ? weem er sich in der letzten Zeit befunden, diese schmale Treppe ohne Hilfe hinaufge- stiegen sein könnte. Dennoch wollte ich wenigsten! einen Blick auf jenen Raum werfen und sinterte empor. Ich will hnen die genauere Be schreibung dessen ersparen, mein lieber, tbeurer Werner waS ich sah. Gras Wilhelm hatte sich selöst den Tod ge- aeben. Nachdem ich mein Ent etzen be- meistert, rief ich die Beamien. iüki schnitten ihn los und versuchten zu ent decken, ob noch Leben in ihm sei vergebens. Er war todt. Fleuron rief einige von der Dienerschaft und wir schickte.: nach der Behoroe. Jq blieb, bis Alles versiegelt war. Vor- her jedoch hatte ich einen Zettel aus dem Schreibtisch gesehen, auf welchem die Worte standen: Ich bitte darum. Aufsehen zu vermeiden, wenn es mög- lich ist. So bin 'ch jetzt Ihr Vater. Wer ner. unv ich wiu ein oc,'.erei aicr fein, als derjenige gewesen, den feie kaum verlieren konnten, da Sie ihn nie besessen. Ich will Alles, was ich an Liebe besitze, auf denjenigen übertra gen. der mein einziger Bm:sÄer wsndter ist und auf den ich alle meine öoffnunaen setze. Weisen Sie meine Bitte nicht zurück. Werner! Lassen Sie mU Ihren Vater sein, lieben Sie mich I 1 i loiazen. Die Beisetzung Ihre? VaterS fand in aller Stille statt, und in das Publi kum gelangten nur dunkle und unbc stimmte Gerüchte von dem Aorgeialle- nen, die jetzt längst zerstreut sind. Die Testaments Eröffnung ergab, daß Ihr Vater entweder das frühere Testa ment wiederhergestellt, oder es nie der ändert hatte. Sie sind der legitime Erbe, der Majoratsherr von Hassel stein, und jetzt wird eö mir nicht mehr beifallen, meine alten Rechte in An- fpruch zu nehmen. Sollten die Ge richte mich dazu auffordern, so werde ich zu Ihren Gunsten einen förmlichen Verzicht leisten. Außerdem habe ich Sie langst zu meinem Erben bestimmt. Einen öffentlichen Aufruf an Sie, der Sie veranlassen sollte, Ihren Wohn ort anzuzeigen, habe ich zu verhindern gewußt. Doch wurde es gut sein, wen Sie sogleich den hiesigen Gerich ten anzeigten, wo Sie sich befinden. Die Annahme deS Majorats dürfen Sie nicht ablehnen. 'Weshalb sollten Titel und Besitz in die Hände eines entfernten NebenzweigeS übergehen? Ich hoffe, Sie werden Gutes und Nützliches genug in Ihrer zukünftigen Stellung ausrichten, und wer weiß, ob jene Verwandten einen guten Ge- brauch von dem machen wurden, was ihnen so unerwartet zufiele. Auch in dieser Aenderung der Dinge liegt eine neue Aufforderung für Sie, Werner, Ihre Prüfungs- und Lehr zeit abzukürzen und sobald als mög lich zurückzukehren. Doch will ich nicht in Sie dringen. Lassen Sie Ihre Ueberzeugung sprechen I " " . . , ,r ' Vun zum Schluß noch eine Nach- richt über zwei andere Personen, über Breitenfeld und Bianca Cerulli. Was den Ersteren anbetrifft, so hat mir Graf Wildenau gesagt, daß er Ihnen damals in Schönruh ausführlich mit getheilt, welche infame Rolle dieser Heuchler und Jntriguant in Ihren ei genen. in Alfred's und Lucien's Ange legenheiten gespielt. Er war nach je nem Duelle geflohen. Nachdem er aber wahrscheinlich unter der Hand ersah ren, daß die Sache ohne Aufsehen vor übergegangen, und daß wohl kaum er ne gerichtliche Untersuchung eingeleitet werden würde, ist er hierher zurückge kehrt. Wir haben ihn ganz unbeach tet gelassen. Dennoch hat er nach dem Todes Ihres