Sonntag-Matt des staats -aneiger und Herold Zus- Jus-i ist-. O sum-u « pkrtcisigkgantmauu Von Julius Deutsch. Inm- Ineiek e- ser —- Fuchse-? chiift .en grat« —- idren Reifenden in e Lande l isten, damit er in wie-i mender Wei e den Kunden Wollen ftaffe und Flanell offerierg so rii M eine ziemlich reizt und auch paei fielofe Angelegenheit. Kein Schine Irer von Nomantit umstrahlt die wahlgeschniegelte nnd gediigelte Ge stalt des redegetoandten Derar, der auszieht, ini Namen und für die sechnuns von Meter ef- Levn. um die Lande zu erobern. Welche Gefahren drohen denn auch dem reifenden Bannertriiger des gut attreditierten Tuchgefchiiftei. wenn er draußen »auf der Tour« seiner würdi gen Ehefs Interessen in wohtstilisieri ter Begeifterung verfichti Er rollt im Eifenbahnwagen —- der schließlich selbst bei der österreichischen Sübbadn « noch lamfortadler ift als ein alter Postwagen unseligen Angedenlens — und gedenkt voll Jngrimms der Wur zerei in den Hotels, oder er bliat za gend in die Zukunft, die ein Donner wetter eines unzufriedenen Kunden er warten läßt, over ihm bangt vor dein nächsten Briefe feiner Firma, der, wie gewöhnlich, ein unstiimes Drangen nach mehr Aufttiigen enthält. Das alles sind Dinge, die dem reisenden Kaus inann von heute in vollendetster Uner auiettichleit erblichen, aber schließlich Gefahren, so rechte, richtige Gefahren, sind es halt nicht. Und wer sich nicht in Gefahr begibt, den tann auch nie die Gloriole der Ramantil umgeben Also ist heute das Reifendengefchäft ein fedr unremakitifched, recht pro saisckz - reizlases Geschäft geworden. A er früher, fa var hundert Jah ren, da war eE anders. Damals war der Kaufmann, der durch die fernen Lande zag,einiei;r wehrh.1fter Gefell. Sein friedliches Geschäft hatte mit unter einen ganz triegerischen Beige schmack. Ich aber bin ein Handelsmann dab man-betten Wahr bei mir stan« Wurd, Mias, Thuch, Wolln un Ein-by Sammet, Seiden, onig und Wachs. Und ander Wah. ie ungenannt, eDie führ ich enn nnd an dem Land, Mit großer sorn und gehrlidktejh Wann mich quet, osfr das uns-net reit. Der Kaufmann des sriihen Mittel alters mußte in der Regel selbst rei en, er hatte noch teine Angestellten. ie die Mühseligteiten und Gefahren einer Reise sür ihn hätten übernehmen können. So zog er selbst aus« schon in feinem Aeußern bekundend, daß ihn «sorg und gsehrliehteit« nicht tx schretien vermögen. Sein Reisetleid war grob und dauerhaft, aus festem Leder die roten Schuhe. Den Rock hielt ein starter Gurt zufammen, an dem die Geidtnsche hing und ein tan ges Messer. Es fehlte aber auch nicht das ritterliche Schwert. Dieses zu tragen war ihnen in Deutschland schon von Friedrich l. gestattet wor den. Jn der Regel trugen sie es um giirtet wie die Ritter, seltener hing das Schwert am Sattel des Last pferdet, das den Kaufmann begleitete Denken wir uns zu dieser Austiistung noch den Sehnt-, die die Kaufleute ebenfalls zu führen gewohnt waren, dann haben wir das ungefähr Bild eines reisigen Kaufmannes, wie es dte damalian Straßen betet-te Der Kaufmann brauchte feine trie gerifche Ausrüftung nur zu oft. Jhn rumdriuten mannigfache ernjte Gefah ren. Die Straf-en wnren vielfach von wüften Wegelagerern beherrfcht. Die Ritter ftiirmten von ihren Burgen herab, den Kaufmann anzuhalten und ihm zu rauben, ums man fortschleppen ionnte. Aus dem Hinterbali der Wäl der brachen tückifcbe Räuber hervor, bie wohl unadelig waren, aber zu rau ben und morden verfinnden wie die Adeligen, und die Landftrnfzen nicht minder unsicher machten als diefe. Da hie es wohl auf der hut fein und S