Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 23, 1918, Sonntagsblatt, Image 9

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    Sonntag-blast des
» HIaaIxis anetgerund Herold
Wut-U
«Gut, daß ich Sie treffe, Mistet
Dakpec.« i ever Kaufmann Ave-y.
als et dem etektiv zufälligeeweise in
der Z. Avenne in New York begeg
nete; »gen, daß ich Sie treffe, Miitee
Doepen Sie sind ja der Beschüset
ver Unichuldigen Sie werden einem
atmen Teufel Wien, der grundle
in eine-n ichmählichen Verdacht ge
wannen ist-«
.Um wen handelt es sich denkt's«
fragte Hainen
lRennen Sie Senawk Bkomps
tonf«
«Gewiß,« sagt hakt-eh nkenne ich
ihn.«
. »Nun, man hat meinen Freund
Brocnpton um M,000 Tomka ge
peellt. Vor acht Tagen schönre
Brompton feinen Sekeetäk Willing
mit einem Scheu nach ver National
bank, um does 10,000 Dollntö ab
zuheben. Die Bank ichlug die Bü
cher noch und eeille dem Sekeetär
Willing mit, der Schere könne nicht
honoeieet werden weit das Gnthaben
des Senatoks Bronnan bei der
Vnnl nur noch 4000 Dotian betrage.
Brotnpton war außer sich, als der
Selretiir mit dieser Nachricht zuriiets
tnnt. Nach feiner Rechnutt mußte er
noch weit über M,000 Doktors in
der Bnnl haben. Er eilte sofort
nach der Bank und hier wurden ihm
eine Menge Scheas vorgelegt, bie in
den lehten Wochen eintafstert work-en
waren und durch Die faft das ganze
Gittlytben Bromptons erschöpft wur-«
be. Die Schects trugen die Unter-T
schtist Bromptons nnd befanden steh
in vollster Ordnung. Brotn ton be
hauptete aber, sie teien gefiil chi; sei
ne Bierscheift sei täuschend nach
gemachtfaber ste sei nicht echt. sin
merhin hatte er den Schaden zu ira
gen. Natürlich lief er gleich zu der
Polizei, die wirtlich nicht mehr aus
der höhe ist« seitdem Sie, Mi er
W. aus dein Dienst sind.
wis Ihnen nicht schmeicheln, Mi er
ever-. aber es ift wirklich so: Jhre
osegen machen nichts tvie Dumm
heiten. Sie stellten ein turzes Ber
hör mit Willing nn und arretierten ihn
als den mutmaßlichen Fälscher. Wil
ling bat, den Banlbenntten gegen
iibeegeftellt zn werden, und biefe er
tliirlen, Willing. den Sie ja sehr
wohl tannten, habe in der letzten Zeit
gar teine Scheai abgehalten Die
Polizei war aber übermäßig tlug
nnd behauptete, Willing habe eben tr
genbeinen guten Freund ober eine
Freundin geschickt, um das Gelb zu
holen und sei tlttg genug gewesen«
seine eigene Person nicht ins Spiel
zu bringen«
»Ich muß doch annehmen,« meinte
hat-pet, »daß bie Polizei nicht vie
Verhaftung vorgenommen hätte
ohne triftige Grlinbe zu halten«
»Ich glaube nicht an diese trifti
gen Grönbe,' erklärte Kaufmann
Ave-rh. «Jrgenbeiner muß bei solcher
Gelegenheit gepackt werden, nnd bie
Polizei nimmt ben nächsten besten.
Sie werben sich vielleicht über das
Jnteretse wundern. daß ich an betn
neehafteien Willing nehme. Aber ver
junge Mann ist mir nor einer siei
von ahren durch Betnnnte aus me -
nee mat Italifornien empfohlen
worden und ich be ihn meinerseits
Irompton als etretär emp ohlen.
