Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 27, 1918, Sonntagsblatt, Image 9
Sonntag-Hatt des staats anetger und Herold Grau RVM An der Yelgisthkn Håflr. Cassrtige Pläne, die sehr wohl ais-r siehe aus-einer werden« Sechzig Kilometer von der Mün dung ver Schelde bis zur fran zösischen Grenze dehnt sieh Belgiens Miste, und wer sie vor dem Kriege besuchte dachte wohl kaum, daß al les, was«hier an mächtigen Bauten, an Strand- nnd Dünenanlagen ge schaffen, daß dieses ganze vielbewegte bunte Leben das Werk weniger Jahrzehnte, eines halben bis drei viertel Jahrhunderts war. Vor acht zig Jahren war dieier Küstenftrich noch ziemlich öde. Die Wellen des Meeres hatten den feinen Sand zu Dünen angehäuft, die in der Breite zwischen dreihundert Metern und drei Kilometer-n Ichwankten, sich an manchen Stellen bis- zn dreißig Me tern erhoben und ein Schutz für Flanderns grüne Wiesen und Dörser waren. Eine arme, wenig zahlreiche Fischereibevölkernng, deren einfache Hütten zerstreut zwischen den Dirnen etngebettet lagen, erwarb sich auf einfachfte Art dnrch Fischfang ihren Lebensunterhalt Ostende, die spä ter weltberühmte, oergniigungsjiichi tige, loomopolitifche Stadt, war da mals eine wertlofe Festung mit halb verfallenen Mauern und Boll werten und der einzig bedeutendere Flecken dieser Miste, der von wenigen Fifchern und Kaufleuten bewohnt war. Spas Stern war itn Steigen, von Ostende sprach noch niemand. Sieben Jahre später und der Glanz Spas war verblaßt, aber la Reine des Planes fatnntelte in jedem Jahr Tausende nnd aber Taufende von Fremden an ihrem gastfreund lichen Strand, und kleinere Seebö der zogen einen weiteren ansehnli chen Fremdenstrotn an die belgifche Miste: Marialerte, Naverfyde, Mid· delterte, Westende, Loinbartydez Wimpern Cornde, Ooft Dunkerte, La Banne-, Le Coq ,Weiiduyne, Blan Wnbc- Beet-Umge- Hchit- Duja bergen und Knocke Eine stattliche Unzahl von Bädern fiir einen nur sieben deutsche Meilen langen Strand. Jeder von Dover herüberlomtneni de Danipiec brachte im Sommer Hunderte von Eiihnien der Riefeni ftadt Londin Bantbuchhalter nnd Kontoristen keiften in Begleitung ih rer Familien und opferte-i gern ihre sauer gefparten Gnineen fiir einen «week end trip« von Sonnabend bis Montag. Aller Augen leuchteien iui Vorgefiihl eines frohen Tages-, und wenn dann der Dacnpier dem Kai von Oftende zusteuerte, fchieu die Wirklichkeit die Erwartungen derje nigen, die die Reife zum ersten Male machten, noch zu iibertreffen Oftende lag vor ihren entzückten Blicken; eine Stadt des Lichtes fchien es zu fein. Die einige tiilorneter lange Strandpronienade folgte mit ihren ftattlichen, fecho bis acht Stock hohen Hotelo dein gewundenen Lauf der Miste, fcherzeud und lachend, ilirtend und fpielend tunnnelten iich hier zwanzig- bis dreißigtaufend frdhliche Menfchen ,und zwischen den hell geilrichenen Bade-hinten rollten branfend die Wogen iiber den im Sonne-lichem glänzend gelben Sand Jn den zahlreichen Hotels an der Mitte waren in den Speifefalen alle Tifche beientz die Damen srugen helle Teilener die Herren Geer is,ait:saiiziig. Hier wohnte die vor nehme Welt, während die vornher gehenden anhrnclizsloien Beincheriich mit einein Zinnner in einein Hotel der Stadt beginniteir Auf den Mo lcn, die ihre :«lrine einen halben bli loineter weit in die See hinan-Intel sen, und auf deren tiopi tniviche kleine Neftanrantis errichtet worein wimnielte es von Mensch-en Die Düne ioar von einer elegantein Iro hem flirtenden Menge itderichiveinnit, und im Sande spielten die Scharen Götter Kinder in meinen Strand kleidbrm überall herrschte ein vabys lottiiches Sprachengeivikr. Der Charatter Onendeö zeigte