ild und Schwert bereiizuhaltem Die Kaufleute sonsten ni t mehr einzeln zu reifen· Sie fchlojfen fich zu großen Karnwunen zu ammen. Aber auch vie Kncawonen waren vor Ueberföllen nicht gefeil. Um all dem zu entgehen, pflegten die Kaufleute «Geieitfä;uß« anzunehmen. Sie fchlof fen mit dem Territotialyerrm durch dessen Gebiet fee zogen, einen Vertrag, daß fie unter dem sicheren Geleite ei nee Schar Bewaffneter das Gebiet Mist-tm ionntetn . ei Geleite toftete die staufleuie kit- «I:ei Stimmchen Geld. Sie m es aber data-neben wollten Uns-l i Gut und auch ibre gefun n , elstietem »denn webe, tvemt ch Mitw, den vorforgs liche- ui des fes-eben Ritters oder de Munva Purstttw m sen un der Kauflegte im Ingenilis ein wil der Raudrittersnianm der stahl nnd Minder-te tote irgend einer. Das Ge leite war so recht eigentlich ein et presferischee WegzolL Läßt du dich von mir nichtdeschiihsm dann gnade dir Gottl Gehen iotr einmal ini Geiste einen Tag im Leben der Kaufmann-stam ivane durch. Nin stiihen Morgen wird von der herbei-ge auf edrochen. Die Knechte schieden die gen hervor, sponnen untet Schimpfen und Scheiten die Pferde ein, packen aus« was noch an Weggehknng slst Mensch nnd Tier mitzunehmen i ; endlich geht es dann; los. An der pine des Zuges reiten« begleitet von einer Schar ioohlbenyasss neter Diener, die Kausheereir. Jni einer langen Reihe folgen die schwer-. depaclten Fuhrwetlr. Den Schluß; bildet wieder eine Unzahl Kaufleute? mit Beweisfnetem So geht es dahin mit hii nnd hott, mit großem Lärmen nnd ltästigeim Fluchen. Bald bäumt sich ein bott-; beiniges Pferd und iit trotz allem Zu reden nicht von der Stelle zu bringen. Da wüten die Knechte, es knallen die Peitschen, bis der eigensinnige Wider stand des Tieres gebrochen ist« Doch bald stockt es wieder. Ein Waren lnllen ist von einem der Wagen ge stürzt. Die Knechte eilen herzu und heben und fiemmen, nm die Bepnctung wieder in Ordnung zu bringen. Die iianflente werten zornig, ne eilen her bei nnd schelten die, denen sie die Schuld an dem neuerlichen Aufenthalt beimessen. Nun geht es aus schlechten Wegen durch feuchten Grund. Schlammige Pfützen, rieselnde Bäche werden ge-» lreuzt. Die Pserde damper unter der schweren Last. Ein Wagen bleibt stecken. Wieder das alte Spiel lä-: j menden Otdnurigsrnachetrs. i Ernster ist der UngliirtssalL wenni einer der schwer bepadten Wagen um tippt oder wenn ein Wagens-ad bricht.! Dann dauert es Stunden, bis deri Zug wieder weiterziehen kann Gegen Mittag zu macht man Rast. Die Wagen bleiben aus offenem Feldei stehen«-in ihre-n Schatten lauern srchi die Männer, urn einen kleinen Im diß zu sich zu nehmen. Sind dann auch die Pferde gesiitterl und aus geruht« seht sich schwerfällig die Kara-. walte wieder in Bewegung. i Wenig. Leuten begegnet man anf der Landstraße. Da und dort einein Bauersmanrn den seine Geschäfte über Land silbern, einein wanderndenk handwertsbsrschem der stöhlich seinerl Wege zieht, oder »fabrenden Leuten«,! Komödiantem Schnurrenmachern und Schwarzliinstlerm wohl ab und zu auch einem Krämer, der feine habe aus dem Rücken, neidischen Blickes dem reichen Kaufmann-sage folgt. Mit einern Male taucht eine Staub wolle dor den Blicken der an der Spitze Reitenden auf. Die Sonne blitzt gleisnerisch auf hellsuntelnde Ge genstände; der Troß kommt näher man vermag schon deutlich das Ge llirr von Waffen zu hören. Die Kauf herren wechseln besorgte Blicke, sie ge bieten idrem Zuge halt und greifen zu den Schwertern. T An der Spitze der Bewiisineten sprengt ein Ritter mit geschlossenen Visier daher. Nun hält er. Laut