Brompton war nnch stets zu rieoen
tnit dem jungen Manne nnd gibt
thut bat beste Zeugnis. Nun geht
mir doch vie Sache ziemlich nahe,
wie Sie sich benten können, Miftee
wer. Dieser Mann, ten ich emp
ohken habe-« toll ein Dieb fein. Das
wirft ein schlechtes Licht auf mich.
uad so liegt es auch in meinem ei
genen Interesse, daß Sie dein Un
glückiichen helfen.a
«Mifter Aoary," sagte H.1rper,
»Sie betonen mit solcher Sicherheit
die Unschuld Willingc, daß ich an
nehmen muß, Sie haben einen ande
ren Verdacht. Wenn Sie dem
Manne helfen wollen. müssen Sie
niir den Verdacht Iitieiiem Sie
wissen, ich bin disk-et wie ein Beicht
erster-"
Adern iiberiazte einen Augenblick
und zog dann harpet aus dem Stra
hengewiihl der s. Avenutz in der Iie
auf und ab egongen waren, in
einen gerade of enftehenden hausitar
hinein,
, «hiiren Sie, rper«, Iagte
Mord wichtig und m Fiiisiertone,
J. habe einen Verdacht. Jst ver
mute, die Frau Bromptoni it die
weh Das ist einesxungeheuelrlM
set-tang, wie- e s ete
Reiz aber ich habe ganz Hirn-te
de tu diesem Glauben« fände,
U- itI Ihnen später entwickeln Iet
lis- msn vorläufig va- entkeimen-Il
reicht mir allein gehöri. Sie tönnen
TM denken, wie anangenehm Stemp
ton die Sache sein wird, wenn die
Wahrheit an den Tag kommt. Es
wäre viei besser, rnan brächte ihm
die Sa allmählich dei, damit Wil
iing ’r unschuldig ertläri, aber
Frau rampton nicht in die Mäuler
der Leute gebracht wird.«
»Ich werde mir die Sache durch
den Kopf gehen lassen,« sagte Har
pet.
»Und ich darf hoffen, Sie nehmen
sich Willings aus«
»Ich werde mich der ganzen Ange
legenheit nnnehrnen,« eriliirie har
pielrz «an Wiedersehem ich bin sehr
e rg.«
harper bestieg einen vorüberfahs
renden Wagen der elektrischen Bahn;
denn er schien in der Tat sehr eiiig
zu haben.
—- — —- — L- ——————
Als Adern arn Abend rnii einem
fchähig geileidelen Manne in einer
Kneipe in Provian zusammenfaß,
häiie et, obwohl er ein gnlee Be
tannier von Horper war, diesen nicht
in der Verkleivnng wiedererlanni, dir
der Deieitiv angelegt hatte. Dieser
Mann dort drüben akn Tisch, nach
dem Avory hin und wieder einen Blick
warf, hoiie ganz nnd gar das Aru
ere eines Landmaan der aus den
aerbaubezirien einmal nach New
ort gekommen ist, um sich diese
auptstadt anzusehen Er trug die
etgentiimlich tobe. schlechtsitzende
Kleidung, wie te die Former in den
Löden der tleineten Städte sertig
tansen. Er hatte den eigenartig ame
rikanischen Womian der von einem
Ohr unter dem Kinn hindurch bis
zum anderen geht, jedoch die Wangen
und das Kinn selbst sreiläßt. Er
hatte den plumpen Gunst der Land
leute, die gewöhnt sind, schwer ans
dem Felde zu arbeiten und in seinem
Gesichte befanden sich so viele Falten,
daß der geschickteste Zchauspieler Har
per um die Muste, die er sich mit
hilse von Schminte und Farbe ge
macht hatte, beneiden-taume· Der
Mann, mit dem Avorn zusammen
saß, hatte einen scheuen Blick nnd
Hirn in der Kneipe nicht beson
rs wo zu siiblen. hart-er kannte
diesen ann nur zu ennu: es war
John Nied, ein vielfach bestraster
Verbrechen der in den letzten Jah
ren den Schauplnh seiner Tcitigteit
anscheinend von New York noch
einem nnderen amekitnnifchen Staate
verlegt hatte. Die Kriminalpoli
sei in New Yorl hatte wenigstens
nicht mehr mit ihm zu tnn geholt
Harper sah noch, wie Ulvory dem
Manne eine Rolle Bunlnoten zuschob
Das Nöllchen, das Aoorn dem Aird
zusteette, enthielt nach der urgrsiihren
Schiihung die hin-per mjchen lonns
te, und nach der Größe des Formo
tes der zusammengerollten Banlnoten
800 bis 400 Dollars·
Aird verließ bald daraus die-inei
pe. Auch Avorh zahlte und ging sort.
harper blieb noch eine Zeitlang sitzen
und dachte nach.