VaterS die Frechheit ge habt, an mich zu schreiben, und d'.k Auszahlung des Legats zu fordern, daS ihm. wie er behauptet, von dem Grafen Wilhelm ausgesetzt worden Ich ließ ihm mittheilen, daß sich ein solche Legat nicht in dem Testament meine BruderS befinde. Tarauf er hielt ich einen anderen Brief mit der TWnfmw hi;n r ftnfPit IS fönnn des Grafen Wilhelm ,n . Anspruchs löflMe nehmen und cinen Theil de Erbe beanspruchkn werde. Ich h,'be ihm gar nicht daraus antworicn lassen. Er mag thun, was er will. Merlin wird er jedoch bald verlassen müssen. Da Gerücht von seinen Intriguen ist in das Publikum gkdrunacn. er bat seine vornehmen Patienten verloren. Da ist die härteste Sirate für den ehrgei ziqen Mann, dem nicht unerträglicher ist. als sein Leben unbekannt und un berühmt hinzubringen, und der nie den Muth haben wird, nach dem wahren Ruhm der Wissenschast zu ringen. Ihm gönne ich diese Niederlage von ganzen Herzen, ja. wenn ich denke, wie kaltblütig er Alfred titesei,ss,, suyie ich mich versucht, alle Qualen dieser ?rde auf ihn herabzuwünschen. Die ?erulli dagegen dauert mich. Ich be suchte sie einmal, um nach ihrem Vater zu fragen, und als sie ersuhr, rag icy Ihr Oheim je,, oisnelt !'k mir ivr Seri. Sie batik erst in der Tode stunde ihres Bater erfahren, welcher Verbrecher er gewesen, und ,hr erz blutete noch immer unter diesem Schlage. Sie ist ein Weib mit großen Anlagen und Borüaen. Ab'.r die klraft ihres Lebens ist durch ihre Ver zangenheit und durch die Schuld ihres Vaters gebrochen. Sie sagte mir schon damals, dak sie Willens sei. nach ia lien zu gehen und dort um die Auf nähme in ein Klcster zu bitten, und wie ich höre, soll sie jetzt im Begriff stehen, diesen Entschluß auszuführen. Beherzigen Sie meine Bitten und las sen Sie mich vor allen Dingen oft, recht oft von Ihnen hören. Denn zu weilen bin ich doch in großer Unruhe Ihretwegen und dann macht Ihnen mein Herz Vorwürfe! Graf Wildenau und der Vicomie. der nun bald im Stande sein wird, eine Erholungsreise anzutreten, lassen Ihnen ihre Grüße senden. Berlin. 26. April 1850. Arnold Hasselstein. IX. Alfred an Lucie. Meine theure, meine geliebte Freundin Es ist entschieden ich soll Sie noch nicht wiedersehen, wenigstens picht in Jahresfrist! Gestern fand eine große Berathung meiner Aerzte und meiner beiden unvergleichlichen Freunde, der Grafen Hasselstein und Wildenau statt. Man befragte mich nach allen möglichen Dingen und bat mich so dringend, die volle Wahrheit zu sagen, daß ich auch wirklich diesem Trängen Folge leistete, obgleich eine Ahnung mir sagte, daß man uns dann kein Wiedersehen gestatten würde. Ich erklärte also, daß ich mich zwar geistig vollkommen gesund.körperlich aber doch in der eigenthümlichen und unangeneh men Laae befände, daß jedes nur etwas anstrengende Nachdenken, jede ! kleine Gemüth-bewegung mir einen m:hr oder weniger starken Schmerz in der Brust verursack,te und eine drll ckende Ängstlichkeit hervorrufe. Dar auf erkläne mir der Haupt - Arzt, er sei mir dankbar für dieses offene Ge ständiiiß, da es ihm ein gefährliches Experiment erspare. Er habe nämlich die Absicht gehabt, eine Dame zu mir zu führen, für die ich große 2hm nähme empfände. Ich dachte soaleich an Sie und ver mutbete. Sie seien im Nebenzimmer. Zugleich aber verfärbte ich mich und griff mit einem