und! vernehmlich klingt seine Stimme iiber4 das Feld: Ob die würdigen Herren — nsts Bamber? oder Fürth aus Augsburg oder Um, oder woher sie kommen mögen — ihm, dem edlen Herrn von Soundso, wollten geziemende Abgabe teisteni Der älteste der Kausherrn wechselt einen Blick des Einverständnisseö mit seinen Genossen und erwidert hier aus dem Ritter, daß ihm von einer Abgabepsticht nichts bekannt sei, daß er und seine Freunde aber wohl ein übriges tun würden, so ihnen der edle herr ein sicheres Geleite gäbe. Nach einigem Ieilschen hat mnn sich sgeeinigt Friedlich tann die Kora lwane am Abend in ihre herberge ein iziehen . « J Manchm.il geht es aber schlimmer taus. Die kleinen Adeligen, die nicht jso leicht hossen diirsen, als Geleite langenommen zu werden, die aber nicht minder geldgierig sind als die gro en. Hiibersalien an einer geeigneten S elle den Kausrnannszug Jm dunklen ’Walde, aus einem schtuchtartigen We e oder an der Furt eines Flusses er· cheinen sie plöhlich wie aus dem Bo n gestampst und greifen an. Jn das Gewieher und Stampsen deri Pserde mischen sich nun grelle Kom mandoruse, das Mirren der Schwer »ter, das Splittern der Lanzen, das jKrnchen der Aexte. synzwischen wim mert das Stshnen per-« Verwundeten ttnd das Rechten der Sterbenden.». s We den Kansteutem die in diesem Hain e unterliegent Sie verlieren »das st, dos sie rnit si siihren. Oe seaten Le- in Gesungen chnst, dann s sinitsen Angehörigen noch ein er tleckltches Löfeqeld zahlen, vorausse eht, die Räuber ziehen es nicht vor, e gleich niedersusioßen oder im urmderltes elendiglich verfchrnachten zu lassen. s Ein ehrlicher, gründlicher Da trennte die Kaufleute und Ritter. Ge lang es den Bürgern, einen adeligen Strahnräuber zu fangen, dann wan derte er unwetgerlich an den Galgen. Das toar die ausgleichende Gerechtig leit. Die Udeligen betrachteten es als ihr Fridileg die Kaufleute auf den Stra en zu brandfchahen Ja sie konnten wütend werden, wenn ihnen das un adeli e Straßenräubergesindel eine ernfi fte Konkurrenz machte. han Sachs, der groer deutsche Volks-Fort des fechsehnten Jahrhundert-, erzählt da einen allerliebsien Schwant, der trefflich diese Gefühle des frommen Adel-i charakterisiert: Zu Frankfurt am Main ward eines Tages hoZnotpeinlichetl halsgericht gehalten. um Galgen führte man einen jungen Reitetsmann, der auf den Straßen Kaufleute überfallen und beraubt hatte. Der junge Räuber war von angenehmer Gestalt und fei nem, höflichern Auftreten. Jn der Stadt waren gerade viele Adelige an wesend, die untereinander einen« Ver trag schließen wollten. Als vor dem Wirtshause, in dem sie zusammenge lommen waren, der Delinqueni spor iibergefiihrt wurde, da packte sie ein großes Mitleid. Sie lyielten den Räuber für ihresgleichen, und wohl mancher von ihnen fah sich fchon im Geifte gleich ihm zum Galgen mar fchieren. Da hielten sie schnell Rat und gin gen dann zur Obrigkeit der Stadt, um demütig Gnade zu erflehen fiir den Jungen. Nicht ehrlos arn Galgen sollte er sterben, sondern durch das ritterliche Schwert. Der hohe Rat war den Bitten der Adeligen nicht abgeneigt. Ja er tat noch ein iibriges, fchentte dem Räuber fogar das Leben und verurteilte ihn nur zur Verbannung. Gleichzeitig teilte er aber den Adeligen mit, daß der junge Räuber felbft nicht adelig fei. Da packte die edlen Herren ein groß’ Entsetzen Wie? hat geraubt-i dieser Nin Tie Nanileut schon eins dem Epeiiart lind er iit doch nicht edler art Tas hal- loir nicht geluuszt vorhin Terhalb nur ehlents nnt ihm fln llnd last Bin nur sein Kopf ab ihn-gen Welt der avrentnecht in