»So habe ich mich doch nicht ge-»
täuscht,« sagte er zu sich, «dieset
Menchensreund Aoorh ist eln Lump«
Er scheint nicht zu wissen, daß die»
Polizei längst ein Auge aus ihn ges:
too en hat, weit er sich irr-same Ge-;
schii te e nliißt. Ser die Kaufleute;
in New York und roollyn halten;
ihn siie einen ehrbaren und vermä
Yenben Mann. Die Polizei weih es
iingst, dass er so gut wie banlerott
ist und sich nur durch Schwindel-na
niiver iiber Wasser hält. Seine
Yeandschast silr den verhasteten
illing war mir gleich verdächtig
Fch habe mich im Untersuchungsges
öngnis erlundigt nnd erfahren, daß
man Willing in den nächsten Tagen
lauen lassen mus, weil ihm nichts
na inweisen ist. Trotzdem glaubt
die Polizei, er lei an der Faltchung
beteiligt gewesen. Jch iverve wohl
nicht fehlgehen, wenn ich annehme,
daß auch Adern, der sich so sehr fiSr
Willing interessiert, ein Koinplirei
desselben ist. Deshalb hat er den
Verdacht auf die Frau Broniptons
gelenkt. Wirklich ein gerissener
Gauner, vieler Aveth Aber Dar
per ist euch doch zu klug, und ich
weiß auch, wo ich den febel anzu
sehen habe, um hinter se ne Schliche
zu tommen. John Aird hat einen
rohen Fehler: er ist zu mißtrouilch
ch muß ihm in den nächsten Tagen
einmal auf den Zahn fühlen-"
Zwei Tage später wollte John
Ulri- gerade wieder die Knci e m
Bevollnn betreten, wo er wahrschein
lich eine Verabredung mit Ahorn hat
te, als ihm vor der Tür Harper
plöhllch auf vie Schulter schlug und
zu ihm tagte
«Outen Tag, ohn Airdl Wie
eht es Euchs Wie r einmal in New
LIMI«
«Jn. ich bin beluchsweile ier,"
L te Zehn sieh rnit einein I en
qui den herlihmten deteltiv.
Mich bleibe nur wenige To e in New
jporh ich hin in Erbscha SiAngelec
;genheiten hier.«
« »Ihr beekbt doch nicht etwa den
Advent-' fragte hat-per, und als
er die Belegenheit John Airds be
Irnertte, lachte er laut auf und sagte:
»Ihr braucht Euch nicht vor mir
zu fürchten, ich bin nicht mehr bei
der Polizei, ich habe mich zur Ruhe
visit. Aber ich erinnere mich noch
gern meiner alten Bekannten. Ich
J be Euch zweimal in den le ten
i agen mit Avorn zusammen stiegen.
idem Kaufmann aus der 25. Straße.
Hört einmal, John Aird, ich bin
ietn alter Freund von Euch, laßt Euch
mit dem Manne nicht zu tief ein. Er
stens ist er so gut wie bankerott und
zweitens ist er tein zuverliissiger
Mann. Wirklich, es ist mir gleich
,giiltig, John Atro, ob Jhe ihm den
Hals abschneidet oder irgendeinetn
Hinderni. Aber es wäre mit unan
»genehm, wenn Jhr hineinfallen soll
»tet; den Ihr seid ein alter Betanns
ter von mir. Jch will Euch des
HXZalb nur verraten, dass Avory schon
zweimal feinen Kopf in sehr bösen
Sachen aus der Schlinge gezogen
;hat, indem er feine Komplicen ver
Iriet.«
i John Lilith fah den Deteltio for
jschend an und sagte dann:
i »Wann haben Sie mich zum ersten
iMale jegt hier in New York ge
iseheni Sie sind doch nicht mehr im
!Diensti«
» «Nein, ich bin nicht mehr im
IDienst, lieber Freunds« sagte Hartser.