leisen Schrei nach mei nem Herzen. Berubiaen Sie sich! agie varaus der Arzt, der sogleich zu mir trat. Die Comtesse Lucie ist nicht in der Nahe. Ich wollte nur den Eindruck beobach ten, den diese Mittheilung auf Sie machen würde. Sie dürfen nach dem, was ich jetzt bemerke. Niemand wieder sehen, dessen Anblick Ihnen Aufregung verursachen würde. Es handelt sich um Tod und Leben. Sie müssen rei sen, ganz langsam, ganz nach Ihrem freien Willen, und zwar ,n einem milden Klima. Weder körperlich noch oeistiqe Aufregung darf Ihnen nahen. Bedenken i-ie das,, yerr Vicomie! Ihr Leben und das Glück derer, die Ihnen zugethan sind, hängt von ?iwr Vorsicht ab. Wollen Sie meinen Rath befolgen? Ich seufzte, und da ich mir nicht verhehlen konnte, daß er die Wahrheit sage und meinen Zustand ganz richtig beurtheile, so antwortete ich bejayeno. Eine Menge Vorsichtsmaßregeln wur den nun aufgeschrieben, eine strenge Diät festgesetzt genug, man verfügte über mich, wie über ein Püppchen von vier Jahren. Ach. es war ein trüber Tag, meine theure Freundin, und ich wagte nicht, unter dem Eindruck jener düstern Stimmung an Sie zu schrei ben. Heut bin ich gefaßter, ruhiger. Ich soll sobald als möglich reisen. zuerst nach Paris, um meine finanzielle Angelegenheiten zu ordnen, obgleich der Graf Hasselstein in dieser Hinsicht durch einen Agenten bereits alles Nöthige gethan hat. Dann soll ich mich auf einige Monate in die Pyre näenbäder begeben, und später durch Südfrankreich nach Italien gehen. Ich kenne alle diese Gegenden und freue mich nicht darauf, sie wiederzusehen. Denn ich bin dann fern von Ihnen, ich erhalte Ihre Arie e erst spater ge nug. wenn es sein könnte, 'bliebe ich am liebsten iVnttn. wo ein Brief vo Ihnen mich in wenigen Stunden errel chen kann. Aber es muß fein und so hilft kein Sträuben. Tausend Mal Ad,eu! Berlin. 1. Mai 185?. Alsred d'Argenteuil. Joitsctzung fvlgt '"-x Cinaüd Tribune. SamStag, Itn 3. Ckjrintot. Ton 51. Mirö!Iauber. Ich lag auf dem Bette, starr und kalt. Man hielt mich für ,ol. viver ick lebte: e war ein fürchterliches Leben! Mein Geist erwaazi? unv raste und alle meine Sinne waren geschärst, wie noch nie. Doch ich war nicht in der Lage, so sehr ich mich rtrf, kmit abmükte. Ein schwerer Krampf hielt mich gelaymk. 'ceiii Körper fühlte keinerlei Schmerz, aber der Seelenschmerz war unsäglich. Immfr wieder durchzuckte mich der aiiälende Gedanke, daß man mich lebendig begraben werde, daß kein rnM, nbn'r dak ich noch am Leben u und rtin Leben erhalten werde.-, könnte. AN, ins um mich vorging, hör te ich aam genau, und die feinste 5ed,inkcnarbkit rmarterte unaus Kürlick mein Gebirn. Ich erinner'e mich plötzlich an Vorgänge und Per sonen. die im even wen. mn w itx mir lagen und mich nie sonder lich interessiert hatten. Und. dab, löschte ick ängstlich auf jede G: rnnsrfi tws sich bemerkbar machte Ich hoffte, daß man mich rechtzeitig erwecken werde. Noch war es s:, fnH tirnfi ein sl i-tunden vor mir. und die Untersuchung ' meines Arzte stand noch bevor. Der wur. de ganz gewiß meinen Zustand er kennen und mich retten! Mein lieber, aller Freund, wenn er doch nur endlich käme! Ich hörte jetzt Tritte auf der Treppe, schwere plumpe Schritte. Der Medizinalrat hatte den leichten Gang deS Welt' mannes. Es war ein Beamter der Leichenbestattungsanstalt. d;r geru