den tagen Sich mit Nnnb anss dem Spessart nähen, Welches doch nur rissteht mit ehrn Dem frommen Adel alter mass-ni. . . . Der «srommen Adel· aller mnssen" wurde gar wild, so ihm ein anderer ins handwerl psu chte. Rauben und Stehlen war sein Privileg, nnd als eine tränkende Beleidigung wurde es empfunden, wenn ein ganz gewöhnli cher Bauernsohn sich eriiihnte, dem ed len Ritter gleich zu rauben nnd zu stehlen. Nur hin mit ihm zum Gal gen.... Brandschahem das ist alle zeit die Sache der Mächtigen im Lan de gewesen« Und, das war der from men Herren edler Wunsch, so soll es auch in Zutunst bleiben! Hans Sachs zieht aus diesem Schwanl die Lehre, wie gut et doch die Kaufleute hätten, die ohne Sorge vor Uebersall sriedli ihre Straßen einherziehen könnten. Jn unserer Zeit haben es die Kaufleute und ihre Klassengenossem die gewerblichen Un ternehmer, bereits seit langem so gut. Nichts droht ihnen mehr von den feudalen Räubern. Friedlich ziehen sie dahin, den Sack voll Geld, das herz voll satter ufriedenheit. Dasiir sind-die Knpita isten selber zu einer Art Brandschätzer geworden. Jn alter Zeit mußte der Raus rnann, bewehrt mit Schild und Schwert, ausziehen, das Glück zu er jagen. Mit dem Einsatz der ganzen Persönlichkeit galt es, des Mannnons Scheide zu erringen. Ach, wie anders ist es da heute. Der Kapitalist setzt nicht mehr seine Persönlichkeit ein, sondern die der anderen, die er utn bares Geld getauft hat. Auch das Reisegeschiist, um so vieles es doch bequemer geworden ist, besorgen Ange stellte. Der Reisende reist, der here verdient. So merlt man auch am Unterschied zwischen dem reisigen und dein reisenden Kaufmann den Wnn del Zeiten. W — Nichts tiir ihn. Herr-: »Dein ist ein großes populäres Konzert in der Tonhallcx wollen wir mal dort hingebe-up Lebensann: »Ach —- musikalische Voltdtiichck —- Ste hat sich verlau ten. »Warum honlft Dis denn to iiinmicrlichc Mädel7« «Oiilpiibul scabt Jhr nicht hier lzerum meine Mutter ohne ein klei nes Mädchen ges-heuc« ffmj ffv v Die Æhles , Dorfbild von Hemmnis Läus. -------------------------- Mitten im bunten Wiesenlande, aber von allerlei Bäumen so verdeckt. daß taum ihr Giebel In sehen ist, liegt die Mühle. Der Miiller heißt Kassen; seit dreihundert Jahren stden die Kassen Uf der Mühle. Soweit man zurück drnten kann, haben die Kassenl alle einen Elelnamen gehabt. Der Vater des Müllers hieß Tjawohlja, denn meist sagte er nichts anderes als »Tjawohlja«. Sein Sohn, der jetzt die Mühle hat, spricht mehr. Zu Hause spricht er nicht viel, aber in Gesellschaft ge nug, meist aber lauter halbe Sätze. Deswegen heißt er QuasseL Den meisten Unsinn redet er, wenn es sich um ein Geschäft han dkeltz je wichtiger das Geschäft ist, um s mehr Korn und Kasf redet er dann Hercheinander. Er redet die Leute sank nnd elend, und wer ihn zum ersten Male hört, hält ihn für un tlng, zutnal er hinter jedem halben Satz wie albern lacht, alle Augen blicke eine Prise nimmt und sich eine Weile mächtig schneuzt. »Gib mir"·einen Schnaps, Schim melmann,« sagt der Viehhändler Meyer-stritt und trocknet sich mit sei nein roten Taschentuche die Stirn; »ich bin ganz alle. Jch habe Quassel eine Kuh abgetaust. Gott soll mich strafen, wenn ich es wieder tue. Der Mann redet einem die Stiebel von den Füßen und das Hemd vom Leibe« Einen Stuß redet der Mann, nicht zu sagen, nnd hinterher- ist man der; Tumme- Gib mir noch einen» Schnitt-, Schimmelmann!