;,,Gesehen habe ich Euch wohl ein
:paarmal, aber ich habe Euch nicht be
’obachtet, bis mich Avorh aus Eure
Gegenwart aufmerksam machte. Er
kreiß, daß ich Euch von friiher her
lenne. Kommt einmal ein paar
Schritte mit mir.«
Jn einer Hausene, wo harper mit
dein alten Gauner ganz allein war,
sagte er ihm:
»Ihr habt wohl gehört, daß ich
eine große Erbschaft gemacht habe
hier habt ihr 50 Doktors, und wenn
ich Euch einen guten Rat geben soli,
so macht, daß Jhr noch heute abend
»aus New York forttommt. Die Wil
ilingassitre tfl faul, ver-laßt Euch«
draus. und Avory ist der erste, der
Euch preisgibt, um sich eines Mitwifs
sers zu entledigen.«
Die Zornesader auf der Stirn
Airds schwoll an. Harper wußte nur
zu gut, daß der Verbrecher ein sehr
iähzorniger Mensch war.
»Er soll es nur oersuchen,« knirsch
te John Aird, »etwas gegen mich in
Szene zu setzen, dann wird die Poli
zei erfahren, wer nicht nur die Na
Inen aus den Schatz gefälscht hat«
sondern auch seinem Freunde Bromb
ton sechs Scheckbuchblötter aus der
Tasche des Ueberziehers stahl, als sie
zusammen im Klub waren.«
«Tut was Jhr wollt,« sagte hor
per, »ich habe Euch gewarnt. Hier,
nebmt die 50 Dollars und macht
was Jhr wollt. Gott befohlen!«
Harper iibergab Aird das Geld und
ging davon. Als er an dem nächsten
hause boriiberiam, niclte er ganz un
merklich zwei elegant geileideten
Männern zu, die in der hauåtiir
standen.
Aird ging nach der Kneipe, in der
er sich mit Avorn treffen wollte. Der
alte Verbrecher befand sich in gro-l
ßer Aufregung. Avery war ihn-s
durch Darper verdächtig gewordeni
Der ehemalige Krinrinaiinspettor
meinte es gewiß gut. Man schenkt
nicht so ohne weiteres einem Men
schen zur Flucht 60 Dollars, wie
dies Harper getan.
Einer der merkwürdigen Zufälle,
welche die besten Helfer bei der Ver
solgung und Dingfefimachung der
Verbrecher sind, wollte es, daß
Avory ganz gegen seinen Willen aus
gehalten wurde und später, als ver
abredet, zu der Zusammentunst mit
Aird lam. Das bestärite den Ver
dacht Airds.
Gk empfing daher auch Anory tei
ixeexvegs freundlich. Bevor dieser
aber noch Zeit hatte, sich zu erkundi
gen, wodurch Aird so verärgert sei,
standen zwei Männer neben Airtz vie
ihm Handschellen anlegten und ihn
für verhaftet erklärten.
»Sie sehen, lherr Anortx wir find
pünktlich!« jagte einer ver Detettivg.
Avery war so verblüfft, daß er nicht
antworten tonnte. Er glaubte im
ersten Augenblicke selbst, baß auch er
verhaftet werden sollt-. Aber die bei
den Deteltivs grüßten ihn sehr höf
lui;. und fiibrten Aitd ab·
Adern blieb noch eine halbe Stun
de in ber Kneipe, be ablte dann die
Ezech- fiir sich und irb und ging
inmit- ltor der Tltr standen zwei
andere Deteitivs, die iän festnalzs
men, ohne daß er Wider and leisten
tonntr.
Eine halbe Stunde nach Ziel-, saß
auch Ahorn im Unterlachun efängs
nis, aber Utrd wußte das n t, fon
starren in Männer
kleidung.