sich besonders in seinen architektonischen Ochs-pfanqu Kirchen und diients licht Gebäude, die ein höheres Alter beiin nnd ein größeres Interesse erwecken konnten, fehlen gänzlich, und alles übrige war nen nnd von midringlicher Pracht Das groß artige, verichwendekiich ausgestattete Kur-hatte beherrfchte den Strand und W zusammen mit dem Kaiino M« dem Leopold- und Mariestdens etwa-Pakt den Mittelpunkt des do en Verwüstung-Ziehens das Wd durch dac- vor etwas über» nt erlassene Verbot Mit-let einigen Ab M erlitten hatt-s Doch dank iet WH Lustige-i Sage behauptete Ostende feine Stellung als Europas vornehmstes und größ tez Seel-ad cis war der Endpuntt des Orienterprefzzuges über Wien nach Konstantinopeh des Not-der preß über Berlin nach Peteerurg und des sMerischiimlienischen Exprefzzuges über Straßburg, Bafel nnd Mailand nach Brindisi. Jn fünf Stunden war es von Paris, wie auch von London zu erreichen, und die von Dover kommenden delgifcheu Postdampfer tandeten jährlich über 125 Taufe-nd Reisende in der Stadt. Die meisten Besucher Ostendes hat ten nur ein Auge für das frohe Treiben, in das sie sich hier gierig stürzten ,und ahnteu gar nicht,«was siir Riefeuarbeit und großziigige Plö ne diese glänzende Oberfläche barg. Es war ihnen unbekannt, daß die Staatsmänuer des übervölterten Belgiens danach strebten, le littoral Belge zu einer der besten Einnahme quellen des Landes zu machen, und die sieben Meilen lange Miste in ein einziges Riesenseebad mit einheitlis cher Verwaltung unuvandeln woll ten. Belgiens tiiiste sollte der vor nehmste Badeort der Welt werden, das war der große Traum König Leopolds, einer der vielen Pläne, die er zu verwirklichen gesucht hat, um das kleine Belgien zu einer wirt schaftlichen Großniacht zu erheben, und die sein Tod durchkreuzt hat Ostendes Glanz war hauptsächlich ein Wert dieses Fürsten, der hier auch meist die Hochsaison in seiner am Strand gelegenen Villa, einem weitläufigen Holzgebiiude, das seine stattlichen, im Schweizer Stil gehal tenen gesälligeu Fassaden aus einem gewaltigen Zetnentuuterbau erhob, verbrachte Dieses große Paradies der Frem den, dass König Leopold mit Hilfe des Unternehmung-geistes seiner Landsleute aussen öden Dünen her sbrgezaubert hatte, tostete der bel gischen Staatskasse-, der Besitzerin der tleineren Bade-arte, und den Korn-rinnen der Kiistensiiidte jährlich Millionen; denn die Arbeit wurde eigentlich nie beendet. Von Ostende beiderseits bis nach Middelkerke und Viankenberghe sollte ein National part angelegt und hierdurch eine Ge währ geschaffen werden, daß der Landschast ihr eigentümlicher Cha rakter erhalten bbiebe, der sonst Ge fahr lies, der ständig im Wachse-u begrifseuen «Pensiouopolis« der Vadeorte zum ster zu sollen Der Plan rechiiete»iiidbesoiidere mit der Tatsache, daß heutzutage dort, wo ein gewisser Wohlstand auch in den breiten Schichten der Bevöl kerung herrscht, sich selbst in den Ar beitertreisen das Verlangen nach ei neni Laudausenthalte bou Jahr zu Jahr immer mehr geltend macht, und daß dank den verbesserten Ber tehrsverhiiltnissen diejenigen Fami lienviiter, die der Beruf in der Groß siadt sesthiilt, ihre in der Sommer srische weileudeu Angehörigen an den Sonntage-i besuchen könne-u. Dementsprechend hatte sich in Ost ende die Saisou, die ursprünglich nur iu den August fiel, bedeutend erweitert. Zahlreirhe Bodegäste ta inen bereite un Juli oder erst im September. Auch schon zu Ostern nnd zu Psiugsieu wurde Ostende von bseleu besucht, usk selbst zur Weih uachtrgeit machten manche einen klei nen Abstecher aus Meer. Solche treuen Badegiiste verlang teu natürlich mehr Bequeuilichteiten als die vorübergehenden