« s Unterressen siht der Müller vorj der Türe, in der Hand die halblangeT Pfeife. Die Rosen dufteu, dies Nachtigall sschliigt im Ellernhnsch, lie Forellen im Mühlenteiche geheni stach Ahendftiegen anf, nnd Kassen! ist zufrieden; er hat den Viehhäntni irr matt und tniirde geredet und die Kuh zu einem guten Preise losge schlagen. Er weiß, wie ihn die Leute nennen. aber er lacht darüber. Der eine macht sein Geschäft damit, daß er llug re det, Rassen-redet dummes Zeug und kommt dadurch ebenso weit. Wenn der Lohörster Baron den Namen Kassen hört, bekommt er einen roten Kops und slucht in sich hinein. Als das Dorf und der Baron Bruchland austauschs ten, ließ sich der Vorsteher trank mel den und der Müller mußte in das Vordertresfen. «Lieber Tesel,« sagte die Freisrau zu ihrem Manne, »was hat der Mann blos sür einen Heringssalat zusammengeredet. So etwas habe ich mein Lebtag noch nicht gehört. Jch habe ja nur wenig gehört, aber das war ungefähr so, als wenn eine wilde Sau Eicheln sucht; hü und hott durcheinander!« Jhr Mann niclte mit dem Kapse: »Ja, mein herze, er hat soviel Kraut und Rüben durcheinander geredet, bis mir selber dumm zumute wurde Das Schlimme dabei ist nur« daß er sich selber nicht dössrg quasselt. Das ist ein Leimsieder. Er weiß ganz genau, warum ich gerade die alte Sauerwiese haben muß, die für ihn gar teinen Zweck hat, aber ich habe sie teuer bezahlen müssen. Ueber haupt die Kassensx der Teufel«soll sie lotweise holen!'« Das hatte der alte Baron auch schon gesagt, denn die Mühle hatte ehedem zu Lohorst gehört und die Rassen-Z waren nur Erbpüchter ge wesen. Sie behaupteten zwar, ur sprünglich wäre die Mühle ihr Eigentum gewesen, was schon allein daraus zu entnehmen wäre, daß aus dem Torbalten der alten Mühle nicht das steiherrliche Wappen, sondern die Kassesche hausmarle eingehauen war, und Tjaivohlja sagte, sein Vater habe ihm heilig und teuer versichert, die Lohtiifter herrschaft habe sich durch Lug und Trug in Besitz der Mühle gelebt. Das half ihm aber alles nichts; jedes Jahr am Jakobitage mußte et nach Lohorst und die Pacht abliefern. Zu Fuß mußte er kommen und bar hänplig die Schloßlteppe hinauf gehen, denn so war es in dem Ber ttage bestimmt, und wenn auch der Gutshect ihn auf der Treppe abfing und ihn nötigte, sich zu bedecken, är gern tat es ihn doch, daß er wie ein hökiger Mann ankommen mußte Etfagle aber nichts. denn geschrie ben ist geschrieben. Er zählte die Pnchlsumme in-Gold und den neuen Groschen und den roten Pfennig, Ivie es in der alten Schrift stand, hin, aber das doppelte Butterdeot und den großen Schrien-T der ihm file den , Weg zukom, nahm er nie an, sondern sagte jedesmal nur: «Tjawohlja,Herr Baron, aber ich habe schon gefriihs stückt, tjatoohlja.« Wenn der Gutsherr aber nachher am Gutskruge vorbei kam, dann saß Rassen ein jedes Mal vor einem frisch angeschnittenen Schinlen vor der Türe und trank mit dem Krilger eine Flasche Rotwein zu zwei Talern. Der alte Baron war kein beson derer Landwirt und überließ die Landwirtschaft ganz seinem Jnspel tor, und was der ihm riet, das tat er. Da nun der alte Kassen und der Jntpeltor gut Freund waren, so tam lei, daß der Müller das Wiesenland, Idol bei der Mühle lag und das der herrschaft gehörte, nach und nach auslaufen konnte. Dann klagte er darüber, daß er, seitdem die Land straße gebaut wäre, einen so schlech ten Zuweg zu der Mühle habe undj »daß ihm der Weg das Land zu sehri zerschneide und schließlich verkaufte ihm der Baron den Weg, und Kassen legte einen neuen Weg an, der durik die Wiesen fiihrte. Und dann stat er. Er starb an einem eingequetsch ten Brache, den er sich beim Schützen ausziehen gehoben hatte-. Als er sich legen mußte, weil er schreckliche Schmerzen hatte, mußte sein Sohn heimlich den Arzt holen lassen, und der Alte war sehr unzufrieden dar über, denn er hatte in seinem ganzen Leben noch teinen Doltor nötig ge habt. Der Doktor takti, untersuchte den Bruch und sagte: »Ja, Kassen vadder, das hilft nun nichts; Jhr miißt in die Stadt nach der lilinit Ausonsten werdet Jhr nicht wieder gesund« Der Müller, der sich vor Weh im Bette bog, fragte ihn: »Tja1oohlja, Herr Doktor, aber kann ich hinterher denn noch wieder Arbeit tun?