Von Tr. Reinbotd Giiatlpen
Jn allen Zeiten gab es Frauen,
die gerne die Tracht ihres Geschlech
tes mit der Männergeronndung ver
tauschtem aber schon die Gesetzgeber
des grauen Altertums erließen Ver
bote wider derlei Willtiirlichleiten
So erklärt Moses (V Eg, J) das
Bei-tauschen der durch Sitte rmd
Brauch vorgeschriebenen Kleidung der
Geschlechter fiir einen Greuel. Die
ältgten hellenischen Moralgesetze be:
dr ten das öffentlich in Männer
rracht erscheinende Weib mit dem
Tode. Trotzdem soll Therenire, des
berühmten Diogoras Tochter, es ge
wagt haben, in der verpönten Ge
mandung bei den olmnpiichen Spie
len zu erscheinen. Weil aber ibr
Sohn Pisidoros als Sieger aus den
Welttiirnpfen hervorging, ward sie
sungelröntt entlassen. Auch das ur
Yermnnische Sittengesetz verbot der
Irr-u die Männerlleidung und be
stimmte entsprechende Buben siir der
lei llebertretrrngen. Wir wissen,
welche verhängnisvolle Rolle die
männliche Rüstung in dem Prozesse
zern glaubte,-dafz Avory auf freiem
szße geblieben ser, meil er den Ver
räter gemacht habe. Aird ging in
he Falle, die ihm Harper gestellt hat
te. Die Worte, die auf Anordnung
Hirpers der Deteltio zu Avory gesagt
hatte: »Sie sehen, toir sind pünktlich",
mußten Aird in ieinern Miß
tranen gegen Avory bestärken. Aird
meldete sich noch in der Nacht zu
einer Aussage und gestand aus Rache
alles ein
Aird hatte in letzter Zeit viel Un
glück gehabt. Er tam nach New
Yort, um hier gute Freunde aufzusa
chetr. Er tannte Avory von früher
her und besuchte ihn. onry unter
F iiste ihn mit einer Kleinigkeit und
haupiete, er habe selbst lein Geld.
ber es tbnne ein großer Schlag ge
sund-, mussied Mlassig
sei.
» Avory hatte in der Garderobe des
Mal-T dem er zusammen mit Bromb
ton angehörte, aus dem lieberzieher
des Senators das Scheckbnch heraus
genommen und ratch sechs Scheckfori
mulare aus demselben gerissen. Die
sechs Scheas falschte Aoorn mit der
Unterschrift Bromptons und stellte
sie zusammen ungefähr auf den Be
trag von 200,000 Dollars aus. Aird
iibernahm das schwierige Geschäft des
Einlassiereits, bei dem er leicht abge
faßt werden konnte. Von dem er
fchmindelten Gelde gab tloorn aber
dem Komplicea, nach dessen Ansicht
zu wenig ab. Avory vertröstele Lilird
damit, daß er has Geld zu Spekula
tionen brauche, die sehr viel Geld ein
bringen toiirden. Diesen Gewinn
wollte Aoory mit Aird teilen.
Willing war vollständig unschul
dig. Worum hatte aber Avory sich
so sehr bemüht, Harper siir die ·Un
schuld Willings zu interessieren? Er
glaubte, damit besonders schlau zu
handeln. Er wollte dadurch in den
Augen Bromptons und Hat-Pers als
wohlwollender, ehrlicher Mann er-;
scheinen, der voll Mitleid mit einem
Unschuldigen ist. Er wollte ferner da
durch, daß er sich in dieser Weise in
die Fälfchung einmischte, von sich al
len Verdacht abwälzen. Deshalb woll
te er Hart-er zu dem Glauben veran
lassen, Frau Brompton habe die
Scheere gefälschL
Durch diesen, anscheinend so
schlauen Trick, durch den Avorh sich
fo lange sichern wollte, bis er ohne
Aufsehen zu erregen, verschwinden
konnte, weckte er aber gerade den
Verdacht deo berühmten Detettios.