fen ivorden war, um mir das Msß zum Sarge zu nehmen. Wenn es mir doch nur jetzt gk' lingen würde, ein Lebenszeichen, zu geben! Ich sammelte meine ganze Kraft, um die Hand, um nur einen inoer u rühren, allein es war ol' lcs umsonst, ich konnte mich nicht gen! Der Mann entfernte sich langsam und schwerfällig, wie er gekommen war; ich erkannte seinen Schritt noch, als er in die Nebengasse einvog Das Fenster des Salons, in wel chem ich aufbewahrt lag. war geöff net. Ich fühlte, wie mir die Kälte immer tiefer ins Mark drang. Bald, bald würde alles vorbei sein! Im Grabe würde der Wahnsinn bei mir ausbrechen, der- grause Wahnsinn, der alle Menschen in der Stunde der Künsten Todesaeiabr befällt, und dann würde ich sterben, befreit von der Last des marternden Denkens Mein aanzes Leben zog an meinem geistigen Auge vorüber, das nutzlose Leben eines verwöhn'en. reichen Junggesellen. Meine nächsten Anverwandten wa ren mein Neffe Max und seine schö- ne junge Frau, die mich stets mit de: zärtlichsten Fürsorge umgeden yar ten. Sie waren häufig bei mir, und jeden Sonntag muhte ich ihr Gast sein. Und auch gestern abend wur ich zum Souper dort gewesen: wl feierten Hildas Geburtstag. Da wur de viel Wem getrunken, und ich mußte immer wieder Bescheid tun obwobl mir der Wein schadete. Und diesmal schien mir der Wein einen eigentümlichen, anwidernden Nach geschmack zu haben. Nach Mitter- nacht kam ich heim. Ich kam schwer. fällig ins Schlafzimmer und sank angekleidet aufs Bett. Eine tiefe Ohnmacht umfing mich, die nicht mehr weichen wollte. Ich horte aber! Ich horte das Geräusch der von ch ren Standplätzen heimkehrenden Wa gen und nahm an. es müsse schon Heller Tag fein. Um 8 Uhr mußte mein Diener das Zimmer betreten Jetzt wurde die Türe geöffnet, Jo- bann kam herein. Er trat an mein Vett. um meine Befehle entgegenzu nehmen, prallte ober sofort mit ei nem leisen Aufschrei zurück. Dann näherte er sich mir wieder und beta stete mich von allen Seiten. Nun stand er einige Minuten regungslos hierauf zog er mir sachte die Brief tasche aus der Rocktasche, entnahm ihr einige Scheine und schob sie wie der an ihren Platz, mit zitternden Händen. Tann verließ er eiligst das Zimmer und schlug Lärm. Die Woh nunq füllte sich bald mit Leuten denn im Nu war die ganze Nachbar dran alarmiert worden. Auch ein Schutzmann war erschienen. Dies er ordnete an. daß man einen Arz rufe und daß man mich angekleide aus dem Bette belasse. Dieses wur de in den anstoßenden Salon g: schoben. Hernach ictzt wurde das Schlafzimmer verschlossen und der Schlüssel abgezogen. Seitdem wa ren ungefähr vier Stunden bergan gen. Ich hörte trippelnde Füße am Fenster vorbeikommen und fröhliches Kmdergefchwatz: die Schule mußt letzt aus sein. Das Zimmer war menschenleer. Da hörte ich wieder Schritte auf der Treppe: leichte, zu gendliche Frauenschriite und schwere re, schleichende Männerschritte. Das waren mein Neffe und seine Frau Diloe. Der Diener hatte ihnen re spekisvoll die Türe geöffnet und sich dann diskret zurückgezogen. Die leiden traten an mein Lager und blickten mich bedächtig an. Ihre Na senflllqel sogen prüfend die Luft ein als ob sie gierig den Verwe hauch suchten. Ich hörte und fühlt Eiioöfr lau. ihr Schnauben. Jetzt, mußte ich thu Bewegung machen, um ihre Aus Wirksamkeit zu erregen, um mich zu