« Der Arzt schüttelte den stopf. »Dann bleibe ich, wo ich din!« sagte der Müller. Kein Zureden hals. Der Pastor lam, der «Vorsteher,tmn, die Baronin kam, aber Kassen schüttelte nur den Kops und sagte: »Als ein Krüppel will ich nicht leben; ich mäßte mich ja vor mir selber schämen, tjawohlja.« Vier Wochen quälte er sich hin und biß einen ganzen Lederriemen, den er sich hatte geben lassen, in Stücke« weil er nicht schreien wollte. Wenn nber die Schmerzen von selber nachließen, oder weil der Arzt ihm Morphium eingesprin hatte, dann lachte er manchmal hell auf und nickte seinem Sohne lustig zu, und so traurig dem zu Sinne war, er lächelte doch, denn er wußte warum sein Vater so oft auslachen mußte, und daß der das nicht tat, weil er vor Krankheit al bern geworden war, wie der Pastor gemeint hatte, als er ihm Trost zu sprach und Kassen mitten im Beten loslachtr. Er starb bei hellem Verstande mit dem Lederriemen zwischen feinen langen, gelben Zähnen; als er schon halb hiniiber war, sah es ans, als ob er noch lachen wollte, nnd als er toi war, hatte er ein halbes Lachen nm den Mund, so daß es im Dorfe hieß, er würde einen ans der Familie nach holen. Es war aber lein Lachen ans baldiges Wiedersehen, das er nm die Lippen hatte, lein feliges Lachen und auch kein tiiaifches, es war das Grie nen, das der Alte an sich hatte, wenn er den Viehhändler angeschmiert hat te. Ein Vierteljahr später wußte man im Dorfe, warum er über das Gebet gelacht hatte, und alles lachte mit. Nur der Baron lachte nicht, und noch ein Jahr nachher schimpfte er Mord nnd Brand, wenn von der Mühle die Rede war, und nannte alles was Kassen hieß, aus-gemachte Halnnten und in der Wolle gefärbte Leutebetrüger, bis das dem Müller zu Ohren tamz da mußte der Baron vor Gericht und sich mit ihm ver gleichen, was ihm zehn Taler in Gold, einen neuen Groschen und einen roten Pfennig kostete, und nur mit Rücksicht auf feine weißen Haare stand der Müller davon ab, daß der Gntsherr ihm das Geld selber in das lhans bringen mußte. Hinterher lachte der Freiherr zwar über die ganze Geschichte, aber wenn er an der Mühle vorbeifahren mußte, dann drehte er den Kopf nach der anderen Seite. Berdenlen konnte man ihm das anch nicht, denn der alte Rassen hatte ihn schön hineingelegt. Als der neue Müller dem Baron die Pacht fumme brachte, tam er ganz gegen den Gebrauch zweifpännig vorge fahren, behielt den Hut auf der Treppe auf und zahlte die Pacht nicht in Gold, sondern in Silber, legte auch feinen neuen, sondern einen abgegriffenen Groschen und einen Pfennig hin, der schwarz nnd schwierig war. Darüber wurde der Freiherr fal ch nnd sagte ihm, von nun an mii e er eine höhere Pacht -q-——sp »--, »A» szahlenz alles sei teurer geworden, und die Mühle bringe das Zehnfache von dem ein, was früher damit ver dient wäre. ,Tja, Herr Baron,« sagte Rassen darauf, nahm eine Prise und schneuzte si ausgiebig; »tja, here Baron, das agen Sie wohl so. Aber daß die Löhne teurer geworden sind und dann das mit dem Pochwassers schaden und überhaupt die vielen Aergernisse, wo doch alle Zucht aus den Leuten ist und tein