Horper irrte sich zivar, als er Wil
ling siir einen Komplicen Avorhs
hielt. aber er irrte sich nicht in be
iress Norm-.
Schließlich kam es aber auch noch
heraus, weshalb Avoey gerade Frau
Brompton verdächtigt hatte. Bot ei
ner langen Reihe von Jahren, als die
jehige Frau Senator Brompton noch
unverheimtet war, hatte ihr Avery
einen Heitatsantrag gemacht nnd war
abgewiesen worden
Er terte jeßt die Gelegenheit be
nutzen un sich an der Frau zu tä
chen
zeitte hatt-er zwei Tage länger mit
dem Zusassen gewartet, so wäre
Avoky entwischt. Er hatte alles zur
Flucht vorbereitet und das ganze ec
schtpindelte Geld sollte dazu dienen.
itan die Möglichkeit zugeben, sich in
Australien fortzuhelfew
Beoinpion erhielt den größten Teuil
des eeswindelten Geldes wieder
til-. Ave ethängte sich tm e
nis. Ard erhielt eine so lange
Zu t usstease, daß er das En e
dersel n gar nicht mehr erlebte
der Jeanne Wirt wider die A
klagte Wes denn die gernrani
Auffassung von dein annlößlichen
war bereits in das tanonifche Recht
übergegangen Gegenwärtig wird in
Deutschland das Tragen von Män
nerlleidung seitens weiblicher Per
sonen» außer in der Karnevalözeit,
oder bei öffentlichen Schauftellungen
usw. als «grober Unfug« geschadet
Dagegen sollen irn Augenbiirle etwa
zehn Damen in Frantreich —- Man
weiß freilich nicht recht, aus welchen
Gründen — die polizeiliche Erlaub
nis besitzen, nach Belieben in der
Tracht ihres oder des- stärkeren Ge
fchlechtes. zu erscheinen.
Ganz unzweifelhaft ist die im
allgemeinen beobachtete Abneigung,
die Gewandung unter den Geschlech
tern tauschen zu sehen« nicht auf
ästhetische, sondern auf religiös- mo
ralische Anschauungen zurück zu flish
ren. Tiefe bestanden bereits in je
nen Zeiten, wo die Tracht von Mann
und Weib, oberflächlich genommen,
eine große tiebereinftirnmung auf
wies; sie bildeten sich ferner zur
größten Schärfe aus, als im Mit
telalter die höfliche Kleidung der rit
terlichen Gesellschaft starke ferninisti
fche Antlänge aufwies; sie milderten
sich endlich auffällig, seitdem die
Mertmate im stostiim außerordent
liche Abweichungen zeigten
Jm Museum zu Brüssel findet sich
ein der vlämischen Schule entstam
mendes Geniälde, das- deni Johann
Brueghel zugeschrieben wird Wir
sehen auf ihm das Jnnere des Aus
stellnngorauines eines Kunsthiindlers
mit prächtigen Einzelheiten darge
ftellt. Boenchuie Käufer sind an
xwesend nnd unter ihnen befinden sich
Jztvei junge Frauen, die mit vollen
deter Anmut das reiche spanisch nie
»derländische Kostiim des Edelmam
nes jener Zeit tragen; selbst der
Stoßdegen fehlt nicht. Vergleichen
wir damit die Berichte über ähnliches
Erscheinungen in Lyom in Paris
und vor allem in Venedig, so diirfen
wir als feststehend annehmen, daß
die Damen der besten Gesellschaft
schon im 16 Jahrhundert es nicht
W selten liebten öffnetlich sich in
männlicher Tracht zu zeigen Dasj
Zeitalter Ludwige XIV. aber bess
zeichnet diese Liebhaberei wiederum
als Extrabaganz5 die Frauen von
Versaitleg wollten damals mit eige:
neu Mitteln siegen. Anders unter
dem Nachfolger des «ilioi soleil«.