retten. Ich strengte mich Übermensch lich an. und ich sühltk. ich konnte endlich ein Lebenszeichen geben. Den Mittelfinger der linken Hand hatte ich ein wenig lewegt. Aber ach. sie sahen e nicht mehr! Sie waren an Fenster getreten, und ich hörte sie kichern, lachende Erben! .Gottlob, daß er tot ist." sagte Max, gedämpft, .da Messer saß un schon an der Kehle. .Ach ja. wir sind nun feine Un! dersalerben. WaS mögen wohl die Bilder hier im Salon wert sein?" .Sie sind jedenfalls sehr wertvoll Welch ein Glück, daß er nicht geh,, ratet hat.' Da saubere Paar wurde unter Krochen: der Medizinalrat war ein getreten. Nun würde mir die Ne tunc, kommen! Sein erster Blick galt meinen Erben, denen er in ge wählten Worten sein Beileid au drückte, wobei er Hilde galant die Hand küßte; er war ein großer Da kreund. Dann trat er c.n mein Lager und betrachtet: mich fluchtig mit sein kurzsichtigen Augen, denen auch die Brillen nicht viel halfen. Auch die? mal konnte ich wieder mit großer Mühe einen Finger bewegen, aber ch. auch er bemerkte es nicht! Jetz verlangte er Schreibzeug, um den Totenschein, mein Todesurteil, zu un schreiben, ohne nähere Untersu chung! Hierauf verließen alle drei den Salon. Hilda markierte etn Schluchzen! Ein Viertelstündchen mochte verstrichen sein, als der Die ner abermals die Türe öffnete. Ich hatte wieder huschende Frauentritt, auf der Treppe gehört. Die Dame die jetzt hereintrat. kannte ich gut Sie war meinem Herzen einst sehr nahe gestanden, als ich noch ein flot er Student war und bei ihrer Mut er. einer c?rmen Witwe, wohnte. Das Mädel hatte mich rechtschas en lieb gehabt und hatte sich sehr ge härmt, als ich sie nach einem Jahre verließ. Sie ist ein ältliches Mad chen geworden, mit dem vergrämten, fahlen Gesichte aller ältlichen Mad chen, die an der großen Liebessehn sucht kranken. Ich habe sie ab und zu wiederge theil, wenn uns der Zufall zusam menfllhrie, aber ein Gefühl der Ve schämung zwang mich stets, vor ihr scheu den Blick zu senken. Jetzt wohnte sie in meiner Gasse, wo sie in einer Buchhandlung als Kassiere rin angestellt war. Die Mittags- pause benützend. war sie in mein Sterbebaus gekommen, um von ihre: toten Liebe zum letzten Male Ab schied zu nehmen. , Jetzt stand sie vor meinem Bette, viel, viel länger als die andern. Sie sah mich stumm und prüfend an, ernst und innig. Jetzt mußte ich meine ganze Kraft zusammenneh men, um ihr ein Lebenszeichen zu geben. Ich wollte versuchen, mit der Wimper zu zucken; es mußte gelingen, sie würde es gewiß bemer ken! Und gerade, als ,ch krampf hafte Anstrengungen machte, die Wimper zu bewegen, fühlte ich ein süßes, heißes Lippenpaar aus mei nen Lippen. Es war mir, als wür de ich neues Leben in mich einsau gen. und als ihre heißen Tränen tropfen meine Augenlider benetzten, da konnte ich mit der Wimper zucken! Sie stieß einen gellenden chrei aus und sank an meinem Bette nieder; eine Ohnmacht hatte sie befallen. Sie erholte sich' aber rasch und veranlaßte, daß man mich ins Leben zurückrief. Diese Bemühungen ba! ten unter ihrer Anleitung auch bald Erfolg, und ich konnte endlich wie der die Augen aufschlagen zu neu em, seligen Leben! Mein altes Unrecht habe ich bald darauf gut gemacht und meine ver lassen? J'Ugendaellebte als meine Gattin heimgeführt. Meinem Nef fen schickte ich eine Geldsumme, mit