Besuchen und ioiinsctnen außerdem eine weni-f ger stadtiihiiiictie Umgebung. Die ininder Beninielten ,die die Miste aiiisiichteii, iiin sich non den Anstren giiiigen deg- tiigtichen Lebens zu er tielen, giiineipineist in ein kleineres Bad, in ein Zischeks oder Bauern ddrs; aber ana) sie wollten wenig stens als Zuschauer das Vergnü gnngszteben kenne-. lernen. Und das internationiile Piibtiinin, das nack, Ostende tain nnd tnee viel Geld ließ, liebte esJ inanaiiiiiil in der Na tnr zu schiuiiinieii. Das Pmbleni »in a niiishell«' war also, lang-:- der ganzen dinste Bade orte von verschiedener Größe-, von verschiedenes-i Charakter nnd mit verschiedenen Preisen zii schauen die, nait einander dnrai eine ichnelle iind beqiienie elektrische Bahn verbunden, le tittoral Beine zu einer einzigen entzintenden Gartenstadt mit ab wechstniniisreichen Bildern machten. Jni ;ziisiiiiiiiieiil)aiig mit dieser Haiiptsirnsze sollte ein Schuhu-all gegen die Brandnng des Meeres ge baut werden, da bei westlichen Stür men das Land schaiiingslos den Flu ten preisgegeben war, die fürchter liche Verbeerung anrichteten nnd schon einmal Middelterte beinahe gänzlich zerstört hätten- Ostendes stolzer Strandwall, aus dem die hun dert Meter breite Strandpromenade entlang läuft, reichte bereits bis "!8esteride. Jm Nordosten wurdedie Düne Zeebrugges mit der von vereinigt und bis Duinbergen länger-t. Zahlreiche Wellenbrecher ichwächten die Macht der Brandung und gaben so dein Wall Schus. Die alte Strandstraße, der Dü nenweg, der die verschiedenen Mi stenplätze vierhundert Jahre lang mit einander verbunden hatte, und sich drei bis vier Meter breit im Flugsand entlang schlängelte, mußte der großen Straße, der Ronte Royale, einem vierzig Meter breit angelegten Boulevard, weichen. Die große «Nationale Gesellschaft zum Bau von Landstraßenbahnen«, deren Oauptteilhaber die Stadtverwaltuns gen waren, hatte die privaten Stra ßenbahnlinien angetaust, und in Ostende wurde eine große elektrische Krastsiation errichtet, die die Stra ßenbahnen und sämtliche Badeorte an der Route Novale mit Kraft und Licht versah. Da sich auch das stanzösische Landstraßennetz zwischen Paris und Diinkirchen in ausgezeich-I i«ete1n Zustande befand, so wurde die Noute Royale ein Paradies sür den Antotnobilsport. Auch gemeinsame bygienische Ein richtungen wurden fiir die Badeorte der französischen Küste geplant, und vom Jnnern des Landes nach Ost ende eine Wasserleitung gelegt, die sich hier nach den übrigen Küsten orten weiter verzweigte. Es war sogar geplant, sämtliche Verwaltungen des ganzen Küstengei biets mit einander zu vereinigen; denn die bestehende tomniunale Ein teilung, die den Verhältnissen ver nangener Zeiten angepaßt war, ent sprach keineswegs der durch die mos! dernen Vertehrsmittel gänzlich um« gestalteten Lebensweise Heutzutage ermöglichen beispielsweise die Bah nen, daß ein grosser Teil der ind - striellen Bevölkerung in dein einen Orte wohnt und in dem anderen Orte beschäftigt ist. Die Notwendig keit, große administratioe Einheiten zu schaffen, drängt sich immer mehr auf, nnd die Vorteile, die dadurch entstehen würden, werden immer mehr anerkannt. Es war daher ernst haft in Frage gestellt worden, die Ortschaften der belgischen Küste zu einem arrondisse:nent tnaritinie zu vereinigen, dessen weitgehende Selbstverwaltung alle Mittel auszu bieten hätte, sämtliche Hilssquellen usizuniitzein Die Hauptstadt dieses großen Verbandes sollte natürlich Ostende werden, dessen Verwaltung die Ausgabe hätte, luxnriöse Feste zu veranstalten, tun den Ruf des Rie senbades über die ganze Erde zu tra gen und aus aller Herren Ländern ceiches Publikum