Nicht nur die Pompndour und die
Tubarry trugen auf Jagden das
nannliche ttosiiini, sondern selbst die
tiariser ekleinbiirgerinnen taten dies
gar nicht selten, wenn fie Augsliige
.·t «ie landliche Umgebung der Stadt
nuternahnien. Tie Meuioirentoerie
jener Zeit lieferte manchen Beleg da
tiir, daß aud, außerhalb Frankreich-:
die Gesellschaft des 18. Jahrhun
derts an solchen Maskeraden keiner
lei Anstoß nahm. Die Gräfin Or
zelcla soll in ihrer stauilicrsileidnng
den nachhaltigsten Eindruct aus den
preußischen tironprinzen Friedrich
ausgeiibt haben nnd von Katharina
ll. wird erwähnt, daß sie in junge
ren Jahren mit Vorliebe ein männ
liche-J Lostiiin trug. Ju der großen
französischen titevolntion treten be
reit; eine ganze Anzahl Frauen aus,
die gleich Thisroigne de Mesrirourt
und Rose Lacombe die Gewandung
ihres Geschlecht-«- rnit sener der Män
ner vertauschen. Freilich verschwand
diese Mode bald wieder von der
Bildfläche unt- die Direktorialzeit er
tannte nur dann die herrschaft des
schönen Geschlechts an, wenn dieses
in möglichst »ureigenster Form« aus
trat.
Lächerlich nnd zugleich häßlich
wurde die Liebhaberei Einzelner für
die Männerlleidung, als sich nach
1830 die sogenannten ,,Emanzipier
ieri" darin hervortaten.
Jn Deutschland gaben die revolu
tionär gesinnte Luise Aslon und die
beriichtigte Lola Mentez, welche je
nach Laune ebenfalls ans die ihnen
durch Sitte und Brauch zugewiesene
Tracht zu gunsten der männlichen
verzichtetem der Polizei mehrfach zu
tun. Am tollslen ivukte die Sache
aber, als verschiedene Damen gar zu
»Freischäklern« wurden. Frau Blen
ter (1849 in der Psalz nnd Baden)
bildete die Voriäuserin und Rüstolv
erzählt aus dem italienischen Feld
zuge von 1860, daß sich bei Gan
baldis Scharen eine ganze Anzahl
weiblicher abenteuerlustiger Personen
in der Unisorni der Nothemden be
fanden. Die merkwürdigste Erschei
nung bildete jedenfalls die sonst sein
gebildete italienisch-englische Gräsin
Maria della Tom, welche sich aus
eigener Machtvolltommenheit die ga
ribaldinis e Dusarenmajotschatge
beilegte. on ihr berichtet das Ta
gebuch des Ginseppe Cesare Abba be
SeHcenderwete »Man sagt, daß sie
iri rnng bringt aleich einer barm
i n Schwester-, aber es M
ge gi, der alte Doktor Ripari
habe sie aus dein Lazarett in Bar
cellone weggejagt, weil er bemerkte,
daß ihr Einfluß ans den Verwunde
ten von Milazzo kein günstiger war.«
Um 1830 sand der politische «Frei
heitslärnpser« Gräsin Emilia Plater
sogar Dichter, die sie befangen, und
1863 wurde der ,,Adjutant« v: Lan
giewicz, die ehemalige Blutnenma
cherin Fräulein Henriette Pustowoi
tow, in Westenropa viel bewundert.
Uebrigens ist sie als wackere Dok
torssran in Paris verstorben. Ne
benbei gesagt, tönnte man über die
als angebliche Männer Kriegsdienst
leistenden Angehörigen des schönen
Geschlechts einen dickleibigen Band
veröffentlichen und trotzdem würde
man höchst wahrscheinlich nur eine
lückenhaste Arbeit darlegen Eine
Studie serner über die Frauen,
welche durch die Eigenart bestimmter
gewerblicher Betriebe, in denen sie
Beschäftigung sinden, gezwungen
sind, männliche Kleidung anzulegen,
dürfte zwar unsere, praktische Ziele
ans allen Gebieten dersolgende Zeit
interessieren, doch würde sie schwer
lich eine vollständige sein ohne erheb
liche Inanspruchnahme der Geduld
der Leser.