Gottesglaus ben, indem daß so ein Geselle all tags Tobak taucht und die Dirns ich wer weiß was auf den Leib sie en und womöglich aus purer hoffart jeden Sonntag ia die Kirche wol len, und was meine Frau ist, die lann das Melken machen, und dann ist noch zu bedenken, was die Kas sens aus der Mühle alles gemacht ha ben, indem daß es früher doch mal eine Klippmiihle war und nun eine ordentliche Mühle mit Doppelbe trieb, wozu die Herrschast nicht einen roten Pfennig zu beiaetragen hat, und deswegen sollte sich der Herr Baron das doch erst noch überlegen mit der Pachterhöhung denn was ich bin, ich lann darauf nicht eingehen, los-il es-« eine Unbilligkeit ist und eine Härte-« »Na, denn man zu," sagt der Gutsherr; »dann sage ich Ihnen hiermit auf Kassen; ich kriege wohl noch einen anderen Pächter.« Der Müller nahm eine Prise und schneuzte sich: ,,Tja, Herr Baron, tja, das ist wohl möglich, es gibt ja Müllers genug, und die Mühle ist gut, bloß daß ich meine, wenn der neue Pächter lein Hexenmeiste: ist oder sich daran versteht, mit einem Luftballon zu fahren, denn so möchte ich wohl wissen, wie er nach der Mühle hintommen will?" Der Ba ron zog die Augenbrauen hoch: »Kassen, was reden Sie da? Wie soll ich das verstehen?« Der Müller machte sein diimmstes Gesicht: »Tia, Herr Baron, das ist doch ganz ein fach, wo Sie meinen Vater selig den Weg verkauft haben, der uns so un bequem war, und wir uns den Zu weg durch unsere Wiesen gemacht ha ben, indem daß nun alles Land rund um die Mühle unser ist und kein an derer Mcnsch ohne unsere Erlaubnis nach der Mühle hinlommen iann an derg als durch Zauberei oder mit ei nem Luftballon, was doch zu umständ lich ist und zu kostspielig-« «Einen Augenblick,« sagte der Ba ron, »ich habe etwas vergessen.« Er ging zu dem Jnspettor und lilinmelte den ganz furchtbar herunter wegen des Vertauses des Wegen, und nach her muszte der Kutscher anspannen und sden großen Spiegel nach der Stadt fahren, weil mitten darin ein mächtiges Loch war, und eine Kri jtallschale lag in tausend Scherben aus der Erde, und als Kassen fort war, dröhnte das ganze Schloß, so sluchte der Freiherr, und der Jnspeb tor ging herum wie ein Hund, der de Stanpe im Leibe hat. Als das Jahr sich wandte, larn Kassen nicht wieder an und brachte die Pacht; er hatte die Mühle von dem Baron gekauft« und er hatte sie billkg gelaust. — Schlan. —- Eisenbahnschasss net (znm Neisenden, der ihm ein gu tes Trinkgeld gegeben hat): »Setzen Sie sich nicht in den letzten Wagen, mein Herr, wenn ein Zusanimenstoß stattfinden leidet der Wagen am inei Neisender: »Ja. warum lassen Sie ihn denn nicht ganz wegli« —- Jm Resultan Gast: ,,Kellner, der Fisch ist aber gar nicht frisch!« »Aber, ich bitte Sie, Inein- Herr, er tonnnt doch ans dein Eis.« Gast (iirgerlich): »Dann ist das Eis eben nicht srischl« —- tltealistisch. »Ist es wahr daß in dem neuen, realistischen Stiick dein Hanptdarsteller wirklich ein Zahn gezogen wird?« »Natürlich isw wahrt darum mird ja das Stück bloß drei Mal aufgesiihrt, weii er nur noch drei Zähne hatt« — Ariner Kerl. —- »Sie schei nen unzufrieden, lieber Freund, nnd sehen übernächtig aus! Was fehlt Jhnen denn?« »Ach, es ist hart, so schwer arbei ten zn müssen; von früh sechs Uhr bis abend-Z um sieben.««' »Sie Aerinstert Wie lange tun Sie denn das schon?« ,,»Jch fange morgen ant« — Ahn nnd Onkel. Gras Xheini hat in heißem Kampfe die Abreise seiner Schwiegermutter durchgeseht. Stolz tritt er in der Alsnengalerie vor das Bild seines Ahnherrn: «Siel)st Du. Ritter Sinne, jetztt habe ich auch einen Drachen be sieg .«