auzuziehen. An fprnchslosere Gäste würden ihr Ver-» gniigen in den kleineren Orten längs der Küste finden. Weitende strebte danach, alsllinderbad zu glänss zen Decken legte prächtige Golfplähe an, und ähnlich hatte jedes übrige Bad den Ehrgeiz, einen besonderen Anziehungspunlt siir die Fremden zn schaffen. Aber nicht nur wegen des Frem denberkehrs find diese teuren öffent lxchen Arbeiten an der Kiifte ausge iiihrt worden, Arbeiten, die weit iiber 100 Millionen Franken ver schlungen haben. Man hoffte auch, daß fie dazu beitragen würden, eine neue Blüte-seit der belgischen Fische rei herbeizuführen, die im Mittel alter fo ertragreich gewesen ist, daß vieleOfchiine Kirchen der Fischer-dür fer mit den Zehnten vom Herings fang erbaut werden konnten. Durch den großen Fremdenftrom und die fchnelleren Verkehrs-nittel hatten sich fiir den Fischfang die Absatzmtig lichkeiten in den letzten Jahren unge wöhnlich verbessert, und die Anlage von verschiedenen neuen Häer hatte die Bemühungen der Fischereibevölkes rung« der vermehrten Nachfrage zu genügen, bedeutend erleichtert. Ueber Völf Millionen Kilogranun Fische . irden jährlich mit der Eisenbahn nach dem Jn- und Auslande beför dert, und die Einnahmen aus dem Fischfang wurden allein für Oftende auf nahe an fiinf Millionen Franken geschäst Man fing Lachse, Sardi nen, Seezungen, Schellfifche, Stein« butten und namentlich auch Krabben, von denen allein das kleine Fischer dorf Panne jährlich für 200,000 Franken- nach Paris schickte. Der Fischfang wurde meist mit dem Schleppneh betrieben; im Küftendorf Eoryde konnte man auch den Fang zu Pferde beobachten. Die Fischer ritten der Brandung entgegen, bis das Wasser den Pferden bis an den Widerrift reichte; dann sogen-sie ihr Schleppnetz ein, in dessen feinen Ma Ichen sich die Krabe ver-fangen hat en. Diese Fischetbevölkerung lebte von der Nußenwelt abgeschlossen für fich, und kam wenig in Berührung mit Heiterk- nun der Genehirhtr. Von Dr. Adolf Lohn-. Nicht nur die große und ge waltige Geschichte mit ihren haupt- und Staatsaktionem ihren mehr »der weniger erschütternden, tief einschneidenden oder gar bahn brechenden Ereignissen, ist fiir die Bölkiy wie für die einzelnen zuwei len von hoher Wichtigkeit und Be deutung, sondern auch der sogenannte Treppenwin der Weltgeschichte hat seinen Reiz. Aus der Fülle kleiner Geschehnisse, in deren Mittelpuntt bekannte Persiinlichkeiten stehen« wol len wir einige heitere Momente her aus-greifen, die an und für sich von Jnterefse sein dürften. Ein stänkischer Herr hatte eine Sendung an den griechischen Kaiser Nicephoruz l. seitens Karls des Gro ßen· flach seiner Rückkehr erzählte er seinem Monatchen, daß sich der grie chische Kaiser über den langwierigcn Krieg, den Karl mit den Sachsen ge siihtt (der Krieg dauerte bekanntlich you 771—804, also 88 Jahre) sehr gewundert und zu ihm gesagt habe: »Warum bemüht sich denn start eine so lange Zeit gegen ein so kleines und liederliches Lands Ich, der ich doch der Herr der Welt bin, und jeden, den ich will, groß machen kann, schenke Euch hiermit ein solches ganzes Her zogium.« Karl der Große lächelte und erwi derte dem Gesandten: »Es wäre schon tliiger gewesen, wenn er Euch ein Paar Hosen geschenkt hätte. Karl I» König von England, den, tvie man weiß, Cronnvell aus Tod und Leben befehdete, gab anläßlich seines Ausenthaltes in Schottland im Jahre 1633 bei einer Substription zur Errichtung eines Bibliothetge bäudes in Glasng 200 Psd. Ster ling, d. h. er unterzeichnete diese Summe. Doch waren feine Taschen fo leer, daß er sie nicht bezahlen konnte, ja er mußte sich sogar aus seiner Reise Geld putnpen. Nachdem Crotnwell