! Also sehen wir hiervon vollständig
Hab und legen uns nur die Frage vor,
warum die weibliche Mode im 19.
Jahrhundert zu wiederholten Malen
einen Anlauf nahm, die Rudimente
der wahrlich nicht aus SchönheitAm
sprach erhebenden modernen männ
lichen Tracht zu topieren. Die Ant
wort werden wir hauptsächlich durch «
eine angewandte psychologische Be
trachtung gewinnen. Wohl die mei
sten Frauen haben ein oder daf- an
dere Mal den Wunsch, wenn auch in
aller Verschtoiegenheit gehegt, ein
Mann zu sein. Kommt jedoch zu
dieser Jdee die Lust an rein männ
lichen Beschästigungen, vornehmlich
an Jagd und törperlichem Sport
hinzu, so wird die Kleidung, man
könnte sagen sast unwillkürlich, den
Ausdruck der bestimmten Passiontra
gen. So erklärt es sich, daß seit der
Renaissance das weibliche Kostiim zu
wiederholten Malen scharf hervortre
tende, dem männlichen entlehnie
Charalterzüge aufweist. Die Da
men am Hofe des Sonneniönigs sind
Neiterinnen und lieben leidenschaft
lich die Jagd, aber das steife Zere
moniell der Zeit erlaubt ihnen nur«
den entsprechend reich geschmückten
Männerroct zum langen Reittleide zu
tragen. Diese Beschräntnng verlor
sich, wie wir sahen, im lebenslnsti
gen 18. Jahrhundert.
Selbst die « loomers« der Rad
sahrerinnen sind ursprünglich eins
Erfindung des- Ferninismus gewe
sen. Es war Amelia Bloomer Jeniö
in Boston, eine begeisterte Frauen
rechtterin, die um 1850 ein Reform
lostiim erfand, dass aber eher sür
den tiirlischen, ais den abendländi
f.l)en Geschmack paßte und dem prak
tische Niichternheit nnd lächerliche
Priiderie gleicherweise zu Gevatter
gestanden hatten. Trotzdem machte
die Abgeschniaeitheit — freilich nur
fiir iurze Zeit —- Schule in den
Vereinigten Staaten, um dann 1886
noch einmal in der Form des »di
nided stirt" der Mistreß Bective ans
3ntauchen.
tlnter dem zweiten Kaiserreich,
zwischen 1867 und 1869 erschienen
die »Bloomer«g« mit starker Anleh
nung an das bekannte «D6batdeur«s
lCiostiim, in der eleganten Pariser
Libewelt und wurden Mode siir ga
tante Ruderpartien ans der Seine
nnd Marne, siir Jagden nnd natür
lich auch siir den bereits beginnenden
Radsahrsport. Damals protestierte
jedoch das Pariser Straßenpublitum
sehr vernehmlich gegen die ungewohn
ten Erscheinungen —- dreiszig Jahre
später sand es eine in ,,Bloomers'«
net) zeigende Dame auch ohne beglei
tende-J Rad, fiir höchst chic. Also
niiedcrnm ein Beweis-, wie schnell die
Anschauungen über Sitte und Brauch
sich ändern. Jm gegenwärtigen An
genlilich sind zwar die ,,Bloomers«
nicht mehr ganz »fair«, weil es der
Königin Mode gerade so beliebt nnd
nicht anders, aber niemand lann
mit Sicherheit behaupten, daß nicht
bald eine neuerliche Aenderuna ein
tritt. Vielleicht kommt sogar einmal
eine Zeit, die aller Welt es erlaubt.
Kostiinre nach rein persönlichem Ge
schmait zu tragen. Dale müßten
freilich die Jndividualitäten ungleich
schärfer ausgeprägt lein, als dies
biölang geschah und die Mode würde
trotzdem immer ihre herrscherrolle
beibehalten. -
.
—- Schönes Wort. Haft dn
die Men Kostüme nnd Hüte der
Meter ge
Ja, es eilt huckeln-M was die fis
ones zusammenseohnmackstele hat.