welcher er in Begleitung seiner Gat tin auswanderte, um für immer auS meinem Gesichtskreise zu entschwin den. Zur Rettung von San Bigilio am Gardasee, eines Punktes am Südende des Sees, der 'wegen seiner künstlerischen und lanoschastli chen Schönheit in den Dichtungen aller Zeiten eine Rolle gespielt hat, haben sich österreichische Künstler, Kunst freunde und Gelehrte zusammenge tan. Sie wollen durch Corrado Ric ci, den Direktor der Akademie der Schönen Künste in Rom, die zustän digen italienischen Stellen veranlas sen, zu verhindern, tafe die Feijen klippe von San Bigilio durch den Neubau eines großen Hotels zerstört werde. Hyperbel. Ist das Ge schüft Ihres Freundes bedeutend?' . .Bewahre: die linke Manschette ist sein Hauptbuch, die recht sein Jour nal, und die Weste sein Kassen schrank!" Im Eifer. Der Chef ge riet mit dem Buchhalter in einen hef tigen Disput. Schließlich fragte er: .Sind Sie etwa der, Chef?" Nein", sagte der Buchhalter. .Na also, warum reden Sie denn solchen Unsinn??" S Asm Mi 11 V 11 ! !i:io4. Tamenblusk reff il'iuitcr iil in (rohen geschnitten: 2. veiwiiat 1 fN ?wrds 27zoU. tos für bet ASzölligen Größe .lMllltViU. iil Mcsiickter Batist mit Net für Zvch und in cianc sich für alle ifinarric Stoffe Preis des Musters 10 Cents. B e st el l u n g s Diese Muster werden an irgend Preise? geschickt. Man gebe Nummer lich ai und schicke den Coupon nebst Pattern Department, Omaha Tribüne, , 1311 fatoarb Lt. Der ,,Hma?a HriöünL" Gattern ßoupoiz. Ich wünsch Muster Äo. ....... .... Zoll, Bruft oder TMenroerte U (Iahn .... bei Kindersachen.) Name. 3lx ettafa ... ? Am Sauerkraut Tag. Eigenartige Fest i einem Städtchen in Iowa. Feste, welche bestimmte örtliche In dustrien verherrlichen oder Reklame für sie machen sollen, kommen in un serem Lande immer mehr auf, teils für sich allein, teils als besondere Tage allgemeiner Festlichkeiten der Ausstellungen; und es ist nichts dage gen zu sagen. So haben wir in Kalifornien einen Rostnen Tag" unter erwarteter Beteiligung der ganzen amerikanischen Bevölkerung wenigstens m Gestalt des Berzehrens von je einem Pfund Rostnen in Colorado haben wir .Melonen und .Kartoffel , Tage," usw. Und in neuerer Zeit ist auch ein flotter .Sauerkraut Tag" er standen, welcher zu Ackley. Iowa. Heuer besonders enthusiastisch gefeiert wurde. ' . Wie ein Teilneymer berichtet, strömten zu diesem Feste mehr als 10,000 Besucher zusammen, wenig siens von Harbin County, und jeder Mann, jedes Weib, jedes Kind konn te . sich an freiem Sauerkraut und freien Wiener Würsten laben. Bei dem Frei -Mittagsmahl wurde al lein ein Dutzend Faß Kraut und 1000 Pfund Wiener Wurste verzehrt. Den ganzen Tag wurden freie Unter Haltungen jeder Art geboten ; auch athletische Wettspiele und viele an dere Attraktionen gehörten zu dem Programm. Alle diese Festichkeiten sollten die Tatfache hervorheben, daß die heurige Kraut - Ernte in dieser Gegend an Menge und Güte absolut nichts zu wünschen übrig ließ, und dieses im ollgememuen, aumen- uno cagen Interesse des Publikums ohne Unter schied der Rasse oder Hautfarbe liegt, vor dem Sauerkraut Segen gehörig Gebrauch zu machen. Ackley erwartet, sur den kommenden Winter einen großen Teil des Landes mit diesem herrlichen Produkt zu versorgen. Hat nicht einmal vor Jahren eine Bewe gung gespukt, welche