als Sieger nach Glasgow gekommen war, schickte« er die erwähnten 200 Pfund an die Universität, und man setzte unter die Substription des Königs die Worte: Solvit Dominus Protector (der Herr Proteltor hat sür ihn bezahlt-L Diese günstige Gelegenheit benutzte eine Magistratsperson von Edinburg und» Isprach Croinwell um die Summe an,; »die der unglückliche, notleidende Kö-! nig von der Stadt Edinbutg geborgts hatte. Der Lord-Proteltor, der denl Biitsteller nicht loswerden konnte, sagte zu diesem ärgerlich: »Lasse mich zufrieden, ich bin ja nicht Karl Stuarts Erbe.« —- Das ist richtig-— verscte jener —- beerben lönnet Jhr ihn nicht, doch habt Jhr Euch seiner Rechte bemächtigt Es isi also auch Eure Pflicht und Schuldigleit, seine Pflichten zu übernehmen. —- O, o, lachte Cromwell —- sür Euch zahle ich leinen Deut. Jch zahle nur für Ge lehrte, für Laien Euresgleichen tum me ich nicht aus. Nach jeder Schlacht, die unter der Regierung der Iiönigin Anna von Oesterreich Frankreich mit England führte, veranstaltete der sranzijsifche Hof zu Paris Feuetwerle und Fest lichteiten, selbst dann, wenn die fran zösischen Waffen eine Niederlage er litten hatten. Ein Marschall von Franireich sagte spöttisch: »Unsere Soldaten sind wie die Feuersteine, je mehr mnn sie schlägt, desto mehr Feuer geben sie.« den internninnsnlett sinrgaslcth die ihrem Vergnügen nachjagten. Jn den Augen der einheiniischen Bevölke rung war das ausgelassene Leben der Fremden Sünde und eitler Tand; denn der belgische Fischer ist religiös und der Gewalt der Prie ster ergeben. Or trägt stets sein Amulett, ein geweihte-z Heiligenbild, bei sich: der flämische Genever darf jedoch im Boot auch niemals fehlen. Nach schweren Stürmen zogen diese Fischer in ihren roten Blusen und weiten Beinkleidern, die in Wasser stiefeln steckten —- nnr die Ostender Fischer tragen die gewöhnliche ein fache Fischertraeht —- in Scharen nach einem Dorfe bei Nieuport, in« dessen Kirche sich ein Bild der Jung frau Maria befand, welche die Fi scher in ihrer Not anrufen, und dank ten ihr für den gewährten Beistand während des letzten Sturmes. Die belgischen Fischer sind im all gemeinen nicht die Besitzer ihrer Boote. Sie mieten dieselben von ei nem «proprietaire«, der natürlich trefflich seinen Vorteil wahrzuneh men versteht, da er es mit einfachen Leuten zu tun hat, die von der Hand tn den Mund lebet-. König Heinri UT von Frankreich ließ bei seiner urchreise durch eine kleine sranzssische Stadt einen Fran zisianetz den man ihm als einen gu ten Kanzelredner gerühmt hatte, zu sich bescheiden, damit er ihm eine gute Predigt halten möchte. Der Fran zisian r war ein sehr gesunder und wohlbeleibter Mann. Darüber wun Edette sich der Monarch und fragte ihn, woher es eigentlich käme, daß er bei Ieiner so strengen Lebensart, wie es ihm der Orden vorschreibe, doch so wohlgenährt aussehen könne, wäh rend doch seine, des Königs, Hof leute durchschnittlich mager und so spindeldürr seien. daß e: oft be fürchte, der Wind werde einen der selben umstoßen. —- ,,Sire«, antwor tet der Franziskaner, »das kommt davon, weil Ew. Majeftät Diener das Benedicte nicht herzusagen wis sen.« —- ,,Nun wohl, so sagt Euer Benedicte her. damit meine Leute es Euch ablernen können und ebenso korpulent werden wie Jhr.«—,,Se hen Sie, Sire, wie ich es mache.«— Der Franziskaner legte nun die Hän de anf das Herz: »Ohne Leiden schaft«, dann aus die Achsel: »Ohne Prozesse«. — Der König fand in die sen Worten reine Wahrheit und ent ließ den Franziskaner sehr gnädig mit der Bemerkung, daß seine Höf linge diese Leition lernen und täglich aufsagen sollten. L Im Januar 1474 richteten die Aerzte und Wundärzte von Paris an den König Ludwig xl. von eWank reich eine Bittschrift, worin ie ihm vorstellten, daß, da viele Personen von Stand an schrecklichen Stein schmerzen litten, es sehr nötig und nützlich sei, die Stelle, wo sich dieses Uebel zeige, aufs genauefte zu unter suchen. Da man ferner sich nicht zu oerlässiger belehren könnte, als wenn man diese Operation an einem leben digen Menschen vornähme, so bäten sie ihn deshalb um die Auslieferung eines bereits zum Tode verurteilten Delinquenten, der von besagtem Uebel sehr geplagt fei. Der König bewilligte das Gesuch und die Operation; der erste Stein ;fchnitt wurde öffentlich ans dein Kirchhof der Kirche des heiligen Se verinus — zu Pari: vorgenommen. Nach gegliictter Qperation wurde die Wunde des Patienten wieder zuge nähi, der Delinquent verbunden und auf Befehl des Königs so gut ge pflegt, daß er schon in vierzehn Ta gen geheilt war. Er wurde überdies Legradigt und noch reichlich beschenkt. So wurde denn durch eine seltsame Fitgung ein zum Galgen verurteilter armer Verbrecher nicht allein vom Tode gerettet, sondern auch durch den Steinfchnitt von feinen Schmerzen befreit. Am Hofe des Königs Ludwig XIL von Frantreich gehörte es bei den Damen und Kavalieren zum guten Ton, Papageien zu halten. Einst latn eine der Damen aus den Einfall, sämtliche Papageien zusammenzu bringen. Der Vorschlag fand Bei fall, und es wurde zu einer General versammlung ein bestimmter Tag festgesetzt Jn der Zwischen; eit lehrte einei der Hoflavalilere seinen Papa gei: .Ei, wie viel Papaaeien sind hier?« in der Absicht, ihn als letzten erscheinen zu lassen. Durch ein Miß verständnis aber lam er zuerst, als weiter noch niemand ini Saale loar, als schön geputzte Herren und Da men. Man lann sich die Verbliissnng der Anwesenden denken, als der Pa pagei seine eingelernte Lettion her sagte: »Ei, loie viele Papageien sind hier!« König Ludwig le. von Franl reich sagte einst zu einein Vertreter der Atistotratie, den er fiir einen Gesandtschastsposten bestimmt hatte: »Ich habe Sie anstelle des Grasen X. zum Gesandten an dem und dem Hof auserwählt. Besteißigen Sie sich ei nes solchen Betrage115, das ganz dem Jhres Vorgängers entgegen ist." «Sire,« antwortete der neue Ge sandte, »ich werde versuchen, mich so auszuführen, daß Ew. Majestät nicht genötigt sein werden, meinem Nach solger eine ähnliche Jnstrnttion zu erteilen.« Der berühmte englische Staats mann Lord Bolingbroole wollte einst inkognito reisen. Er befahl daher sei nem Mohren, dem einzigen Bedienten, den er bei sich hatte, ihn überall, wo er hintäme, fiir einen Franzosen auszugeben-« Der Mohr, der das Schießpulver nicht erfunden hatte, versicherte man überall, urn die Sache recht schlau zu machen: »Mein Herr und ich, wir sind beide Franzosen." « Ein gewisser Velasco hatte dem König von Spanien Philip; V» dein ersten Bourbonen auf dem spanischen - Thron, eine Bittschrist überreicht. Er erhielt oon diesem gar keine Antwort. s« Daraus reichte er eine zweite bei dem ersten Minister des Königs, Kardinal von Portocorerm ein, der ihn nicht einmal anhörtr. Nun wandte er E an des Präsidenten des Gerichts, H i sagte, er könne nichts für ihn tut: nnd endlich an den französischen Gesandten in Madrid, der ihm er klärte, er wolle sich nicht in die Sachen Spanien-Z mischen-»Ehe vortreff liche Regierung«, ties Belasco wiiw tend aus-»ein König, der nicht re det, ein Minister, der nicht hört, ein Prä;;dent, der nicht kann, und ein Gefandter, der nicht will.