eine Sauerkraut- Prohibition' anstrebte? &t war freilich wohl nur satirisch gemeint. - Es gibt noch andere wichtige Sau erkraut Reiche in den Ver. Staaten, namentlich in Ohio das in man chen Jahren an der Spitze dieser landwirtschaftlichen Industrien steht in Wisconsin. Missouri und an derwärtö im mittleren Westen, sowie auch in Pennsylvanien. Und der Sauerkraut " Tag mag eine noch viel allgemeinere Bedeutung erlangen und vielleicht sogar seinen Dichter finden und Gouverneure, Präsident fchaftskandidaten usw. als Festredner llmskr Um. b Yy jfw ' ; i "Zmlwä "' WMM , 'K? U -i4f , r f Ml i I , ' V mit Tucker. ' Ilinerarnicl sind hier darar,tcllt. ifl und aurfi ebenso ant für skioe 03 34, :w, 3W. 4' unö n Mi Bru,iweiit.. den Tucker und 2'Aards für die Bluse Anweisungen fi:ie Adresse gegen Einsendung ' de und Errße und die volle Adresie deut dem oben erwähnten PreiS an daS ; zfj.J Stadt i . . - I herbeilocken. Es ist bezeichnend, daß auch manche anglo amerikanische Blätter diese neue .amerikanische Institution" mit Freuden begrüßen. Eine naheliegende, wenn auch nicht gerade notwendiqe Ideen Association bildet der edle Gerstensaft. i " mm T5 Benu'Lchpftuch. , Daß ein so unentbehrliches Wasche stück wie das Schnupftuch jemals eine Seltenheit gewesen, möchte man be zweifeln, aber wenn wir z. B. die Besitzlisten -des 15. Jahrhunderts durchgehen, finden wir wohl Kopf tücher, Bettücher, Handtücher , und sonstige Tücher, aber nach Schnupf- t."r.. r,.x. :. ..r-si r,i : luucin uiycu iuu uiuujii. wenn un folgenden Jahrhundert solche Tücher endlich häufiger wurden, so waren es UUU; UKUUL)3 111(11 ,lljUS U19 wc brauchstllcher. In Frankfurier Pa a n h P U 0....i9 U . , trizierfamilien schenkte die Braut dem Bräutigam ein reich gesticktes Taschen tuch; das fand man damals genug. Ob sich die Leute damals weniger er kältet haben und wie sie mit einem kräftigen Schnupfen fertig geworden sind, das entzieht sich unserer Kennt nis. Tatsache ist nur, daß die Schnupftücher nicht gern u. oft gewa fchen wurden, vielleicht auch nicht wer den konnten wegen ihrer prächtigen Stickerei, so daß ein findiger Kops mit einem Reievt zur .fierliellnn nes Taschentuches hervortreten konn tc, das .fast niemals unsauber wird" und das er das .VenuS . r- v r i u i- r aznupsiucy nannie. oer lvad zu Hamburg erschienenen Schatzkam mr.r iis iß. fö..tnru:u... Milfc ClU.ki UUV !VUlllllUltJl ist dies Rezept aus uns gekommen: . -Nehmet Kreiden von Frianzon oder Spanische Kreide ein halb vier ) tel, lasset dieselbe in einem Glaßof. oder sonsten Kalcinieren, hernach ver mischet sie mit guten Brandtewcin oder Spiritu Vini. und lasset es sich ' vierundzwanzig Stunden lang wol mit ein ander vereinigen, hernach fou<l turt liirtifr hnmH nn imV s lasset sie im Schatten trocknen, ohne Staub, Sonnen oder Feuer; es ist gut, daß man sie mit dieser Materie ' zu dreyen mahlen befeuchte, hernach behaltet sie trocken; diese Art ist die allerfürtrefflichste unter allen so ich 4 -L2' ' ..' gcjcijrii, unv im innup aucd iviro fast niemals unsauber." ' Ob das derart präparierte Tuch auch einem Dauerschnupsen gegenüber seine Sauberkeit bewahrt hat, vergaß -der Berichterstatter leider mitzutei l Un. ' ' ', . Ein kleiner Stadtteil in fiil. ? desheim hatte bis 1900 sein eigene i ,iiö5Cfii vas HYMij, S J. r J " i i , 0 fV