« Eine Französin speiste eines Tags mit dem Kaiser Rapoleon i. nach ei nem ersten Feldzug in Italien. ie stimmte bald einen epischen, bald einen lyrischen Ton an und über häufte den siegreichen Feldherrn mit übertriebenen Lobeserhcbungem — «Was ist man in der Welt«, rief sie endlich begeistert aus —- ,,was Kann man sein, wenn man nicht Bona parte ift2« — »Eine gute Hausfrau, Madame« — antwortete er. Die Matquise von Fleury fragte einst den König von Frankreich-Lud wig XV., als er svom König von-Dä nemark sich mit ihr unterhielt, ob die ser Monarch sehr reich wäre. « «Nein,« entgegnete der König, «er hat aber einen trefflichen Minister, der die Staatsangelegenheiten aufs beste besorgt.« —- ,,O, Sire«, sagte sie zu ihm, »den sollten Sie ihm ab spenstig machen.« Die Königin Elisabeih non Eng land sah einen ihrer Lieblinge im Garten spazieren gehen. Sie rief ihm neckisch zu: «Woran Denkt ein Mann. wenn er an nichts denkt?« —- »An die Versprechungen einer Frau", ant worrete er. —- »Gut", sagte die Kö nigin verletzt. »Ich swill mit dir nicht streiten, abenvergiß dein Wort nicht« Nach einiger Zeit bat er sie um die Ernennung zum Peer von England und erinnerte sie daran, daß sie ihm dies versprochen habe-»Ah ah«, meinte sie, »das waren die Ver sprechungen einer Frau« —- und er erhielt diese Auszeichnung in der Tat nicht. Während der Streitigkeiten des Königs Heinrich Vlll. von England mit König Franz l. von Frankreich beschloß der erstere, einen Gesandten mit Depeschen an seinen Gegner nach Paris zu senden. Diese-wissen Dies-schr drohcnden Ausdrüaen abgefaßt. Er erwählte zu seinem Gesandten den Bischof Banner. »Sire«, sagte die ser, »wenn ich diese Depesche:: abgebe, so tann.es mir den Kopf tosten.« — »Läßt euch Franz den Kopf abschla gen«, erwiderte König Heinrich Vill. iviitend, »so lasse ich alte Franzosen in meinem Reiche köpfen. —- «Recht schön«, versetzte Bonner, »ich fürchte nur, daß teiner von all den abgeschla genen Köpfen auf meinen Rumpf passen würde.« Wie reizend chinesische Gesandte in früheren Jahrhunderten zu schmiss cheln wußten, das beweist die nach stehende tleine wahrheitsgetreue Ge schichte· Als im Jahre 1733 der Ge sandte China-s anläßlich einer Au dienz in Petersburg von der Kaiserin Anna von Ruszland gefragt wurde, wen er für die schönste Dame in der Gesellschaft halte, antwortete der schlaue Diploinat, sich tief verneigend, daß es sehr schwer sein würde, in ei ner sternenhellen Nacht zu sagen, wel ches der schönste Stern sei. Das Selbstrasicrcn. Lebte da im Westerivald mein Freund siiilice, ein alter Jungge selle Bei einein Besuch klagte er iilier die Feiichtigkeit seiner Woh iiiing nnd dass lalte Filiina Jch riet ilnn, sleiszig Grog zu trinken, aber er meinte, dass ginge nicht, seine Assiiiiglsiilierin iiiiirde das nicht leiden. Woher das heiße Wasser nehmen? »Sage, du wolltest dich riisieren, dann beloininst du iiielclses.« Erfreut dantte siiilite siir meinen iliaL Nach einigen Wochen jprach ich iviider liei iljiii vor. Blode liicljelnd iiiid lallend stierte er vor sich hin iind erkannte iiiich iiiilkt ,.lliii’—3 Hiiiiiiielgswilleii,« ries ich, dass sehlt il).n'-« »Ach, ach," schliiclszte die Haushal lei·iii. »Jald nachdeiii Sie damals sort niaien, jina der giite Herr an, siclz selbst zu i·asiereii. Erst eininal täglich, daiiii voi·iiiittag-:- iiiid nach :.nttags:s, dann vierinal jeden Tag fpijtek sogar acht Miit, und wenn ich ilsm jetzt nicht zwanzig Male Lieißes Wasser bringe, dann kriegt er Tiiien Tobsiicl)ts:saiifall.« seh habe iiieinalH niehr jemand ;.iiiii Sellsstrajieren über-redet — Sächsiich. Kellnem »Was vird gefällig sein?« Sachse: ,,Mei Gutesleiy bringen Zie mir Z llingekehrte von Siel IDer Kenner studiert eine Weile, im di Rätsel zu lösen.) WSa «Nn, verstehn Se mich Pf J will das Umgester swu sie« — ä Si sont«